Garrett (Carolina Cold Fury-Team Teil 2) - Sawyer Bennett - E-Book

Garrett (Carolina Cold Fury-Team Teil 2) E-Book

Sawyer Bennett

0,0

Beschreibung

Garrett Samuelson, Starspieler des Carolina Cold Fury Eishockey-Teams, will nichts auslassen. Egal, ob er Eishockey spielt, mit Freunden abhängt oder mit einem neuen heißen Date am Arm über den roten Teppich läuft, er genießt das Leben in vollen Zügen. Olivia Case ist genau sein Typ: selbstbewusst, sexy, klug ... seine nächste Affäre. Aber je mehr er ihr nachstellt, desto mehr gibt Garrett eine Seite von sich preis, die andere Frauen normalerweise nicht zu sehen bekommen. Olivia hat ein Geheimnis. Während Garrett nur für seinen nächsten Nervenkitzel lebt, ist Olivia nicht sicher, ob sie den nächsten Tag erleben darf. Sie befindet sich wegen einer schweren Erkrankung in Behandlung und hat eigentlich keine Zeit für eine lockere Beziehung - schon gar nicht mit einem sündhaft heißen Frauenhelden, der kein Nein als Antwort gelten lässt. Doch mit einer ungewissen Zukunft vor Augen beschließt Olivia, dass es an der Zeit ist, die eigenen Regeln zu brechen. Als sie den wahren Garrett kennenlernt, kann Olivia nicht anders, als sich in ihn zu verlieben ... Hals über Kopf zu verlieben. Olivia will nicht, dass Garrett sich ihr gegenüber verantwortlich oder gar verpflichtet fühlt und kann nicht glauben, dass der ehemalige Playboy bereit ist, sich für eine kranke und möglicherweise sterbende Frau zu ändern. Die Wahrheit zu enthüllen, würde bedeuten, alles zu riskieren - aber du kannst nicht punkten, ohne harte Schläge einzustecken. Die New York Times-Bestsellerautorin Sawyer Bennett betritt die Eisfläche mit dieser emotionalen Geschichte über einen Playboy-Sportler, dessen Erfolgsweg zu einer schönen Frau führt, die alles zu verlieren hat.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 454

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.

Beliebtheit




Sawyer Bennett

Carolina Cold Fury-Team Teil 2: Garrett

Aus dem Amerikanischen ins Deutsche übertragen von Oliver Hoffmann

© 2015 by Sawyer Bennett unter dem Originaltitel „Garrett: A Cold Fury Hockey Novel“

© 2023 der deutschsprachigen Ausgabe und Übersetzung by Plaisir d’Amour Verlag, D-64678 Lindenfels

www.plaisirdamour.de

[email protected]

© Covergestaltung: Sabrina Dahlenburg

(www.art-for-your-book.de)

ISBN Print: 978-3-86495-652-2

ISBN eBook: 978-3-86495-653-9

Alle Rechte vorbehalten. Dies ist ein Werk der Fiktion. Namen, Darsteller, Orte und Handlung entspringen entweder der Fantasie der Autorin oder werden fiktiv eingesetzt. Jegliche Ähnlichkeit mit tatsächlichen Vorkommnissen, Schauplätzen oder Personen, lebend oder verstorben, ist rein zufällig.

Dieses Buch darf ohne die ausdrückliche schriftliche Genehmigung der Autorin weder in seiner Gesamtheit noch in Auszügen auf keinerlei Art mithilfe elektronischer oder mechanischer Mittel vervielfältigt oder weitergegeben werden. Ausgenommen hiervon sind kurze Zitate in Buchrezensionen.

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Epilog

Danksagungen

Autorin

Prolog

Garrett

Die Musik dringt in den tiefsten und befriedigendsten Schlaf ein, den ich seit Langem hatte. Ich hatte den Wecker meines iPhones so eingestellt, dass er um sechs Uhr morgens losgeht, und die markerschütternden Klänge von „Thunder Kiss ’65“ von den White Zombies dröhnen los, ein Song, der mich immer wieder motiviert. Das brauche ich auch, wenn ich mich aus dem Gewirr aus Armen und Beinen lösen will.

Ich schiebe den Kopf der Frau beiseite, der auf einer meiner Schultern ruht, und statt auf Schlummern zu drücken oder die Musik auszuschalten, drehe ich sie noch lauter. Rob Zombies messerscharfe Stimme und der wummernde Bass vibrieren in mir, und die andere Frau, deren Kopf auf meiner Brust liegt und die einen Arm um meine Taille geschlungen hat, zuckt im Schlaf.

„Mach das leiser“, brummt sie, während sie sich von mir löst und mich schlaftrunken ansieht. Goldblondes Haar, das ihr fast bis zum Po reicht, umspielt ihren Körper, und sie ist eine echte Augenweide. Ich glaube, sie heißt Donna.

Die Frau, die an meiner Schulter ruht, gähnt laut und löst sich ebenfalls von mir, wobei sie sich ihr ebenfalls goldblondes Haar aus dem Gesicht streicht. „Wie spät ist es denn?“

Ich lege eine Hand auf ihre Hüfte, streichle sie und schenke ihr mein charmantestes Lächeln. „Zeit für mich, mich auf den Weg zu machen. Ich muss in ein paar Stunden in der Arena sein.“

Sie lächelt mich voller Schalk und Hunger an. Ich glaube, sie heißt Debbie, aber ich bin mir nicht sicher. Beide Frauen sehen einander unheimlich ähnlich und könnten definitiv als Schwestern durchgehen, und verdammt … vielleicht sind sie es auch, was weiß ich. Sicher ist nur, dass sie mich gestern Abend mit nach Hause genommen haben, nachdem wir alle für ein Fotoshooting für ein Männermodemagazin posiert haben. Meiner Meinung nach war es eine kitschige Fotostrecke, bei der ich einen Smoking trug und die Frauen nur Unterwäsche, während sie mich entkleideten. Der Fotograf schoss ein Foto nach dem anderen. Er sagte dabei Dinge wie „Oh, das ist heiß. Du versengst mir die Linse“ und „Mehr Lust … ich brauche ein bisschen mehr Lust“, während meine Gedanken zum bevorstehenden Trainingslager abschweiften, das morgen beginnen würde.

Ich war so was von bereit, wieder Eishockey zu spielen. Der Sommer war großartig, ich habe ihn damit verbracht, mit Alex, meinem besten Freund aus dem Cold-Fury-Team, auf dem Golfplatz abzuhängen und die schönen Strände der Küste North Carolinas zu besuchen. Aber das reicht einem Sportler wie mir nur eine gewisse Zeit. Vor allem, weil ich Eishockey esse, atme und träume.

„Wie wär’s, wenn wir dir einen schönen Abschied bereiten?“, fragt Donna.

Oder ist das Debbie?

Keine Ahnung.

Sie legt die Hand auf meine Brust und fährt mit den Fingernägeln bis hinunter zu meinem Unterleib. Die andere Frau – Scheiße, wenn ich nur wüsste, welche welche ist – umspielt mit der Zunge eine meiner Brustwarzen.

Verdammt … das fühlt sich gut an und mein Schwanz wird leicht hart. Ich weiß, was diese beiden Frauen mit mir anstellen können, denn wir haben es letzte Nacht ziemlich heftig getrieben.

Aber ich schaffe es, mich aus ihrem zärtlichen Ansturm zu lösen, um vom Bett zu kriechen, ehe die Lust mich übermannt.

„Tut mir leid, ihr Süßen“, sage ich grinsend, als sie sich beide verärgert aufs Bett fallen lassen. „Ich habe zu viel zu tun. Aber die letzte Nacht war unglaublich. Die beste meines Lebens.“

Das stimmt sogar. Es war mein erstes Mal mit zwei Frauen gleichzeitig und ich möchte das auf jeden Fall noch einmal ausprobieren.

„Wie wäre es mit einer Zugabe heute Abend?“, fragt eine Hälfte des Duos, während sie einen perfekt manikürten Finger in den Mund steckt und daran lutscht.

Ja … ich würde das gern noch mal versuchen, aber nicht mit diesen beiden. Sie waren heute Nacht einfach fantastisch, aber ich mache selten Wiederholungen, weil das zu sehr nach Verpflichtung riecht.

„Heute Abend kann ich nicht“, antworte ich, während ich mich hinunterbeuge und die Kleidungsstücke auf dem Boden durchstöbere. Ich werfe ihnen ihre Slips zu und greife dann nach meiner Jeans, die ich abgestreift habe. Die Mühe, nach meiner eigenen Unterwäsche zu suchen, mache ich mir nicht, weil ich keine anhatte, sondern ich ziehe meine Hose an, mache einen kleinen Hüpfer, um sie über die Hüften zu bekommen, und schließe schnell den Reißverschluss. „Ich habe was vor.“

„Vielleicht ein andermal?“, fragt die andere, während sie aufsteht und sich anzieht.

„Sicher“, lüge ich schamlos, während ich mir das T-Shirt über den Kopf ziehe. „Gebt mir eure Nummern, ich melde mich.“

Dann sind sie beide vergessen. Ich verlasse die kleine Wohnung, die Debbie – oder war es Donna? – gehört, und denke über all die Dinge nach, die ich heute erledigen muss. Essen, duschen und dann für die Mannschaftsfotos in die Arena. Ich freue mich nach der langen Sommerpause darauf, meine Mannschaftskameraden wiederzusehen. Die meisten Teammitglieder waren auf Reisen und haben so viel Zeit wie möglich mit ihren Familien verbracht, denn seien wir ehrlich … unser Spielplan ist straff und wir sind genauso oft unterwegs wie zu Hause.

Nach den Fotos heute Morgen haben Alex und ich vor, ein gutes Workout zu absolvieren, und heute Abend findet dann die Sommerabschlussparty des Teams bei Coach Pretore statt, bei der Alex und ich zur Feier des Tages wahrscheinlich einen guten Schluck nehmen werden.

Alex Crossman, mein bester Kumpel und Line-Kamerad, der sich erst vor ein paar Monaten mit einer der coolsten Frauen verlobt hat, die ich kenne, ist so ziemlich der lässigste Typ, den ich kenne. Wir haben uns im Laufe des Sommers super angefreundet, nicht zuletzt, weil er sein Arschlochgehabe aufgegeben hat, nachdem er in seiner Verlobten Sutton die wahre Liebe gefunden hatte. Wir trainieren mehrmals pro Woche gemeinsam und spielen genauso oft Golf. Ich bin oft bei den beiden daheim und manchmal treffe ich mich sogar mit Suttons kleinem Bruder Glenn.

Ja … ich habe mich im Cold-Fury-Team eingelebt. Ich hatte zwei Jahre bei den Los Angeles Dragons verbracht und drei Jahre bei den Chicago Vortex, mit denen ich zweimal den Stanley Cup gewonnen habe. Nach einer Gehirnerschütterung hatte ich ein Jahr Verletzungspause und war dann ein paar Monate bei den New York Vipers, bevor ich hierher wechselte. Mit meinen sechsundzwanzig Jahren war ich froh, endlich Teil einer Mannschaft zu sein, in die ich nicht nur wie die Faust aufs Auge passe, sondern wo ich auch eine enge Freundschaft mit einem Mitspieler geschlossen habe. Ich hoffe, dass ich den Rest meiner Karriere hier verbringen kann – was in diesem Geschäft sehr unwahrscheinlich ist, aber man darf ja wohl träumen, oder?

Also ja … heute Mannschaftsfotos und am Abend die Party, aber morgen wird es spannend. Das Trainingslager beginnt, und ich kann es kaum erwarten, wieder aufs Eis zu gehen. Die körperliche Betätigung überschwemmt meinen Geist mit Glückshormonen, die weitaus attraktiver für mich sind als die beiden heißen Frauen, die ich gerade im Schlafzimmer zurückgelassen habe. Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe Frauen und schlafe gern mit ihnen. Aber Eishockey ist meine einzige wahre Liebe, dagegen kommt keine Frau an.

Das war schon immer so, und das wird auch so bleiben.

Kapitel 1

Garrett

Die Mannschaftsfeier ist in vollem Gange, als ich eintreffe, spät wie immer. Trainer Pretore und seine Frau Suzie haben sich mächtig ins Zeug gelegt. Ich treffe sie in der Küche ihres sechshundertfünfzig Quadratmeter großen Hauses, wo sie neben einer Eisskulptur in einer riesigen Kristallschüssel voller geschälter Shrimps Hof halten.

Der Trainer drückt mir kräftig die Hand und schlägt mir auf den Rücken. „Schön, dich zu sehen, Junge.“

Ich schenke ihm ein Lächeln und beuge mich dann hinunter, um Suzie auf die Wange zu küssen. „Schön, euch zu sehen. Tolle Party“, lobe ich, während ich mir zwei Shrimps schnappe.

„Nimm einen Teller“, mahnt Suzie und drückt mir einen in die Hand. „Wie war dein Sommer, Garrett?“

„Großartig, aber ich bin bereit, wieder loszulegen. Ich kann es kaum erwarten, dass das Trainingslager morgen beginnt.“

„Viel Spaß heute Abend“, sagt Trainer Pretore, „aber übertreib es nicht. Ich werde euch morgen hart rannehmen.“

„Nur zu“, grinse ich, während ich mir den Shrimp in den Mund stecke. Ich stelle den leeren Teller auf dem rostroten Granit ab, wasche mir kurz die Hände im Waschbecken und gehe durch das Haus in den Hinterhof, wo, wie ich weiß, fast alle abhängen.

Auf dem Weg nach draußen muss ich nicht weniger als fünfmal innehalten, um jemanden abzuklatschen, mir auf den Rücken klopfen zu lassen oder jemand anderen so zu begrüßen. Außerdem bekommen ich einen harten Klaps auf den Hintern von Zack Grantham, unserem zweiten linken Flügelspieler.

Während ich mir mit einer Hand die brennende Pobacke reibe, schlage ich ihm mit der anderen Hand spielerisch auf die Schulter.

„Was geht, Alter?“, fragt er, während er seinen Arm um die Taille seiner Freundin Gina legt. Er zieht sie seitlich an sich, und ich beobachte interessiert, wie sie die Arme um seinen Rücken und Bauch schlingt und sich eng an ihn kuschelt. Die beiden sind einander so nahe, wie zwei Menschen sich nur sein können. Sie sind nicht verheiratet und haben auch nicht vor, das zu ändern, soweit ich weiß, aber verdammt, sie sind eng miteinander. Ich glaube, sie sind jetzt fast sieben Jahre zusammen, und sie haben einen kleinen Sohn, Benjamin, der, wenn ich mich nicht irre, fast drei Jahre alt ist. Er ist einfach bezaubernd.

„Nicht viel. Ich bin bereit, wieder aufs Eis zu gehen“, antworte ich.

„Das kannst du laut sagen“, stimmt Zack zu. „Es war ein toller freier Sommer, aber langsam langweile ich mich.“

„Zack langweilt sich furchtbar“, fügt Gina lachend hinzu. „Er treibt mich daheim in den Wahnsinn, indem er versucht, Dinge zu reparieren, die gar nicht kaputt sind. Ich finde auch, es ist Zeit, dass er wieder aufs Eis geht.“

Ich nicke und frage: „Wo ist euer Zwerg?“

Zack nickt in Richtung der Doppeltür, die auf die hintere Terrasse führt. „Draußen, er spielt mit Andre und Melys Kindern. Wir waren letzte Woche mit ihm in Disneyland, und er hört nicht auf, von Mickey zu reden. Ich glaube, er hat jetzt auch die anderen Kinder auf den Geschmack gebracht.“

Lachend klopfe ich ihm erneut auf die Schulter. „Ich sehe voraus, dass einige der anderen Spieler nächsten Sommer mit ihren Kindern einen Ausflug dorthin werden machen müssen.“

„Genau“, sagt Gina scherzhaft.

„He, sind Alex und Sutton schon da?“, erkundige ich mich freundlich. Ich habe heute Nacht einen total versauten Witz gehört – von Donna oder Debbie, ich weiß nicht mehr genau. Den muss ich Alex erzählen, und zwar vor Sutton, damit ich sehe, wie hübsch sie errötet und mich dann anschnauzt, ich solle mich schämen. Ich liebe es, sie zu necken.

„Ja … gerade vor Kurzem. Sie sind hinten, glaube ich“, entgegnet Zack und beugt sich vor, um Gina auf den Kopf zu küssen. Sie berühren und küssen einander ständig, was ein intimes Konzept ist, das ich nicht verstehe, weil es bei meinen One-Night-Stands keine Rolle spielt.

Ich verabschiede mich und gehe auf die Terrasse. Die Luft in North Carolina ist warm und schwül, und in der frühen Abenddämmerung schwirren Glühwürmchen herum. Suzie hat überall auf der Terrasse, wo ein paar weitere meiner Teamkollegen und ihre Lebensgefährtinnen abhängen, bunte Laternen aufgehängt. Ich rufe ihnen einen Gruß zu und trabe die Treppe hinunter in den Hinterhof.

Dort gehe ich direkt zu dem Zelt mit den offenen Wänden, in dem ein Bierfass neben einem Tisch steht, der mit noch mehr Essen beladen ist. Paul Mattara, unser Ersatztorwart, schenkt sich gerade ein Bier ein, also nehme ich einen Becher und halte ihn ihm hin. „Mach mal bitte voll, wenn du fertig bist.“

Er schaut auf und grinst, während er seinen Becher nachfüllt und dann meinen entgegennimmt. „Wie war der Sommer?“

„Super. Die Strände von Carolina und heiße Frauen“, sage ich, während ich mich nach Alex und Sutton umschaue.

„Wenn Karen nicht nur einen Meter von mir entfernt stehen würde“, flüstert er und beugt sich zu mir, „würde ich nach den Details der heißen Frauen fragen.“

„Mann … du hast doch selbst eine heiße Frau“, antworte ich, während ich das Bier nehme, das er mir eingeschenkt hat. „Du brauchst meine Details nicht.“

„Das stimmt“, stimmt er mir zu und geht zu seiner Frau.

Ich trinke einen Schluck und schaue mich im Hinterhof um. Viele Leute kenne ich, da ich die Familien meiner Mannschaftskameraden im Laufe der letzten Saison kennengelernt habe. Einige sind mir neu, und ich bin sicher, dass es sich um andere Vereinsmitglieder handelt, die ich noch nicht kenne, oder um Freunde einiger anderer Gäste.

Ich schaue mich nach Alex und Sutton um und mein schmutziger Witz brennt mir förmlich auf der Zunge.

Dann sehe ich sie.

Heilige Scheiße, ist die umwerfend.

Groß und gertenschlank, mit langem Haar im ungewöhnlichsten Karamellton, den ich je gesehen habe. Auf diese Entfernung kann ich nicht erkennen, welche Farbe ihre Augen haben. Sie steht allein und nippt genüsslich an einem Glas Wein, und ehe ich mich versehe, bewegen sich meine Füße in ihre Richtung und mein Körper folgt ihnen.

Sie schaut sich interessiert nach den anderen Partygästen um, ein leichtes Lächeln im Gesicht, und wippt mit dem Fuß im Takt der Musik, die im Hintergrund läuft. Ich lasse meinen Blick an ihrem Körper hinuntergleiten, ehe sie mich sieht, bemerke den fast bodenlangen weißen Rock und den breiten, braunen Ledergürtel um ihre schmale Taille. Sie trägt eine ebenfalls weiße Bluse, die die sonnengebräunten Schultern freilässt und nur einen winzigen Schatten eines Dekolletés zeigt.

Absolut schön … auf eine frische, unkonventionelle Art und Weise.

Als ich noch höchstens einen Meter von ihr entfernt bin, gleitet ihr Blick zu mir und sie schenkt mir ein vorsichtiges, einladendes Lächeln.

„Ich glaube, wir sind uns noch nie begegnet“, sage ich und strecke ihr die Hand entgegen. „Garrett Samuelson.“

Sie nimmt meine Hand, und obwohl ihre Knochen fein und zart aussehen, drückt sie sie fest und antwortet mit einem schallenden Lachen: „Natürlich weiß ich, wer Sie sind. Star-Rechtsaußen der Cold Fury. Jeder Eishockeyfan kennt Sie. Ich bin Olivia Case.“

Ihr Lächeln ist breit und offen und enthüllt perfekt gerade Zähne hinter Lippen, die Angelina Jolie vor Neid erblassen lassen würden. Heilige Scheiße … sie sind einfach vollkommen. Die perfektesten Lippen, die ich je gesehen habe.

Jetzt, wo ich näher an ihr dran bin, fällt mir auf, dass ihr Haar ein wahrer Farbenrausch ist, mit breiten, dicken Strähnen von Bernstein, Honig und Schokolade. Ihre Augen sind moosgrün und sie trägt einen kleinen sexy Diamanten in einem Nasenloch.

Ich setze mein strahlendstes Lächeln auf, von dem ich genau weiß, dass es meine mörderischen Grübchen zum Vorschein bringt, und kann nicht anders, als mit brutaler Ehrlichkeit zu gestehen: „Es tut mir leid … aber Sie sind eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen habe.“

Es ist die Wahrheit, kein Anmachspruch, obwohl, wenn ich sie damit in mein Bett kriege … Bingo!

Sie lacht leise und klimpert mit den Wimpern. „Ziemlich lahm, Garrett Samuelson.“

„Ich meine es todernst“, versichere ich mit leiser Stimme. „Sie sind umwerfend, das musste ich Ihnen einfach sagen. Aber jetzt … da Sie das für eine kitschige Anmache halten, werde ich mich besser aus dem Staub machen. Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenzulernen, Olivia.“

Ich wende mich ab, aber ihre Hand schießt sofort hervor und legt sich auf mein Handgelenk … genau wie ich erwartet hatte. Sie kann eine Herausforderung nicht ablehnen. „Moment mal, Tiger. Wenn das ein echtes Kompliment war, dann danke.“

Ich drehe mich um und grinse. „Dann darf ich mich also eine Weile in Ihrer großartigen Gegenwart sonnen?“

Olivia wirft den Kopf zurück und lacht, ihre Augen leuchten von innen heraus, und ich bemerke große, funkelnde Goldreifen in ihren Ohren, die den unkonventionellen Charme dieser Frau noch verstärken.

„Nur, wenn Sie die kitschigen Sprüche weglassen.“

„Okay … Sie wissen offenbar, wer ich bin und was ich tue. Also erzählen Sie mir von sich.“

„Ich bin Astrophysikerin“, sagt sie feierlich.

„Machen Sie Witze?“, frage ich erstaunt, denn warum trägt sie dann keine Hornbrille und keinen Taschenschutz?

„Ja … das war ein Scherz. Ich bin Nuklearingenieurin“, antwortet sie trocken.

Ich ziehe eine Braue hoch und starre sie an.

Sie hebt die Hand und berührt eine zarte goldene Halskette mit einem Peace-Zeichen als Anhänger. „Eigentlich bin ich Floristin von Beruf. Ich arbeite in einem kleinen Laden namens Fleurish in Chapel Hill.“

„Ahhh.“ Ich nicke wissend. „Ja, ich habe Sie für den kreativen Typ gehalten.“

Sie zieht nun ihrerseits eine schöne, goldbraune Braue hoch, was mir einen Hinweis auf ihre wahre Haarfarbe gibt. „Kreativer Typ? Wie kommen Sie darauf?“

Ich zucke die Achseln. „Weiß nicht. Vielleicht ist es die Art, wie Ihr Haar gefärbt ist … fast wie ein schönes Gemälde von einem Sonnenuntergang. Oder vielleicht ist es die Boheme-Atmosphäre, die Sie mit dem langen Rock und dem kleinen goldenen Zehenring ausstrahlen, der mir aufgefallen ist.“ Ich nicke in Richtung ihres Fußes, denn ja, ich habe das winzige Schmuckstück da unten auch gesehen.

Sie senkt den Kopf und streckt ihren Fuß zur Begutachtung aus. Er steckt in einer weißen Ledersandale, die mit pfirsichfarbenen Kristallen übersät ist. „Sie sind ein guter Beobachter“, sinniert sie, während sie den Fuß wieder absetzt.

„Wenn mich etwas interessiert“, entgegne ich. „Haben Sie einen Freund?“

Ihr Kopf schnellt hoch und ein Grinsen bildet sich auf ihrem Gesicht. „Nein.“

„Ehemann?“

„Nein“, antwortet sie, während sie die linke Hand ausstreckt und mit den Fingern wedelt, um mir zu zeigen, dass sie keinen Ehering trägt.

„Liebhaber?“

Sie grinst. „Nein.“

„Potenzieller Liebhaber?“, erkundige ich mich und ziehe die Brauen hoch.

„Nein“, kichert sie.

„Verdammt“, sage ich kläglich und fasse mir ans Herz. „Es gibt also keine Hoffnung für mich?“

„Nicht bei dem Tempo, das Sie vorlegen“, scherzt sie, was mich zu einem herzhaften Lachen verleitet. Es macht Spaß, mit ihr zu blödeln.

Aber jetzt ist Schluss mit lustig.

Ich beuge mich zu ihr hinunter und frage mit einer tiefen, verführerischen Stimme, die mir schon Dutzende von Verabredungen beschert hat: „Besteht überhaupt eine Chance, dass ich Sie dazu bringen kann, mit mir auszugehen, egal wie gering sie ist?“

Sie weicht einen kleinen Schritt von mir zurück, was wahrscheinlich bedeutet, dass mein Charme nicht ausgereicht hat.

„Tut mir leid“, erwidert sie mit einem sympathischen Lächeln, „aber ich glaube nicht, dass wir viel gemeinsam haben, also muss ich ablehnen.“

„Das ist ein bisschen zu früh, um das Handtuch zu werfen“, tadle ich sie. „Woher wollen Sie wissen, dass wir nichts gemeinsam haben?“

Ich weiß genau, dass die Orgasmen, die wir zusammen haben würden, uns beide sehr befriedigen würden.

Olivia lacht amüsiert und legt die Hand auf meinen Arm. Sie drückt ihn sanft … fast mitfühlend. „Nichts für ungut, Garrett … aber Sie haben so etwas wie einen Ruf als Playboy. Sie sind gefährlich.“

Aua. Böses Foul.

Meine Gefühle sind nicht verletzt, aber meine Chancen bei ihr stehen nicht gut. Ich bin kurz davor aufzugeben, aber das passiert mir nicht.

Nie.

Ich trinke einen Schluck Bier, senke dann meinen Becher und schenke ihr mein teuflisch-charmantes Lächeln. „Playboy, hm? Was haben Sie denn über mich gehört? Ich muss wohl ein paar Dinge richtigstellen.“

Sie fährt mit einem Finger über den Rand ihres Weinglases, während sie den Blick abwendet. „Ach, Sie wissen schon. Nur, dass Sie nie mehr als einmal mit der gleichen Frau ausgehen. Dass Sie ein Aufreißer sind.“

Ich schnaube, aber nicht, weil das nicht wahr ist.

Es ist … fast wahr. „Da muss ich widersprechen. Ich bin schon mehr als einmal mit einer Frau ausgegangen.“

Sie zieht skeptisch eine Braue hoch. „Ach ja? Dann erzählen Sie mal.“

„Na ja … mit einer Frau bin ich mindestens dreimal ausgegangen, wenn ich mich recht erinnere“, sage ich mit einem verschmitzten Grinsen. Ich muss ihr ja nicht verraten, dass ich drei Verabredungen brauchte, um diese Frau ins Bett zu kriegen, weil die ersten beiden Verabredungen vorzeitig endeten, da sie Ärztin war und Rufbereitschaft hatte.

„Wow.“ Sie keucht in falschem Erstaunen und zieht diesmal beide Augenbrauen hoch. „Drei ganze Male. Unglaublich.“

Ich werfe ihr einen selbstgefälligen Blick zu. „Sehen Sie … ich habe Seiten, die Sie nicht einmal erahnen.“

Olivia schenkt mir ein weiteres heiteres Lachen, das tief aus dem Bauch kommt, und ich bin froh, dass ich sie wenigstens amüsiere. Ich bin zwar kurz davor, abzublitzen, aber wenigstens habe ich ihr kurz ein wunderschönes Lächeln ins Gesicht gezaubert.

„Sie sind zum Totlachen, Garrett“, sagt sie, während sich ihr Lachen in ein unfassbar süßes Kichern verwandelt. „Im Ernst … Sie bringen mich zum Lachen.“

„Deshalb sollten Sie unbedingt mit mir ausgehen“, kontere ich schnell. „Ich werde Sie mindestens zum Lachen bringen.“

Na ja, und in mein Bett, bevor die Nacht zu Ende ist, hoffe ich, denn das ist im Moment mein wichtigstes Ziel. Aber verdammt, selbst wenn es ein paar Verabredungen bräuchte, um sie dorthin zu kriegen, denke ich, dass diese kluge, witzige und total heiße Frau die zusätzliche Mühe wert wäre.

„Hmm.“ Sie mustert mich nachdenklich von oben bis unten. „Sie sind zwar auf eine raue, attraktive Art und Weise sehr verlockend, aber ich glaube, ich werde trotzdem Nein sagen. Ich stehe einfach nicht so auf Dating.“

„Okay“, sage ich, während ich die Arme seitlich ausstrecke. „Sie haben mich erwischt. Kein Date. Wie wäre es, wenn wir nur eine Nacht unglaublicher, explosiver Leidenschaft miteinander verbringen? Das würde uns ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern, und dann würden wir beide unserer Wege gehen.“

Olivia grinst mich an, und ich bin froh, dass sie nicht beleidigt ist, denn das war ein verdammt ernst gemeintes Angebot. „Sind Sie so gut, ja?“

„Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden.“ Ich zwinkere ihr zu.

„Mein Gott, Garrett“, höre ich hinter mir und muss lächeln, noch ehe ich mich umgedreht habe, um den Neuankömmling anzusehen. „Kannst du keine fünf Minuten durchhalten, ohne eine Frau anzugraben?“

Ich werfe einen kurzen Blick auf Olivia, ehe ich mich Alex zuwende. Ihr Lächeln ist immer noch belustigt, und ich hoffe, sie behält es bei und lässt mich gleich da weitermachen, wo ich aufgehört habe.

„Kumpel … wo warst du?“, frage ich. Wir begrüßen einander per Gettofaust, dann beuge ich mich vor, um Sutton zu umarmen, die neben ihm steht und seine Hand hält.

„Wir sind herumgelaufen und haben dich gesucht“, antwortet Sutton und wirft einen Blick auf Olivia. „Wie ich sehe, hast du keine Zeit verschwendet und dich an meine Cousine herangemacht.“

Ich zucke leicht zusammen und drehe mich zu Olivia um. Ihre Augen funkeln vor Vergnügen. Als ich mich wieder Sutton zuwende, wiederhole ich lahm: „Deine Cousine?“

„Genau. Olivias Mutter, Maryana, ist Jim-Dads Schwester.“ Jim ist ein cooler Typ. Er ist Suttons Stiefvater, der sie und ihre Mutter Penny vor Jahren aus einem Frauenhaus gerettet hat.

Okay, Sutton hat mich erwischt, wie ich schamlos ein Familienmitglied angeglotzt und angebaggert habe, aber ich beschließe, mich davon nicht aufhalten zu lassen. „Wie kommt es, dass ich nicht wusste, dass du eine Cousine hast, die so verdammt hübsch ist? Wie konntest du das vor mir geheim halten?“

Sutton lacht und schlägt mir ziemlich hart auf die Schulter, und ich reibe mir den Muskel, während ich zusammenzucke.

„Mit harter Arbeit und Hingabe. Ich wollte nicht, dass sie Typen wie dir zum Opfer fällt.“

Autsch, das hat auch irgendwie wehgetan, und jetzt habe ich den leisen Verdacht, dass Olivia alles über mein Playboy-Verhalten erfahren hat. Sutton hat in den letzten Monaten neben Alex gestanden und zugesehen, wie ich Frauen verschlissen habe wie ein Lauffeuer einen trockenen Wald. Ich war sogar schon auf Doppeldates mit ihnen, und wenn am Ende des Abends mein Date Alex und Sutton die Hand schüttelte und voller Hoffnung und Sehnsucht sagte: „Das war schön. Ich kann es kaum erwarten, bis wir das wiederholen“, entging mir nie Suttons Augenrollen. Sie wusste genau, dass es kein zweites Date geben würde.

Ich neige den Kopf, um Olivia anzuschauen, und sie erwidert meinen Blick mit demselben leichten, fröhlichen Lächeln, das sie eben schon auf dem Gesicht hatte. Sie genießt es, dass Sutton mich auf die Schippe nimmt.

„Nun, es ist deine Schuld, dass du sie unbeaufsichtigt gelassen hast“, behaupte ich, während ich Suttons Kinn kraule. „Sie war einfach auf dem Präsentierteller.“

„Nur dass er keinen Erfolg hatte“, mischt sich Olivia ein. „Er hat sich Mühe gegeben, aber leider … habe ich widerstanden.“

Alex lacht, und ich weiß, dass ich offiziell bei Olivia abgeblitzt bin. Auch recht. Es ist ja nicht so, als ob es nicht jemand anderen am Horizont gäbe.

„Okay, Sutton … warum gehen du und Olivia dann nicht woanders hin und lasst Alex und mich ein Männergespräch führen“, schlage ich vor und mache eine scheuchende Bewegung mit meinen Händen.

Sutton klopft Olivia auf die Schulter und lehnt sich zu ihr, um ihr unüberhörbar zuzuflüstern: „Das bedeutet, dass Garrett Alex einen schmutzigen Witz erzählen will.“

Ich öffne den Mund, um Einspruch zu erheben, weil es mir um so viel mehr geht als um schmutzige Witze … auch wenn ich sie genau deshalb weggescheucht habe, aber dann meldet sich Olivia zu Wort: „Ich liebe schmutzige Witze. Ich will ihn hören.“

Verdammt … wunderschön und sie liebt schmutzige Witze. Ich bin ernsthaft deprimiert, dass sie nicht mit mir ausgehen will, denn wenn sie schmutzigen Humor liebt, hätte sie sicher nichts gegen ein paar schmutzige Sprüche im Schlafzimmer.

Ich öffne den Mund, um meinen Witz zu erzählen, als ein Smartphone klingelt. Olivia greift in die Tasche ihres langen Rocks und holt ein iPhone mit einer bunten Batikhülle heraus. Sie hebt einen Finger und sagt: „Tut mir leid. Da muss ich rangehen.“

Sie entfernt sich ein paar Schritte, und ich höre, dass sie sich mit einem gemurmelten „Hallo“ meldet.

Meine Augen bleiben einen Moment lang auf ihr haften, dann schlägt Sutton mir auf den Arm, sodass mein Blick wieder zu ihr zurückhuscht.

„Finger weg von ihr“, zischt sie auf eine neckische Art und Weise, aber ich weiß, es ist zugleich ernst gemeint.

Ich sehe Alex verblüfft an. „Willst du wirklich zulassen, dass deine Frau mich so misshandelt?“

Er zuckt lässig die Achseln. „He, Mann … sie ist der Boss.“

Ich werfe ihm einen ironischen Blick zu. „Du stehst so was von unter dem Pantoffel.“

Er grinst nur schelmisch, während er Sutton fest an sich zieht und ihr den Kopf krault. „Mit Freuden.“

„Ich meine es ernst“, beharrt Sutton mit warmer Stimme und einem leicht entschuldigenden Blick, weil sie mich so bedrängt. „Sie hat gerade viel um die Ohren und kann deine Art von Komplikation nicht brauchen.“

Verdammt … jetzt fühle ich mich beschissen. Ich will gerade fragen, was genau Olivia auf dem Herzen hat, das man nicht durch verdammt guten Sex besser machen kann, da kommt Olivia zurück. Sie schaut Sutton direkt an. „Ich habe den Termin am frühen Morgen bekommen, daher muss ich jetzt los.“

Sutton schenkt ihr ein angedeutetes Lächeln und ich spüre zwischen den beiden eine Art Verständnis. Olivia wendet sich mir zu und hält mir die Hand hin. „Es war toll, Sie kennenzulernen, Garrett. Ich liebe es, wie Sie mich zum Lachen gebracht haben.“

Fast schon linkisch nehme ich ihre Hand und genieße kurz deren warme Weichheit, als sie sich verabschiedet. „Es war auch schön, Sie kennenzulernen.“

„Komm“, meint Sutton, tritt einen Schritt nach vorn und legtOlivia kameradschaftlich den Arm um die Schultern. „Ich bringe dich zum Auto.“

Ich beobachte, wie die beiden Cousinen zum Haus gehen, die Köpfe zueinander geneigt, wobei Sutton Olivia sanft drückt. Dann sind sie weg, und meine Gedanken kehren zurück zu dem schmutzigen Witz, den ich Alex erzählen wollte.

Kapitel 2

Olivia

Ich war völlig durcheinander, denn der Anruf, den ich gerade erhalten hatte, löste in mir sowohl Angst als auch Erleichterung aus. Ich verabschiedete mich – nicht etwa, weil ich früh rausmusste, sondern weil ich mich plötzlich nicht mehr in meinem Element fühlte. Ich konnte nicht mehr einfach so herumstehen, koketten Small Talk machen und so tun, als wäre die Welt in Ordnung.

Der Anruf war eine brutale Erinnerung daran, dass in meiner Welt alles falsch ist.

Also umarmte ich Sutton zum Abschied, versuchte, ihrem besorgten Blick auszuweichen, und fuhr los. Statt nach Hause zu fahren, steuerte ich mein Auto in Richtung Fleurish, denn obwohl der Laden schon vor mehr als einer halben Stunde geschlossen hatte, wusste ich, dass Stevie dort sein würde, um die Bestellungen für den nächsten Tag vorzubereiten. Ich musste mit ihm reden, und außerdem gab es nichts, was mich mehr beruhigte, als mich in die Gestaltung eines hübschen Blumenstraußes zu vertiefen.

Fleurish liegt in einem angesagten Teil von Chapel Hill, versteckt zwischen einer eleganten Damenboutique und einem vietnamesischen Bistro. Mein Chef, Stevie Magliano, der zufällig auch mein bester Freund ist, hat Fleurish vor fast zehn Jahren eröffnet, und es ist eines der beliebtesten Blumengeschäfte in der Gegend. Ich parke direkt vor dem Geschäft mit den helllila Mauern und dem abgenutzten Holzschild über der Tür, das den Namen des Geschäfts mit einer Messing-Bourbonenlilie in der Ecke trägt. Die Beleuchtung ist ausgeschaltet, aber ich sehe einen Lichtschein aus dem Arbeitsbereich hinter dem Laden, als ich zur Glastür gehe und einen Blick hineinwerfe.

Nachdem ich die Tür aufgeschlossen und geöffnet habe, rufe ich sofort, um Stevie nicht durch meine plötzliche Anwesenheit zu erschrecken: „Ich bin’s nur.“ Dann drehe ich mich schnell um, um den Code zum Deaktivieren der Alarmanlage einzugeben.

„Ich bin hier hinten“, antwortet er, was ich natürlich wusste.

Captain Obvious.

Stevie ist ziemlich albern, aber so ziemlich der tollste Mensch der Welt. Er ist italienischer Abstammung, aber das merkt man nur an dem großen, klobigen Goldschmuck, den er als nerdige Anspielung auf Die Sopranos trägt, und an der Tatsache, dass er mich manchmal paisano nennt. Ansonsten ist er bewiesenermaßen hundertprozentig und unübersehbar schwul. Stevie trägt sein Haar in langen Stacheln, die platinblond gebleicht, deren Spitzen aber sind in einem leuchtenden Pink gehalten sind. Oder Orange. Oder Himmelblau. Je nach Stimmung. Seine Fingernägel sind mit Glitzerlack lackiert und in seinen Augenwinkeln kleben kleine Strasssteine. Ich schließe von innen wieder ab, stelle die Alarmanlage scharf und gehe durch den vorderen Teil des Ladens, der mit spektakulären Seidenblumenarrangements und ausgefallenen Geschenkartikeln gefüllt ist. Eine ganze Wand besteht aus einer Reihe raumhoher Glaskühlschränke, in denen Dutzende vorgefertigter frischer Sträuße stehen.

Der Arbeitsbereich ist von der Verkaufsfläche durch eine Wand hinter der Kasse abgetrennt, die aber ein großes Fenster enthält, sodass wir den Ladenbereich sehen können, wenn wir hinten an den Sträußen arbeiten. Ich sehe Stevie dort, wie er einen großen Korb mit Pfingstrosen, Inka- und Asiatischen Lilien arrangiert. Wie immer ist seine Arbeit künstlerisch wertvoll.

„Hey“, sage ich, während ich Handtasche und Schlüssel auf den hinteren Tresen lege.

Stevie hebt den Kopf und zwinkert mir zu. „Was machst du denn hier, Kindchen?“

Ich muss lachen, weil Stevie mich „Kindchen“ nennt. Er ist fünf Jahre älter als ich, aber mit seinen dreißig Jahren scheint er viel weiser zu sein, und ich verlasse mich viel mehr auf ihn, als ich eigentlich sollte. Ich arbeite jetzt seit fast sechs Jahren für ihn bei Fleurish, angefangen habe ich hier während meines ersten Studienjahres an der University of North Carolina. Als ich meinen Abschluss in BWL machte, hatte ich keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen wollte, und so wurde aus meinem Teilzeitjob, mit dem ich mir etwas Geld dazuverdienen wollte, eine Vollzeitkarriere in Stevies kleinem Laden. Mein Abschluss war allerdings nicht umsonst, denn obwohl meine Hauptaufgabe das Blumendesign ist, hat Stevie mich gebeten, ihm auch bei anderen Dingen zu helfen, etwa bei der Inventur, der Buchhaltung und dem Marketing.

Für mich ist es ein ruhiges Leben. Ich verdiene genug Geld, um ein hübsches kleines Apartment hier in Chapel Hill zu mieten und meiner Besessenheit von Designerschuhen zu frönen. Davon abgesehen ist mein Leben ziemlich simpel. Ich komme zur Arbeit, ich gehe heim. Ab und zu gehe ich mit Stevie aus, wenn er mich zu einer verrückten, fantastischen Dragqueen-Show mitnehmen will, oder ich besuche Onkel Jim und Tante Penny, um mit ihnen ein Familienessen zu veranstalten, und manchmal gehe ich mit Sutton auf ein Glas Wein. Aber ansonsten … ist mein Leben ohne Komplikationen oder Beziehungen außerhalb meiner Familie und Stevie. Als ruhig und sanft würde ich es beschreiben.

Zumindest bis vor Kurzem.

Jetzt glaube ich, dass es bald ganz schön bewegt und beängstigend sein wird.

„Ich war nur ruhelos“, antworte ich schließlich auf seine Frage, während ich sein neongelbes Tanktop, seine weißen, meiner Meinung nach etwas zu engen Jeansshorts und seine schwarzen Converse High-Tops betrachte. „Ich dachte, ich helfe dir noch ein bisschen.“

„Tauch ein ins Blumenmeer, Freundin“, sagt er, während er eine große Pfingstrose aus dem Korb nimmt und die Lücke mit einer Handvoll Inkalilien füllt.

Ich gehe an den Computer, der auf einem Schreibtisch an der Ostwand steht, und rufe mit ein paar Klicks die nächste Bestellung auf. Sie kommt von einer unserer langjährigen Kundinnen, die so ziemlich die süßeste Person überhaupt ist und schon so lange, wie ich hier arbeite, jede Woche einen Strauß bei uns bestellt.

Ich decke mich mit allem ein, was ich aus der Kühlung brauche, und lege die Blumen und das Grün auf den Arbeitstisch neben Stevie. Er zupft weiter an dem Arrangement, an dem er gerade arbeitet, während ich aus dem Vorratsregal eine kobaltblaue Keramikvase und ein Stück Trockenschaumstoff nehme. Ich trage alles zum großen Waschbecken, weiche den Schaumstoff unter dem Wasserhahn ein und schneide ihn mit einem kleinen Schälmesser so zurecht, dass er in den Boden der Vase passt, dann gieße ich ein wenig Wasser hinein. Ich schaffe alles zum Arbeitstisch, setze mich auf einen der Hocker und mache mich an die Arbeit.

Zuerst stecke ich eine Handvoll Mokara-Orchideen in den Schaumstoffsockel und baue so ein Gerüst, bevor ich mich dem Schmuckgrün zuwende. Ich füge ein paar blaue Hortensien und lavendelfarbene Rosen hinzu, aber die Orchideen verleihen dem massiven Arrangement, das ich kreiere, einen Hauch von Zartheit.

„Das ist sagenhaft. So ähnlich wie ich“, lacht Stevie, während er meine Arbeit begutachtet. Mit übertrieben dramatischer Stimme sagt er: „Miss Conyers wird dieses Gesteck lieben.“

Ich nicke und stecke kommentarlos ein paar weitere Orchideen in den Schaumstoffboden. „Das hoffe ich doch. Sie hat etwas Hübsches verdient, worüber sie lächeln kann.“

Miss Conyers kämpft seit zwei Jahren mit ALS, und ihr Gesundheitszustand hat sich rapide verschlechtert. Erst vor ein paar Wochen hat sie mir bei einem Besuch gesagt, die Blumen würden sie zum Lächeln bringen und sie an all die schönen Dinge in ihrem Leben erinnern.

Stevie vergeht das Lächeln, sein Blick wird mitfühlend. Er kommt auf mich zu, beugt sich zu mir herunter und drückt mir einen Kuss auf den Kopf. „Geht es dir gut?“

Ich zucke die Achseln und stecke die letzte Orchidee in die Vase, bevor ich sie umdrehe, damit ich sie von allen Seiten begutachten und sicherstellen kann, dass es keine Lücken gibt, die gefüllt werden müssen. „Ich denke nur über mein Leben nach.“

„Du hast ein spektakuläres Leben und wirst es noch lange haben“, sagt er mit einem strahlenden Lächeln und drückt mir die Schulter.

„Das weißt du nicht“, antworte ich mit fester Stimme.

Stevies Augen füllen sich mit Tränen und dann schlingt er die Arme um mich. Er stützt sein Kinn auf meine Schulter und flüstert: „Doch. Anders kann es gar nicht sein.“

„Ich habe Angst“, flüstere ich und er drückt mich fester an sich.

Ich habe Angst, weil ich vor zwei Tagen erfahren habe, dass ich Krebs habe.

Ein follikuläres B-Zellen-Lymphom, um genau zu sein.

„Die Praxis des Onkologen hat mich vorhin angerufen“, berichte ich Stevie mit leiser Stimme, während ich weiter auf das Arrangement vor mir starre. „Ich habe morgen früh um sieben Uhr einen Termin. Er hat anscheinend seinen Terminplan umgestellt, um mich reinzuquetschen.“

„Ich komme mit“, erbietet sich Stevie, während er mich noch enger in die Arme schließt. „Du brauchst jemanden, der bei dir ist, um alles mit anzuhören, was er dir sagt, denn du wirst wahrscheinlich nur die Hälfte der Informationen aufnehmen.“

„Danke“, sage ich aufrichtig, während ich das fertige Arrangement bis zur Auslieferung zurück in den Kühlraum bringe. „Aber Sutton hat gesagt, sie kommt mit.“

Er nickt verständnisvoll. „Gut. Wenigstens einer von uns sollte bei jedem Termin bei dir sein.“

Es ist für mich unvorstellbar, dass ich noch vor drei Tagen nicht mal wusste, was ein Onkologe ist. Ich hatte den Begriff noch nie gehört. Als ich in der Praxis meines Hausarztes saß, ging der die Ergebnisse der Biopsie des Lymphknotens in meinem Hals durch und endete mit den Worten: „Wir müssen Sie zu einem Onkologen überweisen, um mit der Behandlung zu beginnen.“

Trotz des wütenden Brummens, das in meinen Ohren entstanden ist, als ich das Wort Krebs zum ersten Mal hörte, bekam ich das mit und fragte dummerweise: „Was bitte ist ein Onkologe?“

Mein Arzt schenkte mir ein nachsichtiges Lächeln. „Ein Krebs-Facharzt. Er oder sie wird alle nicht-chirurgischen Behandlungen, die Sie brauchen, anordnen und durchführen.“

Ich saß also in der Praxis meines Hausarztes und dachte über alle möglichen dummen Dinge nach. Sein Mund öffnete und schloss sich, formte Worte, die ich nicht zu hören schien, und alles, woran ich denken konnte, war, wer Stevie bei Fleurish helfen würde, wenn ich starb.

Wie ein Zombie fuhr ich danach direkt in den Laden, weil ich in diesem Moment meinen besten Freund brauchte. Stevie stand gerade hinter dem Tresen und prüfte die Quittungen. Als ich die Tür öffnete und die kleine Messingglocke ertönte, hob er den Kopf. Er warf einen Blick auf mich und kam hastig um den Tresen herum. „Was ist los?“, kreischte er praktisch.

„Ich habe Krebs“, antwortete ich ihm mit schwankender Stimme, die mir selbst fremd vorkam.

Dann ging ich zu Boden und heulte Rotz und Wasser. Stevie handelte rasch, hängte das GESCHLOSSEN-Schild in die Tür und schloss ab. Er zückte sein iPhone und rief Sutton an. Ein paar Minuten lang hörte ich, wie er ihr eindringlich etwas zuflüsterte, dann saß er mit mir auf dem Boden und umarmte mich fest, während ich weinte.

Sutton brauchte nur dreißig Minuten, was bedeutete, dass sie auf der Autobahn die Schallmauer durchbrochen haben musste. Inzwischen hatte Stevie mich in sein Büro gebracht. Er setzte mich sanft in seinen großen, bequemen Schreibtischstuhl und schenkte mir sofort heißen Kräutertee ein.

Ich erzählte ihnen, so gut ich konnte, was ich bisher wusste – was praktisch nichts war. Stevie und Sutton taten alles, um mir Mut zu machen und mir neue Kraft zu geben. Keiner von uns wusste, was die Zukunft für mich bereithielt, denn zu diesem Zeitpunkt fehlte es uns an Informationen. Aber als sie zwei Stunden später mit mir fertig waren, war ich davon überzeugt, dass ich diesem Krebs so tief in den Arsch treten würde, dass mein Stiefel stecken blieb.

In den nächsten beiden Tagen versuchte ich, die ominöse Nachricht zu verdrängen und mich nicht zu sehr damit zu beschäftigen, was unmöglich war. Sutton lud mich sogar zu der Cold-Fury-Party ein, und obwohl ich mich normalerweise damit begnüge, zu Hause zu bleiben und mich in ein gutes Buch zu vertiefen, hatte ich aus irgendeinem Grund das dringende Bedürfnis, rauszugehen und etwas zu unternehmen. Um mir zu beweisen, dass ich noch eine ganze Menge Leben vor mir hatte.

Ich traf mich also mit Sutton und Alex im Haus des Trainers in North Raleigh, und in der kurzen Zeit, die ich dort verbrachte, hatte ich viel Spaß. Zugegeben, der Spaß bestand im verbalen Sparring und im Flirten mit Garrett Samuelson, aber Spaß hat es trotzdem gemacht.

Mehr als Spaß. Geistreiches Geplänkel. Aufregendes Flirten.

Verdammt, Garrett ist absolut und umwerfend schön. Natürlich hatte ich von Sutton und Alex genug über ihn gehört, um zu wissen, dass er niemand ist, dem man sein Herz schenkt, aber ich konnte die animalische Anziehungskraft nicht leugnen, der ich zu erliegen drohte. Obwohl ich seine Annäherungsversuche immer wieder zurückwies, schrie mein Körper jedes Mal, wenn ich Nein sagte: „Ja!“ Auch mein Verstand meldete sich zu Wort und merkte an, ich solle das Leben in vollen Zügen genießen, solange ich konnte, und einen äußerst attraktiven Mann, der Lust auf atemberaubenden Sex hatte, ruhig mitnehmen.

Dennoch siegte mein gesunder Menschenverstand, aber ich bin mir nicht sicher, wie lange er noch die Kraft gehabt hätte, Widerstand zu leisten. Wäre Sutton nicht aufgetaucht und hätte Garrett praktisch verscheucht, hätte ich wohl kapituliert, denn mein Verstand war völlig durcheinander und verdreht wegen der schrecklichen Gedanken, die mir ständig durch den Kopf gingen.

Doch dann erhielt ich den Anruf vom Onkologen, der mir für den nächsten Tag einen Termin in den frühen Morgenstunden anbot, und die Realität brach wieder über mich herein. Ich hätte zwar nicht unbedingt gehen müssen, weil es noch nicht so spät war, aber ich hatte plötzlich keine Lust mehr auf Gesellschaft, und diese fröhlichen, lebhaften Menschen um mich herum erinnerten mich schmerzlich an alles, was ich zu verlieren hatte.

„Wie war die Party?“, fragt Stevie, während er einen großen Kreis aus Schaumstoffblöcken hervorzieht, der an einem Drahtgestell befestigt ist. Offensichtlich arbeitet er an einem Kranz, und ich bin froh, dass er diesen Auftrag übernommen hat. Ich bin darin nicht so gut wie er, denn Grabkränze erfordern Exaktheit und müssen gut ausgewogen sein. Ich bin viel besser mit kreativen Blumenarrangements.

„Gut“, sage ich und lächle innerlich über mein Gespräch mit Garrett.

„Aha!“, ruft Stevie aus. „Was ist das für ein Gesichtsausdruck?“

Ich blinzle ihn überrascht an, während ich den Tisch abwische, ehe ich mich an den nächsten Strauß mache. „Welcher Gesichtsausdruck?“

„Dieser diskrete, geheimnisvolle, vielleicht sogar ein wenig sinnliche.“

„Du spinnst. Völlig verrückt bist du, um genau zu sein“, spotte ich, auch wenn sich meine Wangen ein wenig erhitzen.

„O verdammt, nein!“ Stevie schiebt den Schaumstoffblock weiter nach hinten auf den Tisch und stürzt sich auf mich. Er nimmt meine Hände, zieht mich zu meinem Hocker und drückt mich darauf. Dann hüpft er auf den Hocker gegenüber, schlägt ein Bein über das andere und verschränkt die Hände. Er sieht mich erwartungsvoll an und sagt: „Raus damit. Du hast etwas Pikantes zu erzählen und rückst besser auf der Stelle damit heraus.“

Ich schmunzle. Seine Laune, die mich zu Klatsch und Tratsch anregt, vertreibt für einen Moment alle Sorgen aus meinem Kopf. Ich nehme die Verschnaufpause dankbar an.

„Okay“, antworte ich verschwörerisch. „Also, ich habe einen der Cold-Fury-Spieler getroffen und wir haben ein ganz schönes Gespräch geführt.“

„Wie das?“, erkundigt sich Stevie und seine Augen funkeln.

„Er kam einfach auf mich zu und erzählte mir irgendeinen Mist darüber, wie schön ich sei und dass es keine kitschige Anmache sei, aber … o Gott … es war so kitschig und natürlich ganz klar eine Anmache.“

„Ist er heiß?“

„Mehr als heiß. Dunkelbraunes Haar, ziemlich lang … etwa bis zum Kinn, aber es ist irgendwie in wellige Stufen geschnitten.“

Stevie schließt die Augen und seufzt angesichts des Bildes, das bei meinen Worten vor seinem geistigen Auge entsteht.

„Er hat die unglaublichsten grünen Augen. Richtig hell und strahlend. Oh, und er ist groß, und man sieht, dass er sehr muskulös ist. Ein wirklich attraktiver Mann.“

„Ich sterbe schon bei der Vorstellung“, quietscht Stevie beinahe. „Also … wann gehst du mit ihm aus?“

Das Grinsen, das ich bei der Beschreibung Garretts aufgesetzt habe, erlischt. „Gar nicht. Ich habe ihm einen Korb gegeben.“

„Du hast was?“ Stevie schreit jetzt beinahe. „Bist du wahnsinnig? Du hattest seit vor der Geburt Moses’ kein Date mehr und jetzt ist ein verdammt heißer Eishockeyspieler hinter dir her. Bitte sag mir, dass das ein Scherz war.“

Ich schniefe beleidigt. „Er will mir nur an die Wäsche, nichts Ernstes.“

„Ja und?“, fragt Stevie lang gezogen. „Wo ist das Problem?“

Ich öffne den Mund, um ihm zu sagen, wo das Problem ist, aber es kommt nichts. Meine Gedanken kreisen, und ich versuche, mich an die Gefühle zu erinnern, die ich hatte, als er mich um ein Date bat. Hitze, Aufregung, vielleicht sogar ein wenig Verlangen. Alles zweifellos gute Gefühle. Warum zum Teufel habe ich Nein gesagt?

„Komm mir nicht mit dem Scheiß, dass du aus moralischen Gründen etwas gegen Gelegenheitssex hast“, sagt Stevie, ehe mir diese Ausrede überhaupt einfällt.

„Habe ich nicht“, murmle ich. „Ich bin einfach nicht so.“

Das bin ich tatsächlich absolut nicht. War ich noch nie. All meine sexuellen Erfahrungen waren das Ergebnis langfristiger, vertrauensvoller Beziehungen.

Stevie verdreht die Augen. „Warum steckst du dich in eine Schublade, Olivia? Es ist nichts Falsches daran, wenn du deinem Begehren nachgibst. Solange ihr beide einverstanden seid, Safer Sex und realistische Erwartungen habt – wo ist der Nachteil?“

Schnaubend ziehe ich eine Braue hoch. „Bei dir klingt alles so einfach, aber in meinem Leben ist nichts mehr einfach.“

„Es ist ganzeinfach“, behauptet er. „Vielleicht hat dir das Leben etwas Einfaches serviert, weil du genau das brauchst. Verdammt, komplizierte Sachen hast du schon genug am Hacken. Also, meiner Ansicht nach … ist einfach gut. Ganz zu schweigen davon, dass er sich wie die perfekte Ablenkung anhört.“

Ich war noch nie eine Freundin von Wagnissen und Aufregung. Adrenalinschübe verursachen bei mir Übelkeit, und das Unbekannte löst bei mir Juckreiz aus. Ich liebe immer schon die Ruhe und die Sicherheit.

Aber jetzt, wo ich mit einer möglicherweise begrenzten Lebensspanne konfrontiert bin, muss ich mich fragen, ob ich dadurch etwas verpasse. Wenn mich diese Krankheit umbringt, werde ich es dann bereuen, dass ich mir diese Gelegenheit habe entgehen lassen? Selbst wenn die Gelegenheit beängstigend und Furcht einflößend, aber potenziell bis ins Mark aufregend ist?

„Du meinst also, ich soll einfach losziehen und mit einem völlig Fremden wilden, ungehemmten Sex haben?“

Stevie rollt mit den Augen und schlägt mir aufs Bein. „Das wäre schon mal ein guter Anfang, aber ich denke, du weißt, was ich meine. Pack dein Leben bei den Hörnern. Gibt es einen besseren Zeitpunkt dafür als jetzt? Aber es geht nicht nur um wilden, ungehemmten Sex. Du wirst demnächst in die Schlacht ziehen, Schatz, und du musst dich mit einer Rüstung ausstatten und dich bereit machen, in ein paar Ärsche zu treten.“

Ich kaue auf meiner Unterlippe und denke über seine Worte nach.

„Aber“, fügt Stevie ernsthaft hinzu, „ich glaube, eine Nacht voller Schweiß und nackter Haut mit einem heißen Eishockeyspieler wäre der perfekte Start.“

Vielleicht hat er recht – vielleicht muss ich aus meiner Komfortzone ausbrechen und wirklich anfangen, mein Leben so zu leben, als wäre jeder Tag mein letzter. Denn ehrlich gesagt … das könnte sein.

Leider glaube ich, dass ich die Gelegenheit mit Garrett verpasst habe. Ich habe ihn rundheraus abblitzen lassen und werde ihn nie wieder sehen, und ich werde auf keinen Fall zu Sutton gehen und sie bitten, mich mit Alex’ bestem Freund zu verkuppeln. Sie würde nie verstehen, dass ich mich plötzlich in ein lüsternes Flittchen verwandle.

Nein, der Zug ist abgefahren, aber ich denke, ich werde Stevies Rat befolgen und anfangen, mich für weitere Chancen zu öffnen, die sich mir bieten. Denn ich werde nicht kampflos untergehen, und wenn ich untergehe, will ich nichts bereuen müssen.

Kapitel 3

Garrett

Der Trainer pfeift und wir legen los. Alex hat den Puck in der Mitte des Eises, während ich die linke Seite entlanglaufe und unser anderer First-Line-Stürmer, Kel Borden, parallel über die rechte kommt. Alex führt den Puck mit seinem Stock, während er Torwart Thomas Erickson im Auge behält. Er kommt heran … direkt in die Mitte, aber Thomas macht sich breit, seine massige Gestalt nimmt zu viel Platz im Netz ein. Alex holt zu einem Schlagschuss aus, aber im letzten Moment spielt er einen schnellen, aber raffinierten Pass in meine Richtung. Noch während seine Kelle den Puck zum Abschied küsst, hole ich aus, um selbst einen fulminanten Schuss auf das Tor abzugeben. In letzter Sekunde sehe ich Kel von rechts kommen, während Thomas seine ganze Aufmerksamkeit auf mich richtet. Statt zu schießen, passe ich den Puck sanft in die Mitte des Eises zu Kel.

Thomas wirft sich zurück in die Mitte, aber Kel hat den Puck bereits zwischen seinen Beinen hindurch ins Tor befördert. Es gibt keinen großen Jubel und niemand reißt die Hände in die Höhe. Das liegt daran, dass dies kein Spiel ist, sondern unsere erste Trainingseinheit in dieser Saison, und wir nur üben. Grundlegende Dinge, um uns aufzuwärmen und ans Eis zu gewöhnen.

Thomas schlägt frustriert seinen Torwartschläger aufs Eis und murmelt: „Toll gemacht.“ Kel tippt mit seinem Schläger anerkennend leicht gegen Thomas’ Wade, und wir fahren alle zum anderen Ende des Eises zurück, während die nächste Dreiergruppe sich bereit macht, loszulegen.

Ich bleibe neben Alex stehen und stütze die Hände auf die Spitze meines Stocks, während ich die Kelle auf dem Eis ruhen lasse. „Willst du was essen gehen, wenn wir fertig sind?“

„Klar“, sagt Alex, während er sich die nächste Trainingseinheit ansieht. „Sutton trifft sich mit Olivia zum Mittagessen, ich habe Zeit.“

Olivia.

Verdammt, die Frau ist heiß, lustig und klug – und habe ich schon erwähnt, dass sie heiß ist?

Ich war deprimiert, als sie nicht mit mir ausgehen wollte, und noch deprimierter, als Sutton alle weiteren Versuche meinerseits, sie zu bezaubern, abgeblockt hat. Obwohl ich wirklich keine anderen Absichten hatte, als zu sehen, ob ich sie ins Bett kriegen könnte, musste ich mir eingestehen, dass die Jagd mehr Spaß machte als alles, was ich je erlebt hatte. Ihr Lächeln, ihre erotische Stimme und die Herausforderung, die sie darstellte, hatten etwas an sich.

„Warum essen wir nicht mit den beiden?“, frage ich freundlich.

Alex rollt die Augen. „Du wirst Olivia nicht abschleppen. Ich dachte, Sutton hätte das klargestellt.“

Ich schnaube belustigt. „Deine Frau hat in dem Punkt kein Mitspracherecht.“

Achselzuckend sagt Alex nur: „Sie wird dich skalpieren. Ich versuche nur, dich zu beschützen.“

Nach der letzten Dreiergruppe pfeift der Trainer dreimal scharf und ruft: „Okay. Tolle Arbeit, Jungs, aber die Zeit ist um für heute. Ihr Schwachköpfe macht jetzt Platz für Gruppe B.“

Verdammt … das Training ist schon vorbei? Ich bin so scharf darauf gewesen, wieder aufs Eis zu gehen, dass die Zeit wie im Flug zu vergehen schien. Ich stoße mich ab und gleite in Richtung der Tür, die unter die Tribüne und in die Umkleidekabine führt.

Als ich auf den Betonboden trete, werfe ich Alex über die Schulter einen Blick zu. „Warum will Sutton eigentlich nicht, dass ich mit Olivia ausgehe? Bin ich nicht gut genug für sie?“

Alex stößt mir mit seinem Stock hart in den Rücken, sodass ich einen Schritt nach vorn stolpere. „Du weißt, Sutton betet dich an. Sie will nur ihre Cousine beschützen.“

„Ich will sie ja nicht bis in alle Ewigkeit verderben“, murre ich, als ich die Umkleide erreiche. „Es geht nur um ein Date, verdammt.“

Alex folgt mir schnaubend hinein. „Echt jetzt? Ein Date? So nennst du das jetzt?“

„Ja, ein Date, du Trottel. Es ist ja nicht so, als hätte ich noch nie eines gehabt.“

„Aber deine Vorstellung von einem perfekten Date endet damit, dass du im Bett liegst und zum Schuss kommst.“

„Na und?“, brumme ich. „Wer würde ein Date nicht gerne so beenden? Sag bloß nicht, dass du nicht wolltest, dass dein erstes Date mit Sutton so endet.“

Alex errötet schuldbewusst und ich grinse wissend. Ich gebe ihm keine Chance, es zu leugnen, und verpasse ihm einen harten Knuff. „Außerdem … ich hatte schon viele Dates, die nicht im Bett endeten, und wenn Olivia einfach nur ausgehen und den Abend genießen will, dann bin ich auch dafür zu haben. Ich habe keine Erwartungen, weder in die eine noch in die andere Richtung.“

Hoffnungen ja, aber keine Erwartungen.

Alex lässt resigniert den Kopf hängen und murrt: „Schon gut, ich hab’s kapiert.“

Ich grinse über meinen Sieg und setze mich auf eine der Bänke, um meine Schlittschuhe auszuziehen. Aber der Triumph ist nur von kurzer Dauer, denn Alex holt mich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Aber sie hat dir doch schon einen Korb gegeben, Mann. Also ist es irgendwie unerheblich, oder?“

Ich hebe konsterniert die Brauen, denn ja … Olivia hat ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie nicht mit mir ausgehen will. Aber ich bin kein Mann, der so leicht aufgibt. Wenn ich das wäre, hätte ich es nie zum Profi-Eishockeyspieler gebracht.

„Hast du Olivias Telefonnummer?“, frage ich Alex.

„Nein“, sagt er und sieht ein wenig erleichtert aus, nicht in die Sache verwickelt zu sein.

„Ruf Sutton an … und besorg sie mir.“

„Auf keinen Fall. Sutton würde mir den Hals umdrehen, wenn ich sie nur danach fragen würde. Du bist auf dich allein gestellt.“

Arschloch, denke ich mir, aber dann huscht ein hinterlistiges Lächeln über mein Gesicht. Egal. Ich weiß, wo Olivia arbeitet. Frische Blumen wären super. Ich überlege, wie ich Olivia ansprechen und sie dazu bringen kann, ihre Entscheidung, nicht mit mir auszugehen, rückgängig zu machen.

Wenig später stoße ich die Glastür zu Fleurish auf, und sofort umfangen mich wunderbare Düfte. Manche blumig, manche würzig. Eine Flut von Farben verwöhnt meine Augen, und ich bin überwältigt von der schieren Menge an Pflanzen und Sträußen, die auf Tischen und verschiedenen Ständern stehen. Die kleinen, dekorativen Lampen, die strategisch im Laden platziert sind, schaffen eine schöne Lichtstimmung. Ich war noch nie zuvor in einem Blumenladen, aber es ist … schön. Auf jeden Fall beruhigend.

„Kann ich Ihnen helfen?“ Ich höre eine etwas unmännlich klingende Stimme, die definitiv nicht Olivias ist.