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Rügen, das bedeutet nicht nur Kreidefelsen, Strände und die Aussicht auf das Meer; die Insel birgt vielmehr zahlreiche besuchenswerte Gärten, von denen nicht wenige zu den schönsten im Land gehören. Und immer mehr Menschen gehen erfolgreich auf Entdeckungsreise. Erstmals widmet sich daher nun ein Buch ausführlich in Wort und Bild diesem Thema. Jens Beck, Experte in Sachen Gärten und an der Rekonstruktion mehrerer Anlagen auf Rügen beteiligt, und Thomas Grundner, der Landschaftsfotograf Mecklenburg- Vorpommerns, stellen sie vor: Die großen Parks wie den in Pansevitz oder den berühmten in Putbus, aber auch kleine, romantisch gelegene Gärten. Deutlich wird, welche Vielfalt Rügen für Gartenliebhaber zu bieten hat. Ergänzt wird das Buch durch einen Ausflug auf die Insel Hiddensee, in die malerisch von Pflanzen umrahmte Gerhart-Hauptmann-Gedenkstätte.
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Seitenzahl: 163
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Kartzitz
Inhalt
Rügen – Insel der Gärten
Kurze Geschichte der Gartenkunst auf Rügen
Die Mitte der Insel
Boldevitz
Pansevitz
Kartzitz
Klein Kubbelkow
Wittow und die nördlichen Bodden
Lancken/Dranske
Granskevitz
Juliusruh
Pfarrgärten
Am Großen Jasmunder Bodden
Ralswiek
Semper
Spyker
Die Friedhöfe Rügens
Der Rugard und die Wälder im Nordosten
Granitz
Die Umgebung von Schloss Granitz
Dwasieden
Die Anlagen der Seebäder
Der Südosten Rügens
Losentitz
Putbus
Die Umgebung von Putbus
Üselitz
Hiddensee
Künstlergärten auf Hiddensee
Kartzitz, Fähre im Park
Rügen – Insel der Gärten
Inseln und Gärten scheint eine fast symbiotische Beziehung miteinander zu verbinden. Eine Insel hat durch ihre Abgeschiedenheit oft etwas Paradiesisches und verwandelt sich unter der ordnenden Hand des Gärtners im Idealfall in einen einzigen großen Garten. Die Liste dieser Garteninseln ist lang und reicht von dem mythologischen Eiland Kythera bis zur modernen Dauer-Gartenschau auf der Mainau. Die schönste unter ihnen ist das schlicht Isola Bella genannte Fleckchen Erde im Lago Maggiore, die unerreichte Verkörperung des Traums von der vollkommenen Gestaltung eines vom Wasser umschlossenen Teils der Welt.
Umgekehrt werden Gärten gerne mit Inseln verglichen. In Boccaccios »Decamerone« sind die Gärten Zufluchtsorte der Fröhlichkeit in einem Meer aus Grausamkeiten, in der städtischen oder auch der tatsächlichen Wüste scheinen Gärten grüne Oasen in einer unwirtlichen Umwelt zu sein. Und auch bei dem größten bisher in Deutschland in Angriff genommenen Gartenprojekt, der Gestaltung der Potsdamer Landschaft durch Peter Joseph Lenné, wurde schon im 19. Jahrhundert von der Verschönerung der Insel Potsdam gesprochen. Schließlich ist die Stadt von den seeähnlichen Aufweitungen der Havel fast vollständig umgeben. Selbst im aktuellen Marketing finden sich Spuren dieser engen Verbindung, denn bei der Werbung für die Internationale Gartenschau 2013 in Hamburg wird gerne darauf hingewiesen, dass diese auf Europas größter Flussinsel stattfindet – dem von Norder- und Süderelbe umflossenen Wilhelmsburg.
Während Inseln wie Madeira, Bornholm oder Jersey mit ihrer Gartenkultur untrennbar verbunden sind, ist Rügen als Insel der Gärten noch zu entdecken. Denn bereits in den frühesten Beschreibungen wird zwar die Landschaft zu Recht als außergewöhnlich reich an einmaligen Naturschönheiten gerühmt, Darstellungen der Gärten und der großen Parkanlagen sucht man jedoch meist vergeblich. Selbstverständlich besichtigt jeder Rügenreisende den Schlosspark in Putbus, aber die Diskussion über den künstlerischen Wert der Innenausstattung des Schlosses und seiner Sammlungen nimmt breiteren Raum ein als die Betrachtung der aufwendig gestalteten Anlagen und der wertvollen Gewächshauskulturen. Dass Malte zu Putbus sich zeitlebens bemüht hatte, zumindest Teile seines kleinen Fürstentums durch gezielte Gestaltung zu verschönern, wird oft übersehen.
Rügen besaß zeitweise tatsächlich die Anmutung eines großen Landschaftsgartens, jedenfalls muss es den Romantikern so erschienen sein. Das Ineinanderfließen von großartigen Naturszenerien, idyllischen Kulturlandschaften und klug gesetzten künstlerischen Akzenten hatte offensichtlich im frühen 19. Jahrhundert ein Gleichgewicht erreicht, das in der Zeit der aufkommenden Moderne bereits etwas Entrücktes und gleichzeitig unmittelbar Gegenwärtiges besaß und die deutsche Künstlerelite zu Höchstleistungen anregte. Worin allerdings dieses fruchtbare Moment lag, lässt sich heute selbst beim Betrachten der damals entstandenen Bilder nur schwer nachvollziehen. Interessant ist jedoch, dass immer wieder der Vergleich mit Italien auftaucht, was als Wertschätzung der Rügener Landschaft interpretiert werden muss und nicht als wirkliche Gegenüberstellung zu verstehen ist. Rügen bleibt auch bei wohlwollender Betrachtung optisch so weit vom Land der blühenden Zitronenbäume entfernt, wie es dies geografisch ist. Jakob Philipp Hackert war sich dessen offensichtlich bewusst und hat es mit sicherem Künstlerinstinkt vermieden, seiner Darstellung der Kreidefelsen auch nur den Anschein von Italianitá zu geben. Im Zyklus seiner sechs Landschaftstapeten in Boldevitz konfrontiert er sie als kühle, fast realistische Darstellung mit den anderen mediterranen Ideallandschaften.
Es darf unterstellt werden, dass nicht nur den Malern des frühen 19. Jahrhunderts Rügen eine reiche kreative Quelle war, sondern auch den Gartenkünstlern. Die unvergleichlichen Ausblicke, das bewegte Relief und das insgesamt günstige Klima müssten eigentlich jedem Schaffenden optimale Voraussetzungen geboten haben. Angesichts dieser Ausgangslage wären auf Rügen englische Verhältnisse zu erwarten gewesen. Tatsächlich mangelt es nicht an interessanten und schönen Anlagen, dennoch ist die Insel keineswegs überzogen mit großartigen und großflächigen Gärten. Warum nicht jeder Gutsbesitzer dem Vorbild Pücklers gefolgt ist, lässt sich mit der Tatsache erklären, dass nicht jeder ein Interesse hatte, sich finanziell zu ruinieren.
Folgerichtig stehen in den zahllosen Beschreibungen Rügens nicht die Gärten im Vordergrund, sondern die verschiedenen Landschaften. Und auch diese erschließen sich dem Betrachter keineswegs von allein, folgt man der etwas schulmeisterlichen Ansicht von Erwin Müller, nach der dem Rügenbesucher erklärt werden muss, was er da vor Augen hat, denn: »Die Rügenschen Landschaften erfordern ein gewisses Studium, und deshalb wird man zuweilen von flüchtigen Touristen, welche der Insel nur wenige Tage zu widmen pflegen, Urtheile fällen hören, die eine richtige Würdigung der insularen Reize verkennen lassen.«1
Um auch den flüchtigen Besucher vor einem Fehlurteil über die Gärten der Insel zu bewahren und auf die Objekte aufmerksam zu machen, die in der Rügenliteratur bisher nicht ausreichend gewürdigt wurden, sind die wichtigsten Grünanlagen Rügens nun erstmals in dem vorliegenden Bildband zusammengefasst. Dabei wird auch in diesem Fall die Landschaft als Ausgangspunkt der Beschreibungen genommen. Die Darstellung der einzelnen Anlagen erfolgt nicht chronologisch, sondern richtet sich nach regionalen Gesichtspunkten. Ausgehend von der Betrachtung der Landschaft werden die in sie eingebetteten Werke der Gartenkunst beschrieben und die wichtigsten Daten zu ihrer Geschichte genannt, soweit sie verfügbar sind. Durch die großen Verluste an Archivmaterial ist oft nur sehr wenig über die Entstehung und Entwicklung der Anlagen bekannt. Bei vielen Gärten gibt lediglich der erhaltene Bestand Hinweise auf deren teilweise 300-jährige Vergangenheit.
Selbstverständlich muss für ein Buch eine Auswahl getroffen werden, und so stand am Beginn der Arbeit die Verständigung darüber, welche Gärten nicht berücksichtigt werden sollen. Der Zustand der Anlagen und letztlich das Urteil des Fotografen reduzierten die umfangreiche Liste auf gut 25 Objekte. Einige wichtige Gärten, von denen nur noch Spuren erhalten sind, konnten leider nicht dargestellt werden, ebenso solche, die nur durch Archivquellen überliefert sind. Da das Buch einen Überblick über die historischen Anlagen der Insel geben soll, wurden die teilweise sehr schönen Gärten der jüngsten Vergangenheit nicht berücksichtigt.
Wer weiß, was aus Rügen geworden wäre, wenn die Schöpfer der heute noch existierenden Parkanlagen mit ihrem Schaffensdrang nicht immer an den Grenzen ihres Besitzes haltgemacht, sondern stattdessen den Zusammenschluss mit ihren Nachbarn gesucht hätten; wenn alle Einwohner dem 1844 gegründeten Gartenbauverein für Neuvorpommern und Rügen beigetreten wären und die in der Satzung formulierten Ziele wie etwa die Verschönerung der Vorpommerschen Landschaft umgesetzt hätten. Oder wenn nach dem Ende der deutschen Teilung der Beschluss gefasst worden wäre, ein einziges Mal den großen Wurf zu wagen und die Insel frei zu halten von uferlosen Gewerbegebieten, störenden Hochspannungsleitungen und ähnlich fragwürdigen Begleiterscheinungen des modernen Alltagslebens und stattdessen eine ihrer Schönheit wie Einzigartigkeit angemessene Bau- und Gartenkultur im umfassenden Sinne dieser Worte zu entwickeln. Die Insel könnte heute als einer der Orte in Europa gelten, an denen Natur und Kultur eine vollendete Verbindung eingehen.
Rügen hatte mehrfach in seiner Geschichte die Chance, ein großer Landschaftspark zu werden. Vielleicht bietet sich im 21. Jahrhundert eine weitere, da die natürlichen Voraussetzungen immer noch günstig sind. Sie sollte unbedingt genutzt werden.
Brücke im Park von Kartzitz
Boldevitz, Luftaufnahme von Südwesten
Kurze Geschichte der Gartenkunst auf Rügen
Die Anfänge der Rügener Gartenkunst liegen im Dunkel des Mittelalters verborgen, ohne erhellende Quellen oder Berichte. Da jedoch die seit dem 6. Jahrhundert auf der Insel siedelnden Slawen bereits eine recht hohe Alltagskultur ausgebildet hatten und vermutlich nicht jeden Tag Fisch essen wollten, ist anzunehmen, dass sie kleinere Ländereien zum Anbau von Feldfrüchten und frühen Gemüsesorten nutzten. Vielleicht fanden einige Gefallen daran, durch geschicktes Arrangieren abgegrenzter Beete, durch die Anpflanzung von Sträuchern oder Blumen dem geordneten Gebilde einen gewissen ästhetischen Reiz zu verleihen und zur Abwehr hungriger Tiere einen Zaun um das Ganze zu ziehen; so könnten die ersten Gärten auf der Insel entstanden sein. Spätestens mit der Errichtung von Burgen und Heiligtümern, die von den Stammesführern als politische und kulturelle Zentren aufgebaut wurden, muss es auch eine Form der Gartenkultur gegeben haben, denn ein repräsentativer Stammessitz oder ein Opferaltar inmitten von Gestrüpp ist nicht vorstellbar. So eindrucksvoll die Reste dieser Anlagen in Form von Erdwällen am Kap Arkona, auf dem Rugard oder bei Garz auch sind, sie verraten doch wenig über deren früheres Erscheinungsbild.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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