Gartengestaltung mit Stauden - Mascha Schacht - E-Book

Gartengestaltung mit Stauden E-Book

Mascha Schacht

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Beschreibung

Vom Einzug der Stauden in die Gärten • Opulenter Bildband für alle Staudenliebhaber und Gartenfans • Die spannende und wechselvolle Geschichte der Staudenverwendung • Mit zahlreichen Porträts bedeutender Pflanzenzüchter, Gärtner und Gartengestalter Ob im „Weißen Garten“ von Sissinghurst oder im Karl-Foerster-Garten in Bornim, in modernen Parks und Gärten oder auf dem nächsten Verkehrskreisel: Stauden sind mittlerweile allgegenwärtig und erobern die Herzen im Sturm. Erfahren Sie in diesem Buch die Geschichte der Gartengestaltung mit Stauden anhand der maßgeblichen Gartengestalter und Züchter wie Karl Foerster, Ernst Pagels und Richard Hansen und Friedrich Stahl. Die neuen Entwicklungen in der Staudenverwendung werden aufgezeigt durch prägenden Persönlichkeiten wie Piet Oudolf, Petra Pelz, und Gabriella Pape. Der New German Style wird anhand von Beispielen von Michael Simonsen, Urs Walser, Cassian Schmidt, Stefan Körner und Christine Orel charakterisiert. Dieses Buch wendet sich an alle Staudenliebhaber und Gartenfans, die sich für die spannende und wechselvolle Geschichte der Stauden interessieren – und für die Wegbereiter, die schon früh das Potenzial dieser ungemein wandlungsfähigen Pflanzengruppe erkannten. Anhand von Porträts zahlreicher bedeutender Pflanzenzüchter, Gärtner und Gartengestalter werden die historischen Zusammenhänge klar, die den kometenhaften Aufstieg der Stauden ermöglichten.

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Seitenzahl: 226

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Garten-Mannstreu (Eryngium × zabelii) in Kombination mit Argentinischem Eisenkraut (Verbena bonariensis).

Vorwort

Ob stolzer Rittersporn oder opulente Päonie, elegante Funkie oder verspielte Akelei, Stauden sind aus dem Garten nicht mehr wegzudenken, bereichern sie ihn doch das ganze Jahr über mit den herrlichsten Blüten, attraktivem Laub und nicht selten einem verführerischen Duft. Schon das Schlendern durch die Gärtnerei oder das Blättern in einem der zahlreichen Kataloge ist ein Genuss, und die Wahl wird angesichts der Fülle an wunderbaren Arten und Sorten zur – durchaus süßen – Qual, da sich der eigene Garten leider meist als deutlich kleiner herausstellt als der Platzbedarf der Wunschliste. Auch das Öffentliche Grün haben die ausdauernden Pflanzen längst erobert und stellen dort beeindruckend unter Beweis, welche Kraft und Zähigkeit sich hinter manch zartem Erscheinungsbild verbirgt.

Angesichts der Allgegenwärtigkeit der Stauden und des riesigen Angebots, zu dem Jahr für Jahr neue attraktive Arten und Sorten hinzukommen, scheint es umso erstaunlicher, dass sie in der Gartengestaltung lange eine Nebenrolle spielten. Dieses Buch möchte einen Überblick darüber geben, wie Stauden ihren Weg in die Gärten und Parkanlagen fanden und welche Gestaltungsvielfalt sie dort ermöglichen. Dass diese vielgestaltigen Pflanzen einen derart triumphalen Sieg feiern konnten, ist vor allem den zahlreichen Gärtnern, Pflanzenzüchtern und Gestaltern zu verdanken, die es dank ihrer tiefen Leidenschaft für diese Pflanzen, Gärten und die Natur sowie mit einer gehörigen Portion Fachwissen, Hartnäckigkeit und Experimentierfreude verstanden, selbst anfängliche Skeptiker in begeisterte Staudenfreunde zu verwandeln und die Welt ein bisschen bunter zu machen. Ihnen allen sei dieses Buch gewidmet.

Mascha Schacht

Stauden im Garten

„Stauden sind Blumen, die im Winter aus Gestrüpp bestehen oder gar nicht vorhanden sind, falls man nicht in der Erde nachwühlt …

Klassisches Staudenborder mit Roter Sporn-blume (Centranthus ruber), Katzenminze (Nepeta), Hohem Rittersporn (Delphinium-Elatum-Cultivars), Akelei (Aquilegia) und Brandkraut (Phlomis).

… Bei einem Mindestmaß an Freundlichkeit blühen sie jedes Jahr wieder. Hat man sie lieb, bedanken sie sich überschwänglich.“

Diese ironisch-liebevolle Charakterisierung der Stauden verdanken wir dem großen Züchter und bekennenden Staudenfreund Karl Foerster, der sich zeitlebens mit der wohl vielseitigsten Pflanzengruppe überhaupt beschäftigt hat.

Bereits im Begriff „Staude“ steckt viel von ihrem Wesen, wie man etwa dem „Deutschen Wörterbuch“ der Gebrüder Grimm entnehmen kann. Beispielsweise gehört der Begriff „stauen“ zu den sprachlichen Wurzeln der Stauden – möglicherweise ein Hinweis auf die Ruhephase, in der die Pflanzen Kraft sammeln, um dann umso herrlicher emporzuschießen. Auch mit den Begriffen „starr“, „Stütze“ und „Säule“ hängen die Stauden eng zusammen. Das wiederum könnte darauf zurückgehen, dass der Begriff „Staude“ von vielen Menschen noch bis ins 19. Jahrhundert hinein synonym zu „Strauch“ und „Busch“ verwendet wurde. Folglich zählten auch verholzte und somit „starre“ Pflanzen zu den Stauden.

Eine Gruppe voller Überraschungen

Nach heutiger Definition hingegen ist es ein Charakteristikum der Stauden, dass sie eben nicht verholzen: Als Stauden bezeichnet man heute mehrjährige, ausdauernde Pflanzen, deren oberirdische Teile krautig wachsen und nach jeder Vegetationsperiode absterben – nachdem die Pflanzen ihnen einen Großteil der Nährstoffe entzogen und in Speicherorganen eingelagert haben, aus denen sie nach einer Ruhephase erneut austreiben. Die Gruppe der Stauden ist allerdings weitaus größer als dieser engen Definition zufolge: Neben Rhizom-, Zwiebel- und Knollenpflanzen gehören auch einige der zumindest teilweise verholzenden Zwerg- und Halbsträucher zu den Stauden, und was wäre ein Staudengarten ohne Gräser, Farne und die immergrünen Blattschmuckstauden! Auch zweijährige Pflanzen bilden strenggenommen eine eigene Gruppe, ihrer Verwendung nach zählen Fingerhut (Digitalis), Königskerze (Verbascum)und Nachtkerze (Oenothera)und viele andere jedoch unbestritten ebenfalls zu den Stauden, genau wie die große Gruppe der Wasserpflanzen.

Rätselhaft bleibt nach dem Studium des „Deutschen Wörterbuchs“, ob tatsächlich eine Verbindung zwischen den Begriffen „Staude“ und „schämen“ besteht: Auch wenn so manche Art im Winter als „scheußliches Gestrüpp“ erscheinen mag, zur Scham hat keine Anlass!

Gedanken zur Staudenverwendung

Ein Beet voller Sommerblumen bietet über viele Wochen hinweg eine atemberaubende Blütenfülle, Bäume und Sträucher sind winters wie sommers wertvolle Strukturgeber, die in keinem Garten fehlen dürfen. Und doch sind es erst die Stauden, die einem Garten Leben einhauchen, das Jahr zu einem Fest mit immer neuen Höhepunkten machen und uns dazu bringen, mit Vergnügen die vertrauten Pfade entlangzuwandeln – wohlwissend, dass uns nahezu täglich neue Überraschungen am Wegesrand erwarten.

Klassisch: Blaues Sommerborder mit Rittersporn (Delphinium), Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum ‘Mayflower’), Lupinen (Lupinus ‘Noble Maiden’), Katzenminze (Nepeta ‘Six Hills Giant’), Woll-Ziest (Stachys byzantina), Jakobsleiter (Polemonium ‘Sonia‘s Bluebell’ im Garten von The White House, Sussex.

Farben

Stauden vereinen alle Vorteile, die sich ein Gärtner von Pflanzen nur wünschen kann. Arten mit attraktiven Blüten decken das gesamte Farbspektrum ab: Strahlendes Weiß, geheimnisvolles Blau und sanfte Pastelltöne lassen Romantikern das Herz aufgehen. Sonniges Gelb, temperamentvolles Orange und feuriges Rot vermischen sich zu fröhlichen Arrangements sprühender Lebensfreude. Und wo zurückhaltende Eleganz gefragt ist, laden die unzähligen verschiedenen Grüntöne herrlich anzusehender Blattschmuckpflanzen zum Experimentieren ein.

Naturalistisch: Violettes Border in Trentham, Entwurf von Piet Oudolf, mit Kandelaber-Ehrenpreis (Veronicastrum), Kugeldisteln (Echinops), Heil-Ziest (Stachys officinalis) und Sterndolden (Astrantia).

Texturen und Strukturen

Doch nicht nur aufgrund ihres Farbenreichtums dürfen Stauden in keinem Garten fehlen, auch die Vielfalt in Struktur, Textur und Haptik macht viele von ihnen zu gestalterischen Juwelen, die das Wohlgefühl in einem Garten maßgeblich beeinflussen und seine sinnliche Komponente ins nahezu Unermessliche zu steigern vermögen: Die stahlblauen, scharf konturierten Blüten des Elfenbein-Mannstreus (Eryngium giganteum)etwa können wie Wellenbrecher aus einem wogenden Meer aus Federgras hervorblitzen, die Blüten des Argentinischen Eisenkrauts (Verbena bonariensis)spannen bizarre Netze zwischen ihren Nachbarn, und Schwertlilien (Iris)und Fackellilien (Kniphofia)tragen ihre beeindruckende Wirkung bereits im Namen.

Nicht selten wollen wir uns da nicht mehr mit dem reinen Anschauen begnügen: Die samtig-seidige Oberfläche des Woll-Ziests (Stachys byzantina) oder die samtweichen, fedrig-leichten Blütenstände des Lampenputzergrases (Pennisetum alopecuroides)verführen einfach zu sehr zum Berühren.

Zuverlässig, robust und anpassungsfähig

Bei so vielen positiven Eigenschaften sucht man fast unwillkürlich nach einem Haken, der die Freude zu dämpfen vermöchte – allein, man findet keinen, im Gegenteil:

Nicht nur gibt es für ausnahmslos jeden Standort eine Reihe von Stauden, die ihn dankbar in Anspruch nehmen wird, wobei sich heimische und exotische Arten oft aufs Schönste ergänzen. Nicht zuletzt dank der Züchtung können wir auch zwischen einer Vielzahl ausgesprochen robuster und langlebiger Arten und Sorten wählen, die uns zuverlässig über viele Jahre hinweg mit ihrem Anblick erfreuen – und nicht selten auch noch Nachbarn und Freunde, die von der Vermehrungsfreudigkeit vieler Stauden profitieren.

Dies macht auch klar, warum es möglich ist, Rabatten mit einem absoluten Pflegeminimum anzulegen: Stauden sind auf positive Weise berechenbar. Das erleichtert die Planung und ist nicht zuletzt einer der Gründe, weshalb es gelang, innerhalb weniger Jahre eine solche Vielzahl attraktiver und abwechslungsreicher Mischpflanzungen zu entwickeln, die heute bereits viele Gärten und öffentliche Anlagen schmücken.

So vielseitig wie keine andere Pflanzengruppe

Die Vielseitigkeit der Stauden und ihre ungeheure Flexibilität wurden in den vergangenen Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt, denn die berühmt-berüchtigten Handtuchgärten der immer dichter komprimierten Neubausiedlungen sind nicht nur rein optisch eine Herausforderung für jeden Gartenplaner. Häufig warten sie auch mit einseitigen Standortbedingungen auf, etwa mit nahezu durchgängigem Vollschatten oder aber praller Sonne, da der „Garten“ kaum Platz für schattenspendende Gehölze lässt.

Zum Glück kommen derartige Extreme auch in der Natur selbst vor, sodass längst selbst die exotischsten ökologischen Nischen von Pflanzen besiedelt sind.

Mit der Kenntnis dieser verschiedenen Lebensbereiche und gestalterischem Fingerspitzengefühl können Gartenplaner daher auch in schwierigen Fällen stets eine attraktive Gestaltung möglich machen.

Lebensbereiche

Unterschieden werden grundsätzlich acht Lebensbereiche, von denen hier jedoch das Alpinum aufgrund seines hohen Spezialisierungsgrades nicht behandelt wird. Von hoher Praxisrelevanz sind hingegen die übrigen sieben Lebensbereiche: Gehölz, Gehölzrand, Freiflächen, Steingarten, Beet, Wasserrand und Wasser. Sie unterscheiden sich grundlegend in den vorherrschenden Lichtverhältnissen und/oder der physikalischen und chemischen Bodenbeschaffenheit, wozu unter anderem Bodenstruktur und Bodenfeuchte, Sauerstoffgehalt, pH-Wert und Nährstoffgehalt zählen. Einige Pflanzen können tatsächlich nur in einem ganz bestimmten Lebensbereich gedeihen, oftmals jedoch sind die Übergänge fließend und Bedingungen unterhalb des Optimums gehen lediglich zulasten der Blütenfülle oder der Wachstumsgeschwindigkeit. Absolute Glücksfälle für Gärtner und Gestalter sind Alleskönner wie Storchschnabel (Geranium)oder die große Gruppe der Seggen (Carex), mit denen sich verschiedene Lebensbereiche nahezu nahtlos verbinden lassen.

Gehölz

Die Lichtverhältnisse reichen von lichtem Schatten über Halbschatten bis hin zu vollschattigen Standorten. In Laub- und Mischwäldern, aber auch in Gärten, wo herabfallendes Laub unter den Gehölzen liegen bleiben und verrotten darf, ist der Boden in der Regel locker und humos. Die Bodenfeuchtigkeit wechselt zwischen teils sehr trocken im Bereich der Baumscheiben bis hin zu ausgesprochen feuchten Flächen – letztere sind meist durch dichten Bewuchs oder die Nähe zu Wasseradern bedingt, in Gärten häufig aber auch durch Bodenverdichtungen. Dem Lebensbereich Gehölz sehr ähnlich sind oftmals Bereiche auf der Nordseite oder im Schlagschatten von Häusern. Im Vollschatten fühlt sich eine Vielzahl von Blattschmuckpflanzen und Bodendeckern pudelwohl, mit denen sich bereits eine abwechslungsreiche Höhengestaltung und eine reizvolle Strukturierung erzielen lassen, beispielsweise Farne, Funkien (Hosta), Elfenblume (Epimedium), Waldsteinie (Waldsteinia)und Kleines Immergrün (Vinca minor).

Im Halbschatten erweitert sich das zur Auswahl stehende Sortiment noch einmal deutlich, zumal alle Vollschattenpflanzen auch im Halbschatten prächtig gedeihen. Blütenschönheiten wie Astilben (Astilbe), Eisenhut (Aconitum), Herbst-Anemonen (Anemone hupehensis und A. tomentosa) und Geißbart (Aruncus) bringen Licht in dunkle Ecken, während Purpurglöckchen (Heuchera), Dickmännchen (Pachysandra) und viele andere niedrige Schattentänzer für sanfte Übergange zu angrenzenden Freiflächen sorgen. Selbst für Bereiche unter Nadelgehölzen finden sich passende Spezialisten, denen der niedrige pH-Wert des Bodens nichts ausmacht, beispielsweise Salomonssiegel (Polygonatum), Duftsiegel (Maianthemum Syn. Smilacina), Günsel (Ajuga)sowie zahlreiche Farne und Primeln.

Lebensraum Gehölz mit typischen Schattenstauden wie Lenzrosen (Helleborus) und Italienischem Aronstab (Arum italicum ‘Marmoratum’).

Gehölzrand

Am Gehölzrand wechseln Licht und Schatten, es ist insgesamt jedoch meist deutlich heller und vor allem wärmer, weshalb auch der Boden oftmals trockener ist als im Schatten. Ähnliche Bedingungen können auch im Schatten von Hecken oder Mauern herrschen. Hier sind neben den typischen Halbschattenpflanzen wiederum Spezialisten gefragt, die vor allem Sommertrockenheit unbeschadet überstehen.

Außer vielen Zwiebelblumen wie Schneeglöckchen (Galanthus)und Alpenveilchen (Cyclamen), die im Sommer einziehen und denen Wassermangel dadurch kaum schadet, kommen auch viele Frühlingsblüher wie Busch-Windröschen (Anemone nemorosa), Lerchensporn (Corydalis), Leberblümchen (Hepatica)und Maiglöckchen (Convallaria majalis) infrage.

Trotz ihrer Attraktivität und Robustheit noch immer viel zu selten eingesetzt werden im Sommer oder Herbst blühende Arten wie Aronstab (Arum), Bärenklau (Acanthus),Brauner Storchschnabel (Geranium phaeum), Gelber Fingerhut (Digitalis lutea), Nesselblättrige Glockenblume (Campanula trachelium), Kriechende Gämswurz (Doronicum pardalianches) und Weiße Herbst-Aster (Aster divaricatus). Für frisches Grün im trockenen Schatten sorgen derweil neben verschiedenen Arten von Funkien, Farnen und Gräsern auch einige Vertreter aus der großen Familie der Wolfsmilchgewächse, etwa die Mandelblättrige Wolfsmilch(Euphorbia amygdaloides),die Himalaja-Wolfsmilch (Euphorbia griffithii)oder die Vielfarbige Wolfsmilch (Euphorbia polychroma).

Gerade im Frühling warten viele Stauden des Gehölzrandes wie Akeleien, Vergissmeinnicht und Wolfsmilch mit zarten Blüten auf.

Sonnige Freifläche

Wo kein Baum und kein Strauch für Schatten sorgen, sind lichthungrige Stauden zu Hause. Abhängig von Bodenfeuchte und Nährstoffgehalt bilden sich jedoch auch hier zahlreiche unterschiedliche Pflanzengesellschaften heraus. An trockenen, eher mageren Standorten fühlen sich beispielsweise Thymian, Lavendel und viele andere mediterrane Kräuter wohl, die aus der Gartengestaltung mit Stauden nicht mehr wegzudenken sind. Sonnenanbeter wie Montbretien (Crocosmia), Schafgarbe (Achillea)oder Brandkraut (Phlomis russeliana) bevorzugen hingegen eher einen nährstoffreichen Boden.

Noch höhere Ansprüche haben Prachtscharte (Liatris spicata), Blut-Weiderich (Lythrum salicaria),Duftnessel (Agastache)und Wiesenraute (Thalictrum): Diese benötigen ebenfalls ein reichhaltiges Nahrungsangebot und einen sonnigen Standort. Die Wurzeln sollten aber angenehm kühl bleiben, weshalb sie frischen bis feuchten Boden bevorzugen. Aus den genannten Gruppen stammen die meisten Prachtstauden, ehe sie auf Höchstleistungen getrimmt deutlich anspruchsvoller wurden, und auch die „jungen Wilden“, die Prärie- und Steppenpflanzen, die in mehr oder weniger großflächigen Mischpflanzungen seit einigen Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnen.

Sonnige Freiflächen sind prädestiniert für Prärie- und Gräserpflanzungen wie hier im Lady Farm Garden, Somerset.

Steingarten

Hoch hinaus ging es einst für viele Pflanzen auf der Suche nach einer unbesetzten ökologischen Nische: Auf den sonnigen, aber oftmals rauen und kargen Freiflächen der Gebirge fanden zahlreiche Arten eine Heimat. Andere blieben in den Niederungen, wandeln dort aber ebenfalls auf steinigen Pfaden in Form sandiger oder geröllreicher Böden. Adonisröschen (Adonis vernis und A. amurensis), Katzenpfötchen (Antennaria dioica), Leimkraut (Silene), Teppich-Schleierkraut (Gypsophila repens) sowie zahlreiche Steinbrech- (Saxifraga)und Fetthenne-Arten (Sedum)zählen zu den Pflanzen, die auch in Mauerritzen und Trögen einen schönen Anblick bieten.

Etwas frischer darf der Boden sein, damit sich Knäuel-Glockenblume (Campanula glomerata), Karpaten-Glockenblume (Campanula carpatica) und Gänsekresse (Arabis)wohlfühlen. Sind im Boden ausreichend Nährstoffe vorhanden, gesellen sich gerne Dalmatiner-Glockenblume (Campanula portenschlagiana),Hängepolster-Glockenblume (Campanula poscharskyana) und die wohlbekannten und geschätzten Vielblüher Steinkraut (Alyssum), Blaukissen (Aubrieta)und Seifenkraut (Saponaria)hinzu. Sie schmücken nicht nur den Steingarten, sondern auch ganze Mauervorsprünge und Treppenaufgänge mit einem Blütenteppich.

Charakteristisch für den Lebensbereich Steingarten sind viele klein bleibende Stauden mit kompaktem Wuchs, aber umso prächtigeren Blüten.

Beet

Ob Rittersporn (Delphinium), Pfingstrose (Paeonia)oder Flammenblume (Phlox), Sonnenbraut (Coreopsis), Sonnenhut (Rudbeckia)oder Bart-Iris (Iris barbata), die herrlich anzusehenden Staudenschönheiten benötigen für ihre eindrucksvolle Blütenpracht, die sie größtenteils langjähriger Züchtungsarbeit verdanken, optimale Bedingungen. Das bedeutet in den meisten Fällen: Volle Sonne, einen lockeren, sich rasch erwärmenden Boden ohne Staunässe, aber mit guten Wasserhalteeigenschaften sowie eine ordentliche Portion Nährstoffe. Diese Bedingungen finden sie in einem künstlichen Lebensbereich, dem Beet.

Als Strukturgeber dienen hier neben den althergebrachten Prachtstauden auch viele der neueren Sterne am Staudenhimmel wie Fackellilien (Kniphofia), Edeldisteln (Eryngium), Dreimasterblume (Tradescantia)oder Indianernessel (Monarda). Die niedrigeren Begleit- und Füllstauden, beispielsweise Katzenminze (Nepeta), Storchschnabel (Geranium), Frauenmantel (Alchemilla), Woll-Ziest (Stachys byzantina) und zahlreiche Gräser, sind in ihrer gestalterischen Bedeutung jedoch mindestens ebenso wichtig. Aus diesem Grund wird in modernen Staudenmischpflanzungen verstärkt darauf geachtet, auch die Begleiter entsprechend ihren Standortansprüchen zuzuordnen.

Klassisches Prachstaudenborder mit Taglilien (Hemerocallis ‘Corky’), Fackellilien (Kniphofia ‘Tawny King’ und ‘Timothy’), Reitgras (Calamagrostis × acutiflora ‘Karl Foerster’), Mannstreu (Eryngiumbourgatii ‘Picos Blue’) und Zartem Federgras (Stipa tenuissima).

Wasserrand und offene Wasserfläche sind der Lebensraum verschiedener Sumpfstauden und Wasserpflanzen.

Wasserrand

Während viele Pflanzen Nässe im Wurzelbereich nicht vertragen, gibt es andere, die sich nichts Schöneres vorstellen können: Stauden, die sich auf die Lebensbereiche Sumpf und Teichrand spezialisiert haben. Sie lassen sich grob in drei Gruppen gliedern: Die erste besteht aus Wiesenpflanzen, die frischen Boden gewöhnt sind. Dieser darf vorübergehend auch sehr feucht sein, Dauernässe wird allerdings auch von diesen Pflanzen nicht vertragen. Das imposante Tafelblatt (Astilboides tabularis) und das attraktive Schildblatt (Darmera peltata) zählen ebenso zu dieser Gruppe wie Japanischer Goldkolben (Ligularia dentata), Bergenien (Bergenia)und Taglilien (Hemerocallis).

Unempfindlicher sind die Mitglieder der zweiten Gruppe, für die ein dauerfeuchter Platz bereits ein Muss ist, weil längere Trockenheit zum Absterben der Pflanzen führt. Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Sumpf-Schwertlilien (Iris pseudoacorus), Mädesüß (Filipendula)und Wasserdost (Eupatorium)sind daher ideale Stauden für die Teichrandzone.

Die dritte Gruppe schließlich trennt nur noch eine sumpfige Erdschicht vom nassen Element, der Übergang zu den Flachwasserpflanzen ist im Wortsinne fließend: Gauklerblume (Mimulus), Wasser-Minze (Mentha aquatica), Sumpf-Vergissmeinnicht (Myosotis palustris) und die auch als Sumpf-Calla bezeichnete Schlangenwurz (Calla palustris)lassen sich das sanfte Umspülen ebenso gefallen wie Sumpf-Schachtelhalm (Equisetum palustre), verschiedene Seggen (Carex),Sumpf-Wolfsmilch (Euphorbia palustris) und Sumpf-Gladiole (Gladiolus palustris).

Eine typische Teichrandbepflanzung mit Hechtkraut, Sumpf-Schwertlilie, Tannenwedel und Zwerg-Binsen, oben Seerosen und am Teichrand verschiedene Blattschmuckstauden.

Wasser

Im Wasser sind spezialisierte Vertreter aus der Pflanzenwelt in ihrem Element, bedienen sich dabei jedoch unterschiedlicher Techniken: Vor allem in Ufernähe, sprich in der Flachwasserzone, sind die meisten Arten noch fest im schlammigen Teichgrund verwurzelt, beispielsweise Hechtkraut (Pontederia cordata), Froschlöffel (Alisma)und Europäische Wasserfeder (Hottonia palustris).

Während Besiedler der Tiefwasserzone wie Seerosen (Nymphaea),Teichrose oder Mummel(Nuphar lutea)oder das Tausendblatt (Myriophyllum)mit den Wurzeln im schlammigen Bodengrund verankert bleiben, treiben andere wie Wasserhyazinthen (Eichhornia), Gewöhnlicher Wasserschlauch(Utricularia vulgaris)und viele weitere Schwimmpflanzen frei im Wasser. Die zum Wachstum benötigten Nährstoffe nehmen sie über ihre freihängenden Wurzeln auf, im Falle des Wasserschlauchs auch durch die Verdauung kleiner Wassertierchen, welche die fleischfressende Pflanze in ihre Fangbläschen einsaugt.

Vor 1900

Die Geschichte der Gartengestaltung mit Stauden ist auch eine Geschichte des menschlichen Naturverständnisses.

Der Venustempel im Wörlitzer Park.

Seit jeher war und ist das Verhältnis des Menschen zur Natur ein besonders wechselvolles. Das spiegelt sich nicht zuletzt in der Gartengestaltung wider: Über die Jahrhunderte hinweg wurde der Garten sowohl immer wieder als Ausdruck der Herrschaft des Menschen über die Natur betrachtet wie auch als rein zweckmäßiges, der Ernährung dienendes Objekt oder als ausschließlich der Ästhetik verpflichtete Kunstform.

Prächtige Gartenanlagen dienten schon in alten Hochkulturen der Zerstreuung und Erbauung. Im Orient schufen Könige und wohlhabende Kaufleute bereits viele Jahre vor Christi Geburt überaus aufwendige, meist von der Außenwelt abgeschirmte Anlagen, in denen unter anderem exotische Pflanzen aus weit entfernten Ländern gepflegt wurden. Eine dieser Anlagen, die Hängenden Gärten der Semiramis, erlangte sogar den Status eines Weltwunders, obgleich man bis heute nur wenig über sie weiß und nur vermuten kann, dass sie der neubabylonische König Nebukadnezar II. während seiner Regentschaft von 605 bis 562 v. Chr. anlegen ließ. Auch im alten Rom gehörte ein Garten oder zumindest ein üppig begrüntes und mit Wasserbecken oder Springbrunnen ausgestattetes Peristyl, wie der von Säulengängen umgebene Innenhof genannt wurde, zum Anwesen finanziell gutgestellter Bürger.

Im Mittelalter: Der praktische Nutzen zählt

In Mitteleuropa hingegen zeigte man sich gegenüber den Reizen schöner Blüten und attraktiver Gehölze erstaunlich lange eher unempfänglich. Kloster- und Bauerngärten beispielsweise, die hierzulande zu den frühesten Gartenanlagen zählen, waren zwar ebenfalls attraktiv, doch war dies eher ein positiver Nebeneffekt: Die angebauten Heilkräuter, Gemüse und Obstpflanzen dienten in erster Linie medizinischen Zwecken sowie der Ernährung, Blütenpflanzen ohne Zusatznutzen kamen höchstens als Altarschmuck zum Einsatz.

Diese Einstellung änderte sich grundlegend erst in der Renaissance im 15. und 16. Jahrhundert. In dieser Epoche lebten nicht nur die ethischen Ideale und Wertvorstellungen der griechischen und römischen Antike wieder auf, auch die Gartenkunst orientierte sich an den Vorbildern vergangener Tage, und die Pflanzenverwendung wurde unabhängig vom reinen Nutzwert. Charakteristisch war die Aufteilung in einen dem Haus angeschlossenen, der privaten Nutzung vorbehaltenen Giardino segreto, den „geheimen Garten“, und einen öffentlich zugänglichen Bereich.

Renaissance und Barock prägen Europas Gärten

Charakteristisch für diesen war die streng geometrische Aufteilung in verschiedene Bereiche, in denen sich Blumenbeete befanden, oder auch die typischen Knotengärten, deren komplizierte Muster aus immergrünen Pflanzen gebildet wurden. Auch Laubengänge, Labyrinthe und kunstvoll in Form geschnittene Hecken und Solitärgehölze zählten zu den verbreiteten Stilelementen der Renaissance-Gärten. Der Hortus palatinus, der „Pfälzische Garten“, des Heidelberger Schlosses war der erste Garten dieses Formats in Deutschland und seinerzeit zugleich eines der beeindruckendsten Beispiele in ganz Europa.

Viele Elemente des Renaissance-Gartens wurden in der anschließenden Epoche des Barock zunächst von französischen Gartenarchitekten wie André Le Nôtre wieder aufgegriffen und in einen neuen Stil eingebunden, der ganz auf die höfische Gesellschaft des Grand Siècle zugeschnitten war. Anders als in der Renaissance bildeten Schlösser oder andere Gebäude nun zusammen mit den sich anschließenden Gartenanlagen eine Einheit, deren erklärtes Ziel es war, den Reichtum und die Macht der Herrschenden widerzuspiegeln.

Eines der prominentesten Beispiele schuf André Le Nôtre (*1613; †1700) ab 1662 auf Geheiß Ludwigs XIV., der als Sonnenkönig mit den Gärten von Versailles in die Geschichte einging. Typisch für die Gärten des Barock sind die Weitläufigkeit sowie ihre perfekte Geometrie und Symmetrie. Die Gartenanlagen sind bewusst künstlich gestaltet, verwendete Stauden und Sommerblumen werden zumeist in klaren Mustern gepflanzt und Hecken und Gehölze streng in Form geschnitten. All dies sollte die absolute Macht des Königs versinnbildlichen, der selbst die Natur zwingt, sich ihm unterzuordnen. Auch deutsche Herrschaftshäuser gewannen Gefallen an diesem Stil, wie zahlreiche Gartenanlagen wie der Schlosspark Ludwigsburg, der „Große Garten“ in Hannover-Herrenhausen oder der Nymphenburger Garten in München belegen.

Typische Mischung aus Stauden und Heilpflanzen im Klostergarten von Schloss Kurzweil in Tschechien.

Der Barockgarten von Schloss Weikersheim im Taubertal.

England etabliert sich als Gartennation

Ein Gegentrend zur sterilen Gestaltung des Barock entwickelte sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts in England: Vom Geiste der Aufklärung beflügelt, sollte nicht nur der Mensch, sondern auch die Natur von ihren Fesseln befreit werden und sich fortan nahezu uneingeschränkt entfalten dürfen. Dennoch waren auch die in der Folge dieser Einstellung entstehenden Landschaftsgärten nach wie vor künstliche Anlagen, in denen jeder Baum, jeder Strauch und jede Staude mit Bedacht gesetzt wurde und jede Wegbiegung wohlüberlegt war. Gestaltet wurde nach dem Vorbild der Natur, jedoch mit dem Blick eines Malers, der über eine weitläufige, abwechslungsreiche Landschaft blickt. Das Ergebnis war eine Art begehbares Gemälde, in dem sich allerhand Pittoreskes und Groteskes tummelte: So sahen die damaligen Architekten keinen Widerspruch zwischen einer „natürlichen“ Gestaltung und dem Einstreuen vieler gänzlich verschiedener Stilelemente, sodass in einem einzigen Park nicht selten sowohl künstliche Grotten, griechische Tempel und chinesische Pagoden die Besucher lockten als auch Ruinen römischer Villen oder mittelalterlicher Burgen. Den Höhepunkt fanden diese Inszenierungen in der Anmietung sogenannter Schmuckeremiten. Gegen freie Kost und Logis, mitunter aber auch gegen bare Münze kamen diese Männer ihrer einzigen Aufgabe nach, wild auszusehen und sich mehrmals am Tag, teils sogar zu festgelegten Zeiten, vor ihren Hütten oder Verschlägen zu zeigen, damit sich Besucher an ihnen ergötzen konnten.

Eine natürlichere Gestaltung bricht sich Bahn

Einer der bedeutendsten deutschen Gärtner, die sich die englischen Landschaftsgärten zum Vorbild nahmen, war Peter Joseph Lenné (*1789; †1866). Dem gebürtigen Bonner, der bereits mit 26 Jahren zum Gärtnergesellen in Potsdam-Sanssouci aufstieg, verdanken wir unter anderem die Entwicklung der ersten Volksparks, etwa den Tiergarten in Berlin. Er war zudem einer der Ersten, die Sichtachsen sensibel zu handhaben wussten, anstatt lediglich, „um Fernsicht zu gewinnen, zwei bis drei steife Flügel in den Wald“ hauen ließ, wie Fürst Hermann Ludwig Heinrich von Pückler-Muskau den meisten anderen Gartenarchitekten seiner Zeit vorwarf. Lenné verband in gestalterischer Hinsicht vieles mit dem nur vier Jahre älteren Fürsten, dessen Wirken der deutschen Landschaftsgestaltung eine gänzlich neue Richtung gab und dabei auch Stauden verstärkt miteinbezog.

Der Park von Stourhead in Großbritannien gilt bis heute als erster englischer Landschaftspark und war Vorbild für den Wörlitzer Park.

Fürst Pückler (*1785; †1871) hatte zwar im Gegensatz zu den meisten Garten- und Landschaftsplanern seiner Zeit keine Gärtnerlehre absolviert, aber ein scharfes Auge und ein ausgeprägtes Gespür für eine harmonische Gestaltung. So gelangte er alsbald zu der Erkenntnis, dass viele Architekten mit den von ihnen gezeichneten, gleichermaßen perfektionistischen wie fantasielosen Bildern eine harmonische Gesamtwirkung unmöglich machten. Zwar stimmte er prinzipiell mit den Verfechtern der englischen Landschaftsgärtnerei überein, erst durch das Wirken des Menschen fühlten sich andere Menschen in der Natur dauerhaft wohl, „wie ja der rohe Edelstein durch die Politur erst seine höchste Schönheit erlangt“. Seiner Ansicht nach übertrieben es die meisten jedoch mit ihrem Bestreben nach einer durch die Kunst idealisierten Natur: „Die geraden Wege werden dann in ebenso regelmäßige Korkenzieherformen verwandelt, die sich auf die langweiligste Weise durch junge Birken, Pappeln und Lärchenbäume schlängeln.“ (Pückler, Andeutungen über Landschaftsgärtnerei, 1834)

Schloss Branitz im Fürst Pückler Park Branitz bei Cottbus.

Wo Lenné, den Pückler ausdrücklich lobte, bereits eine deutlich abwechslungsreichere Wegeführung einführte, ging der Fürst selbst noch einen Schritt weiter, indem er prinzipiell eine gleichmäßige Linienführung vermied: Mal vor- und zurückweichende Formen, mal relativ gerade Abschnitte, auf jeden Fall keiner wie der andere, empfahl er Nachahmern in seinem Hauptwerk „Andeutungen über Landschaftsgärtnerei“. Gleichzeitig war er alles andere als dogmatisch: „Keine Regel ohne Ausnahme“, lautete einer seiner Wahlsprüche. „Um sich aber Ausnahmen zu erlauben, muss man mit den Regeln umso vertrauter sein.“ Eine dieser Regeln war, sich an der Natur orientierend, lieber ganze Pflanzenbänder zu setzen als einzelne Pflanzen. Zudem sollten sich die Pflanzkombinationen in Abständen wiederholen und sich um höhere Gehölze gruppieren, an die sie sich optisch anlehnen konnten.

Was Pückler besonders auszeichnete, war seine Fähigkeit zur Selbstkritik, gepaart mit dem ihm eigenen Perfektionismus: Von keinem Gärtner könne man auf Anhieb die perfekte Gestaltung verlangen – allerdings sehr wohl, dass er entsprechende Nachbesserungen vornimmt, wenn ihm dies auffällt, war Pücklers Standpunkt. Eine große Bedeutung sprach der Gärtner aus Leidenschaft dem Licht zu. Sowohl Pflanzen als auch Gebäude seien darum immer auch im Hinblick darauf zu platzieren, wie ihr Schattenwurf das Gelände optisch verändere. Auch betrachtete er Gebäude stets im direkten Zusammenhang mit der umgebenden Natur, sie sollten nicht als Fremdkörper wirken, sondern sich harmonisch einfügen. Als verbindendes Element sah er vor allem Bäume und Sträucher an, die ein Haus sogar am besten nur teilweise durchblitzen lassen sollten: „Das halb Verdeckte ist ohnehin jeder Schönheit vorteilhaft, und es bleibt in diesem Gebiete immer der Phantasie noch etwas zu erraten übrig.“

1900 bis 1950

Die Jahrhundertwende bringt eine Fülle neuer Gestaltungsansätze hervor, in denen Stauden eine wichtige Rolle spielen – allerdings vor allem im Ausland.

Blick über ein Beet mit Zier-Lauch () und Rosen und die typischen Hecken zum Haus in Sissinghurst Castle Garden.

Blüten rücken in den Mittelpunkt

Die Neugier zu wecken und Lust auf mehr zu machen, das gelang der Gartenplanerin Victoria Mary Sackville-West (*1892; †1962), genannt Vita, auf ihrem Anwesen Sissinghurst Castle ganz vortrefflich. Anstatt auf eine offene Gestaltung im Stil der Landschaftsmalerei zu setzen, teilte sie gemeinsam mit ihrem Mann Sir Harold George Nicolson (*1886; †1968) den Außenbereich des Landsitzes mithilfe hoher Eibenhecken und Ziegelsteinmauern in zehn Gartenzimmer ein. Diese füllte sie mit üppigen Staudenpflanzungen, die häufig einem bestimmten Farbthema unterworfen waren, wie es kurz zuvor bereits durch die Gartenplanerin Gertrude Jekyll (*1843; †1932) populär geworden war. Auf diese Weise gelang es Sackville-West, jedem Raum eine äußerst intime Atmosphäre zu verleihen, deren Stimmung durch die individuelle Farbgebung maßgeblich beeinflusst wurde.