Gaslicht 20 - Helen Perkins - E-Book

Gaslicht 20 E-Book

Helen Perkins

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Beschreibung

In dieser neuartigen Romanausgabe beweisen die Autoren erfolgreicher Serien ihr großes Talent. Geschichten von wirklicher Buch-Romanlänge lassen die illustren Welten ihrer Serienhelden zum Leben erwachen. Es sind die Stories, die diese erfahrenen Schriftsteller schon immer erzählen wollten, denn in der längeren Form kommen noch mehr Gefühl und Leidenschaft zur Geltung. Spannung garantiert! Sehnsüchtig erwartete Vera den Kuß von den Lippen des Grafen, seufzte leise, als er ihren Hals liebkoste... Doch im nächsten Moment gab er sie frei! Vera war so verwirrt, daß sie die Situation nicht sofort begriff. Dann aber sah sie einen Lakaien, der in den Salon trat und die Ankunft von Jim und Paul meldete. Etwas befangen stand Vera auf und blickte fragend zum Grafen, der neben dem Kamin stand, ihr den Rücken zuwandte und augenscheinlich damit beschäftigt war, seine Fassung wiederzuerlangen. Als er sich wieder umdrehte und sich ihre Blicke trafen, erschrak Vera. Wieder brannte dieses unheimliche Feuer in den Augen des Grafen. Woher rührte es? War es Leidenschaft oder etwas ganz anderes? Die Nacht war tiefschwarz. Tintiges Dunkel umgab Vera, undurchdringlich für jedes menschliche Auge. Sie befand sich in einem geschlossenen Raum, und doch war es dort so kalt wie draußen, der Wind fuhr mit kalten, langen Fingern durch die Mauerritzen und ließ die junge Frau frösteln. Vera versuchte, etwas von der Umgebung zu erkennen, sie forschte in ihrem Hirn nach einer Erklärung für ihren Aufenthalt an diesem unheimlichen Ort, doch sie fand keine. Sie wußte nicht, wo sie war. Sie wußte auch nicht, wie sie hierher kam. Als Vera sich bewegen wollte, spürte sie die Fesseln aus rauhem Strick, die an ihren schmalen Handgelenken scheuerten. Auch ihre Füße waren gefesselt. Die Erkenntnis ließ Panik in ihr aufsteigen. Wer hatte sie in diese hilflose Lage gebracht? War sie entführt worden? Fragen, auf die es keine Antwort zu geben schien. Die junge Frau bewegte sich,

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Gaslicht – 20 –

Im Bann des dunklen Grafen

Helen Perkins

Sehnsüchtig erwartete Vera den Kuß von den Lippen des Grafen, seufzte leise, als er ihren Hals liebkoste... Doch im nächsten Moment gab er sie frei! Vera war so verwirrt, daß sie die Situation nicht sofort begriff. Dann aber sah sie einen Lakaien, der in den Salon trat und die Ankunft von Jim und Paul meldete. Etwas befangen stand Vera auf und blickte fragend zum Grafen, der neben dem Kamin stand, ihr den Rücken zuwandte und augenscheinlich damit beschäftigt war, seine Fassung wiederzuerlangen. Als er sich wieder umdrehte und sich ihre Blicke trafen, erschrak Vera. Wieder brannte dieses unheimliche Feuer in den Augen des Grafen. Woher rührte es? War es Leidenschaft oder etwas ganz anderes?

Die Nacht war tiefschwarz. Tintiges Dunkel umgab Vera, undurchdringlich für jedes menschliche Auge. Sie befand sich in einem geschlossenen Raum, und doch war es dort so kalt wie draußen, der Wind fuhr mit kalten, langen Fingern durch die Mauerritzen und ließ die junge Frau frösteln.

Vera versuchte, etwas von der Umgebung zu erkennen, sie forschte in ihrem Hirn nach einer Erklärung für ihren Aufenthalt an diesem unheimlichen Ort, doch sie fand keine.

Sie wußte nicht, wo sie war. Sie wußte auch nicht, wie sie hierher kam.

Als Vera sich bewegen wollte, spürte sie die Fesseln aus rauhem Strick, die an ihren schmalen Handgelenken scheuerten. Auch ihre Füße waren gefesselt. Die Erkenntnis ließ Panik in ihr aufsteigen.

Wer hatte sie in diese hilflose Lage gebracht? War sie entführt worden? Fragen, auf die es keine Antwort zu geben schien.

Die junge Frau bewegte sich, und in diesem Moment durchdrang ein fahles Licht die Dunkelheit, warf einen blassen Schimmer durch das hohe scheibenlose Fenster, das sie erst jetzt wahrnahm, wo der Vollmond hinter den schweren schwarzen Wolken wieder hervorkam und die Finsternis durchbrach. Jetzt war es Vera auch möglich, ihr Gefängnis mit Blicken zu durchforschen.

Es war eine Art Verlies, die Wände bestanden aus dicken, unbehauenen Quadern. Feuchtigkeit hatte auf dem Stein Schimmel entstehen lassen, der im fahlen Licht des Mondes weißlich schimmerte.

Durch das hoch angesetzte Fenster konnte die junge Frau lediglich ein Stück des schwarzen Nachthimmels erkennen, an dem der Vollmond jetzt wie eine übergroße hellgelbe Scheibe hing.

Das Verlies war leer, lediglich an einigen Stellen auf dem Boden lag etwas verfaultes Stroh, das einen üblen Geruch abgab.

Vera versuchte, auf die Beine zu kommen. Etwas in ihrem Innern trieb sie an, sagte ihr, daß Flucht im Moment das Wichtigste war. Sie zog die Beine an, kam auf die Knien und richtete sich ein wenig auf.

Nun bemerkte sie auch, daß sie nur ein dünnes Nachthemd trug, das lange Haar lag auf ihren halbnackten Schultern.

Vera fröstelte, als eine Windböe durch das Fenster wehte und den leichten Stoff ihres Nachthemdes flattern ließ. Sie versuchte, sich gegen die Wand zu lehnen und ganz aufzustehen. Es wollte ihr nicht gleich gelingen. Als sie es zum zweiten Mal versuchte, drang ein Geräusch an ihr Ohr, das sie aufhorchen ließ.

Es war noch sehr leise, weit entfernt, aber es näherte sich unaufhaltsam. Und es dauerte nicht lange, bis die junge Frau begriff, um was es sich dabei handelte. Es waren leise, schleichende Schritte, die sich über eine steinerne Treppe näherten.

Vera spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte, zugleich wurden ihre Handflächen feucht, und ihr Hals war wie ausgedörrt. Die Angst vor dem, was da kam, schnürte ihr die Kehle zu und machte es ihr schwer zu schlucken. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, ihr Körper zitterte bei jedem Fußtritt mehr.

Nun war die Person schon ganz nah. Vera dränge sich in die Ecke des Verlieses, spürte die kalte Wand hinter sich und war nicht mehr in der Lage, ihre Angst, die nun schon zu Panik geworden war, zu beherrschen.

Ein erstickter Laut entrang sich ihrer Kehle, als ein grober Schlüssel in dem alten, verrosteten Türschloß gedreht wurde. Dann schwang die Tür langsam auf, sehr langsam, Zentimeter für Zentimeter.

Vera preßte sich noch weiter in die Mauerecke, ballte die gefesselten Hände zu Fäusten. Ihr Herz hämmerte wie verrückt gegen den Brustkorb.

Dann war die Tür offen.

Mit einem Schlag wurde die junge Frau ganz ruhig. Die Panik war vorbei, das kalte Entsetzen, das nun ihr Herz umklammert hielt, machte sie unfähig zu einer Reaktion. Wie eine Statue stand die junge Frau an der kalten Mauer, die Augen waren unnatürlich geweitet, der Blick starr auf die Person gerichtet, die nun in der Tür stand, sie ausfüllte.

Es war ein Mann, hochgewachsen, dunkel gekleidet. Vera konnte sein Gesicht nicht erkennen, denn es lag im Dunkeln, aber sie spürte die Aura von Kälte und üblen Gedanken, die in den Raum eindrang.

Als der Unheimliche einen Schritt in das Verlies tat, öffnete Vera den Mund…

Und all ihre Panik brach sich in einem fast unmenschlichen Schrei Bahn…

*

Es war ihr eigener Schrei, von dem Vera Brolie aus ihrem Alptraum gerissen wurde, die Wangen tränennaß, der Körper schweißgebadet.

Die junge Frau setzte sich erschöpft im Bett auf und warf einen Blick auf den Wecker. Es war kurz vor sieben Uhr morgens, bald Zeit, um aufzustehen.

Mit einem Seufzer ließ sie sich noch mal zurück in die Kissen fallen, schloß kurz die Augen und versuchte zu entspannen.

Wieder dieser Alptraum, seit Tagen quälte er sie bereits, und Vera konnte nicht sagen, woher diese schlimmen Bilder rührten. Nie zuvor hatte sie solch plastische Alpträume gehabt. Dabei war die junge Frau, die als Assistentin an der Fakultät für Vorgeschichte an der Westminster Universität in London tätig war, durchaus kein ängstlicher Mensch. Selbst wenn es nötig war, bis tief in die Nacht zu arbeiten, dann hatte sie auch zwischen all den prähistorischen Knochen und in Spiritus verewigten Merkwürdigkeiten nie etwas wie Angst verspürt.

Doch seit ein paar Tagen verfolgte sie dieser Alpdruck durch ihre Nächte und belastete sie von Tag zu Tag mehr. Sie hatte bereits mit ihrem Verlobten, Professor Jim Hensman, darüber gesprochen, doch er glaubte, daß Träume Schäume seien und sie diesen Dingen keine Beachtung schenken sollte.

Ihr Kollege, Dr. Paul Southland, war da schon ein wenig verständnisvoller. Er hatte ihr geraten, die Träume analysieren zu lassen. Diese Art der Seelenmassage war ja seit dem Erscheinen der Lehren von Freud sehr modern geworden, aber Vera hielt trotzdem nicht viel davon. Sie glaubte nicht, daß ihre Alpträume auf Schuldgefühle oder ein Ereignis in ihrer Kindheit zurückzuführen waren. Sie neigte eher dazu, sich Jims Meinung anzuschließen und abzuwarten, bis die quälenden Träume sie in Ruhe ließen.

Das Klingeln des Weckers riß die junge Frau aus ihren Gedanken. Sie schwang die langen, schlanken Beine aus dem Bett, zog im Gehen ihren Morgenmantel über und öffnete die Übergardinen, bevor sie ins angrenzende Bad ging.

Es war ein sonniger Morgen an diesem August im Jahre 1931. Der Himmel über London zeigte ein makelloses Blau, aber einige Bäume im gegenüberliegenden Park nahmen schon eine gelbliche Färbung an und gemahnten damit an den bald kommenden Herbst.

Nachdem Vera geduscht hatte, zog sie einen blauen Hosenanzug an, warf noch einen kurzen Blick in den Spiegel und ging dann nach unten in den Speisesaal.

Vera Brolie war eine schlanke, sportliche junge Frau mit glänzendem Haar und ausdrucksvollen, veilchenblauen Augen. Die Männer blickten ihr auf der Straße nach, doch sie hatte ihr Herz bereits vor über einem Jahr vergeben und trug seit einigen Monaten Jims Verlobungsring am Finger.

Jim Hensman trug den akademischen Titel eines Professors und war bereits ein anerkannter Wissenschaftler, obwohl er nur ein paar Jahre älter war als Vera mit ihren achtundzwanzig Jahren. Noch immer wirkte er jungenhaft, war sportlich und ein lebensfroher Bursche…

Die junge Frau lebte in einer gemütlichen Pension im Westend. Das Haus war noch aus der Zeit Queen Viktorias, aus roten Backsteinen errichtet und mit verspielten Erkern versehen. Die Wirtin, Mrs. Hudson, vermietete insgesamt acht kleine Apartments, alle an alleinstehende Mädchen.

Als Vera den Frühstücksraum betrat, duftete es dort schon nach dem typisch britischen Frühstück: Tee, frischer Toast, gebackener Fisch, Würstchen und auch Kaffee. Mrs. Hudson war eine fürsorgliche Wirtin und auch eine hervorragende Köchin.

Vera nahm sich eine Tasse Tee und aß zwei Scheiben Toast mit Marmelade. Sie war an diesem Morgen allein im Speisesaal. Nur auf einem der Stühle an dem großen Tisch lagerte eine von Mrs. Hudsons Katzen und bedachte den Fisch auf der Anrichte mit begehrlichen Blicken.

Wenig später brach Vera auf. Sie hatte eine Strecke von etwa einer Viertelstunde mit der U-Bahn zurückzulegen, dann konnte sie direkt vor der Westminster-Universität aussteigen.

Als die junge Frau nach draußen in den milden Morgen trat, streifte sie die Schatten der Nacht einfach ab.

Hier, im hellen Sonnenlicht, erschienen ihr die Alpträume tatsächlich wie Hirngespinste ohne jegliche Bedeutung…

*

Als Vera den langen Gang hinter sich gelassen hatte, an dessen Ende die Fakultät für Frühgeschichte ihren Sitz hatte, erwartete sie dort eine Überraschung. Sie fand Professor Hensman und Dr. Southland nicht wie üblich hinter ihren Schreibtischen, sondern wurde von beiden bereits im Vorzimmer empfangen.

»Guten Morgen, Darling«, sagte Jim zärtlich, zog sie in seine Arme und hauchte einen sanften Kuß auf ihre Wange.

Vera blickte ihn fragend an. »Ist etwas passiert? Du wirkst so aufgekratzt.«

»Das bin ich auch«, entgegnete der Wissenschaftler mit dem dichten dunklen Haar, den samtbraunen Augen und dem kecken Schnauz gutgelaunt.

»Und was gibt es für einen Grund dafür?« wollte Vera wissen.

Dr. Southland winkte den beiden, ihm zu folgen. Die zwei Männer machten eine Verschwörermiene, die Vera nicht recht zu deuten wußte. Am Arm ihres Verlobten folgte sie Paul Southland, der ein paar Jahre jünger war als Jim, in den Nebenraum. Auf Jims Schreibtisch stand eine Flasche Champagner in einem metallenen Kühler, daneben drei geschliffene Bleikristallgläser.

Doch das war noch nicht alles. Neben dem Sektkühler lag ein Schreiben des obersten Bildungsministeriums. Vera erkannte den Dienststempel. Sofort wurde ihr klar, was hier gefeiert werden sollte.

Sie blickte von Paul zu Jim, ein Lächeln erhellte ihre schönen Züge, und sie rief: »Unsere Forschungsreise ist genehmigt worden? Die Höhlen bei Brezkov?«

Jim nickte, legte einen Arm um ihre Taille und meinte in triumphierendem Ton: »Wir werden Geschichte schreiben. Wenn es uns gelingt, dort Saurusknochen zu finden, kann ich meine Theorie fundieren. Das wird ein Riesentriumph!«

Vera blickte ihn bewundernd an. »Das ist großartig, ich freue mich schon so. Es wird ein richtiges Abenteuer für uns drei werden, dort unten in Rumänien.«

Sie registrierte, wie sich Jims eben noch lachendes Gesicht für einen Moment verschloß. Dann aber löste er sich von ihr, nahm eines der Gläser, und sie prosteten sich zu.

»Auf gutes Gelingen«, sagte Paul Southland.

Wenig später gingen die drei Wissenschaftler wieder an ihre Arbeit. Vera zog einen Kittel über und fuhr fort, kleinere Funde aus der Umgebung Londons zu katalogisieren. Sie hatte eben ihre Arbeit begonnen, als Jim neben sie trat und meinte: »Ich würde dich heute abend gern ausführen, zur Feier des Tages. Wäre es dir recht, wenn ich dich gegen acht Uhr abhole?«

Vera blickte zu ihm auf und nickte begeistert. »Wohin gehen wir?«

Jim machte ein geheimnisvolles Gesicht. »Das wird eine Überraschung.«

Die Arbeit ging der jungen Frau an diesem Tag leicht von der Hand. Die Nachricht, daß sie nun bald in Rumänien vor Ort graben und nachforschen würden, beflügelte ihr Engagement.

Viele Fragen waren noch offen auf dem Feld der Paläonologie, es würde noch lange dauern, bis es möglich sein würde, den Ursprung der Tierwelt zu erforschen und eine geschlossene Linie vom ersten Lebewesen zum heute lebenden Menschen zu ziehen. Für Vera hatte diese Vorstellung etwas Faszinierendes. Und die Tatsache, daß sie selbst bei vielleicht epochalen Entdeckungen dabeisein würde, ließ ihr Herz schneller schlagen.

Das teils unterirdische Höhlensystem in den Südkarpaten stammte aus prähistorischer Zeit und war noch recht wenig erforscht. Bislang hatte nur ein Wissenschaftler aus London vom rumänischen König Carol II. die Erlaubnis erhalten, dort Ausgrabungen durchzuführen. Das war vor einem Jahr gewesen, aber der Forscher war unter mysteriösen, bisher ungeklärten Umständen verschwunden.

Dadurch war es zu einigen Spannungen zwischen London und Bukarest gekommen, und es hatte bis zu diesem Tag gedauert, um eine neuerliche Forschungsgenehmigung zu erhalten. Vera war zugleich aufgeregt und unglaublich neugierig auf dieses Abenteuer.

Am Abend, pünktlich um acht Uhr, parkte Jim seinen Wagen vor der Pension von Mrs. Hudson. Die Wirtin führte den Wissenschaftler in einen gemütlich eingerichteten Aufenthaltsraum und unterrichtete Vera dann, daß ihr Verlobter angekommen sei. Es war nicht erlaubt, Besuch auf den Zimmern zu empfangen, und Mrs. Hudson achtete streng auf diese Anstandsregel. Die rundliche Dame mit dem grauen Haar warf Vera einen bewundernden Blick zu.

»Wunderhübsch schauen Sie aus, Miss Brolie.«

Und damit hatte sie nicht Unrecht. Vera trug an diesem Abend ein schwarzes Kleid aus schlichter Seide und mit einfachem Schnitt, aber es betonte ihre schlanke Figur, und der kniekurze Saum gab viel von ihren schlanken Beinen frei.

Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel lief Vera leichtfüßig nach unten. Jims bewundernder Blick zeigte ihr, daß die Garderobe ihr stand. Er hauchte einen Kuß auf ihre Stirn, half ihr in den Abendmantel und bot ihr dann seinen Arm.

Mrs. Hudson stand noch oben auf der Treppe, eine graugestromte Katze auf dem Arm, und dachte: Ein wirklich schönes Paar.

»Willst du mir nicht jetzt verraten, wohin wir fahren?« fragte Vera, als sie kurze Zeit später neben ihrem Verlobten durch die City fuhr.

Jim schüttelte den Kopf, als er aber neben dem Ritz hielt, konnte er sein Ziel nicht mehr länger verbergen.

Vera blickte ihn groß an.

»Ist das nicht viel zu teuer?« gab sie zu bedenken.

Jim war nicht ihrer Meinung. »Wir haben schließlich etwas zu feiern. Da ist das Beste eben gut genug.«

Er führte sie in das exklusive Hotel, und als sie dann an dem reservierten Tisch saßen, lächelte Vera ihm strahlend zu.

»Es ist wunderschön hier, das war eine wirklich gute Idee.«

Er nickte zufrieden und bestellte dann ein mehrgängiges Menü aus erlesenen Speisen. Nachdem sie sich mit allerlei Gaumenfreuden verwöhnt hatten, nahm Vera noch einen Mokka, Jim steckte sich eine Zigarre an.

Er paffte eine Weile schweigend, bis er wieder das Wort an sie richtete. Nun war er mit einem Mal ganz ernst.