Gaylaxy - Heiße Beats und coole Drinks - Celia Williams - E-Book

Gaylaxy - Heiße Beats und coole Drinks E-Book

Celia Williams

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Beschreibung

Marcs Leben geht gerade mit Schwung den Bach hinunter. Der dreißigjährige Buchhalter hat im Zuge der Betrugsaffäre seines Chefs seinen Job verloren, seine Freundin hat ihn verlassen und er steht vor dem Nichts. Doch resolut und mutig verzweifelt er nicht, sondern sucht Lösungen. Manche kann man durchaus als unkonventionell bezeichnen. So hat er seine Altbauwohnung zur Studenten-WG umfunktioniert und schreckt auch nicht davor zurück in einem berüchtigten Schwulen-Club als Barkeeper zu arbeiten und das obwohl er durch und durch hetero ist. Carsten, der Inhaber des Gaylaxy, gibt Marc eine Chance und dieser nutzt sie. Die Umstände sorgen dafür, dass die zwei so unterschiedlichen Männer nicht nur enger zusammenrücken, sondern regelrecht auf Tuchfühlung gehen müssen. Was macht man als Hetero-Mann, wenn man sich plötzlich von einem Homosexuellen angezogen fühlt, aber dieser scheinbar gar kein Interesse hat? Wie alles in seinem Leben geht Marc es unkonventionell an. Band Eins der Gaylaxy-Reihe ganz nach dem Motto: Heiße Beats und coole Drinks. Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

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Celia Williams

Gaylaxy - Heiße Beats und coole Drinks

Gay Romance

Ein dickes Dankeschön an meine Freundin Ursula, die mir bei meiner Rechtschreibung und Zeichensetzung geholfen hat. Danke für deine Freundschaft und deine Unterstützung. Mir bedeutet es sehr viel, dass ich dir bedenkenlos mein geistiges Hab und Gut anvertrauen kann und du es behandelst, als wäre es etwas Wertvolles und Kostbares. Danke. Ein ganz besonderes Dankeschön geht an dieser Stelle an meine Familie, die mich immer tatkräftig unterstützt, motiviert und mir oft den Rücken freihält. Als letztes und vielleicht am Wichtigsten: Danke an alle meine Leser! Ohne euch wäre das hier sinnlos. Ich hoffe, ihr habt an meinen Geschichten ebensolche Freude wie ich. Eure Celia BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

Die letzte Hoffnung

 

Marc stand mit den Händen in den Hosentaschen in der Mannheimer Innenstadt. Der Wind brauste um seine schlanke Gestalt und er hatte den Kragen seiner Jeansjacke nach oben geschlagen. Normalerweise war er eher der Anzug- und Krawattentyp, aber für ein Vorstellungsgespräch als Barkeeper gehörte diese Kleidung wohl nicht zum passenden Auftritt. Also hatte er in den Tiefen seines Kleiderschranks gekramt und fand dort ein paar Jeans, die er schon seit Jahren nicht mehr getragen hatte und daher eigentlich eine Nummer zu klein war. Der feste Denimstoff umschloss fest seinen knackigen Hintern und schmeichelte seinen langen Beinen. Die Hose kombinierte er mit einem dunkelblauen Hemd, wenigstens darin fühlte er sich wohl, ja, regelrecht heimisch. Als arbeitsloser Buchhalter war er für die ausgeschriebene Stelle dermaßen ungeeignet, aber wie sagte man so schön in der Not frisst der Teufel Fliegen. Hoffentlich befand sich der Club-Besitzer ebenfalls in einer Notlage, sonst konnte er den Job abschreiben. Am besten hatte Marc die Tatsache gefallen, dass es sich dabei um einen Vollzeitstelle handelte, auch wenn die Arbeitszeit zu den übelsten überhaupt gehörte. Das erste Arbeitslosenjahr war fast vorüber und sein Arbeitslosengeld lief aus, es musste also etwas passieren. Mühselig hatte er Woche für Woche Bewerbung um Bewerbung geschrieben, an Steuerbüros, große Industriebetriebe, kleine Handwerksfirmen, Supermärkte, Discounter, alles, was ihm eingefallen war. Doch er erhielt immer nur Absagen unter den fadenscheinigsten Begründungen. Doch Marc wusste, wo das Problem lag. Sein Ex-Arbeitgeber hatte sich mit der Russenmafia eingelassen und für die Syndikate Geld gewaschen, darüber hinaus hatte er noch kräftig Steuer hinterzogen und wartete nun auf seinen Prozess. Kein Arbeitgeber konnte sich sicher sein, dass nicht auch Marc dabei kräftig mitgemischt hatte. Dass die Ermittlungen der Polizei und der Steuerfahndung ergebnislos geblieben waren und er entlastet wurde, konnte er keinem potentiellen Arbeitgeber mitteilen, da er ja nicht einmal zum Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Dies hier war die erste Chance, die er erhielt und er beschloss sie zu nutzen, auch wenn ihm klar war, dass er als Hetero in einem Schwulenschuppen wirklich fehlbesetzt war.

Marcs Blick glitt über den Eingang des Clubs und er bewunderte den Einfallsreichtum des Inhabers. Das Gaylaxy war ein umfunktioniertes Parkhaus in den Mannheimer Quadraten. Der Stadt fehlten die finanziellen Mittel, um das Parkhaus in Schuss zu halten und so hatte sie sich davon getrennt. Wie seine Recherche ergeben hatte, nutzte Carsten Staufer die Gelegenheit und richtete im Erdgeschoss des Parkhauses seinen Club ein und das erste Parkdeck diente nun als Parkmöglichkeit für diesen. Die Decks darüber waren der Öffentlichkeit Tag und Nacht zugänglich. Warum es aber zu den meistfrequentierten Parkhäusern der Innenstadt gehörte, entzog sich Marcs Kenntnis. Schnell schielte er noch einmal auf die Armbanduhr und überquerte dann die Einbahnstraße. In der Quadratestadt gab es im Kern zwischen Wasserturm, Schloss, Moschee und Rhein fast nur Einbahnstraßen. Nur die breiten Straßen mit Straßenbahntrassen hatten gegenläufigen Verkehr. Auf der Rückseite des Gebäudes befand sich der Lieferanteneingang und eine große Tür mit der Beschriftung: „Personaleingang“. Dort klingelte Marc und drückte dann gegen die massive Stahltür, als der Summer ertönte. Tief durchatmend betrat er den gut beleuchteten Flur. Erleichtert stellte er fest, dass hier alles sauber und einladend wirkte.

Eine Chance

 

Carsten ging dem Bewerber entgegen. Wie es so seine Art war, hatte er noch einmal in die Unterlagen gesehen und sich die Eckdaten des Mannes eingeprägt. Der ehemalige Buchhalter sah ganz gut aus, hatte wohl auch genug Gripps für die Tätigkeit und sollte aufgrund seiner Vorgeschichte auch motiviert sein. Dass er dem Kerl diese Möglichkeit bot, ergab sich nur aus der Tatsache, dass im Gaylaxy kein Geld im Umlauf war und so keine Chance für Diebstahl und Betrug bestand. Neugierig beäugte der fast zwei Meter große Inhaber des erfolgreichen Schwulen-Clubs den blonden Mann. Eindeutig ein Twink, zumindest entstand dieser Eindruck. Wie seine tatsächliche sexuelle Ausrichtung war, konnte er nur beim Vorstellungsgespräch erfahren. Optisch passte er sehr gut ins Gaylaxy.

Marc begegnete dem großgewachsenen Mann mit einem freundlichen Lächeln und erwiderte dessen Händedruck gelassen und aufmerksam. Kundenverkehr gehörte auch in einem Steuerbüro zum Alltag und daher hatte er keine Probleme im Umgang mit Geschäftsleuten. Wie es hingegen mit einer feierwütigen Meute Schwuler aussah, konnte er nicht sagen.

„Guten Tag, Herr Staufer. Im Voraus schon einmal Danke, dass sie mich überhaupt eingeladen haben“, begann Mark das Gespräch.

Nickend schüttelte Carsten die Hand des schlanken Blonden und antwortete gelassen: „Hallo, kein Problem. Ihre Vorgeschichte ist mir bekannt, spielt aber in meinem Club keine Rolle.“ Nach diesen Worten zeigte er seinem Besucher durch einen ausgestreckten Arm den Weg und machte ihm gleichzeitig klar, dass er voran gehen sollte. Carsten hatte eine dominante Ader und mancher Angestellter kam damit nur schwer zurecht, daher machte er im Vorfeld schon klar, dass alles nach seiner Pfeife zu tanzen hatte. Dabei bewahrte er aber immer ein offenes Ohr für sein Personal, damit es nicht zu Unmut kam.

Marc ging an seinem zukünftigen Boss, hoffte er zumindest, vorbei und steuert die offenstehende Tür an. Dahinter fand er das klassische Büro mit Schreibtisch, Bürostuhl, zwei Besucherstühlen, Aktenschränken und allem, was ein solches eben benötigte. Der Lüfter des PC surrte leise vor sich hin und ergab zusammen mit dem leisen Rauschen der Klimaanlage eine monotone Grundtonlage im Raum. Besonders beeindruckte Marc der elegante Kunstdruck an der Wand hinter dem großen Schreibtisch. Darauf sah man in schwarz-weiß ein Männerpaar, welches sich leidenschaftlich ansah. Die Männer wirkten, als hätten sie sich gerade eben noch geküsst. Wirklich ansprechend, fand Marc.

Im Vorbeigehen deutete Carsten dem Mann an, sich zu setzen und umrundete seinen großen Schreibtisch. Dabei bemerkte er, dass sein Gast von der Aufnahme scheinbar gefesselt war. Nun, ihn beeindruckte sie auch.

Mark setzt sich locker auf den Stuhl und faltete gelassen die Hände auf dem Schoss, rein äußerlich sah man ihm nicht an, dass sein Herz schlug wie eine Dampframme. Immer cool bleibe, immer cool bleiben…, dieses Mantra betete er konstant vor sich her. Nur wenn er sich gut verkauft, hatte er eine Chance auf den Job. Er schöpfte Atem und begann das Gespräch: „Darf ich eine Frage im Vorfeld stellen?“

Carsten beobachtete sein Gegenüber und erkannte, dass der ehemalige Buchhalter bei weitem nicht so cool war, wie er sich gab. Doch für das schauspielerische Talent erhielt er bei Carsten Zusatzpunkte, denn die benötigte man, wenn man hinter einer Bar arbeitete. Nickend gab er sein okay und Mark stellte seine Frage und kam damit sofort zu Pudels Kern.

„Warum haben Sie mich bei meiner Vorgeschichte überhaupt eingeladen?“, erkundigte er sich in vorsichtig verhaltenem Ton. Dabei musterte er seinen potentiellen Arbeitgeber aufmerksam. Es interessierte ihn wirklich.

Carsten gab ein leises Brummen von sich und dann beschloss er, vollkommen ehrlich zu antworten: „Sie werden im Club nicht mit Geld in Berührung kommen, also besteht keine Gefahr. Zudem bedeutet ihre Ausbildung, dass sie ihren Kopf für sinnvolle Dinge benutzen können und ebenso habe ich mir angewöhnt, mir selbst ein Bild zu machen. Unter meinem Personal finden sie die ausgefallensten Typen, Sie sind folglich nichts Besonderes.“

Erleichterung machte sich in Marc breit und dann stutzte er. Kein Kontakt mit Geld? Kassierte ein Barkeeper nicht die Drinks? Doch im selben Moment konnte er sich selbst die Antwort geben ein Pay-System, bei dem am Ausgang am Ende des Clubbesuchs bezahlt wurde. „Pay-System? Armbänder oder Karten?“, erkundigte sich Marc.

Nickend erklärte Carsten: „Armbänder. Bei Karten muss man bei Angetrunkenen immer aufpassen, dass sie sie nicht verlieren. Die Bänder werden an der Kasse aufgeschnitten, also besteht keine Verlustgefahr.“ Es beeindruckte Carsten nicht wenig, dass er ohne weitere Erklärung den richtigen Schluss gezogen hatte. Würde er jetzt auch noch auf den Nachteil zu sprechen kommen?

„Wie funktioniert das mit den Trinkgeldern oder gibt es keine?“, erkundigte sich Marc weiter. Diese Komponente hatte für ihn in seinem alten Job immer ein Problem dargestellt, denn er hatte immer ein separates Trinkgeldkonto für das Personal einrichten müssen, wenn die Trinkgelder nur zentral kassiert und mit dem Lohn ausgezahlt wurden.

Ein Grinsen schlich sich auf Carstens Lippen und er antwortete auf die wichtigste aller Fragen: „Jeder Angestellte erhält einen Scanner, ein kleines handliches Gerät, und wenn der Kunde bestellt, scannt er damit den Barcode auf dem Armband des Kunden und bongt so die Ware im Hauptcomputer, mit dem Trinkgeld funktioniert das genauso. Jedes Trinkgeld-Scan entspricht fünfzig Cent. Die Kassiererin am Clubausgang zahlt es am Schichtende dem Kellner, Barkeeper, Garderobenpersonal etc. aus.“ Da Angestellte der Gastronomie zum Leben auf die Trinkgelder angewiesen waren, beeindruckte es Carsten gleich doppelt, dass diesem Branchenneuling dies scheinbar bewusst war.

Nickend meinte dieser: „Das ist ein sinnvolles System und erspart auch Zusatzkosten bei der Abrechnung. Keine separaten Unterkonten und das Personal verfügt schneller über das Geld, schließlich ist es ja nur ein durchlaufender und wertneutraler Posten.“

Ah, da kam der Buchhalter durch. Ja, er machte sich Gedanken und wer mitdachte, machte einen besseren Job. Carsten schob seinen Stuhl zurück und trat wieder um seinen Arbeitsplatz herum. Schnell erreichte er die Bürotür und meinte zu dem Bewerber: „Wir gehen in den Club. Es ist sinnvoll zu sehen, von was wir reden.“

Umgehend schob Marc den Stuhl zurück und erhob sich ebenfalls. Er musste ganz schön lange Schritte machen, um mit dem viel größeren Mann mitzuhalten. Bisher hatte er sich mit seinen fast ein Meter achtzig nicht zu den Kleinen gezählt, aber im Vergleich zu Herrn Staufer war er es wohl doch. Mit Nachdruck stieß dieser eine breite Schwingtür auf und sie standen plötzlich im Club.

Sterne am Himmel

 

Marc staunte nicht schlecht. Als Hetero war er noch nie hier gewesen und kannte das Etablissement nicht, doch die Ausstattung gefiel ihm. Typisch für ein ehemaliges Parkdeck hatte es fast keine Wände, sondern nur in regelmäßigen Abständen Pfeiler und eine relativ niedrige Decke. Diese hatte man dunkelblau angestrichen, den Boden dunkel gefliest und die Möbel bestanden alle aus Stahl und Blech. Die vier Bars hatte man hauptsächlich aus Loch- und Riffelblech gestaltet und die Theke selbst war aus schwarz-glänzendem Granit. Glattes, dunkelblaues Kunstleder gab dem Ganzen den letzten Schliff. Stylisch und modern sah es aus, aber trotzdem nicht wirklich etwas Besonderes. Aber vielleicht lag es auch am fehlenden Feeling, keine Musik, volle natürliche Beleuchtung, denn die Verglasung ließ komplett das natürliche Licht von draußen herein. Akustische und räumliche Abgrenzungen gab es hauptsächlich in Form von großen Plexiglasscheiben. Nur im hinteren Teil hatte der Inhaber eine Wand einziehen lassen, eine Schwingtür gab den Weg in den abgetrennten Bereich frei. Dann fiel Marcs Blick auf die Auffahrt des Parkhauses und ihm klappte der Unterkiefer herunter. Wow! Die Auffahrt hatte der Innenarchitekt perfekt ins Ambiente integriert. Die Motorengeräusche und Abgase wurden durch große Plexiglas-Elemente abgehalten und der Besucher und die Nutzer der oberen Parkdecks schraubten sich gewissermaßen auf der spiralförmigen Auffahrt durch den Gayclub. Jetzt verstand Marc, warum dieses Parkhaus das bestbesuchte der Stadt war. Sensationsgier, simpel und einfach, der Otto-Normal-Verbraucher nutzte die Gelegenheit zum erlaubten und akzeptierten Voyeurismus. Hier konnten sie Schwule in ihrer natürlichen Umgebung begaffen, ohne dass sich jemand was dabei dachte. Ein Grinsen legte sich auf Marcs Lippen und er sah seinen zukünftigen Boss amüsiert an: „Gibt es öfter Auffahrunfälle?“

Als Antwort erhielt er ein ebenso verschmitztes Grinsen und ein nachdrückliches Schulterzucken: „Auffahrunfälle sind selten, aber ab und an tranchiert mal einer die Betonumrandung der Auffahrt. Bisher hat sich aber noch keiner deswegen beschwert. Zuzugeben, dass man wegen des Gaffens so abgelenkt war, ist wohl ein absolutes No-go.“

Marc lachte leise und erklärte: „Ich würde es auch nicht zugeben, sondern still und leise den Schaden beheben lassen.“ Dabei vergrub er wieder die Hände in den engen Hosentaschen.

Unbewusst betonte er so seinen Schritt, was natürlich dem Club-Inhaber sofort ins Auge fiel. Eine typische Flirtpose unter Männern. War der Kleine schwul, fischte er an seinem Ufer? Carsten trat an einen großen Sicherungskasten heran und öffnete diesen. Dann kippte er einige Schalter und meinte nur: „Tata!“

Blinzelnd betrachtete Marc den durch Leuchtdioden entstandenen Effekt. Die ganze Decke hatte man mit warmweißen, kaltweißen und leicht bläulichen Dioden gespickt und nach genauem Hinsehen erkannte Marc, dass hier akribisch die Sternbilder nachgebildet waren. Der große Wagen, die Jungfrau und auch Orion entdeckte er auf Anhieb. Bei Nacht und bei dröhnenden Beats musste das echt irre aussehen.

Carsten führte den blonden Mann an die Bar und wies ihn an, Platz zu nehmen, dann umrundete er den Dresen und entnahm dem Kühlfach eine Flasche Wasser. Ohne nachzufragen schenkte er dem Bewerber ein Glas ein und begann mit dem wesentlichen: „Die Arbeitszeiten sind in zwei Schichten eingeteilt, von 17 Uhr bis 1 Uhr die Erste und von 20 Uhr bis 4 Uhr die Zweite. Ich beschäftige auch Teilzeitkräfte, deren Schicht wechselt immer nach vier Stunden, keine halbgaren Sachen zwischendurch. Ist sonst so schwer zu planen.“

Marc nickte, mit so einer Arbeitszeit hatte er gerechnet und leider, stellte sie für ihn auch kein Problem dar. Als Einzelkind hatte er keine engere Familie auf die er Rücksicht nehmen musste und da seinen Eltern nicht mehr lebten, gab es auch hier keine Komplikationen. Sein Freundeskreis hatte sich nach dem betrügerischen Bankrott seines letzten Arbeitgebers ebenfalls schwer gelichtet, daher pflegte er nur noch wenig soziale Kontakte. Wenn es so weiter ging mutierte er zum Einzelgänger. Nur seine Mitbewohner bewahrten ihn vor der Vereinsamung.

„Jetzt ein elementarer Punkt: Wie ist deine sexuelle Orientierung?“, fragte Carsten ganz direkt nach. Im Prinzip war es ihm egal, aber er konnte und wollte keinen Mann einstellen, der vielleicht Probleme mit Schwulen hatte. Er würde nonstop angemacht werden, so wie er aussah und müsste damit klarkommen. Automatisch wechselte der Clubbesitzer bei dieser persönlichen Fage auf das privatere „Du“, es kam ihm falsch vor, Marc dabei zu siezen.

Marc verschluckte sich an seinem Wasser und hustete erst einmal gequält, während ihm das Wasser aus der Nase lief und Tränen aus seinen Augen schossen. Scheiße, die Frage kam überraschend und verdammt direkt. Nachdem er sich wieder gefangen hatte, fragte er erst einmal nach, doch dabei hielt er seinen Ton wertneutral: „Warum willst du das wissen?“ Auch er wechselte automatisch zur persönlichen Anrede, schließlich wurde hier über seine sexuelle Ausrichtung besprochen.

„Es ist kein Einstellungskriterium, aber es ist wichtig für deine Arbeit hier. Ein Hetero kann hier schon so seine Probleme bekommen, wenn er nicht aufgeschlossen ist“, erklärte Carsten zuvorkommend, dabei klang er aber auch ein klein wenig lauernd.

Marc seufzte und meinte: „Ich bin hetero, hatte aber noch nie Probleme mit Schwulen. Beim Studium war mein Zimmergenosse schwul und wir sind hervorragend miteinander ausgekommen.“

Nickend bohrte Carsten aber weiter: „Wie sieht es damit aus, wenn dich ein Mann angräbt?“

Der Gefragte erwiderte den Blick und erklärte: „Das kommt vermutlich auf die Intensität an. Mit einem normalen Flirt komme ich klar, wenn mich einer antatscht und begrapscht, dann sieht die Sache anders aus. Sowas kommt bei Frauen so gut wie nicht vor, daher fehlen mir diesbezüglich Erfahrungswerte. Sorry.“ Entschuldigend zuckte er mit der Schulter.

Carsten beschloss ihm diesbezüglich etwas die Sorge zu nehmen: „Wir haben im ganzen Club Security und wenn ein Flirt handgreiflich wird, macht man sich einfach bemerkbar und das Problem wird gelöst. Natürlich sollte ein Arschklappser noch im Rahmen des Erträglichen bleiben, Männer sind nun mal aggressiver als Frauen.“

Marc nickte und meinte gelassen: „Ich denke, dass mir das auch keine Schwierigkeiten machen wird, so etwas passiert eher den attraktiven Männern. Und wenn es wirklich einmal passiert, wird es mich schon nicht aus der Bahn werfen. Ich will nur nicht von einem Drei-Zentner-Mann gegen die Wand gepinnt und abgeschleckt werden, damit hätte ich sicher Probleme.“

Verständlich, entschied Carsten, aber dass sich der Kleine nicht für attraktiv hielt, erstaunte und belustigte ihn gleichermaßen. Grinsend antwortete er: „Kleiner, du bist der geborene Twink, die meisten Männer werden dich sexy finden und wenn du es richtig angehst, kannst du daraus enorm Kapital schlagen. Hübsche Bürschchen, die nicht mit ihren Reizen geizen, erhalten definitiv mehr Trinkgeld, als ihre zugeknöpften Kollegen. Eine etwas aufreizende Garderobe ist da immer hilfreich.“

Marc blinzelte etwas hilflos. Bürschchen? Mit seinen fast dreißig Jahren fühlte er sich durchaus als ganzer Mann und weit entfernt von der Zeit, als er sich selbst als Bürschchen gesehen hatte. Carsten fand ihn sexy? Da hatte er bisher andere Erfahrungen gemacht, aber wer war er, dass er seinem neuen Boss widersprach. Was fiel in die Kategorie „Aufreizende Garderobe“ bei einem Mann? Er hatte keine Ahnung und beschloss, dies bei seiner ersten Schicht im Club herauszufinden. Nachdenklich sah er an sich hinunter und sah sein Gegenüber fragend an.

„Für den Anfang ist diese Aufmachung nicht schlecht, doch das Hemd dürfte noch etwas enger sein und ein paar aufstehende Knöpfe würden die Wirkung noch steigern. Die Hose ist okay so wie sie ist“, erklärte der dunkelhaarige Riese in ruhigem Ton. Das konnte was werden. Er hörte zu und schien die Tipps auch umsetzen zu wollen. Marc Krohn würde sich hier gut einfügen.

„In deinen Pausen kannst du entweder hinter die Kulissen verschwinden oder dich auch im Club tummeln, das ist ganz dir überlassen. Aber solltest du im Club bleiben, dann halte dich vom Darkroom fern. Mein schwules Personal hat während der Arbeitszeit nichts darin verloren, wenn sie in ihrer Freizeit her kommen, geht es mich nichts an. Bei dir sollte das kein Problem sein, oder?“, diesen Hinweis schob Carsten ganz gelassen hinterher und deutet auf den abgeteilten Bereich mit der Schwingtür.

Sofort bekam Marc einen knallroten Kopf. Darkroom, ach so. Damit konnte er so gar nichts anfangen. Sex gehörte für ihn in die eigenen vier Wände und nicht in die Öffentlichkeit. In diesem Bezug war er etwas konservativ und vielleicht auch etwas einfallslos, aber ein Marienkäfer konnte auch nicht seine Punkte ablegen. Langsam aber nachdrücklich nickte er zu der Frage. Ihn würde man sicher nie im Darkroom antreffen.

Erste Schicht

Stöhnend stand Marc vor seinem Kleiderschank. Die Hose konnte er anziehen, hatte sein neuer Boss gesagt, aber etwas enger Anliegendes und ein paar offene Knöpfe erhöhten drastisch die Trinkgelder. Da Marc auf jeden Cent angewiesen war, wollte er so attraktiv wie möglich aussehen. Seufzend verließ er sein Zimmer in der Studenten-WG und klopft an der Zimmertür seines Nachbarn. Tim hatte etwa seine Größe, war aber um einiges schlanker, wenn er sich bei ihm ein Hemd oder Shirt lieh, sollte das dann passend sein für sein Debüt an seinem neuen Arbeitsplatz.

„Komme!“, tönte es von drinnen und das leise quietschen der Bettfedern verkündete Marc laut und deutlich, dass sein Mitbewohner entweder dem typischen studentischen Lasterleben frönte oder gerade mit seiner Freundin zugange war. Voll bekleidet öffnete Tim die Tür und lächelte seinen Hausherrn strahlend an. Die jungen Leute mochten den etwas älteren Marc, der ihnen oft mit Rat und Tat zur Seite stand und trotzdem konnten sie tun und lassen, was sie wollten. „Was kann ich für dich tun?“

Marc lächelte etwas schief und dankte dem Herrn in seiner Gnade, dass Tim wohl gerade nur ein Nickerchen gehalten hatte und nicht gerade mit wilden Sexspielchen beschäftigt gewesen war. „Ich würde mir gerne bei dir ein Shirt oder Hemd leihen.“

„Häh?“, dazu erntete Marc noch einen ratlosen und auch etwas ungläubigen Blick.

Marc verstand die befremdliche Reaktion seines Mieters und erklärte seufzend: „Ich trete heute Abend meine neue Stelle an und man hat mir geraten, mich etwas körperbetonter zu kleiden und im Moment ist ein Einkaufsbummel noch nicht drin. Vielleicht vom ersten Trinkgeld.“

Nickend marschierte Tim in sein Zimmer, direkt an den Kleiderschrank und begann darin zu wühlen. Schnell förderte er ein schwarzes Hemd zu Tage. Es hatte lange Ärmel mit weißen Nähten. Die Druckknöpfe hoben sich ebenso weiß von dem dunklen Seidenstoff ab. Das ging sicher, wenn Marc denn hinein passte. „Figurbetont? Was hast du denn für einen Job ergattert?“, erkundigte sich der junge Jurastudent.

Marc hatte nie ein Geheimnis aus seiner Vorgeschichte gemacht, als er seine riesige Eigentumswohnung in der Schwetzingerstadt untervermietete und wollte auch aus seinem jetzigen Job keines machen. „Ich hab eine Stelle als Barkeepers im Gaylaxy bekommen. Heute Abend geht’s los.“

Tim fuhr herum und stierte Marc irritiert an, dann fragte er vorsichtig: „Bist du denn schwul?“ Bisher hatte nie ein Grund bestanden, danach zu fragen.

Leise lachend schüttelte Marc den Kopf und meinte: „Du kennst doch das Sprichwort: In der Not frisst der Teufel fliegen. Und ich hab verdammt viel Not.“ Trotz der Tatsache, dass er seine, von seinen Eltern geerbte, Wohnung in eine WG umgewandelt hatte, würden ihm ab nächstem Monat ganz eindeutig die Mittel fehlen. Sein Arbeitslosengeld lief aus und er hatte keine Ahnung, welche Einschnitte das Amt machen würde. Um dem vorzubeugen, hatte er diesen Job angenommen. Die Vergütung war okay und wenn man noch die Trinkgelder und die Mieten, die er von den Studenten erhielt, dazu nahm, kam er klar.

„Na, dann wünsch ich dir viel Glück. Warte aber kurz, ich such dir noch drei vier Oberteile raus. Kannst sie mir ja gewaschen wieder zurück geben“, meinte Tim in aufgeräumten Ton. Während er den Schrank durchforstete erklärte er: „Du hast Schneid, Alter. Ich bin beeindruckt.“ Als er die Kleider überreichte, schob er noch ein: „Viel Glück heute Abend“ hinterher.

 

Kurz nach halb acht stand Marc vorm Hintereingang des Clubs und strich noch einmal über sein Hemd, beziehungsweise Tims Hemd. Das schwarze Teil mit den weißen Nähten hatte er geradeso zuknöpfen können und es bot sich regelrecht an, die oberen drei Druckknöpfe offen zu lassen. Sachte drückte er die Metalltür auf und betrat den Gang. Seine Schritte führten ihn direkt zum Personalraum. Dort tummelten sich fast zwanzig Leute und quatschten angeregt miteinander. Erstaunlicherweise befanden sich auch drei Frauen unter dem Personal. Mit einem freundlichen Hallo wurde Marc begrüßt und sofort in die Runde integriert. Schnell nahm ihn ein junger Mann bei Seite und erklärte ihm: „Ich bin Raffael. Der Boss hat mich angewiesen, dich anzulernen. Wir sind heute an der Kaffee-Bar. Hast du Zeit gehabt in die Karte zu gucken?“

Nickend sah Marc den kleineren Mann an. Der junge, kompakt gewachsene Italiener machte auf ihn einen echt sympathischen Eindruck und er beschloss spontan, dass er ihn mochte und dankbar dafür war, dass er ihm alles zeigen würde. Gemeinsam verließen sie den Aufenthaltsraum und betraten durch die Schwingtür den Club. Die Musik dröhnte aus den Boxen, Technobeats empfingen sie lautstark. Lichtreflexe tanzten durch die warme Luft und heute wirkte der Club wirklich wie ein Tempel der Künste, ganz im Gegensatz zu dem Mittag, als ihm Carsten alles zeigte. Trotz der Tatsache, dass es Mittwochabend war, tummelten sich eine stattliche Anzahl Gäste auf der Tanzfläche und an der Bar und an den Tischen saßen einige Männer. Marc folgte Raffael durch den Club und sie betraten die Kaffeebar durch die hüfthohe Schwingtür. Der dort tätige Kollege hatte noch eine Stunde Dienst und in dieser Zeit konnte Raffael Marc alles zeigen.

Marc profitierte davon, dass er schnell lernte und gut mit technischen Geräten umgehen konnte. Die Funktionsweise des Kaffeevollautomaten hatte er sehr schnell verstanden und die Zapfanlage stellte ebenso wenig ein Problem dar, zumal ein anderer Mitarbeiter für die Befüllung mit dem Postmix für die Softdrinks und dem Anstechen der Bierfässer zuständig war. Es wurden hier über zwanzig Kaffeespezialitäten angeboten und mehr als doppelt so viele Softdrinks. An dieser Theke gab es aber keine harten Sachen, nur Bier und Weinschorle, für Hochprozentigeres musste man weiter in den Club. Die Bar an der Tanzfläche und die im hinteren Teil servierten Longdrinks und Cocktails. An Snacks gab es nur Brezeln, die waren dafür aber frisch gebacken und von einem hiesigen Bäcker kurz vor Cluböffnung angeliefert. Gegen neun Uhr brachte dieser noch einmal Nachschub und die Auslagen an den Theken wurden noch einmal aufgefüllt. Es gab einfache, butterbeschmierte und Brezeln mit Schinken und Käse überbacken. Für einen Club ein reichliches Angebot. Marc hatte in seinem alten Job die Buchhaltung für die „Nachtschicht“ in Heidelberg gemacht und diese Disco bot nur Chips und Gummibärchen an.

Bereits gegen zehn Uhr hatte sich Marc soweit eingearbeitet, dass er problemlos die einfacheren Sachen selbst richten und servieren konnte. Auch der Umgang mit dem Datengerät zum Scannen der Armbänder fiel ihm leicht. Er tippte in das Gerät den Artikel ein, beispielsweise einen Cappuccino und wenn er ihn servierte hielt er die „Pistole“ an das Armband des Gastes. Ein grünes Blinken zeigte ihm, dass der Datentransfer erfolgreich war und übertrug gleichzeitig die Daten auf den Server des Clubs, auf den die Kassiererin am Eingang des Clubs zugreifen konnte. So erfolgte eine lückenlose Dokumentation aller Waren im Gaylaxy.