Reno Nights - Celia Williams - E-Book

Reno Nights E-Book

Celia Williams

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Beschreibung

Obwohl John während und auch nach seiner Beziehung mit Michael Cole eine Menge ausgefressen hatte, lädt ihn der smarte Casinobesitzer des Skycity zur diesjährigen Wohltätigkeitsveranstaltung ein. Ob das an seinem seitenlangen Entschuldigungsbrief liegt oder einfach daran, dass Mike jeden Dollar einheimsen möchte, den er für den guten Zweck akquirieren kann, weiß John nicht. Trotzdem will er seine Chance nutzen und sich noch einmal persönlich bei seinem Ex-Partner entschuldigen. Bei der Junggesellenversteigerung bietet John, auf Michaels Anraten hin, erfolgreich für den smarten IT-Chef des Casinos und erntet dafür nicht nur Zustimmung, vor allem nicht von dem Ersteigerten selbst. Ob sich der reservierte Computerfachmann für den smarten Sunnyboy erwärmen kann? Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Diese Buch ist Teil der Skycity-Reihe, kann aber unabhängig gelesen werden. Band Eins: Rien ne va plus – Nichts geht mehr Band Zwei: Eye of sky – Kein Spiel ohne Risiko Band Drei: Texas Rodeo – Die Würfel sind gefallen Bonusband der Skycity-Reihe: Einsam an Valentin (Kostenfrei bei BookRix lesen)

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Celia Williams

Reno Nights

Gay Romance

Ich danke vor allem Iris meiner "rechten Hand", ohne ihre Korrektur hätten meine Geschichten so einige Logik- und vor allem Rechtschreibfehler. Danke für deinen Einsatz und deine Ausdauer. Danken möchte ich auch meiner Familie für ihre Unterstützung und dass sie mir immer den Rücken frei halten. Und natürlich danke ich vor allem euch! Ich schreibe diese Geschichten für meine Leser und wenn sich niemand hinsetzen würde und sie tatsächlich lesen würde, wäre das ein ziemlich sinnloses Unterfangen. Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet. Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

 

 

 

 

Dieses Buch ist Teil einer Reihe, kann aber eigenständig gelesen werden!

 

 

 

 

Skycity-Reihe:

Band Eins: Rien ne va plus – Nichts geht mehr

Band Zwei: Eye in the sky - Kein Spiel ohne Risiko

Band Drei: Texas Rodeo – Die Würfel sind gefallen

Bonusband: Einsam an Valentin (kostenfrei bei BookRix lesen)

Sucht und ihre Folgen

Nervös nestelte John an dem Aufschlag des feinen Leinenhemdes. Sollte er das heute Abend wirklich tragen? Selten überkam ihn diese innere Unruhe, doch die heute anstehende Begegnung mit seinem Ex machte ihn ganz fahrig. Für seine Anspannung trug er ganz allein die Schuld. Bei Michael hatte er alles falsch gemacht, wirklich alles. Was in seinem Übergriff im Darkhaven, dem besten Tanzclub der Stadt, seinen Höhepunkt fand. Es ärgerte ihn im Nachhinein, dass er sich zu dieser Dummheit hatte hinreißen lassen. Natürlich könnte er die Schuld auf die Drogen schieben, aber fairerweise musste er zugeben, dass er schon immer nicht klar gedacht hatte, wenn es um Mike ging. Der attraktive Casinobesitzer hatte es ihm angetan, doch durch sein eigenes inkonsequentes Verhalten, hatte er ihn erst von sich gestoßen und dann eine Beziehung durch sein Fremdgehen ganz unmöglich gemacht.

Heute fand die erste Annäherung seit diesem unsäglichen Zwischenfall statt. John hatte nach dem Übergriff auf Mike endlich die Notbremse gezogen. Er fand sich in dieser Nacht zitternd und durchweicht auf dem Clubboden wieder. Mühselig hatte er sich nach draußen geschleppt. Sein drogenberauschtes Hirn wollte ihm suggerieren, dass alles nicht so schlimm war, doch der Uringestank, der von ihm selbst ausging, sagte ihm etwas anderes. Mit einem Taxi fuhr er vom Darkhaven aus direkt in die kleine, aber sehr renommierte Suchtklinik von Reno. Dort entgifteten die Reichen und Schönen. Doch John bat schon bei seiner Aufnahme, dass man ihn etwas abschirmte. Er wollte raus aus diesem schlechten Einfluss. Er wusste, dass er nicht zu den willensstärksten Menschen auf dieser Erde zählte und er musste es sich nicht noch schwerer machen.

Sein behandelnder Arzt untersuchte ihn am nächsten Morgen und leitete die Entgiftung ein. Zwar hatte John noch kein Heroin gespritzt, aber den Weg durch seine Nase hatte es schon oft gefunden. Bevor er an Geist und Körper irreparable Schäden erlitt, musste er aus diesem Drogensumpf heraus. Dr. Weisman überwachte den Entzug und sorgte für eine etwas andere Therapie.

Eine Woche nach seiner Selbsteinweisung wurde er mit einem Geländewagen in eine Waldhütte in der Nähe des Lake Tahoe gebracht. Dort verbrachte er die nächsten sechs Wochen. Jeden Abend rief ihn Dr. Weisman an und erkundigte sich nach den zu erledigenden Aufgaben. Anfangs sah John den Sinn darin nicht, doch nach und nach wusste er, was das alles sollte. Die oft schweißtreibenden Arbeiten verbesserten seine Fitness, machten ihn stärker und lenkten ihn vor allem von dem ständigen Verlangen ab. Nach drei Wochen in der Einsamkeit fühlte er sich regerecht befreit. Das Holzhacken ging ihm mittlerweile flüssig von der Hand und die Pflege des Gartens machte ihm Spaß. Trotzdem freute er sich auf den täglichen Besuch seines Therapeuten. Ebenso kam ein Lieferant für Lebensmittel und Haushaltsbedarf einmal die Woche und ersetzte alles was fehlte.

Nach den angepeilten sechs Wochen fühlte sich John wie ein neuer Mensch, die Sucht hatte ihn nicht mehr im Griff. Der Geländewagen fuhr vor und er wurde zurück in die laute, tobende Welt gebracht. Der dunkle Geländewagen brachte ihn nicht in die Klinik oder zu sich nach Hause. Das Auto hielt vor einem großen Gebäude, einer Schule, erkannte John. Auf dem Gehsteig stand ein Aufsteller. Bevor John reagieren konnte, fuhr der Wagen ab und ließ ihn hier einfach zurück. Irritiert sah er ihm hinterher, doch dann ging ihm auf, dass alles Bisherige einen Sinn hatte und auch hier ein bestimmter Zweck erreicht werden sollte. Erneut betrachtete er das Schild. Dort stand: „AA-Treffen Raum 1.14“.

Wie erschlagen legte John den Kopf ins Genick und ließ die Augen zufallen. Er sollte zu AA-Treffen gehen. Natürlich würde eine Selbsthilfegruppe helfen. Doch sein Herz schlug im Moment schmerzhaft innen gegen die Rippen. Konnte er das? Noch bevor er sich zu einer Entscheidung durchringen konnte, stieß ihn eine junge Frau mit der Schulter an.

John sah auf sie hinunter. Er selbst war nur gerade mal einen Meter siebzig groß und sie war noch um einiges kleiner und noch jung dazu. Ob sie noch zur Highschool ging?

„Hast du Angst reinzugehen?“, kam es in ihrem sympathischen hellen Sopran. Ihre wunderschönen blauen Augen musterten Johns Gesicht.

Im ersten Moment wollte er leugnen, alles abstreiten, doch dann erkannte er, dass er damit bisher nicht gut gefahren war. Er musste sein Leben ändern, und wenn ihm die Treffen der Anonymen Alkoholiker halfen, würde er diese bittere Medizin eben schlucken. Ruckend nickte er und sah wieder zu der Tür.

Eine schmale zierliche Hand schob sich in Johns und das Püppchen mit den schönen Augen und dem lockigen Haar führte ihn ins Innere der Schule. Abends um sechs fand man hier natürlich keine Schüler, denn dann wäre der Ort als Treffpunkt für die Selbsthilfegruppe ungeeignet. „Ich bin Tiffany“, kam es von der Blondine, bevor sie John durch die Schwingtür in den Raum 1.14 zog.

 

Blinzelnd konzentrierte sich John wieder auf seine Garderobe und richtete nun alles auf dem Bett, was er brauchte. Es half nichts, er würde heute das erste Mal Michael und Jason begegnen und er konnte sich nun auch noch persönlich entschuldigen. Er ging davon aus, dass er die Einladung zu diesem Event seinem Entschuldigungsbrief verdankte. Dieser Brief ließ ihn traurig lächeln. Er hatte getrickst, denn ihm war klar, nachdem was er sich so alles geleistet hatte, dass Mike jedes Schreiben von ihm postwendend in die Ablage Papierkorb geben würde. Daher hatte er zwar den Brief mit der Hand geschrieben, aber den Umschlag mit dem Laserdrucker adressiert. Das Schreiben wirkte wie ein einfacher Geschäftsbrief. Für John war es niederschmetternd, dass Michael gar nicht reagierte. Doch vier Wochen nach dem Schreiben trudelte die Einladung ein und sie war direkt an ihn adressiert, nicht an die Reederei oder das Schiffsbauunternehmen seiner Familie an der Ostküste, nein, direkt an ihn hier in Reno. Hoffentlich glaubte Mike auch, dass er sich geändert hatte.

Die Charity-Gala

Direkt nach Betreten des Festsaals entdeckte er Michael und Jason zusammen mit Thia, der ersten Concierge des Skycity. Nervös und mit extrem feuchten Händen näherte er sich den Dreien. Als er sie fast erreicht hatte, verabschiedete sich die Angestellte mit einem Nicken und marschierte durch die offenstehende Flügeltür hinaus in den Empfangsbereich des Casinos.

Bei dem Paar ankommen musste sich John erst einmal räuspern, bevor er ansetzen konnte: „Erst einmal danke für die Einladung.“ Dabei sah er erst Michael und dann Jason an. Er blickte Beiden offen und ehrlich in die Augen, zeigte, dass er keine bösen Absichten hegte. Dann setzte er nach, da keine Reaktion erfolgte: „Ebenso möchte ich mich für mein extremes Fehlverhalten im Darkhaven entschuldigen. Das hätte nie passieren dürfen.“ Hart schlug sein Herz innen gegen die Rippen und er hoffte, dass sie ihm wenn nicht vergeben konnten, dann wenigstens die Entschuldigung akzeptieren würden.

Nachdenklich legte Mike den Kopf schräg und erkundigte sich: „Was hat dich nur dazu getrieben?“

Seufzend erklärte John: „Dummheit, Arroganz, das vernebelte Hirn. Es gibt keine Entschuldigung für diesen tätlichen Angriff. Ich bin dir sehr dankbar, dass du damit nicht zur Polizei bist, obwohl ich es verdient hätte.“

„Woher kommt diese Einsicht?“, Jasons Stimme klang reserviert und auch hart. Er vergab nicht so leicht.

Jetzt würde er seine Hosen herunterlassen und Farbe bekennen müssen. Nun gut, dann sollte es so sein. „Als ich im Darkhaven auf dem Boden liegend in meinem eigenen Urin aufgewacht bin, war das ein Weckruf in letzter Minute. Ich bin von dort aus direkt in die Sun-Crest-Klinik. Im Anschluss war ich sechs Wochen in Einzeltherapie und jetzt habe ich regelmäßig Gruppensitzungen und gehe zu den AA-Treffen. Ich bin mittlerweile bei den Entschuldigungen angekommen.“

Jason nickte verstehend: „Welche Plakette hast du schon erreicht?“ Diesmal klang der Ton einfach nur neugierig.

Lächelnd zückte John seinen Schlüsselbund und zeigte seine Zwölf-Monats-Marke.

„Gut. Immer weiter so“, meinte Jason und verschränkte seine Hand mit Michaels.

Auch der Casino-Inhaber nickte ermutigend und wünschte John: „Gönn dir den schönen Abend und immer sauber bleiben.“

Dankbar nickte John und erklärte: „Ich werde mal einen Schwatz mit Phyllis Ingram halten.“ Dabei nickte er mit dem Kopf in Richtung der älteren, aber sehr eleganten Dame, eine der einflussreichsten Wohltäterinnen von ganz Nevada.

Als sich John schon ein paar Meter entfernt hatte, hielt ihn Mike noch einmal auf: „John?“

Der Angesprochene blieb stehen und sah noch einmal zu seinem Ex-Freund zurück: „Ja?“

„Bei der Versteigerung kommt Richard unter dem Hammer. Vielleicht willst du ja mitbieten. Ich denke, er wird lieber mit dir den heutigen und den morgigen Abend verbringen, als mit irgendeiner Frau, egal wie betucht sie auch sein mag.“ Michaels Stimme klang eindringlich, fast beschwörend.

Natürlich erinnerte sich John an Richard Fires, den Chef der EDV-Abteilung des Casinos. Zwar kannten sie sich nur oberflächlich, aber zumindest wusste John, dass Richard ebenfalls auf Männer stand und sich mit ihm leichter tat, als mit jeder Frau. Wenn sich Mike dies als Widergutmachung wünschte, konnte er ihm das ganz leicht geben. Nickend verabschiedete er sich und mache sich zu dem Damenkränzchen auf. Dort blieb er auch, bis die Versteigerung begann.

 

Im Grunde sprintete Richard den Gang hinunter. Er war zu spät. Michael wollte die Gala um Punkt neunzehn Uhr eröffnen und er war fünf vor noch nicht im Festsaal. Mist. Vor der Tür des Saals verharrte er kurz und strich mit den Händen über seinen Smoking. Er hasste das Ding, aber für den guten Zweck würde er sogar in so einen Pinguinanzug steigen. Nach einem letzten tiefen Durchatmen öffnete er die Tür und betrat den großen, festlich geschmückten Raum. Direkt vor dem festgestellten Türflügel stand ihr neues Teammitglied, Dwayne Marshall, ein Ex-Cop aus Chicago. Da Richard sich um die Chipausweise der leitenden Angestellten selbst kümmerte, wusste er ganz genau, wer da an die Tür angelehnt stand. Richard trat ein und zog leise die Tür ins Schloss. „Hat Mike schon angefangen?“

Mit einem Schmunzeln sah Dwayne zu dem Chef der IT-Abteilung hinüber und schüttelte verneinend den Kopf. „Noch nicht. Ich wollte mich zur Bar durchschlagen. Kommst du mit?“

Warum eigentlich nicht? Etwas flüssiger Mut für seinen Auftritt konnte kein Schaden sein. Richard stand nicht gerne im Rampenlicht, doch heute würde es sich nicht vermeiden lassen. Nickend stimmte er zu und folgte dem etwas größeren und auch wesentlich breiteren Mann zur Bar. Dwayne Marshall strahlte eine enorme Gelassenheit und Sicherheit aus. Er passte perfekt auf den Posten des stellvertretenden Sicherheitschefs, den er jetzt bekleidete.

An der Theke angekommen orderten sie sich von dem diensthabenden Bartender einen Longdrink und stießen an. Beide trugen sie die vorgeschriebenen Smokings und machten sich gegenseitig Mut für die anstehende Versteigerung. Es handelte sich um eine typische Junggesellenversteigerung und der Meistbietende erhielt viel Zeit mit seinem Preis.

„Bist du schon lange im Skycity?“, erkundigte sich Dwayne bei Richard, dabei musterte er den Computerfachmann ausgiebig.

„Vom ersten Tag an. Ich hab Michael auf der Uni kennengelernt, ich hab Informatik studiert und er Betriebswirtschaft. Als seine Pläne für das Casino konkret wurden, hat er mich gefragt, ob ich mitmachen wollte. Ich stamme aus recht einfachen Verhältnissen und konnte nicht mehr als mein Fachwissen einbringen, daher hab ich Mike angeboten, nur für ihn zu arbeiten. Ich bin ein Angestellter, aber auch ein Freund“, berichtete Richard unbeschwert. Natürlich hatte er den taxierenden Blick des Sicherheitsmannes bemerkt, aber da sie wohl ziemlich ähnlich gestrickt waren, würde sich zwischen ihnen nie was ergeben, also ignorierte er den interessierten Blick.

„Ich bin gleich nach meinem Abschluss auf die Polizeiakademie. Es war für mich fast schon körperlich schmerzhaft, als mir der Arzt verkündete, dass ich nie mehr Außendienst machen könnte. Natürlich war ich schon längst aus dem Streifendienst heraus und bei der Einheit für Kapitalverbrechen untergekommen. Doch jetzt sollte ich nur noch Recherche machen und Innendienst schieben. Keine Tatorte mehr für mich und keine Ermittlungen außerhalb des Büros. Wenn ich geblieben wäre, hätten sie mich vermutlich innerhalb der nächsten sechs Monate befördert, aber trotzdem hätte ich am Schreibtisch gesessen. Darauf hatte ich keine Lust“, berichtete Dwayne von sich.

Verständnisvoll nickte Richard, denn er verstand den Wunsch des anderen sich mitzuteilen, seine Sorgen zu teilen. Dwayne kannte in Reno niemanden und die einzigen Kontakte, die er bisher knüpfen konnte, waren hier im Skycity.

Richard selbst hatte einen Job, bei dem er viele Stunden vor dem PC saß, nicht alle, denn er kümmerte sich teilweise auch um Verkabelungen und Installationen von neuen Anlagen. Zum Ausgleich betrieb er ziemlich exzessiv Sport, Radfahren, Joggen, Wandern, Schwimmen und er hatte einen Faible für Trimm-Dich-Pfade a la Navy SEALs. An Kampfsport hingegen hatte er gar kein Interesse, aber er musste sich ja nicht prügeln. Selten wurde jemand mit seiner Statur Opfer von Angriffen. „Wie bist du mit deiner Veranlagung umgegangen? Bei der Polizei wird das Thema immer noch nach der altbewährten Methode totgeschwiegen.“ Richard stellte es sich schwer vor ein schwuler Polizeibeamter zu sein.

Tatsächlich brummte Dwayne zustimmend und nippte an seinem Longdrink. „Bei den Cops gibt es da nicht wirklich eine Auswahl. Bedeckt halten und den Kopf unten lassen. Meinem Ex hat das gestunken und er hat daher einen Schlussstrich gezogen. Das, in Kombination mit meinem verhassten Schreibtischjob, hat mich hier her gebracht.“

Verstehend nickte Richard und drehte sich mit seinem Glas in Dwaynes Richtung.

Natürlich folgte der Ex-Cop der stummen Aufforderung und leise klirrend schlugen die Gläser aneinander.

„Auf Neuanfänge und eine bessere Zukunft“, kam es von Richard, dabei lächelte er Dwayne freundlich an. Er mochte den breitschultrigen Mann mit den hübschen Muskelbergen. Zwar stand er selbst eher auf Twinks, aber hinsehen konnte man ja und zu sehen gab es wahrlich genug.

Dwayne nickte zustimmend und nahm einen tiefen Schluck. Dann drehte er sich seufzend zur Bühne, die normalerweise für Varieté-Aufführungen, Theaterstücke, Zaubershows und ähnliches genutzt wurde. Gerade betrat Michael Cole das Podium und begrüßte die anwesenden Gäste. Dwaynes Augen nahmen die automatische Wanderung wieder auf. Als Cop hatte er sich dieses Verhalten angewöhnt, immer behielt er sein Umfeld und die Menschen im Auge. Seine Gedanken schweiften ab und er verfing sich in seiner eigenen kleinen Welt innerhalb seines Kopfes.

Neugierig musterte Richard seinen Nebenmann. Dieser starrte in die Menschenmenge, schien aber nicht wirklich etwas wahrzunehmen. Daher nutzte auch Richard den Moment, um sich etwas umzusehen. Dabei fiel sein Blick auf eine sehr attraktive Rückansicht. Der moderne, schicke Anzug betonte die schlanke Statur und die Hose spannte einladend über dem sehr knackigen Po. Die braunen glatten Haare kräuselten sich etwas auf dem Kragen, dadurch wirkte der Mann sehr jung. Ob er es wirklich war? Als sich das schnucklige Kerlchen etwas zur Seite drehte, um der älteren Lady neben sich zu antworten, erkannte Richard, wen er da so ausgiebig bewunderte. John Gables! Michaels abartigen Ex-Freund, der über Leichen ging, um seine Ziele zu erreichen. Nun, vielleicht nicht über Leichen, aber er schreckte auch nicht davor zurück jemandem K.O.-Tropfen zu geben, wenn es ihm in den Kram passte. Fest biss Richard die Zähne aufeinander und blicke sich weiter im Saal um.

Ein Lacher des Publikums lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne und er erkannte, dass Mike gerade zum Ende seiner Rede kam. Sie mussten nun nach vorne.

Sachte stieß Richard seinen Nebenmann an und riss diesen so aus seinen eigenen abschweifenden Gedanken.

Fragend sah Dwayne zu dem ITler hinüber.

„Wir müssen nach vorne. Mike hat gerade die Versteigerung angekündigt“, erklärte Richard in gelassenem Ton, während er sich schon von der Theke abstieß und losging.

Seufzend folgte Dwayne, er hatte sichtlich kein Vergnügen an dem Gang.

Als Richard über seine Schulter nach hinten sah, entdeckte er ein sehr verdrießliches Gesicht. Der Sicherheitsspezialist hatte sich wohl zu dieser Aktion überreden lassen und hätte es jetzt gerne rückgängig gemacht.

 

Die Auktion

Mit einem Glas Mineralwasser stand John bei einer Gruppe älterer Damen, die sich angeregt über die letzte Hundeschau unterhielten. Bewusst hielt er sich von den jüngeren Semestern fern, denn dort bestand die größte Versuchung. Sein ehemaliger Freundeskreis ging sehr leichtfertig mit Rauschmitteln um und sie machten keinerlei Unterschied, ob es sich um Alkohol, Tabletten, Crack oder etwas Stärkeres handelte. Zumal er nicht darauf vertrauen konnte, dass sie es bei Überreden belassen würden. Es bestand immer das Risiko, dass sie ihm etwas ins Getränk kippten. Doch John wollte das nicht mehr für sich, also zog er die Konsequenzen.

Souverän und gelassen begrüßte Michael Cole die anwesenden Gäste, stellte ausgiebig das zu unterstützende Projekt zur Förderung von Jugendlichen aus weniger gut betuchten Familien in Reno vor und kündigte die nun folgende Junggesellenversteigerung an. Dabei wies er extra darauf hin, dass nicht jeder Mann, der unter den Hammer kommen sollte, Interesse am weiblichen Geschlecht hatte. Hier herrschte im Skycity Offenheit und jeder, der zu seiner Veranlagung stehen wollte, konnte es auch.

Ohne viele Umstände übergab Michael das Wort seinem zweiten Concierge Adrian Dobbs, der die Versteigerung durchführen sollte. Der gelassen souveräne Mann, der regelmäßig die hochrangigen Gäste des Casinos empfing, eignete sich hervorragend für diese Aufgabe, zumal er als liierter Mann nicht selbst als Auktionsstück teilnehmen konnte.

Nacheinander kamen die unterschiedlichsten Männer unter den Hammer. Insgesamt zwölf Kandidaten standen zur Verfügung, da gab es unter anderem ein Bankier, einen Chefarzt, einen sehr attraktiven Streetworker, einen Zeitungsmogul, einen Industriemagnaten, den zweiten Sicherheitschef des Casinos, einen Staranwalt, den obersten Staatsanwalt von Reno und dann war da noch Richard Fires, der EDV-Chef des Skycity.

 

Konzentriert folgte John dem straffen Männerkörper, der gerade die Stufen zur Bühne erklomm. Richard hatte einen absoluten Traumkörper und sprach tief in John etwas an, was er seit Mike für verstummt hielt. Nicht nur sein Körper reagierte auf diesen leckeren Anblick, irgendwie zuckte auch sein Herz. Sofort verbot sich John romantische Anwandlungen, denn Richard kannte ihn seit längerem und wusste auch um seine Vorgeschichte mit Mike. Vielleicht wusste er auch von seinem schändlichen Verhalten und würde ihm nicht weiter trauen, wie er ihn sehen konnte. Auch das konnte John verstehen.

Enthusiastisch beschrieb Adrian Dobbs die Vorzüge des aktuellen Versteigerungsstücks. Dabei ließ er akademische Leistungen ebenso wenig aus, wie die sexuelle Gesinnung und die Leidenschaft des Junggesellen für Sport. John war eher Passiv-Sportler, aber er liebte durchaus einen schönen Spaziergang oder auch eine Wanderung über ein paar Meilen. Doch für Joggen, Tennis oder Ballsport hatte er nichts übrig. Um sich in Form zu halten, ging John zwei Mal die Woche ins Fitness-Studio und quälte sich durch sein zweistündiges Programm. Er mochte es nicht sonderlich, aber es gehörte nun mal dazu. Auch sein Therapeut predigte immer, dass ein gesunder Geist in einem gesunden Körper lebte. Also tat John etwas für sich. Beschäftigung hielt ihn natürlich auch von Dummheiten ab, ebenso wie das Meiden von schlechtem Umgang. Am verzwicktesten war die Tatsache, dass besagter negativer Einfluss von Teilen der High Society ausging und es echt schwierig war, sie zu umgehen.

Aufmerksam folgte John den Geboten und stieg erst bei dreitausend Dollar ein. Auf keinen Fall wollte er übereifrig wirken. Wobei? Es war für den guten Zweck, also konnte er auch mal gut was springen lassen. Beim nächsten Gebot erhöhte er gleich um fünfhundert Dollar und löste damit eine Welle von „Ahs“ und „Ohs“ aus.

„Viertausend Dollar geboten von John Gables, wer bietet mehr?“, intonierte Adrian Dobbs, dabei suchte sein Bick den seines Chefs. Natürlich wusste das Personal, dass das Hausverbot für John aufgehoben worden war. Trotzdem traute ihm keiner der Angestellten.

Eine Lady in einem knallengen Seidenkleid überbot ihn mit einem gelassenen Fingerzeig. Aufreizend sah sie zu John hinüber und zwinkerte ihm zu. Sie verstand den Sinn und Zweck dieser Aktion problemlos und bot ihm nun die Möglichkeit, etwas Geld in den Spendentopf zu spülen.

„Fünftausend“, erhöhte John laut und deutlich.

Auf der Bühne musterte Richard John mit zusammengekniffenen Augen. Ihm gefiel dessen Einsatz nicht. Auf jeden Fall wollte er nach dessen Vergehen gegen Michael nicht seine Freizeit mit John Gables verbringen.

Wieder hob die rassige Rothaarige die Hand und erhöhte.

John bot gleich sechstausend Dollar. Mal sehen, ob sie erneut erhöhte.

Umgehend erhöhte sie um hundert Dollar und grinste zu John hinüber.

Mit zuckendem Mundwinkel zeigte er dem Auktionator sieben.

„Siebentausend sind geboten! Weitere Gebote?“

Gespannte Stille legte sich über den Saal. Man konnte die Aufregung regelrecht wittern.

Beherzt ging die Hand der Bieterin wieder in die Höhe.

Okay, dann eben anders. „Zehntausend“, kam es von John. Er wusste, dass er jetzt schon ein klein bisschen verbissen klang, aber er wollte den Zuschlag erhalten. Sein Blick glitt zu dem großgewachsenen Mann im Smoking, der so gelassen auf der Bühne stand. Doch John erkannte, dass der Eindruck täuschte. Richard schien sein Einsatz nicht zu gefallen. Er würde sicher nicht mit ihm ausgehen. Warum sollte er auch? Er hatte hautnah mitbekommen, was er mit Mike veranstaltet hatte und wollte sich dem sicher nicht aussetzten. Seufzend akzeptierte John, dass er keinen Gegenwert für sein Geld bekommen würde. Er würde sich mit der Spendenquittung begnügen müssen.

 

Aufmerksam hatte Jason Johns verbissenes Bieten beobachtet und Richards extrem verhaltene Reaktion darauf. Fest legte er seinen Arm um Mike und flüsterte ihm ins Ohr: „John wird leer ausgehen. Richard macht nicht den Eindruck, dass er etwas mit deinem Ex zu tun haben möchte. Du solltest deutlich machen, dass du ihm nichts mehr nachträgst.“

Erstaunt sah Michael zu Jason auf. Dieser gab sich normalerweise unnachgiebig und verzieh nicht so leicht. Was hatte ihn überzeugt? „Die AA-Plakette?“

Natürlich verstand Jason die Frage, die hinter den zwei kurzen Worten steckte. „Ja, es kostet Kraft und Willensstärke das durchzuhalten. Ich habe Respekt vor Menschen, die das können. Mein Vater hatte nach dem Tod meiner Mutter ein Alkoholproblem und Rob musste ihn erst wachrütteln, damit er sein Leben wieder in den Griff bekam. Auch er war bei den Anonymen Alkoholikern und ist bis zu seinem Tod dabei geblieben. Er hatte nie einen Rückfall.“ Purer Stolz klang in Jasons Stimme mit.

Liebevoll lächelte Mike seinen Liebling an und wünschte sich, dass er die Chance gehabt hätte, Jasons Vater kennenzulernen. Was er von ihm gehört hatte, gefiel ihm. Aber Robert Fallon, Adriand Dobbs Lebensgefährte und Jasons Ersatzvater und Geschäftspartner, stellte einen adäquaten Ausgleich dar.

Der Zuschlag

„Niemand mehr? Zum ersten, zum zweiten, verkauft! Der Zuschlag geht an John Gables. Bitte holen sie ihren Junggesellen an der Bühne ab. Die Spende können Sie an der Casino-Kasse tätigen.“, kam es abschließend von Adrian Dobbs.

Mit zusammengebissenen Zähnen stieg Richard etwas steifbeinig von der Bühne. Dabei sah er dem Mann, der so viel Geld für ihn ausgegeben hatte, entgegen. Ihm gefiel die Botschaft nicht, die dahinter stand. Er würde dem kleinen Mistkerl schon mitteilen, was er von der Aktion hielt.

Kurz vor der Bühne trafen sie zusammen und John versuchte es mit einem zaghaften Lächeln. Das Echo kam postwendend.

„Das kannst du knicken. Wir beide werden genau gar nichts miteinander unternehmen. Dir würde ich noch nicht einmal die Tür aufhalten“, knurrte Richard in angepisstem Ton. Er hatte insgeheim darauf gehofft, dass ihn ein attraktiver Mann ersteigern würde, mit dem er ein paar schöne Stunden, vielleicht sogar im Bett, verbringen konnte. Schon seit Monaten herrschte Ebbe bei ihm und er wäre empfänglich gewesen. Vielleicht wäre er sogar von seinem Grundsatz abwichen, niemals mit jemandem Sex zu haben, den er nicht liebte. Solche Wirkung hatte lange Abstinenz auf Richard. Aber nicht für John Gables. Den Drecksack konnte er einfach nicht ausstehen.

Kerzengerade richtete sich John auf, er wusste, dass er jetzt aussah, als hätte er einen Stock verschluckt. Doch er konnte auch nicht aus seiner Haut. Er verstand und akzeptierte Richards Ablehnung. In neutralem Ton antwortete er: „In Ordnung.“ Danach machte er auf dem Absatz kehrt und verließ den Saal. Er wollte umgehend an der Casino-Kasse die zehntausend Dollar bezahlen und dann nach Hause gehen. Scheiß auf das Gala-Dinner!

 

Alarmiert sahen Jason und Mike dem davonmarschierenden John hinterher. Kurz sahen sie sich an, bevor sie sich aufteilten. Michael folgte John, damit dieser sich nicht vom Acker machte und Jason würde mit Richard sprechen. So ging das nicht!

Entspannt wartete Mike, bis John den Auktionspreis bezahlt hatte, dann trat er zu ihm: „Hat er dich abgekanzelt?“

Ruckartig nickte der kleinere Mann.

Da Mike John schon lange kannte, wusste er, dass John fast schon beleidigt war, es aber gut verbarg. Tröstend legte er ihm den Arm um die Schulter. Damit erreichte er gleich zwei Dinge. Er übermittelte John seine stumme Unterstützung und sein Mitgefühl. Gleichzeitig verhinderte er dessen Flucht, zwar als beleidigten Abgang getarnt, aber trotzdem eine Flucht. „Gib ihm nicht nach. Du hast dich verändert und wenn Richard das nicht erkennt, ist das sein Schaden. Aber du musst ihm auch die Gelegenheit geben, es zu bemerken. Er kennt nur die Geschichten über dich und du hast dich eben in den letzten Jahren nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“