Von Drachen, Magiern und Menschen - Celia Williams - E-Book

Von Drachen, Magiern und Menschen E-Book

Celia Williams

5,0
8,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Hier gibt es alle zehn Drachenbände inklusive der Bonusstorys in einem! Drachenfeuer – Liebe ist universell: Der Drachenkönig und der Prinz des Menschenreiches müssen nicht nur für sich, sondern auch für alle nachfolgenden Paare eine Welt schaffen, in der Menschen und Drachen vereint leben können. Drachenglut – Liebe bedeutet Freiheit: Ein Drache und ein ehemaliger Gladiator finden nicht nur ihre Liebe, sondern auch eine neue Heimat. Drachenhitze – Liebe überwindet alles: Alter ist kein Hindernis, aber es kann einen schon viel Geduld abverlangen. Ein Jahrhunderte alter Drache und ein minderjähriger Steppenreiter finden eine Lösung für alle ihre Probleme. Drachensiegel – Liebe findet ihren Weg: Was tust du, wenn du feststellst, dass das Schicksal dir den falschen Partner an die Seite stellt? Lest, wie Jutrier und Loreana dies handhaben. Drachenmagie – Von Liebe erweckt: Ein Drache und ein Halbmagier, der nie hätte geboren werden dürfen, beschreiten einen gemeinsamen Weg in die Freiheit. Drachengefährten: Gleich mehrere Gefährtenpaare, die das Siegel zusammenführt. Gefahren, Probleme und Familie stellen sich ihnen in den Weg. Drachensohn – Liebe braucht ihre Zeit: Wie soll man damit zurechtkommen, wenn man feststellt, dass der einem bestimmte Drache ein Kleinkind ist? Stelgard stellt sich der Situation. Drachenzauber – Die Liebe des Magiers: Rhune, der neue Herrscher der Magier, ein Mischling aus Magier, Drache und Mensch, findet seinen Gefährten in Jugger, dem Oberhaupt der Rotmagier. Spannung und Leidenschaft liegen in der Luft. Drachengeliebter – Die Liebe des Bewahrers: Marek hätte niemals gedacht in seinem Alter noch seinen Drachen zu finden. Doch beim alle fünfzig Jahre stattfindenden Treffen der Bewahrer läuft ihm Jerzy über den Weg und ihr weiterer Weg wird ein gemeinsamer sein. Das Herz des Drachen: Kann es bei Drachen eine Dreiecksbeziehung geben? Ja, wenn die beiden Drachen als Zwillinge geboren wurden. Ein Nordmann ist nicht leicht davon zu überzeugen auch einen männlichen Drachen an seiner Seite zu akzeptieren. Zusätzlich enthält diese Sammlung auch die Geschichten "Drachenreise" und "Perlen für den Drachen". Viel Vergnügen beim Lesen! Dieser Lesestoff ist nur für aufgeschlossene Menschen, die kein Problem mit Sex unter Männern haben! Alle anderen: Finger Weg!

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
5,0 (1 Bewertung)
1
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Celia Williams

Von Drachen, Magiern und Menschen

Gay Fantasy Romance / Gesamtausgabe

Liebe Leser, da die Drachengefährten-Reihe mit "Das Herz des Drachen" ihr Ende gefunden hat möchte ich Euch nun alle in einem Gesamtband zur Verfügung stellen. Es hat mir unheimliche Freude gemacht in die Welt der Drachen und Magier abzutauchen und meine fiktive Protagonisten umher zu jagen. Ich hoffe, euch hat es genauso Spaß gemacht davon zu lesen. Hier möchte ich mich auch noch einmal für die vielseitige Unterstützung beim Schreiben meiner Bücher bedanken. Ein Dankeschön an Jessica, Ulla, Ursula, Iris, Bianca und Sabrina. Ohne euch wären die Bücher nur halb so gelungen. ;-) Eure CeliaBookRix GmbH & Co. KG80331 München

Wichtige Hinweise

Sämtliche Personen dieser Geschichte sind frei erfunden und Ähnlichkeiten daher nur zufällig.

 

E-­Books sind nicht übertragbar und dürfen auch nicht kopiert oder weiterverkauft werden.

 

Dieses Buch enthält homoerotische Handlungen und ist für Leser unter 18 Jahren und für homophobe Menschen nicht geeignet.

 

Im wahren Leben gilt ein verantwortungsbewusster Umgang miteinander und Safer‐Sex!

 

 

 

 

 

In diesem Busch sind alle Bände der Drachenreihe enthalten:

Band 1: Drachenfeuer – Liebe ist universell

Band 2: Drachenglut – Liebe bedeutet Freiheit

Band 3: Drachenhitze – Liebe überwindet alles

Band 4: Drachensiegel – Liebe findet ihren Weg

Band 5: Drachenmagie – Von Liebe erweckt

Band 6: Drachengefährten          

Band 7: Drachensohn – Liebe bracht ihre Zeit

Band 8: Drachenzauber – Die Liebe des Magiers

Band 9: Drachengeliebter – Die Liebe des Bewahrers

Band 10: Das Herz des Drachen

Bonusbände: Drachenreise und Perlen für den Drachen

Dachenfeuer - Liebe ist universell

Krieg herrscht in den Nordlanden. Die Menschen befinden sich in äußerster Bedrohung durch die Magier. Ein Bündnis mit den Drachen soll Hilfe und Rettung bringen. Doch als Einar, Thronfolger und Kommandeur des Menschenvolkes, in Kontakt mit den Drachen tritt, zieht dies mehr Auswirkungen nach sich, als er ahnen kann, denn er trifft dort auf Killian, sein Schicksal, sein seelenverwandter Drache. Das Glück scheint zum Greifen nahe, aber kann er es auch erkennen und ist er bereit, sich darauf einzulassen oder hindert ihn seine Pflicht als Nachfolger des Königs?

 

Ein steiniger Weg liegt vor den Gefährten, bei dem Killian einige Überzeugungsarbeit leisten muss. Wird es letzten Endes reichen, um eine gemeinsame Zukunft möglich zu machen?

 

Band 1 der Drachengefährten-Reihe steht unter dem Zeichen: Liebe ist universell.

 

 

 

 

Begegnungen

 

Taliqu Killian Assanii, seine Freunde nannten ihn kurz und bündig Kill, stand mit nacktem Oberkörper im Rundhof der Drachenfeste. Der König der Drachen beugte sich mit leicht gespreizten Beinen über den riesigen Ambos und bearbeitete mit gleichmäßigen Hammerschlägen seine Streitaxt. Bei den letzten Waffenübungen war er an der Waffe eines anderen Drachen hängen geblieben und hatte eine Scharte in seine Drachenaxt geschlagen. Diese musste ausgemerzt werden. Daher trennte er das Axtblatt vom Stiel, schickte Hitze in das spröde Metall und bearbeitete die Schneide mit unermüdlichen Hammerschlägen. Der Mann hatte einen schlanken, aber starken Körper, ganz auf Ausdauer ausgelegt. Seine Haut wies eine leichte Bräune auf und die schlanken flachen Muskelpartien zeigten sich bei jeder Bewegung unter der gemusterten Haut.

Je älter ein Drache wurde und je mehr Erfahrungen er sammelte, desto mehr Glyphen bildeten sich auf seiner Haut. Jedes Muster auf der Haut stand für ein Ereignis im bisherigen Leben und daher vermehrten sie sich, je älter ein Feuerspucker wurde. Auf dem Drachenkörper fehlten diese Hautzeichnungen, dieser verfügte stattdessen über wehrhafte, metallharte Schuppen, die den ganzen Körper überzogen und schützten. Nur die Grundtönung blieb erhalten, hatte ein Drache blondes Haar, schimmerten seine Schuppen meistens in Sand-, Beige- oder Goldtönen. Doch die menschliche Gestalt eines Feuerspuckers entsprach eher einem farbigen Bilderbuch, zumindest mehr oder weniger. Über Kills unteren Rücken zogen sich goldfarbene Feuerzungen. Auf den Rippen unter seinem rechten Arm zeigten sich Bilder und Symbole, für jedes Erlebnis eines. Über seiner linken Brust bis hin zum Schlüsselbein wanden sich ebenfalls verschiedene Glyphen in den Farben schwarz, gold, in all seinen Varianten, und blau. Seine Beine blieben durch die robuste schwarze Lederhose bedeckt und kaum einer wusste, ob der König auch dort Hautmuster aufwies, da er über die Fähigkeit verfügte, innerhalb eines Wimpernschlages die Gestalt zu wandeln.

Das rabenschwarze Haar, das in der Sonne leicht bläulich schimmerte, wehte um den starken, sehnigen Hals und einige Strähnen blieben ab und zu an seiner schweißnassen Haut kleben. Sein kantiges Kinn rundete seine ebenmäßigen Züge ab und verlieh ihm einen energischen Zug. Breite Wangenknochen und eine hohe elegante Stirn dominierten das Gesicht. Der König hatte eine lange, schmale Nase, die er oft kräuselte, wenn er komplizierten Tätigkeiten nachging, wie jetzt zum Beispiel. Bei jedem Hammerschlag murmelte er Zauberformeln, um das Metall seiner Waffe zu glätten und zu verstärken. Jede Beschwörung musste in der exakt richtigen Reihenfolge und auch in der genauen Betonung vorgetragen werden, wenn nicht entstand zwar eine gute Kampfaxt, aber keine herausragende.

 

Ein großer, schwergewichtiger Mann von fast zwei Metern Größe überquerte den Rundhof. Seine schweren Stiefelschritte hallten auf dem mit großen, schwarzen Basaltplatten ausgelegten Platz, während er sich zügig seinem König näherte.

„Kill, die Abgesandten kommen gleich“, rief der Freund des Drachenmonarchen. Die extrem tiefe und volltönende Stimme des Näherkommenden klang laut über die Freifläche, man konnte regelrecht heraushören, dass er über viel Macht und Einfluss verfügte und diese auch einzusetzen wusste, ohne laut zu werden oder gar herumzuschreien. Sein Blick hing auf seinem arbeitenden König. Noch zwei Beschwörungen, dann würde er antworten, daher übte er sich in Geduld. Manche Dinge mussten beendet werden, durften einfach nicht unterbrochen werden.

Wenige Augenblicke später beendete der Schmiedende diesen Arbeitsschritt und blickte zu seinem Kommandeur hinauf. Rotaran überragte ihn um fast einen halben Fuß und brachte auch mindestens hundert Pfund mehr auf die Waage. Trotzdem gewann der König jeden Zweikampf. Aus diesem Grund war er auch König und kein anderer, keine geerbte Würde, nein, eine verdiente. Nur starke Feuerspucker errangen die Königwürde, doch nur ein kluger Drache konnte sich anschließen auch als Regent halten. Freunde und Verbündete waren ein absolutes Muss und hier stand sein engster und loyalster Freund und sein größter Verbündeter.

„Sie wollen ein Bündnis“, merkte der Kommandeur an und sein Blick wurde fragend.

„Was sie wollen und was sie bekommen ist nicht immer dasselbe“, antwortete der Schlankere. Doch sein Blick erhielt einen nachdenklichen Charakter. Leicht neigte er den Kopf von links nach rechts, wobei sein löwenmähnenartiges Haar im Wind leicht wehte. „Was denkst du, ist ein Bündnis zu diesem Zeitpunkt sinnvoll?“

Rotaran brummte kehlig und antwortete mit Bedacht: „Die Menschen kennen wir, sie sind berechenbar, besonders unter diesem König. Ihre Herrschaft ist stabil, keine Kriege untereinander und sie halten auch mit uns Frieden. Sie verlangen nichts und mischen sich nicht ein. Doch von den Magiern wissen wir nichts, außer dass sie die Menschen in ihrer eigenen Heimat unterjochen und deren Land besetzten wollen. Und da wir dieses Land gleichberechtigt teilen ist es fraglich, ob wir sie ignorieren können, sollten die Menschen den Krieg verlieren.“

Kill nickte. Rotaran hatte ausgiebig darüber nachgedacht und kam zum selben Schluss wie er auch. Ein Bündnis wäre sinnvoll, aber war es überhaupt möglich? „Wir werden sehen müssen, ob ein Bündnis machbar ist. Wen schicken sie?“

„Einar Keawar, den Kommandeur der nördlichen Truppen.“ Rotarans Worte waren neutral vorgebracht, aber Einar zählte auch unter den Drachen zu den bekannten und einschätzbaren Größen in den Menschenreichen. Der erstgeborene Sohn des Menschenkönigs Uralen befehligte das stehende Heer des Nordens seit nunmehr fünfzehn Jahren und dies äußerst erfolgreich. Der einunddreißigjährige Krieger verzeichnete eine ganze Reihe von phänomenalen und herausragenden Siegen. Die Nordmänner stellten das stehende Heer, die Männer des Südens trainierten im Winter an den Waffen und versorgten das Land über Sommer mit Lebensmitteln. Nur in Kriegszeiten hoben die Südländer Truppen als Verstärkung für die Nordmänner aus. Diese Arbeitsteilung funktionierte nicht nur, nein, sie befriedigte perfekt die Bedürfnisse der ganzen Bevölkerung. Es gab keinerlei Unstimmigkeiten unter den Kommandeuren, dem Sohn und dem Schwiegersohn des Königs. Beide galten als fähige Männer und bewältigten ihre Aufgaben stets erfolgreich. Seit deren Einsetzung in ihre Ämter durch den König  verringerte sich die Rivalität unter den Nord- und Südmännern drastisch und die Zusammenarbeit verstärkte sich enorm. Diese Erfolge entsprachen der aktuellen Lage in den Menschengebieten, und gefährdeten nicht die Magier die Reiche vom Osten her, wäre ihre Welt perfekt. Doch die Bedrohung bestand.

Auch Killian wusste um die Verdienste des Gesandten und dachte einen Moment nach. Er wollte einen Bund, denn nichts verabscheute ein Drache mehr als Veränderung. Nun, die fliegenden Echsen konnte man nicht als unflexibel bezeichnen, sie verfügten durchaus über die Fähigkeit sich anzupassen, doch aufgrund ihrer hohen Lebenserwartung taten sie es nicht gerne. Killian war über hundertfünfzig Jahre alt und sein Freund Rotaran noch zwanzig Jahre älter. Sie gehörten nicht zu den Alten, denn diese erreichten oft ein Alter von  tausend oder mehr Jahren. Jedem Drachen war bewusst, dass das Leben aus Veränderungen bestand und doch wollten sie gerne die im Moment bestehenden Verhältnisse erhalten. Keiner wusste, wie ein Zusammenleben mit den Magiern aussehen könnte und ehrlich gestanden wollten sie es auch nicht herausfinden.

Nickend blickte Killian wieder zu seinem Truppenführer auf. „Ich werde mitgehen und sehen wie es läuft.“ Die wohlklingende Stimme des Königs klang entschieden und beeindruckte ebenso, wie seine Gestalt. Man hörte dem astreinen Tenor an, dass er extrem gut singen konnte. Wenn er es tat, dann weinten die Anwesenden vor Rührung und Ehrfurcht, doch er tat es eher selten.

Rotarans Antwort bestand aus einem Stirnrunzeln und sein Blick ging fragend über das Gesicht seines Monarchen. Doch die einzige Erwiderung die er erhielt, war ein Schulterzucken, während er sich wieder auf sein Werkstück konzentrierte und die Hammerschläge erneut aufnahm. Ergeben marschierte Rotaran zurück zum Thronsaal, einer riesigen kavernenartigen Höhle im Felsmassiv, und widmete sich seinen wartenden Landkarten und Übungsplänen für das nächste Waffentraining.

 

 

 

Eingetroffen

 

Seufzend zügelte Einar sein Schlachtross vor der Festungsmauer aus schwarzen, gerade behauenen  Basaltsteinen. Dieses Bollwerk war einzigartig, so hoch wie die Burg seines Vaters und extrem breit, musste es auch sein, denn es gab keinen Wehrgang. Die Drachen patroulierten direkt auf der Mauer und das in Drachengestalt.

Über dem großen geschlossenen Holztor mit extrem klobigen Metallbeschlägen lag ein grauer Drache und sah auf sie herab. Er hatte eine monströse Größe und die drei Männer, die Einar begleiteten, wurden zusehends nervös, dabei konnten sie von dem Wesen nur den Kopf, Hals und Teile seiner Brust sehen. Seine Vorderklauen wölbten sich wie überdimensionale Krummdolche über die Mauerkante. Auch die Pferde tänzelten ängstlich. Der Feuerspucker wölbte den Hals stärker, fasste die vier Menschen direkt ins Auge und musterte sie eingehend. Das tiefe Einatmen konnten sie hören, ebenso registrierten sie das kurze Luftanhalten und das feste Ausstoßen des Atems. Nickend drehte sich der Drachenkopf kurz weg und ein lauter Pfiff ertönte. Drachen konnten pfeifen? Man lernte nie aus. Das schwere Tor schwang langsam auf. Es glitt behäbig nach außen. Ein großer, braun-grüner Drache kam in Sicht. Starke Vorderbeine drückten die Flügel des Tores langsam auf und vergrößerten die Öffnung zusehends. Die Besucher schwangen sich nun von ihren Pferden und banden diese an einen in der Mauer eingelassenen Metallring. Als die Öffnung das Eintreten ermöglichte, drehte sich der Drache seitlich und gewährte der Delegation das Durchqueren, indem er einladend die Klaue hob und in den Tunnel hinein wies.

Ohne Zögern trat Einar durch das Wehrtor und ging mit schnellen gleichmäßigen Schritten den Gang entlang. Die Passage wirkte wie ein Tunnel, war es aber nicht, die Optik entstand durch die extreme Mauerbreite.  Der zwanzig Meter lange, gewölbte Gang, den mindestens drei Kämpfer in Drachengestalt, oder ein halbes Bataillon menschlicher Soldaten mit Streitrössern und in voller Bewaffnung gleichzeitig passieren konnten, endete auf einem runden Platz.

Noch einmal wälzte Einar seine geplanten Worte. Oft hatte er mit seinem Vater, dem Menschenkönig, zu tun und auch der Umgang mit Diplomaten aus Anderreichen war ihm geläufig. Doch mit den Drachen hatte niemand mehr seit der Zeit seines Großvaters verhandelt und diese konnte man damals nicht als Erfolg bezeichnen. Daran trugen aber eindeutig nicht die Drachen die Schuld. Einars Großvater war ein diktatorischer Bastard gewesen und kein guter König. Warum hatte er herkommen müssen? Diese Frage beschäftigte Einar immer wieder. Jutrier, sein Schwager, war der geborene Diplomat und doch hatte der König darauf bestanden, dass er ging. Von Krieger zu Krieger, hatte er gemeint. Einar seufzte nochmal leise.

Dies  entging seinem Begleiter nicht. „Muss ich mir Sorgen machen?“, erkundigte sich dieser dann auch leise.

Als einzige Antwort erhielt er ein leichtes Kopfschütteln, während die Delegation aus dem Dunkel des Ganges heraus auf den Rundhof trat. Die Blicke der Männer glitten gewohnheitsgemäß über die Freifläche und sie erfassten sofort die Lage. Vor ihnen lag ein runder, ebenmäßiger Platz, ausgelegt mit Basaltplatten, wahrscheinlich spiegelglatt, wenn es regnete. Der riesige, aber wenig frequentierte  Hof entsprach den Bewohnern, die selbst riesige Dimensionen aufwiesen. Nun, selbst kleine, zierliche Drachen hatten das fünffache Gewicht eines ausgewachsenen Schlachtrosses. Die gegenüberliegende, große Tür stand leicht offen und auf der rechten Seite des Hofes arbeite ein Mann an einem Amboss.

Niemand empfing sie, obwohl sie angekündigt und pünktlich eingetroffen waren, doch Einar gehörte nicht zu den Menschen, die zögerten. Sofort lenkte er seine Schritte hinüber zu dem Schmied. Sein Blick glitt prüfend über den arbeitenden Mann, halbnackt, schlank, aber trotzdem gut proportioniert, sicherlich ein guter Kämpfer, auch in Menschengestalt. Seine mit verschnörkelten Bildern überzogene Haut schien eine Geschichte zu erzählen. Einar beobachtete die Hammerschläge und staunte über dessen Arbeitsweise.

In einer menschlichen Schmiede heizte man mit einem Blasebalg ein Feuer an, doch hier erzeugte der Drache die Hitze selbst. Seine linke Hand umschloss das zu bearbeitende Metall und brachte es zum Glühen, mit der rechten schwang er den großen, schweren Hammer. Leise erklangen die Beschwörungen, die der Handwerker konstant vor sich hin murmelte, und Einar hatte das Gefühl, diese nicht unterbrechen zu dürfen. Sein Instinkt sagte ihm, dass er besser noch etwas wartete, auch wenn er dies hasste. Nervös traten seine Männer hin und her, ganz im Gegensatz zu ihrem Kommandanten. Einar stand vollkommen unbeweglich, wechselte nicht einmal das Gewicht von einem Bein auf das andere. Nach nur wenigen Schlägen schien der Dunkelhaarige fertig zu sein, denn er hob die Metallklinge mit einer schweren Zange an und versenkte sie in einer großen, mit einer dunkelroten Flüssigkeit gefüllten Wanne. Es zischte und brodelte, während das Metall sehr schnell erkaltete. Der aufsteigende Dampf kräuselte sich um den schweißnassen Körper des Schmiedes und bildete Kringel und Schnörkel in der Luft. Der Drache hob seinen Blick, folgte den Verwehungen und sagte leise zu wer weiß wem: „Sehr schön. Die Beschwörung war erfolgreich. Diese Klinge wird nie mehr beschädigt werden.“

Einars Haut überzog sich blitzschnell mit einer Gänsehaut. Die Stimme drang in ihn ein und brachte sein ganzes Wesen zum Klingen. Nur seine Disziplin als Soldat verhinderte ein Aufstöhnen. Hitze rann durch seinen ganzen Körper, sein Blut rauschte durch seine Adern und sein Herz schlug mit doppelter Geschwindigkeit innen gegen die Rippen.

Der Drache drehte sich zu ihm um und musterte ihn. Killians Augen glitten über den Menschen, genauso groß wie Rotaran, doch noch muskulöser, erkannte er. Ein breites Kreuz, lange, extrem muskulöse Arme, die Brust massig und mit Muskelbergen bepackt und ein ansehnliches Sixpack vervollkommneten diesen Kriegerkörper. Entsprechend der Art der Nordlandtruppen trug er lange, feste Stoffhosen, Stiefel aus stabilem Leder und über seine Brust spannten sich breite Lederriemen, die das große Breitschwert auf seinem Rücken in Position hielten. Am Gürtel trug er einen langen Kampfdolch und seine Unterarme wurden von Lederstulpen mit Kreuzschnürung verhüllt. Der Hals des Mannes war trotz des ausgeprägten Stiernackens lang und sehnig, sein Gesicht markant und interessant. Attraktiv? Nun, nicht im herkömmlichen Sinn, eher als männlich zu bezeichnen. Seine Augen hatten eine azurblaue Färbung und blickten tief in die schwarzen Augen des Drachenkönigs. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Kills volle Lippen. Dieser Mensch gefiel ihm.

Einar trat noch etwas näher, blickte in die Wanne und runzelte leicht die Stirn. Ein leichtes Räuspern läutete die Frage ein: „Wieso erfolgreich? Was ist das für eine Flüssigkeit?“

Der Körper des Drachen wurde wie von unsichtbarer Hand gepackt. Die Tonlage sendete Stöße durch seinen Leib. Seine Brustwarzen zogen sich zusammen, stellten sich auf und auch sein Glied wurde in der Hose steif. Fuck. Seine Pupillen weiteten sich kurz und zogen sich dann blitzschnell zusammen, als er sein Gegenüber fixierte. Tief einatmend trat er einen kleinen Schritt auf den Kommandanten der Menschen zu und inhalierte sachte dessen Duft. Zimt, Sandelholz und ein wenig Moschus. Killians Seele begann zu schwingen und sein inneres Wesen wälzte sich in dem Duft.

Einmal tief durchatmend antwortet er dem Menschen: „Die Rauchverwirbelungen sind wie Glyphen, sie erzählen mir, ob die Beschwörung funktioniert hat oder nicht. Sie hat. Und die Flüssigkeit ist Drachenblut. Meines, um genau zu sein.“ Die Tenorstimme klang leicht kratzig und stich über die Nerven des Menschen wie Fingernägel über Schiefer. Wieder bildete sich eine Gänsehaut auf dem Körper des großen Mannes und Kill betrachtete sich die Haut genauer. Sein Blick erfasste jeden Zentimeter freiliegenden Fleisches und er freute sich schon auf den Tag, an dem er diese mit den Händen erkunden durfte. Drachengefährte, schrie sein Innerstes und lächelnd schüttelte er den Kopf. Drachen waren asexuelle Wesen. Doch wenn Drachen Geschlechtsverkehr hatten, dann ausschließlich mit Menschen, mit männlichen oder mit weiblichen, das war egal, doch nur, wenn dieser Mensch der Gefährte oder die Gefährtin dieses Drachens war. Und dieser hier, schien der seine zu sein.

„Deines? Das sind mehrere Liter!“ Die Stimme des Kriegers klang leicht erschrocken, während er auf den kleineren herab sah. Doch dieser lachte nur.

„Ein Drache in Drachengestalt hat viele Liter Blut. Diese geringe Menge fällt da nicht ins Gewicht. Es ist meine Waffe und da sie an mich gebunden sein soll, muss es auch mein Blut sein.“ Die Erklärung erfolgte zügig und scheinbar ohne Bedenken. Ein Vertrauensvorschuss sozusagen, abzuwarten, ob er gerechtfertigt sein würde. Kill drehte den Kopf leicht und rief mit lauter Stimme über den Hof: „Rotaran!“

Kurz darauf betrat der Gerufene den Hof und überquerte diesen zügig. Sein Blick musterte die angekommenen Menschen und auch die entstandene Interaktion. Killian und der Menschenkommandeur standen recht dicht beieinander. Ihre Körper waren sich zugeneigt, wahrscheinlich unabsichtlich, aber trotz allem für ihn gut erkennbar. Die drei Begleiter standen einige Schritte dahinter und beäugten das scheinbar auffällige Verhalten ihres Kommandeurs neugierig. Sie wirkten nicht alarmiert oder gar negativ, nur fragend. Rotaran atmete tief ein, filterte die Duftstoffe der Luft und musste ein nach Luft schnappen zwanghaft unterdrücken. Hier lag purer Sex in der Luft. Sein Schritt war einen kleinen Moment zögernd, doch dann kam er zügig heran. Sein König hatte seinen Gefährten gefunden. Einen Königsohn, einen guten Kämpfer, was konnte man mehr wollen. Die Allianz war so gut wie geschmiedet, doch der Blick seines Königs blieb bedächtig. Rotaran analysierte die Lage und interpretierte sie. Er kannte seinen Herrscher, dieser würde seinen Gefährten sicher nicht mit den gegebenen Tatsachen überfahren wollen. Nein, dies war nicht Killians Art. Und die Worte seines Freundes bestätigten dies: „Rotaran, die Gesandtschaft ist hier.“

Kurz wechselten die beiden Drachen stumm ihre Gedanken aus, dann wand sich Killian seiner Arbeit zu und tat so, als ginge ihn das Geschehen auf dem Hof gar nichts mehr an. Rotaran folgte dieser stummen Aufforderung und übernahm das Gespräch mit den Menschen: „Willkommen im Reich der Drachen. Ich bin der Kommandeur des Drachenheeres.“

Einar trat vor und stellte sich und seine Begleiter dem Drachen vor. Er musste sich extrem konzentrieren, um seine Aufmerksamkeit auf dem Drachenkrieger zu halten und nicht wieder zu dem Schmied zu blicken. Was war nur mit ihm los? Noch nie hatte er so auf jemanden reagiert, schon gar nicht auf einen Mann.

Kopfschüttelnd folgte er dem gleichgroßen Mann hinein in die Drachenfeste. Dieser wies ihnen Plätze an einer langen groben Holztafel zu und eine junge schlanke Frau brachte Becher und einen Krug mit Wein. Während sie diese füllte, begann Rotaran die Gespräche.

Einar reagierte einen Augenblick irritiert, denn er hatte damit gerechnet, mit dem König selbst zu sprechen. Nun, dessen Stellvertreter konnte man adäquaten Ersatz ansehen und er konnte vorab einen Eindruck gewinnen, bevor er dem Herrscher vorgestellt wurde. Doch dazu sollte es scheinbar gar nicht kommen.

Der Drachenkrieger erläuterte, wie ein Bündnis mit den Feuerspuckern aussehen würde, was erwartet wurde und was sie als Gegenleistung erhielten. Die Bedingungen waren annehmbar, das Erreichte fast schon zu gut, um wahr zu sein und Einar fragte sich, wo wohl der Haken sein würde. Und dann kam er auch schon.

„Unser Drachengesandter wird euch begleiten.“ Rotarans Stimme war fest und bestimmt.

Ein Kindermädchen! Dieser Gedanke schoss Einar durch den Kopf und seine Armmuskulatur spannte sich ruckartig an. Er musste all seinen Willen aufbringen, um nicht die Fäuste zu ballen. Seinen drei Begleitern fehlte diese Beherrschung. Ein tiefes Einatmen, ein Knurren und ein Keuchen waren zu hören und lösten bei Rotaran ein fettes Grinsen aus. Er lachte sogar laut auf und erklärte: „Das letzte Zusammentreffen von Drachen und Menschen ist legendär, und zwar legendär schlecht. Dies ist kein mangelndes Vertrauen, nur Vorsicht. Wärt ihr in unserem Falle nicht ebenfalls vorsichtig?“

Einar atmete tief durch. Sein Großvater, der Bastard, trug die Schuld. Mit leicht verzogenen Lippen nickte er ergeben. Ein Aufpasser war wohl ein geringes Übel, wenn man bedachte, dass einhundert Drachen an ihrer Seite kämpfen würden, wenn sie in den Krieg gegen die Magier ziehen würden und leider auch mussten.

Rotaran hob das Kinn und rief laut: „Kill!“

Kurz darauf trat der Schmied in die Halle, kam in gleichmäßigem Schritt herüber zur Tafel und sein Blick traf den des Drachenkommandeurs fragend.

„Es muss jemand die Menschen begleiten. Beurteilen, ob ein Bündnis erfolgversprechend ist.“ Rotarans Worte waren eine Erklärung und eigentlich eine unnötige. Beide Drachen wussten, dass der Drachenkönig bereits beschlossen hatte, die Delegation zu begleiten. nachdem er seinen Gefährten gefunden hatte, wollte er diesen nicht gleich verlassen, zumal er es auch nicht konnte. Diese Ansprache galt den Menschen.

Killian nickte kurz und wand sich an seinen Gefährten: „Wann werden wir abreisen?“

Einar atmete tief durch. Nachdem er sich innerlich beruhigt hatte antwortete er: „In einer halben Stunde, wenn dir die Zeit reicht, deine Sachen zu packen und dich zu verabschieden.“ Gleichzeitig dachte er: Warum er, warum er, warum er…?

Killian lachte, schüttelte leicht das Haupt und antwortete: „Ich bin Killian und Drachen reisen mit extrem leichtem Gepäck. Ich werde fertig sein.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und blickte nochmals zu Rotaran: „Noch etwas, Rotaran?“

Dieser schüttelte den Kopf und antwortete: „Sollte etwas sein, melde ich mich bei dir. Eine gute Reise, Killian.“ Ein leichtes Lächeln legte sich auf die herben Züge des Drachenkommandeurs. Nickend wand sich Kill ab, marschierte quer durch die Halle und verschwand ins Freie.

 

 

 

 

Unter Menschen

 

„Killian kann jederzeit mit uns Verbindung aufnehmen. Er ist ein starker Telepath. Wenn alles geklärt ist, kehre ich jetzt wieder zu meinen Aufgaben zurück“, fragend blickte Rotaran den Menschen an. Dieser schaute zurück und zog die Augenbrauen bis fast zum Haaransatz. „Werde ich den Drachenkönig nicht kennenlernen?“

Rotaran lachte leise und antwortete: „Du wirst ihn noch kennen lernen, wenn das Bündnis formell besiegelt wird.“

Nun, Einars Vater vertraute auch auf dessen Meinung, warum sollte der Drachenkönig nicht auch auf die Meinung seines Kommandeurs vertrauen. Schulterzuckend akzeptierte er diese Tatsache, obwohl eine leichte Enttäuschung blieb. Niemand in der Menschenwelt kannte den Herrscher der Feuerspucker, sie wussten nur, dass er für einen Drachen noch nicht sonderlich alt war und den Namen Taliqu Assanii trug.

Seufzend begab er sich zu seinen Männern auf den Rundhof und wartete auf den Drachengesandten. Sie wechselten einige Worte, als eine junge Frau zu ihnen herüber kam. Sie reichte den Reisenden jeweils ein Bündel und verneigte sich knapp. Einars Stellvertreter blickte kurz hinein und nickte gefällig. Es handelte sich um Reiseproviant, etwas eingeschränkt, aber dennoch gut. Frisches Brot und Käse, leider war kein Trockenfleisch dabei. Aber wer wird sich schon über ein Geschenk beschweren. Ungeduldig traten die Männer von einem Fuß auf den anderen, während sie warteten. Auf einmal hörten sie ein Rauschen und ihre Blicke schossen nach oben. Ein Schatten schoss auf sie zu. Ein schwarzer, schuppiger Körper, lange silberne Krallen und große, ausgebreitete Flügel kamen schnell auf sie zu. Direkt über ihnen vollführte er einen einzigen Flügelschlag, ein heftiger Stoß Zugluft erfasste sie und der geschmeidige Drachenkörper landete, gerademal im Abstand von einer Armlänge, vor den Männern. Der schwarze Drache senkte das Haupt, blickte dem Menschenkommandanten direkt in die Augen und sprach ihn an: „Bereit zur Abreise.“ Die Drachenstimme war viel tiefer als die des geschmeidigen Schmiedes, aber der Klang war definitiv derselbe. Auch in dieser Form konnte man den Drachen nur als bildschön bezeichnen, nicht allzu groß, aber durchtrainiert und kräftig. Der lange, schlanke Hals bog sich anmutig und die breite Brust hob und senkte sich leicht bei jedem Atemzug.

Die Reiter traten ruckartig einen Schritt zurück, nur Einar blieb in diesem Minimalabstand stehen. Erstens konnte er sich im Moment gar nicht rühren und zweitens wollte er es auch nicht. In Drachengestalt hatte er tatsächlich die gleiche Wirkung auf ihn, wie in menschlicher. Das Blut rauschte schnell durch seine Adern und sammelte sich in seinem Schritt. Einar schüttelte innerlich den Kopf. Noch nie hatte er Interesse an Männern gehabt. Dies war zwar allgemein akzeptiert, doch ihn hatten bisher nur dralle und üppige Frauenkörper angesprochen. Der Körper dieses Drachen konnte man nicht als üppig bezeichnen, weder in Menschen- noch in Drachenform. Schlank, athletisch, durchtrainiert, aber kaum üppig. Langsam hob er die Hand. Seine Fingerspitzen fuhren über die schwarzen Schuppen am Hals. Der Drache wölbte diesen weiter und brachte seinen Kopf näher an den des Menschen. Ihre Blicke trafen sich, Einar hob die Hand etwas höher und fuhr mit den Fingerkuppen vorsichtig über die kleineren Schuppen an der Nase des Drachen, warm, aber hart. Leicht drückte er dagegen und konnte fühlen, wie sie sich leicht bewegten. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen und er blickte wieder in die kohlschwarzen Augen der Flugechse. Ein amüsiertes Funkeln leuchtete darin, Einar nickte kurz und wand sich kommentarlos ab.

Schnell durchschritt die Delegation den Gang zum Tor, verfolgt von dem Drachen hinter ihnen. Am Portal angekommen mussten sie feststellen, dass es noch geschlossen war. Die Männer traten zur Seite und ließen den Schwarzen nach vorne.

Dieser richtete sich auf die Hinterbeine auf, drückte den langen, kräftigen Schwanz fest auf den Boden und stemmte die Klauen  gegen das Holz des Tores. Die Türhälften ließen sich verdammt schwer bewegen und ihr Echsenbegleiter war um einiges kleiner, als der braun-grüne Drache, der sie eingelassen hatte und für den war dies schon anstrengend gewesen. Doch der Drache wölbte nur etwas stärker den Rücken, seine Brust und sein Kopf berührten das Holz, als er die Tür langsam aufstemmte. Die Muskulatur seiner Arme wölbte sich stärker und seine Hinterbeine unterstützen die Anstrengungen durch ein Eingraben der Klauen in den festen Untergrund.

Killian konzentrierte sich. Wenn er abrutschte, würde er ganz unelegant auf den Bauch fallen und in echt groteskem Winkel seinen Hals noch oben wölben, diese Schmach wollte er sich nicht antun, also achtete er extrem auf festen Stand.

Einars Blick ruhte auf ihrem Begleiter. Der sehnige Drachenkörper bewältigte diese Anstrengung und diese Aufgabe konnte er durchaus lösen, doch für den Kommandanten entstand nun ein neues Problem. Dieser Anblick war echt sexy, törnte ihn wirklich an und verstärkte seine Erregung. Oh Mann, jetzt musste er mit voll erigiertem Glied reiten. Angewidert verzog er das Gesicht.

Genau in diesem Moment blickte der Drache zu ihm herüber und zuckte. Seine Vorderbeine kamen fest auf dem Boden auf, seine Augen verengten sich und fixierten ihn. Tief durchatmend sprang der Drache ins Freie. Diese Aktion hatte leider auch eine enorme Wirkung auf die angebundenen Pferde. Diese versuchten kopflos loszurennen und rissen fest an den angebundenen Zügeln. Der Drache fuhr herum, fixierte die Tiere und blickte sie fest an. Sofort beruhigten sie sich und standen nun wieder nebeneinander als wäre nie etwas gewesen.

Die Menschen folgten dem Drachen und Einars Begleiter begaben sich zu den Rössern, um die Abreise vorzubereiten. Einar trat zu ihrem neuen Reisegefährten und suchte dessen Blick.

Doch dieser blickte über die Pferde hinweg zur Mauerkrone. Dort thronte wieder der große Graue und grüßte kurz, indem er eine Klaue anhob. Killian erwiderte das Signal und blickte dann wieder zu dem Menschen vor sich. Sein Blick war nun hart und seine Kiefer waren fest aufeinander gepresst.

Einar seufzte laut und atmete tief ein: „Es war nicht gegen dich gerichtet.“ Sein Instinkt sagte ihm, dass es dem Drachen gar nicht gefallen würde, wenn er ihm ablehnend gegenüber stand, denn so hatte er sein verzogenes Gesicht interpretiert.

Der Drache zog gekonnt eine Braue nach oben und dieser Ausdruck brachte Einar zum Lachen. Breit grinsend erläuterte er leise, denn seine Männer mussten nicht alles wissen: „Deine Gestalt ist beeindruckend und verdammt, der Unmut war auf die Tatsache bezogen, dass ich jetzt reiten muss und nicht weiß, wie ich meine Latte dabei schmerzfrei unterbringen soll.“

Mit diesen Worten wandte er sich geschmeidig ab und trat ebenfalls zu seinem Pferd. Geübt sprang er vom Boden ab und glitt regelrecht auf den hohen Pferderücken. Seine Füße schoben sich in die Steigbügel und er übernahm die Zügel, die ihm einer seiner Begleiter hinhielt. Sofort setzte sich der Tross in zügigem Trab in Bewegung.

Der Drache stand noch immer sprachlos am selben Fleck und versuchte das Gesagte zu Verarbeiten. Er hatte einen steifen Schwanz und das, weil seine Drachengestalt beeindruckend war? Tatsächlich? Grinsend folgte er nun den Reitern.

Der Drache konnte problemlos das Tempo der Pferde halten. Mehrere Stunden ging es nun in Richtung Norden. Das Drachengebirge schmiegte sich westlich an die Grenze zwischen Nord- und Südlande. Die Nordmänner waren in Kavalkaar stationiert, einer Kasernenstadt in den Nordlanden, die aber so südlich wie nur möglich lag. Von dort aus sollten die Truppen innerhalb von fünf Tagen jeden Punkt des Reiches erreichen können. Diese Möglichkeit bestand zwar, aber die Kämpfer kämen nach diesem Gewaltmarsch sehr erschöpft an. Trotzdem gab es an der Positionierung von Kavalkaar nichts auszusetzen, leicht zu verteidigen und die Nordmänner fühlten sich dort heimisch. Die Reisegesellschaft durchquerte üppiges Ackerland und die Bevölkerung unterbrach die Arbeit, um sie zu betrachten. Grüße wurden gerufen, auch erschreckte Schreie und Rufe wurden ab und an laut. Der Schreck wurde von dem schwarzen Drachen ausgelöst. Man sah Flugechsen eher selten und wenn, dann höchstens hoch oben in der Luft, wenn sie über das Gebiet hinweg flogen. Bisher aber niemals in gleichmäßigem Tempo einer Reitergruppe folgend. Die Grüße galten dem Führer ihrer Reisegesellschaft. Einar war bekannt. Sein Konterfei prangte auf den Zwei-Dinar-Münzen und daher erkannten ihn viele, natürlich nicht alle.

Killian sah sich neugierig um. Selten besuchte er menschenbewohnte Gebiete, und wenn, dann nur fliegend. Die Menschen reagierten auf ihn und das sehr unterschiedlich. Staunend, ängstlich, ehrfürchtig und manche auch ablehnend, nun ja, dies war kein Wunder. Was man nicht kennt fürchtet man. Bei Sonnenuntergang gelangten die Reisegefährten an einen Wald, wo im Schutze der Bäume die Männer ihr Lager aufzuschlagen begannen. Der Drache besah sich kurz die Szene und trat dann wieder hinaus ins Freie. Drei schnelle Schritte und er sprang regelrecht in die Luft. Die Männer bewunderten die geschmeidigen Bewegungen des Drachen. Stirnrunzelnd fragte sich Einar wo er wohl hin wollte, blieb aber bei den anderen im Lager. Er würde wiederkommen, dessen war er sich sicher. Die Männer sammelten Holz für ein Feuer, versorgten die Pferde, gingen zu dem nahen Bach, um sich zu waschen und richteten die Schlafstätten für die Nacht. Einar kniete sich zur Feuerstelle und begann zwei Feuersteine aufeinander zu schlagen. Die Funken sprangen, aber das Holz wollte einfach kein Feuer fangen. Frustriert stöhnte er, als ein Rascheln ihn aufschauen ließ. Der Drache war wieder da und im Maul trug er einen Hirsch. Diesen platzierte er vor den Füßen der Männer und drehte sich wieder Einar zu.

„Geh etwas zur Seite.“ Die tiefe Drachenstimme ging dem Knieenden wieder durch und durch. Langsam erhob er sich und entfernte sich ein paar Schritte. Killian öffnete etwas das Maul, spitzte vorsichtig die Lippen, als wollte er pfeifen und atmete tief ein. Dann presste er den Atem schnell wieder aus, spie eine kleine Flamme auf das aufgestapelte Holz und dieses brannte sofort lichterloh. Grinsend trat das Schuppentier zurück und blickte zu dem Mann. Dieser erwiderte das Lächeln und meinte: „Danke für das Feuer und für das Abendessen. Wir hatten uns schon gewundert, dass der Proviant so einseitig war.“

Die Männer zerlegten geübt die erlegte Beute und bereiteten sie für das Braten vor. Fragend blickte einer zum Drachen und dieser verstand den Blick sofort: „Meine Hälfte bitte nur ohne Haut.“ Die Männer glucksten und servierten eine Hirschhälfte frisch gehäutet.

Während das Essen briet, saßen Menschen und Echse um das Feuer und unterhielten sich leise. Das Gespräch war anregend, kurzweilig und beide Parteien erfuhren so einiges voneinander. Vigor und Malik erzählten viel von ihren Familien und ihrem Zuhause. Rotgar und Einar berichteten vom Heer und erzählten einiges über die Garnisonsstadt Kavalkaar. Nachdem die Männer gegessen hatten wurden für die Nacht die Wachen eingeteilt und wer nicht Wache schob legte sich schlafen. Die Nacht verlief reibungslos. Ohne viel Lärm vollzogen die Männer den Wachwechsel und der Wachhabende patrouillierte und blieb aufmerksam. Niemals stand er still, immer in Bewegung und dabei machte er fast keine Geräusche, um die Schlafenden nicht zu stören. Killian beeindruckte diese Disziplin und es imponierte ihm auch, dass Einar die vorletzte Wache übernahm, also die unangenehmste. Seine Wachzeit würde ihn in den Nachtstunden wach halten, wenn man am erholsamsten schlief. Trotzdem hatte er Killian die letzte Schicht übertragen. Die angenehmste, denn es war einfach nur ein früheres Aufstehen. Kill weckte seine Reisegefährten mit dem Sonnenaufgang und entfachte ihnen erneut ein Feuer, damit sie Tee kochen konnten und sich aufwärmen, denn die Nacht war kalt gewesen. Wenigstens hatte es nicht geregnet.

Nach diesem Muster verlief auch der nächste Tag und Abend, nur, dass es statt Hirsch diesesmal Wildschwein gab. Die Wache rotierte und Killian hatte nun die erste Wache und Einar die letzte. Über Tag hatten der Drache und sein Gefährte wenige Berührungspunkte, denn Einar ritt mit seinem Pferd an der Kolonnenspitze und Killian bildete die Nachhut. Der Drache amüsierte sich meist königlich über den Eindruck den sie bei den Menschen hinterließen. Viele dachten: Oh Gott, der Drache verfolgt die Menschen, was hat er nur vor! Und andere dachten: Ha, wie ein Bummerhund im Schlepptau, echt gut dressiert! Keine der beiden Ansichten war zutreffend, aber dies war der Konsens, der als Gedankenfetzen bei Kill ankam. Doch der Drachenkönig verfügte über ein langmütiges Wesen, meist interessierte ihn schlicht nicht, was sein Umfeld dachte. Man musste ihn schon sehr reizen, um eine aggressive Reaktion zu erreichen. Der schwarze Drache wusste von seinen Schwächen und seine größte war, wenn er zuschlug, dann richtig. Wenn er aus der Haut fuhr und verbal oder mit der Faust attackierte, wuchs da meist kein Gras mehr. Ein Mensch würde dies nicht verkraften können und Drachen mussten sich davon etwas ausgiebiger erholen.

Mitten in der Nacht begann es zu regnen. Feine Bindfäden fielen vom Himmel und ihr Lagerplatz in dem ebenen Grasland bot keinerlei Schutz. Killian erhob sich leise, wechselte seine Position und legte sich direkt neben Einar. Dessen Körper war nur eine Handbreit von seiner Seite entfernt. Vorsichtig faltete er seinen Flügel auf und breitete ihn über die drei schlafenden Männer. Der Wachhabende verhielt kurz im Schritt, betrachtete das neue Arrangement und grinste breit. Dies entging dem Drachen natürlich nicht, da er über eine viel bessere Nachtsicht verfügte als ein Mensch. Pünktlich wurde Vigor von Malik geweckt. Dieser blickte irritiert auf die durchscheinende Lederhaut über sich, erfasste  kurz darauf die Situation und musste nun ebenfalls lächeln. Dankbar blickte er zu dem schlafenden Feuerspucker, doch dieser bekam dies garnicht mit. Für Killian war dies ein enormer Vertrauensbeweis, denn er schlief nur, wenn er sich sicher fühlte und hier schlief er gut. Später näherte sich Vigor leise seinem Kommandanten, rüttelte kurz dessen Schulter und entfernte sich nochmals, um einem menschlichen Bedürfnis nachzugehen. Einar brummte und drehte sich blinzelnd zur Seite. Dabei stieß er an die harten, warmen Schuppen neben sich. Sofort verharrte er und ließ dieses Gefühl der Nähe durch sich hindurch fließen. Die Hitze erfasste ihn und stimulierte jede Zelle seines Körpers. Stöhnend drehte er sich auf den Bauch und sein steifes Glied presste sich an das kalte Erdreich unter ihm. Als er seinen Kopf hob blickte er direkt auf den großen Drachenkopf, der nur wenige Zentimeter vor ihm auf dem Boden lag. Der Atem des großen Wesens war tief und gleichmäßig. Der Atem hob den Brustkorb des Drachen rhythmisch an und schickte kleine prickelnde Impulse durch die Nerven des liegenden Mannes. Tief durchatmend ließ er es durch sich hindurch strömen und genoss es. Wieder verstand er sich selbst nicht, ein Drachen, ein Mann, einfach unbegreiflich. Seufzend stützte er die muskulösen Arme auf und stemmte seinen großen Körper nach oben. Leicht gebückt verließ er den schützend ausgebreiteten Flügel und blickte über den Lagerplatz. Noch während er sich bewaffnete, kroch Vigor auf den freigewordenen Platz und kuschelte sich ganz ungeniert an den warmen Körper des großen, schwarzen Drachens. Einar beobachtete dies und musste sich selbst daran hindern seinen Untergebenen laut anzuraunzen und zu fragen, was dies sollte. Bedächtig, seine Gefühle in Schach haltend, begab sich der Kommandant auf Position und begann seine erste Wachrunde. Im selben Moment klappte der Drache seine Augenliedr auf und folgte mit den Augen dem langsam dahin schreitenden Mann. Er hatte regelrecht geknurrt, als der Soldat den warmen Platz unter dem Flügel eingenommen hatte. Ruckartig atmete Kill ein und schuppste so Vigor etwas zur Seite, anschließend faltete er die Schwinge wieder ein, denn der Regen hatte aufgehört. Leise erhob er sich und bewegte seinen schweren Drachenkörper etwas zur Seite. Kurz konzentrieren und schon stand er als schlanker, schwarzhaariger Mann neben dem leicht glimmenden Lagerfeuer. Behände ergänzte er das Brennmaterial, damit später ein passables Feuer vorhanden sein würde und folgte dann Einar.

Seine nackten Füße liefen leise durch das kniehohe Gras. Die Übersicht zu behalten war hier wesentlich leichter als in der bewaldeten Region von vorheriger Nacht. Folglich konnte Einar ihn Kommen sehen. Der fahle Schein des untergehenden Mondes beleuchtete die Landschaft und erzeugte leichte Glanzreflexe auf der hellen Männerhaut. Killians Körper präsentierte sich, wie nach jeder Verwandlung, nackt und hüllenlos. Doch Drachen reagierten niemals schüchtern, Nacktheit gehörte zum Drachensein dazu, ob als Echse oder als Mensch. Einars Blick lag auf dem Näherkommenden. Seine Augen lagen im Schatten und Kill konnte trotz seiner besseren Nachtsicht nicht sehen, welchen Eindruck er hinterließ. Als er neben dem Kommandanten ankam stellte er sich mit dem Schulter an Schulter. Ihre Haut berührte sich nicht und sie waren sich auch nicht zugewandt. Einer blickte über die weite Grasfläche im Westen, der andere im Osten.

„Warum schläfst du nicht?“, fragte Einar.

„Bin nicht mehr müde.“ Beide Stimmen klangen leicht rau und eine unterschwellige Sinnlichkeit schwang darin mit. Seufzend drehte der Drache den Kopf und blickte zu dem Größeren auf.

„Ich stelle für dich ein Problem dar.“ Killians Worte bildeten keine Frage. Für beide stand fest, dass er nur eine Tatsache ausgesprochen hatte.

„Leider“, Antwortete der Angesprochene. Während sein Blick über das Grasland huschte und er seinen Gesprächspartner zu ignorieren versuchte, musste er doch leicht schmunzeln. Mit zuckenden Mundwinkeln erklärte er leise: „Du bringst mich durcheinander. Hebst meine Welt aus den Angeln. Und es gefällt mir nicht.“ Auch diese Worte waren Tatsachen und diese gefielen Killian nicht. Dem Drachen war klar, dass das Problem behoben werden musste, denn ein Drache bekam nur einmal im Leben die Chance auf Partnerschaft. Eine Lösung musste gefunden werden, es gab keine andere Möglichkeit.

Die Drachenpopulation hing nicht von Gefühlen oder sowas schnödem wie Sex ab. Ein weiblicher Drache legte ein Ei und ein anderer Feuerspucker erhitzte dieses mit seinem Drachenfeuer, womit sein Erbgut dem ihren hinzugefügt wurde. Monate später schlüpfte ein Drache. Einfache Biologie, keine Gefühle, keine Komplikationen. Das einzige was zu regeln war, betraf die Aufzucht des Nachwuchses und dies wurde per Handschlag fixiert. Entsprechend dieser Übereinkunft wurde der Jungdrache entweder vom Vater oder von der Mutter erzogen und geliebt. Denn ja, Drachen liebten ihre Nachkommen und das uneingeschränkt. Es gab niemals verstoßene Kinder oder im Stich gelassene. Sollte tatsächlich das erziehende Elternteil versterben sprang das andere ein und baute dieselbe emotionale Bindung auf, wie das verstorbene Elternteil. Dies hatte die Natur so angelegt, da Drachenweibchen nur alle fünfzig Jahre ein Ei legen konnten und der Nachwuchs daher behütet werden musste.

Doch Partnerschaft war etwas anderes. Ein Drache konnte nur einen Gefährten oder eine Gefährtin finden. Jener welcher gehörte nie zu den Drachen, denn die Echsen banden sich nie aneinander. Es handelte sich stets um Menschen, mal männliche, mal weibliche. Da Fortpflanzung keine biologische Notwenigkeit darstellte, die war ja anderweitig geregelt, suchte das Schicksal aufgrund von Kompatibilität den Partner aus. Gefährten ergänzten sich, unterstützten immer die positiven Seiten und verminderten die negativen Eigenschaften. Gefährten förderten immer das Beste in ihrem Partner. Und für Killian hatte das Schicksal Einar gewählt. Doch wie sollte er ihm dies erklären? Der Drache wusste nicht einmal, ob das Problem in der Tatsache begründet lag, dass Einar eigentlich nicht auf Männer stand oder weil er zu den Flugechsen gehörte.

„Rasse oder Geschlecht?“ Männer sind wie kämpfende Stiere, immer direkt auf das Ziel los, daher gestaltete sich die Kommunikation zwischen solchen meist einfacher. Mann und Frau umschifften sich oft mit Anspielungen und Andeutungen und jeder musste interpretieren, was er empfing. Doch hier waren klare Worte einfacher und auch sachdienlicher.

Einar schnaubte und blickte nun dem kleineren Mann direkt ins Gesicht. Beide kontrollierten genauestens ihre Gesichtszüge, kein Zucken oder Bewegen eines Gesichtsmuskels verriet ihre Gefühle. Männer zeigten sich in diesen Dingen aber auch knallhart. Eine Frau hätte ihre Gefühle auch mimisch ausgedrückt und hätte dem Gegenüber so ermöglicht auf Nichtgesagtes zu reagieren, wenn für das Aussprechen der Mut fehlte.

„Wohl beides. Nach den Überlieferungen sind Drachen asexuell und mein Empfinden läuft daher ins Leere, zumal mein Interesse eher in die feminine Richtung geht. Ebenso habe ich noch nie davon gehört, dass es Menschen und Drachen miteinander treiben.“ Die Stimme des Thronerben war leise, aber nichtsdestotrotz schneidend und knallhart.

Killian legte den Kopf leicht zur Seite und betrachtete den großen Blonden neben sich. Langsam hob er die Hand, umfasste das Handgelenk des anderen Mannes und dieser ließ es geschehen. Er zog die warme, schwere Männerhand zu seiner Körpermitte und presste die große Handfläche auf seinen geschwollenen und abstehenden Schwanz. Presste ihn so an die warme Haut seiner Bauchdecke und bewies so ganz anschaulich, dass von einem ins Leere laufen nicht die Rede sein konnte. Stöhnend schob er sein steifes Glied zweimal fest an die Handfläche und ließ den Arm seines Gefährten langsam wieder los.

„An meinem Geschlecht kann ich nichts ändern. Wenn ein Drache es mit jemandem treibt, um deine Umschreibung zu nutzen, ausschließlich mit einem Menschen. Nur in der Gemeinschaft mit einem Menschen entstehen Gefühle“, auch diese Worte kamen leise, aber bestimmt.

Einar lehnte sich näher an den Drachen. Die nackten Schultern berührten sich und Einars Blick fixierte das Grasland vor sich. Seine schwielige Hand umfasste wieder den Ständer des anderen. Fest und energisch begann er daran auf und ab zufahren. Seine Finger umschlossen die Härte des Drachen und dieser stöhnte leise. Ein Zittern zog durch dessen Körper und die Hitze sammelte sich in seinem Schritt. Wiegend bog er sich der reibenden Hand entgegen. Er drehte den Kopf und biss leicht in die Schulter des größeren Mannes, während dieser den Takt erhöhte und die Bewegung verstärkte. Killian keuchte auf und zitterte stärker. Er musste alle Konzentration aufwenden, um stehen zu bleiben. Einar drehte sich seitlich und umfasste seine Schultern. Presste dessen heiße Haut an seine Körpermitte und seinen Bauch. Seine geschickten Finger wurden nochmals schneller und Kill begann ekstatisch in die Faust zu stoßen. Er ließ den Kopf in den Nacken fallen und verließ sich darauf, dass Einar ihn nicht fallen lassen würde. Seine Hüfte ruckte im Takt vor und zurück und ein Ziehen schoss durch seinen Körper. Mit einem leisen Aufschrei ergoss sich der mächtige Drache in die Hand des jungen Mannes. Sein Leib zitterte und seine heiße Haut lag an der des Menschen. Langsam reibend verringerte Einar die Stimulation und beruhigte das vollkommen aufgelöste Wesen an seiner Seite. Killian stöhnte nochmals und lehnte sich schwer an den festen Körper des menschlichen Kriegers. Einars Härte presste sich fest an den nackten Körper des Drachen. Doch der feste Griff des Mannes um die Arme hinderte den Drachen mit seinen Händen auf Wanderschaft zu gehen. Noch war der junge Krieger nicht bereit, sich von seinen widerstreitenden Gefühlen besiegen zu lassen. Doch Killian wollte ihn auch nicht überfordern. Sachte hauchte er einen Kuss auf die Schulter seines Gefährten. Liebkoste genau die Stelle, in die er noch vor wenigen Augenblicken hinein gebissen hatte. Seine Zahnabdrücke würden am Morgen immer noch zu sehen sein. Dies ließ sich nicht mehr ändern. Kill sah zu Einar auf und ihre Blicke verschränkten sich kurz, dann senkte der Blonde die Lider, verdeckte den darin stehenden Ausdruck und löste seine Finger von dessen warmer Haut. Kill seufzte und trennte sich sachte von dem Anderen. Bedächtig entfernte er sich in Richtung Lager und ließ sich mit dem Monduntergang von der Dunkelheit verschlucken. Hier bewies sich wieder die Tatsache: Direkt vor Sonnenaufgang war es am dunkelsten.

 

Noch am selben Abend würden sie in Kavalkaar ankommen. Killian hatte keine große Lust hinter den Soldaten her zu trotten und ständig den aufwirbelnden Staub zu schlucken. Daher ließ er sich zurück fallen und betrachtete das nun karge Land. Die Graslandschaft war von Heide und flachen Sträuchern abgelöst worden. Vereinzelt wuchsen krüppelige Nadelbäume oder verknorzelte Laubbäume von geringer Höhe. Als die Reiter fast aus seinem Gesichtsfeld entschwunden waren, stieß er sich vom harten, sandigen Erdboden ab und erhob sich mit festen Flügelschlägen in die Luft. Schnell gewann er an Höhe und holte die Reitergruppe ein. Er verhinderte durch starkes Aufsteigen und langsamen kreisenden Segelflug mit weitausgebreiteten Flügeln das Überholen der Reisegruppe. Ab und an legte einer der Männer den Kopf in den Nacken und spähte, ob die Flugechse noch in der Nähe war. Diese Art der Überwachung fühlte sich für die Soldaten neu an, ungewohnt. Sie wussten nicht, ob sie sich beschützt oder überwacht fühlen sollten. Doch mit dem Fortschreiten des Tages gewöhnten sie sich an die fliegende Präsenz über ihren Köpfen. Etwa zwei Stunden vor Sonnenuntergang wurde die Landschaft steiniger, zerklüfteter. Spitze, scharfkantige Steinnadeln ragten in den Himmel. Riesige Steinblöcke lagen in der Gegend, als hätten Riesen sie zusammengeschoben oder gar aufgestapelt. In den Ritzen wuchs Moos und Heidekraut. Enzian wucherte in Spalten und karge Gänseblümchenkolonien besiedelten den steinigen Sandboden. Kurz darauf erreichten sie die Befestigung der Garnisonsstadt. Die erste Ringmauer bestand aus schräg stehenden Holzpfählen, nicht press verbaut, sondern materialsparend im Abstand von fünfzehn Zentimetern. Kein Hindurchschlüpfen möglich und trotzdem kein Sichthindernis, wenn man auf dem zweiten Steinwall patroulierte. Das zweite Hindernis war mehr als beeindruckend. Ein fünf Meter breiter und ebenso tiefer, mit zähem Schlamm gefüllter Wehrgraben, dass darin Holzspieße versenkt waren, die dem Leben eines Hineinstürzenden definitiv abträglich sein würden, musste an dieser Stelle nicht extra erwähnt werden. Die letzte, haushohe Mauer stand stabil zwischen den Angreifern und den Bewohnern. Auf der Innenseite der Steinmauer verlief ein Holzsteg und ermöglichte den Wachmännern durch die Zinnen zu spähen und im Notfall auch Pfeile auf herannahende Feinde abzuschießen. Noch während sich die Reiter der Holzbarriere näherten, wurde ein Hornsignal gegeben und die schmale Holzplanke wurde über dem Graben abgesenkt. Die Reiter passierten diese Zugbrücke nacheinander und näherten sich dem schweren eisernen Fallgitter in der bogenförmigen Maueröffnung. Auch dieses wurde bereits hochgezogen und die Reiter parierten ihre Pferde. Sie ritten erst in die Maueröffnung ein, als das Innere massive Holztor bereits so weit offen stand, dass sie es passieren konnten. Das Loch in der Decke des Durchganges machte es für jeden erfahrenen Soldaten unheimlich darunter zu verweilen, wusste er doch, dass im Angriffsfall viel Unangenehmes daraus auf die Angreifer herabregnen würde. Die Vier verhielten ihre Pferde erst, als sie an der großen Stallung angekommen waren. Diese befand sich direkt am Hauptplatz gegenüber der Kommandeursburg. Der große, gepflasterte Platz diente vielen Zwecken. Einerseits war er Übungsplatz für verschiedene unbewaffnete Kampftechniken, andererseits war er auch einmal in der Woche Marktplatz und ab und zu Wochenends Versammlungs- und Festplatz. Doch nun erhielt er eine neue Bestimmung. Die Reiter ritten zügig an den Rand und ihre Körper drehten sich hinüber zu dem Rauschen. Aus dem Himmel schoss ein Schatten direkt auf sie zu. Einige Menschen schrien in Panik auf und stoben davon. Andere standen wie erstarrt und beobachteten das Nahen des Drachen. Drachenfurcht wurde dies genannt. Solch einen Menschen könnte jeder Drache einfach so vom Angesicht der Erde tilgen, denn sie verharrten wie erstarrt, nicht in der Lage sich zu rühren. Doch die anderen Anwesenden reagierten umgehend und zogen die Drachenfürchtigen zur Seite. Abrupt versteifte der Feuerspucker seine ledernen Schwingen, stellte den Winkel scharf an und landete punktgenau mit einem harten Ruck vor der Reitergruppe. Die Pferde waren dies nun schon gewöhnt und reagierten in keiner Weise auf diese Manöver. Für sie war dieses fliegende Wesen keine Gefahr, es war ein Reisebegleiter und sie zuckten nicht einmal. Doch im Stall herrschte plötzlich Aufruhr. Die anderen Tiere hatten das übergroße Raubtier gewittert und reagierten entsprechend. Doch der Drache schloss kurz die Augen. Ein konzentrierter Ausdruck huschte über sein Gesicht und es kehrte Ruhe im Stall ein. Sofort beruhigten sich die Pferde, einige der Stallburschen konnten nicht wiederstehen und äugten neugierig durch die offene Stalltür. Keiner von ihnen hatte je einen Drachen gesehen und ein erschrockenes Keuchen entkam so einigen Kehlen.

Einar blickte kurz über die Versammelten und stieg ganz gelassen und ruhig vom Pferd. Sein Verhalten legte nun den Grundstein, wie die Menschen hier später mit den Drachen umgehen würden. Vermittelte er Kameradschaft und Vertrauen, folgten die Soldaten und deren Angehörigen diesem Beispiel. Einar umrundete den schwarzen Drachen, dieser drehte sich synchron mit ihm und blickte über den Kopf des Kommandanten auf die anwesenden Krieger.

„Das ist Killian, er ist der Gesandte der Drachen, unseren Verbündeten. Er ist ebenso ein Krieger wie ihr auch, dem entsprechend wird er behandelt, egal in welcher Gestalt er ist.“ Die Stimme tönte laut und bestimmt  über den Platz. Als Reaktion erhielt er auf seine Ansage ein Nicken an einigen Stellen, aber auch ein Stirnrunzeln an anderen.

„Welche Gestalt, Kommandant?“, die Frage kam laut von einem großen, sehnigen Soldaten in der ersten Reihe.

Einar hob nur leicht die Hand und bat Killian mit dieser Geste nach vorne. Dieser begann, in Drachengestalt, um ihn herumzugehen. Doch nach nur drei großen Drachenschritten wandelte er seine Gestalt. Dies ging wahnsinnig schnell, das menschliche Auge konnte diesem Vorgang nicht wirklich folgen, eben noch eine schuppige Flugechse und in der nächsten ein schlanker, großgewachsener Mann mit schwarzem wallenden Haupthaar. Ein Keuchen ging durch die Menge. Staunend beäugten die Zuschauer den nackten Mann, besonders schätzten ihn wohl die anwesenden Frauen, doch auch einige Männer wagten einen genaueren Blick. Aus dem Hintergrund näherte sich Rotgar und reichte Killian eine schmal geschnittene Lederhose. Dieser ergriff sie ohne hinzusehen, stieg geschickt in die Beine und zog sich das weiche Leder über den nackten Hintern, bedeckte seine Blöße ohne Hast.

„Schnuckliges Kerlchen!“, ertönte es nun vom Nachbarn des zuvor Fragenden. Dessen Blick lag anzüglich auf der nun nur noch halbnackten Gestalt und verschlang diese mit Blicken. Vulgär stieß er seine Zunge in die hohle Wange und spielte somit auf den Paarungsakt an. Killian zog empört eine Augenbrau nach oben und blickte um Erlaubnis bittend zu Einar. Dessen Blick war hart. Solch ein Verhalten war unter seinen Kriegern unüblich, doch hier sollten Grenzen ausgetestet werden. Würde der Kommandant den scheinbar schwächeren Mann schützen? Konnte der sich seiner Haut erwehren oder musste er, um sicher zu sein, in Drachengestalt bleiben? All diese Fragen huschten durch die Köpfe aller Anwesenden, selbst Einar dachte darüber nach. Es wäre für ihn vollkommen unmöglich den Drachen in Menschengestalt zu schützen, wenn dieser sich nicht wehren konnte. Killian würde von seinen Männern nicht akzeptiert werden, wenn er nicht in der Lage war, für sich selbst zu einzustehen. Ruckartig nickte Einar und gab Killian somit das Recht selbst zu antworten.

Mit weicher, schmeichelnder Stimme entgegnete der Drachenkönig: „Wenn du mich besiegst, darfst du mich ficken. So oft du willst.“ Dabei heftete sich sein Blick auf den Provokateur. Diesem Hünen von einem Mann, noch größer als Rotaran, der Kommandant des Drachenheers, gefiel dieser Anreiz. Der wehrhafte Kempe stand auf festes männliches Fleisch, doch er war kein Schänder, willig musste der andere schon sein und diese Herausforderung kam ihm durchaus gelegen. Schon länger gefiel ihm die Tatsache nicht, sein Nachtlager leer vorzufinden und ein bisschen männliche Nähe würde ihm schon zusagen. Mit trotzigem Imponiergehabe richtete er seinen Gürtel und schob die Verschnürung auf seine Körpermitte und lenkte somit alle Blicke auf seinen leicht geschwollenen Schwanz. Der Drache war aber auch zu niedlich, nicht, dass er mit seinen etwas weniger als zwei Metern zierlich wäre, aber gegen den um etwa einen Fuß größeren Krieger war er es eben doch.

„Ich heiße Halftan und ich freue mich bereits, wenn du meinen Namen heute Nacht stöhnst, wenn ich in dich stoße“, die Stimme des Mannes tönte laut über den Platz.

Killian gewann sofort den Eindruck, dass, trotz dieses anstehenden Kampfes, später ein gutes Verhältnis zwischen ihnen entstehen würde. Dieser Mann hatte nichts Falsches, er agierte mit Stärke und die Umstehenden wollten, ebenso wie alle anderen, klare Fronten und Halftan war in der Lage diese zu klären. Der Drache verschränkte kurz die Fingerknöchel und lies diese laut knacken, dabei näherte er sich dem Mann auf leisen Sohlen, auch dieser kam ihm entgegen. Killian fühlte dabei die Anspannung seines Gefährten im Rücken, so, als würde er es selbst erleben. Einar zitterte, war aufgewühlt und übertrug diese Nervosität auf den Drachen. Killian konzentrierte sich kurz und schloss diese Empfindungen aus. Er durfte im Moment nicht abgelenkt sein. Die Kontrahenten näherten sich vorsichtig, mit leicht seitlich versetzten Schritten. Auch Halftan hatte sich für den unbewaffneten Kampf entschieden, seine Dolch- und Schwertscheide waren leer. Er hatte wohl am unbewaffneten Kampftraining teilgenommen. Seine Haut glänzte leicht, die Unterbrechung erfolgte scheinbar mitten im Training, die Muskulatur sollte also aufgewärmt und locker sein. Wenig Schaden also, wenn Kill ihn fertig machte. Der menschliche Krieger machte plötzliche einen schnellen Wechselschritt und brachte seine harte, geballte Rechte katapultartig nach vorn und wäre sein Gegner kein Drache, hätte er ihn auf diese Weise mit Sicherheit umgehauen. Doch der Feuerspucker sah die Bewegung kommen und knickte in der Hüft seitlich ab. Er drehte den Körper auf der Ferse, rotierte so um den Riesen und landete hinter ihm. Killian beugte die Knie, katapultierte seinen Körper in die Luft und umfasste das Genick des Kolosses. Sein Schwung trug ihn im Bogen um die Schulter des Kriegers, mit einem Ruck wurde dieser herumgeschleudert und von den Beinen gerissen. Mit einem lauten Knall landete Halftan wie ein Marienkäfer auf dem Rücken und Killians Knie presste sich fest auf dessen Kehle.

„Aufgeben oder Lichter aus?“, fragte Killian den Liegenden. Dieser blickte sprachlos zu dem Drachen auf. Selbst nach mehrmaligem Blinzeln war dieser nicht in der Lage eine Antwort zu geben. Lachend erhob sich Killian und stand über dem gefällten Riesen. Langsam streckte er diesem die Rechte hin und wartete. Und tatsächlich, Halftan ergriff die helfende Hand, lies sich von dem starken Drachen nach oben ziehen und das ganz so, als wäre der Mensch nur ein Fliegengewicht. Ein Drache verfügte nunmal über mehr Kräfte als jeder Mensch, und das in jeder Gestalt.

Kopfschüttelnd meinte Halftan: „Nichts für ungut. Du willst sicher nicht mein Lager teilen?“ Richtig hoffnungsvoll klangen diese Worte. Mit einem lauten Lachen verneinte Kill dieses Angebot und blickte zurück zu Einar. Dieser wirkte immer noch, als ginge ihn dies gar nichts an, aber der Drache wusste, dass es in ihm anders aussah, doch dies konnte er gut verstecken. Tief durchatmend begab sich der Kommandant in die Burg und deutete dem Drachen an, ihm zu folgen. Killian folgte mit langen Schritten und lief fast in Einar hin, als dieser abrupt stoppte. Auf den Stufen der Feste erschien ein älterer Mann, wohl an die sechzig Jahre alt, das Haar grau meliert und die Gesichtszüge mit leichten Falten gezeichnet, aber trotzdem nicht unattraktiv.

 

 

 

 

Familienangelegenheiten

 

„Was soll der Aufruhr? Warst du erfolgreich, mein Sohn?“, fragte der ältere. Auf den Stufen stand der Herrscher der Menschen, König Uralen. Sein Blick lag fragend auf seinem Sohn. Bevor dieser antworten konnte, öffnete sich erneut die Tür und ein Paar erschien auf den Stufen.

„Bruder“, rief die Frau und kam schnell mit gerafften Röcken die Stufen herab. Fest umarmte Loreana Einar und drückte ihn beherzt an sich.

Killian machte langsam mehrere Schritte nach hinten, gewährte den Beiden mehr Platz und konnte so das Kommende auch besser beobachten. Der schlanke, großgewachsene Mann folgte ebenfalls langsam die Treppe herab und schüttelte Einar fest die Hand. Hier herrschte vor allem Rücksicht, Freundschaft und familiäre Liebe, stellte Killian erfreut fest. Ja, ein Bündnis mit diesem Königshaus war eine hervorragende Idee. Und wie eng diese Verbindung noch werden würde, nun, dies mussten die Menschen um ihn herum erst noch erkennen.

„Nun Junge, lass mich nicht warten.“ Die Stimme des Königs klang eher amüsiert, als ungeduldig. Einar räusperte sich und sah zu seinem Vater auf: „Ich war erfolgreich. Die Drachen stimmen einem Bündnis zu und senden einen Botschafter.“ Dabei wies er auf Killian.

Dieser näherte sich langsam mit vollkommen neutralem Gesichtsausdruck. Wäre er dem Glücksspiel zugeneigt, wäre er ein hervorragender Kandidat für das Bluffen.

König Uralen runzelte die Stirn und atmete tief ein. „Junge willst du mir sagen, sie schicken einen Beobachter, der unser Tun überwacht?“ Die Stimme klang regelrecht angepisst.

Killian schmunzelte, er hatte diese Reaktion erwartet. Wie ging Einar damit um? Konnte er seinen Vater beschwichtigen und es erklären?

Dieser Seufzte ergeben und erwiderte nur ein Wort: „Großvater.“

Ein Ächzen kam vom König und dieser fixierte nun den Blick des Drachens. „Nun denn, trotz allem verständlich. Also willkommen in Kavalkaar. Folgt mir nach drinnen“, mit diesen Worten drehte sich der Herrscher um und kehrte in die Halle zurück.

Killian folgte ebenso wie alle anderen.

 

In dieser Kriegerhalle schien  jeder einen angestammten Platz zu haben. Alle verteilten sich im Raum, nahmen Platz an der großen Tafel. Die massiven Holztische standen im U und ließen so eine freie Fläche in der Mitte des Saales, gedacht für Tanzveranstaltungen, Minnesang, Gaukleraufführungen oder Skaldenepen. Der König saß in der Mitte, sein Sohn zu seiner Rechten und seine Tochter zu seiner Linken. Mit lautem Gewese fand ein jeder seinen Platz, nur Killian verharrte in der Mitte. Dies war nun sein Test, wie er mit dieser unangenehmen Situation umgehen würde. Niemand hatte ihm eine Sitzmöglichkeit angeboten. Der König selbst hatte ihn herein gebeten, ihm aber dann keinen Platz zugewiesen. Dies entsprach fast einer Beleidigung, doch das Blitzen in den hellblauen Augen des Vaters seines Gefährten sprach etwas anderes. Was tust du, Drache, häh?

Und Kill konnte nur grinsen. Er überflog kurz die Umgebung. Peilte kurz die Höhe der Tafelhalle an und drehte sich dann um. Einar sprang von seinem Platz und riss die Augen auf. Er ahnte, was nun gleich passieren würde, erkannte aber auch im selben Moment, dass er es nicht mehr verhindern konnte. Uralen forderte Killian heraus und zahlte nun die Zeche, genauso wie Halftan gerade eben. Killians Gestalt wandelte sich und diesmal wirklich spektakulär. Er stand auf den starken Hinterbeinen hoch aufgerichtet. Seine Flügel hielt er weit ausgebreitet und seine Flügelspitzen berührten links und rechts die Hallenwand. Das Licht der Fackeln, des Herdfeuers und der untergehenden Sonne, welche durch die Fenster schien, schimmerte auf den schwarzen Schuppen der Echse. Genüsslich reckte diese kurz den langen schlanken Hals, faltete geräuschvoll die Flügel ein und legte sich mittig in den Kriegersaal. Der Kopf des Drachen lag mittig auf der Königstafel und durch halbgeschossene Augen blickte er nun Uralen an. Dieser saß regelrecht erstarrt auf seinem Platz und besah sich den schwarzen Drachenkopf. Einar schnaubte neben ihm und lachte leise, als er sich wieder hinsetzte. Dabei stieß er seinen Sitznachbarn an: „Vater, sagt etwas.“