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Bin ich seit neuestem dem Wahnsinn verfallen? Was sollte all dieser Irrsinn? Sollte sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen? Litt sie nicht schon genug unter all dem was sie durchmachte? Fragte sich eine junge Dolmetscherin. Vom Juniorchef betrogen, Job gekündigt, von einem mysteriösen Fremden bei Nacht verfolgt, Brandwunden an ihren Händen, die wie eine Kraterlandschaft wirkten und komisch eigenartige Vorfälle häuften sich in ihrem Leben. Kann es noch schlimmer werden für Su? Durch viele kleine merkwürdige Umständen bucht Su schließlich einen dreiwöchigen Aktivurlaub auf Island, um auf andere Gedanken zu kommen zusammen mit ihrer besten Freundin Claudia. Aber schon vor der Abreise rissen die merkwürdigen Dinge nicht ab. Mit Entsetzen, musste Su auch noch feststellen, das ihren mysteriöser Stalker der Reiseleitung angehörte. Sie hatte sich geschworen, nach ihrem Ex nie wieder einem Mann zu verfallen. Wird sie ihren Schwur halten können und dem attraktiven Ragnar die kalte Schulter zeigen? Wird der Alptraum wahr werden in dem Ragnar entführt wurde? Was wird sie tun, falls es doch soweit kommen würde? Konnte sie den Leuten auf Island helfen? Oder sollte sie so schnell wie möglich die Flucht ergreifen?
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Seitenzahl: 526
Veröffentlichungsjahr: 2020
Bin ich seit neuestem dem Wahnsinn verfallen? Was sollte all dieser Irrsinn? Sollte sie professionelle Hilfe in Anspruch nehmen? Litt sie nicht schon genug unter all dem was sie durchmachte? Fragte sich eine junge Dolmetscherin. Vom Juniorchef betrogen, Job gekündigt, von einem mysteriösen Fremden bei Nacht verfolgt, Brandwunden an ihren Händen, die wie eine Kraterlandschaft wirkten und komisch eigenartige Vorfälle häuften sich in ihrem Leben. Kann es noch schlimmer werden für Su? Durch viele kleine merkwürdige Umständen bucht Su schließlich einen dreiwöchigen Aktivurlaub auf Island, um auf andere Gedanken zu kommen zusammen mit ihrer besten Freundin Claudia. Aber schon vor der Abreise rissen die merkwürdigen Dinge nicht ab. Mit Entsetzen, musste Su auch noch feststellen, das ihren mysteriöser Stalker der Reiseleitung angehörte. Sie hatte sich geschworen, nach ihrem Ex nie wieder einem Mann zu verfallen. Wird sie ihren Schwur halten können und dem attraktiven Ragnar die kalte Schulter zeigen? Wird der Alptraum wahr werden in dem Ragnar entführt wurde? Was wird sie tun, falls es doch soweit kommen würde? Konnte sie den Leuten auf Island helfen? Oder sollte sie so schnell wie möglich die Flucht ergreifen?.
Wer steckt hinter dem Künstlername Sany MacSchuler?
Die Autorin verrät ihren Lesern nur soviel: Sie ist 1967 am wunderschönen Bodensee geboren. Verheiratet und Mutter zweier erwachsenen Kinder. Noch heute lebt sie zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in der Nähe des Bodensees.
Dieses Buch widme ich meiner besten Freundin. Die über 28 Jahre lang Tag ein Tag aus an meiner Seite war.
Meiner Schimmelstute „Ibina“
die mit mir durch dick und dünn gegangen war. Als du von mir gingst, starb auch ein kleiner Teil von mir. Du warst so heiß wie das Feuer und so cool wie das Eis
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Nachwort
Wieder einmal wachte Surya wie gerädert aus dem Schlaf auf. Sie saß senkrecht und am ganzen Körper zitternd in ihrem Bett. Was in den vergangenen Wochen und Monaten schon so oft der Fall war. Sie hatte wieder diesen grauenvollen Alptraum gehabt, aus dem sie gerade hochgeschreckt war. Wenn sie genauer darüber nachdachte, konnte sie sich nur noch schemenhaft daran erinnern. Er war beängstigend und immer wieder war es fast der gleiche Traum, der sie verfolgte. Sie ging durch irgend ein Labyrinth, sah leuchtende Farbfacetten. Ihr wurde immer heiß und kalt. Und viele fremde Menschen waren um sich herum. Sie sah Blut und konnte Schwefelgeruch wahrnehmen. Sie stand auf irgendetwas, das sie am ganzen Körper zittern ließ. Konnte sich aber nicht mehr genau daran erinnern was es war. Nur das Ende, dass war ihr noch bewusst, weil man sie verfolgt hatte..... aber wer? Und warum? Es war ein Mann, nein zwei, nein mehrere, fiel ihr nun wieder ein. Aber an mehr konnte sie sich nicht mehr erinnern. Und doch gab es eine Szene an die sich sich noch ganz genau erinnerte. Da war ein Mann, ein sehr großer muskulöser Mann, mit dichtem langem blonden Haaren, das ihm bis auf die Schultern reichte. Dazu trug er einen Drei-oder Viertagebart. Er hatte sehr ausdrucksvolle tiefblaue Augen. Seine gerade Nase, war vielleicht ein bisschen zu lang in Sus Augen. Doch passte sie perfekt zu seinem sinnlichen breiten Mund. Vor allem wenn er sie im Traum anlächelte. Dabei zeichneten sich auf seinen Wangen leichte Grübchen ab. Sein Aussehen nach hätte es glatt ein Normanne sein können, wie man sie aus zahlreichen Wikingerfilmen kannte. Mit seinem ganzen Auftreten in Sus Träumen konnte sie nur erahnen, dass durch seine Adern wildes Wikingerblut floss. So manche Frau würde sich in der Öffentlichkeit nach ihm umdrehen. Wenn er Wirklichkeit wäre und nicht nur ein Traumgespinst.
Su fühlte sich völlig erschlagen und am liebsten wäre sie wieder unter die Bettdecke gekrochen. Aber aus Angst, sie könnte erneut in diesen Traum fallen tat sie dies nicht. Sie schimpfte sich selbst, über diese albernen Gedanken. Der Tag war zu schön um sich wieder unter der Bettdecke zu verkriechen. Die Sonne strahlte schon seit geraumer Zeit in ihr Schlafzimmer und kitzelte sie mit ihren einzelnen Lichtstrahlen wach. Wahrscheinlich um sie aus diesem schrecklichen Traum zu holen. Wie viel Uhr mochte es sein? Ein Blick auf ihren Wecker verriet ihr, dass es gerade erst kurz vor sieben Uhr war. Also doch noch zu früh um aufzustehen. Aber wie pflegte ihre Mutter immer zu sagen. „Morgenstund hat Gold im Mund“. Mit einem tiefen Seufzen schwang sie ihre Beine aus dem Bett, gähnte genüsslich dabei, setzte sich auf und streckte sich. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper schien etwas dagegen zu haben, dass sie aufstand. Ihr Körper schmerzte höllisch, als ob sie irgend eine harte Arbeit in der Nacht geleistet hätte. Sie fühlte sich so richtig gerädert und ausgelaugt. Kein Wunder nach diesem höllischen Albtraum. Diese Symptome kannte sie bereits von vielen vergangenen Nächten. Die alle den Morgen danach so beginnen ließen. Surya streckte sich noch einmal um so eventuell die Steifheit ihres Körpers zu beseitigen. Genervt seufzte sie abermals auf, weil die ganzen Streckübungen nichts brachten.
Sie beschloss den schönen Tag mit einer heißen Dusche und einer guten Tasse Kaffee zu beginnen. Im Anschluss könnte sie ja noch ein paar Yogaübungen und etwas Meditation auf der Terrasse ausüben. Wobei sie sich selbst eingestehen musste, dass sie im Moment so aufgebracht war, das keine Meditation der Welt, sie wieder auf den Teppich bringen würde. Aber vielleicht konnten ja gerade diese kleinen Dinge ihr doch noch den Start in den Tag angenehmer machen. Denn der Tag war zu schön um diesen im Haus zu verbringen. Schließlich war es Wochenende und sie musste keine Hektik an den Tag legen. Wobei Hektik, dieses Wort hatte sie vor ein paar Wochen aus ihrem Wortschatz gestrichen, als sie ihre langjährige Stelle bei Euro Öl International fristlos Hals über Kopf kündigte. Sie lief in ihre kleine Küche und setzte Kaffee auf. Während dieser vor sich hin blubberte, stieg sie unter die Dusche. Zuvor hatte sie sich den kleinen transportablen Heizlüfter ins Bad gestellt und angemacht. Damit es ein bisschen wärmer im Badezimmer wurde. Denn eigentlich war dieses Häuschen ein Sommerdomizil ihrer Familie. Und besaß außer dem großen Kamin im Wohnzimmer keine Heizung. Sie blieb vor der Duschfontäne stehen und hielt eine Hand in das herab rauschende Wasser, um die Wassertemperatur zu prüfen. Bevor sie die Duschkabine betrat. Das warme Wasser das über ihren Körper rann, entspannte ihre verkrampften Muskeln. Sie wäre am liebsten den ganzen Tag lang unter der Dusche gestanden. Sie ertappte sich, wie sie wieder einmal über diesen immer wiederkehrenden Albtraum nachdachte. Su versuchte vergeblich die einzelnen Puzzleteile zusammen zufügen. Verdammt, nicht einmal die warme Dusche konnte sie vor diesen Überlegungen schützen. Surya stellte das Wasser ab und angelte mit einer Hand nach dem Handtuch, dass an einem der Haken vor ihr an der Badezimmertür hing. Schon als sie die Duschkabinentür öffnete, nahm sie einen leicht verbrannten Geruch war. Sie wollte gerade diesem Geruch auf die Spur gehen, als im gleichen Augenblick, der kleine Heizlüfter begann Funken zu sprühen. Gefolgt von einem noch lauteren Knall, der ihn schließlich dann in Flammen auf gehen ließ. Surya fluchte laut vor sich hin. Instinktiv versuchte sie mit dem Handtuch die Flammen auszuschlagen. Und zog dabei den Stecker aus der Steckdose. Sie warf das Handtuch über den Lüfter und bugsierte ihn in die Dusche. Danach öffnete sie erneut den Wasserhahn der Dusche und ließ das Wasser über den Lüfter rieseln. So löschte sie diesen kleinen Brandverursacher. Kopfschüttelnd und noch immer ganz benommen, öffnete sie das kleine Badezimmerfenster, dass immer noch klemmte und jede Menge Kraftaufwand von ihr verlangte. Außer Atem und mit zitternden Händen setzte sie sich auf den Rand der Duschwanne, dabei blickte sie den kleinen Heizlüfter an, der immer noch vom Wasser berieselt wurde. Mein Gott, was war das den jetzt. Der Tag heute fängt ja fürchterlich an. Ich hätte doch lieber im Bett bleiben sollen. Und nicht auf Mamas gute Ratschläge hören sollen. Ich glaube ich sollte einmal einen Elektriker damit beauftragen die Stromleitungen zu überprüfen. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass sie immer noch splitterfasernackt auf der Duschwanne saß. So hatte der kleine Brandverursacher sie verwirrt.
Su griff nach dem Bademantel, der hinter der Tür am Haken hing und lief in den zum Teil verrauchten Wohnraum. Sie hatte die Badezimmertür ebenfalls geöffnet, weil der Qualm nicht durch das kleine Badefenster abziehen wollte. Der Wohnraum stand voller Qualm, hustend griff sie nach dem Tablett wo eine Kaffeekanne und eine Tasse darauf stand und lief zur Terrassentür. Schnell öffnete sie diese, damit der Qualm nun endlich ganz abziehen konnte. Bevor sie auf die Terrasse trat und die frische Morgenluft einatmete. Sie setzte das Tablett auf dem kleinen Terrassentisch ab und ließ sich mit einem Plumps in einen der bequemen Terrassensessel fallen. „Mein Gott, was für ein Tag“, stöhnte sie auf. Dann schloss sie nur für einen kurzen Moment die Augen. Doch das war ein Fehler, denn sofort hatte sie wieder das Bild von diesem attraktiven, gutaussehenden Nordmann vor ihren Augen. Er blickte sie mit seinen ausdrucksstarken tiefblauen Augen an, auf sein langes blondes Haar fiel einen leichter goldenen schirmendem Glanz. Sein Dreitagebart schimmerte ebenfalls leicht golden. Auf seinem Mund hatte er ein leichtes Lächeln. Er sah aus wie ein Wikinger, ja genau so stellte sich Surya immer einen Wikinger aus längst vergangenen Zeiten vor. Auf Surya wirkte er beim ersten Mal, als er ihr im Traum begegnet war, als sehr attraktiv und nett. Wobei sie es so langsam nicht mehr nett fand, dass er sich so oft in ihre Träume einschlich. Und seit ein paar Tagen sogar schon am helllichten Tag, sobald sie ihre Augen schloss. Su riss schockiert ihre Augen auf und im gleichen Moment klingelte auch noch ihr Handy. Sie versuchte verkrampft das klingelnde, vibrierende Ding aus ihrer Bademanteltasche zu fischen. Wer um Himmelwillen ruft den schon um diese Uhrzeit an. Ein Blick von ihr auf das Display genügte, um den Anrufer sofort weg zu drücken. „Du kannst mich mal, mein Lieber!“ fauchte sie. Mit einem gekonnten Wurf landete das Handy im Nachbarsessel. Sie griff nach der Kaffeekanne, um sich endlich den Kaffeegenuss zu gönnen, auf den sie sich schon so lange gefreut hatte. Ein lauter Aufschrei entfuhr ihr dabei, als ein gewaltiger brennender Schmerz sich durch ihre beiden Hände zog. Die Kaffeekanne flog auf den Tisch und zersprang in viele Einzelteile. Der Kaffee ergoss sich dabei über den kompletten Terrassentisch. Su war geschockt, was zum Henker war das den jetzt? Ein Blick in die Innenfläche ihrer rechten Hand, ließ sie am ganzen Körper erstarren. Langsam drehte sie auch die linke Hand um. Beide Handflächen waren feuerrot und unzählige kleine und große Brandblasen zierten ihre Finger. Verflucht, dass auch noch stöhnte Surya auf. Wieder klingelte das Telefon. „Ach, halt die Klappe“, fauchte sie das Telefon an. Während sie vom Sessel aufstand um ins Badezimmer zugehen. Sie wollte in der Hausapotheke nachsehen, ob es irgendeine Brandsalbe dort gab, um ihre Hände zu behandeln. Damit der brennende Schmerz endlich aufhörte. Su hatte gerade den Apothekenschrank im Badezimmer geöffnet, um dort einen Blick hineinzuwerfen, als es an der Haustüre Sturm klingelte. Genervt und unter einem kleinen Aufschrei riss sie die Haustüre auf. Eine Tüte die ein wunderbares Aroma von frisch duftenden Brötchen verbreitete wurde ihr unter die Nase gehalten. Oh nein, sie hatte ganz vergessen, dass sie sich ja mit Claudia zum Frühstück verabredet hatte. „Hi Su, oh Gott, wie siehst du den aus? Hat dich jemand heute Nacht durch den Fleischwolf gedreht?“ kicherte Claudia amüsiert. Denn Su sah zum Fürchten aus mit ihren nassen Haaren, die ihr wie Borsten und Hörner am Kopf klebten, geschweige von den dunklen Augenringe unterhalb ihrer Augen. „Verzeih, aber du siehst wirklich beschissen heute morgen, Su.“ Surya biss sich auf die Zähne, sie war den Tränen sehr nahe, sie hatte fürchterliche Schmerzen, als sie die Türklinke berührte. „Komm rein“, hauchte sie und versuchte ihrer Stimme Festigkeit zu verleihen. Ohne weiter auf Su zu achten, lief Claudia auch schon fröhlich an ihr vorbei. Sie drehte sich im Wohnzimmer einmal herum, weil sie sah, dass die Terrassentür schon offen stand. Sie bemerkte auch gleichzeitig den Brandgeruch im Wohnzimmer. Claudia rümpfte noch einmal die Nase und schnupperte. „Sag mal, was hast du denn angestellt? Wolltest du das wunderschöne Haus abfackeln? Sollen wir auf der Terrasse frühstücken? Es ist so ein tolles Wetter heute und du weißt ja, dass ich auf den Ausblick den du hast, schon immer neidisch bin. Es ist einfach traumhaft hier, du weißt schon, das du hier im Paradies wohnst? Diese Ruhe, diese umwerfende Natur, den See direkt vor der Tür. Und abgesehen davon ist die Luft glaube ich draußen besser als hier drin Su. Su, was ist los? Du sagst ja gar nichts.“ Claudia ließ Surya gar nicht zu Wort kommen. Su standen immer noch Tränen in den Augen. Sie streckte ihrer besten Freundin beide Hände entgegen. Damit sie einen Blick darauf werfen konnte. Claudia wurde bleich im Gesicht und der Appetit war ihr auch vergangen, als sie Sus Hände erblickte. „Oh Gott Su, was hast du gemacht? Komm ich fahre dich ins Krankenhaus. Das muss sich ein Arzt ansehen. Mit Verbrennungen ist nicht zu spaßen, vor allem nicht bei diesen dicken Blasen. Eine davon ist ja schon fast so groß wie ein Hühnerei. Komm ich helfe dir beim Anziehen und im Anschluss fahren wir sofort ins Krankenhaus. Auf dem Weg dort hin, hast du genügend Zeit, mir alles ganz genau zu erzählen. Welche Selbstmordgedanken dich dieses Mal geritten haben. Oh Mann Su, dich kann man keinen Tag mehr alleine lassen. War es wieder dieser komische Wikinger von dem du mir neulich erzählt hast? Der dich wieder einmal um den Verstand gebracht hat? Also ich will ja nicht albern klingen, aber ich denke du solltest dir wirklich mal bei einem Fachmann Rat einholen, was das mit diesen Albträumen auf sich hat. So kann es doch nicht weiter gehen Su“, plapperte Claudia aufgebracht, bevor sie zu kichern begann. „Da waren aber nicht zufällig kleine Feuerkobolde mit im Spiel?“ Surya blickte Claudia verwirrt an. Claudia machte eine beschwichtigende Handbewegung und grinste. „War nur ein Witz Su, ich musste nur gerade eben an einen meiner Professoren denken“, kicherte sie vor sich hin und schob Su in die Richtung ihres Schlafzimmers. „Der sah nicht nur mit seinen Haaren und seiner Figur aus wie ein Feuerkobold, sondern auch sein Lieblingsthema im Unterricht waren die Kobolde. Obwohl er unser Deutsch- und Matheprofessor war.“ Sprach Claudia und öffnete den Kleiderschrank von Su um dort einen Pullover und Jeans heraus zu holen. Surya verzog das Gesicht zu einem leichten Lächeln, während sie sich auf ihr Bett setzte. „Ich wusste gar nicht, dass du an so einen Unfug glaubst Claudia“ bemerkte sie amüsiert, trotz starken Schmerzen in beiden Händen. „So toll war das damals auch wieder nicht.“ Claudia verdrehte dabei die Augen und seufzte laut dabei. Während sie Su Stümpfe über ihre Füße zog. „Wieso nicht?“ fragte Su neugierig während Claudia ihr beim Anziehen half. Claudia fing erneut an zu kichern. Und hielt ihr die Jeans hin, um in diese einzusteigen. „Unser Professor schweifte nur allzu gern vom Unterrichtsstoff ab und erzählte uns Geschichten von kleinen witzigen und auch bösartigen Kobolden und ihren Streichen. Zu schnell verging dabei die Unterrichtsstunde. Das große Erwachen kam für uns alle eine Woche später, als er einen unangekündigten Test schreiben ließ. Wir blickten uns alle etwas verblüfft an. Denn keiner von uns wusste wirklich, wie wir die Fragen beantworten sollten.“ Su gluckste und prustete laut los. „Was hast du dann getan?“ Fragte sie, den jetzt war sie neugierig was ihre Freundin ihr gleich auftischen würde. Claudia zuckte mit den Schultern. „Nichts, ich habe die ganze Stunde, die er uns für diesen Test gegeben hatte, vor einem leeren Papier gesessen. Kurz bevor die Stunde um war, malte ich einen feuerroten Kobold auf die Klassenarbeit und gab diese ab.“ Su riss erstaunt die Augen auf. Und lachte laut los, sie hob sich mit den Armen den Bauch und hoffte dabei nicht gleich in die Hose zu machen. So kannte sie ihre zielstrebige Freundin gar nicht. „Das ist nicht dein Ernst? Ich glaube dir kein Wort, mit dir geht gerade die Fantasie durch.“ Meinte sie amüsiert und wischte sich trotz der Schmerzen mit dem Handrücken die Lachtränen aus den Augen. Während Claudia ihr den Pullover zum Anziehen hin hielt. „Autsch!“ jammerte Surya, als Claudia ihr den Pullover vorsichtig über eine Hand zog. „Und wie ging es weiter?“ wollte Surya aber trotzdem wissen. Sie konnte die Geschichte kaum glauben. Claudia fing wieder an zu kichern. „Als wir den Test zurück bekamen, hätte ich mich am liebsten in ein Erdloch verbuddelt oder wäre gerne ein kleiner frecher roter Kobold geworden. Er hielt meine Klassenarbeit in die Höhe und machte sich über mich lustig. Dabei zeigte er der kompletten Klasse meine Arbeit. Er hat mich regelrecht blamiert vor der ganzen Klasse. War natürlich eine glatte sechs und ich der Klassenbrüller.“ gluckste Claudia fröhlich. „So vorsichtig, reich mir bitte deine andere Hand.“ Forderte sie Su auf. Su schob vorsichtig ihre Hand in den Ärmel ihres Pullovers. „Ich glaube dir kein Wort Claudia, du willst mich doch bloß verkohlen“, erwiderte Su und verzog dabei schmerzhaft das Gesicht. „Nein Su, ich will dich nicht verarschen, dass ist die reine Wahrheit, ich war damals für die Klasse wirklich der Brüller. Alle lachten und johlten über mich und ich musste so manch derbe Witze über mich ergehen lassen. Irgendwann hatte dann einmal ein Klassenkamerad Mitleid mit mir. Er zog mich in einer Pause auf die Seite und meinte ich solle in Zukunft statt an meinem Handy herumzuspielen den Koboldgeschichten lauschen. Denn alles was der Prof erzählte, würde in einer Abgewandeltenform in die Klassenarbeit einfließen. Ich blickte ihn damals an, als ob er ein Außerirdischer wäre. War er auch, er fiel in der Klasse kaum auf, war immer still und zurückhaltend und was mir noch aufgefallen war, er hatte nie über die Witze der Anderen gelacht“. Surya grinste über das ganze Gesicht. „So, so der Retter in der Not“, stichelte sie. „Oh nein Su, nicht so wie du dir das vorstellst, er hatte mir zwar angeboten, dass wir zusammen lernen könnten, was wir dann auch getan haben. Aber wir sind nie in die Kiste gehüpft, wenn du das meinst. Wir sind bis zum Schulabgang gute Freunde gewesen“, sagte Claudia amüsiert über Sus Gesichtsausdruck. „Und wie ist dann die nächste Arbeit ausgefallen?“ wollte Surya von ihrer Freundin wissen. „Oh, mein Professor war sehr erstaunt darüber, das er diesmal keinen kleinen roten Kobold zur korrigieren bekommen hat. Hab ne eins mit drei roten Kobolden bekommen.“ prustete Claudia heraus und Su fiel in das Gelächter von Claudia mit ein. „Und hast du ihn wieder gesehen?“ fragte Su neugierig. „Wen? Jürgen oder den Professor?“ Claudia verstand Sus frage nicht ganz. „Na den Typen, mit dem du angeblich zusammen gelernt hast?“ feixte Su. „Ha, ha, ja, Jürgen habe ich noch einmal getroffen, bei seiner Hochzeit, mit einer kleinen rothaarigen, die eine Stufe unter uns war“, schmunzelte Claudia. „Dann habe ich noch irgendwann einmal einen Brief von ihm bekommen. Er war kurz und enthielt nur die Todesanzeige unseres Professors. Seit dem habe ich nie wieder was gehört von ihm. Eigentlich ist es Schade um ihn, dass es ihn nicht mehr gibt. Seine Geschichten haben sich bestimmt bei so manchen Schülern über all die Jahre im Kopf festgesetzt. Zumindest einmal bei mir. In so manchen Situationen im Alltag muss ich immer wieder an kleine rote Kobolde denken.“ Gestand ihr Claudia. „So fertig, wir können los“ gurrte Claudia in einem mütterlichen Ton. „Schon komisch, dass Du mir noch nie darüber erzählt hast. Dachtest wohl, das alle dich dann für durchgeknallt halten? Wobei wenn ich so recht überlege könnte da ja ein Funken Wahrheit dabei sein“, meinte Su und lachte sich fast zu Tode bei Claudias Gesichtsausdruck.
Claudia flitzte mit ihrem kleinen, schnuckeligen roten Auto durch die Stadt. Sie hupte, drängelte sich durch die überfüllten Einkaufsstraßen und sie zeigte dabei einem anderen Autofahrer den Vogel, weil er ihr die Vorfahrt nicht lassen wollte. Dabei drückte sie den Knopf des elektrischen Scheibenhebels und schrie zum geöffneten Fenster „Du Depp, kannst nicht aufpassen“, hinaus. Der ältere Mann am Steuer blickte sie giftig an und schüttelte nur den Kopf. Claudia hatte es so eilig, um Su so schnell wie möglich ins Krankenhaus zu verfrachten. Denn genau hier würde sie die Hilfe bekommen, die sie brauchte und nicht so eine olle Salbe, die sie sich auf die Hände auftragen wollte. Selbst das dunkle Rot einer Ampel übersah sie dabei. Mit Vollgas rauschte sie über die viel befahrene Kreuzung. Su schloss dabei die Augen und wartete nur noch auf den lauten Knall eines Zusammenstoßes. Von beiden Seiten hörte man wildes Hupen und das quietschen von Reifen. Ein Polizist, der gerade aus einem der Coffeshops herauseilte, und mit seinen beiden Cafebechern zum Wagen wollte, musste bei der Überquerung der Straße einen Satz auf die Seite machen. Dabei schwappten die Becher über, so das der Kaffee auf seiner Uniform landete. Sein junger Kollege der im Streifenwagen wartete, lachte ihn aus. Wie ein begossener Pudel stand der ältere Polizist vor dem Streifenwagen und fluchte erbärmlich. „So eine blöde Kuh, ich hoffe du hast dir das Kennzeichen gemerkt, na warte, die kann etwas erleben.“ Der junge Kollege gab über Funk an andere Einsatzwagen von Claudias Wagen das Kennzeichen durch. Auf die Frage eines anderen Streifenwagens, warum er eine Fahndung heraus gab. Sagte er schallend lachend „Überfahren von Rotlicht und einen Beamten zu einem begossenen Pudel machen" über den Funk halte nur so das Gelächter als der ältere Polizeibeamte einstieg und ihm den halb vollen Kaffeebecher in die Hand drückte. „Sagt mal, wer von euch beiden ist der begossene Pudel? Du oder Ranulf?“ hörten die beiden über Funk. Ranulf griff zum Funk „Merkt euch eins Kollegen, Frau am Steuer Ungeheuer“ knurrte er in den Funk. Ein allgemeines Gelächter war zu hören über den Funk. „Oder Abenteuer Ranulf“ kicherte ein weiterer Beamte. Ranulf startete den Motor doch dieser sprang nicht an. Er schlug mit seiner Hand auf das Lenkrad des Streifenwagens und fluchte erneut, aber diesmal über den ollen Wagen. Im Anschluss probierte er es aufs neue diesen an zulassen. Sein jüngerer Kollege grinste ihn frech von der Seite an. „Versuchs doch mal mit etwas Zärtlichkeit Ranulf, auch ein Streifenwagen hat Gefühle“ meinte er amüsiert und zog bei diesen Worten schon mal vorsichtig den Kopf ein.
Claudia und Surabaya, staunten nicht schlecht und waren sehr überrascht, als sie in der Einfahrt zum Krankenhausparkplatzes von vier Polizeiwagen mit Blaulicht und Martinshorn gestoppt wurden. Claudia blickte Su fragend an, dabei zuckte sie mit den Achseln. „Keine Ahnung, was wir verbrochen haben, aber das haben wir gleich“ Claudia rückte ihre Bluse etwas zurecht, so das man einen guten Blick auf ihr tiefes Dekolletee erhaschen konnte und ließ die Fensterscheibe herunter. Sie schluckte als sie bemerkte, das es kein Polizeibeamter sondern eine Beamtin war. Su wäre am liebsten in den Fußraum gekrochen. „Guten Tag, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte und ihre Bluse können sie getrost wieder dort hin schieben, wie sie sein sollte. Ich stehe nicht auf Möpse“, gab die Polizeibeamtin von sich. „Darf ich fragen, was wir verbrochen haben? Ich wüsste nichts, was man uns vorwerfen könnte, da es sich hier um einen Notfall handelt.“ Claudia griff nach Sus Handgelenk und drehte ihre Hand, so das die Innenfläche nach oben zeigte. Die Beamtin zog zischend die Luft ein. „Das sieht ja grauenvoll aus. Aber deshalb haben sie noch lange nicht das Recht, eine rote Ampel zu überfahren, den fließenden Verkehr und Polizeibeamte in Gefahr zu bringen“ Ein weiterer Streifenwagen fuhr vor. Aber ohne Blaulicht und Martinshorn. Die Polizistin, die mit Claudia gerade noch gesprochen hatte, wandte sich dem ankommenden Fahrzeug zu. Sie übergab die Papiere, die ihr Claudia ausgehändigt hatte an einen älteren Herrn weiter, unterhielt sich noch kurz mit ihm. Sie nickte und gab ihren Kollegen ein Zeichen, das der Einsatz hiermit beendet war. Claudia und Su mussten sich eine Viertelstunde lang eine Gardinenpredigt des älteren Polizisten anhören. Über das Gefährden von Fußgängern, des Gefährden des Verkehrs und das Überfahren von roten Ampeln. Zum Schluss ließ er es aber dann doch bei einer mündlichen Verwarnung, obwohl er am Anfang zuerst Claudias Führerschein einziehen wollte. Das er Claudia nicht auch noch ein paar Nachhilfestunden in einer Fahrschule aufbrummte und darauf bestand die Reinigung der Uniform zu übernehmen grenzte fast schon an ein Wunder. So sauer war dieser Beamte auf sie.
So saßen die beiden Frauen wenige Zeit später dann endlich in einem großen Wartesaal des hiesigen Krankenhauses in der Notfallaufnahme. Vor ihnen warteten noch mehrere Patienten, um ebenfalls erstversorgt zu werden. Surya blickte neugierig in die Runde, als sie den Wartesaal betraten. Hier eine Platzwunde, da jemand, der seine Schulter fest hielt. Ein kleines Mädchen, das von ihrem Vater getragen werden musste weil sie nicht mehr laufen konnte und nur noch weinte. Es war Wochenende, das hieß, eindeutig warten. Claudia nahm sich eine Reisezeitschrift zur Hand und blätterte diese gemeinsam mit Surya durch. Bei manchen Abbildungen fingen sie an zu kichern oder sie schwärmten von dem blauen Wasser das auf manchen Bildern zu sehen war. Immer wieder klingelte Sus Handy, doch sie ignorierte das Klingeln. „Das ist aber ein sehr energischer Anrufer. Willst du nicht einmal dran gehen? Vielleicht ist es ja Karsten, der Sehnsucht nach dir hat.“ säuselte Claudia und blättere eine Seite weiter. „Kannst du mir bitte das Handy aus meiner Tasche holen und es auf lautlos stellen Claudia." fragte sie ihre Freundin, während beide gespannt auf ein Bild blickten das über die ganze Seite einen großen Geysir zeigte. „Woooow, schau mal ist der nicht wunderschön Su?“ Dabei klopfte sie mit dem Finger auf den Geysir. Ein erneutes Klingeln von Sus Handy erinnerte Claudia, dass Su sie ja gebeten hatte, das Handy auf lautlos zu stellen. Sie zog es aus der Jackentasche und schaltete das nervige Ding auf lautlos. Dabei blickte sie weiterhin auf die Seite vor ihr, ohne auf das Display zu schauen, wer der nervige Anrufer war. Den Claudia war von Natur aus sehr sehr neugierig. Aber die Bilder faszinierten sie so sehr, das sie nicht auf das Display blickte. An den beiden Seitenrändern waren viele kleine Bilder angeordnet. Und ein etwas größeres mit einem Polarlicht Schleier. Als Aufmachung der Seite stand ganz oben:
Naturgewalten
aus Feuer und Eis
Ein sonderbares Land, in dem nichts konstant ist.
Diese Insel liegt halb auf der eurasischen und halb auf der
amerikanischen Kontinentalplatte, mit dem Ergebnis, das es
überall brodelt und kocht.
Ganz besonders im Winter können Märchen war werden,
wenn das Nordlicht am Himmel zur Hochform aufläuft und die
grünen Schleier märchenhafte Lichttänze vollführen.
Hier kann alles passieren.
Nach dem Surya konzentriert auf die Polarlichtbilder geblickt hatte und die Aufmachung gelesen, schaute auch sie sich die weiteren Bilder mit den Geysir an. „Na ja, der ist bestimmt schön in echt. Aber ehrlich gesagt, habe ich heute schon genügend Feuer gehabt und was dazu gehört“ kicherte Surya tapfer und blickte dabei auf die Handinnenflächen die sie auf ihre Knie gelegt hatte.
Vor den beiden Frauen räusperte sich ein älterer Herr mit Brille in einem weißen Kittel. Die beiden waren so vertieft in die Islandbilder, dass sie sein Kommen nicht wahrnahmen. „Sie müssen die Dame mit den Handverbrennungen sein. Wie ich sehe", brachte er mit einem netten Lächeln auf den Lippen hervor. Surya die gerade zu ihm hoch blickte als sie eine Stimme vernahm, die sie ansprach. Und so die beiden Frauen aus ihrer Vertiefung holten durch sein räuspern, dachte im ersten Moment, bei seinem Anblick, ein sehr Sympathische Ausstrahlung. Dann deutete er mit der Hand auf die aufgeschlagene Seite. „Waren sie schon einmal dort? Es ist eine wundervolle atemberaubende mystische Insel, das kann ich ihnen nur bestätigen. Und der Geysir dort, wo sie hier abgebildet sehen, ist in der Tat wirklich so schön, aber die Wirklichkeit ist noch viel schöner.“ Der Arzt lächelte geheimnisvoll. Surya nickte, sie verstand was der ältere Herr ihnen mitteilte. Auch sie war schon viel herumgekommen in der Welt. „Nein, wir waren beide noch nie in Island, wir sind eigentlich aus Zufall beim Durchblättern auf diese großartige faszinierende Bildserie gestoßen die uns sofort verzauberte.“ Wieder lächelte der Arzt die beiden an. „So dann würde ich mir gerne einmal ihre Hände näher betrachten. Wenn sie bitte mit mir kommen würden“, sagte er immer noch in einem sehr angenehmen Ton und führte Surya in einen Behandlungsraum.
Der Arzt betrachtete Sus Hände lange Zeit ganz genau und drückte sachte an manchen Stellen herum. „Das sieht nicht gut aus Frau Johannson. Die Verletzungen die sie sich da zugezogen haben werden sich lange hinziehen bis sie abgeheilt sind. Ich werde ihnen jetzt eine Spezialsalbe auftragen die den Heilungsprozess fördert, das könnte etwas schmerzhaft für sie werden und im Anschluss werde ich ihnen die Hände gut einbandagieren. Ihre Hände werden mindestens noch die nächsten zwei drei Tage sehr schmerzhaft sein. Ich werde ihnen noch ein Rezept für ein Schmerzmittel mitgeben und in drei Tagen sehen wir uns in meiner Sprechstunde erneut zum Verbandswechsel. Ihre Freundin oder auch ihr Lebensgefährte sollte sie solange etwas pflegen und verwöhnen.“ Dabei zwinkerte er Surya verschwörerisch zu. „So ein Charmebolzen“, dachte sie amüsiert. Er trug Surya dick eine Heilsalbe auf und verband im Anschluss ihre beiden Hände. Surya verzog schon bei der kleinsten Berührung von ihm das Gesicht und ein leises „Aua“ konnte sie nicht unterdrücken. Um Surya erneut von den Schmerzen abzulenken, zog der Arzt sie in ein Gespräch über Island ein. Er erzählte ihr von all den tollen Gegenden, den Walen, den Vögeln und den Gletschern und und und. Dann kicherte er amüsiert auf. „Wissen Sie, an was mich ihre Hände gerade erinnern? Sie erinnern mich an eine wunderschöne Kraterlandschaft ganz oben im hohen Norden. Die ich einmal gesehen habe bei meinem ersten Besuch auf Island“, äußerte er sich glucksend. Mit einem Lachen auf dem Gesicht setzte er hinzu. „Mich würde es ja jetzt brennend interessieren, wie sie zu dieser Kraterlandschaft gekommen sind? Nach dem sie mir vorher berichtet haben, sie wären noch nie in Island gewesen. Das wundert mich jetzt schon etwas, den auch ihr Nachname Johannson ist eigentlich nordisch.“ Diesmal musste Surya auflachen. Sie erzählte dem Arzt von der Explosion des Heizlüfters und dem anschließenden Feuer. Der Arzt staunte nicht schlecht, als er diese Geschichte hörte. Dann lachte er humorvoll auf. „Also könnte man sagen, sie hatten heute morgen schon einen Vulkanausbruch in ihrem Badezimmer.“ Diesmal konnten beide nicht mehr an sich halten, sie lachten so laut los, das ihr Lachen sogar noch leise durch die Ambulanz bis in die Wartezone zu hören war. „Ok, fertig Frau Johannson, oder darf ich sie Vulkanlady nennen“, scherzte er herum während er Surya zur Tür begleitete und diese für sie öffnete. Wieder lächelte er Surya amüsiert an. „Ich würde ihnen ja gerne die Hand geben, aber unter diesen Umständen, lassen wir das lieber, nicht das wir hier noch einige Geysire produzieren. Auf Wiedersehen Frau Johannson. Wir sehen uns dann spätestens am nächsten Dienstag wieder. Lassen sie sich von der Schwester da vorne einen Termin geben.“ Dabei lächelte er Surya charmant an. „Ach Frau Johannson“, rief er ihr noch nach. „Versprechen sie mir bitte eins, die Finger von explodierenden Vulkanen zu lassen!“ Surya nickte und lächelte dabei zurück. „Ich verspreche es hoch und heilig Herr Doktor“. So einen reizenden humorvollen Arzt hatte sie schon lange nicht mehr erlebt. „Das kann ja heiter werden bei dem nächsten Besuch am Dienstag“, gluckste Surya vor sich hin. Claudia empfing sie mit einem breiten grinsen im Gesicht. „Ich glaube, ihr hattet viel Spaß da drinnen was?“ Dabei zeigte sie auf den Behandlungsraum. „Man konnte euch beide bis hier her lachen hören.“ Claudia düste wie von der Tarantel gestochen wieder durch die Innenstadt mit ihrem kleinen roten Auto. Su versuchte sich krampfhaft irgendwie am Sitz festzuhalten, so gut wie es ihr möglich war. Sie ermahnte Claudia auch, an die polizeiliche Standpauke zu denken. Doch Claudia kümmerte dies nicht. Sie war schon immer eine chaotische Autofahrerin, das wusste Surya. Aber heute übertraf sie sich selbst. Schier wäre sie mit einem jungen Mann zusammen gestoßen und zeigte diesem sogar noch den Vogel, obwohl es eigentlich ihre Schuld gewesen wäre. „Der Doktor war aber ein sehr angenehmer Mann oder Su?“ meinte Claudia als sie ihr Auto in eine Parklücke einparkte um zwei Becher Kaffee zu holen. Da ihnen unterwegs siedend heiß eingefallen war, dass ja die Kaffeekanne zu Bruch gegangen war. Claudia drehte ihren kleinen roten Flitzer mit quietschenden Reifen auf die Gegenfahrbahn. „Oh ja Claudia, das kannst du laut sagen, er war ein sehr humorvoller Mensch. Ich habe schon lange nicht mehr bei einem Arzt so gelacht. Ich hab mir trotz Schmerzen fast in die Hose gemacht. Er hat mir von Island vorgeschwärmt, wie wunderschön es dort sei. Und die ganze Zeit über machte er ein Witzchen nach dem anderen um mich ab zu lenken, während er mit die Salbe auf die Hände auftrug. Ja, der versteht sein Handwerk wirklich gut“, gab Surya lobend zur Antwort. Bei Surya zu Hause angekommen, räumte Claudia zuerst einmal auf. Sie entsorgte den Brandstifter in die Mülltonne. Räumte die Glasscherben von der Kaffeekanne weg die noch verstreut auf der Terrasse und auf dem Tisch herum lagen. Wischte den ausgelaufenen Kaffee, der in der Zwischenzeit schon fast auf dem Tisch getrocknet war weg. Stellte im Anschluss Brötchen, Butter, Marmelade, Käse und Wurst auf den Tisch. Öffnete den großen Sonnenschirm, der ihnen etwas Schatten spenden würde. Dann endlich konnten sich die Beiden Zeit nehmen für das gemeinsame verspätete Frühstück. Surya versuchte gerade sehr vorsichtig mit beiden Händen nach dem Kaffeebecher zu greifen, als sie durch das Surren ihres Handys aufgeschreckt wurde. „Willst du nicht endlich ran gehen? Ach entschuldige, du kannst ja nicht. Komm, gib her ich gehe für dich ran. Sieh mich sozusagen, als deine private Sekretärin für die nächsten Tage“, bemerkte Claudia lachend. Claudia nahm das Handy und blickte auf das Display und fing an zu schmunzeln. „Es ist Karsten, soll ich ihm sagen, das er vorbei kommen soll? So als Krankenschwester?“ Surya schrie laut und hysterisch auf. „Nein Claudia, drück ihn bitte sofort weg, oder ignoriere das Surren, aber bitte, bitte geh nicht ran, ich will mit ihm nix mehr zu tun haben.“ Claudia zog eine Augenbraue hoch und ließ einen leisen Pfiff los. „Wie bitte? Du willst nix mehr mit ihm zu tun haben? Habe ich das jetzt gerade richtig gehört? Was habe ich verpasst? Aber jetzt kapiere ich die Welt nicht mehr Su. Du und Karsten, ihr wart doch das Traumpaar. Wir alle dachten, das demnächst die Hochzeitsglocken bei euch läuten würden.“ Surya verdrehte rollend die Augen. „Von wegen Hochzeitsglocken Claudia.“ Ihre Freundin sah sie bei diesem Satz noch merkwürdiger an und schüttelte unverständlich mit dem Kopf. „Soll ich wirklich nicht ran gehen Su?“, hakte sie nochmals nach. „Nein Claudia“! zischte Surya energisch ihre Freundin an. „Dann klär mich jetzt sofort auf, warum ich nicht ran gehen soll ans Telefon Su. Nur weil du ihn nicht sehen willst, oder er dich leicht geärgert hat, ist das noch kein Beinbruch“, schmunzelte Claudia bei ihren Worten. „Nein Claudia, jetzt nicht, sei so gut und schalte das Handy komplett aus. Ich möchte erst einmal jetzt in Ruhe mit dir frühstücken. Und keine Fragen beantworten, verstanden.“ Claudia konnte eine wahre Nervensäge sein, wenn sie etwas wissen wollte. „Ok, du hast gewonnen Su, aber.....“ Surya schaute sie nur mit einem finsteren Blick an. Claudia hob beide Hände um ihr zu demonstrieren, dass sie den Versuch aufgeben würde. Nach drei Bissen fing Claudia wieder an geschickt auf das Thema Karsten zu lenken. „Su, was hat er verbrochen? Dass du so sauer auf ihn bist und nix mehr mit ihm zu tun haben möchtest? Warst du deshalb wegen ihm so deprimiert die letzten Wochen? Oder ist es wegen dem Wikinger, bist du ihm vielleicht doch im richtigen Leben begegnet und es war doch kein Traum?“ Surya wusste, das Claudia nicht locker lassen würde, bis sie endlich alles wusste. „Claudia, jetzt nicht bitte“, bettelte Surya, aber sie konnte sich nicht mehr beherrschen, legte ihr Brötchen zu Seite und fing heftig an zu heulen an. Claudia sprang vom Stuhl auf und lief zu ihr. Um sie tröstend in die Arme zu schließen. Sie reichte Surya ein Taschentuch und wiegte sie tröstend wie ein kleines Kind. Dabei sprach sie beruhigende Worte auf sie ein. „Weißt du was Su, ich werde jetzt den Tisch abräumen und dann erzählst du mir alles was dieser Mistkerl dir angetan hat.“ Su nickte und schnäuzte sich die Nase. Kurze Zeit später saß Claudia neben ihrer Freundin und hörte ihr zu. Claudia flog aus allen Wolken, als sie hörte, was Karsten getan hatte. „So ein verdammter Mistkerl, jetzt wird mir klar, warum du seit gut zwei Wochen so deprimiert bist. Also das ist ja das Allerletzte. Ihm hätte ich das als letzten zugetraut, das er dich mit seiner Sekretärin betrügt. Oh Su, Liebes, dass ist ja fruchtbar. Für uns alle wart ihr immer das Traumpaar. Ich konnte es ja verstehen, das du dich hier eingenistet hattest. Als die neue Freundin deines Vaters bei euch eingezogen war. Dass du die Ruhe gesucht hast nach einem langen schweren harten Arbeitstag als Dolmetscherin und Verhandlungsführerin für brenzlige Aufträge. Aber das mit Karsten, das ist absolut der Gipfel. So ein Mistkerl.“ Claudia hatte sich so richtig in Fahrt gebracht. Deshalb hoffte Surya, das sie bei einem weiteren Geständnis von ihr nicht noch mehr in die Luft ging. „Das ist noch nicht alles Claudia“, warf Su vorsichtig in die Proteste ihrer Freundin ein. „Wie bitte, noch nicht alles? Was hat der Mistkerl dir noch angetan? Etwa geschwängert?“ Su schüttelte den Kopf auf Claudias Frage hin. „Su, was kommt jetzt noch? Was hat der Mistkerl noch angestellt?“ Fauchte Claudia schon beinahe wie eine wilde Raubkatze. „Nix“ wisperte Surya leise. Claudia starrte sie an. „Wie nix, du sagtest doch gerade eben noch, das wäre nicht alles. Also raus mit der Sprache Su.“ Surya seufzte laut auf. „Ich habe meinen Job hingeschmissen.“ Claudia drehte ruckartig den Kopf zu ihr. „Wie bitte, du hast wegen diesem bornierten, arroganten, Lackaffen deinen Job geschmissen? Su, wie soll es jetzt weiter gehen, hast du das dich schon einmal gefragt? Nur weil du diesen Mistkerl inflagranti mit seiner Sekretärin erwischt hast, ist das noch lange kein Kündigungsgrund“, schnauzte Claudia und blickte dabei Surya kopfschüttelnd an. „Doch habe ich, ich habe sogar fristlos gekündigt. Das Problem ist Arthur, er akzeptiert meine Kündigung nicht“, schluchzte Surya, immer noch leise vor sich hin. „Oh Su, da hast du aber ein gewaltiges Problem obendrein.“ Surya nickte und wischte sich die Tränen aus den Augen. Claudia nahm sie in die Arme, es tat so gut, ihre beste Freundin um sich zu haben. Und sich endlich einmal ihren Kummer von der Seele zu reden. Jetzt nachdem zwei Wochen vergangen waren, konnte Surya anfangen darüber zureden. Immer wieder tauchte das Bild vor ihr auf, wie Karsten zwischen den gespreizten Beinen seiner Sekretärin stand. „Arthur und Karsten rufen mich mehrmals täglich an. Arthur, weil er die Kündigung nicht akzeptiert und Karsten, weil er gut Wetter machen möchte bei mir. Deshalb bin ich vorher, als wir im Krankenhaus waren nicht ans Telefon gegangen als es klingelte. Ich kann und will auch nichts mehr mit ihnen zu tun haben. Wenn ich weiter in der Firma bleibe, müsste ich jedes Mal an die Szene denken, wenn ich Karsten über den Weg laufe.“ Claudia zog ihre Freundin noch mehr in ihre Arme. „Oh Su, das tut mir alles so schrecklich leid für dich. Diesem Mistkerl sollte man die Eier abschneiden und seinem Vater gleich mit. Sind den alle Männer nur schwanzgesteuert? Können die nur mit diesem Teil ihres Körpers denken? Die sollen aufhören, dich zu belästigen und es endlich kapieren, dass du gekündigt hast. Ich glaube, du hast das schon richtig gemacht. Also ich würde mir das ganz bestimmt auch nicht gefallen lassen, wenn ich so überlege.“ Claudia war so in Fahrt, dass sie das Surren des Telefons erst nach dem vierten Mal hörte. Sie riss es wütend an sich, blickte auf das Display und fing an zu grinsen. „Na warte, der wird jetzt sein blaues Wunder erleben.“ Sie drückte den Knopf und nahm das Gespräch entgegen. Mit zuckersüßer Stimme säuselte sie „Hi Karsten, Su ist leider gerade verhindert.“ Surya konnte leider nicht verstehen, was der Anrufer am anderen Ende zu Claudia sagte. Aber Claudia erhob ihre Stimme, ja sie brüllte schon fast in das Telefon hinein. Sie warf ihrem Gesprächspartner nicht gerade sehr feine Worte an den Kopf. Irgendwann machte es „klick“ in der Leitung. Claudia blickte verdutzt auf das Telefon, wie wenn sie es nicht verstehen konnte, das ihr Gesprächspartner einfach auflegte. Sie blickte noch immer auf das Handy und schüttelte dabei den Kopf. „Aufgelegt, der Mistkerl, hat einfach aufgelegt. Was glaubt der eigentlich von sich“, schimpfte sie vor sich hin. Als sie sich endlich etwas gefangen hatte, blickte sie zu Surya hinüber. Als ob sie eine Bestätigung wollte, für ihre Worte. Doch Su blickte ihre Freundin nur schockiert an. So in Rage hatte sie Claudia noch nie erlebt, in all den Jahren wo sie zusammen waren. „Dem hast du es aber gegeben. Ich hätte wetten können, das er gleich wieder auflegt nach dem ersten Satz“, kicherte Su verhaltend. „Hat er aber nicht Su, ich denke das war sein schlechtes Gewissen“, berichtigte Claudia und beide mussten laut auflachen. „Siehst du Su, so gefällst du mir schon besser, mit dem kleinen Lachfältchen im Gesicht. Weißt du was Su? Wir gehen heute Abend ins legendäre „Magic Inn“ und lassen mal so richtig die Männerwelt außer acht. Wir werden uns einen schönen Abend machen und über alle Männer so richtig ab lästern“, prahlte Claudia vergnügt und goss Su einen Schluck Wasser ins Glas, das sie ihr dann zusammen mit der Schmerztablette reichte. „Ich weiß nicht so recht Claudia.“ Dabei streckte sie ihr die eingebundenen Hände entgegen. „Scheiß auf deine Hände Su, wenn sie anfangen zu schmerzen, schmeißt du dir einfach noch eine Schmerztablette ein. Und glaube mir die Männerwelt wird deine Hände nicht bemerken. Denn wir werden uns mit keinem abgeben, wir lassen die komplett außen vor. Und Feuer spuckende Vulkane gibt es dort bestimmt auch nicht. Wir werden uns einfach einen schönen Abend machen“ lachte Claudia. Surya verzog ihr Gesicht zu einer witzigen Fratze und steckte Claudia die Zunge heraus. „Ok, abgemacht dann machen wir das so. Ach Su, ich muss noch einmal kurz weg. Kann ich dich für ein paar Stunden alleine lassen, ohne dass du das Haus gleich wieder in Brand steckst? Ich würde dich so gegen neunzehn Uhr heute Abend abholen. Dann gehen wir chic essen und anschließend ins „Magic Inn“.“ Surya schluckte noch einmal, wo nahm Claudia nur all die ganze Energie her, sie sprühte ja nur so vor Tatendrang. Man konnte fast glauben, sie sei ein hyperaktiver Mensch. Bisher sah sie in Ihr nur eine ganz normale lebhafte Frau, die gerne aus ging. „Na, hau schon ab Claudia, ich komme auch alleine ganz gut zurecht.“ Claudia hob dabei eine Augenbraue. „Das hat man ja gesehen, was dabei heraus gekommen ist“, posaunte sie amüsiert heraus und deutete dabei auf Surya Hände. „Na hau schon endlich ab Claudia und nimm bitte den Ersatzschlüssel mit, damit ich keine Türen öffnen muss.“ Ein leises „plopp“ ließ Surya wissen, das die Haustüre gerade geschlossen wurde. Surya, schloss die Augen und ließ sich erschöpft nach hinten in den Terrassensessel fallen. „Oh Mann, was für ein Tag.“ klagte sie vor sich hin. Sie räkelte sich ein paar Mal in dem Sessel, um eine gute Sitzposition zu finden. Aber es gelang ihr irgendwie nicht so recht. Schließlich zog sie seufzend die Beine hoch und umklammerte sie so gut wie es ging mit den Armen und legte ihren Kopf darauf. Wieder bekam sie das Bild von diesem Nordmann vor die Augen. Sie musste sich eingestehen, dass er wirklich sehr attraktiv aussah. Himmel Herr Gott noch mal, was hat das zu bedeuten. Seit Tagen wurde sie von diesem Bild verfolgt. Sie hob den Kopf und ließ ihren Blick über den kleinen See vor ihr wandern, der direkt an das Feriendomizil angrenzte. Das Wasser das sich darauf kräuselte glitzerte im grellen Sonnenlicht. Irgendwo im Schilf stritten zwei Enten miteinander, der Krach, den sie veranstalteten ließ andere Vögel aufgeschreckt davon fliegen. Claudia hatte Recht, sie sollte unbedingt einen Psychologen aufsuchen. Auf Claudia ihre beste Freundin konnte man sich immer verlassen und in der Regel musste man ihr auch meist Recht geben wenn sie etwas behauptete. Aber so wie sie heute mit Karsten am Telefon sprach, so hatte sie Claudia in all den Jahren noch nie erlebt. Sie kannte Claudia schon lange, sie waren beide schon zusammen in die Grundschule gegangen. Und dort schon waren sie unzertrennlich gewesen. Nach der Schule verloren sie sich für ein paar Jahre aus den Augen. Jeder war in eine andere Stadt zum Studieren gezogen. Claudia nach Berlin um dort Pressewesen zu studieren und sie nach München. Deshalb beschränkten sie sich auf wenige Telefonate in der Woche. Bis Claudia eines Tages überraschend unangemeldet wieder vor Suryas Tür stand. Die Freude war natürlich Riesen groß, als Claudia ihr mitteilte, dass sie einen Job hier in der Gegend angeboten bekommen hatte, den sie natürlich annehmen würde. Wieder zurück in der alten Heimat zu sein, war für Claudia ein Hochgenuss, weil sie immer sehr unter Heimweh gelitten hatte. Sie wollte es zwar nie zugeben, aber Surya hörte es aus den Telefonaten immer deutlich heraus. Seitdem waren sie wieder unzertrennlich so wie früher als Kinder. Claudia war eigentlich immer für ihre Überraschungen bekannt. Selbst in ihrem gemeinsamen Freundeskreis munkelte man immer wieder über sie. Was sie wohl jetzt wieder im Schilde führte, vor allem wenn es um das Planen von Festen ging. Gerade deshalb war sie im Freundeskreis so beliebt. Sie war eine Frohnatur, für jeden Spaß und Unfug zu haben und mit ihrer Lache konnte sie die Leute anstecken. Aber Surya kannte an Claudia auch noch eine andere Seite. Die eher mütterlich, beschützend, fürsorglich war. Und gerade das gefiel Surya an ihrer Freundin so gut. Vielleicht aber auch nur deshalb, weil Surya ihre Mutter schon früh verlor. Ihre Mutter brachte eine seltsame Krankheit mit von einer Auslandsreise, an der sie kurze Zeit später verstarb. Als die neue Freundin ihres Vaters bei ihnen einzog und die alte Haushälterin und Kinderfrau, die Surya schon von Kindesbeinen an kannte, einfach entließ, hegte sie seit diesem Vorfall gegen diese Frau einen Groll. Claudia war es auch, die ihr damals den Rat gab, hier her zu ziehen. In das Sommerdomizil ihrer Familie. Als sie ihr Herz bei Claudia irgendwann bei ihr ausschüttete. Damals kam sie gerade von einem längeren Auslandsaufenthalt zurück. Und die Verhandlungen die sie führen musste waren schwieriger als sie sich vorgestellt hatte und zehrten sehr an ihren Kräften. Eigentlich wollte sie sich nur noch in ihrem Zimmer von den Strapazen der Reise ausruhen. Doch die Freundin ihres Vaters bestand darauf, dass sie jetzt sofort kochen sollte. Damit ihr Vater etwas anständiges zu essen vorfinden würde, wenn er nach Hause kam. Und setzte sich nach dieser Anweisung einfach ins Wohnzimmer. Surya schob einen Groll auf diese Frau, der vom Feinsten war. Sie war ein arrogantes verzogenes hinterhältiges Frauenzimmer. Sie wusste nicht, was ihrem Vater an dieser fast fünfzehn Jahre jüngeren Frau gefiel. Denn sie glich ihrer Mutter in keinster Weise vom Aussehen her und ihr Charakter ließ ebenfalls zu wünschen übrig. Surya stellte mit Entsetzen fest, dass im Kühlschrank gähnende Leere herrschte als sie diesen öffnete. Also setzte sie sich müde und frustriert in ihr Auto und fuhr in den nahe gelegenen Supermarkt. Wenn Surya zu Hause war, wurde sie Tag täglich auf irgend eine Weise von dieser Frau schikaniert. Sie kam sich vor wie in einem Märchen mit der bösen Stiefmutter. Gott sei Dank war aber diese Frau nicht ihre Stiefmutter, noch nicht dachte sie sich. Surya sprach ihren Vater des öfteren auf das Verhalten und Benehmen seiner Freundin an. Sie schilderte ihm detailliert ihre Schikanen. Doch dieser lächelte nur immer und schob das ganze mit einer Handbewegung ab. Claudia hatte damals schon lange gemerkt, das irgendetwas in Suryas Umfeld nicht mehr stimmte. Und als Surya ihr sich dann doch noch irgendwann anvertraute, wusste sie, dass sie jetzt so schnell wie möglich handeln sollte. Denn sie konnte es schon lange nicht mehr ertragen, wie ihre beste Freundin unter der Alten ihres Vaters litt. Sie riet damals Su in das Ferienhaus am See zu ziehen, dass die Familie ja normal nur im Sommer bezog. Suryas Vater war von dem Umzug seiner Tochter in das Familiendomizil nicht gerade begeistert. Aber auch er bemerkte mit der Zeit, dass die Frauen miteinander nicht zurecht kamen. Deshalb akzeptierte er zwar nur widerwillig und notgedrungen Sus Entscheidung. Und so kam es, dass sie zwei Tage später mit Hilfe ihrer Freundinnen hier einzog. In ein nettes kleines Häuschen mitten in einer abgelegenen Wildnis an einem hübschen kleinen See. Auf dessen Wasser sich im Uferbereich Seerosenblätter übereinander schoben und dazwischen tauchten die weißen Blüten hervor. Unten am See stand eine alte Trauerweide und da neben führte ein kleiner Holzsteg hinauf aufs Wasser. An dem in den Sommermonaten ein altes Fischerboot lag, das ihr Vater zum angeln nutzte. Hier an diesem Fleckchen war sie als Kind immer schon gerne. Es war ein kleiner malerischer Winkel fernab vom Trubel und Straßenlärm. Genau hier an diesem kleinen See hatte sie auch als Kind schwimmen gelernt. Ja sie war schon als Kind eine Wasserratte und ihre Mutter bekam sie kaum aus dem Wasser. Sie liebte das Wasser und das planschen, ihre Mutter meinte immer „Kind eines Tages werden dir noch Schwimmhäute wachsen.“ Surya dachte, hier würde sie endlich die Ruhe finden, die sie dringend brauchte. Die Luft war erfüllt von Vogelgezwitscher und Bienensummen und dem aromatischen Duft der Wildblumen. Die wunderbare warme Sonne zog sie noch immer in ihren Bann. War der Umzug hier her eine Fehlentscheidung?
Seit geraumer Zeit, eigentlich seit dem Tag ihres Einzugs hier, wurde sie Tag und Nacht von Bildern und merkwürdigen Träumen heimgesucht, ja eher regelrecht verfolgt. Ebenfalls konnte sie damals noch nicht wissen, das ihr Leben so aus den Fugen geriet. Kurz vor ihrer letzten Auslandsreise nach Kanada, um dort ein Geschäft von ihrer Firma Euro Öl International unter Dach und Fach zubringen. Machte ihr Karsten einen romantischen Heiratsantrag. Zuerst dachte Su, sie sei in einem falschen Film, als sie erwachte. Das Bett neben ihr war leer. Aber das komplette Schlafzimmer war gefüllt mit bunten Luftballons. An Aufstehen war nicht zu denken. Sie überlegte fieberhaft, wie der Kerl das nur angestellt hatte. Die Nacht war kurz und sie beide hatten nur wenig geschlafen. Suryas Koffer standen schon gepackt im Wohnzimmer weil sie wieder einmal eine geschäftliche Auslandsreise unternehmen musste für Karsten und seinen Vater. Sie griff nach einer Haarnadel die auf ihrem Nachtisch lag und begann auf die Luftballons einzustechen damit sie platzten. Das war keine gute Idee, den die Luftballons waren alle gefüllt mit etwas Konfetti und Reis. Die durch das ganze Schlafzimmer hüpften und am Boden und auf dem Bett sich ausbreiteten. Als sie endlich sich durch die Luftballons einen Weg gebahnt hatte und die Schlafzimmertür öffnete, stand davor eine große Vase mit roten Rosen die ihr den Weg versperrten. Fluchend nahm sie die Vase mit den Rosen und stellte sie auf den Wohnzimmertisch ab. Sie war eh schon spät dran durch die Aktion mit den Luftballons. Sie entschied sich für eine Katzenwäsche und einen schnellen Kaffee im Stehen. Karsten würde sie heute die Hölle heiß machen im Geschäft. Was er da für einen Blödsinn veranstaltet. Als sie zu ihrem Auto kam, schloss sie kurz die Augen. Denn hier ging der ganze Zirkus weiter. Auf ihrer Motorhaube lag ein großes Herz aus roten Rosen und auf der Windschutzscheibe stand mit ihrem Lippenstift geschrieben. „Ich liebe dich, willst du mich heiraten?“ Fluchend raufte sie sich die Haare. Das durfte doch nicht wahr sein!. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück ins Haus, um kurze Zeit später bewaffnet mit einem Eimer heißem Wasser, Spülmittel und einem Lappen in der Hand zurück zukehren. Ihr stellte es die Nackenhaare, schon alleine nur davon, wenn sie die Windschutzscheibe ihres Wagens anblickte. Sie hatte alle Mühe die Scheibe von dem Fett, das der Lippenstift hinterlassen hatte, zu reinigen. Stolz auf sich, endlich die Windschutzscheibe sauber und fettfrei zu haben, setzte sie sich in ihren Wagen und schaltete die Zündung ein. Um noch kurz das Wischwasser zu betätigen, so dass die Wischerblätter den Rest für sie taten. Su saß im Wagen und blickte den beiden Scheibenwischern vor sich zu, wie sie hin und her wischten. Moment mal? Wieso laufen die so lange nach? Sie hatte den Hebel nur einmal betätigt. Die Scheiben waren schon lange trocken und die Wischer quietschten darüber. Su vergewisserte sich, dass sie den Mechanismus wirklich nicht auf Dauerbetrieb eingeschaltet hatte. Und hantierte mit dem Hebel auf und ab, aber nichts tat sich. Die Wischer tanzten munter hin und her auf der Windschutzscheibe. Sie schaltete die Zündung aus um diese erneut einzuschalten. Doch die Wischerblätter machten dort weiter wo sie zuvor zum Stehen gekommen waren. Voller Zorn stieg sie aus, zog die Scheibenwischer von der Scheibe und ließ sie in der Luft tanzen. So fuhr sie mit winkenden Wischerblätter an einem herrlichen sonnigen Tag in die Firma. Kollegen, denen sie auf dem Parkplatz begegnete, schmunzelten vor sich hin, als sie den Wagen verließ und die Wischer wieder an Ort und Stelle legte. Den ganzen Tag hatte sie Karsten in der Firma nicht gesehen. Auf ihr Nachfragen bei den Kollegen hieß es, er sei außer Haus. Selbst Arthur sein Vater wusste nicht wo er steckte. Am Abend überraschte Karsten Su noch mit einem Candlelight-Dinner auf ihrer Terrasse. Karsten war der Sohn von ihrem Chef Arthur Beißfuß. Als Karsten in die Firma seines Vaters Arthur Beißfuß eintrat, war es bei beiden Liebe auf den ersten Blick, obwohl Surya nicht an so etwas glauben wollte. Aber irgend etwas zog sie gegenseitig magisch an. Es vergingen keine zwei Wochen und die Beiden waren ein Paar. Sie erlebten eine wundervolle Zeit voller Zärtlichkeit. Er war fürsorglich und versuchte, ihr jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ein Mann für alle Fälle, dachte sie damals und sie war sehr stolz ihn an ihrer Seite zu haben. Kurz, ein Partner, wie man ihn sich nicht besser wünschen konnte. Manche ihrer Freundinnen beneideten sie, wenn er sie so zärtlich anhimmelte und ihr ihre Wünsche von den Augen ablas. Sie waren das Traumpaar in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Und so manche Freundin meinte damals „Da könnten sich unsere Männer noch eine große Scheibe abschneiden von Karsten“. Doch leider öffnete Karsten ihr ziemlich schnell die Augen. Sie war ja so blind vor Liebe. Dafür könnte sie sich heute noch Ohrfeigen. Sie schwebte auf einer großen rosanen Wolke. Bis an dem Tag, als die Realität sie zurück auf den Boden holte. Sie kam gerade übermüdet und ausgelaugt von einem längeren Auslandsaufenthalt zurück. Die Verhandlungen waren leider schwieriger gelaufen wie geplant. Sie telefonierte zwar jeden Abend mit Karsten, aber das Original in den Armen zu halten war einfach besser als zu Skype. Man sah seinen Gegenüber zwar, aber man konnte ihn nicht einfach so anfassen. Es war eben kein Fleisch und Blut, das man spüren konnte auf der Haut. Sie freute sich wieder zu Hause zu sein, voller Vorfreude, Karsten bald wieder in den Armen halten zu können. Durch seine Umarmung würden die Müdigkeit und die Strapazen der letzten zehn Tagen wie weggeblasen sein. Sie legte ihre Reisetasche kurz in ihrem Büro ab und beschloss sofort eine Etage höher zu gehen in Karstens Büro. Arthur könnte ruhig noch etwas warten, bis er ihren Bericht erhielt. Zaghaft klopfte Surya an die Bürotür von Karsten. Aber er schien das Klopfen nicht gehört zu haben. Sie überlegte gerade, dass er ja vielleicht in einer Besprechung sein könnte. Denn eigentlich war ihre Ankunft erst für morgen früh geplant. Aber die Sehnsucht nach ihm trieb sie an und das Glück war ebenfalls auf ihrer Seite. So konnte sie noch die letzte Maschine bekommen. Sie entschied sich erneut zu klopfen. Etwas energischer, den sie hatte Geräusche aus dem Raum kommen gehört. Also musste er doch da sein und hat ihr Klopfen nicht gehört. Sie öffnete gleich nach dem zweiten Klopfen die Tür. Und stand wie angewurzelt da, ihr Herz klopfte laut. Ihre Blicke trafen sich. Doch was Surya dort sah, raubte ihr den Verstand. Sie hielt geräuschvoll den Atem an und der Mund stand ihr im wahrsten Sinne des Wortes offen. Karsten stand mit heruntergelassenen Hosen zwischen den gespreizten Beinen seiner Sekretärin, einer kleinen vollbusigen Blondine mit rotem Schmollmund und knallroten Fingernägeln, die sich in seinen Rücken krallten. Surya konnte keinen klaren Gedanken fassen. Der Schreck saß ihr so in den Knochen. Ihr fehlten die Worte! Wie konnte Karsten nur so etwas tun. Er, der sie immer auf Händen trug und ihr sogar noch vor ihrer Abreise einen Heiratsantrag gemacht hatte. Su sagte kein Wort, sie konnte nichts dazu sagen. Sie drehte sich um und rannte heulend davon. Auf dem Flur stieß sie mit Arthur zusammen, den sie in ihrer Verzweiflung nicht kommen sah. „Entschuldige“, wisperte sie mit Tränen in den Augen. Und da sie befürchtete, dass ihre Stimme sie ganz verlassen würde, rannte sie weiter zum Ausgang. Sie konnte jetzt nicht mit Arthur über irgendwelche Projekte sprechen. Das einzige, was sie nur noch wollte, war raus hier. Und zwar schnell. Arthur Beißfuß blickte ihr kopfschüttelnd nach. Er dachte sich, dass Su nach ihrer Rückkehr am ehesten bei Karsten anzutreffen wäre. Auch er dachte eigentlich, dass sie erst morgen mit der Frühmaschine kommen würde. Deshalb war er um so überraschter, als er von einem Kollegen hörte, dass Su schon da war. Er habe sie im Aufzug getroffen, als sie auf dem Weg nach oben in Karstens Büro war. Arthur lächelte als er die Worte des Kollegen hörte. Also konnte er sich den Weg in ihr Büro sparen. Er würde den beiden etwas Zeit lassen, damit sie sich begrüßen konnten, bevor er in das Büro von Karsten platzen würde. Durch den Zusammenstoß mit Surya und ihrem komischen Verhalten hatte er nicht gleich bemerkt, was los war. Aber als er einen Blick in die Richtung richtete in der Karstens Büro lag, musste er mit entsetzt feststellen, dass sein eigener Sohn, gerade mit heruntergelassenen Hosen auf den Flur trat. Und dabei vergeblich versuchte diese hoch zu ziehen, damit er Su hinterher laufen konnte. Fluchend und mit hochrotem Kopf vor Zorn drehte sich Arthur Beißfuß um und knallte seine Bürotür zu. Er hätte in dem Moment am liebsten seinen einzigen Sohn erwürgen können. Wie konnte sich Karsten nur so herablassen und es ausgerechnet mit seiner Sekretärin treiben. Hatte er es denn so nötig dass er sowas tat? Am selben Abend schrieb Surya noch ihre Kündigung mit sofortiger Wirkung. Dass sie nicht mehr länger als Dolmetscherin und Verhandlungsführerin für Euro Öl International tätig sein würde. Eine Begründung würde sie nicht abgeben. Denn dies sei ja in der Chefetage wohl bekannt. An diesem Abend stand auch noch Karsten mit einem großen Strauß Blumen in der Hand vor ihrer Tür. Bei seiner Entschuldigung machte er ein bedrücktes Gesicht und kommentierte dies als ein einmaliger Ausrutscher. Er wollte sie unbedingt zurück haben und auch an den Heiratsplänen würde sich nichts ändern. Su riss ihm den Strauß aus den Händen und schlug ihm den Blumenstrauß auf den Kopf. Dabei schrie sie wütend. „Es ist aus und vorbei, einmal untreu immer untreu. Steck dir die Blumen in deinen Arsch!“ Danach machte sie auf dem Absatz kehrt und knallte Karsten die Tür vor der Nase zu. Arthur Beißfuß lies sie einige Tage später wissen, das er ihre Kündigung