Die Truckerlady - Sany MacSchuler - E-Book

Die Truckerlady E-Book

MacSchuler Sany

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Beschreibung

Josefine eine junge Frau erbte zusammen mit ihrem Bruder ein großes Internationales Imperium. Nach dem Tod ihrer Vaters floh ihre Mutter Hals Überkopf zurück in ihre Heimat nach Schweden und ließ die beiden erwachsenen Kinder alleine. Und genau jetzt stand Josefine wirklich alleine da. Mit einer Internationalen Spedition im Rücken und wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Noch ahnte sie nicht, das ihr Bruder durch einen Auftragsmord bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Sie ahnte auch nicht, was für mysteriöse Geheimnisse über den Nachlass ihres Vaters lagen. Wo auch zum Teil zu ihrem eigenen Leben gehörten. Und die Handvoll eingeweihten, die davon wussten, schwiegen. Was wird geschehen als Josefine hinter die Türen der Spedition Einblick bekommt? Die von Intrigen, Mord und Lügen geprägt waren. Wird sie sich in dieser Männerdomäne überhaupt durchsetzen können?

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EPUB
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Seitenzahl: 585

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Zu diesem Buch:

Josefine eine junge Frau erbte zusammen mit ihrem Bruder ein großes Internationales Imperium. Nach dem Tod ihrer Vaters floh ihre Mutter Hals Überkopf zurück in ihre Heimat nach Schweden und ließ die beiden erwachsenen Kinder alleine. Und genau jetzt stand Josefine wirklich alleine da. Mit einer Internationalen Spedition im Rücken und wusste nicht wie es weiter gehen sollte. Noch ahnte sie nicht, das ihr Bruder durch einen Auftragsmord bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Sie ahnte auch nicht, was für mysteriöse Geheimnisse über den Nachlass ihres Vaters lagen. Wo auch zum Teil zu ihrem eigenen Leben gehörten. Und die Handvoll Eingeweihten, die davon wussten, schwiegen. Was wird geschehen als Josefine hinter die Türen der Spedition Einblick bekommt? Die von Intrigen, Mord und Lügen geprägt waren. Wird sie sich in dieser Männerdomäne überhaupt durchsetzen können?

Autorenbeschreibung:

Wer steckt hinter dem Künstlername Sany MacSchuler?

Die Autorin verrät ihren Lesern nur soviel: Sie ist 1967 am wunderschönen Bodensee geboren. Verheiratet und Mutter zweier erwachsenen Kinder. Noch heute lebt sie zusammen mit ihrer Familie und ihren Tieren in der Nähe des Bodensees.

„Die Fehler der Vergangenheit

sind die Erfolge der

Zukunft“

Autor unbekannt

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Nachwort

Kapitel

Der lang anhaltende Regen hatte Josefine noch deprimierter gemacht, als sie schon war. Sie stand in Mitten eines großen Areals und wusste nicht, wie es weiter gehen sollte. Normalerweise dürfte sie nicht hier draußen sein, denn oben in ihrem Büro wartete sehr viel Arbeit auf sie. Doch, als sie von ihrem Schreibtisch aus die Sonne durch die Wolkendecke kommen sah, hielt sie es nicht mehr länger aus. Sie musste einfach hinaus, um auf andere Gedanken zu kommen. Sie war nicht die geborene Schreibtischtante, sondern sie liebte die Natur, den Geruch von Diesel und Freiheit. Sie schlenderte über das große Areal, die Sonne hatte den Asphalt getrocknet und nur noch vereinzelt sah man Wasserlachen, die in der Sonne glänzten. Josefine machte einen großen Bogen um eine Pfütze, die beim näher Kommen in Regenbogenfarben schimmerte - warum, wusste sie nicht. Vielleicht hatte einer der Fahrer beim Betanken seines LKWs nicht aufgepasst. Geistesabwesend schlenderte sie weiter. Einer der Fahrer grüßte sie freundlich von Weitem. Zwei Trucker standen auf einer Laderampe und unterhielten sich angeregt. Es herrschte reger Betrieb auf dem Firmengelände. Es war ein Kommen und Gehen. Von Weitem hörte sie lautes Hämmern und Fluchen aus der Servicewerkstatt. Josefine konnte es immer noch nicht glauben, dass dies alles von nun an ihr gehören sollte. Aber seit heute Morgen war sie, Josefine Jansen, mit vierundzwanzig Jahren, die offizielle Eigentümerin eines internationalen Speditionsunternehmens, Jansen & Partner, das ihr Vater vor vielen Jahren Stück für Stück aufgebaut hatte. Angefangen mit drei alten, maroden LKWs und seinem Kumpel Georg, der sich um die Instandhaltung der Fahrzeuge kümmerte und den zwei Fahrern Armin und Jo. Am Anfang fuhr ihr Vater noch selbst. Nach und nach wurde die Firma Jansen größer und größer. Von heute auf morgen musste ihr Vater den Truck mit dem Büro tauschen. Es kam nicht mehr oft vor, dass er sich selbst hinter das Steuer seines LKWs setzte. Nur noch in Notfällen fuhr er, krankheitsbedingt oder als Urlaubsvertretung. Dann verlegte er sein Büro kurzer Hand in einen der Truck´s. Über all die Jahre hinweg wuchs die Firma immer weiter an. Heute rollten für Jansen & Partner einhundertachtzig LKWs über die europäischen Straßen. Mit Stolz konnte man behaupten, dass er seinen Lebenstraum verwirklicht hatte. Wenn man ihn darauf ansprach, meinte er immer nur, das hätte er seiner Partnerin zu verdanken, ohne sie hätte er dies alles nie geschafft. Mit seiner Partnerin meinte er damals Astrid, ihre Mutter. Doch ihre Mutter wollte von dem Laden nichts wissen. Sie hatte andere Interessen und wollte auch ihren Beruf am Theater nicht dafür aufgeben. Damals akzeptierte Karl ihre Entscheidung. Gedankenverloren schlenderte Josefine weiter. Auch sie hatte andere Pläne in ihrem Leben gehabt. Nach dem Abitur wollte sie Geologie studieren. Als sie ihren Eltern dies mitteilte, lachte ihr Vater sie lauthals aus. „Oh Mädel, vergiss es. Was nützt mir eine Geologin in einer internationalen Spedition?“. Immer wieder musste sie sich diesen Satz von ihm anhören. Letztendlich verfrachtete Karl seine Tochter nach dem Abi für ein paar Monate nach Kalifornien zu einer ebenfalls großen Spedition, damit sie sich dort das passende Know How aneignen konnte. Ihr jüngerer Bruder Roger ging nach der zehnten Klasse von der Schule ab und machte im Anschluss eine Ausbildung zum Speditionskaufmann. Roger und Josefine waren schon als Kinder viel auf dem großen Firmengelände unterwegs und kannten dies in- und auswendig. Josefine stieg mit einundzwanzig Jahren und Roger mit neunzehn Jahren in den väterlichen Betrieb ein. Als kleine Kinder waren sie am stolzesten, wenn einer der Fahrer sie mit auf seine Tour nahm. Am Anfang waren sie immer nur mit Fahrern im Nahverkehr unterwegs. Bis Jo eines Tages zu Josefine sagte: „Irgendwann, wenn du größer bist, nehme ich dich mit auf eine größere Tour.“. Was damals dieser Satz in einem Kinderherzen auslöste, bekam er ziemlich schnell an eigenen Leibe zu spüren. Jedes Mal, wenn er von einer längeren Tour nach Hause kam, oder Josefine seinen Truck im Hof stehen sah, machte sie sich auf die Suche nach ihm. Mit Händen in die Hüften gestemmt, stand sie dann immer vor ihm und jedes Mal stellte sie ihm die gleiche Frage. „Bin ich jetzt groß genug? Darf ich das nächste Mal mit?“. Oft lagen zwischen diesen Fragen nur ein paar Tage. Jo lachte jedes Mal auf, wenn er den kleinen Wirbelwind über den Hof in seine Richtung spurten sah. Seine Kollegen Frank, Percy, Armin und Felix stöhnten auf, wenn sie Josefine schon von Weitem erblickten. Denn, wenn sie bei Jo nicht weiter kam und er sie immer wieder enttäuschen musste, ging sie zum nächsten und probierte es bei diesem. Solange, bis sie alle Fahrer durch hatte. Armin war meist der letzte in der Reihe. Er richtete sich schon immer vorsorglich ein Taschentuch für die Tränen der Kleinen, die sich dann an seinem Hals ausweinte, weil alle Männer sooooo schrecklich böse waren und sie nicht auf eine längere Tour mitnahmen. Armin hatte den Bogen raus, wie er Josefine trösten konnte. Oft war sein Shirt oder Pullover, je nach Jahreszeit, durchgeweicht und verschmiert, weil Josefine an seiner Kleidung ihr nasses Rotznäschen putzte. Armin lachte jedes Mal amüsiert, wenn er im Anschluss auf sein Shirt blickte. „Die Waschrechnung werde ich euch sooooo bösen Jungs wie üblich in Rechnung stellen.“, sagte er immer gut gelaunt und amüsiert im Anschluss mit einem breiten Grinsen im Gesicht. An Josefine´s zwölftem Geburtstag gab es für sie wirklich eine große Überraschung, an die sie sich sehr gut noch heute erinnern konnte, als wäre es gerade gestern gewesen. Ihr Geburtstag fiel diesmal auf einen Sonntag. Die Schulferien hatten am Freitag begonnen und vor ihr lagen jetzt sechs lange, öde Wochen Ferien. Die meisten ihrer Freundinnen waren mit ihren Familien verreist. Sie würde leider mal wieder, wie jedes Jahr, mit ihrer Mutter und ihrem jüngeren Bruder die Sommerferien in Schweden bei ihren Großeltern verbringen. Die Koffer hatte ihre Mutter schon ein paar Tage zuvor gepackt. Es fehlten nur noch die alltäglichen Dinge, wie Zahnbürste und einige andere Kleinigkeiten, die man kurz vor der Abreise noch im Koffer ver ­staute. Ihr Vater würde sie am Montagmorgen dann zum Flughafen bringen, weil er erst wie immer in der letzten Woche nachkam. Denn ohne ihn würde der Laden nicht laufen und sechs Wochen Urlaub könne er sich nicht leisten, auch, wenn er der Chef sei, meinte er immer. Josefine hatte oft das Gefühl, dass auch er sich nicht so richtig in Schweden bei seinen Schwiegereltern wohlfühlte.

Am Nachmittag wurde eine kleine Geburtstagsparty für Josefine gegeben. Ihrer Mutter war es schon immer wichtig, dass die Kinder ihre Geburtstage feierten und dazu wurden Freunde und Bekannte eingeladen. Die paar Freundinnen, die am Nachmittag zu Josefine´s Geburtstagsparty da waren, waren schon lange nach Hause gegangen. Traurig saß sie an dem großen Fenster, dass auf die Terrasse führte und blickte sehnsüchtig hinaus. Hatten Jo, Percy, Armin, Frank und Felix sie vielleicht vergessen? Sie konnte es kaum glauben, sie hatten ihren Geburtstag noch nie vergessen. Sie standen jedes Jahr, auch ohne Einladung, auf der Matte, um ihr zu gratulieren. Roger fegte ins Wohnzimmer um Josefine zu ärgern, zog eine freche Grimasse und streckte ihr dabei rotzfrech die Zunge heraus. „Hau ab, lass mich in Ruhe.“, schrie Josefine ihn jedes Mal an. Roger machte sich daraus einen Spaß und wiederholte das Ganze erneut. Ihr Vater kam ins Wohnzimmer, um zu sehen, warum sich seine Kinder schon wieder zankten. Als er Josefine erblickte, wie sie wie ein Häufchen Elend auf einem der Hocker vor dem großen Fenster saß, trat er zu ihr und strich ihr sanft über das Haar. Josefine blickte mit Tränen in den Augen zu ihrem Vater hoch. „Sie haben mich vergessen.“, schluchzte sie leise. Roger, der nicht mitbekommen hatte, dass sein Vater sich im Wohnzimmer aufhielt, flitzte hinein, machte „Bäääh“ und streckte Josefine erneut die Zunge heraus. Karl, der sich in dem Augenblick umdrehte, als Roger „Bäääh“ schrie, zeigte seinem Sohn drohend den Zeigefinger und schrie: „Ab! Raus mit dir!“, doch Roger machte keine Anstalten das Zimmer zu verlassen. Er wurde von seinem Vater am Ohr gepackt und vor die Wohnzimmertür gesetzt, bevor Karl hinter sich die Türe schloss und sich wieder seiner traurigen Tochter zuwandte. „Ich glaube nicht, dass sie dich vergessen haben, Schätzchen. Vielleicht ist ihnen ja auch etwas dazwischen gekommen.“, sprach er mit beruhigenden, tröstenden Worten auf seine Tochter ein, dabei zeichnete sich ein geheimnisvolles Lächeln im Gesicht ab. Josefine blickte auf die Uhr, es war viertel nach Zehn. Sie zuckte mit den Schultern und erhob sich von ihrem Hocker. Während sie aufstand, hörte sie von der Straße her ein ihr bekanntes Motorengeräusch. Es waren dunkle Motorengeräusche, die nicht zu einem PKW passten. Sie blickte noch einmal durch das Fenster und in dem Augenblick blieb ihr fast das Herz stehen. Es hupte zwei Mal kurz hintereinander. „Jo“, schrie sie laut auf. Er hatte sie also doch nicht vergessen. Josefine rannte, wie von der Tarantel gestochen, aus dem Haus und wischte sich im Rennen die Tränen aus den Augen. „Jo, Jo“, schrie sie im Laufen und warf sich dem großen, tätowierten, starken Mann, der gerade aus dem Führerhaus seines LKWs sprang, überglücklich in die Arme. „Alles Gute zum Geburtstag, Kleines.“, sagte er und drückte ihr ein liebevolles, zärtliches Küsschen auf den Scheitel. Er schob sie etwas von sich und legte ihr seinen Zeigefinger unter das Kinn, er drehte ihren Kopf dabei hin und her. Er musterte sie sorgsam. Er hatte sich doch nicht getäuscht. „Du hast geweint?“, fragte er sie leise. Es gab keinen Zweifel, sie hatte geweint. Doch Josefine schüttelte auf seine Frage hin den Kopf. Er beugte sich zu ihr hinunter. „Du kleine Lügnerin.“, flüsterte er ihr ans Ohr, bevor er ihren Vater Karl mit einem Handschlag, der unter Truckern so üblich war, begrüßte. Dabei blickte er Karl fragend an. Dieser schüttelte vorsichtig den Kopf und Jo nickte. Dann reichte er Astrid höflich die Hand zur Begrüßung. „Hallo Jo, auf welcher Seite soll ich Josefine´s Koffer stellen?“, wandte sie sich an das tätowierte Muskelpaket von Mann, der sie hinter seinem Spitzbart freundlich anlächelte. Hatte Josefine sich gerade verhört? Was hatte ihre Mutter da soeben gesagt? Wo sollte ihr Koffer hin?! Entgeistert blickte sie zu Jo hoch, der sie spitzbübisch anlächelte. Dann wandte sich ihr Blick zu ihrem Vater, der ebenfalls über das ganze Gesicht grinste. Schließlich blieb ihr Blick bei ihrer Mutter hängen, die freundlich lächelte. Josefine begriff langsam aber schleichend, was vor sich ging. „Soll das heißen ich darf...?“, stotterte die Kleine. Sie war sprachlos, ein soooo lang ersehnter Traum wurde nun doch wahr... oder? Jo beugte sich zu Josefine hinunter. „Meinst du, die Jungs und ich hätten dich wirklich im Stich gelassen?“. Josefine strahlte über das ganze Gesicht. Ehe sich Karl versehen konnte, wurde er auch schon von seiner überglücklichen Tochter stürmisch umarmt. „Danke Papa.“, sagte sie ganz aufgeregt und beschenkte ihn mit Bussis über das ganze Gesicht verteilt. „Ich will aber keine Klagen hören, Josefine und schon gar nicht von Jo.“. Nocheinmal sprang sie ihrem Vater überglücklich mit Freudentränen in den Augen an den Hals. „Na komm Kleines, der Rest wartet auf dich.“, meinte Jo. Dabei lachte er herzhaft auf und stellte Josefine´s Koffer hinter den Beifahrersitz. Ihre Mutter wollte Jo noch eine kleine Tasche und eine große Vesperbox in die Hand drücken. Dabei zog Jo fragend eine Augenbraue nach oben. „In der Tasche sind Schulsachen zum Lernen und in der Box sind Kuchenstücke für euch alle.“. Jo nickte, nahm Astrid die Box aus der Hand und legte sie zwischen die Sitze. Astrid hielt ihm immer noch die Schultasche hin, doch Jo ignoriere dies. Er schüttelte den Kopf und zeigte auf die Tasche. „Die benötigen wir nicht, Astrid. Glaub mir, die Kleine wird nicht dazu kommen vor Aufregung. Schau sie dir doch an, sie ist ganz aus den Häuschen.“. Astrid legte ihm ihre Hand auf den Arm. „Danke“, entgegnete sie schnell, zog die Hand von seinem Arm, als ob er sie verbrannt hätte und machte ihrer Tochter Platz zum Einsteigen. Jo ließ den Truck an, hupte zweimal kurz und fuhr winkend mit Josefine ab. Josefine sah, wie ihre Mutter ihr ein paar Handküsse zum Abschied noch durch‘s Fenster zuwarf. „Na, aufgeregt?“, erkundigte sich Jo amüsiert und zog Josefine näher zu sich heran. „So und jetzt gib zu, dass du geweint hast, stimmt´s?“, blickte vertrauensvoll aus dem Augenwinkel zu ihr und steuerte den Truck gemütlich aus dem Wohngebiet. Josefine nickte und so neugierig und aufgeregt wie sie war, wollte sie auch sofort wissen, was Sache ist. „Wo fahren wir hin?“. „Hmmm..... mal überlegen.“, sagte Jo, um es spannender für Josefine zu machen und wuschelte ihr mit seiner großen Hand durchs Haar. „Zuerst einmal auf einen großen Parkplatz ganz hier in der Nähe, denn es gibt da noch ein paar weitere Gratulanten, die es kaum erwarten können, dich zu sehen und im Anschluss geht es ab nach Spanien. Ich hoffe, deine Mutter hat daran gedacht, dir die Badesachen einzupacken.“. Josefine blickte ihn mit großen, weit aufgerissenen Augen an. Jo lachte über ihren Gesichtsausdruck laut auf. Sein Funkgerät fing an zu rauschen. „Hey! Verdammt, Big Daddy - wo steckst du? Und hast du unser Juwel dabei?“, kam es über den Funk. Jo blickte Josefine grinsend an. „Wie du hörst, wirst du sehnsüchtig erwartet.“, gluckste er laut lachend. Josefine begann zu kichern, denn sie wusste genau, wem diese Stimme gehörte. Sie gehörte zu Felix, der immer stresste. Jo griff zum Funk und sprach: „Hey Catwiesel, bin gleich da und unser Juwel sitzt aufgeregt neben mir.“, dabei blickte er stolz zu Josefine hinüber.

Die Dämmerung brach rasant herein. Den Parkplatz, den Jo mit seinem Truck ansteuerte, lag in Purpur- und Grautönen getönt vor ihnen. Die Sonne stand so tief, dass Josefine sich ihre Hände vor die Augen halten musste, um zu erkennen, wo sie waren. Schon von Weitem erkannte Josefine die Silhouetten der Männer, die winkend auf dem Parkplatz standen. Jo hatte seinen Truck noch nicht einmal zum Stehen gebracht, da wurde auch schon die Beifahrertür von Frank aufgerissen. Frank war ein langer, dünner Hering mit schütterem Haar. Er streckte ihr beide Arme entgegen und rief: „Spring!“. Nachdem Josefine in Frank´s Arme gesprungen war, jubelten die Männer auf. Jeder wollte der erste sein, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren. Sie wurde von Mann zu Mann durchgereicht und jeder übergab ihr ein kleines Geschenk. Armin war, wie üblich, wieder einmal der Letzte in der Reihe der Gratulanten. Sogar ein alter Trucker, der bei der Truppe stand, gratulierte ihr auch zum Geburtstag. Josefine fiel dabei auf, dass er sie die ganze Zeit merkwürdig musterte. Sie mochte diesen Mann nicht sonderlich, denn er strahlte ihr gegenüber etwas Sonderbares aus. Jo, der wusste, dass die Jungs unter Zeitdruck standen, reichte auch gleich den Kuchen, den Astrid ihnen mitgegeben hatte, an die Männer weiter. Schmatzend überreichte Frank ihr ein Nummernschild mit ihrem Namen darauf und eine Urkunde, die besagte, dass sie ab heute offiziell Beifahrerin des Teams war. Von Felix erhielt sie eine Schildkappe, ebenfalls mit ihrem Namenslogo. Von Percy bekam sie eine Armbanduhr in Truckerform und auf dem Zifferblatt stand ebenfalls in schwungvoller Schrift Josefine. Armin übergab ihr mit den Worten: „Irgendwann wird der hoffentlich einmal an einem Truck hängen.“, einen Schlüsselanhänger, der ebenfalls mit ihrem Namen graviert war. Josefine war so aus dem Häuschen, dass sie zuerst einmal nicht wusste, was sie sagen sollte. Und somit fiel sie spontan allen Männern nacheinander um den Hals, als Zeichen des Dankes. Jo drängte zum Aufbruch, da es später geworden war, als geplant. Obwohl er diese Woche keinen Termindruck hatte, so wie seine Kollegen. Trotzdem war er es, der sie in ihre LKWs scheuchte. Josefine kletterte ins Fahrerhaus und platzierte voller Stolz als erstes ihr Namensschild hinter der Windschutzscheibe von Jo´s Truck. Sie hatte aus dem Gespräch der Männer heraus gehört, dass sie noch ein paar Stunden gemeinsam unterwegs waren, bevor sich jeder in eine andere Richtung auf einem Autobahnkreuz von ihnen trennen würde. Sie war so aufgeregt und aufgekratzt, dass eigentlich an Schlaf nicht zu denken war. Dennoch kämpften ihre Augen gegen die Müdigkeit an. Jo beobachtete Josefine schon eine ganze Weile, wie sie immer wieder gähnte. „Was hältst du davon, schlafen zu gehen, Kleines?“, sprach Jo, doch sie schüttelte nur den Kopf. Erneut gähnte sie herzhaft auf, schloss aber sofort hastig ihren Mund wieder. „Nein wirklich nicht?“, erkundigte er sich noch einmal bei ihr. Zärtlich strich er ihr dabei über die Wange. Josefine schmiegte sich an seine Hand und Jo zog sie zu sich her, sodass sie halb auf der Kühlbox lag, die zwischen den beiden Sitzen stand. Er bettete ihren Kopf auf seinen Oberschenkel. „Nein, ich möchte noch nicht ins Bett.“, flüsterte sie protestierend. „Hey, Big Daddy, schläft unser Juwel schon?“, erkundigte sich Armin über den Funk. Jo griff zum Gerät. „Nein, noch nicht ganz Green Horn. Im Moment dient mein Oberschenkel ihr als Kopfkissen.“. Ein allgemeines Gelächter war über den Funk zu hören. „Hey, Big Daddy, pass bloß auf, dass sie dich nicht aus Versehen in den Schenkel beißt.“, kam es über den Funk amüsiert zurück. „Oder wo anders hin.“, gluckste eine andere männliche Stimme. Wieder herrschte ein allgemeines Gelächter. „Glaub mir, Catwiesel, soweit wird es nicht kommen.“, zog Jo amüsiert Felix auf. „Ok Jungs, ich werde mich jetzt leider von euch verabschieden. Hey, Big Mama, denk daran, sollte Big Daddy dir nicht folgen, dann weißt du ja, was zu tun ist.“, hörte Josefine Armin sagen, dabei kicherte sie leise auf. Denn sie hatte die ganze Zeit dem Gespräch der Männer gelauscht. Verschlafen sagte sie: „Auf die Nase hauen.“. Jo gluckste auf und bebte am ganzen Körper. „Hey, Green Horn, weißt du, was sie gerade gesagt hat?“, hakte Jo bei Armin über den Funk nach. „Ich kann es mir denken.“, meinte Armin amüsiert kichernd. „Wart mal, Green Horn, sie soll es dir selber sagen.“, sagte Jo und hielt Josefine den Funk an den Mund. „Auf die Nase hauen.“, wiederholte sie die Worte müde. Wieder hörte man ein allgemeines, lang anhaltendes Gelächter über den Funk. „Möchte bloß wissen, von wem sie das wohl hat, Green Horn?“, sagte Jo vergnügt zu den anderen. „Von mir ganz bestimmt nicht, Big Daddy.“, quasselte Shadow, alias Frank, über den Funk. „Und von mir schon gleich dreimal nicht.“, lachte Sir Parceywall, alias Percy. „Ich weiß gar nicht, was Big Mama damit meint.“, gluckste Catwiesel, alias Felix im Hintergrund in den Funk. „Also, ich wünsche euch was, ich bin dann mal weg. Gute Nacht, Big Mama und viel Spaß. Wir sehen uns am Ende der Woche wieder.“, verabschiedete sich Armin, alias Green Horn, über den Funk bei Josefine und seinen Kollegen. Die Müdigkeit, gegen die Josefine ankämpfte, gewann schließlich die Oberhand. Ihr wurden die Lider schwer, sodass sie die Augen nicht mehr länger offen halten konnte. Jo streichelte sanft über Josefine´s Wange. Sie schlief jetzt tief und fest. Eigentlich hätte er darauf bestehen müssen, dass sie zu Bett ging, aber er brachte es nicht über´s Herz. Er konnte sich selbst noch daran erinnern, wie aufgeregt er war, als er das erste Mal mit seinem Vater auf große Tour ging. Er stellte den Funk leiser und schaltete den CD-Player ein, machte es sich auf dem Fahrersitz bequem, dabei achtete er darauf, dass er Josefine nicht weckte. Nach und Nach verließen ihn seine Kollegen. Nur Percy hing ihm noch am Arsch seines LKWs. Kurz bevor auch er sich von Jo trennte, machten sie noch einmal eine kurze Pause. „Autsch, das sieht aber nicht besonders bequem aus.“, meinte Percy amüsiert, als Jo die Tür seines Truck´s öffnete und sah, wie Josefine über der Kühlbox hing und ihren Kopf auf Jo´s Oberschenkel gebettet war. „Der Kleinen werden morgen bestimmt alle Knochen weh tun.“, murmelte Percy leise, während Jo Josefine vorsichtig weckte und sie in die Koje verfrachtete. „Sie wird es überleben. Aber sie war so stur vorhin, sie wollte mit aller Gewalt wach bleiben.“, knurrte Jo und sprang aus seinem Führerhaus. „Von wem sie das wohl hat?“, entgegnete ihm Percy mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie stellten noch schnell eine Stange Wasser in die Ecke, bevor sie sich von einander verabschieden. Anschließend stiegen sie in ihre Truck´s und fuhren in getrennte Richtungen weiter. Percy meinte bevor er zu seinem Truck ging noch: „Pass bloß gut auf unser kleines Juwel auf!“, dabei schlug er Jo kameradschaftlich auf den Rücken.

Josefine hatte mit Jo eine wunderschöne Woche erlebt. Nachdem sie Jo´s Ladung abgeladen hatten, fuhr er in ein kleines Motel mit Meerblick, das er von zu Hause aus schon für zwei Tage gebucht hatte. Mit zwei separaten Schlafzimmern natürlich. Doch Nacht für Nacht schlich sich Josefine zu Jo ins Bett und kuschelte sich an ihn. „Ich dachte, du hast ein eigenes Bett?“, brummte er jedes Mal, wenn sie zu ihm kam, schickte aber Josefine nie zurück in ihr Bett. Jo zeigte ihr so manch reizendes Fleckchen, das Spanien zu bieten hatte. Gemeinsam schauten sie sich Barcelona an, gingen im Meer schwimmen oder liefen gegen Abend barfuß durch den noch immer von der Sonne aufgeheizten Strand. Josefine´s Vater Karl rief täglich gegen Abend an und erkundigte sich bei ihr, was sie den ganzen Tag erlebt hatte. Josefine plapperte dann auch so gleich immer los und erzählte ihm von den täglichen Aktivitäten, die sie mit Jo unternommen hatte. Von dem leckeren Eis, bis zum Schwimmen im Meer. Von dem riesigen Markt, den sie besucht hatten, um dort noch etwas Obst für die Rückreise einzukaufen und noch vieles mehr. Jo, der normalerweise am liebsten bei Nacht fuhr, nicht nur in fernen heißen Ländern, machte diesmal Josefine zu liebe eine Ausnahme und fuhr bei Tag nach Hause. Sodass die Kleine aus dem Staunen über die abwechselnde Landschaft nicht mehr heraus kam. Hin und wieder legten sie einen Stopp ein, um etwas zu essen oder einfach nur für eine kurze Zeit die Füße zu vertreten. Nachdem Jo´s Lenkzeit vorüber war und auch noch gut überschritten, hatten sie einen reizenden Autohof erreicht, der eine gemütliche Terrasse nach hinten hinaus hatte. Weg von all dem Lärm und Gestank der Autobahn und Tankstelle. Im Autohof herrschte viel Trubel. Jo meinte beim Betreten des Rasthofes: „Normal ist hier nicht so viel los, aber es ist Ferienzeit.“. Sie ergatterten sich einen Tisch, von dem ein Ehepaar mit seinen Kindern gerade aufgestanden war. „Ich besorge uns etwas zu essen. Kannst ruhig die Krallen ausfahren, wenn sich jemand unseren Tisch unter den Nagel reißen will.“, sagte er scherzhaft und begab sich zur Essensausgabe. Es dauerte lange, bis er mit einem Tablett zu Josefine zurück kehrte. „Oh, riecht das lecker.“, sagte sie und fächelte dabei mit der Hand den Duft des Essens in ihre Nase. Jo grinste über ihr Verhalten, das er schon so oft bei ihr gesehen hatte und ihm sehr vertraut war.

Ein älteres Ehepaar trat zu ihnen an den Tisch und erkundigte sich höflich, ob sie sich zu ihnen setzen dürften. Jo blickte nur kurz von seinem Teller auf und nickte. „Fahren sie in die Ferien?“, erkundigte sich die ältere Dame bei den beiden. Jo schüttelte den Kopf und schon plapperte Josefine los. Sie erzählte ihnen voller Solz wo sie waren, was sie erlebt hatten und dass sie jetzt auf dem Nachhauseweg sind. „Wooow, das ist aber toll, dann wirst du bestimmt noch viele Länder bereisen und sehen in deinen Ferien, wenn dich dein Papa auf seine Touren mit nimmt.“, meinte die ältere Dame, dabei fing Josefine leise an zu kichern. „Sie ist nicht meine Tochter.“, knurrte Jo mit vollem Mund, ohne das Ehepaar anzublicken. „Wirklich nicht? Sie sieht Ihnen aber wirklich sehr ähnlich, bitte entschuldigen Sie, aber auf den ersten Blick könnte man es gut meinen.“, entgegnete die Frau verlegen. „Nein, sie ist die Tochter meines Bosses.“, antwortete Jo, weil er meinte, so die Sache auf sich beruhen lassen zu können.

Die Sonne neigte sich langsam über den Rasthof und Jo und Josefine saßen auf zwei Campinghockern vor Jo´s Truck. Jo hatte sich von einem ausländischen Kollegen einen Bierkasten ausgeliehen, den sie als provisorischen Tisch für das Mensch ärgere dich nicht Spiel nutzten. Immer wieder mussten sie ihr Spiel unterbrechen, weil sich die drei ausländischen Trucker ein Bier aus dem Kasten holten. Jo hatten sie ebenfalls ein Bier angeboten, doch er lehnte dankend ab. Als sich der Eigentümer des Bierkastens weitere Flaschen daraus angelte, sprach er Jo an. „Kleine gut spielen. Du müssen aufpassen, das nicht mogeln.“, sagte dieser im gebrochenen Deutsch, dabei blickte er Josefine an, die amüsiert vor ihm saß, weil sie Jo schon wieder vor dem Loch geworfen hatte. Jo schüttelte energisch den Kopf und fuhr sich durch seinen Ziegenbart. „Das darf doch nicht wahr sein! So langsam glaube ich wirklich, dass du schummelst.“, rief er laut beim Aufstehen und hielt sich verärgert die Hände vors Gesicht. Der ausländische Kollege lachte schallend auf. Durch sein Lachen wurden seine Begleiter magisch angezogen. Er sprach mit seinen Kollegen und da sie ebenfalls in schallendes Gelächter verfielen, war anzunehmen, dass er ihnen erklärt hatte, was hier los ist. „Ich heißen Ivan.“, stellte sich der Bierkasteneigentümer vor und hielt Jo freundlich die Hand hin. Jo ergriff diese und antwortete: „Jo, und das ist Josefine.“, verkündete er sichtlich stolz. Ivan hielt ebenfalls Josefine die Hand entgegen. Dann blickte er neugierig zu Jo. „Deine Tochter? Sie sehen dir sehr ähnlich.“. Jo schüttelte den Kopf. Hört denn das nie auf, dachte er sich. „Sie ist die Tochter meines Bosses.“, erwiderte Jo und Ivan hob eine Augenbraue. „Deine Boss großes Vertrauen haben zu dir.“, sprach Ivan und drückte Jo eine volle Bierflasche in die Hand. Ivan sagte etwas zu einem seiner Kollegen, der kurz darauf mit einer Dose Coca Cola wieder kam und diese an Josefine weiter reichte. Dann stießen sie alle gemeinsam an. „Nastrovje!“, rief Ivan in die Runde. Im Anschluss stellte er den beiden seine Kollegen Pawel, Igor und Oleg vor. Der Abend wurde richtig lustig, vor allem, als Igor Josefine nach ihrem Funknamen fragte. Als er hörte, dass dieser Big Mama lautete, legte er den Kopf in den Nacken und lachte schallend auf. „Du nix aussehen wie dicke Frau und du zu jung für Mama. Seine Name, Big Daddy passen.“, gluckste er, dabei zeigte er auf Jo. „Er Riese, aber deine Name nix passen. Aber egal, nix jeder muss wissen, dass Big Mama, nettes, junges, reizendes Mädchen ist. Aber ich jetzt wissen, wer Big Mama ist und ich funke, wenn ich höre Big Mama.“, sagte Igor amüsiert und zwinkerte Josefine schelmisch mit einem Auge zu. Sie nickte und versuchte dabei das Gähnen zu verbergen, was Jo nicht entgangen war. „Ich glaube für dich wird es Zeit.“, meinte Jo zu Josefine, diese stand ohne Protest auf, verabschiedete sich von den Männern und kroch in die Koje. Während Jo sich noch weiter mit den russischen Fahrern eine Zeit lang unterhielt. „Liebes Mädchen, du gut aufpassen auf Josefine.“, meinte Ivan, als sich Jo von ihnen verabschiedete, um ebenfalls zu Bett zu gehen. Jo lag noch lange wach in der Koje und dachte über vieles nach. War es ein Fehler, der Kleinen einen langersehnten Traum zu erfüllen? Sehen sie sich wirklich so ähnlich? Das die Leute glaubten, sie seien Vater und Tochter... Vieles ging ihm in dieser Nacht durch den Kopf. Josefine, die sich, wie jede Nacht, an Jo kuschelte, murrte kurz auf, als er sich vorsichtig drehte. „Du Jooooo“, flüsterte sie. „Hmmmm“, brummte er, „Ich wäre so froh, wenn du mein Vater wärst.“, gab sie im Halbschlaf von sich. Jo´s Augen sprangen auf und in ihm schrillten laute Alarmglocken. „Verdammt Josefine, sag so etwas nie wieder! Hast du mich verstanden?“. Josefine nickte und kuschelte sich wieder an ihn. Jo dachte schon, dass sie wieder eingeschlafen wäre, doch plötzlich kam von Josefine: „Wieso nicht?“, wollte sie von ihm wissen. „Weil Karl dein Vater ist und nicht ich.“, knurrte er leicht verärgert mit zusammen gebissenen Zähnen. „Jawohl Papa.“, sagte Josefine und zog ihn an seinem Spitzbart. „Josy, ich meine es ernst, wenn du damit nicht aufhörst, nehme ich dich nie wieder mit. Verstanden?“, bemerkte er mürrisch und verärgert. Josefine wusste ja nicht, wie schwer es ihm viel, das zu ihr zu sagen. „Ok“, hauchte sie. Nach einer ganzen Weile, Jo glaubte schon, sie sei jetzt endlich wieder eingeschlafen, meinte sie vorsichtig: „Aber Big Daddy darf ich schon noch zu dir sagen?“. Jo seufzte laut auf. „Ja Kleines, das darfst du, aber jetzt schlaf wieder. Morgen um diese Zeit werden wir zu Hause sein.“, sprach Jo, drückte ihr ein Küsschen auf den Scheitel und legte seinen freien Arm beschützend über sie. „Ich würde so gerne immer bei dir sein.“, murmelte sie leise. „Ich weiß Kleines, schlaf jetzt.“, drängte Jo sie. Auch er hätte sie nur zu gern immer bei sich gehabt. Er mochte das kleine, quirlige Mädchen schon immer. Er war stolz, dass die Kleine so an ihm hing. Sie konnte noch nicht einmal richtig laufen, hatte Josefine sich schon an seine Beine geklammert und machte einen riesen, brüllenden Aufstand, wenn Karl oder Astrid sie davon abhalten wollten. Ja, sie war all die Jahre ein kleines Klammeräffchen, das es faustdick hinter den Ohren hatte.

Am nächsten Morgen, nachdem sie beide ausgiebig gefrühstückt hatten, reihte sich Jo in den fließenden Verkehr ein. Ivan und Igor waren schon bei Zeiten, wahrscheinlich noch in der Morgendämmerung, aufgebrochen. Jo hatte gehört, wie sie gestartet waren, aber er war zu faul, aufzustehen, um Tschüss zu sagen. Nach ein paar Kilometern, verdichtete sich der Verkehr. Über den Funk hörten die beiden einen Trucker fluchen. „Verdammte Scheiße! Hier fliegen die Autos nur so durch die Gegend.“. Ein weiterer krächzte: „Mann oh Mann, hier sieht es aus, wie auf einem Schlachtfeld. Himmel haben die einen an der Klatsche? Springen zwischen den fahrenden Autos herum. Diese Idioten!“, hörten sie beide über den Funk mit. „Hier ist kein Durchkommen mehr Leute.“, meinte ein weiterer Trucker, um seine Kollegen zu informieren. Jo, der schon fast stand, zog seinen LKW noch weiter nach rechts, um für die Rettungsfahrzeuge Platz zu machen. Und schon hörten sie auch von Weitem das Martinshorn, welches sich mit verräterischem Tatütata schnell näherte. Kurze Zeit später berichtete ein Fahrer wiederum über den Funk, dass die Autobahn dicht gemacht wurde.

Geschlagene drei Stunden standen die beiden in einer Vollsperrung. Nur langsam fing der Verkehr wieder an zu rollen. Die Wartezeit verbrachten sie mit Karten spielen und lauschen am Funk, was es draußen so Neues gab. Immer wieder unterhielt sich Jo mit einem Fernfahrerkollegen, den er kannte. Plötzlich hörten sie beide: „Igor ruft Big Daddy.“, über den Funk. Jo antwortete sofort: „Big Daddy hört, was gibt’s Igor?“, ein langes Knacken und Rauschen kam aus dem Funkgerät. „Big Daddy, ist Big Mama schon wach?“, erkundigte sich Igor über den Funk. Jo blickte schmunzelnd zu Josefine. „Ja Igor, Big Mama ist wach und überlegt gerade, in welchem Spiel sie mich wieder schlagen kann.“. Sie konnten beide Igor über den Funk laut lachen hören. „Hey, Big Mama, ich haben Würfel gefunden, vor Reifen heute Morgen. Würfel bei mir in Aschenbecher. Du kriegen wieder, wenn wir uns nächste Mal sehen. Solange ich aufpassen auf ihn.“. Jo reichte Josefine den Funk. „Danke Igor und gute Fahrt.“, sprach sie routiniert, als ob sie schon immer dabei gewesen wäre, in das Funkgerät. Aber von Igor kam keine Antwort mehr zurück. Vermutlich war er schon außerhalb der Funkreichweite. Jo lachte auf und zog Josy zu sich. „Ich werde den Verdacht nicht los, dass du mit deinen gerade mal zwölf Jahren schon den Männern den Kopf verdrehst. Weißt du, Igor war gestern Abend ganz von dir angetan. Er hat mir erzählt, dass er ebenfalls eine Tochter in deinem Alter hat, sie aber noch nie auf die Idee gekommen wäre, ihn in den Ferien zu begleiten.“, meinte Jo amüsiert zu ihr. Ring, Ring, Ring, diesmal klingelte Jo´s Handy. Ein Blick von ihm auf sein Display verriet ihm, dass Karl der Anrufer war. Deshalb reichte er sogleich Josefine sein Handy. „Willst du ran gehen? Es ist dein Vater.“. Josefine schüttelte den Kopf. Also nahm Jo den Anruf doch selbst entgegen. „Hallo Karl, wir haben noch ca. dreihundert Kilometer vor uns. Sind von einem Stau in den nächsten geraten und eine Vollsperrung liegt gerade hinter uns. Klagen gibt es keine.“, berichtete Jo seinem Chef fröhlich, dabei kicherte er vergnügt ins Telefon hinein. Daraufhin gab es ein langes Schweigen und Jo hörte seinem Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung lange zu. Josefine konnte sehen, wie sich Jo´s Miene von einer Sekunde auf die andere verhärtete. Er fing laut an zu fluchen und haute mit seiner Hand auf sein Lenkrad vor sich. „Verdammt Karl, wir hatten eine andere Abmachung.“, schrie er verärgert und wutentbrannt ins Handy. Josefine´s Vater sagte irgendetwas, doch was er sagte, konnte sie leider nicht hören. „Ja verdammt, ich weiß genau, wie gefährlich die Strecke ist. Ja ich weiß, du bist der Boss. Aber verdammt Karl, trotzdem hatten wir eine andere Abmachung.“, knurrte er ernst ins Telefon. „Weißt du was, ich denke es ist besser, wenn du es ihr selbst sagst, denn ich will für diese Tränen diesmal nicht verantwortlich sein.“, sprach Jo gereizt ins Telefon, danach reichte er sein Handy an Josefine weiter. „Dein Vater will mit dir sprechen.“, zischte er verärgert. Jo kochte innerlich. Am liebsten würde er später in Karl´s Büro spazieren und ihm eine in die Fresse hauen. Wie konnte er nur seine Abmachung brechen, das war nicht fair der Kleinen gegenüber. Josefine begrüßte ihren Vater freundlich und wollte ihm sogleich auch alle Geschehnisse des Tages berichten. Doch er fiel seiner Tochter sofort ins Wort. Jo sah, wie Josy sich abrupt versteifte, einmal heftig durchatmete und dann ins Handy brüllte: „Du kannst mich mal.“. Danach drückte sie die Ausschalttaste. Jo zog eine Augenbraue hoch, als er sie von der Seite aus anblickte. „Verdammt harte Worte von dir.“, meinte er und zog ihr sein Handy vorsichtig aus den Händen. Josefine sprach von da an kein Wort mehr, verschränkte ihre Arme vor der Brust und bockte. Eine einzelne Träne verließ ihr Auge und bald darauf folgten noch weitere. „Shadow ruft Big Daddy.“, hörte man jetzt über den Funk. „Big Daddy hört.“, antwortete Jo etwas missgelaunt. „Sag mal, gibt es Zoff im Paradies?“, hörten sie eine ihnen sehr bekannte Stimme über den Funk kommen. „Nein Shadow, alles ok bei uns. Wie kommst du darauf?“, hakte Jo bei seinem Kollegen und Kumpel nach. Frank lachte schallend ins Funkgerät. „Na, weil es so aussieht, als ob unser kleines Juwel nicht ganz einverstanden ist mit dir. Also, was hast du wieder einmal angestellt?“, gluckste Frank amüsiert über den Funk. „Woher willst du das wissen Shadow?“, erkundigte sich Jo neugierig. Wieder lachte Frank über den Funk laut auf. „Würdest du einmal mehr auf deine Umgebung achten und auch nicht so im Schneckentempo über die Autobahn kriechen, hättest du schon längst bemerkt, dass ich genau neben dir bin.“, lachte Frank und winkte zu Jo hinüber. „Also, was hast du ausgefressen?“, wollte Frank von Jo wissen. „Ich nicht, sondern Karl. Er hat mir am Sonntag die Russlandtour auf die Nase gedrückt und Josy verboten, mit mir zu kommen.“, brüllte er verärgert seinen Kollegen durch den Funk an. Mit der anderen Hand zeigte er Frank eine Faust durch das Fenster. „Hey Big Daddy, wenn du jetzt nicht endlich mal Gas gibst, schiebe ich dich von der Fahrbahn.“, ermahnte ihn eine weitere bekannte Stimme über den Funk. Jo bebte vor lachen, als er auf seinen Tacho blickte und bemerkte, dass er mit sechzig Stundenkilometern über die Autobahn tuckerte. Normal war es eher so, dass er Gas gab, wenn er innerlich kochte. „Dann tu es einfach Catwiesel, uns pressiert es heute nicht.“, rief Jo verärgert in den Funk hinein. Felix lachte auf. „Wenn es stimmt, was ich da gerade gehört habe, würde es mir auch nicht pressieren Big Daddy.“, meinte Felix, der ganz genau verstand, warum Jo so außer sich war. „Aber mir pressiert es, denn ich muss pissen. Also, ihr zwei Elefanten, macht endlich Platz da vorn.“, kicherte eine weitere Stimme in den Funk. „Hey Big Daddy, hast du gehört? Sir Parceywall muss pissen.“, alberte Felix amüsiert über den Funk. „Ich auch, also gebt endlich Gas ihr zwei.“, mischte sich eine andere Stimme ein. „Hört, hört, gleich zwei, die pissen müssen. Wo steckt ihr beide? Green Horn, Sir Parceywall?“, hakte Felix bei den beiden nach. „Kurz hinter euch, Shadow.“, hörte er durch ein lautes, raschelndes Nebengeräusch über den Funk. Shadow, alias Frank, gab Gas, um endlich das Elefantenrennen zu beenden und setzte beim nächsten Autohof den Blinker. Jo, Percy und Felix taten es ihm gleich. Nachdem die Männer ausgetreten waren, rollte auch schon Armin an. Er parkte seinen Truck ebenfalls und rannte ohne Worte umgehend zum WC. Die anderen Männer lachten laut auf und blickten Armin hinterher, wie er die Füße unter die Arme nahm. Unter lautem Gejohle begrüßten sie Armin, als er wieder zurück zu seinen Kollegen kam. Fragend blickte er dabei Jo an, dieser berichtete kurz von dem Gespräch mit Karl und wie Josefine reagiert hatte. Josefine war die ganze Zeit im Truck sitzen geblieben, sie bockte noch immer. Über was sich die Männer da draußen unterhielten, bekam sie nicht mit. Sie sah nur, dass Jo etwas zuvor gesagt hatte und Percy ihm den Vogel zeigte und auch Frank schüttelte den Kopf. Kurz darauf ließ Armin seine Kollegen stehen und kletterte zu Josefine ins Führerhaus. Er wusste, wie er sie nehmen musste, schließlich hatte er über all die Jahre reichlich Erfahrung gesammelt, wie man sie am besten tröstete. „Hallo Kleines, bitte entschuldige, dass ich zuerst austreten musste, bevor ich dich begrüßen komme. Aber sonst hätte ich in die Hosen gemacht.“, sprach er sie an, ohne auch nur eine Reaktion von ihr zu erhalten. Josefine sagte zuerst nichts und schwieg weiter. Armin zog sie in seine Arme. „Komm, lass uns eine große Portion Pommes essen gehen. Diese hier sind die besten, die man hier im Umland bekommt.“, versuchte Armin sie zu locken, doch Josefine schüttelte den Kopf. Armin schob Josefine ein wenig von sich. Ihm war da spontan eine Idee in den Kopf geschossen, nach dem Jo ihm erzählt hatte, was los war. „Na komm schon, wir finden eine Lösung. Weißt du, ich war ein einziges Mal mit auf dieser Route. Und glaub mir, ein Mal und nie wieder, das habe ich mir damals geschworen. Man kann nur kurz zum Tanken und zum Be- und Entladen anhalten. Wir hatten Angst, dass man uns während der Fahrt den Truck unter‘m Arsch wegklauen würde. Es ist wirklich gefährlicher, als du es dir wohl vorstellst. Deshalb schickt dein Vater auch nur immer zwei zuverlässige Männer auf diese Tour.“. Josefine fing wieder an zu weinen und warf sich Armin in die Arme. „Er ist so gemein.“, schluchzte sie und durchnässte, wie üblich, Armin´s Shirt. „Ich kann dich verstehen, Kleines.“, tröstete Armin sie und strich ihr sanft über den Rücken. Als Armin merkte, dass der Tränenstrom verebbt war, schob er sie etwas von sich. „Besser?“, fragte er und Josy nickte. „Du hättest ruhig Jo unters Lenkrad pissen können.“, meinte sie dabei und wischte sich die Tränen aus den Augen. Armin lachte schallend auf. „Ich glaube den Gestank hättest auch du die letzten hundert Kilometer nicht ausgehalten.“. Josefine kicherte auf und wischte sich mit dem Handrücken die aller letzten Tränen aus dem Gesicht. „Dann wäre ich halt mit dir gefahren.“, scherzte sie und ein kleines Lächeln machte sich auf ihrem Gesicht breit. „Oh, du kleines Luder. Na komm, lass uns Pommes essen gehen. Ich habe nämlich einen mächtigen Hunger.“. Als Josefine zusammen mit den Männern über den Rastplatz schlenderte, nachdem sie alle zur Begrüßung fest umarmt hatte, war es so heiß, dass der Asphalt vor ihnen flimmerte. Die Wärme, die dieser ausstrahlte, war unerträglich. Barfuß hätte man sich bestimmt die Füße verbrannt, dachte sich Josefine. Armin bestellte eine XXL Pommesplatte. Während sie auf diese und die Getränke warteten, sprach Armin Josefine an. „Sag mal Josy, du bist doch jetzt offizieller Beifahrer unseres Teams. Mir ist zu Ohren gekommen, dass du verdammt gut im Landkarten lesen bist.“, meinte Armin spitzbübisch. Josefine begann zu kichern, blickte aber zugleich Jo grimmig an. „Wenn die Karte nicht gerade einen Abflug durch das offene Fenster macht.“, prustete sie hervor und hielt sich den Bauch mit den Händen vor lachen. Dann wurde sie wieder ernst. „Von wem weißt du es?“, hakte sie bei Armin nach und ihr Blick wurde noch grimmiger. Sie blickte von Mann zu Mann, dabei blieb ihr Blick an Jo hängen. „Von mir nicht.“, versuchte er sich zu verteidigen. Felix räusperte sich. „Von mir.“, gab er leise zu. Josefine´s Blick wanderte auf Felix. „Und von wem weißt du es?“, bohrte sie nach und Felix zeigte ganz langsam mit dem Finger auf Jo. „Also doch!“, murrte sie entrüstet und stemmte ihre Arme in die Hüften. „Kleines“, knurrte er und griff nach einer Pommes. „Wir sind ein Team und du gehörst genauso dazu. In einem Team gibt es keine Geheimnisse.“, sagte er und schob sich die Pommes in den Mund. Percy hüstelte in seine Faust bei Jo´s Worten. „Also nochmal Josy. Ich brauche ganz dringend jemanden, der mich nach Brüssel und Paris begleitet. Weil, wie schon gesagt, ich bei meiner letzten Rast wahrscheinlich dort meine Brille vergessen habe und im Navi dieser verflixte Ort nicht eingegeben ist.“, wandte sich Armin an die Kleine. Josefine begann darauf hin zu kichern. „Also, das Brillenproblem können wir gleich lösen.“, sagte sie und zog Armin seine Lesebrille vom Kopf, um ihm diese unter die Nase zu halten. „Oh!“, entfuhr es ihm dabei. Sogleich brach das gesamte Team am Tisch in schallendes Gelächter aus. „Dann haben wir noch weitere Probleme. Frank muss demnächst nach Ungarn. Bei seiner letzten Tour wollte er gar nicht mehr Heim kommen, da er sich Hals über Kopf in eine ungarische Schönheit verliebt hat. Erst später erzählte er uns, dass es keine Frau war, sondern eine rassige Vollblutstute.“. Josefine schüttelte grinsend den Kopf. „Ja und Felix wird demnächst nach Athen aufbrechen. Als er das letzte Mal dort war, hatte er sich verfranzt und irrte geschlagene zweieinhalb Stunden durch Athen und kam zum Schluss mit verdorbenen Oliven hier an.“, meinte Armin breit grinsend und blickte dabei seinen Kollegen Felix amüsiert an. Josefine hielt sich den Bauch vor lachen. „Stimmt gar nicht, Armin. Was kann ich dafür, dass das olle Kühlaggregat verreckt ist und keiner das Teil reparieren konnte, weil es keine Ersatzteile gab.“, verteidigte sich Felix schnell und verdrehte dabei die Augen. Wieder hörte man allgemeines Gelächter am Tisch. Aber, bevor Armin weiter reden konnte, kamen auch schon die Getränke. „Und Percy? Was für eine Anklage hat du gegen ihn vor zu bringen?“, fragte Josefine neugierig. Jo grinste schon die ganze Zeit darüber, ihm war klar, dass Josefine die Männer schon lange durchschaut hatte. „Oh ja, Percy. Naja, da gibt es eine Stadt Namens Salzburg, wunderschön bei Nacht. Doch am Tage sehr gefährlich für ihn, denn im Festspielhaus gibt es einen kleinen Laden, der die aktuellsten Opern als CD verkauft. Das letzte Mal hat er seinen ganzen Monatslohn dafür ausgegeben.“. Josefine nickte grinsend, mopste sich eine Pommes von der neuen Platte, die gerade gebracht wurde und schmunzelte. Jo bog sich schon die ganze Zeit vor lachen. „Jungs, die Kleine hat euch schon lange durchschaut.“, meinte er fröhlich in die Runde. Armin hob eine Augenbraue und schob sich eine Pommes in den Mund. „Und wie sieht es aus Josy, begleitest du mich nächste Woche nach Belgien und Frankreich?“. Josefine ließ Armin zappeln, denn ihre Entscheidung stand schon lange fest. Sie tat so, als ob sie noch überlegen würde, bevor sie sagte: „Wenn es mein Vater und Jo erlauben, dann ja.“. Armin nickte zufrieden und blickte dabei zu Jo. „Glaub mir, das wird schon klappen. Ich habe da eine Idee und mit Jo werde ich auch schon fertig.“. Zur Demonstration versuchte er aus seinem Oberarm ein Muskelpaket zu formen, was natürlich in die Hose ging und wieder einmal in einem Lachanfall von Jo endete. Als er sah, wie Armin mit seinem Zeigefinger von hinten seinen Bizeps hervor drückte, um seine angeblichen Muskeln zu zeigen.

Karl Jansen, wartete schon sehnsüchtig und ungeduldig auf dem Hof seiner Firma. Auf seine Leute und vor allem auf seine Tochter. Er war noch nicht einmal richtig aus seinem Auto ausgestiegen, fielen auch schon seine Männer, wie ein Schwarm wilde Hornissen über ihn her und tischten ihm die sensationellsten Geschichten auf. Nur Jo nicht, er lehnte lässig mit verschränkten Armen an seinem Truck und grinste frech über das Gesicht. Josefine stand daneben. Karl hörte sich das Geplapper der Männer fast eine Viertelstunde lang an. Dann gab er sich geschlagen und meinte: „Meinetwegen, wenn sie will, Armin, kann sie dich am Sonntag begleiten.“, sprach Josefine´s Vater seufzend. Flott schnappte er seine Tochter und schob sie ins Auto. Das Gepäck von ihr warf er kopfschüttelnd in den Kofferraum seines Mercedes, stieg ein und zügig fuhren sie los. An einer roten Ampel, die in die Innenstadt führte, lachte er schallend auf und schlug mit der Hand auf´s Lenkrad. „Oh Gott Josefine, was hast du mit den Vieren nur angestellt? Die waren ja schlimmer als hundert gackernde Hühner. Ich habe mich innerlich gebogen vor lachen, Schatz. Vor allem, als Armin mir die Geschichte mit der vergessenen Brille auftischen wollte.“, kicherte Karl hinter dem Lenkrad hervor und blickte zu seiner Tochter hinüber. „Grün, Papa“, entgegnete Josefine nur. Abermals lachte Karl auf und fuhr los. „Weißt du, ich habe genau gesehen, dass Armin dir die Brille zuvor in die Jackentasche gesteckt hatte. Ich wusste gar nicht, dass meine Fahrer so einfallsreich sein können. Statt gerade heraus zu sagen: Karl, ich nehme deine Tochter nächste Woche mit auf Tour, wenn das für dich ok ist.“, sprach er zu Josefine hinüber, die gerade dabei war, Armins Brille aus ihrer Jackentasche zu fischen. „Du Papa, könnten wir nochmal umdrehen? Ich habe etwas vergessen in Jo´s Truck.“. Karl schüttelte energisch den Kopf. „Nein! Und, falls du mit vergessen meinst, du willst Armin die Brille zurück geben, dann kannst du dir das abschminken. Nun muss er eben bis Sonntagabend ohne sie zurecht kommen. Das hat er sich selbst eingebrockt.“, meinte Karl Jansen breit grinsend und Josefine gluckste auf. „Weißt du, diese fünf Männer sind voll ok. Denen kann man zu hundert Prozent vertrauen und ich würde für jeden einzelnen von ihnen meine Hand ins Feuer legen. Du weißt, was das heißt?“, erkundigte er sich skeptisch bei seiner Tochter und Josefine nickte.

Armin fuhr kurz nach zweiundzwanzig Uhr bei Josefine und Karl vor. Schon von Weitem schmunzelte er, als er sah, wie Josefine mit seiner Brille auf dem Kopf strahlend vor Karl herumhüpfte, der ihre Reisetasche trug. Josefine setzte sogleich Armin die Brille auf den Kopf und umarmte ihn im Anschluss stürmisch. „Na, aufgeregt Kleines?“, fragte er, während er Karl die Hand gab. „Hallo Armin“, begrüßte sein Chef ihn amüsiert. „Wie war dein Wochenende ohne deine Brille?“, wollte Josefine ´s Vater neugierig von seinem Fahrer wissen. „Karl, du wirst es nicht glauben, es war sehr entspannt.“, gluckste Armin und lachte mit seinem Boss um die Wette. Armin blickte auf die Uhr. „Sorry Karl, aber wir müssen leider los. Mein Chef hat mir Terminfracht nach Brüssel aufgedrückt, die ich spätestens morgen früh abliefern muss.“. Karl legte die Stirn in Falten. Terminfracht? Dachte er, bevor ihm ein Licht aufging. Er drückte seine Tochter noch einmal ganz fest. „Grüß mir die gackernde Gockelschar, falls sie euch über den Weg läuft beziehungsweise fährt.“. Josefine begann zu kichern. „Werde ich machen, Papa, versprochen.“, gab sie an ihren Vater zurück, drückte ihm zum Abschied noch einen dicken Schmatz auf und stieg in die Fahrerkabine. Als Armin abfuhr, fragte er: „Was hat dein Vater mit der gackernden Gockelschar gemeint?“. Josefine hielt sich den Bauch vor lachen und ein paar Lachtränen liefen über ihre Wangen. Armin stimmte in das Gelächter mit ein, als er die Erklärung dazu hörte. „Er hat euch damit gemeint. Dich, Percy, Frank und Felix. Auf dem Nachhauseweg hat er die ganze Zeit nur über eure grandiosen Geschichten gelacht, die ihr ihm aufgetischt habt. Er hat auch gesehen, wie du mir deine Brille in die Jackentasche gesteckt hast. Als ich fragte, ob wir nochmal umdrehen könnten, weil ich angeblich etwas im LKW vergessen hätte, meinte er sofort strickt „Nein!“. Du hättest dir die Suppe selbst eingebrockt.“, berichtete Josy ihm unter anhaltendem Gekichere. „Er meinte auch, dass er gar nicht wusste, dass er so einfallsreiche Fahrer angestellt habe. Anstatt sie nur gesagt hätten: „Karl hör zu, ich nehme nächste Woche deine Tochter mit auf Tour.“, setzte Josefine hinzu. Armin schüttelte sich vor lachen. „Das hat er wirklich gesagt?“, hakte er nochmals nach, da er das Josefine nicht ganz abnehmen wollte. Josy nickte kichernd wild mit dem Kopf. „Du sag mal, macht es dir etwas aus, wenn wir einen kleinen Umweg nach Brüssel machen?“, fragte Armin seine Beifahrerin todernst, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen. „Umweg? Ich dachte du hast Terminfracht?“, konterte sie spontan. „Ich nicht, aber jemand anders. Meinst du, Jo wäre einfach so für vier Wochen von der Bildfläche verschwunden, ohne unserem Juwel Tschüss zu sagen?“. Josefine´s Augen wurden riesengroß als sie das hörte. „Du meinst, Jo wartet da draußen irgendwo auf uns?“, brachte sie stotternd hervor. Armin nickte ihr lächelnd zu.

Jo blickte auf seine teure Armbanduhr, er saß wie auf Kohlen und sein junger Beifahrer nervte so langsam. Verdammt nochmal, wo steckte Armin. Er sollte doch schon längst da sein. Gerade wollte Jo nach seinem Handy greifen, als er sah, wie Armin auf den Parkplatz fuhr. Kaum hatte Armin seinen LKW zum Stehen gebracht, sprang Josefine auch sogleich hinaus. „Jo, Jo!“, rief sie fröhlich und umarmte ihren besten Freund. Jo grinste über beide Backen und wirbelte Josy durch die Luft. „Hey Kleines, hast du gemeint, dass ich mich für vier Wochen klammheimlich aus dem Staub mache, ohne dir Tschüss zu sagen?“, fragte er sie übermütig und alberte mit ihr immer noch herum. „Sei nicht traurig, dass es so gekommen ist. Aber du kannst stolz sein auf die anderen, so wie sie am Freitagabend deinen Vater bearbeitet haben.“, sprach Jo und setzte sie sanft auf dem Boden ab. Josefine lachte herzhaft auf und ihr kindliches Lachen brachte Jo fast zum Heulen. „Du meinst die gackernde Gockelschar?“, kicherte sie und erzählte ihm schnell, was ihr Vater auf der Heimfahrt gesagt hatte und, dass er das ganze Wochenende lang gelacht habe. Jo drückte Josefine noch einmal ganz fest an sich. „Kleines, ich muss los. Eigentlich sollte ich schon längst die ersten fünfzig Kilometer hinter mir haben.“, sprach er und in seiner Stimme schwang eine gewisse Traurigkeit mit. Er griff nach einer Box, die auf dem Fahrersitz lag und reichte diese an Josefine weiter. „Für mich?“, stutzte sie neugierig und Jo nickte. „Na mach schon auf.“, forderte er die Kleine auf. Josefine riss die Augen auf, als aus der Box ein Handy zum Vorschein kam. „Danke!“, brachte sie fast sprachlos hervor und fiel Jo mit Freudentränen um den Hals. Im Eiltempo erklärte er ihr, wie das Ding funktionierte. „Ich habe von allen die Telefonnummern eingespeichert und eine Truckergruppe erstellt, auf der kannst du die ganzen Bilder von eurer Tour an uns alle schicken. Ich bestehe darauf, dass ich täglich einen Reisebericht und Bilder von dir erhalte.“, sagte er mit etwas zitternder, rauer Stimme. Dann wünschte er Armin und Josy eine gute Fahrt. Er stieg in seinen LKW, winkte noch einmal kurz, warf Josefine noch ein paar Handküsse zu und weg war er. Nach ca. hundert Metern trat Jo noch einmal fest auf die Bremse, legte den Rückwärtsgang ein, öffnete das Fenster und reichte grinsend Josefine´s Namensschild an Armin weiter, winkte noch einmal und diesmal war er dann auch wirklich weg. Auch Armin und Josefine machten sich auf den Weg. Gegen dreiundzwanzig Uhr vibrierte das neue Handy von Josy. Neugierig nahm sie es in die Hand. Sie strahlte über das ganze Gesicht, als sie sah, dass es eine Nachricht von Jo war.

Darin stand: „Hallo Kleines, ich bin noch nicht einmal hundert Kilometer unterwegs und schon vermisse ich meine bezaubernde Beifahrerin, die mich immer zum Lachen bringt. Mein jetziger Beifahrer hat sich leider als ein arrogantes, schleimiges Arschgesicht heraus gestellt. Armin kann sich glücklich schätzen, dich als Beifahrerin zu haben. Ich hoffe, ihr werdet viel Spaß auf eurer Tour haben und, dass er dir viel von Brüssel und Paris zeigen kann. So und jetzt wird es Zeit glaube ich, für dich in die Koje zu kriechen. Ich wünsche dir eine gute Nacht, schicke dir eine dicke Umarmung und tausend Gute-Nacht-Küsse. Ich werde versuchen, mich täglich bei euch zu melden. Bussi, Jo.“. Armin lachte laut auf, als Josy im die Nachricht vorlas. „Ich denke, du solltest seinen Befehl befolgen und zu Bett gehen.“, wandte sich Armin an sie. Josefine nickte und krabbelte ohne Proteste in die Koje, zog ihren Schlafanzug an, bevor sie sich noch einmal hinausbeugte, um Armin einen Gute-Nacht-Kuss auf die Wange zu drücken. „Gute Nacht Armin.“, hauchte Josefine zu ihm, dabei strahlte er über das ganze Gesicht. „Gute Nacht Kleines.“. Schnell schickte sie noch eine Nachricht an Jo und schlief auch kurz darauf ein.

Als Josefine am Morgen erwachte, schlief Armin schnarchend neben ihr. Weil sie von draußen Geräusche vernommen hatte, kroch sie leise aus der Koje, schob den Vorhang etwas bei Seite und spähte hinaus. Die Sonne strahlte durch das Fenster hinein und Josy hatte alle Mühe, etwas zu erkennen. Sie standen auf keinem Rastplatz. Soviel konnte sie erkennen, als sie ein großes Metallschiebetor vor sich erblickte, das an einem langen dicken Eisenzaun angrenzte. Dazwischen standen Bäume und Sträucher. Im Innenhof selbst herrschte schon reges Treiben. Tore wurden geöffnet, Hubwagen mit großen, voll gestapelten Paletten wurden auf die Rampe geschoben. Irgendwo quietschte ein weiteres Rolltor und ein Transporter fuhr an die Laderampe. Josefine erschrak, als plötzlich jemand gegen die Fahrertür hämmerte und „Armin“ brüllte. Neugierig kletterte Josefine auf die Fahrerseite und schob auch diesen Vorhang zur Seite. Noch immer klopfte es und eine junge Frau mit einem Säugling auf dem Arm rief seinen Namen. Josefine öffnete vorsichtig die Tür und die Frau starrte Josy an. „Er schläft noch, soll ich ihn wecken?“, erkundigte sich Josefine bei der Frau schüchtern. Doch diese schüttelte verwirrt den Kopf. „Nicht nötig Kleines, bei dem Krach, den Stella da veranstaltet, kann man nicht länger schlafen.“, meinte Armin, der aus seiner Koje hervor krabbelte und Stella verschlafen begrüßte. Mit einer Handbewegung scheuchte er Josefine vom Fahrersitz. Er startete den LKW und fuhr auf‘s Firmengelände. Dort setzte er den Truck rückwärts an eine Verladerampe, öffnete die Ladeluken und gab einem Lagerarbeiter ein Zeichen, dass er abladen konnte. Danach begrüßte er einen Mann, welcher offensichtlich der Inhaber dieses Betriebs war und stellte ihm Josefine vor. Er betonte dabei stolz, dass sie die Tochter seines Bosses war. Die junge Frau, die an Armin´s LKW geklopft hatte, winkte Josefine zu. Stella deutete an, dass Josefine ihr folgen sollte. Sie führte Josy in eine kleine Küche, in der es einen reichlich gedeckten Frühstückstisch gab. Sogar warmer Kakao stand auf dem Tisch. „Setz dich. Ihr habt bestimmt noch nicht gefrühstückt. Übrigens heiße ich Stella und das ist Aron unser Sohn. Der ältere Herr da draußen ist mein Mann und Aron´s Vater.“, erklärte sie Josefine. Armin und Herr Kronmann, der Inhaber von Brüssel – Group, stießen kurze Zeit später zu den beiden Frauen. Stella erwähnte Josefine gegenüber, dass Armin einen besonderen Service hier in der Firma bekam, wenn sie wussten, dass er auf dem Weg hier her war. Dabei deutete sie auf den reichhaltigen Frühstückstisch. Armin sei auch der einzige der Firma Jansen & Partner, der diesen Luxus bekam. Schließlich hatte er einmal Stella und ihrem Mann bei einem Eilauftrag aus der Patsche geholfen. Josefine ahnte zu dieser Zeit noch nicht, dass sich aus dieser ersten Begegnung heraus, eine langjährige Geschäftsverbindung und Freundschaft entwickeln würde. Armin wählte am nächsten Morgen eine private Autobahn, die von Belgien nach Frankreich führte. Er zahlte hierfür eine enorme Autobahngebühr. Aber die Autobahn wäre gut zu fahren, kaum Verkehr, wie auf den üblichen mautfreien Straßen, dadurch würde man zügiger voran kommen und auch die Nerven schonen. Josefine holte nun nach, die Bilder in die neue Truckergruppe zu stellen, weil der vergangene Abend lang geworden war und sie zu spät zu Bett gekommen waren. Während Armin seinen nächtlichen Schlaf am Tag nachholte nach der Ankunft bei Brüssel – Group, zeigten Stella und Aron ihr Brüssel. Sie stand vor dem Atomium, fuhr mit den beiden durch das Bankenviertel und sah viele weitere Sehenswürdigkeiten von Brüssel. Am Abend luden Stella und ihr Mann sie noch zu einem luxuriösen Abendessen ein.

Josefine drückte gerade die Taste Senden, als es einen lauten Knall gab und der LKW anfing zu holpern. Erschrocken blickte sie zu Armin, der laut fluchte und dabei den Truck auf dem Seitenstreifen zum Stehen brachte. „Das kann ja heiter werden. Ich hoffe, du hast gut gefrühstückt Keines, denn jetzt wird pure Muskelkraft benötigt. Wir haben einen Reifenplatzer.“, sagte Armin und grinste dabei Josefine frech an. „Hinter deinem Sitz