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Tauche ein in die faszinierende Welt der giftigen Tiere und heilenden Pflanzen! Hast du schon mal von Parasiten gehört, die Schafe in Zombies verwandeln, von den giftigsten Schlangen und Spinnen Europas oder von Pflanzen, die deinen Verstand nehmen oder dein ganzes Leben verändern können? Wolfgang Dibiasi, Biologe, Mentaltrainer und gefeierter YouTuber mit aktuell über 160.000 Abonnenten, entführt dich in "Geheimnisse der Wildnis" auf eine atemberaubende Reise. Dieses Buch ist eine Sammlung seiner aufregendsten und gefährlichsten Erlebnisse in der Natur, gespickt mit Geschichten von giftigen Schlangen, manipulativen Parasiten und heilenden, aber auch giftigen Pflanzen. Viele seiner Abenteuer haben ihn bis heute geprägt. Was macht dieses Buch so besonders? Einzigartige Geschichten: Erlebe hautnah die Abenteuer eines Biologen, der sich auf giftige Tiere spezialisiert hat. Wolfgang Dibiasi teilt seine persönlichen Erlebnisse und vermittelt dabei wertvolles Wissen. Fesselnde Erzählweise: Von der ersten Begegnung mit einer wilden Giftschlange bis hin zu nächtlichen Abenteuern im Wald – die Geschichten sind so spannend erzählt, dass du das Buch nicht mehr aus der Hand legen willst. Fachwissen aus erster Hand: Mit einem Studium der Biologie und der Zoologie und jahrelanger Erfahrung bietet Dibiasi fundiertes Wissen über die Tiere und Pflanzen, die er beschreibt. Praktische Tipps: Erfahre, wie man sich bei Begegnungen mit gefährlichen Tieren richtig verhält, welche Pflanzen heilende Kräfte besitzen und welche du besser nicht anrührst. Inspirierende Botschaften: Lerne, wie du deine Ängste überwinden, deine Ziele erreichen und die Natur als Lehrer und Heiler annehmen kannst. Ein Buch für alle Naturliebhaber und Abenteurer "Geheimnisse der Wildnis" richtet sich an alle, die sich für giftige Tiere und Heilpflanzen interessieren. Es ist das perfekte Geschenk für Naturfreunde, Abenteurer und alle, die mehr über die faszinierende Welt der Wildnis erfahren möchten oder spannende Geschichten mögen, die auf wahren Begebenheiten basieren. Erlebe die Wildnis wie nie zuvor und lasse dich von den Geschichten und Erfahrungen eines echten Abenteurers inspirieren. Bestelle noch heute dein Exemplar von "Geheimnisse der Wildnis" und tauche ein in eine Welt voller Gefahren und Wunder!
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 542
Veröffentlichungsjahr: 2023
© Wolfgang Dibiasi
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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek.
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind
im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen:
ISBN Softcover: 978-3-96967-458-1
ISBN eBook: 978-3-96967-459-8
Originale Erstausgabe 2024
© by Eulogia Verlags GmbH
Eulogia Verlags GmbH
Gerhofstraße 1–3
20354 Hamburg
Lektorat: Sandra Pichler
Satz und Layout: Tomasz Dębowski
Covergestaltung: Aleksandar Petrović, unter Verwendung von
© reptiles4all/Shutterstock.com, © elena_prosvirova/Shutterstock.com, © Kurit afshen/Shutterstock.com.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags.
Alle Bilder ohne expliziten Quellennachweis stammen vom Autor und unterliegen dessen Urheberrecht. Für Bilder mit Quellennachweis liegen die Rechte bei den jeweiligen Urhebern, wie angegeben.
Vorwort
Die große Reise
Wie alles begann
Meine erste Begegnung mit einer wild lebenden Schlange
Kontrolliere deine Angst! Meine erste Giftschlange
Die Natur: Dein Lehrer, dein Meister, dein Heiler
Von Bären, Wölfen und anderen großen Tieren
Giftschlange gesucht, Bär gefunden
Unheimliche Begegnung nachts im Wald
Verfolgungsjagd in Kroatien
Der böse Wolf und des Menschen bester Freund: Die Wahrheit über Wolf und den Hund
Leg dich nicht mit einem Hirsch an …
Die Kleinen
Auch Schmetterlinge können tödlich sein
Ein Insekt, mit dem du dich nicht anlegen solltest
Überfall auf Touristen, wegen Parasiten
Europas schmerzhafteste Insektenstiche
Der Spinnen-Killer
Warum Wespen keine Arschlöcher sind
Angriff der Hornissen
Wie verhält man sich bei einem Angriff von sozialen Insekten?
Naturwunder Honigbiene
Der Mythos der „Killerbiene“
Gift und Medizin zugleich
Ein großer Brummer
Spinnen
Winziger Räuber, riesige Beute: Die übertriebene Stärke der Krabbenspinne
Eine Reise in den Süden: Die Suche nach der giftigsten Spinne Europas
Stell dich deiner Angst: Eine massive Tarantel
Steck deinen Finger nicht in … Zu spät …
Macrothele calpeiana: Die europäische Version der Trichternetzspinne
Der Säbelzahntiger unter den Spinnen
Übernachtung in einem Spinnennest
Was ich einer Nosferatu-Spinne beigebracht habe
Was mir eine Wespenspinne beigebracht hat
Kleine Stiche mit großen Folgen
Mein heftigster Insektenstich ever!
Der Stich der gefürchteten Vinchuca
Brutaler Sex bei den Bettwanzen
Die gefährlichsten Insekten der Welt
Sie machen Jagd nach dir
Tote Zecken plötzlich an meinem Körper! Was ist hier los?!
Pflanzen: Heilbringend, lebenserhaltend, tödlich
Tödliche Schönheit (fast) hautnah: Der Eisenhut
Verführerische Schönheit: Iss mich (nicht!)
Zwischen Ersticken und Verbrennen: Der Schierling und der Riesen-Bärenklau
Der „Todesbaum“ Europas: Taxus baccata
Dieser Pilz beginnt dich zu töten, bevor du es merkst
Die Verwandlung in ein Tier
Die einzige Heilpflanze, die du brauchst: die Schafgarbe
Diese Pflanze wird dich glücklich machen
Kopfschmerzen? Versuch’s mal damit!
Ein Bad in einem Haufen voller Brennnesseln
Die „Anti-Stress-Pflanze“
Desinfektionsmittel selber herstellen
Heilpflanzen: Eine neue Lebensweise
Noch mehr Schlangen-Storys
Die erbitterte Suche nach der giftigsten Festlandschlange Europas
Mein erster Schlangenbiss (mit Gift)
Die verblüffende Wahrheit über Schlangen, die kaum jemand kennt
Mein schlimmster Schlangenbiss
Die schaurige Welt der Endo-Parasiten
Vier Frauen und ein Parasit
Du machst, was ich will: Die bizarre Welt der manipulativen Neuroparasiten
Magst du zufällig Katzen?
Parasiten im Gehirn: Das Paket des Jägers
Schwindelige Zombie-Schafe: Der Drehwurm
Grausige Entdeckung: Der tödlichste Parasit Europas
1,5 Milliarden Menschen sind mit diesem Parasiten infiziert
Die schockierende Wahrheit über Parasiten, die nur die wenigsten kennen
Sie beobachten uns … jederzeit
Der innere Frieden, den mir Parasiten gebracht haben
Gefährliche Tiere im Wasser
Ein Menschenfresser im Süßwasser?
Ein wütender Hecht ist auch nicht schlecht
Wer ist gefährlicher? Haifisch oder Petermännchen?
Blutrünstige Haie?
Giftige Haie
Eine Riesenqualle streicheln – eine gute Idee?
Kontakt mit der giftigen Leuchtqualle
Die gefährlichsten Nesseltiere Europas
Die unsterbliche Hydra
Add-on: Außerhalb von Europa
Dort, wo die Klapperschlangen Gute Nacht sagen
Jugendlicher Leichtsinn
Der Mann, der mich zur Vernunft brachte
Der Dschungel – ein gefährlicher Ort voller Schönheit
Auf Konfrontation mit 21 Krokodilen
Arbeiten mit der gefährlichsten Giftschlange Afrikas?
Verfolgungsjagd mit der (fast) giftigsten Schlange der Welt
Wenn dir die giftigste Spinne der Welt entgegenspringt …
Schlusswort
Rechtlicher Hinweis
Der Autor und der Verlag dieses Buches möchten ausdrücklich darauf hinweisen, dass alle beschriebenen Erlebnisse und Handlungen auf den persönlichen Erfahrungen des Autors basieren. Dieses Buch ist nicht dazu gedacht, Leser dazu zu ermutigen oder anzuregen, die beschriebenen Handlungen nachzumachen oder selbst auszuprobieren.
Weder der Autor noch der Verlag übernehmen Verantwortung oder Haftung für Unfälle, Verletzungen oder sonstige Missgeschicke, die durch das Nachahmen oder Umsetzen der im Buch beschriebenen Handlungen entstehen können.
Alle Informationen und Beschreibungen in diesem Buch sind ausschließlich zu Informations- und Unterhaltungszwecken gedacht. Jegliche Handlungen im Zusammenhang mit giftigen Tieren und Pflanzen erfordern Fachwissen und sind potenziell gefährlich. Es wird dringend davon abgeraten, ohne ausreichende Fachkenntnisse und Sicherheitsvorkehrungen mit giftigen Tieren und Pflanzen umzugehen.
Indem Sie dieses Buch lesen, erkennen Sie an, dass Sie sich des Risikos bewusst sind und dass weder der Autor noch der Verlag für etwaige Schäden haftbar gemacht werden können.
Ich erinnere mich noch gut daran, als ich Wolfgang vor über einem Jahrzehnt kennengelernt habe. Damals war er ein Zoologie-begeisterter Student, der bei mir eines seiner ersten Bücher, „Die Schlangen Südtirols“, verlegte. Schon damals zeichnete sich ab, dass er eine große Leidenschaft für die Welt der Tiere, insbesondere für die Schlangen, hatte. Diese Leidenschaft und sein unermüdlicher Einsatz führten später dazu, dass er bei mir seine herausragende Masterarbeit verfasste.
In einem Interview erzählte Wolfgang einmal, dass er sich als Kind vor Schmetterlingen gefürchtet hat – eine Ironie des Schicksals, wenn man bedenkt, dass er heute als erfolgreicher YouTuber auf seinem Kanal „Der YouTube Biologe“ seine Faszination für Gifttiere mit der Welt teilt. Mit seinem mitreißenden Storytelling gelingt es ihm, junge Menschen für die Zoologie und Biowissenschaften zu begeistern. Eine Eigenschaft, die ich mir von mehr Wissenschaftlern wünschen würde.
Wolfgangs Arbeit und seine Fähigkeit, komplexe biologische Themen verständlich und spannend zu präsentieren, tragen erheblich dazu bei, das Interesse und die Begeisterung der jungen Generation für die Naturwissenschaften zu wecken. Seine Reise von einem neugierigen Studenten zu einem einflussreichen Wissenschaftskommunikator ist beeindruckend und inspirierend zugleich. Es erfüllt mich mit Stolz und Freude, seinen Werdegang begleiten zu dürfen und zu sehen, wie er die Faszination für die Tierwelt in die Welt hinausträgt.
In diesem Buch, „Geheimnisse der Wildnis“, nimmt uns Wolfgang mit auf eine Reise in die tiefen Wälder, die verborgenen Ecken Europas und an Orte, die von den meisten gemieden werden. Wir begegnen Kreaturen, die einem das Blut in den Adern gefrieren lassen, und erfahren von Entdeckungen, die das menschliche Verständnis herausfordern. Seine Erlebnisse mit Parasiten, Schlangen, Spinnen und Heilpflanzen sind nicht nur lehrreich, sondern auch eine Erinnerung daran, dass die Natur, so gefährlich sie auch sein mag, immer noch das größte und wertvollste Wunder von allen ist.
Neben seiner Tätigkeit als YouTuber war Wolfgang auch maßgeblich am Aufbau des YouTube-Kanals des „Instituts für Zoologie“ beteiligt. Sein Engagement und seine Expertise haben dazu beigetragen, dass wissenschaftliche Inhalte einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Zudem ist er ein wertvoller Berater für das zukünftige Science Center „MikroMondo“, das in Tirol eröffnet werden soll. Dieses Zentrum wird Einblicke in die faszinierende Welt der Biologie im Kleinsten geben und durch Wolfgangs Einfluss sicherlich ein Anziehungspunkt für viele Naturinteressierte werden.
Die Relevanz ausgezeichneter Wissenschaftskommunikation kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. In einer Zeit, in der wissenschaftliche Erkenntnisse für das öffentliche Verständnis von großer Bedeutung sind, ist es unerlässlich, dass diese Informationen klar und zugänglich vermittelt werden. An der Universität Innsbruck wird dies im Rahmen des Masterstudiums Zoologie besonders betont. Wolfgangs Erfolg und seine Fähigkeit, ein breites Publikum zu erreichen, zeigen, wie wichtig und wirkungsvoll gute Wissenschaftskommunikation sein kann. Sie trägt dazu bei, die Kluft zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu überbrücken und das Verständnis und die Wertschätzung für die Natur zu fördern.
Ein besonderes Highlight in Wolfgangs akademischer Laufbahn war sein Gastvortrag im Rahmen der Vorlesung „Spezielle Tierphysiologie“ an der Universität Innsbruck. Diese Vorlesung, die sich unter anderem mit Gifttieren beschäftigt, bot ihm die Gelegenheit, sein Wissen und seine Erfahrungen als Student mit seinen Kommilitonen zu teilen. Sein Vortrag beeindruckte nicht nur durch die Tiefe seines Wissens, sondern auch durch seine Fähigkeit, komplexe Themen auf verständliche und fesselnde Weise zu vermitteln.
Wolfgangs Arbeit ist ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Wissenschaft und Begeisterung Hand in Hand gehen können. Seine Geschichten und Erlebnisse ermutigen uns, die Natur mit anderen Augen zu sehen und die vielen Wunder, die sie zu bieten hat, zu schätzen. Dieses Buch ist nicht nur ein Sachbuch über gefährliche Tiere, sondern auch eine Einladung, sich für die Natur zu begeistern und ein Leben voller Zufriedenheit und Unabhängigkeit aufzubauen.
Ich lade Sie ein, sich auf diese spannende Reise zu begeben und die Geheimnisse der Wildnis durch Wolfgangs Augen zu entdecken. Lassen Sie sich inspirieren und faszinieren von der Vielfalt und Schönheit der Natur, die uns umgibt.
Viel Freude beim Lesen
Diplom-Biologe ao. Prof. Dr. Thorsten Schwerte
Wie alles begann
Ich war ein kleiner Junge, der noch nicht lesen konnte, sich aber für die Natur begeisterte. In meinen Händen hielt ich ein kleines, altes Büchlein über Tiere und Pflanzen. Die Ränder des Büchleins waren bereits abgenutzt und die Folie, in die es eingebunden war, fing bereits zu bröckeln an. Dieses Büchlein blätterte ich mehrmals am Tag durch und begutachtete die Fotos von den verschiedenen Tieren, die darin enthalten waren. Weil ich noch nicht lesen konnte, mussten mir die Erwachsenen entweder den Text vorlesen oder mir zusammenfassend erklären, was darin stand.
Nachdem ich der Meinung war, genug Informationen erhalten zu haben, blätterte ich weiter, zeigte auf das nächste Foto und fragte meine Mutter: „Und das hier? Was ist das?“ Meine Mutter erzählte mir ein bisschen was, ehe sie verstummte. Ich blätterte weiter und sah mir das nächste Tier an. Als ich es sah, veränderte sich sofort meine Gefühlslage. Zunächst noch relativ entspannt, machte sich nun ein ganz neues Gefühl in mir breit. Dieses eine Tier zog mich regelrecht in seinen Bann. Ich konnte nicht aufhören, es mir anzuschauen. Sein stechend scharfer und durchdringender Blick wurde durch seine leuchtend orangen Augen zusätzlich verstärkt. Allein durch seinen Blick und sein Äußeres vermochte das Tier in mir eine Mischung aus Faszination, aber auch großen Respekt auszulösen.
Aufgeregt stellte ich meiner Mutter die Frage, die sie schon unzählige Male von mir gehört hatte: „Das hier auf dem Bild … Was ist das?“
„Das hier ist eine Schlange und die solltest du niemals anfassen.“
Ich war erstaunt und wollte wissen, warum man diese Tiere nicht anfassen sollte.
Darauf folgte ein kurzes und knappes „Weil sie giftig ist“.
„Und was bedeutet das? Giftig?“
„Das bedeutet, dass sie dich beißt und dir dann ein Gift verabreicht. Dadurch kannst du sterben.“
Damit wurde das Feuer der Begeisterung entfacht. Besonders fasziniert hat mich, dass dieses Tier offensichtlich jemanden, der sehr viel größer und stärker ist als es selbst, einfach so aus dem Leben befördern kann, und dafür nicht mehr als einen einzigen Biss benötigt. Jetzt wollte ich mehr wissen. Was gibt es für Schlangen? Wie groß werden sie? Wo leben sie? Warum habe ich noch nie eine gesehen? Wo kann ich Schlangen finden?
Meine Eltern erhielten ihren ersten offiziellen Bildungsauftrag von mir. Ich wollte mehr Bücher über Schlangen haben und Dokumentationen über Schlangen schauen. Irgendwann wollte ich echte Schlangen beobachten. Es blieb nicht nur bei den Schlangen. Denn mir entging nicht, dass auch andere Tiere giftig sein können. Verschiedene Insekten, Spinnen und andere Tiere. Alles, was auf irgendeine Art und Weise „heimlich“ gefährlich sein konnte, zog mich an, wie ein Magnet.
Es versteht sich von selbst, dass eine Mutter zunächst nicht sonderlich begeistert ist, wenn sich ihr Sohn für Tiere interessiert, die ihm gefährlich werden könnten. Trotzdem haben meine Eltern dieses Interesse weiter gefördert und mir auf meinen Wunsch jede einzelne Dokumentation aufgenommen, in der Schlangen, Spinnen oder andere derartige Tiere zu sehen waren. Diese Filme habe ich mir unzählige Male angeschaut und bis heute kenne ich jede einzelne Stelle auswendig. Besonders fasziniert haben mich Dokumentationen, in denen man Menschen gesehen hat, die solche Schlangen in freier Natur aufspüren, fotografieren und filmen. Menschen, die mit diesen gefährlichen Tieren offensichtlich sehr gut umzugehen wussten. Diese Menschen hatten in meinen Augen eine Art Superkraft. Die Kraft, mit gefährlichen Tieren kommunizieren zu können, sodass ihnen nichts passiert.
Obwohl meine Eltern mein Interesse gefördert haben, versuchten sie mir trotzdem sehr deutlich klarzumachen, dass man solchen Tieren besser nicht zu nahekommt und dass ich auf keinen Fall eine Schlange einfangen soll, wenn ich jemals eine in freier Wildbahn zu Gesicht bekommen sollte. Ich willigte zunächst ein und erklärte meinen Eltern, dass ich Schlangen niemals anrühren würde. Doch dabei blieb es nicht.
Meine erste Begegnung mit einer wild lebenden Schlange
Meine erste Schlange habe ich gefangen, bevor ich lesen und schreiben gelernt habe. Das war damals ein Riesentheater. Ich war mit meiner Großmutter unterwegs. Sie hatte zu dieser Zeit große Angst vor Schlangen. Das hielt mich allerdings nicht davon ab, Steine umzudrehen, wann immer ich mit ihr draußen im Feld unterwegs war. Meine Großmutter bat mich darum, die Steine liegen zu lassen, weil darunter Schlangen sein könnten. Das habe ich natürlich nicht als Anlass dafür genommen, mit dem Steineumdrehen aufzuhören. Nein, jetzt wollte ich erst recht wissen, was unter den Steinen war. Um es mal in der Sprache eines „normalen“ Kindes auszudrücken: „Mach dieses Geschenk auf keinen Fall auf! Es könnte sein, dass sich darin vielleicht das Coolste befinden könnte, was du jemals gesehen hast!“ Welches Kind hört denn bitte darauf? Ich jedenfalls nicht. Und so drehte ich jeden einzelnen Stein um, den ich mit meinen kleinen Händen bewegen konnte. Unter einem von ihnen war tatsächlich eine Schlange. Meine erste Schlange in freier Wildbahn.
Weil ich Unmengen an Zeit damit verbrachte, mir Bilder von Schlangen anzusehen, erkannte ich sofort, dass es sich um eine ungiftige Zornnatter handelte. Das bedeutete, dass ich nur ein bisschen bluten würde, wenn sie mich beißen würde. Was ich damals noch nicht wusste: Auch der Biss einer ungiftigen Schlange kann sehr unangenehme Folgen nach sich ziehen. Diese Erfahrung sollte ich aber erst 23 Jahre später machen.
Die Schlange spannte sich an und schnappte blitzschnell in meine Richtung. Als ich zur Seite sprang, versuchte sie zu flüchten, doch es gelang mir, sie zu packen. Mit einem Stock fixierte ich ihren Kopf und ergriff sie direkt am Nacken, damit sie mich nicht beißen konnte. Ich wusste durch die unzähligen Dokumentationen, wie man eine Schlange fängt. Das soll nicht bedeuten, dass ich so etwas weiterempfehlen würde. Wenn du, lieber Leser, den Umgang mit Schlangen erlernen willst, kontaktiere einen Profi, der es dir Schritt für Schritt beibringt.
Voller Stolz rannte ich mit der Schlange zu meiner Großmutter, um ihr meinen Fang zu präsentieren.
Sie fing allerdings panisch zu schreien an: „Spinnst du! Schmeiß sie weg!“
Ich ließ die Schlange fallen und sie schlängelte sich davon.
Meine Großmutter war außer sich und ich durfte mir erst mal ihr Geschimpfe anhören.
Ich war damals knappe fünf Jahre alt und ließ mir immer noch die Texte aus den Büchern vorlesen oder nacherzählen. In dem Alter wusste ich aber bereits, wie man in meiner Gegend Giftschlangen von ungiftigen Schlangen unterscheiden kann.
Als ich ihr versuchte zu erklären, dass diese Schlange harmlos ist, antwortete sie nur: „Nein! Du verstehst das noch nicht!“
Ich war deswegen ziemlich sauer auf meine Großmutter. Inzwischen kann ich gut nachvollziehen, dass es sehr besorgniserregend sein kann, wenn der eigene Enkel plötzlich mit einer Schlange daherkommt, wenn man noch dazu selber große Angst vor diesen Tieren hat.
Obwohl mir meine Großmutter ausdrücklich verboten hatte, jemals wieder eine Schlange zu ergreifen, blieb es natürlich nicht dabei. Ich machte mich bei jeder Gelegenheit aufs Neue auf in die Natur, um dort nach Schlangen zu suchen. Die Zornnatter war in dieser Gegend die häufigste Schlange. Mit etwas Glück fand ich Äskulapnattern oder Ringelnattern. Die einzige Giftschlange, die in dieser Gegend lebte, war die Aspisviper. Diese ist jedoch eine sehr versteckt lebende Art, die insbesondere im Sommer vermehrt in der Dämmerung aktiv ist, weshalb ich am Anfang nie eine gefunden habe. Bis zu jenem Zeitpunkt, an dem ich mich am Ende eines sehr langen Sommertages erneut auf ein kleines Abenteuer eingelassen habe.
Kontrolliere deine Angst! Meine erste Giftschlange
Zu dem Zeitpunkt war ich etwa sechs Jahre alt und hatte schon meine ersten Erfahrungen mit Schlangen gesammelt. Ich wusste, wo diese Tiere leben, zu welchen Uhrzeiten sie aktiv sind und wie ich sie am besten finden konnte. Außerdem konnte ich inzwischen lesen. Meine Lesekünste waren zwar noch ziemlich holprig und ich hatte Mühe, einzelne Wörter zu entziffern. Aber es reichte, um den Inhalt eines Sachbuches zu begreifen.
Die Aspisviper war im Hochsommer sehr früh am Morgen und in der Dämmerung aktiv. Kein Wunder, dass ich am helllichten Tag niemals eine gefunden hatte. Wenn ich jemals eine Aspisviper sehen wollte, müsste ich in der Dämmerung ausrücken. Es gab da nur ein kleines Problem … Die Dämmerung war eine Zeit, zu der ich bereits zu Hause sein musste. Außerdem wurde es mir im Wald zu unheimlich, sobald die Sonne unterging. Doch an diesem Tag bekam ich eine Gelegenheit, die ich auf jeden Fall nutzen wollte.
Meine Großeltern feierten draußen in den Feldern eine Grillparty. Auf einem flachen Hügel stand ein kleines Häuschen, das sie tagsüber als Unterkunft benutzten, während sie Pause von der Feldarbeit machten. Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwand, nutzte ich die Gelegenheit und machte einen kleinen „Spaziergang“.
Etwas weiter draußen in den Feldern, fernab vom kleinen Haus, schlenderte ich einen Feldweg entlang und kam zu einer Kreuzung, neben der ein Haufen Steine lag. Kleine Steine, große Steine, Felsen und ein paar Baumstämme waren dort verstreut. Dazwischen wuchsen hohe Grashalme und Brombeeren. Der perfekte Lebensraum für eine Aspisviper.
Ich hielt mich eine Weile an diesem Ort auf und suchte nach der Schlange. Allerdings konnte ich keine finden und machte mich irgendwann frustriert auf den Rückweg. Auf dem Weg zurück zum Häuschen fiel mir allerdings ein schmaler Weg auf, der vom Feldweg in einen kleinen und lichten Wald führte. Ohne mir etwas zu erwarten, entschloss ich mich, diesem Weg zu folgen, um zu schauen, wohin er führte. Der Weg endete blind im Wald und erschien mir ziemlich langweilig, weshalb ich beschloss umzudrehen. Kurz vor Erreichen des vorherigen Feldweges blieb ich allerdings schlagartig stehen.
Direkt vor mir lag mitten auf dem Weg ausgestreckt eine erwachsene, männliche Aspisviper. Mein Puls schoss im Bruchteil einer Sekunde ins Unendliche. Die Augen und der stechende Blick – genau wie das Foto aus dem Buch. Im echten Leben war das alles noch mal deutlich intensiver. Es ist ein großer Unterschied, ob du ein wildes Tier auf einem Foto anschaust oder ihm in freier Wildbahn gegenüberstehst.
Mit meinen damaligen sechs Jahren war ich noch kein ausgewachsener Mann und so erschien mir diese Viper riesengroß, obwohl sie schätzungsweise nur etwa 80 cm maß. Ich konnte es nicht fassen, dass ich nach so langer Zeit endlich eine Giftschlange zu Gesicht bekam. Meinen Herzschlag spürte ich bis in meinen Kopf. Jedes einzelne Körperteil pulsierte regelrecht vor lauter Aufregung. Ich wollte diese Schlange einfangen. Doch zugleich hallten die Worte meiner Mutter durch meinen Kopf: „Wenn dich so eine beißt, kannst du sterben …“
Für Erwachsene ist der Biss einer Aspisviper kein Weltuntergang. Es ist extrem schmerzhaft; die gebissene Extremität schwillt an und verfärbt sich rot-bläulich. Übelkeit, Erbrechen und Schweißausbrüche können hinzukommen. Ein gesunder und erwachsener Mensch sollte sich im Normalfall nach ein paar Tagen von einem solchen Schlangenbiss erholen. Dennoch ist der Biss der Aspisviper auch für Erwachsene keineswegs zu unterschätzen. Durch die geringe Körpermasse ist der Biss dieser Schlange für ein Kind deutlich gefährlicher als für Erwachsene. Dessen war ich mir zum Zeitpunkt der Begegnung bewusst. Es war nicht nur die Angst vor dem giftigen Biss der Schlange, die mich am Anfang davon abhielt, die Schlange zu ergreifen. Ich wusste, dass ich im Falle eines Bisses keine andere Wahl hatte, als die Erwachsenen um Hilfe zu bitten. Dann würde ich aber eingestehen müssen, dass sie recht hatten und dass ich keine Schlangen anrühren sollte. Ich hätte es als eine Schande empfunden, einen solchen Fehler zugeben zu müssen. Außerdem hatte ich Angst, dass mir meine Eltern zukünftig verbieten würden, jemals wieder alleine raus in die Natur zu gehen. Trotzdem wollte ich diese Schlange nicht einfach nur dahinziehen lassen. Schließlich gelang es den Leuten aus den Dokumentationen auch, Giftschlangen zu fangen. Doch wann immer ich mich der Schlange nähern wollte, hielt mich meine Angst zurück. Ich fing an zu schwitzen und mein Herz-Kreislauf-System veranstaltete ein regelrechtes Heavy-Metal-Konzert. Die Viper blieb dabei völlig regungslos auf dem Boden liegen, während ich einen inneren Monolog führte: „Du musst deine Angst kontrollieren. Du bist zu aufgeregt. Du zitterst und schwitzt. Du musst dich beruhigen.“
Ich atmete ein paar Mal tief ein. Mein Puls beruhigte sich ein wenig. Ich versuchte noch mal, einen Schritt auf die Schlange zuzugehen. Doch erneut hielt mich meine Angst zurück. Die Schlange blieb währenddessen seelenruhig auf dem Boden liegen und beobachtete mich, während ich mich über mich selbst in Grund und Boden ärgerte. Fast hatte es den Anschein, als würde sich die Viper denken: „Ich bleib’ hier so lange liegen, wie ich will. Dieser Junge hat sowieso zu große Angst vor mir …“
Ich setzte mich kurz hin und sah der Viper in die Augen. Sie drehte den Kopf zur Seite und wollte sich davonschlängeln. Plötzlich erwachte in mir eine Art Jagdinstinkt, der die Angst betäubte. Ich hatte so lange gewartet, eine solche Schlange zu finden, und jetzt kroch sie einfach vor mir davon. Nein! Ich sprang auf, stürzte mich auf die Schlange und ergriff sie am hinteren Körperdrittel.
Sofort fing die Viper an bedrohlich zu zischen und versuchte, nach mir zu schnappen. Mein Puls war inzwischen so stark, dass ich das Gefühl hatte, jemand würde von innen gegen meine Brust schlagen. Dennoch blieb ich konzentriert. Während die Schlange zischte und versuchte, sich aus meinem Griff zu befreien, nahm ich mit der anderen Hand einen Stock und fixierte ihren Kopf. Dann ergriff ich sie mit der einen Hand direkt hinter ihrem Kopf. Während ich sie festhielt, zischte sie weiter und versuchte sich mit ihrem Körper aus meinem Griff zu befreien. Ich wollte ihre Giftzähne anschauen. Also ließ ich sie in ein Stück Stoff beißen. Die Schlange riss ihr Maul auf und schlug ihre Giftzähne hinein. Der Stoff wurde daraufhin feucht, weil die Viper Gift aus ihren Zähnen entlassen hatte.
Vipern beißen nicht einfach zu, indem sie das Maul auf- und zumachen wie ein Hund oder eine Echse. Diese Schlangen schlagen ihre Giftzähne regelrecht in ihr Opfer, indem sie das Maul weit aufreißen und dann blitzschnell mit Schwung zubeißen, sodass die Giftzähne die Haut des Opfers ohne Probleme durchdringen.
Diesen Schwung und die Art und Weise, wie die Schlange ihre Giftzähne in das Gewebe schlug, konnte man fühlen, wenn man sie hinter dem Kopf festhielt. Es war ein schauriges Gefühl, als ich mir vorstellte, wie es sich anfühlen musste, von einer Viper gebissen zu werden.
Als ich gesehen hatte, dass sich Gift im Stofffetzen befand, wusste ich, dass die Schlange nun ihre Giftdrüse entleert hatte. Allerdings wusste ich zu dem Zeitpunkt auch, dass Schlangen normalerweise ihre Giftdrüsen nicht mit nur einem einzigen Biss vollständig entleeren und dass sie mehrmals zubeißen können, wobei sie auch mehrmals Gift abgeben können. Also musste ich immer noch vorsichtig sein.
Ich hatte die Schlange sicher im Griff. Aber ich musste sie ja auch irgendwann wieder loslassen. Mein Puls schnellte wieder in die Höhe. Ich gab mir Mühe, dass die Schlange mich nicht erwischen konnte. Also hielt ich ihren Kopf etwa 30 cm oberhalb des Bodens und zählte langsam bis drei. Dann ließ ich den Kopf los und zog meine Hand schnell zurück. Die Viper schlängelte sich schnaubend und zischend davon. Sie verschwand unter einem der Steine, die am Wegesrand lagen. Ich kniete mich auf den Boden und atmete tief durch.
Adultes, weibliches Exemplar einer Aspisviper (Vipera aspis).
Die Erwachsenen durften von dieser Begegnung natürlich nichts wissen. Als ich wieder zurückkam, setzte ich mein unschuldiges Gesicht auf und tat so, als wäre ich nur mal kurz irgendwo spielen gewesen, obwohl mir an diesem Tag die Natur eine der wichtigsten Lektionen meines Lebens beigebracht hatte: Kontrolliere deine Angst und lasse dich nicht von ihr bestimmen.
Die Natur: Dein Lehrer, dein Meister, dein Heiler
Vor Schlangen hatte ich nie so richtig Angst. Ich fühlte mich mit diesen Tieren immer schon auf besondere Art und Weise verbunden. Das klingt jetzt wie irgendein Esoterik-Quatsch, aber es ist nun mal so und ich kann es selbst nicht genau erklären. Als ich das erste Mal ein Foto von einer Schlange gesehen habe, wusste ich, dass ich irgendwann einmal mit solchen Tieren arbeiten möchte.
Bei anderen giftigen Tieren war es ein bisschen anders. Spinnen haben mich schon immer interessiert. Doch vor Spinnen hatte ich aus irgendeinem Grund Angst. So kann ich mich noch gut an eine gewisse Szene in meiner frühen Kindheit erinnern, in der ein harmloser Weberknecht (der noch nicht einmal eine richtige Spinne ist) über mein Bein geklettert ist. Ich habe sofort angefangen, krampfartig zu weinen, woraufhin meine Mutter den Weberknecht davongetragen hat.
In Bezug auf Spinnen stand ich vor einem kleinen Dilemma. Auf einer Seite wollte ich mehr über diese wundersamen achtbeinigen Kreaturen erfahren. Doch auf der anderen Seite hatten sie etwas an sich, das mir Angst machte.
Eine Schlange konnte ich auf die eine oder andere Art und Weise einschätzen. Wenn eine Schlange anfängt zu zischen und in eine S-Position geht, weißt du, dass sie kurz davor ist, nach vorne zu schnellen. In diesem Moment solltest du dich nicht direkt vor ihrem Kopf befinden. Der Kopf ist das einzige gefährliche Körperteil der Schlange, das man relativ leicht unter Kontrolle bringen kann, indem man die Schlange direkt hinter dem Kopf ergreift. Allerdings funktioniert das nicht bei jeder Schlange. Es gibt Schlangen, die dich immer noch erwischen können, selbst wenn du sie hinter dem Kopf ergreifst. Darauf gehen wir aber später noch genauer ein.
Jetzt belassen wir es erst mal der Einfachheit halber dabei, dass für mich damals die Schlange ein Tier war, das ich einfach lesen und kontrollieren konnte. Bei den Spinnen war es hingegen anders.
Es gibt Spinnen, die dir durchaus zu verstehen geben können, dass sie keinen Bock auf dich haben, indem sie eine Drohhaltung einnehmen. Manche können zischende und fauchende Laute von sich geben, sodass man die Warnung laut und deutlich versteht. Dennoch wirken viele Spinnen unberechenbar. Sie sitzen regungslos da und können von einem Moment auf den anderen losrennen und innerhalb kürzester Zeit in irgendeiner kleinen Spalte verschwinden. Manche Spinnen können extrem schnell laufen und sogar springen. Außerdem kannst du sie nicht ohne Weiteres unter Kontrolle bringen, indem du sie irgendwo festhältst. Der sogenannte Spinnengriff funktioniert in der Regel nur bei größeren Spinnen und ist oft ein wenig kompliziert.
Spinnen lösten in mir am Anfang sowohl Faszination als auch Unbehagen aus. Dennoch wollte ich mit diesen Tieren in Kontakt treten. Meine Lieblingsspinnen waren diese großen Hauswinkelspinnen aus der Gattung Tegenaria und Eratigena. Sie gehörten zu den größten Spinnen, die ich in meiner Gegend finden konnte. Ich bewunderte ihre interessanten Netze, die einen Trichter beinhalteten, in dem die Spinne auf Beute lauerte. Winkelspinnen sind relativ weit verbreitet und halten sich gerne in der Nähe des Menschen auf. Am häufigsten findet man sie in Kellergeschossen und auf Dachböden, aber auch unterhalb von Felsvorsprüngen in der freien Natur. Obwohl Winkelspinnen mehr oder weniger als harmlos gelten, machen sie aufgrund ihres Erscheinungsbildes einen sehr gefährlichen Eindruck, weshalb sich viele vor ihnen fürchten. Sehr oft habe ich Insekten eingefangen und sie in das Netz einer Winkelspinne gelegt, um die Spinne dabei zu beobachten, wie sie ihre Beute holt.
Als mein Großvater im Dachgeschoss ein paar Dinge wegräumen musste, stand ich als Kind daneben und beobachtete ihn bei der Arbeit. Während er eine Holzkiste zur Seite stellte, lief plötzlich eine große Winkelspinne die Wand hoch, die sich vorher unter der Holzkiste versteckt hatte.
„Schau, Opa! Eine große Spinne!“, sagte ich zu meinem Großvater voller Aufregung.
Dieser antwortete mir: „Ach, die tun ja nichts …“, nahm die Spinne mit seinen bloßen Händen einfach in die Hand und zeigte sie mir.
Ich schreckte zurück, wollte sie aber trotzdem beobachten.
Nachdem mein Großvater die Spinne wieder freiließ, lief sie die Wand entlang und verschwand irgendwo zwischen den Kisten.
Am nächsten Tag ging ich noch mal alleine in das Dachgeschoss. Dort oben wimmelte es nur so von diesen Spinnen. Es dauerte nicht lange, bis ich eine riesige Winkelspinne fand, die einfach so an der Wand hing, als ob sie jemand bestellt und nicht abgeholt hätte. Nun wollte auch ich die Spinne in die Hand nehmen. Doch ähnlich wie bei der Viper hielt mich meine Angst vor der Spinne zunächst davor zurück. Also fing ich erneut an, zu mir selbst zu sprechen: „Du musst deine Angst besser kontrollieren. Dein Opa hat das geschafft. Wenn sie deinem Opa nichts tut, wird sie dir auch nichts tun. Du musst sie einfach in die Hand nehmen. Du hast zwar Angst, aber mach es einfach trotzdem.“
Ich nahm all meinen Mut zusammen und legte meine Hand langsam vor die Spinne. Zuerst blieb die Spinne vor meiner Hand stehen und machte keine Bewegung mehr. Erst als ich sie mit einem Zweig anstupste, lief sie langsam in meine Hand hinein und blieb in meiner Hand erneut stehen. Ich verspürte im ganzen Körper ein leichtes Kribbeln. Zugleich machte sich in mir aber auch ein Gefühl von Zufriedenheit und Stolz bemerkbar. Die Spinne saß einfach nur in meiner Hand und machte absolut gar nichts. Irgendwann kletterte sie weiter. Ich ließ sie auf meine andere Hand klettern. Die Beine der Spinne kitzelten, aber zugleich fühlte ich die Kraft, mit der sich die Spinne an mir festhielt.
Nach ein paar Minuten setzte ich die Spinne wieder ab und sie lief davon. Ich selbst fühlte mich großartig. Die Angst, die ich vor Spinnen hatte, löste sich innerhalb weniger Sekunden in Luft auf. Übrig blieb die Faszination.
Das zweite Mal in meinem Leben durfte ich die Erfahrung machen, dass es sich auszahlt, sich seinen Ängsten zu stellen und sich nicht von ihnen bestimmen zu lassen. Sehr oft machen uns im Leben verschiedene Dinge Angst. Solche Ängste sind oft unnötig, schränken uns in unserer Lebensführung ein oder halten uns davon ab, unsere Träume zu verwirklichen. Wir würden gerne viele Dinge unternehmen, die wir dann doch nicht machen, weil wir Angst haben, dass etwas schiefgehen könnte. Wenn du dir dessen bewusst wirst und zugleich lernst, mit deinen Ängsten umzugehen, werden diese nicht mehr über dein Leben bestimmen. Dann wirst du gewisse Dinge einfach trotzdem machen, auch wenn du zunächst Angst davor hattest. Wenn du diesen Schritt wagst, wirst du sehen, dass jenseits der Angst wunderbare Erfahrungen auf dich warten, die dein Leben bereichern werden.
Ich möchte mich hier nicht als den furchtlosen und krassen Typen darstellen, der seine Ängste in jedem Fall im Griff hat. Es gibt auch heute noch bestimmte Dinge, die mir Angst machen. Auch heute noch habe ich bestimmte Ängste, mit denen ich umgehen muss. Jeder hat in seinem Leben mal Angst vor irgendetwas. Wenn du niemals Angst hättest, wäre dies ein Zeichen, dass irgendetwas mit dir nicht stimmt. Es ist nicht nur wichtig, sich seiner Angst zu stellen und zu lernen, damit umzugehen, sondern die eigene Angst zu analysieren und zu hinterfragen. Es gibt nämlich einen großen Unterschied zwischen unnötiger Angst und jener Angst, die vollkommen logisch und berechtigt ist und uns vor einem schlimmen Schicksal bewahren soll.
So war ich beispielsweise einmal in einem Dschungel unterwegs, auf der Suche nach verschiedenen Tieren. Mein Weg führte zu einem langsam fließenden Fluss, an dessen anderem Ufer sich ein Hügel erhob, der sehr interessant aussah und auf dem ich ein Vorkommen von Palmenvipern vermutete. Um auf diesen Hügel wandern zu können, musste ich allerdings den Fluss überqueren. Ich wollte zunächst durch den Fluss einfach hindurchwaten. Allerdings verspürte ich eine Angst, die mich davon abhielt. Als ich eine Zeit lang vergebens nach einer alternativen Stelle gesucht hatte, an der ich den Fluss überqueren könnte, kam ich wieder zurück zu dem Ort, an dem ich ursprünglich ins Wasser steigen wollte. Sobald ich mich dem Wasser näherte, kickte sofort wieder die Angst rein und es fühlte sich an, als ob mich etwas oder jemand mit allen Mitteln davon abhalten wollte, diesen Fluss zu überqueren. Ich getraute mich noch nicht mal in die Nähe des Wassers. Zu dem Zeitpunkt war ich ein wenig genervt, weil ich das Gefühl hatte, dass meine Angst über mein Leben bestimmt. Doch in diesem Fall war die Angst mehr als berechtigt. Denn als ich mir ein paar Meter weiter das Ufer des Flusses genauer anschaute, entdeckte ich im Schlamm die Spuren von einem großen Krokodil, das sich irgendwo in diesem Fluss herumtreiben musste. Nachdem ich ein bisschen genauer schaute, sah ich, dass der ganze Ort voller Krokodilspuren war. Die Krokodile selbst sah ich zu diesem Zeitpunkt nicht. Doch die Spuren reichten mir, um zu verstehen, dass es eine sehr schlechte Idee gewesen wäre, in den Fluss hineinzusteigen. Meine Angst hat mich in dieser Situation also vor einem möglichen schlimmen Schicksal bewahrt.
Wenn du Angst verspürst, kehre in dich und überlege dir, ob diese Angst berechtigt oder unnötig ist, und handle dementsprechend. Aber versuch niemals, irgendwelche gefährlichen Dinge zu unternehmen, wenn dich deine Angst mit allen Mitteln davon abhält. Denn vielleicht ist die Angst berechtigt.
Der Umgang mit Angst und Gefahr war nur eines von vielen Dingen, die ich „in freier Wildbahn“ lernen durfte. Ich finde, die Natur kann ein sehr großer und wichtiger Lehrmeister sein, wenn wir uns darauf einlassen. Meine wichtigsten Erkenntnisse sammelte ich immer dann, wenn ich irgendwo da draußen alleine unterwegs war und genug Zeit zum Nachdenken hatte.
Wenn du achtsam und interessiert durch die Welt läufst, wirst du immer mehr und mehr lernen. Mit der Zeit wirst du ein umfassendes Wissen über deine Umwelt erlangen. Du wirst immer mehr und mehr Tier- und Pflanzenarten kennenlernen und über ihre Eigenschaften Bescheid wissen. Zugleich wirst du dich selbst besser kennenlernen. Im Laufe meines Zoologiestudiums habe ich beispielsweise sehr viel über die Baupläne im Tierreich und die Anatomie verschiedener Tiere gelernt. Dadurch habe ich sehr viel über den menschlichen Körper gelernt, weil der Mensch auch nur eines von vielen Tieren ist, weshalb sein Grundbauplan dem Bauplan anderer Wirbeltiere ähnelt.
Menschen sind nichts anderes als ganz gewöhnliche Säugetiere, die sich aber aufgrund ihrer Fähigkeit, multidimensional zu denken, einbilden, etwas ganz Besonderes zu sein. Ein Haufen Säugetiere, die sich für Götter halten. Aber wenn man sich mal die unterschiedlichen anatomischen Baupläne anschaut, ist man teilweise extrem verblüfft, wie ähnlich wir uns alle sind. Selbst vollkommen andere Tiere, zum Beispiel irgendwelche Würmer, bestehen immer noch aus denselben Grundbestandteilen wie ein Mensch. Ihre Zellen sind genau gleich aufgebaut und größtenteils bestehen sie aus denselben Geweben. Das Leben folgt in seiner Gesamtheit immer einer gewissen Logik.
Ich erlangte mit der Zeit ein relativ gutes Wissen in Bezug auf die menschliche Anatomie und Physiologie. Dieses Wissen war mir in sehr vielen Situationen eine große Hilfe. Wenn man beispielsweise irgendwelche gesundheitlichen Probleme hat, kann man sich sehr gut selber weiterhelfen, wenn man weiß, wie der menschliche Körper funktioniert. Mysteriöse Schmerzen in Gelenken, die im Laufe des Lebens entstehen, kannst du in vielen Fällen wieder ausgleichen, wenn du die Mechanik des menschlichen Bewegungsapparates verstanden hast. Wenn du dich erkältest, wirst du schneller wieder gesund werden, weil du besser verstehst, was dein Körper gerade braucht und wie du dein Immunsystem im Kampf gegen den Krankheitserreger am besten unterstützen kannst. Außerdem kannst du verschiedene Pflanzenarten kennenlernen, von denen einige eine heilende Wirkung aufweisen. Viele Pflanzen beinhalten verschiedene Komponenten, die in verschiedene physiologische Vorgänge des Körpers eingreifen und diese beeinflussen können. Die Fähigkeit dieser Pflanzen kannst du dir zunutze machen. Wenn du in der Nacht Probleme mit dem Einschlafen hast, kannst du beispielsweise in die entsprechenden Signalwege durch den Gebrauch von Baldrian eingreifen. Baldrian beinhaltet Substanzen, die eine beruhigende Wirkung auf den Körper haben und beim Einschlafen helfen können. Für verschiedene Symptome gibt es verschiedene Pflanzen, die dich und deinen Körper unterstützen und damit deine Heilung beschleunigen können. Einige dieser Pflanzen werde ich dir in diesem Buch vorstellen.
Die Aspisviper (Vipera aspis)
Die Aspisviper hat einen robusten Körperbau mit einem deutlich abgesetzten Kopf. Die durchschnittliche Länge beträgt etwa 60–80 cm, wobei einige Exemplare bis zu 90 cm erreichen können. Die Grundfärbung variiert von grau über braun bis zu gelblich, mit einem dunklen strichlierten Band auf dem Rücken und kleineren, dunklen Flecken an den Seiten. Die Aspisviper kommt in West- und Südeuropa vor, einschließlich Frankreich, der Schweiz, Italien und Nordspanien. Sie ist in einigen Gebieten Nordwestitaliens und im südlichen Teil der Alpen zu finden. In Deutschland gibt es im Süden ebenfalls ein sehr kleines Vorkommen. Bevorzugte Habitate sind lichte Wälder, buschige Hänge, felsige Gebiete und manchmal die Nähe von Gewässern. Sie ist oft in Höhenlagen bis zu 2000 Metern anzutreffen. Die Vipera aspis ist vorwiegend tagaktiv, kann bei sehr heißem Wetter jedoch in die Dämmerung oder Nacht ausweichen. Ihre Ernährung besteht hauptsächlich aus kleinen Säugetieren, Vögeln, Eidechsen und Insekten. Die Aspisviper besitzt ein potentes Gift, das vor allem hämotoxische (blutzersetzende) Wirkungen hat. In einigen Populationen wurden neurotoxische Bestandteile gefunden. Bisse können sehr schmerzhaft sein und zu schweren Symptomen führen, sind jedoch selten tödlich. Schnelle medizinische Behandlung ist erforderlich.
Es gibt extrem viel, was wir von der Natur lernen können. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig der moderne Mensch über seine belebte Umwelt weiß. Wenn du unwissend über eine Wiese läufst, wirst du nur irgendwelches Grünzeug sehen. Aber wenn du die einzelnen Pflanzenarten kennst, findest du plötzlich haufenweise Möglichkeiten für ein gesünderes und besseres Leben. Das Beste von allem: Es ist kostenlos und teilweise zumindest im Moment noch im Überfluss vorhanden. Manche Pflanzen wachsen wild durch die Gegend wie Unkräuter, während kaum jemand etwas über ihre wundersamen Wirkungen weiß.
Im Tierreich ist es nicht anders. Jedes einzelne Tier leistet seinen wichtigen Beitrag zur Aufrechterhaltung einer ökologischen Dynamik, die wiederum essenziell für unser Überleben ist. Wenn du in einen Wald hineinschaust, siehst du ein gewaltiges Uhrwerk mit ganz vielen Zahnrädern, die alle dafür sorgen, dass es dir gut geht. Du selbst bist übrigens auch ein Zahnrad in diesem Ökosystem.
Die Natur ist nicht nur voller wissenswerter Dinge, sie bietet uns haufenweise Gelegenheiten, uns auf persönlicher Ebene weiterzuentwickeln. Schau dir beispielsweise einfach mal das Verhalten von verschiedenen Tierarten an. Jede Tierart verhält sich auf eine ganz bestimmte Art und Weise. Die Ameisen bilden Kolonien und bauen Ameisenhügel. Die Bienen sammeln Nektar und Blütenstaub. Spinnen bauen Spinnennetze, Vögel fliegen durch die Luft und der Maulwurf wühlt sich durch die Erde. Jeder einzelne Organismus da draußen macht genau das, was in seiner Natur liegt.
Wir Menschen könnten uns davon eine Scheibe abschneiden. Wir laufen teilweise unachtsam und mit Scheuklappen durch die Gegend, machen uns über alles Mögliche Sorgen, regen uns über alle anderen auf und zerbrechen uns den Kopf darüber, ob wir Dinge tun oder lassen sollten. Jeder da draußen möchte gerne erfolgreich und unabhängig werden. Aber kaum jemand möchte den dafür nötigen Aufwand auf sich nehmen. Stattdessen wollen sie lieber einfach nur dasitzen und warten, bis ihnen die gebratenen Hähnchen zum Fenster hereinfliegen und sich ihr Kontostand auf magische Art und Weise erhöht, ohne dass sie dafür etwas tun müssen. Sie machen nichts, warten stattdessen darauf, dass sie der Zufall reich macht, und wundern sich zum Schluss, weshalb nichts passiert. Kein anderes Tier ist so naiv wie der Mensch und lebt in der Illusion, man könnte aus dem Nichts heraus irgendetwas erschaffen. Jedes Tier macht stattdessen das, was in seiner Natur liegt. Genau deswegen überlebt es erst. Eine Spinne, die keinen Bock mehr hat, Netze zu bauen, wird irgendwann verhungern. Ein Vogel, der nicht fliegt, weil er der Meinung ist, dass fliegen zu riskant ist, wird früher oder später am Boden von irgendeinem Raubtier erbeutet. Dem Maulwurf geht es auch am besten, wenn er seine Vorderextremitäten, die wie eine Grabschaufel funktionieren, auch zum Graben verwendet und nicht versucht, damit zu fliegen wie der Vogel, weil er es ungerecht findet, dass nur der Vogel fliegen kann, oder weil er sich selbst lieber als Vogel identifiziert. Alle anderen Organismen sind erfolgreich, weil sie genau das machen, was in ihrer Natur liegt. Mach auch du als Mensch das, was in deiner Natur liegt. Sei neugierig. Erforsche deine Umwelt. Denke nach, hinterfrage, analysiere, lerne und gib dein Wissen an deine Artgenossen weiter. Es liegt in der Natur des Menschen, Dinge zu erforschen, zu entdecken, zu lernen, sich weiterzuentwickeln, zu erschaffen und sein Wissen und seine Errungenschaften weiterzugeben und zu teilen. Unser natürlich angeborenes Verhalten ist unser Erfolgsrezept. Wenn du das machst, was in deiner Natur liegt, wirst du erfolgreich sein, dich entfalten und das Leben auf eine ganz neue Art und Weise entdecken können.
Winkelspinnen (Tegenaria/Eratigena)
Winkelspinnen sind auffällig große Spinnen mit langen und schlanken Beinen. Die Farbgebung reicht von einem dunklen Braun bis hin zu einem blassen Grau oder Beige. Sie können eine Körperlänge von 10 bis 20 mm erreichen, wobei die Männchen in der Regel kleiner und schlanker als die Weibchen sind. Winkelspinnen sind in Europa weit verbreitet und kommen in Nordamerika und Teilen Asiens vor. Sie sind besonders häufig in Wohnungen und Kellern zu finden. Diese Spinnen bevorzugen dunkle, feuchte Ecken in Kellern, Garagen und Schuppen. Sie sind bekannt dafür, in den Winkeln von Räumen Netze zu bauen – was ihrem Namen entspricht. Winkelspinnen sind nachtaktiv und verbringen den Tag verborgen in ihren seidenen Schlupfwinkeln. Sie ernähren sich von Insekten, die in ihr Trichternetz geraten. Diese Spinnen sind flink und können bei Störungen schnell flüchten.
Winkelspinnen sind für den Menschen nicht gefährlich. Ihr Biss kann bei einigen Arten leicht schmerzhaft sein, ist aber nicht giftiger als ein Bienenstich und führt normalerweise zu keinen ernsthaften Symptomen. Winkelspinnen können in ihren Netzen über mehrere Jahre leben.
Die Zornnatter (Hierophisviridiflavus)
Die Zornnatter erreicht eine Länge von bis zu 170 cm, wobei sie zu den längeren Schlangenarten in Europa gehört. Ihr Körper ist schlank und muskulös. Die Grundfärbung variiert stark, meist sind sie jedoch grünlich-gelb bis schwarz gestreift, was zu ihrem Namen „viridiflavus“ (grün und gelb) beiträgt. Diese Art ist vor allem im südlichen Europa verbreitet, von Spanien über Frankreich und Italien bis in den Balkan und Teile Westasiens. Die Zornnatter bevorzugt offene und sonnige Habitate mit geringer Vegetation wie trockene Wiesen, Feldränder und lichte Wälder. Sie ist häufig in der Nähe von menschlichen Siedlungen zu finden. Die Zornnatter ist bekannt für ihre Schnelligkeit und Agilität sowie ihr aggressives Verhalten, wenn sie bedroht wird. Sie ist tagaktiv und ernährt sich hauptsächlich von kleinen Säugetieren, Vögeln, Eidechsen und von anderen Schlangen. Die Zornnatter ist nicht giftig. Trotz ihrer Bereitschaft, zu beißen, wenn sie sich bedroht fühlt, stellt sie keine Gefahr für den Menschen dar. In einigen Kulturen Südeuropas gibt es viele Mythen und Aberglauben, die sich um diese Schlange ranken.
In diesem Buch möchte ich dir nicht nur irgendwelche Tier- und Pflanzenarten vorstellen, sondern dir Inspiration für dein eigenes Leben mit auf den Weg geben. Was du in den Händen hältst, ist nicht nur ein Sachbuch. Es ist die Geschichte von einer großen Reise, auf der ich mich immer noch befinde und auf die ich dich ein Stück weit mitnehmen möchte. Zugleich ist es ein Leitfaden und vielleicht eine Motivation für dich, die Natur näher kennenzulernen.
Obwohl ich mich im Laufe meines Lebens vermehrt auf kleinere Tiere (Schlangen, Spinnen, Skorpione usw.) spezialisiert habe, durfte ich trotzdem einige Erfahrungen mit gewissen Tieren machen, die meine eigene Größe deutlich übertrafen. Jede einzelne dieser Erfahrungen ist heute als eine wunderbare und spannende, aber auch teilweise gruselige Erinnerung in meinem Kopf abgespeichert, worüber es das eine oder andere Video auf YouTube gibt.
Tiere, die größer waren als ich, haben mich immer etwas mehr beunruhigt als kleinere Tierarten. So hatte ich beispielsweise als Kind große Angst vor Kühen und Pferden, während ich zugleich keine Scheu gegenüber Giftschlangen zeigte. Eine Giftschlange konnte ich hinter dem Kopf ergreifen und sie dadurch mehr oder weniger unter Kontrolle bringen. Aber mit einer wütend gewordenen Kuh oder einem panischen Pferd brauchst du dich nicht anzulegen. Insbesondere die großen Nutztiere, die eigentlich einen friedlichen Eindruck hinterlassen, können in manchen Situationen sehr gefährlich werden. Auch heute noch habe ich vor großen Tieren einen ebenso großen Respekt. Dieser Respekt hängt unter anderem mit einem ganz besonderen Erlebnis in Kroatien zusammen, von dem ich dir in diesem Abschnitt erzählen möchte.
Giftschlange gesucht, Bär gefunden
Es war ein leicht bewölkter Morgen, an dem ich mich entschloss, in die Berge zu fahren, um dort nach Kreuzottern zu suchen. Ich brauchte noch ein paar Aufnahmen von den verschiedenen Farbvariationen der Kreuzotter für ein Video.
Nachdem ich kurz die Wetterlage vor Ort über eine Webcam gecheckt hatte, packte ich meine Sachen und fuhr los. Nach etwa 45 Minuten Autofahrt befand ich mich auf einem Pass mitten in den Bergen Norditaliens. Links und rechts von mir zogen sich mehrere beeindruckende Gipfel in die Höhe. Dazwischen befand sich der Aufstieg zu einem ganz besonderen Plateau. Dieses Plateau war ein subalpiner bis alpiner Lebensraum. Ein kleiner Bach floss in der Mitte von einem kleinen Tal vom Plateau herunter. Direkt daneben wuchsen einige wunderschöne Exemplare der giftigsten Pflanze Europas, der ich weiter hinten im Buch ein ganzes Kapitel gewidmet habe.
Die Giftpflanzen interessierten mich an diesem Tag nicht. Ich hatte ein anderes Ziel. Ich wollte eine Kreuzotter in ihrem natürlichen Lebensraum filmen. Bevorzugt ein rotes Exemplar.
Der Aufstieg zum Plateau war ein wenig anstrengend und, oben angekommen, musste ich mich erst mal für ein paar Minuten ausruhen, bevor ich mich auf den Weg zu einem südlich ausgerichteten Gebirgshang machte, auf dem sich eine Geröllhalde befand. In diesen Geröllhalden leben die Kreuzottern. Jedes einzelne Mal, als ich dort hingegangen bin, konnte ich eine dieser wunderschönen Giftschlangen beobachten. Auch dieses Mal dauerte es nicht lange, bis ich die ersten Exemplare zu Gesicht bekam. Schwarze Kreuzottern und braune Kreuzottern lagen auf den Steinen und ließen sich von der warmen Morgensonne anscheinen. Kreuzottern, die gerade Wellness machten. Diese Beobachtungen haben mir bereits zahlreiche Glücksgefühle beschert. Doch die sehr viel seltenere rote Farbvariation der Kreuzotter, die sogenannte „Kupferotter“, konnte ich an diesem Tag nicht finden.
Ich verließ die Geröllhalden und wanderte weiter zu einem See, der sich ebenfalls auf dem Plateau befand. Direkt neben dem See lagen weitere Felsen, neben denen ich an anderen Tagen des Öfteren Kreuzottern beobachten konnte. Aufmerksam schlich ich um den See herum und mein Blick scannte den Boden nach diesen Giftschlangen ab. Vertieft in die Schlangensuche, bemerkte ich nicht, wer sich auf der anderen Seite des Ufers, nur wenige Meter von mir entfernt, aufhielt.
Ein kurzes, aber lautes Rascheln erregte meine Aufmerksamkeit und ich schaute reflexartig in die Richtung, aus der das Rascheln hergekommen war. Dabei konnte ich meinen Augen nicht trauen. Auf der anderen Seite des Sees, der übrigens nur etwa 25 Meter breit war, stand ein riesiger Braunbär und schaute ins Wasser. Offensichtlich war auch er in irgendeine Sache vertieft und bekam meine Anwesenheit gar nicht mit. Ich war sehr leise unterwegs und der Wind ging gegen mich. Außerdem bewegte ich mich auf der Suche nach Schlangen immer sehr langsam fort und war grün angezogen. Der Bär schaute in das Wasser und schien meine Anwesenheit nicht zu bemerken.
Die Aufregung in mir stieg im Bruchteil einer Sekunde bis ins Unendliche. Vor mir befand sich das größte Raubtier Europas, das mich zu dem Zeitpunkt einfach auseinandernehmen hätte können, wenn ihm danach gewesen wäre. Ich war nicht bewaffnet und auf dem Plateau herrschte kein Empfang, sodass man jemanden hätte zu Hilfe rufen können. Also tat ich das, was man in so einer Situation tun sollte: Ich versuchte möglichst keinen Unsinn zu machen.
Zunächst blieb ich einfach ruhig stehen und beobachtete den Bären. Ich war zu dem Zeitpunkt so sehr darauf fixiert, bloß keinen Fehler zu machen, dass ich ganz vergessen hatte, dass ich eine Kamera im Rucksack hatte und dieses Tier auf Video festhalten hätte können.
Der Bär schnüffelte ein wenig auf dem Boden herum und ging ein paar Schritte weiter nach rechts. Alleine das Geräusch, das er während des Schnüffelns von sich gab, ließ erkennen, dass es sich hierbei um ein sehr mächtiges Tier handelte. Seine Atemzüge waren tief und laut und man merkte, dass diese von einer Lunge kamen, die deutlich mehr Volumen fassen konnte als meine eigene. Keinen Mucks habe ich gemacht. Mein Blick war nach wie vor auf den Bären gerichtet – der auf einmal den Kopf hob und in meine Richtung schaute …
„Ähm … Scheiße …“, war der erste Gedanke, der in mir aufkam. Das Tier hatte mich gesehen.
Nun musste ich auf mich aufmerksam machen, indem ich den Bären mit einem ruhigen, aber kräftigen „Hey, Bär!“ begrüßte.
Der Bär schien immer noch nicht klar zu erkennen, wer oder was ich war, ging zwei Schritte auf mich zu und stand mit seinen Vorderbeinen im Wasser. Er hob und senkte seinen Kopf immer wieder.
Ich sagte erneut: „Hey, Bär!“
Nun wollte der Bär offensichtlich genauer wissen, wer da am anderen Ufer stand, und stellte sich auf seine Hinterbeine. Dieser Anblick verdeutlichte mir noch mal, wie groß dieses Tier war.
Ich kann dir eines sagen: Egal, wie groß und stark du als Mensch bist, wenn dir so ein Tier gegenübersteht, wirst du dich klein und schwach fühlen. Insbesondere wenn du unbewaffnet bist.
Ein solches Tier kann mit einer Pfote mühelos einen über 100 Kilo schweren Fels umdrehen, wenn er denkt, dass sich darunter etwas Fressbares befindet. Ein Tier, das so groß wie eine Kuh ist, kann ein Braunbär mit einem einzigen Prankenhieb töten. Wenn du von so einem Raubtier angegriffen wirst, bleibt dir als Mensch nicht viel mehr übrig, als mit deinen Armen und Händen dein Gesicht und deinen Nacken zu schützen und möglichst wenig Gegenwehr zu leisten, in der Hoffnung, dass der Bär seinen Angriff abbricht. Jegliche Wehr gegen einen angreifenden Braunbären steigert die Wahrscheinlichkeit, dass du den nächsten Tag nicht mehr erleben wirst.
Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt extrem aufgeregt war, blieb ich innerlich erstaunlich ruhig. Nachdem der Bär auf seinen Hinterbeinen stand und in meine Richtung schaute, bewegte ich meine Hände und versuchte dieses Mal ein paar weitere Worte von mir zu geben: „Hey, Bär, ja, ich bin hier. Ich bin keine Beute … Alles klar bei dir? Wir wollen beide keinen Ärger, oder?“
Nachdem ich meine Hände bewegt und meinen Körperschwerpunkt ein paarmal verlagert hatte, erkannte der Bär, dass ich ein Mensch bin. Langsam drehte er sich um und lief davon, als ob der Teufel hinter ihm her wäre. Ich stand wie eine Statue da und musste erst mal verarbeiten, was gerade passiert war.
Nachdem der Bär hinter einem Hügel verschwunden war, fand die erstaunliche Ruhe in mir ein abruptes Ende. Plötzlich spürte ich meinen Herzschlag überall und ich atmete gefühlt mit Schallgeschwindigkeit. Meine Beine waren zittrig, aber ich wollte erst mal einfach weg von hier. Mit schnellen Schritten verließ ich das Plateau, bis ich mein Auto erreichte.
Ich setzte mich ins Auto und musste ein paarmal tief durchatmen. Das Gefühl, das ich dabei hatte, lässt sich nur sehr schwer beschreiben. Einerseits war es immer noch die restliche Aufregung von der Begegnung, andererseits war es ein Glücksgefühl. Das Adrenalin schoss noch immer durch meine Adern. Zugleich war ich extrem glücklich, dass ich ein solches Tier in freier Wildbahn hatte beobachten dürfen. Aber vor allem war es eine Art „Holy Shit, das war knapp“-Gefühl, obwohl es eigentlich ja gar nicht knapp gewesen war. Der Bär war total friedlich gewesen. Er hatte mich beobachtet und sobald er gesehen hatte, zu welcher Tierart ich gehöre, hatte er das Weite gesucht. Ich muss heute ein wenig schmunzeln, wenn ich daran denke, dass wir an diesem Tag wohl beide ordentlich Schiss voreinander hatten.
Dieses Erlebnis hat mir gezeigt, dass diese Tiere mit uns Menschen nicht wirklich viel zu tun haben wollen. Ein Bär sieht uns in erster Linie nicht als Beute, sondern betrachtet uns als ein anderes Raubtier, weshalb er uns als potenziell gefährlich einstuft. Damit liegt der Bär goldrichtig. Wenn er ein einziges Individuum unserer Art töten würde, würden ihn die anderen mit Gewehren jagen und höchstwahrscheinlich ebenfalls töten. Aus der Perspektive des Bären sind also wir die Gefährlichen, mit denen man besser keinen Kontakt haben sollte.
Raubtiere sind in der Regel schnell und wehrhaft. Ein Raubtier zu erbeuten, bedeutet, dass man ein deutlich größeres Risiko eingeht, als wenn man ein Reh, einen Hasen oder etwas Vergleichbares erwischt. Wenn du in freier Wildbahn lebst, gehst du besser kein großes Risiko ein und achtest darauf, dich nicht zu verletzen. Aus diesem Grund gehen sich Raubtiere häufig gegenseitig aus dem Weg – so auch Bären und Menschen. Wir haben instinktiv Angst vor Bären. Bären haben instinktiv Angst vor uns. Zumindest meistens …
Europäischer Braunbär (Ursus arctos)
Der Europäische Braunbär hat einen massiven Körperbau und erreicht eine Körperlänge von etwa 1,5 bis 2,8 Meter, bei einem Gewicht von 100 bis 350 kg, je nach Geschlecht und Region. Sein Fell ist dicht und variiert von einem dunklen Braun bis zu einem helleren Blondton, manchmal mit helleren Haarspitzen.
Braunbären gibt es in verschiedenen Teilen Europas, vor allem in den Waldgebieten von Skandinavien, den Karpaten, Russland, und einen kleinen Bestand in den Pyrenäen. Inzwischen gibt es Bären auch in Italien und unter anderem gelegentlich in Österreich und in der Schweiz.
Braunbär, © Erik Mandre/Shutterstock.com
Es ist auf jeden Fall wichtig, sich in einem Gebiet, wo diese Tiere leben, richtig zu verhalten. Alleine dadurch kann man schon sehr viel ungewollte Zwischenfälle vermeiden.
Die Begegnung mit einem Bären erscheint einem immer als eine extrem gefährliche Situation. Bei kaum einer anderen Begegnung mit größeren Tieren war ich so aufgeregt wie dieses eine Mal. Obwohl ich schon Situationen erlebt hatte, die zumindest meiner Meinung nach deutlich gefährlicher waren als die Begegnung mit dem Braunbären in den Bergen.
Eine davon trug sich mitten in der Nacht in einem Wald irgendwo in Kroatien zu.
Bären bevorzugen ausgedehnte Wälder und Bergregionen, wo sie ausreichend Nahrung und Versteckmöglichkeiten finden. In einigen Gebieten bewegen sie sich auch in der Nähe von menschlichen Siedlungen.
Braunbären sind omnivor und ihre Diät variiert saisonal, besteht aber hauptsächlich aus Vegetation, Beeren, Wurzeln, kleineren Säugetieren und Fischen. Sie sind bekannt für ihre Fähigkeit, für Monate zu hibernieren (Winterschlaf), was sie in Höhlen oder dichter Vegetation tun. Braunbären haben eine hohe Lernfähigkeit und können sich gut an veränderte Umweltbedingungen anpassen. Sie sind Einzelgänger, außer in der Paarungszeit. Mutterbären sind besonders fürsorglich und beschützend gegenüber ihren Jungen.
In Regionen, wo Braunbären vorkommen, ist es wichtig, keine Nahrungsmittel offen zu lassen, die Bären anlocken könnten. Wanderer sollten Lärm machen, um Bären nicht zu überraschen, und stets auf markierten Wegen bleiben. Bei einer Begegnung mit einem Bären ist es ratsam, langsam zurückzuweichen und keinen direkten Augenkontakt zu suchen. Niemals auf einen Bären aktiv zugehen oder ihm hinterherlaufen. Im Bärengebiet nach Möglichkeit nicht alleine unterwegs sein. Bärengebiete vor allem in der Nacht meiden.
Unheimliche Begegnung nachts im Wald
Kroatien ist eines meiner Lieblingsreiseziele. Ich steige ins Auto und fahre etwa fünf Stunden, bis ich in Kroatien einen ganz bestimmten Ort erreicht habe, den ich regelmäßig besuche. Die Landschaft dort ist ganz anders als hier bei uns in Südtirol. Alles ist mediterran, trocken und felsig. Man findet dort teilweise ganz andere Tierarten. Wenn ich in Kroatien unterwegs bin, habe ich immer das Gefühl, in einem völlig anderen Land zu sein, obwohl ich nur ein paar Stunden mit dem Auto gefahren bin. Geschichten aus Kroatien wirst du in diesem Buch noch öfter lesen.
In solch warmen Ländern wird es vor allem nachts besonders interessant. Tagsüber ist es oft extrem heiß und du findest gar nichts. Die Tiere, für die ich mich am meisten interessiere, können im Gegensatz zum Menschen ihre eigene Körpertemperatur nicht selbstständig regulieren. Wenn dir als Mensch zu kalt wird, verbrennt dein Körper mehr Kalorien und heizt sich auf. Wenn dir zu warm wird, fängst du an zu schwitzen und dein Körper kühlt sich ab. Wir haben sozusagen einen eingebauten Thermostat, der uns immer schön auf Betriebstemperatur hält. Was für ein Luxus! Schlangen und andere Reptilien, aber auch Arthropoden (Gliederfüßer), Fische und viele andere Tierarten können ihre Körpertemperatur größtenteils nur indirekt kontrollieren, indem sie sich an Orten aufhalten, die die gewünschte Temperatur aufweisen. Eine Schlange würde in der Mittagshitze des Sommers in Kroatien an Überhitzung sterben – genauso wie die meisten anderen wechselwarmen Tierarten. In der Nacht sinkt die Temperatur allerdings auf ein erträgliches Maß, weshalb viele Reptilien und andere wechselwarme Tierarten in warmen Ländern bevorzugt dämmerungs- und nachtaktiv sind. Wenn du dich in der Nacht durch die Büsche Kroatiens schlägst, werden jede Menge interessante Kreaturen deinen Weg kreuzen. Du wirst Tierarten sehen, von denen du nicht wusstest, dass sie dort existieren.
Mediterrane Landschaft in Kroatien.
Eines schönen Abends war ich nach einem vorzüglichen Abendessen in einem guten Restaurant in einem lichten Eichenwald in Kroatien unterwegs auf der Suche nach Schlangen und Spinnen. Nachts alleine im Wald ist es immer ein wenig unheimlich. Deine Sinne, vor allem dein Gehör, laufen auf Hochtouren. Du hörst jedes kleinste Geräusch. Eine Maus, die durch die Blätter huscht, hört sich an wie ein Bär (und ein Bär hört sich an wie der Weltuntergang).
Es war schon ziemlich spät, doch ich hatte an diesem Abend so viele interessante Tiere gefunden, dass ich einfach nicht nach Hause gehen wollte. Also spazierte ich noch tiefer in diesen Eichenwald hinein. Die Bäume waren teilweise schon uralt und deren Baumstämme hatten einen Umfang von über zwei Metern. Manche von ihnen waren bereits abgestorben. Die Silhouetten ihrer Äste waren im Mondlicht zu sehen und gaben dem Ganzen eine sehr mystische Stimmung. Ich hatte das Gefühl, ich sei in einem Film unterwegs. In einem Film, in dem jeden Moment gleich etwas passieren würde.
Immer wieder kreuzten eine Spinne oder eine Schlange meinen Weg und ich nahm ein paar Videos auf, bis ich plötzlich in einigen Metern Entfernung ein lautes Rascheln vernahm, das ganz klar und deutlich nicht nur von einer Maus kommen konnte. Reflexartig richtete ich meine Taschenlampe in Richtung des Geräusches, das allerdings verstummte. Als ich auf das eben noch dagewesene Geräusch fixiert war, ertönte plötzlich genau dasselbe Geräusch an einer anderen Stelle. Ich drehte mich um und merkte, dass irgendetwas Großes auf mich zukam.
Mir blieb nichts anderes übrig, als an Ort und Stelle stehen zu bleiben, weil ich nicht wusste, was da draußen unterwegs war und ob es mir hinterherlaufen würde, wenn ich mich jetzt auf und davon machte.
Die zahlreichen Sträucher, die dort wuchsen, machten die Gegend ziemlich unübersichtlich. Allmählich konnte ich allerdings erkennen, dass sich das Gebüsch bewegte und dieses Etwas immer näher auf mich zukam.
Als ich mit einem ruhigen, aber deutlich hörbaren „Hey!“ auf mich aufmerksam gemacht hatte, ertönte ein tiefes Grunzen aus dem Gebüsch und plötzlich stand ein fetter Keiler vor mir.
Wildschweine greifen normalerweise keine Menschen an. Doch wenn sie es tun, wirst du nicht viel ausrichten können. Ein solches Tier kann über 150 kg schwer werden und dich einfach über den Haufen rennen. Selbst ein Rudel Wölfe wird einen erwachsenen und gesunden Keiler nicht einfach so überwältigen können.
Das Grunzen dieses mächtigen Tieres ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Dies konnte man in der Videoaufnahme sehr gut an der Tonlage von meinem Gefluche erkennen. Fluchen tue ich in stärkeren emotionalen Zuständen übrigens generell. Wenn ich sehr wütend werde, fluche ich. Wenn ich mich erschrecke, fluche ich ebenfalls. Und wenn ich ein höchst seltenes Tier finde oder an der Börse einen fetten Gewinn absahne … fluche ich in einer positiven Tonlage.