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… "Wenn ich also das Ergebnis meiner Untersuchung in knappster Form zusammenfassen müsste, so ergäbe sich etwa Folgendes: Energie ist eine Urkraft unbekannter Herkunft mit einem ungeheuren Differenzierungspotenzial. 'Tote' wie lebende Materie ist zunehmend raffiniert organisierte Energie. Das organisierende Prinzip ist der Weltgeist, ein grenzenloses abstraktes Potenzial von Kombinationsmöglichkeiten, welche im Lauf der Evolution vom Big Bang bis heute immer differenzierter realisiert und materialisiert worden sind. Aspekte des Weltgeists werden von lebendigen Organismen sukzessive entdeckt und genutzt. Sowohl der Weltgeist wie auch die Energie können wahlweise als göttlichen oder natürlichen Ursprungs aufgefasst werden." … "So if I had to summarize the result of my investigation in the briefest form, it would be something like the following: energy is a primal force of unknown origin with a tremendous potential for differentiation. 'Dead' and living matter is increasingly sophisticatedly organized energy. The organizing principle is the world spirit, a limitless abstract potential of possible combinations, which has been realized and materialized in an increasingly differentiated way in the course of evolution from the Big Bang to the present day. Aspects of the world spirit are successively discovered and utilized by living organisms. Both the world spirit and the energy can be understood to be either of divine or natural origin." Der Autor: Luc Ciompi, Prof. em.; Studium der Medizin, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie; psychoanalytische und systemisch-familientherapeutische Ausbildung; 1977–1994 Ordentlicher Professor an der medizinischen Fakultät der Universität Bern, Mit-Vorsteher des Departements der Universität Bern und ärztlicher Direktor der Sozialpsychiatrischen Universitätsklinik Bern; 1984–1998 Begründer und erster ärztlicher Leiter der therapeutischen Wohngemeinschaft "Soteria Bern"; seit 1995 freier wissenschaftlicher Buchautor und Publizist; psychotherapeutische Beratungs- und Supervisionstätigkeit, Computerforschung zum Konzept der Affektlogik.
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Veröffentlichungsjahr: 2024
Luc Ciompi
Ein kleiner Essay
A short Essay
Zweisprachige Ausgabe / Bilingual Edition
2025
Über alle Rechte der deutschen Ausgabe verfügt
Carl-Auer-Systeme Verlag, Heidelberg
Fotomechanische Wiedergabe nur mit Genehmigung des Verlages
Umschlaggestaltung: Beate Ch. Ulrich
Umschlagmotiv: © Gerhard S. Schürch, »ohne Anfang – ohne Ende«,
(Holzschnitt, 1x1 m), www.gerhardschuerch.ch
Printed in Germany
Erste Auflage, 2025
ISBN 978-3-8497-9082-0 (Printausgabe)
ISBN 978-3-8497-9083-7 (ePub)
DOI: 10.55301/9783849790820
© 2025 Carl-Auer-Systeme Verlagund Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg
Alle Rechte vorbehalten
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Vorbemerkung
Erstes Kapitel: Was ist der Geist?
Zweites Kapitel: Was ist Materie?
Drittes Kapitel: Was ist Gott?
Viertes Kapitel: Was ist die Welt?
Zusammenfassung, Kritik und einige gegenwartsbezogene Schlussbemerkungen
Epilog
Danksagung
Bibliografie
Über den Autor
Gott schaut in einen Spiegel und erkennt die Wahrheit über sich selbst. Er lässt den Spiegel fallen, und der zerspringt in Tausende von Scherben. Jeder von den Menschen unten auf der Welt versucht, einen Spiegelsplitter zu erhaschen, schaut hinein und glaubt, die Wahrheit zu erkennen.
(Persische Legende)
Einen „kleinen Essay“1 über so komplexe Themen wie Geist und Materie, Gott und die Welt schreiben zu wollen, tönt verwegen. Wie in aller Welt komme ich, ein weit über neunzigjähriger ehemaliger Psychiatrieprofessor und Schizophrenieforscher ohne vertiefte philosophische Kenntnisse, auf die Idee, Interessantes und vielleicht sogar teilweise Neues über Grundfragen vorlegen zu wollen, über welche sich die größten Denker seit Jahrtausenden den Kopf zerbrochen haben?
Hierfür gibt es mehrere Erklärungen. Die erste und wichtigste ist, dass ich in den „wissenschaftlichen, persönlichen und weltanschaulichen Reflexionen aus der Altersperspektive”, die vom Verlag Vandenhoeck & Ruprecht dankenswerterweise zu meinem neunzigsten Geburtstag veröffentlicht wurden, fast wie von selbst auf eine offenbar recht eigenständige Definition von Geist gestoßen bin, die überraschende Perspektiven auch für die übrigen im Titel genannten Themen zu eröffnen scheint. Die Tragfähigkeit dieser Definition genauer zu prüfen und deren Konsequenzen für eine Reihe von Grundfragen, die wohl jeden denkenden Menschen irgendwie bewegen, so kurz und allgemein verständlich wie nur möglich „zur Sprache zu bringen”, ist das Ziel dieses Aufsatzes.
Ein weiterer Grund für mein Vorhaben ist, dass ich mich in den paar Büchern und sonstigen Schriften, die ich im Laufe meines Lebens über mein Fachgebiet und speziell über das Konzept der Affektlogik – meine Lehre vom Zusammenwirken von Fühlen und Denken – verfasst habe, mit verwandten Fragen schon mehrfach auseinandergesetzt habe – so u. a. mit der Struktur von geistigen Systemen, mit dem Bewusstseinsproblem und mit Zusammenhängen zwischen der Entstehung von Zeit und Zeitgefühl mit modernen Vorstellungen zum Wesen von Materie, Zeit und Raum2. Wesentliche Denkanstöße verdanke ich außerdem der vertieften Beschäftigung mit der genetischen Epistemiologie – der geistigen Entwicklung des Kindes – des großen Schweizer Gelehrten Jean Piaget, dem Studium von Chaostheorie und Synergetik bei Ilya Prigogine und Hermann Haken sowie den unzähligen Diskussionen rund um das Thema der evolutionären Wurzeln des Geistes mit Rupert Riedl und seinem Team am Mittagstisch des Konrad-Lorenz-Instituts in (damals noch) Altenberg bei Wien, wo ich nach meiner Emeritierung anderthalb Jahre lang als Gastprofessor wirken durfte.
Ein Wort noch zu meiner Grundhaltung: Sie ist wissenschaftlich und rational, stützt sich wesentlich auf moderne Erkenntnisse zur Evolution des Menschen und seines Geistes, aber respektiert auch intuitives und vorwissenschaftliches Denken als unverzichtbare Ingredienzen jeder tieferen Erkenntnis. Was, wie man sehen wird, eine spirituelle Dimension nicht ausschließt.
Das resultierende Gesamtbild versteht sich als eine Zusammenschau von unterschiedlichen Zugängen zum „großen Ganzen”, die für Leserinnen und Leser verschiedenster Denk- und Glaubensrichtungen von Interesse sein könnte.
1 Ein Essay (wörtlich „Versuch”) ist gemäß Online-Wörterbuch.info „eine allgemein verständliche, gewöhnlich kurze Abhandlung, die das Thema oft aus dem Blickwinkel des Autors darstellt”.
2 vgl. Ciompi 1982, 1988, 1997, 2003a, 2003b, 2004