Geister sind auch nur Menschen - Katja Brunner - E-Book

Geister sind auch nur Menschen E-Book

Katja Brunner

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Beschreibung

Dank ihrer sprachlichen Wucht und analytischen Schärfe ist Katja Brunner eine viel gespielte, unvergleichliche Stimme in der Theaterwelt. Kraftvoll lässt sie diejenigen ihre Stimme erheben, die vergessen gehen und an den Rand gedrängt werden - und wirft damit fundamentale Fragen nach den Machtverhältnissen in unserer Gesellschaft auf. In ihrem Buchdebüt versammelt Katja Brunner nun zwei ihrer Stücke, die in Rhythmus und Sound Spoken Word im wahrsten Sinne sind: "Geister sind auch nur Menschen" und "Ändere den Aggregatzustand deiner Trauer". Die Sprechtexte sezieren die Zustände, welche Sterben und Verlust begleiten. Schrille Klagen und zuweilen leise Lieder gegen das Vergessen zeugen von der Suche nach einer neuen Sprache des Abschieds. “Die schönste Nahkampfliteratur Europas.” (Juan S. Guse)

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Katja Brunner

Geister sind auch nur Menschen

edition spoken script 41

1. Auflage, 2021

© Buch Der gesunde Menschenversand, Luzern

© Texte henschel SCHAUSPIEL Theaterverlag Berlin GmbH

Alle Rechte vorbehalten

ISBN: 978-3-03853-179-1

Lektorat: Liliane Studer

HerausgeberInnen: Matthias Burki, Ursina Greuel, Tamaris Mayer, Daniel Rothenbühler

Gestaltung: hofmann.to

E-Book: Zeilenwert GmbH, Rudolstadt

Herzlichen Dank für die Unterstützung an: Kultur Stadt Zürich, Fachstelle Kultur des Kantons Zürich

Der gesunde Menschenversand wird vom Bundesamt für Kultur für die Jahre 2021 – 2024 unterstützt.

www.menschenversand.ch

Inhaltsverzeichnis

ÄNDERE DEN AGGREGATZUSTAND DEINER TRAUER

ÄNDERE DEN AGGREGATZUSTAND DEINER TRAUER

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BESTATTUNGSSZENAR II

KINDWESEN (DER JUNGE?)

MAMA 1

DER TOD I

KINDWESEN

VON DEN NÖTEN DER MADEN I

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MAMA 2

ERSTER SCHULTAG

SCHWESTERN

FUCHS

DER TOD II

WAS SOLL DIESES WINDRAD

MAMA 2ABC

VON DEN NÖTEN DER MADEN II

EINWEISUNG

SCHWESTERN

DER FUCHS UND DAS KULINARISCHE AUGE

KINDWESEN

DER TOD III

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MAMA 2D

KINDWESEN

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FUCHS

ACH WAS, DA STEHEN SIE WIEDER

KINDWESEN

NACH DEM DANACH

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MAMA 3,5

NATUR MIT KREATUR

GEISTER SIND AUCH NUR MENSCHEN

WESPENBEISPIEL – PASSEN SIE AUF, DER....GELDSCHEINCHEN

ICH BIN DIE HEISINGER, GERTRUD

GERIATRIE(SELBSTHILFE)GRUPPE 1

FRAU SIMPLON

GERIATRIE(SELBSTHILFE)GRUPPE 2

FRAU SIMPLON

AM WESPENBEISPIEL

RAUCHERLEBER

FRAU SIMPLON – NÖTE DES ALTERNS ODER

GERIATRIE(SELBSTHILFE)GRUPPE 3

GERATRIE(SELBSTHILFE)GRUPPE 4

ICH BIN DIE HEISINGER, GERTRUD

FRAU SIMPLON EXEMPLIFIZIERT

ICH BIN DIE HEISINGER, GERTRUD

GERIATRIE(SELBSTHILFE)GRUPPE

FRAU SIMPLON

HILFSKRÄFTE

VON EIER- UND SCHLAGSTÖCKEN

SIE KÖNNEN AUSWÄHLEN, HERR METZLER, ZWISCHEN EINEM PFEFFERMINZTEE UND EINEM, WARTEN SIE, EINEM PFEFFERMINZTEE

GERIATRIE(SELBSTHILFE)GRUPPE 6

ICH WAR NIE EIN BESONDERS BEGABTES HEIMKIND – SIE FINDEN MICH IM PARK

FRAU HEISINGER: NIE RUFT MICH MEIN ROLF....HNEN

FRAU SIMPLON – SO GEHT DIE HEISINGER HALT

KIDDO, BILL, FRAU DRUSSE UND EIN VERLORENER FLUGSCHEIN

Nachwort

ÄNDEREDENAGGREGATZUSTANDDEINERTRAUER

Womögliche Zielsetzung

den aggregatzustand der eigenen trauer zu ändern

ist er fest, ist er ein stein im bauch, der vom herzen her in den bauch hängt, das herz schwer macht und lang zieht, länger als es gerne sein möchte

ist er flüssig, wohnt er im blut und verteilt sich überallhin, haltlos durchdringt er kapillaren,

venen, usw.

bis in die hinterste und dürftigst durchblutete ecke des körpers

ist er gasförmig,ist die trauer zwar aus dem körper draussen,dafür in der luft.

Als könnte man hierhin und dorthin schwenken/lauschen – ein Dorfpanorama, das in Sprache gegossen daliegt.

Werden gewahr dem Vorbeistromern einer alt Gewordenen, einem Kindwesen, dem Fuchs, der Mama, Maden und ihren Larven, dem Tod und den Schwestern.

Und irgend

Beschleicht einen die Vermutung

Schneller

Oder gemächlicher

Sie ergreift einen klarer

Oder vager:

Es ist strittig, ob und dass die Toten tatsächlich tot sind.

BESTATTUNGSSZENAR I

- Triumphal hat er Dinge in Gang gesetzt

- Mit seinem Ableben

- Ja, schau genau, sein Ableben versöhnt Familiengehängsel, die normalerweise so tun, als könnten sie sich nicht mal beim Vornamen rufen

- Siehst du das auch, da, wie Risse, die traditionell innerfamiliär derartige Schlünde aufgetan hatten, ja, wie diese Risse jetzt zusammengenäht werden, sich Naht an Naht fügt, ein Wort: ein Stich, eine Geste: ein Stich, eine Berührung: zwei Stiche, ein Kompliment: drei Stiche

- Die Risse scheinen allmählich den Weg allen Fleisches zu gehen, den er schon gegangen ist

- So gross sind die Wunden der familiären Distanznahme, ich nenns mal frei heraus FEHDE, dass wahrscheinlich die Tante, die Schwester der Mutter des Verstorbenen, nicht ein einziges Mal die Nichte berührt hatte, geschweige denn daran gedacht, geschweige denn sich auf die Idee gesetzt, denn vielmehr schweigen sie und setzen sich erst recht auf keine Ideen

- Mitunter auch so, dass die Nichte nicht mal gesehen hatte, dass die Tante nämlich den exakt selben Schimmer im linken Auge hat, den sie selbst auch hat, dergestalt waren die familiären Risse gewesen, dass sie so weit voneinander entfernt standen, dass sie nicht einmal die Gunst von derlei Ähnlichkeiten nutzen konnten

- Dass da ja sofort und natürlicherweise ein hoher Grad an Verbundenheit hätte empfunden werden können wegen so ein bisschen brechenden Lichts

- Sie aber dennoch oder trotzdem gut und gerne Fröhlichkeitsvisagen montieren. Beim Eintreten in die Kirche sieht man das Präparat des Gesichtes

- Du meinst wohl die Präparation

- Ja, ach so, ja, die Präparation

- Die man – einmal mühevoll modelliert – nicht mehr ablegt, einmal dafür entschieden, bleibt man dabei

- Einmal gewählt, ist da eine das Gesicht betreffende Treue zu verfolgen

- Nun werden eben jetzt nicht wir in unserer Vollständigkeit besprochen in unserer Vollständigkeit nach unser aller Ableben uns werden augenscheinlich keine Kränze gewunden

- Ganz augenscheinlich windet sich meinetwegen niemand

- Wegen uns windet sich niemand vor der Aufgabe gesprächstechnisch unmittelbar überwältigend sowie in hervorragendem, ach was, samtenem offiziellem Moll zu bekunden

- MEIN HERZLICHES BEILEID, wie leid es mir tut um euch alle, ich kondoliere

- Nur, kleine Zwischenfrage: Welchen Schmerz sollen wir teilen

- Den über einen Verlust, der in uns allen eine kahle Stelle lässt. Kahl und unfruchtbar

- Wo aber doch ein jedes Familienmitgehängsel einen Schmerz mit sich herumträgt, der sein ureigenster ist der weder bedingt noch angerührt ist von dem Schmerz, den sie jetzt im Kirchgemeindehaus nach aussen wenden

- Nein, das ist ein ganz anderer

- Na, was für einer jetzt

- Das ist der, der bei ihnen in den Verdauungstrakten Enzymausgabeverweigerung betreibt, höchstens

- Der mit meinem Schmerz nicht zu verwechseln ist

- Wo die doch im Eigentlichen einen Schmerz haben, der ihnen in den Lefzen hängt, ihnen diesen pikanten Hautton verleiht, den die des einen Geschlechts gekonnt zu übermalen haben, wo ich doch begreifen kann jetzt, wo ich im modrig feuchten Kirchenduft stehe

- Es gibt nämlich nicht den Ort, wo wir hinkommen und alle gemeinsam unsere Befindlichkeiten ablegen und auf ein Feuer drauf SCHAU DIE SCHEITE WIE SIE PRASSELN IM WIND und in diesen Scheiten da zergehen unsere heiligen Unzulänglichkeiten

- So eine Art Feuerbestattung des Schmerzempfindens, um das mal so zu sagen, vereint uns nicht, das Kohlenmonoxid, das aufsteigt, nimmt uns keine Trauer weg, die mit seinem Ableben in uns einstieg

- Wo ich doch annehmen kann, das gibt es nicht, JA, wo das eben ein Schmerz ist, der mit dem eigenen zu tun hat, nicht, also gar nichts mit einem Aufgebahrten

- Es ist ja schlicht essenziell erquickend, einen Anlass gefunden zu haben endlich, das Schmerzliche zu verwerten endlich, das Schmerzliche der anderen zu bewerten, endlich

- ÄHH du ach ja, meine Handschrift ist auch nicht mehr das, was sie mal war, wie sagt man das nochmal, hmm, wenigstens hab ich das hier nachgeschlagen: «Der Tod löscht das Licht aus, aber niemals das Licht der Liebe.»

- Eben nein, endlich einen Anlass gefunden zu haben, der einen offiziell befähigt, nämlich

- Das Innere nach aussen zu tragen

- Der das sakrale Umfeld dafür gleich mitbringt, die fast inaktiv gewordene Darmflora mal nach aussen zu wenden, den Schimmel an den Magenschranken abzuschaben an den Kirchenbänken, unter Vorgabe absoluter Teilnahme

- SEHT DOCH WIE MEINE TRÄNEN PLUMPSEN UND AN DEN STRÜMPFEN ENTLANG IN DIE SCHUHE HINEIN, LACHEN UM DIE FÜSSE

SEHT DOCH WIE SEHR ICH MICH VERAUSGABE

- Wobei man eigentlich während der Verabschiedung in die erste Reihe starrt

- Gib es zu, so starrst du

- Und sieht und versucht zu zählen die Schuppen auf der Schulter der Trauerschwester

- Eins, zwei, drei, vier, fünf, ...

- Um sich vorzunehmen, dass man beim Leichenschmaus ihre Nähe suchen würde, um abzuzählen, ob es sich da schuppenmässig ungefähr die Anzahl hältlinks und rechts

- Ist sie denn da bevölkert von einem Schuldgefühl, das ihr die Kopfhaut rissig macht und trocken

- Du meinst die ewigen Fragen WIESO HABE ICH NICHTS GEMERKT, ALS ER MICH GEFRAGT HAT, WIE PASST SO EIN GROSSER OPA IN SO EINE KLEINE URNE, KOMMEN WIR NEBEN OPA ZU LIEGEN UND KÖNNEN WIR DANN NOCH GESCHICHTEN ERZÄHLEN

- Wir denken das nicht laut, nein

- Jetzt gerade geniessen wir, denn es ist schön, die Magenschranken nah hinanzulegen an die Deux-Pièces der anderen

- Endlich einen Anlass gefunden zu haben, sich das Deux-Pièce versauen zu lassen und eben stolz das Verdreckteste von allen durch das Kirchenschiff zu tragen

- Dabei die Trauermiene vielleicht mal neu modellieren

- Beispielsweise die Augen von ausdruckslos gebrochen ins Freizügig-Leidende zu verkehren

- Wo es doch um genau solcherlei Befriedungen geht

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Natur und Kreatur I

Das hat man doch nur in der Natur, dass man von nirgends kam ausser von irgendwo aus ihr raus, aus einer natürlichen Verwicklung, zwangsweise meistens aus einer Verschränkung ineinander hinein von Genitalien, die auch aus ihr kommen, der Natur, die einen kreatürlich werden liess und wandeln über den Erdball und mit Augenbällen schauen übers Land und mit Händen tasten in die Landschaft, die auch aus der Natur kommt, vergesst das nicht. Nicht öfter als notwendig. Der Urknall war eine gewaltige Gasexplosion aus ihr heraus, der Natur heraus, das war der Urknall, der letzten Endes zu einer anderen Natur geführt hat, die wir hier nun eindämmen, systematisch unterwerfen, einer Menschlichkeit unterwerfen, aber diese Natur, diese trügerische.

Trägt die nicht mehr Unsichtbares in ihrem Bauch als die Gesamtheit einer Menschheit.

BESTATTUNGSSZENAR II

- Wo wir doch nun einmal die Befriedung vor uns hertragen dürfen

- Ob der Bilanz, die wir ziehen können, die der Pfarrer um die Trauerkränze malt, in denen die Konzentration eines Floristen wohnte

- Drei Stunden gesteckt, assortiert, an den Jungen gedacht, der Florist kannte ihn, wusste, dass er wippend ging, meint er zu wissen, dass er wippend gegangen war, um ihre Toten legen sie Gewissheiten

- Mochte der nicht diese Bonbons so sehr, Werthers Original, hatte der nicht Monopoly gespielt, leidenschaftlich, und, vor allem, ist der nicht jeden Samstag zum Schreiner gegangen, WAHRLICH jeden Samstag der letzten Jahre, der nicht in Schulferien fiel, und hatte Hobelspäne geholt für seinen Hamster

- Hamster Dino

- So was dachte der Florist also

- Ja, und er hakte ab: ein Kranz offeriert von der Schule, einer vom Hockeyverein, einer von der Trauerfamilie, die Schwestern legen den Kranz hin, als obs ein Leichnam wär, die eine drückt ein Stofftier an sich

- Eine Schildkröte

- Warme Farben, lebensbegrüssende Farben sind gewünscht für die Blumen

- Und das Weiss, mit dem man nie falsch ist

- Die Pfarrerin, die sagt: Wir haben verloren. Heute, an diesem Trauertag kann ich nicht lügen und sagen, in jedem Verlust liegt auch ein Gewinn

- Sie möchte weiter, nur, ihre Stimme bricht

- Da, oder, geht es los, in der dritten Reihe ein Lachen

- Eine Frau, älter, hager, schütteres Haar, tatsächlich, die lacht

- Ist ihr Lachen etwa ein Einstieg in ein Weinen

- Dann ist man nicht mehr sicher, bedeutet dieses Lachen: Eigentlich möchte ich heulen und schreien dürfen

- Du verfällst dem günstig erkauften Pathos, den man an einer Trauerfeier tunlichst verhindert, wir sind hier zeitgemäss atheistisch unterwegs, haben unsere eigenen Rituale zur Bekämpfung von Trägheit, dieser Trägheit, die von Trauer kommt

- Zur Befruchtung der kahlen Stelle, die sein Ableben, triumphal, geschlagen hat, ganze Waldstriche hat sein Weggang fortgerodet

- Wir ziehen also Bilanz

- Dass nämlich zu unserer Beerdigung mehr Publikum käme

- Eine Schande, können wir nicht die Köpfe drehen, um genau abzuzählen, wie viele da wären

- Fest steht: Wir kennen mehr Paare

- Ausserdem rinnen bei uns die Sanduhren anders, denn Hand an uns legen, ALSO BITTE, höchstens zur Befriedigung, zu Massnahmen, die lebensverlängernd sind, denn einmal die Woche gehen wir 1,3 Stunden

- In ein Fitnesszentrum – moderates Schwitzen –, die cholesterinspiegelsenkenden Massnahmen

- Ein Apfel täglich und eine Tasse Grünen Tee

- Sind nicht zu unterschätzen

- Da reden wir noch nicht mal von Karma

- Wo das Jungchen ja ein eingetrübtes Karma zu tragen gehabt hatte

- Hamster Dino ist schliesslich Hamster Dino der Vierte gewesen

- Die drei vor ihm auf eigentümliche Art und Weise dort gelandet, wo er sich jetzt selbst und freiwillig hingetan hat

- Fest steht, dass nämlich bei unserer Beerdigung ein Trauerkranz

- Minimum

- Mehr dastünde, denn man ist ja nicht umsonst Vereinsmitglied geworden

- Familienmitglied war man schon

- Und zu meinem Glück und Unglück ist meine eine vielköpfige

- Bis es auf einmal eine Bereicherung ist, so viele Tanten, Onkel, Basen, Neffen in den Stammbaum eingeschrieben zu haben

- So viele Anlässe, endlich, das eigene Schmerzliche verwertet zu kriegen

KINDWESEN (DER JUNGE?)

Zeugung I

Dass meine Existenz eine peinlich absichtslose war:

Dass ich reinen Herzens und reinlichster Hände schwören kann, mindestens, dass ich über die kurzen Strecken meiner Zeugung, also Vollziehung, weiss:

Meine Zeugung ist eine dergestalt fatal absichtslose Handlung, dass ihr keinerlei Begründung unterliegt ausser pochende primäre Geschlechtsmerkmale

Eine vitale Klitoris

Einige an Durchblutung wirklich nicht zu übertreffende Schwellkörper

Verhärtete Brustwarzen

Eine kurze Geschichte von der Überflüssigkeit von Gleitmitteln, die Absichtslosigkeit meines Daherkommens beinhaltet glückliche, vielseitig beachtete Labien

Eine vortreffliche Vaginalflora

Zwei gesunde Lüste, die einander ein Loblied singen

So ungefähr gestaltet sich also das Aufeinandertreffen dieser Lüste

Ein forsches Spermium streitet sich durch,

setzt sich durch und schwimmt, eifrig

So werd ich hergestellt, von allen unbemerkt steig ich hoch die Eileiter, HALLO, niste mich ein in dem beseelten Mutterkörper, DA BIN ICH SCHON MAL EIN WENIG, der Mutterkörper ein Endorphin durchströmtes Fleischgestell, das sich geliebt fühlt

So oder so ähnlich geht das

Der väterliche Körper entlastet und entspannt

7,3 Minuten zärtlichen, bisweilen von der Mutter her beinahe neckischen Kraulens folgten

Aber da verursachen das Ei und das Spermium bereits Zellteilungen

Die Mutter hat von Anfang an einen bevölkerungswürdigen Körper gehabt, der Vater hatte nichts gehabt, aber dieses Nichts stets und begabt als ein Vieles zu verkaufen gewusst

Nach 7,3 Minuten zärtlichen, bisweilen neckischen Kraulens und Streichelns entschläft der Vater, während die Geschlechtsorgane der Mutter gerade erst zu voller Betriebsamkeit erwacht sind

Das sind die ehelichen Routinen, sie stellt ihm noch seinen Wecker

Das Endresultat einer rituellen Verausgabung zweier

Eheleute in normaler Herbstnacht bin ich

HALLO

So macht man mich, zur Entspannung, zur Verkettung zweier, zum Triebstauabbau

Aber Absichtslosigkeit nein, Absichtslosigkeit unterliegt keiner Bösartigkeit, ein Apfel, zum Beispiel, ist meistens absichtslos und doch hat noch niemand von bösartigen

Äpfeln gehört

Oder

Jetzt, wo ich also in der Einnistung begriffen bin, der

Innerleibwuchs der Mutter drastisch angeregt ist, geschieht ansonsten nicht viel:

Das Wetter stabil

Niemand holt die Wäsche hoch

MAMA 1

Es nässt so innerlich, es nässt aus mir raus und in die Kleider rein, alles ist feucht geworden, modrig, mit mir lieblich, süsslicher Duft von Moder, der ist auch auf deine Kleidung übergegangen, da riechts nicht mehr wie du, sondern wie alles im Haus jetzt und das Bild hab ich abgehängt und hierhin gelegt zwischen zwei Glasplatten geklemmt und unsere Namen hingemalt und wärs wärmer, wär die Scheibe voll Dampf, weil die Nässe und die Hitze WOHIN MIT DER NÄSSE