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Konzentration, Geistesgegenwart und Bewegungsbewusstheit sind mit entscheidend für sportliche Leistungen. Wenn wir sie im Zusammenhang mit der Bewegung unserer Aufmerksamkeit verstehen, ergeben sich neue Blickwinkel - und Möglichkeiten des Trainings. Von Nutzen können diese Blickwinkel auch in verschiedensten Bereichen des Alltags sein - hier am Beispiel von Projekten zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge. Was Aufmerksamkeit ist, zeigt sich am ehesten an ihrer Wirkung. Statt einer Definition betrachten wir daher zunächst einige Alltags-Phänomene und beginnen bei den japanischen Bewegungskünsten. Dass diese Blickwinkel nicht ganz neu sind, belegt dann ein kurzer Blick in die Forschungsansätze von Salomon Stricker bis zu Horst Tiwald.
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Seitenzahl: 42
Veröffentlichungsjahr: 2022
© Olaf Höhnke
Konzentration, Geistesgegenwart und Bewegungsbewusstheit sind mit entscheidend für sportliche Leistungen.
Wenn wir sie im Zusammenhang mit der Bewegung unserer Aufmerksamkeit verstehen, ergeben sich neue Blickwinkel - und Möglichkeiten, sie zu trainieren.
Von Nutzen können diese Blickwinkel auch in verschiedensten Bereichen des Alltags sein - hier am Beispiel von Projekten zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge.
Was Aufmerksamkeit ist, zeigt sich am ehesten an ihrer Wirkung. Statt einer Definition betrachten wir daher zunächst einige Alltags-Phänomene und beginnen bei den japanischen Bewegungskünsten.
Dass diese Blickwinkel nicht ganz neu sind, belegt dann ein kurzer Blick in die Forschungsansätze von Salomon Stricker bis zu Horst Tiwald.
Dr. Olaf Höhnke
Steinreye 35
22359 Hamburg
I
Manipulieren der Aufmerksamkeit
Zen in der Kunst des Bogenschießens
Alltagsphänomene
Aufmerksamkeit und Sinne
Unterschiede erleben
II
Wirkungen der Aufmerksamkeit im Sport
Elfmeterschiessen im Fussball
Störungen und „leichte Fehler“ im Tennis
Blicktraining im Beachvolleyball
Aufmerksamkeit als Werkzeug im Sportunterricht
II
Schwerpunkte eines Aufmerksamkeits-Trainings
Beispiele im Tennis
III
Bewusstes Bewegen in Projekten zur betrieblichen Gesundheitsvorsorge
IV
Aufmerksamkeit und Forschung
Bewegungswahrnehmung basiert auf muskulärem Erleben
Entscheidend für Wahrnehmung und Koordination ist die Selbstbewegung
Bewegen und Wahrnehmen sind eine Einheit
T
IWALD’s
Relativitätstheorie des Selbstbewegens
V
Literatur
VI
Bildnachweis
Mit herzlichem Dank an Johannes Brakel und Matthias Farr.
In den Kampfsportarten wie Boxen, Fechten, Ringen oder Judo spielen nicht nur die physischen Aspekte eine Rolle. Das „Lesen“ des Gegners, die richtige Einschätzung seiner Handlungsabsichten und das Einsetzen von Finten sind wesentliche Faktoren, die mit über Sieg oder Niederlage entscheiden können.
Auch in den Sportspielen wie Handball, Basketball oder Fussball sind manipulierende Körpertäuschungen wichtige Elemente, um erfolgreich zu sein. Mit ihrer Hilfe versucht man, die Aufmerksamkeit des Gegenspielers für einen Moment zu lenken und so eigene Aktionen zu erleichtern bzw. ermöglichen.
Auch im Alltag erleben wir Situationen, in denen das Manipulieren der Aufmerksamkeit ein entscheidender Aspekt ist - etwa beim Zaubern.
Damit ein Trick nicht erkannt wird, muss ein Magier von der zentralen Handlung ablenken und die Aufmerksamkeit der Zuschauer auf eine Nebenhandlung hin lenken. Dass das Publikum diesen Zusammenhang kennt, macht die Sache für ihn nicht leichter.
Natürlich arbeitet die Werbung mit dem Lenken von Aufmerksamkeit. Aus der Marktforschung ist viel über Gewohnheiten der Kundschaft bekannt und dieses Wissen wird genutzt, um die Aufmerksamkeit der Kunden auf ein neues Produkt zu lenken, mit positiven Emotionen zu verknüpfen und Nachfrage zu wecken.
Wie könnte man sich vor dieser Manipulation schützen? Was ist eigentlich Aufmerksamkeit? Wie kann man als Sportler lernen, mit der eigenen und der Aufmerksamkeit des Gegners umzugehen?
Um sich diesen Fragen zu nähern, lohnt ein Blick auf die traditionellen japanischen Künste.
Einer der ersten, der im Westen ein Interesse an Aufmerksamkeit, Achtsamkeit, einer „rechten Geistesgegenwart“ oder allgemein an fernöstlicher Denkweise und den auf dem Zen-Buddhismus basierenden Bewegungskünsten geweckt hat, war Eugen HERRIGEL. Sein 1948 erschienenes Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“ hat bei uns eine Welle der Begeisterung ausgelöst.
HERRIGEL lehrte Philosophie an der Universität in Heidelberg. 1924 erhielt er einen Ruf für Geschichte der Philosophie an die japanische Universität in Sendai. Sein besonderes Interesse galt der Mystik und so machte er sich neben seiner Lehrtätigkeit auf einen fünf Jahre dauernden Schulungsweg, um das Bogenschießen in der Tradition des Zen zu erlernen.
Vordergründig scheint es in den traditionellen japanischen Künsten um das perfekte Erlernen der jeweiligen Technik zu gehen, wenn HERRIGEL den japanischen Unterricht so charakterisiert:
„Einüben, Wiederholen und Wiederholung des Eingeübten sind in fortschreitender Steigerung auf weite Strecken seine Kennzeichen.“1
Darüberhinaus findet auf dem „Weg der Erfahrung“ aber - und das ist wesentlich - eine Auseinandersetzung mit sich selbst statt.
Ob Bogenschießen, Schwertkunst, Tuschmalerei, Blumenstecken oder nur Fegen des Hofes - was man tut, soll mit voller Aufmerksamkeit getan werden.
Der Weg der ständigen Wiederholung soll in einem „Überschreiten der Technik“ münden. In der Schwertkunst wird das die „meisterliche Schwertführung“ genannt.
Diese innere Ausbildung zielt auf einen Zustand geistiger Wachheit, auf die sogenannte „rechte Geistesgegenwart“:
„Der Geist, bedeutet dies, ist überall gegenwärtig, weil er nirgendwo, an keiner besonderen Stelle, haftet. Und er kann gegenwärtig bleiben, weil er, auch wenn er sich auf dieses oder jenes bezieht, daran nicht überlegend hängen und dadurch seine ursprüngliche Beweglichkeit einbüßen wird.“2
HERRIGEL schildert seine inneren Kämpfe, seine Rückschläge, Zweifel und die oft schwer verständlichen Hinweise des Meisters. Und dann beschreibt er einen Abend, an dem der Meister selbst auf die Scheibe schießt, und der ihm eine Ahnung von dem vermittelt, worum es in den japanischen Traditionen geht.
Während die Übungshalle erleuchtet ist, liegt der Scheibenstand in völliger Dunkelheit…