Geistesgegenwärtig führen - Daniel Zindel - E-Book

Geistesgegenwärtig führen E-Book

Daniel Zindel

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Beschreibung

Dieses Buch ist eine Anleitung für Männer und Frauen mit Leitungsverantwortung - in Gemeinde und Kirche, in kirchlichen Einrichtungen oder im christlichen Umfeld. Es richtet sich an all jene, die den Berufsalltag nicht vom Glauben trennen wollen, sondern Führungshandwerk und persönliche Intuition mit göttlicher Inspiration verknüpfen möchten. Dabei hilft Daniel Zindel, das Wesen christlicher Organisationen zu verstehen. Er schreibt vom Gelingen und Scheitern von Leitenden und vermittelt biblische und klösterliche Führungsweisheiten, lebendig verknüpft mit eigenen Erfahrungen. Der Autor ist überzeugt: "Leiten ist letztlich eine spirituelle Angelegenheit und eine klare Herausforderung, selbst geistlich zu wachsen." "Eins der besten Bücher zum Thema - die längst überfällige Korrektur der vielfach oberflächlichen Ausführungen, die Management-Prinzipien unreflektiert auf christliche Organisationen übertragen." (Dr. Heinrich Christian Rust) "Die Lektüre empfiehlt sich allen, die wissen wollen, was es bedeutet, Menschlichkeit ins Zentrum unternehmerischen Denkens und Handelns zu rücken." (Regierungsrat Claudio Lardi)

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Meiner Frau,der besten Inspiratorin und Kritikerin

Daniel Zindel

Geistesgegenwärtigführen

Spiritualität und Management

Dieses Buch als E-Book: ISBN 978-3-86256-714-0

Dieses Buch in gedruckter Form: ISBN 978-3-937896-72-4, Bestell-Nummer 588 672

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar

Bibelzitate sind, sofern nicht anders angegeben, der Übersetzung Hoffnung für alle® entnommen, Copyright © 1983, 1996, 2002 by International Bible Society®. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Verlages

Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf JohannsonUmschlagbilder: © ShutterStock®Satz: Neufeld Verlag

3. Auflage 2012

© 2. Auflage 2009 Neufeld Verlag Schwarzenfeld

Die erste Auflage dieses Buches erschien 2003 im Scesaplana Verlag, Seewis, Graubünden

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

www.neufeld-verlag.de / www.neufeld-verlag.ch

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Inhalt

Einleitung

Erster Teil: Christliche Organisationen verstehen

Der Engel und der Schuster – geistesgegenwärtig führen (I)

I. Drei Arten, eine christliche Organisation zu betrachten

1. Es ist wichtig, zu unterscheiden

2. Die spirituelle Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist ein Gefäß für den Geist

3. Die organische Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist ein Leib

4. Die mechanische Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist eine Maschine

II. Die Pyramide Sinn, Gemeinschaft und Leistung

1. Produktionskapazität und Produkt

2. Sinn stiftet Gemeinschaft und spornt zu Leistung an

3. Investition in die Produktionskapazität und das Produkt

Zweiter Teil: Die leitende Person in christlichen Organisationen

Der Engel und der Schuster – geistesgegenwärtig führen (II)

I. Anforderungsprofil für Leitende

1. Ergebnisorientierung

2. Vom Stellenwert der Persönlichkeit

3. Glaubwürdigkeit als Grundanforderung an Leitende

II. Leitende als spirituelle Manager

1. Führen als Chance zu persönlichem geistlichen Wachstum

2. Nichts tun, und doch bleibt nichts ungetan

3. Als Person berufen

4. Motivation – Lebensvision – Unternehmensvision

Dritter Teil: Christliche Organisationen leiten

Der Engel und der Schuster – geistesgegenwärtig führen (III)

I. Die Unternehmensvision erkennen und weitertragen

1. Die Wichtigkeit der Unternehmensvision

2. Das dreifache Hören

3. Prophetie – Management und »Lösungen zweiter Ordnung«

4. Zwei jüngere Beispiele

5. Visionen anpassen und verändern

6. Verführerischer Ratschlag I: Drücken Sie Ihre Vision durch!

II. Menschen ganzheitlich führen

1. Menschen fachlich fördern

2. Menschen persönlich fördern

3. Konfliktlösung auf dem geistlichen Weg8

4. Menschen geistlich fördern

5. Das Mitarbeitergespräch

6. Verführerischer Ratschlag II: Lassen Sie so viel wie möglich in der Schwebe!

III. Für Ziele sorgen

1. Die Ziele leiten sich von der Vision ab

2. Gemeinsam Ziele setzen

3. Zielkonflikte

4. Für die richtigen Tempi sorgen

5. Verführerischer Ratschlag III: Vermeiden Sie unter allen Umständen Kontrolle!

IV. Für Strukturen sorgen und organisieren

1. Strukturen sind prozess-, auftrags- und personenbezogen

2. Der Rat des Schwiegervaters und die Umstrukturierung der Gemeinde in Jerusalem

3. Strukturen auch für die Gemeinschaft und die Spiritualität

4. Strukturen und das Wirken des Heiligen Geistes

5. Entscheidungsstrukturen

6. Verführerischer Ratschlag IV: Arbeitsmethodik zeugt von Mittelmaß!

V. Für Ressourcen sorgen

1. Es hat genug

2. Ressource Mensch

3. Finanzen

4. Geld und Geist

5. Verführerischer Ratschlag V: Hände weg vom Budgetieren!

VI. Kommunizieren

1. Sachebene – Beziehungsebene – Glaubensebene

2. Reichlich, relevant und rein kommunizieren

3. Die Beziehungsabbruchsfalle

4. Tue Gutes und sprich darüber?

5. Verführerischer Ratschlag VI: Schweigen ist Gold!

VII. Entscheiden

1. Die vier Fragen

2. Der Moment des Entscheidens

3. Die Umsetzung von Entscheidungen

4. Verführererischer Ratschlag VII: Loyalität zeugt von mangelndem Durchsetzungsvermögen!

Schluss: Geistesgegenwärtig führen – eine Textmeditation

Einleitung

Seit Erscheinen der ersten Auflage dieses Buches im Jahr 2003 hat im Irak ein Krieg stattgefunden. Er begann mit einer Lüge. Wir gingen durch eine Finanzkrise, welche die größten Staatsinterventionen der Menschheitsgeschichte zur Folge hatte. Kern der Krise war menschliche Gier. Mehr denn je bin ich überzeugt, dass wir meistens nicht an unseren Führungsaufgaben scheitern, sondern fast immer an uns selbst. Heute scheint mir der zweite Teil meines Buches, wo es um die Persönlichkeit von Leitenden geht, das Herzstück meiner Ausführungen zu sein. Dass gerade Führungsleute aus der Wirtschaft von diesem Teil besonders angesprochen waren, zeigte ihre eindrückliche Resonanz. Wie aber kam ich dazu, über den Zusammenhang von Spiritualität und Management zu schreiben?

Es war während eines Mittagessens im Kreise von Absolventen eines Nachdiplomstudiums in Management für Nonprofitorganisationen. Eine der Kursteilnehmerinnen fragte mich: »Hast du auch einen persönlichen Astrologen, der dich in Führungsfragen berät?« »Nein, ich bete«, war meine knappe Antwort. Da trat schlagartig eine merkwürdige Stille am ganzen Tisch ein. Dann begann eine engagierte Diskussion, bei der sich nicht nur herausstellte, dass gut ein Drittel der Studierenden, die alle schon Führungsverantwortung wahrnahmen, einen persönlichen astrologischen Berater hatte. Zum anderen stellten wir fest, dass in einer sehr komplex und unberechenbar gewordenen Welt intuitive Entscheidungen oder gar übersinnliche Hilfestellungen bei der Entscheidungsfindung nicht tabu sind. Seit diesem Essen hat mich die Frage, wie die geistliche Wirklichkeit und der Führungsalltag ineinander greifen, nicht mehr losgelassen.

Ich schreibe dieses Buch für Frauen und Männer, die ihre Spiritualität und ihre Führungsverantwortung miteinander verbinden möchten. Ich schreibe für Menschen, die in Gemeinde, Kirche oder christlichem Umfeld arbeiten und in irgendeiner Form und Funktion Verantwortung wahrnehmen. Wenn ich im Folgenden von der »christlichen Organisation« spreche, könnte der Eindruck entstehen, meine Adressaten seien Führungskräfte großer Werke oder ganzer Kirchgemeinden. Ich denke aber auch an Frauen und Männer, die in ihrer Gemeinde, in der Jugendarbeit, in irgendwelchen Vorständen oder Verbänden verantwortlich mitarbeiten und mitgestalten.

Dabei spreche ich von der christlichen Organisation als von einer Einrichtung, in der Menschen aus einer Grundhaltung heraus zusammen aktiv sind. Die Zwecke der Institution können ganz verschieden sein: Gottesdienste feiern, Kinder erziehen, Jugendliche fördern, Menschen missionieren, Kranke pflegen, Ehen beraten, Schüler unterrichten. Menschen arbeiten darin ehrenamtlich oder als Angestellte. So verschieden die Aufgaben und Funktionen auch sind, den Mitarbeitenden ist es ein Anliegen, ihre Aufgabe aus ihrem christlichen Glauben heraus zu erfüllen. Ich bin der Überzeugung, dass in solchen »Unternehmen« anders geleitet werden sollte als in rein säkularen Organisationen, damit das Potenzial der göttlichen Dimension in das menschliche Machen einwirken kann.

Ich möchte einen Beitrag zur Qualitätssteigerung des Leitens innerhalb von christlichen Institutionen leisten. Auch möchte ich Menschen in ihrer Lust und Last des Führens ermutigen und stärken. Schwache Führung legt sich als Mehltau der Resignation auf motivierte Mitarbeitende. Gute Führung multipliziert gute Einzel- und Teamleistungen zu einem zielführenden, heilvollen Ganzen.

Als Theologe schöpfe ich dabei aus der geistlichen Führungsweisheit der Bibel. Mit besonders geschärftem Blick lese ich in der Apostelgeschichte, wo Lukas die Anfänge des Projekts Kirche und damit auch spirituelle Führungserfahrung beschreibt. Benedikt von Nursia (um 480 bis 547), dem großen Klostergründer und Organisator, verdanke ich manche Hinweise. Weiter blicke ich zurück auf Segensspuren und Flurschäden, welche meine eigene Leitertätigkeit in einer Kirchgemeinde und in einem christlichen Sozialwerk zurückgelassen hat. Ich habe viele Fehler gemacht, einige Male sogar dieselben! Meine Leserinnen und Leser können sich vielleicht da oder dort einen Umweg ersparen.

Schließlich bin ich auch ein wenig im Gespräch mit Literatur über Management. Neben »heißer Luft in neuen Schläuchen«,1 die ich gelegentlich antraf, habe ich daraus manche wertvollen Impulse bekommen.

Ich erlebe mich selber nicht so sehr als pionierhaften Unternehmer. Mir ist vielleicht eher die Gabe des Nachdenkens, des Unterscheidens und des rechten Maßes geschenkt. Von diesen Dingen handelt der erste Teil des Buches, wo es um das Verstehen christlicher Organisationen geht.

Im zweiten Teil denken wir über die Persönlichkeit von Leitenden nach. Sie werden merken, dass mir ein personaler Ansatz im Wahrnehmen von Führungsverantwortung (die Grundbeziehung von Ich und Du) wichtig ist. Gott baut sein Reich mit Menschen, die sich ihm zur Verfügung stellen, und nicht mit Funktionsdiagrammen.

Im dritten Teil geht es um verschiedene Führungswerkzeuge, wobei deren geistliche Dimension mit berücksichtigt werden soll. Als Möglichkeit zur persönlichen Weiterarbeit habe ich nach jedem Kapitel einige weiterführende Fragen zusammengestellt. Sie mögen insbesondere jene Gruppen zum vertiefenden Gespräch anleiten, welche das vorliegende Buch gemeinsam lesen.

Jeder Teil beginnt mit einer Meditation über das Bild vom Engel und dem Schuster, das diesem Buch als Karte beigelegt ist. Es hängt in meinem Büro und verkörpert für mich das Kernthema des Buches: Geistesgegenwärtig führen. Dieses Jahrhundert wird jenen Machern gehören, die Gottes Wirken immer weniger im Wege stehen, die für das Wirken seines Geistes immer durchlässiger werden.

Die einzelnen Kapitel des dritten Teils schließe ich gegenläufig mit einer Art »Antiratgeber« ab. Diese »verführerischen Ratschläge« sind für all jene Leitenden gedacht, die sich und ihr Umfeld systematisch unglücklich machen wollen. Der Erfolg stellt sich beim gewissenhaften Befolgen dieser Ratschläge schlagartig und mit Bestimmtheit nachhaltig ein.

Mein dreifacher Dank geht erstens an den Verleger, David Neufeld, der in einer unkomplizierten und effektiven Zusammenarbeit eine zweite, leicht überarbeitete Auflage ermöglicht hat. Zweitens an den Evangelischen Kirchenrat der evangelischen Landeskirche Graubünden für den Druckkostenzuschuss und schließlich an Gertrud Hunziker-Fromm für die Erlaubnis, die Lithographie Max Hunzikers zu verwenden.

Daniel Zindel

Anmerkung

1 Christine Demmer/Rolf Hoerner, Heiße Luft in neuen Schläuchen – Ein kritischer Führer durch die Managementkonzepte, Eichborn, Frankfurt am Main 2001

1

Christliche Organisationen verstehen

Der Engel und der Schuster – geistesgegenwärtig führen (I)

Mir ist die gegensätzliche Spannung und zugleich tiefe Einheit von Spiritualität und Management nirgends so eindrücklich vor Augen gemalt worden wie im Bild »Der Engel und der Schuster« von Max Hunziker. Betrachten Sie das Bild auf der Karte, die diesem Buch beiliegt. Ein bärtiger Schuster sitzt an seiner Arbeit im Halbdunkel seiner Werkstatt. Er ist nicht mehr der Jüngste. Sorgfältig hält er mit seiner Linken einen Nagel; seine Rechte treibt den Stift energisch in die Ledersohle. Schuster, den wievielten Nagel in deinem Leben hämmerst du in eine Schuhsohle? Als Meister seines Fachs beherrscht er seine Arbeit im Schlaf. Schuhmacher, ist das nicht langweilig, Tag für Tag in der halbdunklen Werkstatt zu sitzen und Schuhe zu flicken?

Der Mann arbeitet ruhig und ist ganz bei der Sache. Der Schuster bleibt bei seinem Leisten. Er misstraut jenen, die sagen: »Schön ist es anderswo, hier bin ich sowieso.« Er weiß, dass er am richtigen Platz ist: »Hier ist nicht anderswo, schön ist es sowieso.« Er muss keinen Rekord im Nageln aufstellen, um seine repetitive Arbeit als etwas Besonderes darzustellen. Er versinkt aber auch nicht in Selbstmitleid wegen seiner Routinearbeit.

Der Schuster scheint ganz konzentriert. Worauf? Dass er sich mit dem Hammer nicht auf den Daumen schlägt? Kaum! Seine gesammelte Haltung mit dem leicht zur Seite geneigten Kopf deutet vielmehr auf etwas anderes hin:

Von oben her neigt sich ein Engel zu ihm herab. Der Bote ist ganz in Weiß gekleidet. Der Schuhmacher aber schaut nicht hin, sein Blick ruht auf seiner Arbeit; doch er hört auf die Stimme, die zu ihm spricht, ihm etwas zuflüstert oder zuruft, die lauten Hammerschläge übertönend. Er hört gut zu, wach und gesammelt. Er horcht auf eine höhere Eingebung. Er »passt auf, was man droben sagt« (Johann Christoph Blumhardt). Er nimmt die unsichtbare Wirklichkeit Gottes wahr. Und er ist bereit zu gehorchen.

Wer nichts hört, bleibt auch stumm. Lateinisch: surdus bedeutet »taub«, aber auch »lautlos«. Wo überhaupt nicht mehr aufgehorcht, sondern einfach gemacht wird, herrscht das Absurde, das Widersinnige. Es fehlt der Sinn, wenn sich alles rein diesseitig abspielt. Führen, das sich allein an stummen Marktmechanismen orientiert, ist absurd. Ziele erreichen, die sich rein aus dem horizontalen Managen ergeben, macht Leitende vielleicht erfolgreich, aber nicht sinnerfüllt. Sinnvoll Verantwortung tragen und sinnvoll Menschen leiten kann nur, wer horchen kann und gehorsam ist. –

»Rede Herr, dein Knecht hört«,1 das heißt, zuerst hingegeben hören ist wichtiger als gleich zum Wettlauf antreten, wo es dann heißt: »Rede Herr, dein Knecht läuft schon.«

Im Bild herrscht Spannung und zugleich tiefe, fast zärtliche Einheit:

Der Handwerker und der Engel bedeuten für mich: Alltagsarbeit und Erleuchtung sind Zwillinge. Transpiration und Inspiration gehören zusammen wie Schale und Kern einer Frucht. Berufliches Können und begnadete Kunst durchdringen sich. Professionalität und Spiritualität sind Freunde. Du bist im Alltag ganz bei der Sache und zugleich geistesgegenwärtig offen für den Gedankenblitz von oben. Wer an der irdischen Institution baut, traut der göttlichen Inspiration. Umgekehrt fehlen der Inspiration, die nicht in eine Institution mündet, die Hände. Sie wird nicht Fleisch. Sie bleibt schwebend und verpufft, weil der Heilige Geist immer auf Verleiblichung aus ist. Was wäre, wenn der Engel spräche und es wäre kein Schuster da, der Nägel mit Köpfen macht?

Institution ohne Inspiration bleibt flach, technisch und leblos. Sie verfehlt in bester Absicht vielleicht Gottes Absicht. Sie perfektioniert ihre Form ohne Inhalt. Anstatt dass sie ein Feuer hütet, bewahrt sie Asche auf. Man tut in ihr vielleicht viele Dinge richtig, aber nicht die richtigen Dinge. »Als sie die Orientierung endgültig verloren hatten, verdoppelten sie ihre Anstrengungen« (Mark Twain).

Managergebet

Lebendiger Gott,

der Schuhmacher ist Macher – wie ich. Ich mache gerne Nägel mit Köpfen. Ich schlage sie gerne ein, damit sichtbar etwas entsteht. Ich kann gut mit dem Hammer umgehen. Vergib mir, dass ich dann manchmal alles in der Welt für einen Nagel halte.

Ich will wirken, bewegen, damit ein tauglicher Schuh entsteht, ein aufbauendes Buch, ein heilendes Heim, eine Leben fördernde Gemeinde, ein guter Cashflow – damit dein Reich komme.

Lass mich, den Beweger, bewegt werden. Sprich dein das Ohr und das Herz öffnendes Wort, dass es den Rahmen meiner kleinen, dunklen Werkstatt sprengt. Lass mich über meinem kleinen Ziel dein großes, kommendes Reich im Auge haben. Sprich mich aus der Ewigkeit an, damit ich stets modern bleibe. Wecke mein Ohr mit Himmelsmusik, damit ich gute und sinnvolle Alltagsprodukte hervorbringe. Flüstere mir zärtlich das Geheimnis deiner Wachstumskräfte ins Ohr, damit durch mein gutes Hämmern und Nageln nicht nur ein Werk, sondern deine Frucht entsteht.

Amen

I. Drei Arten, eine christliche Organisation zu betrachten

1. Es ist wichtig, zu unterscheiden

Unsere inneren Bilder davon, was eine christliche Organisation ihrem Wesen nach ist, wie sie funktioniert und welche Zwecke sie erfüllen sollte, sind sehr verschieden. Diese inneren Landkarten prägen aber entscheidend die Art und Weise, wie wir Führungsverantwortung wahrnehmen, welche Wege wir führungsmäßig einschlagen und woran und wie wir uns im Führungsalltag orientieren.

Eine christliche Arbeitsgemeinschaft kann wie die Ehe von ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten her beschrieben werden. Ist die Ehe eine Arbeits- und Zweckgemeinschaft von Mann und Frau, die zusammen einen Haushalt führen, eine Lebensgemeinschaft bilden und die Verantwortung für die Erziehung ihrer Kinder übernommen hat? Ja, das ist sie. Oder ist die Ehe eine Liebesgemeinschaft, wo Zärtlichkeit und Erotik kultiviert werden? Ja, das ist sie auch. Oder ist sie eine geistige Gemeinschaft, wo wir gegenseitig unsere Gedanken und Gefühle austauschen, entweder nach dem Motto Hölderlins: »Seit ein Gespräch wir sind« oder wie in einem Stummfilm – meistens aber irgendwo dazwischen? Natürlich, das stimmt auch. Oder ist die Ehe ein Sakrament, eine göttliche Stiftung, ein geistliches Geheimnis? Doch, durchaus, auch das ist die Ehe. Alle diese Aspekte gehören zur Ehe. Je nach Blickwinkel und Wahrnehmung tritt ein Aspekt deutlicher in unser Blickfeld und die anderen werden eher in den Hintergrund geschoben. Je nach Lebensalter und Reifestufe betonen wir das eine mehr, das andere weniger.

In ähnlicher Art und Weise unterscheide ich drei Aspekte, unter denen man eine christliche Organisation betrachten kann: den spirituellen, den organischen und den mechanischen Aspekt. Je besser wir die verschiedenen Aspekte unterscheiden – nicht scheiden! –, desto weniger unheilvolle Vermischungen geschehen, wenn wir unsere Führungsverantwortung in einer Gemeinde oder einem Werk wahrnehmen.

Vor einiger Zeit war ich in einem christlichen Hotel zufällig Zeuge folgender Episode: Eine Betriebsangestellte hatte die Nasszelle eines Zimmers nicht gründlich genug gereinigt. Die hauswirtschaftliche Betriebsleiterin, liebevoll Fräulein Rottenmeier genannt, stellte dies bei ihrer Kontrolle fest und schickte ihre Mitarbeiterin zur Nachreinigung. Diese sagte: »Ich möchte dich um Vergebung bitten, dass ich unsorgfältig gearbeitet habe.« »Weißt du«, sagte ihr die Vorgesetzte, »für mich ist das nicht eine Sache der Schuld und Vergebung, sondern der Professionalität. Wir wollen doch alle einfach unseren Job gut machen.«

In christlichen Organisationen führt gut, wer gut unterscheiden kann. So sagt Benedikt von Nursia, der Ordensgründer, betreffend den Abt Folgendes: »Ob sein Arbeitsauftrag, den er erteilt, Göttliches oder Weltliches betrifft, wisse er zu unterscheiden und Maß zu halten.« Der Abt ist geistlicher und weltlicher Leiter eines Klosters, wo Beten und Arbeiten den Grundrhythmus angeben. Das Kloster steht für uns modellhaft für eine christliche Organisation. Zu dieser Gabe und Aufgabe der discretio (Unterscheidung) schreibt Anselm Grün, Geschäftsführer (Cellerar), Seelsorger und Psychotherapeut im Kloster Münsterschwarzach: »Die Unterscheidungsgabe ist für Benedikt die Mutter aller Tugenden. Sie ist gerade für den Abt die Voraussetzung einer klugen und besonnenen Führung. Wer unterscheiden kann, kann auch entscheiden. Er trifft seine Entscheidungen nicht nach irgendwelchen Methoden, sondern aufgrund seiner Unterscheidungsgabe, aufgrund seines inneren Gespürs für das Richtige.«2

Ich schildere im Folgenden die drei Betrachtungsweisen, indem ich immer gleich drei Fragen mitbedenke. Erstens: Welches Menschenbild wird damit zum Ausdruck gebracht? Zweitens: Welches sind typische Gesetzmäßigkeiten, die zu diesem Ansatz gehören? Drittens: Welche Chancen und Gefahren stecken hinter diesem Denkansatz?

2. Die spirituelle Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist ein Gefäß für den Geist

Jede christliche Organisation ist letztlich ein geistliches Gefäß, eine Plattform, wo der Heilige Geist wirkt. Wir könnten auch von einem Tempel sprechen, in dem Gott wohnt. Die Form des Gefäßes kann sehr verschieden sein, der Tempel mag die Form eines schlichten Holzkirchleins oder einer Kathedrale aufweisen, inhaltlich geht es immer um das eine: Gefäß sein für Gottes Präsenz: »Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.«3 In seinem Namen versammelt sein bedeutet: Wir sind unter seiner Autorität, seinem Schutz, seiner Wegweisung und seinem Segen zusammen. Wir ringen um eine gemeinsame Schau für unsere Sendung in seinem Namen. Wir lassen Nähe und Intimität vor Gott zu und horchen auf seine Stimme, wie der Schuster in seiner Werkstätte auf den Engel hört.

Wie fing das Unternehmen Kirche genau an? Lukas berichtet uns, wie Jesus seinen Jüngern den Auftrag gab: »Verlasst Jerusalem nicht! Bleibt so lange hier, bis in Erfüllung gegangen ist, was euch der Vater durch mich versprochen hat. Ihr werdet bald mit dem Heiligen Geist getauft werden.«4 Die Jünger Jesu sollen also noch in Warteposition verharren, bis sie die nötigen Ressourcen für ihre Aufgaben bekommen werden, obschon sie die beste dreijährige theologische Ausbildung mit Leiterschaftstraining beim fähigsten Mentor erlebt haben. Ihr werdet dann schon expandieren, sagt ihnen Jesus: »Ihr werdet den Heiligen Geist empfangen und durch seine Kraft meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa, in Samarien und auf der ganzen Welt«.5 Aber zunächst heißt es den Zeitpunkt abwarten. Führen umfasst auch die Kunst, die richtigen Tempi vorzugeben. Folgerichtig lesen wir weiter: »Sie kamen im oberen Stockwerk des Hauses zusammen, wo sie sich auch sonst immer trafen, und beteten miteinander.«6 Im Erdgeschoss lagen Läden und Werkstätten. Über den Produktionsstätten waren im Obergeschoss die Wohn- und Schlafräume, die jetzt zur Gebetsstätte wurden.

Das Herzstück einer christlichen Organisation ist die »geistliche Stubete«. »Stubete« ist ein Ausdruck aus Graubünden, der Landschaft mit den vielen Tälern und Bergen. Man stelle sich eine verschneite Winterlandschaft in den Bündner Bergen vor. Der Specksteinofen wärmt. Jemand hat Geburtstag und man lädt zu einer »Stubete« ein. Leute kommen zu Besuch, nehmen und geben Anteil an ihrem Leben, man trinkt eine Tasse Kaffee oder ein Glas Veltlinerwein und tauscht Segenswünsche aus.

»Sie kamen im oberen Stockwerk zusammen, wo sie sich sonst auch immer trafen, und beteten miteinander.« Hier formiert sich eine weltweit tätig werdende christliche Organisation. Die Trennung von Geistlichem und Weltlichem ist von allem Anfang an vermieden. Jedes Mahl ist ein Abendmahl. Das Obergeschoss ist der Kern und wird zum Gefäß für eine geistliche und sozial tätige Kirche, die das Antlitz der Erde verändern wird.

Was für ein Menschenbild kommt bei diesem geistlichen Ansatz zum Ausdruck? Der Mensch ist Geschöpf Gottes. Er ist dazu bestimmt, im Austausch mit und in der Ver-Antwortung vor seinem Gott zu leben. Der Mensch atmet nicht nur, er kennt nicht nur Respiration, sondern weiß auch um das Geheimnis der Inspiration, wo er von Gottes Geist berührt, angehaucht und erfüllt wird. Der Mensch ist empfänglich für Gottes Liebe, Kraft, Wegweisung und Versöhnung. Er kann Gottes Reden vernehmen und ist selber zum Gespräch mit Gott befähigt. Der Mensch ist »ein Pfeil der Sehnsucht nach dem anderen Ufer« (Friedrich Nietzsche) und ist empfänglich für das göttliche Wort von jenseits.

Auf dem Gebiet des Spirituellen lassen sich typische Gesetzmäßigkeiten beschreiben: Hier gilt das Gesetz: »Und es begab sich.«7 Hier wirkt Gottes Vorsehung und Führung. (Interessant ist, dass in der Leidensgeschichte Jesu, wo andere Kräfte als Gott das Heft übernahmen, das »es begab sich« aufhört.) Ein Tagebucheintrag des ersten Generalsekretärs der UNO, Dag Hammarskjöld (1905–1961), bringt es so auf den Punkt: »Der Einsatz sucht uns, nicht wir den Einsatz. Darum bist du ihm treu, wenn du wartest und dich bereit hältst. Und handelst, wenn du vor der Forderung stehst.« Auf der spirituellen Ebene wirken die Regeln und Gesetzmäßigkeiten des Geistes. Der Mensch – auch der Manager, wie wir noch sehen werden – ist hier passiv. Er übt sich in aufmerksamer Gelassenheit. In diesem geistlichen Bereich werden Machomanager marianisch, indem sie sich einüben, empfänglich zu werden. Das kann man nur, wenn man alles Eigene aus den Händen gibt, wie es eben Maria tat. »Ich will mich Gott ganz zur Verfügung stellen. Alles soll so geschehen, wie du es mir gesagt hast.«8

Hier entsteht Frucht. Mit diesem organischen Bild tritt das Unverfügbare in den Mittelpunkt. Frucht lässt sich nicht machen. Wir können wohl düngen, begießen, beschneiden und Schädlinge bekämpfen. Das Geheimnis des Wachsens lässt sich dennoch nicht managen. Manchmal wächst die Frucht sogar von selbst. Da gibt es geheimnisvolle Prozesse ohne unser Dazutun. In unseren Bündner Bergen begegne ich auf meinen Touren gelegentlich dem Steinbrech, jener unscheinbaren, gelbblühenden Pflanze, die mit ihrem Wurzelwerk fähig ist, Fels zu sprengen. Karl Heinrich Waggerl dichtete:

»Wir wissen nicht,

Womit der Steinbrech Steine bricht.

Er übt die Kunst auf seine Weise

Und ohne Lärm. Gott liebt das Leise.«9

Frucht ist also Zu-Gabe von oben. Sie wächst in einer christlichen Organisation heran als Folge der Verbindung aller mit Christus. »Denn so wie eine Rebe nur dann Früchte tragen kann, wenn sie am Weinstock ist, so werdet auch ihr nur Frucht bringen, wenn ihr mit mir verbunden bleibt.«10 Wir befinden uns hier am Ort der Lilien und der Vögel, wo man sich nicht zu sorgen braucht, wo man nicht nach Essen, Trinken oder Kleidung fragen soll: »Gebt nur Gott und seiner Sache den ersten Platz in eurem Leben, so wird er euch auch alles geben, was ihr nötig habt.«11 – Es gelten die Gesetzmäßigkeiten des Unverfügbaren und des Überraschenden. Da gibt es geheimnisvolle Vermehrungen von wenigem. Hier sind wir Zeugen von Übernatürlichem und Überlogischem (nicht Unlogischem!).

Ich habe einmal auf sehr schmerzliche Art und Weise erfahren müssen, wie abwegig es war, dass ich meiner Logik und unseren organisatorischen pfarramtlichen Abmachungen mehr traute als der Stimme des Geistes:

Als junger Pfarrer ging ich einst ins Nachbardorf zur Sekretärin, die den »Kirchenboten«, unsere örtliche Kirchenzeitung, redigierte. Als ich unterwegs an einem Haus vorbeikam, sagte mir eine innere Stimme: »Kehr da ein und mach einen Hausbesuch.« Ich aber dachte: »Jetzt muss ich doch den Artikel für den ›Kirchenboten‹ abgeben, es ist Redaktionsschluss. Überhaupt, das ist nicht dein Gemeindegebiet, du weißt nicht, ob die Leute reformiert sind, und als Pfarrer haben wir abgemacht, dass jeder für sein Gebiet verantwortlich ist.« So ging ich weiter. Ungefähr einen Monat später übernahm ich als Pfarrer die Ferienvertretung für eben dieses Gemeindegebiet.

Der Zivilstandsbeamte bot mich für eine Beerdigung auf. Er gab mir die Adresse. Da stand ich wieder vor dem besagten Haus! Eine Frau bat mich herein. Ich stellte mich vor. »Seltsam«, sagte sie, »dass gerade Sie die Abdankung halten. Mein Mann sagte in letzter Zeit manchmal, vielleicht könnte ihm der Pfarrer Zindel noch helfen. Er hat sich letzte Nacht vor den Zug gestürzt.«

Ich hatte gehört und nicht gehorcht. Ich hatte den menschlichen Regelungen mehr Gewicht gegeben als der Stimme des Heiligen Geistes. – Was Gott im Folgenden aus diesem Scherbenhaufen bei mir, bei jener Frau und ihren Kindern gemacht hat, wäre eine weitere Erzählung wert.

Wo der Geist wirken kann, gibt es neues Leben, wo unter Umständen überhaupt keine Anknüpfungspunkte und Ressourcen mehr da sind. Zugleich kann bei seinem Wirken unerschütterlich in sich gegründete Selbstsicherheit in Staub zerfallen. Der dänische Philosoph Søren Kierkegaard (1813–1855) sagte über das geheimnisvolle Wirken des Geistes: »Gott schafft alles aus dem Nichts; was Gott nutzen will, reduziert er zuerst auf ein Nichts.« Wohlgemerkt: Die Reduktion auf ein Nichts ist allein Gott vorbehalten!

Bei dieser Betrachtungsweise lassen sich folgende Chancen und Gefahren beschreiben.

Dieser Ansatz nimmt die spirituelle Dimension einer Gemeinschaft ernst. Er rechnet mit der Wirklichkeit und Wirkkraft des Heiligen Geistes. Vor aller menschlichen Leistung steht das Geheimnis des schenkenden Gottes, der dem Menschen unantastbare Würde und einen unverlierbaren Wert vermittelt.

Eine Gefahr besteht dort, wo der geistliche Aspekt absolut gesetzt wird. Die beiden anderen Aspekte, der organische und der mechanische, werden dann abgewertet und gering geachtet.

Das könnte dann vielleicht so klingen: »Alles was Not tut, ist zu den Füßen Jesu zu sitzen. Maria hat das bessere Teil erwählt.12 Geh in die Stille. Nur die Stille stillt. Bete. Übe dich im Nichtstun vor Gott, dann bleibt nichts ungetan. In der Stille vor Gott wird dein Führungsinstrumentarium geschärft. Was mühst du dich den ganzen Tag mit ungeschliffener Säge ab, dabei wärst du siebzig mal sieben mal effizienter, wenn du sie in der Stille schliffest! Raus aus der operativen Hektik, die mit geistlicher Windstille verbunden ist, und rein in die aufmerksame Gelassenheit vor Gott.«

Das sind alles absolut zentrale Führungsmaximen, wenn es um spirituelles Management geht. Aber es wird dort problematisch, wo diese geistliche Grundhaltung absolut gesetzt wird und dabei die anderen Aspekte disqualifiziert werden. Dann wird das Geistliche eine Art Ersatzhandlung, weil wir nicht willens oder fähig sind, Dinge zielführend und ergebnisorientiert anzugehen. Wo dies fehlt, kommen mir Zweifel, ob wirklich der Heilige Geist an der Arbeit war oder unsere hausgemachte Frömmigkeit, die wir künstlich pflegen und kulinarisch genießen möchten.

»Dadurch nämlich, dass sie (die Mönche) die Körper- und Geisteskräfte zugleich üben, gleichen sie die Pflichten des äußeren Menschen mit den Anstrengungen des inneren in der Weise aus, dass sie an die flüchtigen Regungen des Herzens und das unstete Schwanken der Gedanken das Gewicht der Arbeiten wie einen starken und unbeweglichen Anker legen. «13 So beschreibt Johannes Cassianus, genannt Cassian (um 360 bis etwa 435), ein Seelsorger und Menschenkenner mit tiefenpsychologischem Gespür, wie dringend als Ausgleich zum geistlichen Leben die (Hand)arbeit gehört.

Gelegentlich wird das Geistliche so absolut betont, dass damit das Kreatürliche abgewertet wird und auf der Strecke bleibt. Geistlich übersensibel und menschlich unspontan und unterkühlt muss man sich dann Heinrich Bölls scharfsinnige Analyse gefallen lassen: »Die Kinder der Finsternis sind oft herzlicher als die Kinder des Lichts.«

3. Die organische Betrachtungsweise: Unsere Organisation ist ein Leib

Hier stellt man sich die Organisation als Organismus vor. Sie ist etwas Lebendiges wie eine Pflanze. Die eine Organisation gleicht der Rosskastanie:

»Wie trägt sie bloß

Ihr hartes Los

In Straßenhitze und Gestank?

Und niemals Urlaub, keinen Dank!

Bedenk, Gott prüft sie ja nicht nur,