Geld und Gloria - Rente ohne Roulette - Anette Weiß - E-Book + Hörbuch

Geld und Gloria - Rente ohne Roulette Hörbuch

Anette Weiß

0,0

Beschreibung

Ein Ratgeberroman über Finanzen, wie es ihn noch nie zuvor gegeben hat. Bis jetzt! Geld & Gloria vereint all das und beginnt dort, wo wir alle stehen nämlich mitten im Leben. Fachbücher über Finanzen gibt es genug. Mindset-Ratgeber über deine Beziehung zu Geld auch. Aber dieses Buch vereint alles in einem und ist der ultimative Ratgeber für deine Finanzen.Deine Rente ist noch so weit weg, dass du noch überhaupt keinen Gedanken daran verschwenden würdest? Perfekt! Denn der richtige Zeitpunkt sich damit zu beschäftigen ist jetzt! Altersarmut ist meist weiblich, die Rentenkassen sind leer, Finanzkrise und Falschberatung sind Probleme, deren Lösung nicht der Sozialstaat richten wird.Also, trau dich! Nimm deine Finanzen in die Hand und gestalte deine eigene finanzielle Zukunft. Es wird kein anderer für dich tun. Je mehr Wissen du hast, desto weniger musst du dich auf (mehr oder weniger erfolgreiche) Finanzberater verlassen. Und dieses Buch zeigt dir wie:Auf humorvolle, herzliche und unterhaltsame Weise bringt dir die Autorin Anette Weiß alles bei, was du wissen musst, um deinen eigenen finanziellen Lebensplan aufzustellen. Dieses Buch vermittelt dir, was vor jedem Altersvorsorgegespräch, jeder Finanzberatung und jedem Vermögensaufbau stehen sollte du lernst die finanziellen Grundlagen deines Lebens und deiner Zukunft zu berechnen. Du wirst ermutigt, deine finanzielle Zukunft selbst in die Hand zu nehmen. Ein bisschen Theoriewissen muss aber auch sein.Mit Geld und Gloria kannst du dich selbst für die Rente optimal vorbereiten. Wenn du die Infos aus dem Buch umsetzt, kannst du beruhigt auf deine Rentenzeit blicken und dich wieder auf die schönen Dinge im Leben konzentrieren.

Das Hörbuch können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS

Zeit:3 Std. 26 min

Sprecher:Anette Weiß

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Vorwort

Eva Abert

Wer von uns hat in seinem Leben bisher keine Berührungspunkte mit dem Thema Geld gehabt? Und wer hat nicht mindestens einmal so richtig danebengegriffen, weil er auf andere gehört hat, anstatt sich selber darum zu kümmern?

Mir ist es auf jeden Fall so gegangen – und das Schlimmste: Es war mir lange Zeit relativ egal, ich habe mich wenig dafür interessiert, an welchen Stellen ich finanziell falsche Entscheidungen getroffen habe.

Diesen Fauxpas habe ich nur deshalb mit einem blauen Auge überstanden, weil meine finanzielle Grundsituation so gut war, dass es mir nicht das Genick gebrochen hat. Aber inzwischen schäme ich mich für diesen Umgang.

Vor allem hätte ich es besser wissen können. Ich hatte Mathe Leistungskurs, habe BWL studiert und 4 Jahre lang in einer Bank gearbeitet.

Inzwischen weiß ich, dass für unglaublich viele Menschen ein derartig naiver Umgang mit Geld in einer finanziellen Katastrophe endet. Und ich weiß heute, wie einfach es wäre, dies zu umgehen: indem man seine eigene finanzielle Kompetenz erhöht.

Denn genau das habe ich in den letzten Jahren massiv getan. Ich habe das Wissen – genau wie du – leider nicht in der Schule, noch auf der Universität und noch nicht einmal in der Bankausbildung gelernt. Sondern von so großartigen Experten wie Anette Weiß, die sich dem Thema der finanziellen Bildung verschrieben hat.

Anette hat eine langjährige Bank-Karriere hinter sich und ist heute als Geldlehrerin, Dozentin, Geld-Coach, Versicherungs- und Honorarfinanzanlageberaterin aktiv, um den Menschen die Kompetenzen zu vermitteln, die sie benötigen, um ihre Finanzen selber zu managen.

Ich arbeite nun schon seit 2017 mit Anette Weiß zusammen und habe mich sowohl von ihrem tiefgehenden Wissen als auch von ihrer extrem guten Arbeit überzeugt und freue mich daher sehr, dass auch Du heute die Gelegenheit hast von ihrem unglaublichen Wissensfundus und ihrer unnachahmlichen Art, diesen zu vermitteln, zu profitieren.

Ich wünsche Dir viel Freude beim Lesen dieses Buches, es wird Dich in finanzieller Hinsicht zu einem völlig neuen Menschen mit ganz neuen Möglichkeiten machen.

Deine Eva Abert 


Gründerin der Vermögensakademie

Einführung

Geldrechnen ist keine Mathematik

Wir können wohl alle rechnen. Wir haben es in der Grundschule gelernt, und seither rechnen wir uns mehr oder weniger flüssig und mit mehr oder weniger Begeisterung durchs Leben.

Ich bin mir sicher, dass die meisten Menschen sogar bereits zu Kindergartenzeiten anhand von Geldmünzen mit dem Rechnen begonnen haben, genau das war unser Einstieg in die Welt der Zahlen und der Wirtschaft. Kannst Du Dich noch erinnern, welch unglaubliche Faszination dieses Geld, um das die Erwachsenen so ein wahnsinniges Gewese machen, ausgeübt hat?

Ich weiß jedenfalls noch sehr genau, dass es das Allergrößte war, das erste Mal alleine einkaufen zu gehen und mit Bargeld zu bezahlen. Wie heftig uns eingeschärft wurde, das Rückgeld zu kontrollieren! Es war ein richtiges Abenteuer ...

Wann also haben wir damit aufgehört, Geld und das damit verbundene Rechnen faszinierend zu finden – und warum? Wohin sind diese Begeisterung und die Achtsamkeit, die uns als Kind noch zu Eigen war, verschwunden?

Wir haben damit aufgehört, als die Mathematik dazu kam.

Rechnen wurde mühsam und kompliziert. Wir haben aufgehört, Rechnen als aktiven Bestandteil unseres Lebens zu verstehen, und haben es in die Schule verbannt.

Auch „Geld“ und „Rechnen“ sind auseinandergefallen. Das eine wurde zum Mangelbegriff (wer hat als Kind und Jugendlicher schon genug Geld?), das andere wurde eine abstrakte Wissenschaft: Es wurde zu „Mathematikunterricht“, gepresst in 5 Wochenstunden à 45 Minuten. Meist langweilig, manchmal sogar beängstigend. Mit Hausaufgaben, Klassenarbeiten und allem, was dazugehört. Du kennst das Spiel.

Wer von uns war nicht froh, nach dem Schulabschluss nichts mehr mit Mathe zu tun zu haben?

Ich kann mich jedenfalls noch gut daran erinnern, dass ich sehr erleichtert war: Ich hatte mein Mathe-Abitur gnadenlos versemmelt und konnte mich nur durch die mündliche Nachprüfung retten, indem ich den Prüfern allen Ernstes erklärt habe, wie Mengenlehre funktioniert.

Bei all dem Elend hatte ich zumindest noch das Glück, dass mir die Mathematik an sich Freude gemacht hat: Mir war damals schon bewusst, dass mehr hinter diesen Zahlen und Formeln steckt, als man uns in der Schule vermittelt. Dieses Bewusstsein rettete mich zwar nicht vor schlechten Noten – aber es hat mich wenigstens dafür offen gehalten, nicht zu blockieren, als es dann später in der Ausbildung und im Studium wieder um viel Rechnerei ging.

Trotzdem habe ich, genau wie du, nie wieder freiwillig einen Blick in ein Mathebuch geworfen.

Warum also schreibe ich ein Rechenbuch?

Weil es ein Geld-Rechenbuch ist.

Das bisschen Mathematik, das wir benutzen, ist nur das Vehikel, das Werkzeug, welches wir benötigen, Geld in Leben zu übersetzen und aus Zahlen einen Lebensplan zu machen.

Ich werde Dir zwar die Formeln, die wir nicht benutzen (weil wir nämlich mit furchtbar praktischen Online-Helfern arbeiten), der Vollständigkeit halber hinten im Glossar aufschreiben – aber Du wirst sie nicht brauchen, es sei denn, Du entdeckst jetzt doch noch die Liebe zur Mathematik.

Mein vorrangiges Ziel ist es, in Dir ein Feuer zu entfachen: Ich will, dass Du am Ende für Deine Zahlen und für Dein Geld – als Mittel dessen, wie die Du Dein Leben gestaltest – brennst.

Denken heißtvergleichen

Ich weiß ja nicht, welche Gefühle Du für Geld hegst, bin mir aber sicher, sie sind sehr ambivalent. Ich kenne keinen einzigen Menschen, der ausschließlich gute oder schlechte Gefühle gegenüber Finanzen hegt.

Wir haben alle unsere Ressentiments, sei es gegenüber den „unverdient Reichen“ oder den „faulen Armen“, gegenüber denjenigen, die es besser haben als wir – genauso übrigens wie gegenüber denjenigen, die es schlechter haben. Waren die einen eben nicht so schlau, nicht so fleißig oder nicht so sparsam, so hatten die anderen „einfach Glück“ oder haben gar reich geerbt.

Ganz selten können wir neidlos anerkennen, dass jemand eben alles richtig gemacht hat – und selbst dann hat wohl auch der Zufall eine große Rolle gespielt.

Gräme Dich nicht, wenn Du manchmal solche Gedanken hegst. Wir Menschen sind ebenso: Wir können nicht anders, wir müssen uns immer vergleichen, wir müssen immer unsere eigene Welt zu dem in Beziehung setzen, was wir uns gerade anschauen.

Kritisch mit Dir umgehen solltest Du aber, wenn Du sehr oft solche Gedanken hegst. Es ist nicht schön, sich selbst immer als Maßstab aller Dinge zu betrachten: Andere Leben bringen andere finanzielle Umstände hervor und der äußere Anschein trügt immer.

Selten haben wir – wenn Du nicht gerade selbst Finanzberater bist – einen genauen Einblick in den Geldbeutel und das Leben anderer. Du weißt nie, welchen Preis jemand für sein Vermögen wirklich bezahlt hat.

Genauso weißt Du nie, ob jemand, dessen Finanzleben Du mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtest, gar nicht anders konnte, als Entscheidungen zu treffen, die sein Leben negativ beeinflusst haben – selbst wenn es ein Blinder mit Krückstock von außen hätte jederzeit sehen können.

Eine der wichtigsten Lehren, die ich aus meiner langen Geld-Mensch-Beziehung gezogen habe, ist: Jeder trifft zu jeder Zeit die Entscheidungen, von denen er glaubt, sie seien richtig.

Niemand steht eines schönen Morgens auf und beschließt:

“So, heute treffe ich mal eine richtig miese Geldentscheidung und unterschreibe einen entsetzlich schlechten Versicherungsvertrag!”

Niemand sucht sich schon von Anfang einen Beruf oder einen Lebenspartner, mit dem er wissentlich niemals auf einen grünen Zweig kommen wird.

Und keiner kauft sich absichtlich eine Geldanlage, mit der er seine Altersvorsorge aufs Spiel setzt.

Geld als der große Gleichmacher, der kleinste gemeinsame Nenner

Das Schöne am Geld ist, das es sich nicht betrügen lässt. Ich kann alles in Geld umrechnen: Konsumdinge, Arbeit, Freizeit, Gesundheit, Erfahrungen, Erlebnisse – selbst Gefühle lassen sich in Geld umrechnen.

Gesundheit lässt sich mit Geld nicht bezahlen, sagt man – und ja, das stimmt. Ebenso lässt sich Liebe nicht auf einem Kontoauszug anzeigen – aber doch bezahlen viele Paare einen Preis für eine nicht mehr funktionierende Beziehung, der einfach zu hoch ist.

Wenn ich also nicht alles beziffern kann, was da ist, so kann ich es spätestens dann beziffern, wenn es nicht mehr da ist: Unsere Gesundheit ist unbezahlbar – unsere Krankheit dagegen schon. Unsere Liebe lässt sich nicht kaufen, unsere verlorenen Gefühle dagegen kosten oft sehr viel Geld.

Auf diese Art werden auch die Kosten von Versicherungen oder Krediten berechnet:

Wenn ich nicht herausbekommen kann, wie teuer ein solches Finanzprodukt ist, so kann ich aber doch herausbekommen, wie viel ich dem Produktgeber über die Zeit bezahle und wie viel ich wieder zurückbekomme – die Lücke dazwischen (natürlich verzinst) ist dann das, was der andere an mir verdient.

Die Hälfte des Geldrechnens besteht also darin, den Standpunkt zu wechseln und von hinten nach vorne zu rechnen.

Die andere Hälfte des Geldrechnens besteht darin, zu bewerten und in Relation zu setzen.

Absolut gesehen sind 10.000,- Euro einfach nur 10.000,- Euro – ob das viel oder wenig Geld ist, liegt im Auge des Betrachters und in der Sache für die er die 10.000,- Euro verwenden soll.

Wenn es 10.000,- Euro kosten würde, mittels Coaching oder Therapie, gemeinsam genossener Erlebnisse und Restaurantbesuche Deine jahrelange Beziehung zu retten und wieder auf gesunde Füße zu stellen – ist das dann viel oder wenig Geld?

Für mich wäre es keine Frage, ich würde alles daran setzen, diese 10.000,- ausgeben zu dürfen.

Für jemand anderen aber wäre es vielleicht eine absolute Unmöglichkeit, weil die Mittel einfach nicht aufzutreiben sind. Oder er würde die Situation für sich selbst komplett anders bewerten und die 10.000,- lieber in die Einrichtung der dann notwendigen neuen Wohnung stecken …

Hier wird Geld also relativ.

Wir müssen uns alle zu jeder Zeit hinterfragen, welchen Preis wir für unser Leben, für unsere Erwartungen und unsere Entscheidungen zu zahlen bereit sind.

Egal ob wir reich oder arm sind:

Sobald wir aus dem Sumpf der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung von Essen, Trinken, Schlafen und Sicherheit herausgekrochen sind, geht es darum, uns unser Leben „schön“ zu gestalten. Und was schön ist, entscheidet jeder für sich selbst.

Vor dem Rechnen steht das Selbst-Denken – immer

Die althergebrachte Finanzberatung kann nicht funktionieren. Sie hat einen großen, grundsätzlichen Fehler, der bis heute in jedem Beratungsgespräch praktiziert und sogar immer noch in der Ausbildung gelehrt wird. In jeder Veröffentlichung, die sich mit Altersvorsorge und Vermögensaufbau beschäftigt, kannst Du ihn finden: Wir, die Profis, erzählen und berechnen Dir, dem schützenswerten Verbraucher, welches Leben Du zu führen hast.

Wir rechnen Dir aus, wie viel Prozent von Deinem Einkommen Du für Deine Rente zurücklegen sollst.

Wir rechnen Dir aus, wie Dein Leben zu budgetieren ist (höchstens 50 % Deines Gehalts dürfen für Miete ausgegeben werden, 30 % für die Vorsorge wären recht und den Rest darfst Du nutzen, um zu essen, trinken und Freude am Leben zu haben).

Wir rechnen Dir sogar aus, dass Du 80 % Deines heutigen Nettolohns als Rente haben solltest.

Es ist also kein Wunder, dass die Rentenberatung in Banken und Versicherungen nicht nachhaltig greift:

Wenn Dir jemand überstülpt, was Du zu tun hast und was „richtig“ ist, so wirst Du irgendwann bockig.

Du wirst vielleicht ein paar Jahre lang sparen, wie es Dir gesagt wurde – Du wirst aber bei der ersten größeren finanziellen Katastrophe, die Dein Leben heimsucht, keine Scheu haben, auch eine seit 10 Jahren laufende Rentenversicherung aufzulösen oder Deinen Riester-Vertrag stillzulegen.

Wenn Du Deine Entscheidungen nicht selbst getroffen hast, sondern nur gefolgt bist, kannst Du nicht aus Deiner Haut:

Sobald es schwierig wird, wirst Du immer so priorisieren, wie Dein Inneres es vorgibt und nicht, wie es Dir irgendwann einmal in einer Finanzberatung – und sei sie noch so gut gewesen – ans Herz gelegt worden war.

Genau deswegen werden jedes Jahr Rentenversicherungen im Wert von 17 Milliarden vorzeitig aufgelöst. Das ist viel Geld, egal, von welcher Warte aus man das betrachtet.

Sie werden nicht aufgelöst, weil die Menschen festgestellt hätten, dass diese Versicherungen zu schlecht, zu teuer oder zu unpassend für sie waren.

Nein, diese Versicherungen werden aufgelöst (und damit Milliarden an Geld sinnlos in den Rachen der Versicherungskonzerne gespült), weil jetzt das Auto kaputt gegangen ist, die Hochzeit ansteht, eine große Reise gemacht werden will oder das Girokonto ausgeglichen werden muss.

Wer aus solchen Umständen heraus ein solches Produkt kündigt und dabei in Kauf nimmt, richtig viel Geld zu verlieren, hat dieses Produkt schon aus den falschen Gründen abgeschlossen.

Es kann niemals eine eigenständige, wohl durchdachte Entscheidung gewesen sein.

Damit dir so etwas in Zukunft nicht oder nicht wieder passieren kann, gibt es nur einen einzigen Weg:

Du musst Deine finanziellen Entscheidungen selbst denken und – mindestens in den wichtigsten Teilen – selbst rechnen.

Finanzplanrechnen I Alt werden ist nichts, dem Du entkommen kannst

Wann willst Du in Rente gehen?

Wenn es also darum geht, dass Du Dich um Deine Altersvorsorge kümmern willst, so musst Du Dir erst einmal darüber klar werden, was „alt werden“ und „alt sein“ für Dich bedeutet.

Ja, alt sein ist eine Entscheidung, die Du selbst treffen kannst – zumindest in der Finanzplanung.

Staatlich verordnet sind wir mit 67 Jahren alt, zumindest mal zu alt zum Arbeiten. Davon gehen auch die meisten Berater aus und das schlucken auch viele Beratene, die vor dem Profi-Schreibtisch sitzen und denen es Angst und Bang wird, wenn sie sich vorstellen, so lange arbeiten zu müssen.

Ich kenne Leute, die mit 67 aussehen, als könnten sie locker Bäume ausreißen. Genauso kenne ich Menschen, bei denen ich schon mit 55 finde, dass sie ziemlich „durch“ sind.

Außerdem kommt es auch auf den Beruf an, den man sich gewählt hat:

Während ich in meinem Beruf theoretisch wie Helmut Schmidt bis 97 am Schreibtisch sitzen und mit Menschen sprechen kann, wird ein Krankenpfleger rechte Mühe damit haben, mit 65 noch kranke Menschen aus dem Bett zu heben.

Und ob eine Erzieherin mit 64 noch den Lärmpegel und die Geschwindigkeit der sie umschwirrenden Kinder ertragen kann? Ich weiß nicht.

Ob ein Maurer mit 61 noch 8 Stunden lang Steine heben, Zement mischen und Baustellen hoch- und runterkraxeln kann? Wohl eher nicht.

Du siehst, jedes Leben ist anders – und der Einzige, der wissen und planen kann, ab wann Du zu alt zum Gelderwerb bist, bist Du selbst. Lass dich also nicht von einer staatlichen Altersgrenze oder einer Finanzberatung einengen – weder in die eine noch in die andere Richtung.

67 ist das Alter, ab dem die gesetzliche Rentenversicherung Dir eine monatliche Rente bezahlen wird – nicht mehr und nicht weniger.

Lass Dich nicht von der medialen Panikmache oder Deinem unkenrufenden Umfeld negativ beeinflussen und ausbremsen, sondern finde und gehe Deinen eigenen Weg.

Wenn Du also der Meinung bist, Deinen Job nur noch bis 60 machen zu wollen oder zu können – gut, dann lass uns überlegen, wie Du vorher so viel Vermögen anhäufst, dass Du ab dann nicht mehr aktiv Geld verdienen musst.

Oder lass uns überlegen, wie Du nach 60 auf andere Art Geld verdienen kannst.

Oder, welche Mittelwege und Kompromisse Du eingehen könntest, um doch bis 67 zu arbeiten, es aber nicht mehr so anstrengend für dich ist.

Es gibt immer Lösungen, die dazu geeignet sind, das zu erreichen, was Du wirklich erreichen willst.

Umgekehrt funktioniert das Spiel natürlich ebenso: Wenn Du Deine Arbeit sehr liebst, so darfst Du natürlich auch gerne länger arbeiten.

Hier hast Du zusätzlich natürlich den großen Vorteil, dass Du ein weniger großes Kapitalpolster brauchst, von dem Du in der Rente zehrst. Wenn Du also bis 75 arbeiten und Geld verdienen willst: bitte sehr, rechne und plane so.

Deine erste Aufgabe im Geldrechnen ist es also, Dir zu überlegen:

Wann bin ich so alt, dass ich nicht mehr arbeiten kann oder will?

Schreibe Dir Deine persönliche Rentenzahl auf ein sauberes Blatt Papier. Du hast nun die erste Zahl Deines persönlichen Finanzplans, die uns das Maß aller Dinge in der Rechnerei sein wird.

Exkurs:Wenn Du nicht gerne arbeitest

Übrigens: Wenn Dir bei der Beantwortung der Frage „Wann will ich nicht mehr arbeiten?“ spontan die Antwort „Nächstes Jahr!“ oder „In 5 Jahren!“ rausrutscht und du bist noch keine 50, dann hast Du kein Altersvorsorgeproblem, sondern ein Arbeitslebensproblem.

Das ist durchaus ernst zu nehmen und Du solltest da ruhig mal einen Finger drauflegen.

Es gibt nämlich nur drei Möglichkeiten, mit einem ausgeübten Beruf umzugehen, der Dich nicht befriedigt, davon sind zwei gut und eine sehr schlecht, weil sie akut Deine Lebenszeit verkürzt und Deine Lebensqualität mindert.

Die zwei guten Möglichkeiten sind:

a) Verändere Deine Einstellung und Deine Ansprüche bezüglich Deines jetzt ausgeübten Jobs.

Suche und finde die positiven Dinge an der Situation, z.  B. das gute Gehalt, die gute Arbeitsatmosphäre, die netten Kollegen, die wunderbaren Sozialleistungen, die Arbeitszeiten, die räumliche Nähe zum Wohnort, die Freiheit, Dinge entscheiden zu können – oder die Gelassenheit, keine Dinge entscheiden zu müssen.

Lege dein Augenmerk auf diese positiven Dinge und schau mal, wie weit sie Dich tragen – vor allem, wenn du Dir parallel dazu noch eine wirklich befriedigende Aufgabe in deinem Privatleben suchst.

Es gibt unzählige Beispiele von Menschen, die zufrieden sind, in ihrem 9-to-5-Job nicht die Welt zu retten, und die dafür im Privaten ganz viel Glück erfahren, egal ob in der ehrenamtlichen Obdachlosenhilfe oder im örtlichen Sportverein.

Wenn du nach diesem – in der Coaching-Sprache „Reframing“ genannten – Umbau Deiner Sicht auf Dein Berufsleben dann keine Bauchschmerzen mehr dabei bekommst, jeden Tag weiterhin auf deine bisherige Arbeitsstelle zu gehen, dann kannst du Dich wieder – und diesmal unbeeinflusst – fragen, wie lange Du dieses gute Leben noch auf diese Art führen möchtest.