Gelebte Menschlichkeit - Gelebte Spiritualität - Walter Lück - E-Book

Gelebte Menschlichkeit - Gelebte Spiritualität E-Book

Walter Lück

0,0

Beschreibung

Aus sehr persönlichen Auseinandersetzungen, die mich zutiefst betroffen haben, habe ich (m) eine Lebensphilosophie aus den Erfahrungen des Lebens zusammengestellt. Ich habe meine menschlichen Herausforderungen in meiner Tätigkeit an einer Sonderschule für Erziehungshilfe und mehrjährigen Lehrtätigkeit mit Abiturkursen an Gymnasien in Leichlingen und Wermelskirchen für meine menschliche Entwicklung bereichernd erfahren. Mein besonderer Dank für ständige Offenheit und Unterstützung gilt meiner Wohngemeinschaftspartnerin Therese Schliebs, die ihre Erfahrungen als Therapeutin und Sonderschullehrerin eingebracht hat. Ferner der Hausärztin Frau Dr. Helga Schadlu, die mich an ihren Erfahrungen aus dem persischen Kulturkreis teilhaben ließ.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern
Kindle™-E-Readern
(für ausgewählte Pakete)

Seitenzahl: 231

Veröffentlichungsjahr: 2021

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bisher vom Autor erschienene Bücher:

Lück, Walter: Menschsein im Internetzeitlalter.

Selbstwerdung als Verwirklichung von Offenheit.

Philosophie in der Blauen Eule / Band 71, Essen 2010.

Lück, Walter: Nie wieder Auschwitz.

Eine kritische Einführung in die Philosophie.

EOS-Verlag, Erzabtei St. Ottilien 1966.

Lück, Walter: Begegnungen im Internetzeitalter.

Eine Daseinsanalyse.

Frieling Verlag, Berlin 2009.

Lück, Walter: Der Teufel und die große Liebe.

Eine Philosophie des Absoluten.

Frieling Verlag, Berlin 2012.

Lück, Walter: Leben wagen – Herausforderungen annehmen

Erfahrungen und Besinnungen hin zum One-Bewusstsein.

tao-Verlag, Bielefeld 2014.

Lück, Walter: Gelebte Liebe – Liebe(n) wagen.

Glücklichsein als Offensein.

tao-Verlag, Bielefeld 2017.

Inhaltsverzeichnis

Liebe lässt uns gelassen sein – Duldsamkeit und Gelassenheit als oberstes Prinzip

Tiefgreifende, mich verändernde Begegnungen auf familiärer Ebene

Rückblick 1960 - 1988 - 2010

Rückäußerungen zur vorausgehenden Auflage

Werkanalyse und literarisches Anliegen

INTERNETTRÄUME

Ein Experiment von Aron, 1991, University of California

Riskieren um der Lebenssehnsucht willen

Lebensgeschichte – Grundfragen

Identität in Internetträumen

Eine wunderbare virtuelle Liebe

Neuanfang in der Realität

Wahre Betroffenheit verändert

DIE SPIRITUELLE DIMENSION

Das Göttliche und die Seele

Engel – von den Menschen her gedeutet

Das Erfahren von Engeln

WEIHNACHTEN

Weihnachten erfahren als Friedenssuche

Weihnachten im Du

Du darfst – Weihnachtsträume einer Auszeit

Weihnachtsvorbereitungen

Das Bild von Gott als Lebenshilfe

Das Bild von Gott als Lebenshilfe – Eine Rückäußerung

ICH UND DU

Dich suchen

Partnerschaft im Wandel

Stufen der Liebe

Leben heißt entscheiden im WIR

GLÜCK

Vorstellung in Grundgedanken

Gedanken über Glück

Glückserfahrungen

GRUNDLEGENDES ZUM ICH

Sozialisierte Freiheit

Menschsein in Kommunikationstiefe

Zeit für das Eigentliche

Was wichtig ist

Wege

Erträumtes und Reales

Schicksalsschläge

Was wirklich zählt

Begegnungen im Internetzeitalter – eine Kritik

ERGEBNISSE

Leben als Offenheit und Risiko

Sozialisieren, personalisieren, vergöttlichen

Menschsein in der persönlichen Entscheidung

Draußen und drinnen haben oft wenig miteinander zu tun

Pragmatische Religiosität und Spiritualität

GRUNDAUSSAGEN ZU MEINER LEBENSKONZEPTION

Der materialistische Ansatz im Mainstream

Mein Ansatz in Abgrenzung zu Anselm von Grün

Mein Ansatz in Abgrenzung zu E. Tolle

Neue Wege gesucht

Gedanken zum postreligiösen Zeitalter

RUMI und TOLLE

Nachwort

Literaturempfehlungen

Liebe lässt uns gelassen sein – Duldsamkeit und Gelassenheit als oberstes Prinzip

Tiefgreifende mich verändernde Begegnungen auf familiärer Ebene

Lieber Walter,

habe herzlichen Dank für deine ausführliche Mail und deine Aufsätze, ich muss dir ehrlich gestehen, deine Worte haben mich in der Tiefe berührt. So zeigten sie mir auch meine Schwachstellen auf, meine inneren Ängste und auch Verunsicherungen, die sich im Laufe vieler Jahre angesammelt haben.

Die Angst, mich wieder zu verlieren, enttäuscht zu werden, nicht mehr ICH sein zu dürfen- meinen erkämpften Freiraum wieder aufgeben zu müssen. Leider habe ich diesbezüglich schon sehr negative Erfahrungen gesammelt, die mit schmerzvollen Erinnerungen verbunden waren. Meine spirituelle Entwicklung begann, als ich am tiefsten Punkt von Schmerz und Trauer umgeben war. Vielleicht werde ich dir zu gegebener Zeit meine Lebensgeschichte erzählen.

Drei Lebenspartner wurden mir durch den Tod genommen, mein letzter Partner hier auf Teneriffa verstarb vor vielen Jahren an Kehlkopfkrebs, auch ich war an seiner Seite bis zum Schluss. Doch lass mich jetzt deine Mail weiter beantworten… ich stimme dir absolut zu, dass man seine Lebenserfahrungen jetzt kritisch aufarbeiten und einbeziehen sollte.

Mein größter Wunsch war immer, einer liebenswerten Menschenseele zu begegnen, die mich als Mensch liebevoll erwecken und so annehmen kann, wie ich bin. Mein Lernprozess war hart- und oft habe ich in die Kissen geweint, weil ich mich unverstanden und ungeliebt fühlte, die Bedürfnisse des Partners waren in erster Linie immer wichtiger.

So habe ich mich in meine Mitte geflüchtet, mich zurückgezogen.

Weißt du Walter, trotz ausgeprägten Selbstbewusstseins, bin ich doch eine verletzliche und sensible Seele, doch ich könnte mir nichts schöneres vorstellen als sich gegenseitig voll Vertrauen zu öffnen und zulassen zu können, ohne Begrenzung des Geistes.

Im Grunde genommen liegen wir schon mit unseren Sehnsüchten und Wünschen auf einer Wellenlänge und viele deiner Gedankengänge und Worte könnten die meinen sein.

Tief in meinem Innersten habe ich vielleicht noch nach den langen Jahren der Enthaltsamkeit und des alleine Lebens Angst, wieder verletzt zu werden, um mich einem Partner voll Vertrauen wieder zuzuwenden.

Das bedarf der Behutsamkeit eines liebevollen und einfühlsamen Partners. Vielleicht kannst du mich und meine noch Bedenken nun ein wenig besser verstehen??? Ich möchte mit deinem ganzen Sein verschmelzen können. Ich bin mit liebevollen Gedanken in deiner Nähe und wünsche dir eine gute Nacht, oder auch schon einen guten Morgen? Wenn du willst, halte mich einfach nur fest....

Alles liebe

* * * Kommentierung * * *

Ich habe diesen Brief ausgewählt, weil er am Beispiel ausdrückt, was ich mit meinem Ansatz zeigen will.

Die spirituelle Entwicklung wird angesprochen, von dem tiefsten Punkt von Schmerz und Trauer ausgehend. So vieles liegt im Tiefsten der Menschen, das in den nur vordergründig wissenschaftlich ausgerichteten Menschen für immer verdeckt bleiben muss und die Psyche und damit die Arbeitsfähigkeit belastet und die Menschen im Vordergründigen festhält. Da werden Fassaden errichtet, und die Betreffenden erfahren nie, was es eigentlich heißt Mensch zu sein, wenn sie die gelebte Oberflächlichkeit aufgeben würden.

Solche Menschen sind stolz darauf, wenn sie vordergründig als arbeitsunfähig festgestellt werden und in den „verdienten Ruhestand“ zur Kultivierung ihrer vordergründigen Aktivitäten „entlassen“ worden sind.

Oft liegen harte Herausforderungen des Schicksals hinter Menschen, die sie herabgedrückt haben. Im Beispiel geht es um den mehrfach intensiv erlebten Tod naher Angehöriger. Menschen ziehen sich langfristig zurück, wenn sie psychisch überlastet werden. Sie suchen ein Forum des Vertrauens, wo sie ihre Lebenserfahrungen in ihr Daseinsverständnis einbeziehen können und es kritisch aufzuarbeiten hoffen.

Wenn sich Menschen öffnen, stellen sie fest, dass andere Menschen in derselben Problematik der Sprachlosigkeit in einem Verdecktsein und in Nebel leben. Verletzliche und sensible Menschen können sich gegenseitig öffnen. Und dann stellen sie erstaunt und beglückt fest, dass die Gedankengänge und Worte des anderen in vielen Überschneidungen zutage treten. Sie wollen ein wenig verstanden werden und sich immer mehr verstehen können, wenn sich Menschen gegenseitig ohne Fassadendenken und vordergründiges Getue öffnen.

Sie erfahren, dass es mehr gibt, als die Vordergründigkeit, und sie suchen zuerst mal unbeholfen und ahnungsvoll die Aufhebung des Geistes, sie möchten mit der ganzen Welt, mit den Tiefen und Höhen einbeziehen und umfassen, sie möchten „mit dem ganzen Sein verschmelzen können“ „ohne Begrenzung“.

Der wissenschaftlich orientierte Mensch, der diese Tiefen nicht spüren kann, mag sich in seiner Vordergründigkeit begnügen und stolz darauf sein, wenn er materielle Dinge sucht und anhäuft und sich erfolgreiche der ihn bedrängenden Fragen seiner Seele befreit und sich in sein vordergründiges Glück findet.

Menschsein heißt zunächst, dass jeder lebensgeschichtlich gesehen erst seinem Schicksal ausgeliefert ist. Er hat sich seine Eltern, seine Schule, sein Umfeld, seine traditionellen Glaubensansprüche nicht ausgesucht. Und dieses vorgefundene Schicksal in dem entsprechenden Rahmen lässt stolze arme Menschen heranwachsen, die Ihre Beschränktheit nicht mal negativ erfahren. Und dagegen gibt es die Menschen, die sensibel in ihr Inneres hören, sich mit den Vorgegebenheiten auseinandersetzen und daran wachsen und reifen.

Diese Alternative zum vordergründig wissenschaftlichen Weg kann ich mir selbst erschließen, selbst mehr Mensch werden und reifen auf meinem Weg.Sie hatte eine wunderbare Kindheit. Ihre damals rüstigen Großeltern gingen ganz in dem Spielen und dem Eröffnen der Zugänge zur Welt für sie auf. Wenn die Eltern (beide Lehrer) nach dem Dienst nach Hause kamen, vollendete sich ihr Tag mit ihren Eltern, wobei sie wieder alle Aufmerksamkeit bekam.

Diese Jugendzeit brach jäh ab. Irgendwann erklärte sie den Eltern: „Ihr hättet wohl gerne, dass ich immer braves Lehrerkind bleibe! Damit ist jetzt Schluss!“ Erste Emanzipationstat war, dass sie ihr Auto, das sie von den Eltern gekauft bekommen hatte, wiederholt wegen kostenintensiv selbst verschuldeter Unfälle in Reparaturwerkstätten bringen musste.

Nach dem Tode der Mutter zog der Vater zu einer Dame, die, genau wie er, gesundheitliche Probleme hat. Da wollten und konnten sich beide gegenseitig helfen. Dadurch wurde das große alleinstehende Elternhaus frei. Das Mädchen, das Kontakte zum Vater abgewiesen hatte, tauchte plötzlich auf, ergaunerte sich unter einem Vorwand den Haustürschlüssel des vorübergehend frei gewordenen Hauses und zog bei Nacht und Neben mit ihrem Mann in dieses Haus, das allein dem Vater gehörte, ein. Sie wollte die widerrechtliche Inbesitznahme meines Hauses, von dem ich keinen Schlüssel wegen des widerrechtlich ausgebauten Schlosses mehr hatte, damit legitimieren, dass sie von einem mir nicht bekannten Notar eine vorgezogene Erbübertragung erstellen ließ. Ich hatte meiner Tochter gegenüber lediglich erwähnt, dass sie als einzige Tochter nach meinem Tode mein Haus ohnehin in der Erbfolge bekommen würde, dass bis zu meinem Tode aber sie eine reduzierte Miete zu bezahlen habe, da das Haus Kosten, um es zu unterhalten, hat. Sie forderte mich dessen ungeachtet durch einen Anwalt auf, dieses Testament, das ich nie zu Gesicht bekommen habe, zu unterschreiben. Als ich dies zurückwies, da mein Haus die Altersabsicherung für meinen Lebensabend ist, ließ sie mich durch das Gericht wissen, dass sie mich lebenslang gerichtlich verfolgen würde, und sie zettelte Prozess auf Prozess gegen mich an, die sie sämtlich für sie kostenpflichtig verlor.

Sie zahlte fast drei Jahre weder Nebenkosten noch eine Miete, nahm selbstverständlich das vorhandene Heizöl und alle Geräte meiner Wohnung wie Waschmaschine, Küchen- und Wohnraumeinrichtung in Besitz. Als sie gerichtlich eine Räumung meines Hauses angeordnet bekam, nahm sie die hochwertigen Einrichtungen, ohne zu fragen oder eine angemessene Entschädigung zu vereinbaren, mit.

Ich muss Dinge hinnehmen, die ich nicht ändern kann. Dinge die ich nicht ändern kann, muss ich gelassen „lassen“, und ich muss den Mut haben, Dinge zu ändern, wenn neue Einsichten reifen. Ich habe meiner Tochter immer wieder gesagt und geschrieben, dass ihr Sohn / mein Enkelkind sie irgendwann fragen wird, warum sie – und somit auch er als Sohn – keinen Kontakt zu mir hat.

Ich muss gelten lassen, was ist. Ich muss anerkennen, was geschaffene Fakten sind. Und ich muss immer offen bleiben für Korrekturen, die das Leben vornimmt.

In Duldsamkeit muss ich annehmen, welch anderen Lebensstil und welch andere Lebensauffassung andere haben, nach welch anderen Ausrichtungen andere leben, ob es mir nun passt oder nicht.

So werde ich frei und bleibe frei für einen gesunden Verzicht, wo er erforderlich ist.

Liebe ist kein Allheitsansatz, wohingegen das konkrete Leben seinen Tribut fordert.

Rückblick 1960 – 1988 – 2010

Der Autor pflegte seit seiner Jugendzeit persönliche Kontakte in alle Welt. Zuerst ging es um eine Vertiefung seiner in der Schule gelernten Sprachen, um Austausch von Briefmarken und Alltagserfahrungen in fremden Kulturkreisen. Während meines Studiums nach dem Abitur wurde mir immer klarer, dass Begegnungen gesucht, aufgebaut und gepflegt werden sollten, um Lebenserfahrung zu gewinnen. So wurde meine Bitte an meinen Philosophieprofessor bei der Vergabe eines Examensthemas der Wunsch, mich theoretisch mit der geisteswissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Begegnungsthema zu beschäftigen. Seither habe ich Offenheit entwickelt gegenüber tiefer denkenden Menschen. Von der Schule hatte ich gelernt, dass menschliches Leben einerseits zutiefst in naturwissenschaftlichem Denken verwurzelt ist, bei dem die Zahlen, die Messungen wie die Nutzung der Organe – wie Hören, Sehen, Fühlen – sind, wie sie für den Großteil der Menschen lebensbestimmend sind. Die Menschheit entwickelt sich in der naturwissenschaftlichen Auseinandersetzung im Gegensatz zu den kirchlich vorgegebenen Weltdeutungen und findet nach und nach zu allen seinerzeit und ggf. heute immer noch empirisch offen gebliebenen Fragen eine feste Haltung. Es sind die naturwissenschaftlich ausgerichteten Menschen, die außer diesem Ansatz der Naturwissenschaften nichts gelten lassen. In Gegensatz zu diesem rein naturwissenschaftlichen Ansatz suchte ich in einer Lebensausrichtung die offene Mitmenschlichkeit. Über solche tiefergehenden Begegnungen, über die ich jeweils nachdachte – in dem Sinne von: „Was sagt mir das Denken, Verhalten, Handeln des anderen über dessen persönliches Leitbild? Was sagt mir dies für mein persönliches Leben?“ – und von diesem Ansatz her kam ich immer tiefer in das Finden meines Lebenssinnes zu der Ausrichtung auf das jeweilige Du.

Stufen meiner Entwicklung auf der Grundlage von Zitaten

„Die Welt ist sehr klein geworden

Kartengrüße finden Widerhall in aller Welt

Grüße aus Santiago und Moskau“

Quelle: Saarbrücker Zeitung, Homburg/Saar, 1960

(Gekürzt und leicht verändert.)

Wörschweiler (zg). Der Abiturient Walter Lück aus Wörschweiler, der als Steckenpferd das Sammeln von Prospekten aus aller Herren Länder betreibt und bereits eine Sammlung besitzt, die ihresgleichen sucht, hat zu Weihnachten 1961 eine große Zahl Kartengrüße an Persönlichkeiten in allen Erdteilen verschickt. Die Grüße hat er mithilfe von Wörterbüchern in sechs Sprachen übersetzt und seine Grußkarten dann zu Beginn des letzten Jahres auf die weite Reise geschickt. Inzwischen hat er eine Reihe von Antwortschreiben aus Indien, der Sowjetunion, Island, Kanada und vielen anderen Ländern erhalten. Aus der Sowjetunion erreichten Ansichtskarten und eine Neujahrskarte in kyrillischer Schrift den jungen Sammler. Eine Briefreundin aus Kasachstan freute sich über diese Grüße aus Deutschland. „Die Welt ist im Grunde genommen sehr klein geworden und alle Menschen sollten es endlich verstehen, Brüder zu werden“, meint der Abiturient, der für seinen Teil schon viele Brücken der Freundschaft in anderen Ländern geschlagen hat und damit ein schönes Beispiel gibt, das unter der Jugend Nachahmung verdient. Er erhielt schon Post aus dem Vatikan und aus dem Kreml, aber auch aus dem Palast des Fürsten von Monaco.

DHS Buchbesprechungen

„Begegnung als Sinnerfüllung“ von Walter Lück

R. G. Fischer Verlag Frankfurt am Main, 1983

„Nur in Kommunikation kann sich das wesentliche Werden der Person, in dem er den Sinn des Daseins sieht, vollziehen. Ebenso fern liegt ihm der banale Libertinismus, der sich heute manchmal mit dem Leitwort ‚Emanzipation‘ verbindet, die Auffassung nämlich, der Einzelne brauche sich nur von den faktisch in ihm auftauchenden ‚Bedürfnissen‘ leiten zu lassen, brauche nur alle diese subjektiven Bedürfnisse gegen jegliche beengende Autoritäten durchzusetzen, um wahre Freiheit zu gewinnen.

Freiheit ist für Lück zu leistende Aufgabe, Arbeit am Ich in der Auseinandersetzung mit den Mitmenschen.

Lück versucht Grundgedanken undogmatischen Glaubens zu einem reinen christlichen Existenzialismus herauszuarbeiten.“

Walter Lück: „Menschsein im Internetzeitalter: Selbstwerdung als Verwirklichung von Offenheit“. Philosophie in der Blauen Eule, Band 71, 2010.

Rückäußerungen zur vorausgehenden Auflage

[…] Lieber Walter, vielen Dank. Ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Du mich Deine innersten Gedanken wissen lässt.

Was Dein Bild von Gott als Lebenshilfe betrifft, so sind wir da ziemlich nah beieinander. Ich denke, dass wir alle, die wir anfangen nachzudenken, letztendlich das Bedürfnis haben, zu unserer Quelle zu streben. Diese Quelle kann man Gott, Allah, Jehova etc. nennen – oder auch nur Liebe. Das ist mir am liebsten.

Ich denke ebenfalls, dass es nichts bringt, ja abträglich ist, wenn man in der Vergangenheit verharrt. Aus der Vergangenheit lernen: ja, sie aber dann ruhen lassen durch Friedenmachen, Verzeihen und sich auf die Gegenwart konzentrieren […]

Das Bild von Gott als Bildhauer, daß Du aus der Literatur aufgreifst, finde ich sehr schön und sehr anschaulich, aber zu anspruchsvoll – abstrakt. Ich stelle mir, in Übereinstimmung mit Dir, nicht vor, daß Gott aktiv an uns herumfeilt, indem er uns Prüfungen, Freude etc. schickt. Ich denke, er hat es so eingerichtet, dass sich alles von selbst regelt. Mit einem einzigen unausweichlichen Gesetz: Jeder Gedanke, jedes Wort, jede Aktion, die wir setzen, hat Konsequenzen. Das ist das Grundprinzip.

Daraus folgen zwei Schlussfolgerungen:

Schau Dir Dein Leben an, dann weißt Du, was Du in der Vergangenheit gedacht hast.

Wenn Dir das gefällt, denke weiter so. Wenn es Dir nicht gefällt, ändere Deine Gedanken, Worte, Handlungen. Geh nach Deinem inneren Leitsystem, dann spürst Du ohnehin, was richtig ist. Ob Du es tust oder nicht: Es ist Deine Wahl und wird die entsprechenden Konsequenzen haben.

Da braucht Gott nicht werten, bestrafen oder belohnen. Du erledigst das selbst, indem Du Dir die entsprechenden Erfahrungen schaffst. Kein Wunder, Du bist ja ein Stück Schöpfung, schöpferischer Teil von Gott, Du schöpfst selbst. Es gibt keine Zufälle, und alles fügt sich, wie es soll.

Die „Liebe“, die Quelle, Gott, kann sich darauf beschränken (falsches Wort; eigentlich ist es das Gegenteil von „beschränken“), uns zu lieben, wie wir sind. Lieben Gruß

Seite 194/195 (Lück: „Gelebte Liebe“)

[…] Mein sehr verehrter Freund, ich danke Dir so sehr für Deine „Gedanken über Glück“. Ich hatte mir gestern keine leichte Lektüre mit ins Bett genommen, sondern Deine Anlagen. Du bist zwar noch kein bekannter Publizist wie Wilhelm Schmid, aber Du könntest es sein! […] Es sind so wunderbare Denkansätze, so positiv in Deiner Grundeinstellung, dass ich kaum glaube, Du bist von dieser Welt. Hattest Du in einer Deiner Mails nicht erwähnt, Deine Frau hätte in Dir auch einen „Gott“ gesehen? Das kann ich verstehen, aber Gott sei Dank bist Du von dieser Welt und für mich zum konkreten Erfahren nahe.

(Lück: „Gelebte Liebe“)

Werkanalyse und literarisches Anliegen

Der Autor stellt Beispiele gelebter Begegnungen vor, um seinen Ansatz zu verdeutlichen, der von dem gesellschaftlichen Ansatz abweicht. Offenheit, Sensibilität und Verantwortlichkeit sind die Prinzipien einer tiefergehenden Lebensausrichtung.

Er grenzt sich ab von dem konfessionell bestimmten Ansatz von Pater Anselm Grün, nach dem intensives leibliches Erleben und frommes Trachten nach Gott in ihrer Menschlichkeit und Gegensätzlichkeit nicht überzeugend dargestellt werden können.

Der religiöse Ansatz wird heute weitgehend abgelöst von Esoterikern, die ich dem Beispiel von dem Bestsellerautor Tolle zuordne.

Für diesen zählt nur das Hier und Jetzt ohne jede konfessionelle Bindung. Da der werktägliche Mensch mit diesen weltfremden Ansätzen nichts anfangen kann, werden die Kirchen immer leerer und die Menschen immer oberflächlicher, materiell begrenzt, in ihren Möglichkeiten inhaltsleer. Es zählt nur noch, was man sehen, messen, fühlen und vordergründig verstehen kann, in einem Weltbild, dem der Tiefgang abhandengekommen ist.

Dagegen ist mein Ansatz eine pragmatische Ausrichtung, in der es nur um den Menschen geht, der mit beiden Füßen in seinem Leben in seiner Machbarkeit geerdet ist. Menschen begegnen sich ehrlich, offen, sensibel für die Nöte, die sie erfahren. Aus diesen existenziellen Begegnungen wird ein Weltbild abgleitet, das mit beiden Füßen auf dem Boden des Gegebenen steht.

In meiner religiösen Lebensphilosophie ohne eine Bindung an eine Konfession, ohne verpflichtende Bindung an Rituale und undurchsichtige Abläufe werden Zugänge als provozierende Thesen aufgetan, die Menschlichkeit ohne vordergründige konfessionelle Verflachung in jedem Einzelnen im Durchdenken seiner eigenen gelebten Möglichkeiten herausfordern.

Internetträume

Ein Experiment von Aron, 1991, University of California

Darstellung des Experiments laut „Wenn Liebe in der Luft liegt“1:

„Jeweils eine Studentin und einen Studenten, die sich vorher noch nie gesehen hatten, führte er in einem Raum zusammen. Neunzig Minuten lang sollten sie einander intime Dinge erzählen: u. a. den peinlichsten Moment ihres Lebens oder was sie empfinden würden, wenn ein Elternteil stirbt. Danach starrten die Probanden einander zwei Minuten still in die Augen – und verließen dann den Raum durch getrennte Ausgänge, ohne Aussicht auf ein Wiedersehen. Nach sechs Monaten waren die ersten Teilnehmer miteinander verheiratet.“

Dazu bemerkt der Autor Sebastian Geisler im Anschluss an diesen Text: „Mit dem Experiment wollte Aron zeigen, dass es schnell gelingen kann, eine innige Beziehung zu einem fremden Menschen aufzubauen, indem man Intimes preisgibt und sich dem Gegenüber öffnet.“

An Modellen von Internetpartnerschaften wurden bisher herausgestellt:

Im Internet werden vorwiegend in der Anonymität Sexkontakte gesucht. Die jeweilige Bereitschaft zur Öffnung geschieht natürlich im Normalfalle mehr im Hintergrund und verhalten, eindeutig ist aber, dass bei entsprechender Befragung die Mehrzahl der Befragten zugibt, dass es mehr oder weniger ausgesprochen um Sex geht.

Neben dieser häufig anzutreffenden Fehlform der Sexsuche im Schutze der Anonymität treffen wir bei den Partnerschaftsmodellen auf die Menschen mit pathologischem Hintergrund im weitesten Sinne. Diese Menschen sind im üblichen Sinne nicht krank, ecken aber in der dem realen Leben aufgrund nicht durchschnittlicher Ausrichtungen schnell an und werden als Partner nicht ernst genommen. Dazu gehören Leute, die aus ihren angeblichen beruflichen oder gesellschaftlichen Verdiensten in ihrer Vergangenheit leben, die den verstorbenen Ehemann idealisieren oder den, der sie verlassen hat, die unrealistische Erwartungen an das Leben haben, die ehrlich zu sagende Punkte, die für Partnerschaftsplanungen nicht unwichtig sind, verschleiern, z. B. Fragen bezüglich des finanziellen Rahmens. Da wird das Einbringen von Leistungen für die neue Partnerschaft finanziell hochgerechnet oder stolz verkündet, dass man finanziell unabhängig sei, ohne dass jemand sich dazu bekennt, was er damit meint. Große Familientraditionen sollen noch einmal in Wert gesetzt werden, obwohl frühere Familienbetriebe aufgelöst, in Konkurs oder in Schulden aufgelöst worden waren.

Die Ausgangsklientel der Internetpartnerschaftsbörsen sind die braven Bürger, welche die Möglichkeiten der Computerdateien nutzen und über den Computer massig passende Partner zugewiesen bekommen.

Dazu wurde herausgestellt, dass die beiderseitigen Erwartungen in der Regel nicht deckungsgleich sind. Es gibt Menschen, die sich überschätzen, genauso wie Menschen, die sich unterschätzen.

Verlieben in ein Profil eines Menschen ist nicht ausgeschlossen. Da hat man eine Fülle von Daten von einem Menschen inklusive einiger Fotos und man ist überzeugt, den Traumpartner vor sich zu haben. Der Normalfall im grauen Computeralltag wird nicht sein, dass ausgerechnet zwei Menschen aufeinandertreffen, die dasselbe Traumbild von dem anderen entwerfen.

In dem Artikel zu den Folgerungen aus dem o. a. Experiment von Aron fand ich den folgenden Satz bemerkenswert und aufschlussreich: „Mit dem Experiment wollte Aron zeigen, dass es schnell gelingen kann, eine innige Beziehung zu einem fremden Menschen aufzubauen, indem man Intimes preisgibt und sich dem Gegenüber öffnet.“

In dem anonymen Experiment war von vornherein ausgeschlossen, dass die Versuchspersonen eine Möglichkeit hatten, die Person des Gegenübers zu identifizieren. Dennoch war der Wunsch so groß, dass so viel Energie investiert wurde, um über Umwege an die Namen und Anschriften zu kommen, und aus diesem Kontakt Ehen entstanden sind.

Entdramatisieren wir das Ganze und machen wir es für unsere Internetkontaktmodelle fruchtbar.

Basis war, dass sich Menschen in der Anonymität geöffnet haben. Sie konnten in diesem Schutze einander intime Dinge erzählen. Sie konnten auch peinliche Dinge, die ihnen wahrscheinlich nie bewusst geworden waren, weil solche Strukturen verdrängt werden, ansprechen; in dem Empfinden, wenn ein Elternteil stirbt, konnten ebenfalls vergangene Konflikte, innige Beziehung, Familienbeziehungen, Sinn und Trauer nach einem Verlust eines Angehörigen nicht real, aber imaginiert problematisiert werden. Solche Imaginationen wird ja kein Mensch problematisieren, man weicht da mächtig aus. Ich sagte beispielsweise einem sehr sensiblen Menschen, der fest in seinem Beruf erfolgreich steht, als er den Tod meiner Frau ansprach: „Wenn Sie andeutungsweise nachempfinden wollen, wie es in meinem Inneren aussieht, seit meine Frau gestorben ist, so stellen Sie sich doch einmal vor, was sich in Ihnen verändern würde, wenn Ihre Frau sterben würde.“ Und er sagte ganz treuherzig und ehrlich: „Das kann ich mir alles nicht vorstellen. Das kann ich einfach nicht.“

In der Experimentalsituation des anonymen Kontaktes kann dies sicherlich nach und nach ehrlich geleistet werden.

Entscheidend ist mir: Es geht ja nicht darum, sich punktuell beliebig zu öffnen, sondern es geht um Ansatzpunkte in der Tiefe der Psyche, von denen aus / von wo aus, der jeweils nächste Punkt – im Sinne von Verdrängungen und Verhärtungen – sich aufweichen lässt.

Dies, verbunden mit einem intensiven Blickkontakt, bringt den Wunsch, dem anderen auch körperlich ganz nahe zu sein, indem man ihn umarmen möchte, sich in ihn verkriechen möchte, gegenseitig Geborgenheit fühlen möchte. Da sind nicht zwei Menschen, die locker und blind durch das Leben rennen, sondern die sich im Innersten anrühren.

Nochmals zurück zu den Partnerschaftssuchmodellen: Kann ich diesen Weg nicht in der Anonymität des absoluten Schutzes der Partnerschaftsbörse versuchen? Und wenn ich im Normalfall natürlich sehr schnell erkenne, dass der andere keine Zeit, kein Interesse, keinen Tiefgang, keine derartige Öffnungsbereitschaft hat, dann bleiben ja immer noch die anderen Modellmöglichkeiten.

Wo aber diese gegenseitige Öffnung behutsam gewagt wird und dann irgendwann eine Entscheidung getroffen werden muss, ob man die Anonymität aufgibt und dem anderen real in die Augen schauen möchte, bleibt diese Fortführung eine immer im Hintergrund real stehende Möglichkeit.

Mit diesen Einschränkungen soll dieses Modell also verstanden werden: Für „jedermann“ ist dieses Modell nicht geeignet, nicht zugänglich, nicht nachvollziehbar. Aber es ist es wert, von sensiblen, tiefergehenden Menschen nach dieser Vorstellung innerlich nachvollzogen zu werden.

Meine damalige Freundin wollte, dass wir uns am anstehenden Wochenende „auf Kultur schmeißen“ sollten, sie wollte mal ein „Wochenende in Kultur machen“. Und als ich dies abwehrte, schon von dem Sprachgebrauch her, verbrachte sie das Wochenende mit einem ehemaligen Sexualpartner, der den Kulturzugang zur Aufnahme der alten Beziehung positiv aufgriff. Bei all diesen Welten zwischen den einzelnen Partnerschaftsmodellen muss man letztlich sehen, dass es da keine Wertungen und Beurteilungen geben darf. Selbst Begriffe „wie mehr oder wenig anspruchsvoll“, würden einen Dünkel zeigen, wie er der Ganzheit des Lebens nicht angemessen ist. Im Leben ergänzen sich alle Ansätze gegenseitig, ist alles immer eine Einheit, eine Partnerschaft ist immer eine Ergänzung hin zu einer Ganzheit. Nur wer überall 50 Prozentanteile reklamiert, vergibt die Möglichkeiten und die Dynamik des Lebens.

1 Sebastian Geisler: Welt am Sonntag vom 26. Juli 2009.

Riskieren um der Lebenssehnsucht willen

Ich möchte nochmals auf das o. a. Experiment eingehen: In einem wissenschaftlichen Labor wurden zwei Menschen anonym zusammengebracht, die Gedanken, Meinungen, Lebensanschauungen austauschen sollten über erlebten Sex. Sie konnten letzte Intimität ansprechen. Grundlage war, dass beide Kommunikationspartner wussten, dass sie in absoluter Anonymität miteinander sprechen konnten und dass beide das Institut getrennt verlassen würden, ohne je die Möglichkeit zu haben, den anderen, mit dem man sich ausgetauscht hatte, zu identifizieren.

Für mich war die Schlussfolgerung daraus: Menschen, die sich in letzter Tiefe öffnen, die intimste Gedanken austauschen, werden aus dieser Öffnung so viel gegenseitige Erkenntnisse gewinnen, dass dies alles viel mehr zählt als bei der üblichen Partnerschaftssuche: die gemeinsamen Aktivitäten im Freizeitbereich, das gemeinsame Erleben von Kultur, das gemeinsame Genießen von Natur, Kultur und Sozial- und Sportkontakten. Da wird ja immer mehr oberflächlich agiert, ohne dass das Innere in notwendiger Tiefe angesprochen wird, fein verdrängt bleibt, wo der Deckel drauf ist und die Mauern, die einer errichtet hat, abschließen, was das Eigentliche ist.

Also: Warum sollte man nicht bei einer Internetbekanntschaft in der Anonymität diese oben angeführte Versuchsanordnung bewusst durchspielen, und zwar einerseits in voller Anonymität, andererseits aber auch in der Möglichkeit, irgendwann nicht über ein Sammelsurium von Informationen über den anonymen Partner herumzurecherchieren, sondern klar irgendwann zu sagen, dass man sich konkret sehen möchte und in der Realität weiterdiskutiert und da den anderen auch dann unbefangen und umfassend erfahren kann?

Ein Eindringen in diese Tiefe hat den folgenden Vorteil: Alle Verdrängungen werden aufgelöst, blockierte Innerlichkeiten werden aufgeweicht, der ganze Mensch wird verflüssigt. Die Starrheit und Blockiertheit, die sich auf alle menschlichen Bereiche auswirken, werden langsam aufgeweicht, gelöst. Man wird bereit werden, das, was sich nach und nach in das Bewusstsein, in die Erinnerung drängt, zuzulassen und dann immer weiter Erinnerungen und Verdrängungen wachzurufen.

Man könnte also mit einem Internetkontaktsuchenden dieses Szenario von vornherein vereinbaren, ganz bewusst. Die Möglichkeiten der späteren Öffnung genauso klar ansprechen wie den Ausgang, dass man sich irgendwann in voller Anonymität verabschiedet, wobei letztlich alles so abgesichert ist, dass es keine Recherchemöglicheiten gibt, auf Umwegen an die verheimlichte Identität zu kommen. Dazu ist ja auch offensichtlich, dass diese Suche absurd und sinnlos wäre, wenn man sich nicht nähergekommen wäre. Und wo man sich nähergekommen ist und die konkrete Möglichkeit des Austausches ohne Anonymität sucht, da ist dies ja ohne Hindernis gegeben.

* * * 1 * * *

Lieber Walter,

Ihre Fotos unterstützen meinen Eindruck, dass Sie ein sehr wertvoller Mensch sind, und obwohl Sie so weit weg wohnen, ist es für mich von Bedeutung, dass wir miteinander kontaktieren. Ihr Buch möchte ich auch kennenlernen, aber wichtiger ist es mir, wenn ich Sie real in Ihrer Persönlichkeit kennenlernen dürfte.

Ich würde Sie gerne einmal besuchen. Keine Angst, ich bin sehr zurückhaltend und sehr schlicht in meinen Ansprüchen. Eine Matratze auf dem Boden in der Ecke irgendeines Zimmers genügt mir vollauf.

Denken Sie jetzt, dass dies zu weit geht, dann verzeihen Sie mir bitte und vergessen Sie meinen Vorschlag.

Bis zum Eintreffen Ihrer nächsten Nachricht grüßt Sie herzlich Ihre […]

Lieber Walter,

gestern Abend saß ich auf dem Sofa und nähte an einigen Kinderzeugsachen. Dabei riskierte ich ab und zu einen Blick auf den Fernseher.