Generation Mauer - Ines Geipel - E-Book

Generation Mauer E-Book

Ines Geipel

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Beschreibung

Die in den 1960er Jahren im Osten Deutschlands geborenen »Mauerkinder« waren jung genug, um sich ab 1989 die Welt zu erobern – eine glückliche Generation? Ines Geipel sucht im Dialog zwischen persönlichem Schicksal und aktueller Forschung der Biographie ihrer Generation auf die Spur zu kommen. Stimmen zum Buch »Selten ist dieser Zustand des Weggehens und Nie-richtig-Ankommens so poetisch beschrieben worden wie von Geipel, inzwischen Professorin für Verssprache.« Chrismon plus »Die Bücher von Ines Geipel sind aufwühlend und verstörend – und sie sind nötig, um die Abläufe in der eigenen Gesellschaft zu verstehen.« Insa Wilke, Zeit online »Feinsinnige Beobachtungen und gemeinsame Erfahrungen, die sich durch die spannenden Biographien ziehen. Sehr lesenswert.« Zeitzeichen

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Seitenzahl: 330

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Ines Geipel

GENERATIONMAUER

Ein Porträt

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

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Klett-Cotta

© 2014 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Cover: Rothfos & Gabler, Hamburg, unter Verwendung einer Abbildung von raduluchian.com

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-94749-6

E-Book: ISBN 978-3-608-10669-5

Dieses E-Book basiert auf der aktuellen Auflage der Printausgabe

INHALT

Vorwort

I. GOLDFINGERVom Versuch, zwei halbe Jahrhunderte zu feiern

II. LEBEN IN KAPSELNVom Versuch, das Eigene zu finden

III. SCHLIMMER ALS STRICKENVom Versuch, den 4. November 1989 doch noch zu verstehen

IV. HEIMREISE NACH EUROPAVom Versuch, die DDR von außen zu betrachten

V. DIE KONSTANTE UND DIE KONVERSIONVom Versuch, den Merkel-Code lesbar zu machen

VI. VATERLAND UND MUTTERSPRACHEVom Versuch, die DDR von innen zu sehen

VII. KLEINE GESCHICHTE DER DEUTUNGSHOHEITENVom Versuch, den Westen an den Osten zu erinnern

VIII. VOR DEM ENTBORGENEN OSTENVon Versuchen, den Kern zu treffen

Danksagung

Literaturhinweise

VORWORT

»Wir sind die letzte Generation, die eine echte, ich meine rationale und tief emotionale, Verbindung zum geteilten Deutschland und zum vergangenen Jahrhundert besitzt«, sagt die Filmemacherin Carla Hicks über die Generation Mauer. Der Schauspieler Tobias Langhoff formuliert es so: »Wir haben im Grunde zwei Leben, eins vor 1989 und eins danach. Wir sind so reich.« – »Wir sind die privilegierteste Generation«, sagt der Maler Moritz Götze, »wir kommen aus einer absurden, interessanten Erlebniswelt. Und was heute toll an der Welt ist, das können wir nutzen.« Die Journalistin Sabine Adler: »Unsere Generation hat immerzu gelernt.« – »Ich sehe nichts besonderes an dieser Generation. Ich fühle mich auch nicht zugehörig«, betont der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk. Die Lehrerin Gerit Decke: »Wir haben die Hoffnungslosigkeit unserer Eltern abgekriegt, ihre Mauer-Paralyse.« Und »vielleicht«, sagt Literaturhaus-Chef Hauke Hückstädt, »ist es das Entscheidende und Verbindende für unsere Jahrgänge, dass wir uns Ende der Achtziger gerade arrangiert hatten, erwachsen zu werden, als im selben Moment eine ganze Welt dazukam.«

Wer sind die in den sechziger Jahren im Osten Geborenen? Von der Geschichte Privilegierte, Davongekommene, letzte Involvierte, Glückliche, weil sie wissen, dass sie eigentlich mal für ein ganz anderes Leben vorgesehen waren? Eine formlose, mit 1961 ins System »eingenähte« Stottergeneration, die durch 1989 ihren historischen Gordischen Knoten in die Hand bekam und ihn löste? Eine Generation, über die ihre Kinder sagen, in den Eltern sei die DDR überhaupt erst zu sich selbst gekommen: ohne Ideale, spießig, zynisch, schlecht angezogen, kurzum unsexy. Also, wer sind wir? Eine volle Biografie vor 1989, eine volle Biografie nach 1989 und dazu das Jahr 1989 selbst, als Zentrum, als Zeitschnitt, als Dreh- und Angelpunkt. Macht das ein Generationsnarrativ aus? Entstanden ist ein Werkstattbericht, in dem es vor allem um ein Sprechen miteinander geht, weniger übereinander. Das Buch sucht nicht nach einem Generationslabel, sondern nach der konkreten Erfahrung, den inneren Zeichnungen, um im einzelnen Leben die eigene Zeit zu begreifen.

Wer wir sind? Eine Generation, die, wie der Dramatiker Heiner Müller sagte »ohne Vaterland und ohne Muttersprache« aufgewachsen ist, die – wie die Biogramme berichten –, heftige Erfahrungen in der DDR gemacht hat, die Physis und Werte des vergangenen Jahrhunderts in sich trägt, die mit dem Herbst 1989 Geschichte als Wunder erlebt hat und die dadurch angekommen ist, in der Zeit und in den eigenen Entwürfen. Die Kinder der Teilung waren nicht nur die, die dem großen Aufbruchssommer 1989 den nötigen Drive gegeben haben, da viele von ihnen über Ungarn oder Tschechien geflohen sind; sie haben nach dem Ende der DDR-Diktatur auch wesentlich zu deren Aufklärung beigetragen. Die Generation Mauer ist eine Generation der Rückkehrer, Rekonstruierer, Vergewisserer, Rechercheure, Entschweiger, der pickelharten Herausschäler.

Das Buch läuft in dem Sinne über drei Schreiblinien. Die erste handelt von der Geschichte und der Geografie einer Generation, die zweite ist ein Stück deutscher Zeitgeschichte vor und nach 1989, die dritte erzählt von einem Ich, das sich aus argen Verhältnissen herausgeboxt hat. Es ist möglich.

Ines Geipel, Berlin im Januar 2014

I. GOLDFINGERVom Versuch, zwei halbe Jahrhunderte zu feiern

BLENDWERKE.    Shirley Bassey ist schon von weitem zu hören. Dazu hängen jede Menge großer Zettel in den Straßenbäumen von Mariendorf, im Westen von Berlin. Sie informieren die Anwohner, dass es am Abend laut werden könne. Es gebe ein großes Fest zu feiern, man bitte um Verständnis. Am Eingang des Partygartens steht rechts und links ein überlebensgroßer James Bond in schwarzem Pappmaché mit durchgezogener Walther PPK. Die Gäste kommen in Scharen und im Kostüm. Das Motto des Abends? Die sechziger Jahre. Denn der Jubilar, ein renommierter ARD-Fernsehjournalist, feiert heute seinen Fünfzigsten.

Der Gastgeber begrüßt überschwenglich. Auf den ersten Blick sieht er aus wie ein zu groß geratener Erich Honecker, mit Schlapphut, feistem Schmerbauch, prekären kurzen Hosen, langen Wollsocken, dunkelbraunen DDR-Opa-Sandalen und der legendär gewordenen Seltsambrille des ehemaligen Ost-Chefs. »Ich bin heute mal Erich Honecker«, grinst das Geburtstagskind und drückt die soeben ankommende Mary Poppins fest an sich. Hinter ihr zwei Bond-Girls, zwei Ostberliner Volkspolizisten und Major Tom in seinem silberfarbenen Raumanzug. Neben Brigitte Bardot trudelt der politische Doppelkörper John F. Kennedy und Jackie Kennedy ein. Auch Nana Mouskouri darf nicht fehlen. Und natürlich feiern in dieser Nacht noch jede Menge Rocklegenden ihre Inkarnation. Bunte Schlaghosen, Latexröcke, Karohemden, große Blumenmuster – alles, was bunt, schräg, schrill ist, geht. Jeder darf, irgendwie, irgendwas, Hauptsache cool. In großen Wannen liegt gut gekühlt und mehrfach übereinander gestapelt Sekt und Wein. Links vom veritablen Swimmingpool spielt eine Swing-Band, selbstredend live. 20 Musiker sind es, wenigstens. Der Soundtrack des Abends: »Goldfinger«.

Ein Abend im Bond-Fieber also und damit die Vorlage für mehr als ein halbes Jahrhundert Weltgeschichte. In ihm darf der Held ohne Unterlass das Skrupellose jagen und nebenbei die Welt retten, Shirley Eaton darf einen goldenen Slip tragen und Gert Fröbe als Superschurke allerhand markige Sprüche von sich geben. James Bond der Allrounder, der Mann für alles, was außerhalb des Normalen existiert: harte Action, Skorpione, giftige Spinnen und eine gehörige Portion Radioaktives, üppige Bikiniamazonen, schicke Hotels, steile Schlitten, teure Uhren. Das Ganze leichtfüßig ausgespielt und mit gut getimter Ironie. James Bond als wandelbare und krisenfeste Imaginationsmaschine, als eine Traumvorlage, die der Welt klarmacht, wie man mit dem Bösen in ihr umzugehen hat.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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