Georg Danzer - Sonne und Mond - Franz Christian Schwarz - E-Book

Georg Danzer - Sonne und Mond E-Book

Franz Christian Schwarz

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Beschreibung

Am 7. Oktober 2021 wäre der österreichische Song-Poet Georg Danzer 75 Jahre alt geworden. Seine Lieder sind bis heute gerne gehörte Evergreens, denen vielfach eine nahezu magische Zeitlosigkeit innewohnt. Prof. Franz Christian Schwarz, der langjährige Manager und beste Freund von Danzer, und der Autor Andy Zahradnik führten für dieses Buch zahlreiche Gespräche mit Freunden und Wegbegleitern, die mit Danzer über seine Musik, seine Arbeit als Künstler verbunden waren. Wolfgang Ambros, Marianne Mendt, Ulli Baer, Peter Cornelius, Hans Theessink, Andy Baum, Rainhard Fendrich, die Filmemacher Rudi Dolezal und Rudolf Klingohr, der Journalist Christian Seiler und andere kommen zu Wort. Persönliche und ideelle Weggefährten wie die Liedermacher Ernst Molden und Der 'Nino aus Wien' Mandl, der Literat und Philosoph Franz Schuh, Halluzination Compañero und Szene-Legende Vickerl Adam, Birgit Denk, Sohn Andreas Danzer u. v. a. teilen in diesem Buch ihre Erinnerungen, sprechen über die Bedeutung und den Einfluss Danzers auf mittlerweile zwei Generationen Austropop.

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Über das Buch

Die Lieder des Song-Poeten Georg Danzer sind bis heute gerne gehörte Evergreens, denen vielfach eine nahezu magische Zeitlosigkeit innewohnt. Franz Christian Schwarz und Andy Zahradnik führten für dieses Buch zahlreiche Gespräche mit Freunden und Wegbegleitern, die mit Georg Danzer über seine Musik, seine Arbeit als Künstler verbunden waren.

Wolfgang Ambros, Marianne Mendt, Ulli Bäer, Hans Theessink, Rainhard Fendrich und Rudolf Klingohr kommen zu Wort. Persönliche und ideelle Weggefährten wie Konstantin Wecker, Erika Pluhar, Ernst Molden und der Nino aus Wien, Philosoph Franz Schuh, Szene-Legende Wickerl Adam, Birgit Denk, Sohn Andreas Danzer und viele andere teilen in diesem Buch ihre Erinnerungen.

„Es ist viel über den „Austropop“ gesagt, gelästert, gestritten worden. Und tut es ungebrochen: das spricht für seine Qualitäten. Georg Danzer hat dem Genre Würde und Witz eingehaucht, Lust und Nachdenklichkeit. Und eine sanft lächelnde, dennoch unerschütterliche Menschenliebe. Ohne ihn wäre alles weit weniger“ (Walter Gröbchen)

„Georg Danzer war Klassenkasperl und Klassensprecher des Austropop zugleich, er überzeugte als Protestsänger ebenso wie als Vorstadtcasanova. Hinter seinen vielen Masken steckte Österreichs bester Liedermacher.“ (Wolfgang Kralicek)

Inhalt

Sonne und Mond oder Rückblicke und Einblicke

Die Vertreibung aus dem Paradies

„Georg, i brauch a Liad“ – Marianne Mendt

„Schurli, i hab dir immer g’sagt: Geh zur Post!“ – Norbert Ehrlich

Das Curry – Milica und Hans Theessink

Der Gartenzaun – Franz Christian Schwarz – „Blacky“

Der Doktor Gany-Med oder der Poldi Jappl im Papiersack – René Reitz

„Geben S’ doch dem Herrn, was er will!“ – Wolfgang Ambros

The Boy from Hairnoise – Ulli Bäer

Whisky und Leberkäse – Christian Becker

Jetzt oder nie – das Buch – das Vermächtnis – Christian Seiler

Auf der anderen Seite des Gartenzaunes – Rudolf „Purzl“ Klingohr

„Vom Georg bleibt die Aufforderung, die Gosch’n aufzumachen“ – Rudi Dolezal

Atemzüge im Baumhaus – Andy Baum

Wie ein kleines Rettungsboot oder Liebe auf den zweiten Blick – Thomas Stipsits

Bitte, wieso mach ich das? – Rainhard Fendrich

„Georg, des deutschelt so“ – Peter Müller

„Na, des gfoit ma net“ – Peter Cornelius

„… immer nur mit’n Kopf durch die Wand

Zwa oide Buam im Winter – Andy Zahradnik

Nur wer vergessen ist, ist tot – Prof. Franz Christian „Blacky“ Schwarz

Wald am Schoberpass – Franz Schuh

Einmal Compañero, immer Compañero – Ludwig „Wickerl“ Adam

So wie’s is – Norbert Schneider

„Ich muss immer schreiben, sonst geht’s mir nicht gut“ – Nino Mandl

„Es ist das Verhatschte“ – Ernst Molden

„Er spricht Spanisch!“ – Klaus Pérez-Salado

„Der Vorstadtcasanova – das bin ich!“ – Adi Hirschal

Wuchteln und Bier – Andreas Danzer

„So jung und so lang her“ – Erika Pluhar

Reden und Denken auf der Rückbank im Auto – Birgit Denk

„Ich hätte ihm sicher zugehört“ – Viktor Gernot

Unterach am Attersee und die alte Fantic – Nils und Niki Klingohr

„I brauch kan Blues mehr und kan Underground, weu i sag: Weanerisch is klass“ – Leo Kantor

Gleichstrom, Wechselstrom und die Georg-Danzer-Gedächtniswand – Der Schallplattenhannes

„Das Wort Austropop brauche ich nicht unbedingt“ – Voodoo Jürgens

„Der Tod ist ein Symbol für Aufgeben und auch für Umbruch“ – Konstantin Wecker

You’ve got mail – Guido Tartarotti

Der Archivar – Matthias Kempf

„Ich hab’ das Gefühl, mir kann nix passieren“ – Schiffkowitz

Die Archäologin – Brigitte Neichl

Bundespräsident Alexander Van der Bellen

Für mich war Georg Danzer ein herausragender Musiker und ein Pionier, der Grenzen sprengte und es auf seine Art immer noch tut. Denn hinter seinen Liedern steckt immer ein bisschen mehr als das, was man vordergründig hört.

Außerdem hat er – nach meiner Wahrnehmung – gerne mit Tabus geliebäugelt, manchmal subtil, manchmal ganz direkt. Und er hat auch heute noch, über seinen Tod hinaus, große Bedeutung für die Musiklandschaft in Österreich. Kein Wunder, schließlich hat er sie maßgeblich mitgeprägt.

Seine Texte bringen zum Stirnrunzeln, zum Nachdenken und zum Lächeln. Und oft alles zusammen.

Eigentlich muss man gar nicht viel sagen, sondern einfach nur zuhören. Sein Werk spricht – oder besser gesagt klingt – ganz für sich selbst.

Algo se muere en el alma Cuando un amigo se va

aus „Weiße Pferde“ (1984)

Sonne und Mond oder Rückblicke und Einblicke

Sterne strahlen selbstständig und nicht umsonst werden im Showgeschäft die wirklichen Größen gern „Stars“ genannt. Der Mond wiederum, so hell er uns auch erscheinen mag, er leuchtet, weil er das Licht, das uns die Sonne nachtsüber verweigert, „reflektiert“.

Als Star hat sich Georg Danzer selbst nie gesehen. Im Gegenteil. Es war ihm immer unheimlich, wenn Menschen ob ihrer Begeisterung für Künstler:innen diese unreflektiert überhöhten. Dass er jedoch von vielen seiner Fans als Star gesehen wurde, nahm er als eine die Karriere begleitende Tatsache hin. Danzer war Sonne und Mond in einer Person. Er wollte selbst nicht der strahlende Stern sein, war es aber, weil seine Kunst eine besondere Strahlkraft hatte. Es ging ihm dabei so wie dem Mond: Wenn es finster zu werden droht, hell leuchten – auf Umwegen.

Im Jahr 2002 erschien ein Live-Doppelalbum Danzers mit dem Titel „Sonne und Mond“. Die parallel dazu veröffentlichte DVD hieß „Sonne, Mond und Sterne“. Es war eine von Blacky mit viel Feingefühl ausgesuchte Liedersammlung aus unterschiedlichen Live-Konzerten anlässlich des 30-jährigen Bühnenjubiläums von Georg Danzer. Untertitel: „Lieder und Geschichten“. Mit dem Titel „Sonne und Mond“ beschrieben Danzer und Schwarz mit nur drei Wörtern wohl am treffendsten das künstlerische Tun des Singer-Songwriters. Danzer, der Schöpfer von Liebesliedern, der aber auch sozialkritische Themen anpackte. Danzer im Wiener Dialekt ebenso wie in Hochsprache singend. Humorig und ebenso traurig. Schmutzige und feinfühlig-erotische Lieder schaffend. Was auch immer er tat, er blieb dabei in seinem Kosmos. Berufliche Höhen und Tiefen veränderten den Menschen Danzer kaum. Er blieb immer sowohl Sonne als auch Mond.

Wir haben diesem Buch daher den Titel „Sonne und Mond“ gegeben. Als Sonne sehen wir die Rückblicke und der Mond soll die Einblicke darstellen. Zwischen den Gesprächen in Teil 1 und Teil 2 des Buches ist einige Zeit vergangen. Es waren fast sechs Jahre. Natürlich war die Verlockung groß, die ersten Gespräche nach dieser längeren Zeit zu überarbeiten, aber wir haben uns dann klar dagegen entschieden. Es wäre uns wie ein Eingriff in die Vergangenheit vorgekommen, denn die schriftliche Wiedergabe von Gesprächen ist immer auch mit einem Zeitstempel versehen. Es ist wie bei einer Fotografie. Das Festhalten eines Moments. Da später wieder daran herumzuschrauben, wäre gleichbedeutend mit der Entzauberung des ursprünglichen Moments, eine Retusche, ja, vielleicht sogar eine Übermalung und damit kein Original mehr.

Der zweite Teil unterscheidet sich vom ersten insofern deutlich, als er in einer Zeit entstanden ist, wie sie die meisten von uns so noch nie erlebt haben. Sie wissen, wovon wir schreiben, es begleitet, ja, verfolgt uns noch immer täglich. In unserem Leben mussten wir plötzlich von einem Tag auf den anderen die Handbremse anziehen. Selbst wenn uns nichts lieber wäre, als einfach unter diesem Thema durchzutauchen, hat es die Arbeit an diesem Buch – unangenehmerweise – begleitet. Aber so ging es nicht nur uns beiden, sondern auch Ihnen, liebe Leser:innen, ging es wahrscheinlich nicht viel anders. Es war, wie es war, und es ist, wie es ist.

In diesem Sinne verbleiben wir mit einem Textzitat von Georg Danzer: „Aber was soll’s, ich lebe auch so.“*

Franz Christian „Blacky“ Schwarz und Andy Zahradnik

* aus „Aber was soll’s“, Keine Angst (1991)

Die Vertreibung aus dem Paradies

„I read the news today, oh boy, about a lucky man who made the grade …“ (Zitat aus „A Day in the Life“ von den Beatles, zu hören auf „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“)

Als ich 1963 zwischen siebzehn und achtzehn war, hatte ich eine grandiose Idee. Warum sollte ich nicht versuchen, die Gedichte, die ich zu jener Zeit schrieb, zu Liedern umzuwandeln, indem ich mir auf der Gitarre ein paar Harmonien zusammensuchte und dazu eine textgerechte Melodie erfand? Ich war ein eifriger Hörer der Beatles und dachte mir, dass es doch nicht so schwer sein konnte, etwas Ähnliches wie diese vier jungen Männer aus Liverpool zu machen. Das war mein Einstieg in die Musik, oder besser gesagt, ins Liederschreiben. Dabei ist es bis heute geblieben. Ich bin Liederschreiber.

Nun ist es so, dass man mit sehr unterschiedlichen Ansprüchen ans Liederschreiben herangehen kann.

Die erste Frage, die sich mir damals immer stellte, war die nach dem Inhalt. Es war mir natürlich klar, dass man über nichts schreiben konnte, wovon man nichts verstand. Dem entsprechend war meine Themenauswahl stark eingeschränkt, denn ich verstand von vielem nichts. Ich musste mir eine eigene Welt schaffen, eine unendliche Landschaft der Phantasie, einen inneren Erdteil, einen selber erträumten Kosmos. Es interessierte mich von Anfang an wenig, wer das, was ich mir ausdachte, nachempfinden konnte. Ich komponierte für mich, ich schrieb für mich, ich dachte selten darüber nach, welche Konsequenzen das, was ich da tat, haben würde. Das war ein paradiesischer Zustand, ein zeitloser Moment der Unschuld.

Ich ahnte aber auch, dass irgendwann die Vertreibung aus dem Paradies stattfinden musste. Noch aber hatte mich die Schlange nicht in Versuchung geführt und der Baum, an dem der Apfel der Erkenntnis hing, lag vorerst unsichtbar im Nebel verborgen.

Ich schrieb über verlorene Lieben, die ich nie gehabt hatte, über gefundene Tagträume – am Wegesrand meines Daseins aufgelesen –, die jemand anderer achtlos weggeworfen hatte. Ich bastelte mir erdachte Junggesellenmaschinen aus dem Müll jener Zeit, durch die ich segelte wie einst Odysseus auf der Suche nach der ersehnten Heimat. Ich war das hässliche Entlein auf dem Wege zum Schwan, und gleichzeitig der, der nie Mitglied in einem Klub sein wollte, der Leute wie ihn aufnahm.

Über, unter und neben mir schmatzte und gluckste die Unsicherheit wie ein Sumpf, aber trotz aller Selbstzweifel fragte ich mich doch stets das Eine: Was habe ich zu sagen? Und: Ist es wahr, stimmt es wirklich, oder mache ich mir und anderen etwas vor?

Oft trieb mich ein Gefühl an, eine Ahnung, deren Ursprung ich nicht kannte. Diese Ahnung verwandelte sich zu einer Melodie, die Melodie mündete in Wörter, die zuerst sinnlos dahin zu plätschern schienen, bis sie plötzlich einen Sinn ergaben. Dann floss schließlich alles ineinander und aus der Mitte entsprang ein Fluss.

Manchmal las ich etwas, hörte ich etwas, und wollte darüber ein Lied schreiben. Insgesamt trieb ich in der Strömung dahin und es war gut so. Ab und zu fand ich mich wieder in einer kleinen Bucht am Ufer, wo das Wasser fast zum Stillstand gekommen war. Dort tümpelte ich eine Zeit lang vor mich hin, bis ich spürte, dass es mich wieder hinauszog in den großen Strom, weil ich fühlte, dass ich weiter musste und noch nicht dazu bereit war, mich den Sicherheiten einer gefundenen Nische auszuliefern.

Die Vertreibung aus dem Paradies war längst geschehen, ohne dass ich es bemerkt hatte. Ich konnte nicht einmal mehr feststellen, wann und wo. Der Zeitpunkt hatte sich gut verkrochen hinter dem Erfolg. Er lag verborgen in der bereits von der Dämmerung verschleierten Vergangenheit.

Es passierte zu vieles gleichzeitig, und manches, von dem ich mir stets innig gewünscht hatte, dass es passieren möge, passierte überhaupt nicht.

So veränderte sich alles: ich, mein Leben, die Sehnsucht nach der Sehnsucht, die Liebe und die Lieben, die Freunde und die Freundschaften, die Gegenden, die Landschaft in mir und um mich, das Wissen, unumkehrbar wie der Verlust der Unschuld …. nur die Lieder sind mir das geblieben, was sie waren.

Und immer noch stelle ich mir die Frage: Was habe ich zu sagen?

Und: Ist es wahr, stimmt es wirklich, oder mache ich mir und anderen etwas vor?

Aber da ist doch noch etwas hinzugekommen:

Was sage ich und wem hilft es?

Georg Danzer, April 2005

„Georg, i brauch a Liad“

Marianne Mendt

Sommer 2014. Ein Sommer, der nie so richtig in Fahrt kam. Heiß. Kalt. Wechselbäder im Tagesrhythmus. Der 19. August war ein Dienstag. In Wien bei Hitze ins Auto gestiegen, zählte sich das Außenthermometer nahezu mit jedem Kilometer Richtung Norden nach unten. Ich im Hemd, und auf der Windschutzscheibe schoben die Scheibenwischer literweise das Wasser zur Seite. Ich war unterwegs nach Gars am Kamp. Niederösterreich, das romantische Waldviertel. In einer Stunde ist man von Wien aus am Hauptplatz der Marktgemeinde. Im 19. Jahrhundert war es ein beliebter Ort, um Sommerfrische zu tanken, und es zog damals viele Wiener ins Kamptal. Villen wurden gebaut, und diese prägen bis heute das Ortsbild. Gars hat etwas Romantisch-Vergängliches und das ergibt eine schöne, unhektische Stimmung. Der Fitnessprofessor Willi Dungl hatte in den 1980er-Jahren mit der Eröffnung seines „Bio Trainingshotels“ wieder eine illustre, durchaus auch prominente Gästeschar nach Gars geholt, allein, dem Projekt war nach dem Tod Dungls 2002 keine viel längere Zukunft mehr gegönnt. Heute heißt das Haus „la pura, – women’s health resort kamptal“, und Männer haben da nichts zu suchen. Was ich nicht wusste, mich aber nicht davon abhielt, zu Marianne Mendt zu sagen: „Ich komme hin, wo auch immer du willst.“ Marianne schlug das Restaurant „la pura“ vor, und wie immer rief ich meine Frau an, um ihr zu sagen: „Ich fahre jetzt weg.“ Das ist so ein Ritual. Bei Abfahrt und Ankunft. Bin da, alles ist gut. „Wo triffst du dich mit ihr?“ „In einem Hotel, heißt ‚la pura‘.“ „Da darfst du nicht rein. Ist nur für Frauen.“ Nicht wahr! Wieso darf ich da nicht rein? Egal. Ausgemacht ist ausgemacht, und ich fahre nicht nach Gars, um wo nicht reinzudürfen. Im Restaurant war alles kein Problem. Es gibt da eine Ecke, wo sogar Männer etwas zu essen kriegen, und ich hatte nicht eine Sekunde das Gefühl, dass man mich hier nicht haben wollte. Vielleicht auch, weil außer mir niemand da war. Ich war eine gute Stunde zu früh. Wieder einmal. Mit dem Eintragen von Terminen habe ich so meine Probleme. Vertue ich mich in der Zeile, macht das gleich eine Stunde Unterschied. Aber egal, man muss das als geschenktes Zeitfenster sehen, als eine Stunde unerwarteten, genussvollen Müßiggangs.

Draußen schüttete es, ich saß im Trockenen, an einem weiß gedeckten Tisch und dachte so vor mich hin. Marianne Mendt war meine erste Gesprächspartnerin für das Danzer-Buch. Blacky Schwarz und ich hatten eine Liste erstellt, bei wem wir gerne Erinnerungen an Georg hervorkitzeln würden. Es sollten Menschen sein, die mit Georg Danzer in unterschiedlichen Epochen seines Schaffens zu tun hatten, und da stand Marianne Mendt ganz oben am Zettel. Nach Gars war ich gekommen, weil Marianne hier seit 1983 ein Haus besitzt und nicht weil sie im „la pura“ eines der Wohlfühl-Packages in Anspruch nahm. Nach Gars kam sie über René Reitz, Musikverleger, Musikproduzent der ersten österreichischen Popularmusikstunden und eine auf seine Art bunte Branchenlegende in diesem Land. René werden wir einige Seiten später besuchen, aber Marianne, das Haus, Georg … das zeigt sehr schön: So gut wie alles steht in diesem kleinen Österreich immer irgendwie miteinander in Verbindung. Das Land ist zu klein, als dass man sich in einer Szene nicht kennen und immer wieder über den Weg laufen würde. Wer sich mag, trifft sich, schließt Freundschaften, und diese Freundschaften gehen auch in den beruflichen Bereich hinein. Man arbeitet halt einfach lieber mit Menschen, die man kennt, da gibt’s keine wirklichen Hemmschwellen, und Kreativität gedeiht dann am besten, wenn sie einfach laufengelassen wird. Das geht im Freundes- und Bekanntenkreis besser. Keine Hemmungen, keine Schranken, raus mit dem, was in einem drinsteckt. Karin Reitz, die Frau von René Reitz, hatte dereinst ein Haus in Gars am Kamp geerbt und so wie Renés Wohnung am Judenplatz in Wien war auch dieses Haus oft Treffpunkt des Reitz’schen Freundeskreises, der sich in erster Linie aus Künstlern, Kreativen und Freigeistern zusammensetzte.

Ende der 60er-, Anfang der 70er-Jahre war Marianne Mendt aus der Clique rund um Gerhard Bronner und der Fledermaus-Bar jene Künstlerin, die man heute mit dem Beginn der Dialektwelle in der Musik verbindet. „Wie a Glock’n“ erschien 1970, und seither ist Marianne die „Mutter des Austropop“. Ambros, Danzer und die vielen anderen, sie folgten erst ab 1971, beginnend mit dem „Hofa“. Obwohl Marianne Mendt ihr Herz immer schon dem Jazz verschrieben hatte, die „Glock’n“ im Big-Band-Sound daherkam und – abgesehen vom Dialektgesang – nichts mit dem zu tun hatte, was die besagten Herren taten, trägt sie diesen Titel und freut sich darüber.

„Es ist ja eine Ehre“, sagt sie, „und die Bezeichnung Austropop ist auch ganz in Ordnung“.

Ich habe zu Marianne sowohl eine Fern- als auch eine Nahebeziehung. Die Fernbeziehung stammt aus der Zeit, als ich das Land verließ und nach Mainhatten, die Bankenstadt am Main, zog. Zu dieser Zeit lief im ORF gerade der „Kaisermühlen Blues“. Über 60 Folgen lang war die Serie, meine Nabelschnur zur Heimat. Ich ließ mir die einzelnen Folgen auf VHS-Kassette aufnehmen und bei meinen Wien-Besuchen holte ich mir dann die Bänder und schleppte sie nach Deutschland. Es tat mir gut. Da wurde über Semmeln gesprochen und nicht über Brötchen und, obwohl ich nicht an Heimweh litt, war es einfach schön, den vertrauten Zungenschlag zu hören. Marianne spielte in der Serie die Trafikantin Gitti Schimek und obwohl ich weiß, dass sie ihr Leben lang nichts anderes als singen, jazzen und schauspielen möchte, könnte ihr im nächsten Leben ein Platz hinter der Budel einer echten Wiener Tabaktrafik vom lieben Gott reserviert werden. Sie war in dieser Rolle einfach umwerfend authentisch. Solche Erinnerungen kommen halt auch dann auf, wenn man eine Stunde zu früh am Treffpunkt ist und Zeit zum Nachdenken hat.

Marianne und Günzi tauchen im Restaurant auf. Günther Huber kenne ich vom Fernsehen. Also nicht vom Schirm, sondern als ehemaligen Mitarbeiter des ORF. Jahrzehnte hat er dort in verschiedenen Positionen verbracht, und – ich sage es gerne und immer wieder – ich habe viel von ihm gelernt. Auch darüber, wie eine große TV-Anstalt tickt. Wir haben zahlreiche Fernsehshows gemeinsam gestemmt und sind Freunde geworden. Günzi wiederum ist Freund und helfende Hand von Marianne. Mit seiner Huber Communication und Künstleragentur kümmert er sich unter anderem auch um das „MM Jazzfestival“, Mariannes Herzensangelegenheit, das Fördern des heimischen Jazz-Nachwuchses. 2014 war Jubiläumsjahr. 50 Jahre Bühnenjubiläum und zehn Jahre Nachwuchsförderung. Zum Jazz ist sie damals gekommen, als ihr Papa eine Ella-Fitzgerald-Platte mit nach Hause gebracht hatte. Marianne war zwölf, und was da aus dem Hornyphongerät erklang, war die Initialzündung einer Flamme, die heute noch brennt wie am ersten Tag. Später tingelte sie mit einer Coverband durch Europa, spielte in Tanzlokalen, zum Dinner oder auf der Terrasse direkt am Wörthersee. „Wenn wir schon müde waren, beim Werzer in Pörtschach zum Beispiel, dann haben wir so gegen eins in der Nacht zu jazzen begonnen, denn dann dauerte es nicht mehr lange, bis die Leute ‚Zahlen!‘ gerufen haben“, erzählt sie und lächelt dabei. „Mit dem Jazz hast du in Österreich in den 60er-Jahren das tanzende Schlagervolk nur sehr bedingt erreicht, aber für die Liebe muss man ja bekanntlich sein ganzes Leben lang kämpfen, und heute, wo sich die Situation schon anders darstellt als damals, ist es halt der Nachwuchs, für den es sich einzusetzen lohnt. War man doch selbst einmal Nachwuchs und weiß, wie schwer man es da hat.“

Marianne, die Künstlerin, und Gitti, die Trafikantin, schön, die beiden wiederzutreffen. Lunchtime in Gars. „Den Georg“, sagt sie, „den habe ich damals, das war 1970, kennengelernt. Über Gerhard Bronner, die Fledermaus Bar und den Franzi Heller.“ Franzi Heller – André Heller ist es, der gemeint ist, und dass ihn bis auf einen einzigen meiner Gesprächspartner im Zuge dieser Buchrecherchen niemand André genannt hat, ist so herrlich wienerisch. Wenn einer als Francis Charles Georges Jean André Heller-Hueart geboren ist, dann nennt man ihn hier „Franzi“. Und aus die Maus!

„Georg ist damals viel mit dem Franzi unterwegs gewesen, und ich hatte schon das Gefühl, dass es der Franzi war, der das Zepter in der Hand hatte, denn der war immer schon ein begnadeter Redner. Georg schaute ein bissl zu ihm auf und war eher der Schweigsamere, Introvertierte, und es kam auch immer wieder vor, dass der Franzi ihm ‚die Wadln zurecht gerichtet hat‘, wie man in Wien sagt. Der Einfluss von Heller auf den Georg war auch gut, denn der hat Georg und sein Talent sehr geschätzt.“

Es war die Bronner-Clique. Gerhard Bronner schrieb für Marianne Mendt die „Glock’n“ und Heller produzierte ihre zweite LP. Reitz, Heller, Mendt – eine Musikerpartie, zu der auch Georg Danzer gestoßen war. Man musizierte, diskutierte, philosophierte und blödelte gemeinsam, zog durch die Stadt und landete danach oft in der Wohnung des René Reitz, wo die Nacht dem Tag das Zepter übergab. „Georg war auch oft bei René in Gars, und auch da fand ich, dass er eher verschlossen war. Wir haben nächtelang gepokert, unseren Spaß gehabt“, erinnert sie sich. Die Freundschaft begann durch Georgs Gabe, Lieder spontan zu schreiben, die zu dieser Zeit wohl einzigartig in diesem Land waren. Georg Danzer war Texter und Komponist. Er dachte damals nicht daran, selbst auf die Bühne zu steigen. Er schrieb Lieder für Künstler, die gute Lieder brauchten. Für sich selbst – davon war nicht die Rede. „Da war er schlichtweg genial“, sagt Marianne. „Wenn es geheißen hat: ‚Georg, i brauch a Liad‘, dann hat er dir am nächsten Tag fünf gebracht. Und die waren alle gut! Fünf neue Lieder. Keines davon aus der Schublade. ‚Komm alter Pianospieler‘ – das hat er unter anderem für mich geschrieben und was ihn auszeichnete: Er hatte die Gabe, auch weibliche Texte zu schreiben. 2000 schrieb er für uns beide das Duett ‚Wird scho werden‘, das dann auf meiner CD ‚Freunde und Propheten‘ erschienen ist. Oft war Georg Danzer bei den Plattenaufnahmen im Studio mit dabei. In der Wiener Rotgasse, wo Gerhard Bronner sein Studio hatte, oder im Bauch des Wiener Konzerthauses, wo das legendäre Austrophon Studio zu Hause war. Wie immer im Hintergrund, beobachtend, da und dort ein Wort korrigierend, wenn es sich gesungen weniger gut dargestellt hat als geschrieben.“

Als es dann mit „Jö schau“ losgegangen ist, ist die Clique auseinandergefallen. Danzer ging als Interpret auf Tour und es hatte ohnehin jeder viel zu tun. Der Kontakt blieb locker erhalten. Man traf sich in diesem Geschäft immer wieder. Bei TV-Auftritten, gemeinsamen Konzerten und Veranstaltungen, aber die Pokerrunden in Gars und lange Nächte in der Judengasse waren ab da Vergangenheit. „Ende der 80er-Jahre war der Georg wieder bei mir in Gars. Da ist er mit seinem Aufnahmegerät vorbeigekommen und wir haben bei mir daheim am Dachboden das Duett ‚Heasd Karli du bist a Wahnsinn‘ aufgenommen. Meinen Part, diesen Refrain, habe ich da aufs Band gesungen, und ich weiß noch, dass ich meinen Vater ein paar Mal gebeten habe, darauf aufzupassen, dass der Hund nicht bellt … Später sind wir uns immer wieder einmal über den Weg gelaufen. Im Kanzleramt (Restaurant in der Wiener Innenstadt, Anm.) hat er mir einmal erzählt, dass er jetzt aufgehört hat zu rauchen. – Wie das? Hätt’ ich nie gedacht, denn vorher hat er ja die Zigaretten nahezu gefressen. So wie wir alle hat er ja mit 13 zu Rauchen begonnen und so wie wir alle haben wir in der Zeit, wo wir unterwegs waren, geraucht wie die Wilden … Wir alle … bis auf den Franzi Heller, der hat nie geraucht.“

Der Kaffee wird serviert und Marianne rührt gedankenverloren im Milchschaum. „Wie er gestorben ist, daran kann ich mich noch gut erinnern, und heute drückt’s mich noch, wenn ich daran denke. Günther und ich, wir wollten uns die Barbra Streisand anschauen. Das Konzert beim Schloss Schönbrunn war für den 20. Juni 2007 geplant. Das war ein Mittwoch, aber da ist ein mordsmäßiger Sturm gegangen. Alles abgesagt. In dieser Nacht ist der Georg gestorben, und am 21. Juni wurde das Streisand-Konzert nachgeholt. Dieser Abend war für mich emotional sehr schwer zu verdauen. Ich weiß noch, es war grauslich kalt, der Wind ist gegangen und wie die Streisand begonnen hat ‚Somewhere‘ zu singen, war’s vorbei und ich habe nur mehr geheult … Da waren die Bilder wieder im Kopf, vom letzten Konzert in der Stadthalle, wo er mich auch eingeladen hat und ich mich riesig drüber gefreut habe. Angekündigt hat er mich mit ‚Frau Marianne Mendt!‘. Und was für eine positive Stimmung da unter den Künstlern geherrscht hat … Wir waren uns alle sicher, der packt das, der kriegt den Krebs in den Griff …“

Marianne nimmt einen Schluck Kaffee und lehnt sich zurück. „Was vom Georg bleibt? Viel. Sehr viel. Natürlich seine Lieder, alles, was er geschrieben hat, das bleibt. Für mich, für andere, für sich … Für mich sind da auch die Erinnerungen an sein Engagement wie für S.O.S. Mitmensch, wo ich von ihm ja das Zepter, den Ehrenvorsitz, übernehmen durfte. Aber was für mich immer im Zusammenhang mit dem Georg die wichtigste Erfahrung sein wird: Seine G’scheitheit …, die bleibt auch vom Georg!“

Der Regen hatte aufgehört, aber von Sonne keine Spur. Fette Wolken hingen über Gars, und als wir uns verabschiedeten, klang in mir dieses „seine G’scheitheit, die bleibt“ nach.

Als ich zum Auto ging, sah ich, dass es sich eine Katze vor meinem linken Vorderreifen bequem gemacht hatte. Es heißt doch immer, dass sich Katzen die Menschen aussuchen, mit denen sie dann leben werden. Nein, bitte nicht, nicht du! Die Katze war alt, richtig hässlich, ein räudiges Vieh, sah aus wie eine Klobürste und hatte einen grantigen Blick drauf, der mir zeigte, dass ich bei ihr nur der Dosenöffner wäre. Meine Katze hatte ich ein Jahr zuvor erst verabschiedet. Nach 15 Jahren inniger Beziehung mit der tollsten Katze der Welt war ich noch nicht reif für eine neue Liebe. Klobürste dürfte das gespürt haben und trottete davon. Ich fuhr vom Hof. Raus aus Gars. Nach einer Stunde war ich wieder in Wien.

„Schurli, i hab dir immer g’sagt: Geh zur Post!“

Norbert Ehrlich

Es war die Frühzeit seiner Karriere. „Jö schau“ war gerade der große Hit geworden und im österreichischen Liedermacherzirkus gab es kein spannenderes Duo als Ambros und Danzer.

Die frische Musik, der Dialekt, das Erblühen der Popularmusik im Schnitzelland musste gemanagt werden. Professionell, denn da hatte sich ein Markt geöffnet, und brotlos sollte die Kunst ja auch nicht sein. Die wichtigste Agentur im Österreich der 70er-Jahre war die AMA mit Johann Hausner und Pipsi Fischer. Norbert Ehrlich kam 1975 als Dritter dazu. Hausner war Klagemauer und Manager von beiden: für den Wolfgang, für den Georg. Beide Musiker sind in der Zeit, in der sie von der AMA vertreten wurden, von Nachwuchskünstlern zu erfolgreichen, gestandenen Liedermachern/Austropoppern aufgestiegen. Dort kreuzten sich die Wege der Herren Ambros, Danzer und Ehrlich.

Norbert Ehrlich. 1941. Magister. Jurist und leidenschaftlicher Musiker. Ausgebildeter und praktizierender Pianist, der sich in den 60er- Jahren das Studium am Puls des Volkes finanzierte. Er spielte bei den „Seven Ramblers“ – einer der ersten österreichischen Showbands – im Zirkus Rebernigg, in US-Soldatenklubs in Andalusien und in den 70ern nächtelang mit einem Trio im Bauch des „Wallensteinkellers“. Das Lokal im 20. Wiener Gemeindebezirk war damals nicht der Platz, wohin man fein ausging. Hier regierte das Proletariat in trauter Gemeinsamkeit mit dem Strizzitum der Stadt. Gerauft, geschlägert wurde am Wochenende oft und gerne. Dann hat die Band halt lauter gespielt. Der „Wallensteinkeller“ war eines der wenigen Lokale im damaligen Wien, wo Sperrstunden nur am Papier existierten. Dort brachten Ehrlich und seine Kollegen die Menschen zum Tanzen. Hart verdientes Brot. Eine Schule fürs Leben.

Im Sommer 1975 heuerte Ehrlich bei der AMA an, und in der Agentur wurde gerade die erste Tour von Wolfgang Ambros und Georg Danzer geplant. Die beiden hatten noch keine fixe Band und so sah sich der verantwortliche Tourneeleiter auch gleich als Keyboarder verpflichtet. Tourneeleiter anno 75 – das hieß, für alles verantwortlich zu sein. Alles. Auch dafür, den Bus mit der Verstärkeranlage selbst zu fahren. Privat war das Jahr eher ein unerquickliches für Ehrlich. Scheidung. Und die damit verbundenen Schwierigkeiten finanzieller und emotionaler Natur.

Der 5. Dezember ist in Österreich der Tag, an dem der Krampus die Leutchen heimsucht. Der Höllenknecht mit der grausigen Maske teilt mit der Rute ordentlich aus. Kinderschreck und Brauchtum in einem. Die Teufelsfratze bereitet das Feld vor für den Nikolo, der am Tag darauf, dem 6. Dezember, für die Kinder die Dinge wieder ins Lot rückt. Der 5. Dezember 1975 war erster Tourneetag der ersten Ambros/Danzer-Tour. Ehrlich lenkte den Ford Transit mit der kleinen Anlage im Laderaum auf der Autobahn von Wien Richtung Kärnten. Auf dem Beifahrersitz der Bassist Norbert Niedermayer. Bei Mödling wurde er von einem Pkw geschnitten, machte eine Vollbremsung. Er verlor die Herrschaft über das Auto und überschlug sich. Ehrlich, Niedermayer, der Bus, die Anlage – alles landete im Acker. Mit der Rettung wurde er ins Krankhaus Mödling gebracht. Notaufnahme. Intensivstation. Lungenriss. Serienrippenbrüche. Dem Krampus direkt ins Höllenauge geblickt. Ambros und Danzer sind zwei Stunden später am Unfallort vorbeigekommen und haben ihren zertrümmerten Bandbus im Acker liegen gesehen. Die Feuerwehr war gerade dabei, das Wrack zu bergen. Panik machte sich bei den beiden breit. Bei der Polizei erfuhren sie, dass Ehrlich nach Mödling gebracht worden war. Als Hausner und Ambros schließlich im Krankenhaus auftauchten, liefen sie dreimal an seinem Bett vorbei. Der Mann war schlichtweg nicht zu erkennen. Bandagen überall. Eingewickelt wie eine Mumie. Der Bassist wurde am nächsten Tag mit einer kleinen Blessur am Kopf nach Hause geschickt.

„Christian Kolonovits ist statt mir als Keyboarder kurzfristig eingesprungen, die Tour hat stattgefunden, und einen Tag vor Weihnachten bin ich dann entlassen worden“, erzählt mir Norbert. Wir sitzen in seinem Wohnzimmer im 13. Wiener Bezirk. Hietzing. Ein schönes Wohnviertel unweit des Schloss Schönbrunn. Gepflegter Altbau, hohe Räume, viele Bücher, viel Musik und Kultur und ein großer Flügel. Es ist Dienstag, der 26. August. Vormittag. Norbert Ehrlich kenne ich aus den Vorstandssitzungen des Österreichischen Musikrats. Sein Spezialgebiet ist heute die „Weltmusik“. Er ist Initiator des Festivals Salam. Orient, und die Zeitschrift Die Presse nannte ihn dereinst treffend den „Brückenbauer zum Orient“. Er steht dem Verein „Vienna Acts“ als Obmann vor. Seine Vita ist lebendig und erzählt von der Gründung und jahrelangen Leitung der „Szene Wien“ ebenso wie von den Frühzeiten des Austropop.

1976. Die Wunden verheilten, die Knochen waren geradegebogen und im neuen Jahr saß Ehrlich wieder im Büro. Wolfgang Ambros hat Ehrlich im Januar 1976 bei einem seiner Besuche im Büro hocken gesehen. „‚Wos, du kannst scho wieder kräulen? Na, dann kannst a spün …‘, hat der Wolfgang zu mir gesagt“, erinnert sich Norbert und fügt ergänzend hinzu: „Das hat mich sehr berührt und auch zu einer starken Loyalität geführt. Das habe ich den beiden nie vergessen.“ Norbert war zurück auf der Bühne. Anfang Februar, das letzte und größte Konzert der beiden Freunde im Wiener Konzerthaus. Ehrlich wieder dabei. Das dem Künstler Rückhalt geben war extrem wichtig für das Selbstvertrauen, es schloss auch die seelischen Wunden und war ein Fingerzeig in eine bessere persönliche Zukunft. Der Abend im Wiener Konzerthaus war ein großer Triumph und schloss die Tour ab. „Der Große Saal war ausverkauft. Danzers Vater war da und der Georg war furchtbar nervös. Der Vater sieht, wie sein Sohn herumnerverlt und dann in seiner Nervosität schreit „Warum tu ich mir das alles an?“ Da geht der Vater hin und sagt staubtrocken zu seinem Buam: „Georg, i hab dir immer gesagt: Geh zur Post!“ Ehrlich lacht auch 40 Jahre nach dieser Szene noch laut auf, wenn er sich daran erinnert. „Dieses Zitat war für mich später in vielen Backstage-Situationen so treffend. Wenn Künstler aufgeregt waren, kaum gerade gehen konnten, ganz egal in welchem Genre … „Ja, wärst halt zur Post gegangen!“

Mit diesem Abend im Konzerthaus war die gemeinsame Bühnenzeit von Ambros und Danzer vorerst einmal vorbei. Es sollte viele Jahre dauern, bis sie wieder gemeinsam auf Tour fuhren.

„Jeder der beiden hat seinen eigenen Weg eingeschlagen. Mit Wolfgang ist es dann steil bergauf gegangen. Georg, der ja ein sehr textbezogener, hochlyrischer Mensch war, hat zwar wunderbare Lieder geschrieben, aber nie diesen Erfolg in der Breite erzielt, was später auch zu einem Zerwürfnis mit der AMA geführt hat.“

„Er hat uns halt vorgeworfen, dass wir nicht genug für ihn tun würden, und ich glaube, da war auch ein wenig Eifersucht auf den Erfolg des Wolfgang mit im Spiel.“ Es kam, wie es in solchen Fällen immer kommt. Jemand taucht auf, erklärt, alles besser machen zu können, und Künstler sind in solchen Fällen nur ganz selten immun. Gerd Kämpfe taucht auf. Manager aus Deutschland. Es kommt zum Krisenmeeting im Parkhotel Schönbrunn. „Hausner und ich, wir waren gut auf dieses Gespräch vorbereitet. Konnten Punkt für Punkt jeden Vorwurf Kämpfes bezüglich Plakatierung, Airplay usw. entkräften, aber eines konnten wir nicht: die Leute ins Konzert prügeln.“ Kämpfe verabschiedete sich dann mit dem Satz: „Na, dann habt ihr halt keine „Fortune“! Das war Ende der 70er-Jahre. Was folgte, war das Management von Berlin aus, eine hervorragende Band mit deutschen Musikern, Georg erlebte große Erfolge in Deutschland. Mit Kämpfe gab es später auch wenig „Fortune“. Fortune! Das Glück ist halt ein Vogerl. Das Vogerl war flatterhaft.

Der Lyriker Danzer, der intellektuelle Kopf, der mit „Jö schau“ so erfolgreich war, hatte seinen großen Erfolg, der ihm aber auch den Stempel aufdrückte. Für Österreich war klar: Der Danzer – des is der Sänger mit dem „Nackerten im Hawelka“. Der Hit war Segen und Fluch zugleich. Bei seinen Auftritten war manchmal Publikum mit im Saal, das provozieren wollte. Besoffene, die immer wieder „Emmerich“ brüllten, während er seine Geschichten zwischen den Liedern erzählte. Emmerich Danzer – der in Österreich prominente Eiskunstläufer. Eine Namensgleichheit. Die Besoffenen fanden es witzig. Georg nicht. Er versuchte es zuerst im Guten: „I bin der Schurli, der Emmerich ist ein anderer.“ Mit „Emmerich“-Rufen ging es weiter. Es folgte ein bereits in Richtung roten Bereich gehendes „Was is, wollt’s mi häkeln?“ von der Bühne und als das auch nichts nutzte, kam nach einer Viertelstunde ein „Leckt’s mi am Orsch“ und Georg ging von der Bühne.

„Die Leute waren angefressen, der Veranstalter zahlte nur die halbe Gage und wir sind nach Hause gefahren. Sowas hat er schon gebracht, der Georg“, erinnert sich Ehrlich. „Einmal, in den Sophiensälen, da hat der Georg auf der Bühne gespielt und sieht aus den Augenwinkeln, wie ich irgendetwas mit dem dort diensthabenden Polizisten auf der Seite bespreche. Weil es so laut war, sind der Polizist und ich gerade hinausgegangen, das kriegt der Georg mit und schreit plötzlich ins Mikro: ‚Jetzt wird sogar der Veranstalter von der Polizei abgeführt!‘ Und die Leute haben getobt, Buhrufe und ‚Geh scheißen‘ zum Feindbild Polizist gebrüllt … Das war schon eine turbulente Zeit, damals.“ Georg Danzer trug das Herz durchaus auf der Zunge, vor allem dann, wenn er auf Ungerechtigkeiten stieß. So introvertiert er war, so plötzlich kam das „Häferl“ zum Vorschein. In Wien werden impulsive Menschen „Häferl“ genannt, weil sie plötzlich aufsteigen wie der Schaum der überkochenden Milch im Häfen. Bei Georg Danzer kühlte der Hitzkopf meist schnell wieder ab. Es knallte, dann war es wieder gut. Die Ruhe nach dem Sturm.

Wandern auf den Spuren von Danzer bedeutet immer wieder auch, Orte aufzusuchen, wo er gewesen ist. In Wien reicht es ja oft schon, dass jemand Berühmter irgendwo sein Schnitzel gegessen hat, und eine Erinnerungstafel ziert das Wirtshaus. Offiziell erinnert an den Georg ein U-Bahn-Steg über die Donau. Vielleicht kommt da ja noch etwas. Zumindest eine Gasse in seinem Geburtsgrätzel Gaudenzdorf sollte drin sein.

Ich bin auf den Spuren von Danzer im Wohnzimmer des Norbert Ehrlich gelandet, und dort hatte der Künstler eine Niederlage der heftigeren Art zu verdauen. André Heller und Bernhard Paul. Die beiden stemmten zuvor den Circus Roncalli, aber nach heftigen Auseinandersetzungen ging jeder seines Weges. Georg Danzer wurde, es wird 1977 gewesen sein, der Job des kreativen, bunten Vogels in dem außergewöhnlichen Zirkusprojekt angeboten. Danzers Agentur AMA schickte Norbert Ehrlich nach München, um sich eine Vorstellung anzusehen: „Ich hatte so etwas noch nie gesehen, war verzaubert und begeistert, habe da zwei Nächte im Zirkuswagen übernachtet und mich mit Bernhard Paul getroffen, weil der sehr an Georg interessiert war.“

Zurück in Wien kam es zu zahlreichen Gesprächen mit Danzer. Man wusste, dass die ganze Situation des Zirkus damals finanziell instabil war. Da war der Reiz der kreativen Herausforderung, das Betreten von künstlerischem Neuland für Danzer, und er wusste, dass er Heller nicht eins zu eins ersetzen konnte. „Wir haben hinund herüberlegt und schließlich sagt der Georg: ‚Ich mach’s!‘ Der Zirkus kommt nach Wien, bekommt einen Platz hinter dem ehemaligen 20er Haus, dem Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizergarten. Georg stürzte sich in die Arbeit. Schrieb Moderationen, Songs, Konzepte, steckte Fantasie und Engagement in das Programm. Bei der Generalprobe stellte sich dann heraus, dass einige der Artisten nicht auftreten wollten. Erst musste die Akontozahlung auf die Hand. Gagen waren seit einiger Zeit ausständig. Es kam zum Eklat. Die ganze Arbeit umsonst und Georg schmiss hin. ‚Kummt’s, wir gehen!‘, hat er zu uns gesagt, und wir sind gegangen. Zu mir in die Wohnung. Hier im Wohnzimmer ist er dann gesessen, war fix und fertig und hätte am liebsten geheult.“ Eine nur kurze Episode in seinem Leben, aber eine heftige. All die Erwartungen, die Ideen, die langen Nächte – alles vergeblich.

Das Leben des Circus Roncalli ging weiter. Dessen wechselhafte Geschichte hat sich längst zum Positiven stabilisiert, zur Erfolgsstory gewandelt. Auf der Internetseite von Fans des Circus Roncalli ist heute zu lesen: Mit Hilfe von Danzer schrieb der Zirkus endlich wieder schwarze Zahlen. Doch das reichte nicht aus, um das Unternehmen zu retten. Bernhard Paul konnte die Rechnungen der Wiener Gebietskrankenkasse nicht mehr zahlen und der komplette Zirkus wurde gepfändet. In einer „Nacht- und Nebelaktion“ rettete Paul mit seinen Freunden in letzter Sekunde den Circus Roncalli und versteckte alle Wagen und Requisiten im Schlachthof von St. Marx in Wien.

Die Zusammenarbeit von Danzer, AMA und somit auch Ehrlich endete mit dem Wechsel des Künstlers zu Kämpfe. „Die Trennung war eher eine der unfreundlichen Art“, sagt Ehrlich. Danzer und Ehrlich hatten kurze, aber intensive gemeinsame Jahre. Bis zu seinem Wechsel zu Kämpfe war Norbert Ehrlich Georg Danzers Booker und Ansprechperson bei der AMA. Die AMA ist heute längst Geschichte. Finanziell immer wieder auch durch schweres Wasser gesegelt, verstarb Johann Hausner im Juli 1991 bei einem Autounfall. Er fuhr übermüdet und ungebremst in einen Lkw. Pipsi Fischer erlag 2006 einem Krebsleiden. Da war Ehrlich schon lange in der „Szene Wien“ aktiv:

„Für mich war diese Zeit bei der AMA auch persönlich prägend. Ich kam aus einem kleinbürgerlichen Milieu, mit klassischem Klavierunterricht, Cerny-Etüden etc., und habe zum Teil sehr angepasst agiert. Durch den Austropop und durch mein Naheverhältnis zu Musikern wie Donovan und Manitas de Plata, Klaus Doldingers Passport, mit denen wir ja auch arbeiteten, aber vor allem durch Wolfgang und Georg habe ich erfahren, dass man sich dem Mainstream in der Musik und im Leben sehr wohl entgegenstellen kann.

Man muss nicht immer genau das tun, was die Leute von einem erwarten. Durch ihn habe ich einen anderen Zugang auch zu Medien kennengelernt: Der noch unbekannte Ambros hat einen Journalisten des Jugendmagazins ‚Bravo‘ kurzerhand aus der Garderobe geschmissen, nachdem der ihm mit der dritten blöden Frage gekommen war.“

Und, wie ist das so, dieses Zurückblicken? Kommt da Wehmut auf? „Nein, ich lebe in der Gegenwart. Ich war beim Konzert ‚40 Jahre Ambros‘ in der Arena und habe mich sehr gefreut, dass der Gig gutgegangen ist, aber es sind keine starken sehnsüchtigen Gefühle nach der Vergangenheit dabei aufgetaucht – vielleicht ein Hauch von Nostalgie. Alles hat eben seine Zeit, und ich war froh, dass ich nach zehn Jahren in der AMA anderes und andere hören, sehen und erleben konnte – Independent Music, die Musiken Afrikas, des Ostens, modernen Tanz …“

Aber was bleibt für Norbert Ehrlich von Georg Danzer? „Erinnerungen an einen hochsensiblen, differenziert denkenden und formulierenden Menschen. Georg hatte die Fähigkeit, auf der Bühne Suggestivkraft zu entwickeln, sich auch aufzuregen, zu berühren und mit einer prägnanten Formulierung die Dinge auf den Punkt zu bringen. Ich bin sehr froh, ihm begegnet zu sein. Bin aber auch froh, dass mein Leben noch ein paar weitere Haken geschlagen und viel Neues auf mich gewartet hat.“

Das Curry

Milica und Hans Theessink

Dietmar Hoscher hat 2011 ein Buch geschrieben: „Hans Theessink – Big Bill’s Guitar“. Hoscher und Theessink sind Freunde, und vor allem ist Hoscher jemand, der weiß, worüber er schreibt. In seinem Buch gibt es Sätze wie „Wer in Helena (Austragungsort des Arkansas Blues & Heritage Festival, Anm.) reüssieren will, muss den Blues nicht nur spielen, sondern ihn vor allem fühlen.“ Nach 176 Seiten ist klar: Zum Wissen Hoschers kommt auch das Spüren, und das findet sich in seinen Zeilen wieder. Ein Vorwort zu „Big Bill’s Guitar“ stammt von Michael Köhlmeier. Das zweite von Georg Danzer. Jahre nach dessen Tod liest man Sätze von Danzer über Theessink. „Wir waren über die Jahre einander beidseitig verbunden, ohne zu sagen, wir wären die allerbesten Freunde gewesen … Vielmehr über die Art zu leben, Musik zu machen“, sagt Hans Theessink.

Im August 2007 stand Hans Theessink vor 20 000 Menschen auf der Open-Air-Bühne der „Seer“ und brachte den Blues auf die „Zloam“, wie die Skiwiese in Grundlsee im lokalen Dialekt genannt wird. Untergebracht waren Hans und seine Frau Milica sowie alle anderen Künstler in der Hagan Lodge, einer Anlage von rustikalen Ferienhäusern oberhalb von Alt-Aussee. Meine Familie und ich, wir wohnten im Haus nebenan. Milica und Hans kenne ich seit Jahren. Es müssen schon über 20 sein, die mir die beiden persönlich nahe sind.

Er, der schweigsame Musiker, einer meiner Gitarren-Helden, und sie, die sich ewig in Bewegung befindende Backoffice-Managerin, Promoterin und Dauerläuferin in Sachen Hans Theessink. In den späten 60er-Jahren hat die Frau mit den roten Haaren in London gelebt, dort für die Straßenmusiker auf der Portobello Road von den Touristen Geld eingesammelt. In einer meiner Geschichten habe ich sie „Die rote Rose von der Portobello Road“ getauft. Später stand sie an der Wiege des Vienna Folk Festivals und irgendwann kam ein Holländer, und das war’s. Seither sind die Theessinks miteinander verbunden wie in einem Kajakdoppel.

Am Tag nach dem Open Air erzählte mir Milica die Geschichte von der Gitarre, die Georg Danzer vor seinem Tod zu Theessinks brachte. Ich schrieb darüber im deutschen Magazin „Der Musikmarkt“ und ein Jahr später wurde ich bei einem Branchenevent in München von einigen Leuten genau darauf angesprochen. Es hat die Menschen berührt, was sie da gelesen haben. Über die Gitarre des Danzer.

Als ich an die Recherchen für dieses Buch gegangen bin, habe ich Milica angerufen, ihr erzählt, woran ich arbeite, und sie hat uns eingeladen: „Kommt’s zum Essen zu uns.“ Der 23. August 2014 war ein Samstag. Theessinks wohnen in Ottakring, im 16. Wiener Gemeindebezirk. Dort, wo der Bezirk in der Tat unglaublich schönes Wohnen bietet. Im Liebhartstal, dem Grüngürtel Wiens. Hinter dem Haus steht ein Gartenhaus mit überdachter Veranda und inmitten dieser von den Theessinks erschaffenen Grünoase ist ein Teich, in dem sich einige Goldorfen tummeln. Idylle pur.

Wir hocken unter dem Verandadach und am Horizont zeigt der Sommer wieder einmal, dass er jede Menge Wasser im Gepäck hat. Es ist dunkel und wohl nur noch eine Frage von Minuten, bis es zu schütten beginnt. „Wir gehen dann rauf in die Wohnung. Habt’s eh Hunger?“ Keine Frage. Milica und ihr Chicken Curry haben Legendenstatus in der Wiener Szene.

„Aber, wie war das damals, die Geschichte mit der Gitarre?“, und das Kajakdoppel erzählt so, wie ich die beiden immer erlebt habe. Milica spricht und Hans ergänzt. Ihre hohe Stimme gibt den Takt vor und sein Bass rundet alles ab. Das passt. Es muss im April oder Anfang Mai 2007 gewesen sein, als sich Georg Danzer bei Theessinks gemeldet hat. Es galt, die Dinge zu regeln. Es war ihm klar, dass sich das Leben dem Ende zuneigte, und er wollte offenbar nicht einfach nur gehen. Er war da wohl seinem Vater sehr ähnlich, wie uns das später sein Freund Purzl Klingohr erzählen wird.

„Der Georg hat unten an der Sprechanlage geläutet und ich bin ihm entgegengegangen. Er war bereits sehr schwach und ich habe ihn gefragt, ob er alleine mit dem Auto gefahren sei, und er hat nur gemeint: ‚Das geht schon noch.‘ In der Hand den Gitarrenkoffer, den ich ihm dann abgenommen habe“, erinnert sich Milica. Die Weitergabe der Gitarre