Gerätturnen für Fortgeschrittene - Band 2 - Ilona E. Gerling - E-Book

Gerätturnen für Fortgeschrittene - Band 2 E-Book

Ilona E. Gerling

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Beschreibung

Einmal eine Kippe können! Einmal mit einem Salto von der Stange fliegen! Einmal über ein Gerät mit einem Überschlag springen! Hier ist das Buch zur Verwirklichung des Traums! Mit der Grundlage "Handstand" und einem Helferteam können diese Erlebnisse mit vorliegenden Anleitungen zur Methodik, Technik und Helfergriffen in jeder Turnhalle realisiert werden. Nach dem ersten Buch "Basisbuch Gerätturnen" und dem Buch "Gerätturnen für Fortgeschrittene Band 1 - Boden und Schwebebalken" liegt hier der zweite Band vor, der attraktive breitensportliche Turnelemente an den Sprung-, Hang- und Stützgeräten für obere Schulstufen unter schulischen Bedingungen nachvollziehbar macht. Das Buch stellt die Turnelemente der neuesten Pflichtübungen 2015 (Kurzform: "P") des allgemeinen Turnens der Schwierigkeitsstufen "P5" bis "P9" des DTB methodisch und die neuen Pflichtübungen als Übersicht vor. Gleichzeitig werden für nationale Wettkämpfe des allgemeinen Gerätturnens die zu turnenden Elemente der modifizierten Kürübungen (KM) in den Leistungsklassen (LK) 1-4 methodisch bedient. Über 150 gerätspezifische Dehnungs- und Kraftübungen, abgebildet in jeweils mehreren Schwierigkeitsstufen, werden zu Beginn des Buches als Grundlagentraining in Wort und Bild für den Schul-, Breiten- und Leistungssport vorgestellt. Das Buch wird hiermit für alle, die Turnen über Rad, Rolle und Aufschwung hinaus vermitteln, Turnlehrenden mit seinen unzähligen Anregungen und "Step-by-Step"-Lernstufen ein regelmäßiges Nachschlagewerk sein. Nicht zuletzt tragen die 300 Stichworte am Ende dieser überarbeiteten Neuauflage zu allen im Buch verwendeten Fachbegriffen und behandelten Turnelementen zum schnellen Auffinden von Gesuchtem und zu einer leichten Handhabung als Nachschlagewerk bei.

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Seitenzahl: 286

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Ilona Gerling

Gerätturnen für Fortgeschrittene Band 2

Sprung-, Hang- und Stützgeräte

Meyer & Meyer Fachverlag & Buchhandel GmbH

Inhaltsübersicht

VorwortZu diesem BuchEinleitung1 Turnen ist Freude am Bewegungslernen und Kunststücke einüben: Parkour und Freerunning als turnerische Trendsportart2 Zur Entwicklung der Sprung-, Hang- und Stützgeräte2.1 Von Stieren, Kästen, Pferden zu Sprungtischen2.2 Absprunghilfe Sprungbrett2.3 Vom Voltigiergerät zum Barren2.4 Vom Barren zum ReckTeil A - Praktische Grundlagen zur Methodik: Schaffung von Lern- und LeistungsvoraussetzungenI Verbesserung des Bewegungsausmaßes: Beweglichkeit und Dehnung1 Schultergelenke1.1 Die Arme gehen in Verlängerung des Rumpfs (Hochhalte) oder sogar in Schrägrückhochhalte1.2 Die Arme gehen rücklings zum Körper in einen optimal großen Winkel zum Rumpf (Rückhalte) oder sogar in Schrägrückhochhalte2 Wirbelsäule2.1 Beweglichmachung der Wirbelsäule in ihrer Gesamtheit in verschiedenen Ebenen2.2 Beweglichmachung im Schultergürtel und der Brustwirbelsäule2.3 Beweglichmachung des Lendenwirbelbereichs3 Hüftgelenke3.1 Einnehmen eines minimalen Hüftwinkels bei geschlossenen und unterschiedlich seitlich weit gespreizten/geöffneten Beinen mit passiver Dehnung der Kniebeuger (M. biceps femoris), mit geringem Antagonistenzug oder mit fernen Muskeln3.2 Einnehmen eines maximalen Spreizwinkels der seitgespreizten Beine mit passiver Dehnung der Adduktorengruppe4 Beweglichmachung der Hand- und FußgelenkeII Geräteübergreifende und -spezifische Krafttrainingsübungen1 Maximalkraft, Schnellkraft, Reaktivkraft und Kraftausdauer2 Geräteübergreifendes Grundlagentraining2.1 Statisches Krafttraining: Körperspannungsübungen in der Basisposition „Schiffchen“2.2 Krafttraining zum Öffnen und Schließen der großen Körperwinkel2.3 Beispielübungen für das Öffnen des Arm-Rumpf-Winkels im Vorlingsverhalten zum Körper2.4 Beispielübungen für das Schließen des Arm-Rumpf-Winkels im Vorlingsverhalten zum Körper (Stemmbewegung)2.5 Beispielübungen für das Schließen des Bein-Rumpf-Winkels im Vorlingsverhalten zum Körper2.6 Beispielübungen für das Öffnen und Schließen des Bein-Rumpf-Winkels2.7 Beispielübungen für komplexe BewegungsverbindungenIII Gerätespezifisches Grundlagentraining für reaktiven Abdruck und Landung1 Reaktives Absprung- und Abdrucktraining: Verbesserung des Prellabsprungs2 Einführende Beispielübungen für die Verbesserung des reaktiven Absprungverhaltens2.1 Prellsprünge am Ort2.2 Prellsprünge vom kleinen Kasten: „Abtropfen“2.3 Prellsprünge aus dem Anlauf2.4 Verbesserung des Prellabdrucks während des Stützverhaltens3 Exzentrisches Krafttraining für LandungenIV Hang- und Stützgeräte: Kraft- und Technikschulung der Basisbewegungen1 Schwingen mit Schwungverstärkung2 Schwünge im Stütz – Beispielübungen für Krafttrainingsformen2.1 Beispielübungen zur Verbesserung der Stützkraft2.2 Beispielübungen zur Verbesserung der Stützkraft in Kombination mit der Schiffchenhaltung2.3 Beispielübungen für die Kernposition „Liegestütz“ als Voraussetzung für die Schwünge im Stütz mit Vor- und Rückverlagern der Schultern und aus dem Schwung geturnt2.4 Beispielübungen für den Rückschwung in die Körperhaltung „hohe Schiffchenposition“3 Schwünge im Hang – Beispielübungen für Krafttrainingsformen3.1 Beispielübungen zur Verbesserung des reinen Hangs und des Schwingens im Hang3.2 Beispielübungen zur Verbesserung des Konterns und aktiven Schwingens im HangTeil B - Methodik zu Fertigkeiten an den GerätenI Sprunggeräte1 Absprung und Landung1.1 Der reaktive Absprung/Abdruck (Prellabsprung)1.2 Landung2 Handstütz-Sprungüberschlag gestreckt2.1 Hintergrundwissen zur Technik2.2 Biomechanische Gesetzmäßigkeiten beim Sprung über das Pferd bzw. den Sprungtisch2.3 Kurzbeschreibung und Methodik3 „Yamashita“: Handstütz-Sprungüberschlag mit Abbücken in der zweiten Flugphase4 Handstütz-Sprungüberschlag mit Längsachsendrehungen in der ersten und zweiten FlugphaseII Hang- und Stützgeräte1 Reck/Stufenbarren1.1 Rotation um feste Drehachsen: Handschutz und biomechanische Erläuterungen1.2 Umschwung- und Felgbewegungen1.2.1 (Hüft-)Umschwung vorlings vorwärts1.2.2 Spreizumschwung/„Mühlumschwung“ vorwärts1.2.3 Freie Felge in den Stütz (Felgumschwung), Hang und Handstand1.2.4 Vom Riesenaufschwung zum (Ristgriff-) Riesenfelgumschwung rückwärts: „Riesenfelge“1.3 Kippbewegungen – Was sind Kippen und wie funktionieren sie?1.3.1 Liegehangkippe1.3.2 „Schwebekippe“: Kippe/Kippaufschwung vorlings vorwärts aus dem gewinkelten Hang (unter Berücksichtigung der Laufkippe, Fall- und Langhangkippe)1.3.3 „Wolkenschieber“: Kippe/Kippaufschwung rücklings vorwärts (einschließlich Ellgriffaufschwung und „Durchschub“)1.3.4 „Mühlaufschwung“: Spreizkippaufschwung vorwärts1.3.5 Freie Kippumschwünge rücklings1.4 Felgunterschwung- bzw. Felgabschwungbewegungen1.4.1 Felgunterschwung (Felgabschwung) aus dem Stütz1.4.2 Sohlen(-well-)unterschwung/Felgunterschwung aus dem Aufbücken oder Aufgrätschen1.5 Salto rückwärts aus dem Vorschwung im Streckhang (Abgang)2 Parallelbarren2.1 Kreishockwende (Drehhocke)2.2 Oberarmrolle und Oberarmstand2.2.1 Oberarmrolle2.2.2 Heben in den Oberarmstand2.2.3 Bewegungserweiterung: Rückschwung in den Oberarmstand2.3 Rückschwung in den Handstand2.4 „Schwungstemme“: Oberarm-Stemmaufschwung2.4.1 Schwungstemme vorwärts: Oberarm-Stemmaufschwung vorwärts2.4.2 Schwungstemme rückwärts2.5 Kippen aus der Ruhelage und aus dem Schwung2.5.1 Oberarmkippe in den Grätschsitz/Stütz (einschließlich Speichengriffkippe)2.5.2 „Schwebekippe“ (Ellhangkippe) in den Grätschsitz/Stütz (Schwungkippe)III Kleine GerätturnanatomieIV Die TurnbibliothekV Übersichten1 Wettkampfprogramm der Pflichtübungen des Deutschen Turnerbundes ab 2015 für das allgemeine Gerätturnen. Die Ausschreibung der Schwierigkeitsstufen 1 bis 9 in Stichworten1.1 Sprung (weiblich und männlich)1.2 Reck/Stufenbarren1.2.1 Pflichtübungen Stufen 1-5 (weiblich und männlich) am Reck/Holm:1.2.2 Pflichtübungen Stufen 6-9 (weiblich) am Reck/Holm und Stufenbarren1.2.3 Pflichtübungen Stufen 6-9 (männlich) am Hochreck:1.3 Parallelbarren: Pflichtübungen Stufen 1-9 (männlich)2 Gerätturnwettkampf der Bundesjugendspiele der Schulen und des Gerätturnabzeichens des DTB2.1 Übersicht zum inhaltlichen Wahlangebot der Bundesjugendspiele2.2 Das Gerätturnabzeichen des Deutschen Turner-BundesVI Handhabung von Reckschutzriemchen, Schlaufen und PVC-RöllchenFür Reinhard DietzeBildnachweis

Widmung

Für Papa und Peter

Danksagung

Ich bedanke mich bei den Studenten und Studentinnen der Deutschen Sporthochschule Köln und zahlreichen Turnerinnen und Turnern, die sich für die Fotoaufnahmen engagiert zur Verfügung gestellt haben. Stellvertretend für alle Ungenannten bedanke ich mich bei Prof. Dr. Thomas Heinen, bei den Diplomsportlehreren und -wissenschaftlern Jörg Schwaiger, Jochen Remark, Katharina Steinberg (geb. Röttger) und Anne Pörschmann. Ich bedanke mich bei Janina Prenzlau, Tina-Nadine Seifried, der Deutschen Meisterin im Achtkampf der Mehrkämpferinnen, bei Dr. Anna-Maria Liphardt, meinen Kollegen Stefan Kloock und der Diplomwissenschaftlerin Maria Becker. Nicht zuletzt gilt mein großer Dank Stefanie Runde, die mich nicht nur engagiert mit ihren Turnerinnen aus Rodenkirchen (Köln) bei den zahlreichen Fotoaufnahmen unterstützte, sondern auch wertvolle Anregungen gab.

Hinweise

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit haben wir uns entschlossen, durchgängig die männliche (neutrale) Anredeform zu nutzen, die selbstverständlich die weibliche mit einschließt. Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autoren noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Vorwort

Mit den Erfolgen bei der Turnweltmeisterschaft 2007 in Stuttgart und dem Weltmeister Fabian Hambüchen an der Spitze wird eine neue Epoche in der Turngeschichte in Deutschland eingeleitet, die sich sowohl im Spitzensport als auch im Breitensport widerspiegeln wird. Durch seine „Kinderturnkampagne“ und die Fertigstellung des neuen Wettkampf- und Wertungssystems pünktlich zur Weltmeisterschaft hat der Deutsche Turner-Bund Vorsorge getroffen, dass eine Nachhaltigkeit dieses Ereignisses möglich ist, und in Schul- und Vereinssporthallen wieder mehr an den Geräten geübt wird.

Ilona Gerling hat frühzeitig erkannt, dass Übungsleiter und Lehrer neues Schulungsmaterial für die Erarbeitungen im Gerätturnen – nicht nur der neuen Pflichtübungen, welche in den Überarbeitungen von 2015 von vielen tausend Turnerinnen und Turnern geturnt werden – benötigen, und mit ihrem Buch „Gerätturnen . . . für Fortgeschrittene“ auf den Bedarf reagiert.

Viele Wege führen zum Ziel, heißt eine alte Weisheit, die auch für das Erlernen turnerischer Elemente gilt. Die methodischen Wege, welche die Autorin anbietet, greifen auf ihre Erfahrung mit Studenten, der Arbeit in Vereinsgruppen und unzähligen Fortbildungsveranstaltungen, die sie als Referentin in ganz Deutschland betreut, zurück. Sie führen schnell und effektiv zu einem Erfolg mit einer hohen Bewegungsqualität und berücksichtigen gesundheitliche Aspekte.

Die Auswahl der Elemente passt zu den neuen Pflichtübungen P5-P9. Sie werden bei Gau- und Landesentscheiden im Gerätturnen gezeigt, finden sich bundesweit beim Schulwettbewerb Jugend trainiert für Olympia wieder und sind bei Internationalen Deutschen Turnfesten im Wahlwettkampf zu sehen. Wer sich mit dem Gerätturnabzeichen und den Bundesjugendspielen beschäftigt, wird den praktischen Grundlagen und methodischen Reihen dieses Buches viel abgewinnen können.

Für die Arbeit an den Geräten wünscht der Deutsche Turner-Bund allen Benutzern dieses Buches viel Freude und Erfolg. Bei Ilona Gerling bedanken wir uns für ihre Unterstützung, die sie uns bei der Erstellung neuer Übungen im Gerätturnen immer wieder gibt, für ihre Arbeit in der Lehre und insbesondere für ihre stets aufmunternden Worte, wenn es um das Turnen an den Geräten geht. Der Deutsche Turner-Bund dankt ihr dafür.

StD’in Sibylle Richter

Vizepräsidentin Sport im Deutschen Turner-Bund

Zu diesem Buch

Liebe Leserin, lieber Leser...

Ich freue mich, dass Sie sich für das Gerätturnen interessieren – und für dieses Buch!

Ich bin überzeugt, dass Sie mit dem vorliegenden Band eine wertvolle Hilfe für Ihre Praxisstunden im Verein und auch für die Schulturnstunden in Ihren Händen halten.

Auf Grund der Stofffülle ergab sich bei der Aufarbeitung der Methodik die Notwendigkeit, das Buch „Gerätturnen für Fortgeschrittene“ in zwei Bänden zu veröffentlichen, um nicht durch eine drastische Kürzung des Textes methodisch an der Oberfläche bleiben zu müssen und durch Streichung von Abbildungen die Anschaulichkeit zu reduzieren.

Beinhaltet Band I das Boden- und Schwebebalkenturnen, so behandelt der vorliegende zweite Band die Stütz- und Hanggeräte Reck, Stufen- und Parallelbarren sowie den Sprung.

Die Technikbeschreibungen, die Trainingshinweise und Übungsvorschläge sind eine Dokumentation jahrelanger Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Alters- und Leistungsstufen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, sogenannte „Nichtturner“ als auch allgemeine und leistungsorientierte Turner haben die in diesem Buch aufgezeichneten Vorschläge erprobt. Auf unzähligen Workshops, deutschlandweiten Übungsleiterlehrgängen und Lehrerfortbildungen sowie auf internationalen Lizenzlehrgängen wurden die methodischen Schritte ausprobiert und zur Diskussion gestellt. Erfahrungen der „alten“ Turnschule wurden ebenso eingearbeitet wie aktuellste Erkenntnisse aus der Sportwissenschaft und dem Hochleistungsturnen.

Wenn auch Trainerinnen und Trainer der talentierten Nachwuchsbereiche des wettkampforientierten Gerätturnens nützliche Informationen und Anregungen aus diesem Buch erhalten können, so richtet sich dieser Band, wie der erste, vor allem an die vielen Turninteressierten, die die turnerischen Basisfähigkeiten und -fertigkeiten – wie sie im „Basisbuch Gerätturnen ... für alle“ (Gerling, 2014) beschrieben sind – bereits kennen bzw. beherrschen und sich nun auf dieser Basis weiterentwickeln wollen. Der vorliegende Band knüpft somit nahtlos an das „Basisbuch Gerätturnen“ an, „normalen“ Turnenden werden damit neue Möglichkeiten geboten, Bewegungserfahrungen und -erfolge im fertigkeitsorientierten Turnen zu sammeln. Da die Zielgruppe der Autorin eher breitensportlich orientiert ist, diese Turnenden nur in normalen Turnhallen mit normalen Ausstattungen trainieren können, unterscheiden sich manchmal die Turntechniken, die Hilfegebungen und die Methoden des Technikerwerbs von denen des Hochleistungssports. Teilweise werden für beide Zielgruppen die unterschiedlichen Vorgehensweisen dargestellt. Bei der Hilfegebung zeigt sich dies deutlich: Im breitensportlichen Bereich helfen sich die gewichtsmäßig gleichschweren Turnenden untereinander im Team, im Leistungssport hält ein Trainer eine kleine Turnerin oder einen jungen Turner mit sehr guten Voraussetzungen. Helferpositionen, die Griffansätze bei der Hilfegebung sowie die Art und Anzahl der Vorübungen unterscheiden sich demnach oft. Das Buch zeigt für beide Zielgruppen Möglichkeiten auf.

Der deutsche Turner-Bund (DTB) gibt seit 1954 für seine Wettkämpfe Aufgabenbücher heraus. Mit Überarbeitung des Wettkampf- und Wertungssystems und der Pflichtübungen (P) der Schwierigkeitsstufen 1 bis 9 (kurz als „P1 – P9“ bezeichnet) von 2008 gilt ab dem 01. Januar 2015 für das allgemeine Gerätturnen der Frauen und Männer der 20.000 DTB-Vereine ein eigenes, neues Aufgabenbuch. P1 ist die einfachste Stufe, P9 die schwierigste Übungsstufe.

Behandelt das „Basisbuch Gerätturnen“ die Fertigkeiten bis zu den Pflichtübungen „P5“ des DTB, so setzt der vorliegende Band bei Elementen der „P6“ an und behandelt Elemente an den Hang-, Stütz- und Sprunggeräte bis zur Übungsstufe P9 für den Breiten- und allgemeinen Leistungssport. Dementsprechend werden die Fertigkeiten für die höchste Stufe des Gerätturnabzeichens (in diesem Band aktualisiert als Übersicht im Anhang beigefügt) ebenso mit diesem Buch abgedeckt.

Das Wertungssystem hat sich ebenfalls im allgemeinen Gerätturnen geändert. Es gibt zwei Benotungsbereiche, die als Endnote die Turnwertung ergeben: Der erste Bereich gibt die Wertigkeit einer Übung durch die Elemente einer Pflichtübung vor. Eine P8 hat eine Wertigkeit von 8 Punkten. Im Aufgabenbuch ist nachzulesen, wann wieviel von dieser Wertigkeit einer Übung abgezogen werden kann. Dies wird als „D-Note“ bezeichnet. Dazu gibt es grundsätzlich für die Ausführung maximal 10 Punkte dazu, wenn keine Technik- oder Haltungsfehler gezeigt werden. Dies wird als „E-Note“ bezeichnet. Eine perfekt geturnte P9 kann somit maximal 19 Punkte erhalten (vgl. DTB, 2015a, S, 23ff).

Aber auch für das Turnen in der Schule kann der vorliegende Band Hilfen bieten. Er gibt nicht nur für turninteressierte Kurse der oberen Klassenstufen Übungsanregungen, sondern auch für das Einüben der Ü7-Elemente des Gerätturnwettkampfs der Bundesjugendspiele und des Bundesfinales Turnen Jugend trainiert für Olympia. Eine Übersicht über die Zuordnung der Fertigkeiten zu den verschiedenen Schwierigkeitsstufen der neuen Pflichtübungen wird in Übersichten am Ende des vorliegenden Bandes für Verein und Schule gegeben (vgl. Kapitel 1.3 (Teil B)).

Die Theorie ist bis auf wenige Ausnahmen aus Gründen des Umfangs zugunsten der praktischen Übungsvorschläge reduziert worden. So werden zu Beginn an die 150 Beispielübungen für das Grundlagentraining im Turnen gegeben. Übungen zur allgemeinen Rumpfkräftigung (zum Beispiel Rumpfhebebewegungen am Kasten) oder Übungen zur Spreizfähigkeit zur Verbesserung des Spagats oder Vorschläge für ein Kreistrainingsprogramm sind dem ersten Band „Gerätturnen für Fortgeschrittene“ zu entnehmen.

Für die Darstellung der Methodik wurde eine gleiche Strukturierung wie im „Basisbuch Gerätturnen“ und im Band 1 „Gerätturnen für Fortgeschrittene“ gewählt, um der treuen Leserin und dem treuen Leser ein schnelleres Erfassen der Inhalte zu ermöglichen.

Die Fertigkeit wird zunächst jeweils in Reihenabbildung und mit Beschreibung der Bewegungsmerkmale vorgestellt, die konditionellen, koordinativen sowie bewegungstechnischen Lern- und Leistungsvoraussetzungen werden genannt. Danach erfolgen – in der Regel fünf – methodische Lernschritte, teilweise beinhalten diese noch Vorschläge zur Variation, um den Lernprozess auf der jeweiligen Stufe zu vertiefen. Vorschläge zu sinnvollen, lernprozessunterstützenden Bewegungsverbindungen schließen die Methodik ab.

Die Methodik berücksichtigt, wie oben bereits erwähnt, in besonderem Maße die gegenseitige Hilfegebung, da die Autorin hierin für das neue, moderne Gerätturnen eine wertvolle Bereicherung sieht. Darin unterscheidet sich das Buch auch von anderen Turnmethodikbüchern. Wenn die Turnenden systematisch – parallel zum Erlernen der Fertigkeiten – das gegenseitige Hilfegeben erlernen, hat dies für alle Beteiligten, ob Unterrichtende oder Aktive, einen hohen Gewinn in unterschiedlichsten Bereichen (vgl. Gerling, 2007). Es wird sehr viel intensiver gelernt, sowohl qualitativ als auch quantitativ, der Spaßfaktor über das Miteinanderlernen erhöht sich deutlich und der Unterrichtende ist für spezielle Aufgaben entlastet, um nur einige Aspekte aufzulisten. Schulisch von Interesse ist, dass das soziale Handlungsfeld im Gerätturnen unter anderem über das gegenseitige Helfen und Sichern erfahren wird. Dies wird in den Richtlinien aller Bundesländer derzeit verlangt.

Liebe Leserinnen und lieber Leser, ganz gleich, ob Sie Unterrichtende oder aktive Turnende sind, ich wünsche allen viel Spaß beim Ausprobieren und Lernen, beim Üben und Trainieren!

Ich hoffe, Sie werden es erleben: Turnen ist ein Abenteuer, ein Erlebnis, das tut gut, kurz: rundum ein Spaß!

Ihre

Autorin Ilona E. Gerling

Einleitung

Turnen ist ein Bewegungserlebnis, es ist der Traum vom Beherrschen des Körpers in der dritten Dimension gegen die Schwerkraft, das Gefühl vom mühelosen Überschlagen und Fliegen im Raum, vom mühelosen Überwinden von Hindernissen.

Was braucht es, um dieses Gefühl mithilfe dieses Buches zu erfahren?

Wer den Handstand turnen kann, der kann fast alles – mit Hilfen natürlich – aus dem vorliegenden Buch erleben. Denn, wenn er damit zeigt, dass er stützen und Körperspannung halten kann, er weiß, was sein Körper macht, wenn er kopfüber steht und er vielleicht noch Turnfreunde als ein Helferteam hat, dann kann er die in diesem Band vorgestellten Elemente ausprobieren und erleben.

Und wer möchte nicht als sportlicher Mensch einmal eine Kippe ausprobieren, mit Körperbeherrschung um eine Stange vorwärts rotieren oder über ein Sprunggerät einen Überschlag turnen, vielleicht sogar einen Salto von der Stange machen?! Fliegen, Drehen, Überschlagen – diese als „Primärbedürfnisse (Nickel, 1990), als natürliche „Bewegungsabsichten“ (Laging, 1990), als unverzichtbare „Erfahrungssituationen“ (Baumann & Diener, 1999) formulierten Bewegungserlebnisse werden generell von den Menschen gesucht ohne dass es gleich so aussehen muss wie bei unserem Weltmeister am Reck, Fabian Hambüchen.

1 Turnen ist Freude am Bewegungslernen und Kunststücke einüben: Parkour und Freerunning als turnerische Trendsportart

Viele möchten turnerisches Bewegungen nicht nur einmal erleben, sondern diese attraktiven Kunststücke erlernen, um für sich selbst herauszufinden, ob man es erlernen kann oder um es vielleicht sogar vor einem Publikum – sei es vor Freunden oder auf Wettkämpfen – gekonnt vorzuführen. „Es gibt uns den Hinweis, daß in einem Bereich der Bewegungskultur, zu dem das Turnen gehört, besonderer Wert auf sinnliche Beeindruckung von sich selbst und vor anderen gelegt wird“ (Funke-Wieneke, 1998, S. 20). Aktuell zeigt sich dies in einem neuen „turnsportlichen“ Bewegungstrend: Parkour hat in Schule, Verein und vor allem in der Freizeit der Jugendlichen seinen Platz gefunden.

Mit dem französischen Le-Parkour-Film Yamakasi und den 2003 ins Internet gestellten Bildern verbreitete sich innerhalb weniger Monate weltweit das Laufen mit turnerischen Elementen im Outdoorbereich. Jugendliche laufen bei Le Par­kour so schnell es geht auf dem kürzesten Weg eine Strecke von A nach B. Dabei müssen Hindernisse aus dem Lauf – zum Teil sehr kunstvoll ausgeführt – stützend überwunden werden. Zunehmend wurde Parkour akrobatischer und damit kristallisierte sich die Gruppierung der Freerunner heraus. In dem James-Bond-Film Casino Royal wurde die Eröffnungsszene nicht mit einem Stuntman gedreht, sondern mit dem Freerunner und Gründer der Bewegung Sébastian Foucan. Die Videoclips der Werbung, die privaten Internetvideos und zunehmend auch die Jugendlichen in den Parks der Großstädte zeigen eindrucksvoll, wie turnerisch diese neue Jugendbewegung ist. Da dieses turnerische Bewegen sich vorwiegend auf Straßen und Plätze der Städte konzent­riert, könnte es auch als Straßenturnen oder als „Streetgym“ bezeichnet werden. Das Überraschende ist, dass die Jugendlichen ihre Kunststücke aus dem Turnen holen. Sie trainieren weltweit in Turnhallen an Turngeräten und dann erst übertragen sie es auf Outdoorbedingungen. Dieses „Indoortraining“ an Geräten sollen exemplarisch die nachfolgenden Fotos verdeutlichen. Hier werden vorbereitende Übungsformen für die abgesprungene Kreishockwende über die Stange und an der Wand gezeigt, die die Turner im Gerätturnen sonst nur aus dem Rückschwung am Parallelbarren kennen (vgl. Kapitel 2.1 (Teil B) in diesem Buch). Mit anderen Worten: Es wird dort nicht nur in horizontaler Ebene über die Stange (später über Geländer, Mauern, Kotflügel von Autos als Turn Vault oder Palm Spin vorkommend) „geturnt“, sondern auch in der Vertikalen an der Wand als Wall Spin (siehe nachfolgende Fotos und im Parkour- und Freerunningbuch von Witfeld, Gerling & Pach 2015).

Ein Freerunner turnt! Neben der Kreishockwende, im Turnen auch Drehhocke genannt, zeigen sie Stützsprunghocken über Tische und bezeichnen sie als Monkey Vault, mit doppeltem Stütz wird daraus ein „King-Kong-Vault“, der aussieht, wie schon 1920 in einem Handbuch von Gasch als Doppelstützsprung dargestellt (Abb. 1). Ein Unterschwung, auch aus dem Stütz geturnt, ist ein Under Bar. Auch Handstütz-Überschläge werden über Hindernisse vorgeführt, selbst Saltoabgänge von hohen Stangen – wie in diesem Band methodisch aufbereitet – werden von den Jugendlichen gezeigt. Hilfegebung, methodische Tipps und Hinweise zu Gerätehilfen wie technische Tipps können aus diesem Buch somit auch für diese Zielgruppe sehr hilfreich sein!

Abb. 1:

Doppelstützsprung um 1920

Wo zunehmend Le Parkour als Unterrichtsgegenstand aufgenommen wird, werden turnerische Bewegungen wieder modern und Elemente aus dem vorliegenden Methodikbuch für die Schule interessant.

2 Zur Entwicklung der Sprung-, Hang- und Stützgeräte

2.1 Von Stieren, Kästen, Pferden zu Sprungtischen

Aus Afrika stammt ein Felsbild, auf dem ein Mensch über einen Elefanten springt (Abb. 2).

Abb. 2:

Felszeichnung aus Afrika

Auf Kreta sind zahlreiche Abbildungen (Abb. 3a-c) vom „Stierspringen“ zu finden, eingraviert auf Schmucksteinen, auch als Gemme bezeichnet (Abb. 3a), zu sehen als Wandmalereien, wie im Palast von Knossos. Sie sind auch auf Türschlössern zu finden oder in Form von bronzenen Skulpturen. Wissenschaftler zeichneten nach diesen Vorlagen modifiziert die Technik des Hand-Stützsprungüberschlags über den Stier nach, dargestellt mit Stütz der Hände an den Hörnern (Abb. 4a) (wobei sich der Springer dabei vom Stierkopf hochkatapultieren ließ) und mit Stütz am Rücken (Abb. 4b).

Abb. 3a:

Kretischer Stiersprung, abgebildet auf einem Schmuckstein (Gemme)

Abb. 3b:

Auf einem Türschloss (Schuber)

Abb. 3c:

Als Bronzefigur

Abb. 4a/b:

Kretischer Stiersprung modifiziert: a) mit Stütz an den Hörnern und Beschleunigung durch den Stierkopf und b) mit Stütz am Rücken des Stiers

Der älteste „Pferdsprung“ scheint der des Teutonenkönigs Teutobod zu sein, als er um das 2. Jahrhundert v. Chr. über sechs nebeneinander gestellte Ponys ge­sprungen sein soll. Dieser Sprung ist als „Königssprung“ in die germanische Mythologie eingegangen. Die Römer des klassischen Altertums benutzten bereits den Pferden nachgebildete hölzerne Gestelle, um an ihnen das Auf- und Absitzen zu üben. Diese Urform des Pferdturnens ist schriftlich für das Jahr 375 n. Chr. belegt. Damit scheint das Holzpferd das älteste „Turngerät“ zu sein (vgl. Pahneke, 1967, S. 8).

Mit den Kupfer- und Stahlstichen wurden gut erhaltene Dokumentationen möglich, wie ein Sprung über ein Pferd von 1713 (Abb. 5).

Abb. 5:

Grätschsprung 1713 über ein Pferd

Abb. 6:

Entwicklung der Pferdformen aus Gasch (1920): 1) Vieth 1795, 2) GuthsMuths 1804, 3) Jahn 1816, 5) Jahn 1913 und 6) Wettkampfgerät um 1920

Das heutige Sprungpferd (Abb. 7), dass sich, wie zu sehen, aus dem Pauschenpferd entwickelt hat (Abb. 6), ist 80 Jahre später nur leicht in der Form, aber im Material weiterentwickelt worden. Dieses Pferd wird heute neben dem Kasten in der Schule und im allgemeinen Übungsbetrieb der Vereine für die Stützsprünge eingesetzt. Nach Beschluss des Turnweltverbandes FIG (Fédération Internationale de Gymnastique) vom 9. Oktober 2000 wurde mit Beginn des Jahres 2001 international nicht mehr bei den Frauen über das seitgestellte und bei den Männern über das längs gestellte Pferd gesprungen, sondern über den für beide Geschlechter geltenden Sprungtisch (Abb. 10). Die Wettkampfausschreibungen der Vereine in Deutschland zogen nach und so findet sich heute in den Vereinen, die ab Landesebene Wettkämpfe bestreiten, ein Sprungtisch.

Abb. 7:

Turmpferd 2000

Erstmals wurde der Sprungtisch als sportlicher Tischsprung in „Paschens Voltigierbuch“ mit dem „Eckensprung“ 1661 (Abb. 8) als zu „beturnendes Gerät“ abgebildet. Als offizielles Turngerät ist der Sprungtisch schon fast 150 Jahre alt: Der „Springkasten“ (mit i geschrieben) ist von Rothstein 1851, von Schweden kommend, in das deutsche Turnen eingebracht worden. Zwei Kästen bildeten anfänglich einen Tisch (Abb. 9a) und so wurde daraufhin als Weiterentwicklung das Turngerät „Tisch“ gebaut, das 1863 auf dem 3. Deutschen Turnfest erstmals mit Turnübungen vorgeführt wurde. (vgl. Abb. 8b „Tischsprung nach Lion, 1895“). Es gibt noch heute Vereine, die solch einen Sprungtisch (Abb. 9b) in ihren Geräteraum stehen haben und für das Schauturnen einsetzen.

Abb. 8a:

Erster abgebildeter sportlicher Tischsprung, der „Eckensprung“ von 1661 aus „Paschens Voltigierbuch“

Abb. 8b:

Tischsprung nach Lion, 1895

Abb. 9:

Doppelkasten und Tisch von 1920

Abb. 10:

Wettkampfgerät Sprungtisch ab 2001

2.2 Absprunghilfe Sprungbrett

Im Mittelalter wurden schwierige akrobatische Übungen zunehmend von Leuten vorgeführt, die sich professionell und damit methodisch die Kunststücke aneigneten: den akrobatischen Gauklern. Diese Berufsakrobaten zeigten ihre Künste und ihr Können nicht nur auf Jahrmärkten, sondern auch an Königshöfen. Ein solcher war Archange Tuccaro, geboren 1536 in den Abruzzen Italiens. Als königlicher Hofspringmeister und ”Turnlehrer des Königs“ ab 1570 am Hofe Karls IX. von Frankreich, verfasste er das außergewöhnliche und erste schriftlich formulierte sowie mit 88 Holzschnitten illustrierte Methodikbuch der Welt zum Bodenturnen mit dem Titel: „Trois dialogues de l’exercise de sauter et voltiger en l’air“. Mit dem Buch „Drei Gespräche über die Kunst des Luftspringens“, das er jedoch erst 1599 in Paris veröffentlichte, legte er ein dreibändiges, 400 Seiten umfassendes Werk vor.

Das „Brettspringen“ wird bei Tuccaro 1599 als „Trampellin“ bezeichnet. Die wohl beiden bekanntesten Abbildungen von Tuccaro zeigen den Sprung vom gepolsterten Sprungbrett über einen Partner und vom elastischen „Bretter-Sprungbrett“ über zehn reifenhaltende Männer (vgl. Gerling, 2007, S. 20f.).

Bereits 1920 bildete Gasch in seinem Handbuch zahlreiche Variationen am Sprungbrett für unterschiedliche Zielsetzungen an. Unter den vielen Absprunghilfen sind für uns vor allem die drei verschiedenen Federbretter interessant, wobei die Federn sowohl längs als auch quer angebracht sind (Abb. 11).

Abb. 11:

Federbretter nach Gasch um 1920

Wird in den Schulen und in vielen Vereinen noch vorwiegend von unbezogenen und gepolsterten „Vollholzbettern“, wie dem Wettkampfbrett „Budapest“ (Abb. 12a) gesprungen, so setzt sich im Wettkampfbereich wieder ein Brett mit Metallfedern (Abb. 12b) durch, das schon vor 20 Jahren in Amerika benutzt wurde. Diese bis zu acht Metallfedern können bei einigen Brettern ausgewechselt werden, um damit die Federeigenschaften auf das Gewicht und das Können von Turnern abzustimmen.

Abb. 12:

Aktuelle Sprungbretter: a) Sprungbrett „Budapest“, b) Sprungbrett mit Metallfedern

2.3 Vom Voltigiergerät zum Barren

Auf Jahns zweitem Turnplatz von 1812 waren drei Gerüste zu Vorübungen für das Voltigieren aufgestellt und Jahn selbst hatte auf einem Holm mit Bleistift die Worte „Der Barren“ geschrieben (vgl. Gasch, 1928, Bd. I, S. 49). Aus seinen einfachen Übungen zum Stützen entwickelte sich schnell ein eigenständiges Barrenturnen, wie auch auf zahlreichen Abbildungen 1889 bei Eiselen zu sehen ist. Waren die Barren zunächst noch eingegraben (Abb. 13a/b), so setzte sich zunehmend für die Hallen der transportable Barren (Abb. 13 c/d) durch.

Abb. 13:

Feststehende, eingegrabene und transportable Parallelbarren

Dieser vor fast hundert Jahren übliche Barren hat sich, bis auf die federnden Eigenschaften der Holme, kaum verändert. Auch die Hinweise von 1920 zur Höhen- und Weiteneinstellung der Barrenholme können bis heute gelten:

„Die Entfernung der Holme voneinander, Barrenweite genannt, soll der Schulterbreite der männlichen, der Hüftbreite der weiblichen Turner entsprechen.“ Die Holmhöhe „...richtet sich nicht nur nach der Größe der Turner, sondern wird durch die Übungen bestimmt, welche an den Barren ausgeführt werden sollen. Für das Schulturnen ist die gewöhnliche Höhe nahezu Brusthöhe der Übenden. Vereinsturner stellen den Barren auch in Reichhöhe“ (Gasch, 1928, S. 50).

Abb. 14a:

Barrenübungen nach Eiselen 1889

Der Stufenbarren wurde zwar schon erstmals 1830 von dem Spanier Amoros et Odeno beschrieben, aber erst vor 65 Jahren setzte er sich als Wettkampfgerät durch. Als Frauen um 1900 zu turnen begannen, turnten sie noch wie die Männer am Parallelbarren. 1934 zeigten die Turnerinnen Kippen und die Schwung­stämme in den Handstand. 1936 war es so weit, der Stufenbarren hatte seinen ersten Auftritt: Die Frauen mussten bei den Olympischen Spielen an diesem Gerät eine Pflicht turnen, in der Kür konnte noch zwischen Stufen- und Parallelbarren gewählt werden und nur zwei Turnerinnen wählten den Stufenbarren.

Danach wurde bis 1950 nicht mehr wettkampfmäßig am Stufenbarren geturnt, als dieser als Alternative zum Turnen an den Schaukelringen gewählt werden konnte. Die dann gezeigten, sehr schwungvollen Übungen am verstellten Männerbarren führten in der ersten Zeit zu vielen Holmbrüchen: Auf den Weltmeisterschaften zählte man noch 39 Holmbrüche! Danach machten Glasfibereinlagen die Holme sicherer und 1967 wurde der Spannbarren eingeführt. Dieses „Doppelreck“ hat sich im Wettkampfturnen zunehmend zu einem wahren Doppelreck mit weit auseinanderliegenden Holmen entwickelt. Die gezeigten Übungen gleichen denen der Männer am Hochreck und es wird deshalb derzeit diskutiert, ob für das Frauenturnen statt am Stufenbarren nicht an einem sprunghohen Barrenholm geturnt werden sollte. Trainiert wird derzeit sowieso daran.

2.4 Vom Barren zum Reck

Den Begriff „Reck“ wählte Jahn aus dem Niederdeutschen, was so viel wie Querstange hieß. 1812 ließ er in der Hasenheide solche zwischen jungen Eichen anbringen. Die Schüler Jahns turnten mit einer derartigen Begeisterung daran, dass die Zahl der Reckstangen erheblich erhöht wurde. Waren die Stangen zunächst noch aus Holz, so setzte sich Mitte des 19. Jahrhunderts die Eisenstange durch. Das Reck wurde schon immer in verschiedenen Höhen und verstellbar angeboten. Neben eingegrabenen Pfosten gab es Anfang des 20. Jahrhunderts in den Hallen neben unzähligen Variationen auch versenkbare Pfosten, Pfosten zum Einstecken in Bodenhülsen, Steckrecks und auch Spannrecks, Letztere haben sich seit hundert Jahren optisch kaum verändert.

Abb. 14b:

Reckübungen nach Eiselen 1889

Teil A - Praktische Grundlagen zur Methodik: Schaffung von Lern- und Leistungsvoraussetzungen

Nachfolgend werden weit über hundert Übungsmöglichkeiten zur Verbesserung der Beweglichkeit und Kraft für das Turnen an den Sprunggeräten sowie Hang- und Stützgeräten angeboten. Sie sind in der Regel methodisch angeordnet. Der breitensportlich Übende findet somit in den ersten zwei Übungsangeboten seine Angebote, der Leistungsorientierte eher in den letzten zwei oder drei Aufgabenstellungen. Die Übungen zum Grundlagentraining sind dem modernen Leistungssport entnommen und zum Teil für den breitensportlichen Turnbereich „heruntergebrochen“ worden.

Es kann nicht auf alle Übungsmöglichkeiten und Variationen eingegangen werden, da es den Rahmen dieses Buchs sprengen würde. Die Autorin bittet auch um Verständnis, dass ebenso wenig auch keine umfassenden Ausführungshinweise gegeben werden können.

I Verbesserung des Bewegungsausmaßes: Beweglichkeit und Dehnung

Eine gute Beweglichkeit ist für die Realisierung verschiedenster Turnfertigkeiten eine notwendige Voraussetzung und oft für eine gesundheitlich unbedenkliche Bewegungsausführung unverzichtbar. Das Beweglichkeitstraining kann als eigenständige Trainingsart durchgeführt werden. Die Verbesserung der Beweglichkeit zielt vor allem auf eine Verbesserung der Dehnfähigkeit der Muskulatur ab. Bänder und Sehnen dienen der Stabilisierung der Gelenke und dürfen nicht gedehnt werden.

Im Turnen wird vor allem eine Beweglichkeit in den großen Gelenken benötigt. Das weite Öffnenkönnen des Arm-Rumpf-Winkels hängt nicht nur von der Beweglichkeit im Schultergelenk, sondern auch von der Beweglichkeit im Brustwirbelbereich und der Dehnfähigkeit im Schultergürtel ab. Das tiefe Beugen im Hüftgelenk geschieht über eine gut dehnbare Rückenmuskulatur und vor allem auch über die zu Verkürzungen neigende zweigelenkige Kniebeugemuskulatur (M. biceps femoris).

Grundsätzlich lassen sich zwei Formen der Beweglichkeit unterscheiden:

Die passive Beweglichkeit beruht vor allem auf der Elastizität (Dehnfähigkeit) der Muskulatur. Die Hauptübungsform besteht in Dehnübungen mit Partner- oder Trainerhilfe, mithilfe anderer großer Muskelgruppen (zum Beispiel ziehen die Arme ein Bein an den Körper) und mithilfe der Wirkung der Schwerkraft.

Die aktive Beweglichkeit beruht auf der Kraftfähigkeit der Agonisten und der Dehnfähigkeit der Antagonisten[1] (hemmender Gegenspieler).

Die Hauptübungsmethoden sind statische (d.h. im Dehnzustand haltende Übungen) und dynamische Kraftübungen (z.B. ein Bein hochschwingen).

Übungshinweise

Passive Beweglichkeit ist Voraussetzung für aktive Beweglichkeit, diese muss zunächst verbessert werden.

Es sollte angestrebt werden, den Unterschied zwischen passiver und aktiver Dehnfähigkeit gering zu halten.

Es sollte nur so weit in eine Dehnposition gegangen werden, wie sie ohne Schmerzen oder Zittern der Muskulatur eingenommen werden kann. Dort sollte versucht werden, in einer relativ entspannten Muskelsituation mindestens 7-14 Sekunden zu verharren. Leichtes Weiterdehnen in dieser Dehnausgangslage ist danach möglich.

Damit nach Dehnübungen die Spannungsfähigkeit und Elastizität nicht verloren geht, sollten im Anschluss an Dehnübungen die gedehnten Muskelgruppen durch Kraftübungsformen wieder angesprochen werden (z.B. nach Spagat mehrere Spreizsprünge am Ort).

Intensive Dehnübungen sollten nicht einem Krafttraining oder intensivem Techniktraining vorangeschaltet werden. Es wird empfohlen, eigene Trainingseinheiten für Dehnübungen zu planen.

Es gibt verschiedene Dehnmethoden, wobei bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden konnte, welche am wirkungsvollsten ist. Abzulehnen ist auf jeden Fall ein dynamisches Dehnen bei einer nicht erwärmten Muskulatur. Die damit verbundene fehlende muskuläre Entspannungsfähigkeit für eine Muskeldehnung führt bei einer zerrenden Dehnübung leicht zu Muskelverletzungen.

Übersicht zu den Bereichen der Beweglichmachung und Dehnung

Schematisch vereinfacht wird nachfolgend eine Gliederung zu den Gelenkbereichen Schulter, Wirbelsäule, Hüfte, Hände und Füße gegeben, in denen Übungen erfolgen sollten. Die Auswahl der Übungen orientiert sich vorwiegend an Elementen, die für das Turnen am Sprung und an den Hang- und Stützgeräten von Bedeutung sind.

Die Übungen können passiv, z.B. mit Hilfe der Schwerkraft (siehe Foto A – passive Dehnung) oder Partnerhilfe (siehe z.B. nachfolgendes Foto Ü3) oder

Aktiv mit eigener Muskelkraft (siehe Foto B – aktive Dehnung) ausgeführt werden.

Aktiv und passiv als Kombination in einer Übung (siehe Foto C).

Hilfsgeräte wie Stab (z.B. Ü16), Seil oder elastische Band (Thera-Band® siehe Foto B) sowie Klein- und Großgeräte (Kasten, Sprossenwand, siehe Ü9 und Ü19) bieten Variationen in den Übungsdurchführungen.

Partnerhilfen oder die des Trainers können Bewegungsamplituden unter kontrollierter und korrigierender Bewegungsführung erweitern.

Ausführlichere Übungsbeschreibungen und Abbildungen sind dem ersten Band „Gerätturnen für Fortgeschrittene – Boden und Balken“ (Seite 34-40) zu entnehmen.

Nachfolgend werden vorwiegend passive Übungen und nur wenige aktive Dehnübungen, das heißt mit Kraftzug der eigenen muskulären Gegenspieler (Antagonistenzug) der zu dehnenden Muskulatur, dargestellt, da die aktive Dehnung auch den Kraftübungen zugeordnet werden kann.

Beispielübungen

1 Schultergelenke

1.1 Die Arme gehen in Verlängerung des Rumpfs (Hochhalte) oder sogar in Schrägrückhochhalte

a) Passive Dehnung mit geringem Antagonistenzug in der Rutsch­halte/Oberkörperwaagerechten

Ü1: Rückenlage: Die Arme sind in Körperverlängerung am Boden und werden vom Partner gestreckt gegen den Boden gepresst.

Ü2: „Rutschhalte“ am Boden: Die Oberschenkel sind senkrecht. Ein Partner kann bei Bedarf den Schultergürtel nach unten drücken.

Ü3: „Rutschhalte“ mit erhöht aufgelegten Händen, zum Beispiel auf einem kleinen Kasten.

Ü4: „Klapptisch“: Gewinkelter Stand, die Beine sind leicht gebeugt, die Hände liegen auf einer schulterhohen Erhöhung, wie zum Beispiel Schwebebalken, Kasten, Holm, Reck- oder Ballettstange, auf. Partner gibt mit ganzen Handflächen Druck auf den Brustkorb/Schultergürtel (vgl. Ü2 und Ü3).

Ü5: S. o., jedoch ohne Partnerunterstützung.

Ü6: Ein Polster, eine gepolsterte Halbtonne oder ein senkrecht gestelltes Sprungbrett dient als Krümmung für die Dehnung des Brustbereichs. Der Übende hängt sich an die Sprossenwand und hockt ggf. die Beine.

b) Aktive Dehnung mit kraftvollem Antagonistenzug in der Oberkörperwaagerechten

Ü7: Bauchlage: Die Arme werden gestreckt vom Boden abgehoben.

Ü8: Bauchlage: Die Arme werden gestreckt – ein Seil/Thera-Band® haltend – vom Boden abgehoben.

Ü9: „Rutschhalte“ am kleinen Kasten: ein Arme abheben, halten, dann den anderen Arm abheben.

Ü10: „Klapptisch“ am großen Kasten/Reck/Balken/Ballettstange: Die Arme werden auf das Gerät gelegt und dann beide von der Stützstelle abgehoben. Die Beine sind dabei leicht gebeugt.

Ü11: Lang- (vgl. Ü 13 und Ü14) oder Grätschsitz: Der Oberkörper wird absolut gestreckt so dicht wie möglich in Beinnähe gebracht, die Arme ziehen nach oben und strecken den Arm-Rumpf-Winkel.

Ü12: Plattfisch/Spitzwinkelgrätschsitz: Der Oberkörper wird so weit wie möglich in Bodennähe gebracht und die Arme ziehen vom Boden weg nach oben.

c) Passive und aktive Dehnung im Sitz/Stand in der Oberkörpervertikalen

Ü13: Langsitz oder Stand mit gebeugten Knien und flachem Rücken rücklings zur Wand: Arme werden gestreckt an die Wand gedrückt, ggf. einen Stab oder ein Band in den Händen haltend.

Ü14: Aufrechter Langsitz: Die Arme werden bei gestrecktem Arm-Rumpf-Winkel in eine Körperlinie gezogen.

Ü15: Langsitz: Arme gehen in Hochhalte, der Arm-Rumpf-Winkel wird von einem Partner in Überstreckung gebracht.

Ü16: