Gesammelte Gedichte von Eduard Mörike (252 Titel in einem Band) - Eduard Mörike - E-Book

Gesammelte Gedichte von Eduard Mörike (252 Titel in einem Band) E-Book

Eduard Mörike

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Beschreibung

In dem Werk 'Gesammelte Gedichte von Eduard Mörike' präsentiert der renommierte Dichter eine Sammlung von 252 Gedichten, die sein Talent für lyrische Meisterschaft und emotionale Tiefe zum Ausdruck bringen. Die Gedichte sind in verschiedenen Stilen verfasst, von romantischen Balladen bis hin zu introspektiven Sonetten, und spiegeln Mörikes Fähigkeit wider, die Natur, die menschliche Seele und die Liebe in kunstvolle Verse zu verwandeln. Als wichtige Figur der deutschen Romantik kombiniert Mörike eine tiefe Empfindung für Poesie mit einer präzisen sprachlichen Gestaltung, die sein Werk zeitlos macht. Die Gesammelten Gedichte bieten Lesern eine reiche Auswahl an Mörikes poetischem Schaffen und eine Fülle an Themen und Emotionen, die zu erforschen sind.

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Eduard Mörike

Gesammelte Gedichte von Eduard Mörike (252 Titel in einem Band)

 
EAN 8596547756668
DigiCat, 2023 Contact: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang
Erinnerung
Nächtliche Fahrt
Der junge Dichter
Der Knabe und das Immlein
Rat einer Alten
Begegnung
Der Jäger
Jägerlied
Ein Stündlein wohl vor Tag
Storchenbotschaft
Die schlimme Gret und der Königssohn
Liebesvorzeichen
Suschens Vogel
In der Frühe
Er ist's
Im Frühling
Erstes Liebeslied eines Mädchens
Fußreise
Besuch in Urach
An eine Äolsharfe
Hochzeitlied
Mein Fluß
Josephine
Auf der Reise
Frage und Antwort
Lebewohl
Heimweh
Gesang zu zweien in der Nacht
Die traurige Krönung
Jung Volker
Jung Volkers Lied
Nimmersatte Liebe
Der Gärtner
Schön-Rohtraut
Lied vom Winde
Das verlassene Mägdlein
Agnes
Elfenlied
Die Schwestern
Die Soldatenbraut
Jedem das Seine
Ritterliche Werbung
Der Feuerreiter
Die Tochter der Heide
Des Schloßküpers Geister zu Tübingen
Die Geister am Mummelsee
Der Schatten
Märchen vom sichern Mann
Gesang Weylas
Chor jüdischer Mädchen
Ideale Wahrheit
Gefunden
Die schöne Buche
Johann Kepler
Auf das Grab von Schillers Mutter
An eine Lieblingsbuche meines Gartens
Theokrit
Tibullus
Einer geistreichen Frau
An Hermann
Muse und Dichter
Auf dem Krankenbette
Bei Tagesanbruch
An meinen Arzt, Herrn Dr. Elsässer
Maschinka
Versuchung
Lose Ware
Im Park
Leichte Beute
Nachts am Schreibepult
Mit einem Anakreonskopf und einem Fläschchen Rosenöl
Götterwink
Das Bildnis der Geliebten
Datura suaveolens
Weihgeschenk
An eine Sängerin
Inschrift auf eine Uhr mit den drei Horen
Auf eine Lampe
Erinna an Sappho
Die Herbstfeier
Lied eines Verliebten
Akme und Septimius
Scherz
Abreise
Septembermorgen
Verborgenheit
Früh im Wagen
Karwoche
Denk es, o Seele!
Peregrina
1. [Der Spiegel dieser treuen, braunen Augen]
2. [Aufgeschmückt ist der Freudensaal]
3. [Ein Irrsal kam in die Mondscheingärten]
4. [Warum, Geliebte, denk ich dein]
5. [Die Liebe, sagt man, steht am Pfahl gebunden]
Um Mitternacht
Trost
Auf einer Wanderung
Der Genesene an die Hoffnung
Wald-Idylle
Im Weinberg
Am Rheinfall
Einer Reisenden
Vicia faba minor
Zwiespalt
Der Häßliche
Auf dem Grabe eines Künstlers
An meine Mutter
An dieselbe
An H. Kurtz
Brockes
Joseph Haydn
Epistel
An Karl Mayer
Die Anti-Sympathetiker
An Friedr. Vischer, Professor der Ästhetik etc.
Apostrophe
An einen kritischen Freund
Einem kunstliebenden Kaufmann
P.K.
Meines Vetters Brautfahrt
Der Kanonier
Zu Eröffnung eines Albums
Auf einen Klavierspieler
Antike Poesie
Eberhard Wächter
Seltsamer Traum
Zum neuen Jahr
Der König bei der Krönung
Kantate bei Enthüllung der Statue Schillers
Auf ein altes Bild
Schlafendes Jesuskind
Auf eine Christblume
1. [Tochter des Walds, du Lilienverwandte]
2. [Im Winterboden schläft, ein Blumenkeim]
Sehnsucht
Am Walde
Liebesglück
Zu viel
Nur zu
An die Geliebte
Neue Liebe
An den Schlaf
Seufzer
Wo find ich Trost
Gebet
Tag und Nacht
Die Elemente
Schiffer- und Nixen-Märchen
1. Vom Sieben-Nixen-Chor
2. Nixe Binsefuß
3. Zwei Liebchen
4. Der Zauberleuchtturm
Das lustige Wirtshaus
Der alte Turmhahn
An Wilhelm Hartlaub
Ländliche Kurzweil
Bei der Marien-Bergkirche
Meiner Schwester
Zum zehnten Dezember
An O.H. Schönhuth,
An Pauline
An Marie Mörike, geb. Seyffer
An Clärchen
Auf den Tod eines Vogels
Margareta
Aus der Ferne
Ach nur einmal noch im Leben!
Göttliche Reminiszenz
Erbauliche Betrachtung
An Longus
An den Vater meines Patchens
Waldplage
Dem Herrn Prior der Kartause J.
Besuch in der Kartause
Herrn Bibliothekar Adelb. v. Keller
Herrn Hofrat Dr. Krauß
An Eberhard Lempp
L. Richters Kinder-Symphonie
Erzengel Michaels Feder
1. [Weil schon vor vielen hundert Jahren]
2. [Es war ein Kaufherr zu Heilbronn]
An Gretchen
Hermippus
Bilder aus Bebenhausen1
1. Kunst und Natur
2. Brunnen-Kapelle am Kreuzgang
3. Ebendaselbst
4. Kapitelsaal
5. Sommer-Refektorium
6. Gang zwischen den Schlafzellen
7. Stimme aus dem Glockenturm
8. Am Kirnberg
9. Aus dem Leben
10. Nachmittags
11. Verzicht
»Lang, lang ist's her«
Charis und Penia
Zwei dichterischen Schwestern
An Frau Pauline v. Phull-Rieppur auf Ober-Mönsheim
An X und Y
An J.G. Fischer
Auf die Nürtinger Schule
An Fräulein Luise v. Breitschwert
An Frau Luise Walther, geb. v. Breitschwert
Der Frau Generalin v. Varnbüler
An Fräulein Elise v. Grävenitz
An Eduard Weigelin
An Lottchen Krehl
Wanderlied
Zitronenfalter im April
Auf einem Kirchturm
Zum Neujahr
An meinen Vetter
An denselben
Der Petrefaktensammler
Auf ein Kind
An Philomele
An einen Liebenden
Auf einen Redner
Schul-Schmäcklein
An -
Auf den Arrius
Lammwirts Klagelied
Auftrag
Der Tambour
Vogellied
Mausfallen-Sprüchlein
Unser Fritz
Häusliche Szene
Der Liebhaber an die heiße Quelle zu B.
Bei einer Trauung
Zwei Brüdern ins Album
1. [Kastor und Pollux heißen ein Paar Ammoniten]
2. [Fällt dir vielleicht in späten Tagen]
Die Visite
Auf ein Ei geschrieben
Gute Lehre
Selbstgeständnis
Restauration
Zur Warnung
Alles mit Maß
[Scherz]
Bei Gelegenheit eines Kinderspielzeugs
Grabschrift des Pietro Aretino
Auf die Prosa eines Beamten
Pastoralerfahrung
Hülfe in der Not
Herr Dr. B. und der Dichter
Auskunft
Abschied
Wispeliaden
Idylle vom Bodensee oder Fischer Martin
Griechische Lyrik:
Homerische Hymnen
Auf den delischen Apollon
Auf Aphrodite
Auf Dionysos
Auf Demeter
Kallinos und Tyrtaios
Kriegslieder
Theognis
An Kyrnos
Trinklieder
Liebesgedichte
Anakreon
Lieder
Aus den Elegien
Epigramme
Anakreonitische Lieder
Die Leier
Verschiedener Krieg
Liebeswünsche
Zwiefache Glut
Ruheplatz
Rechnung
Das Nest der Eroten
Weder Rat noch Trost
Genuß des Lebens
Genügsamkeit
Unnützer Reichtum
Lebensweisheit
Sorglosigkeit
Seliger Rausch
Tanzlust des Trinkers
Wechsellied beim Weine
Trinklied
Harmlos Leben
Beim Weine Von Basilios
Das Gelage
Die Rasenden
Verschiedene Raserei
Rechtfertigung
Antwort
An ein Mädchen
Der alte Trinker
Beste Wissenschaft
Greisenjugend
Jung mit den Jungen
Auftrag
Das Bildnis der Geliebten
Das Bild des Bathyllos
Auf ein Gemälde der Europa
Aphrodite auf einem Diskos
Auf die Rose
Lob der Rose
Der Frühling
Kelterlust
Auf Dionysos
An die Zikade
Besuch des Eros
Die Probe
Bedeutsamer Traum
Der wächserne Eros
Der Kampf mit Eros
Widmung des Eros
Der verwundete Eros
Die Pfeile des Eros
Eros gefangen
Von Julianos dem Ägypter
Der tote Adonis
Die Taube
Anakreons Kranz
Von Basilios
Ein Traum
An eine Schwalbe
Naturgaben
Der liebenden Kenner
Theokrit
Thyrsis
2. Die Zauberin
Amaryllis
Die Hirten
Komatas und Lakon
Die Rinderhirten
Der Kyklop
Hylas
Die Liebe der Kyniska
DieSyrakuserinnen am Adonisfest
Die Chariten
Brautlied der Helena
Die Fischer
Herakles als Kind
Die Spindel
Liebesklage
Bion
Der Vogelsteller
Die Schule des Eros
Ruhe vom Gesang
Die Jahreszeiten
An den Abendstern
Moschos
Europa
See und Land
Der pflügende Eros

An einem Wintermorgen, vor Sonnenaufgang

Inhaltsverzeichnis

O flaumenleichte Zeit der dunkeln Frühe! Welch neue Welt bewegest du in mir? Was ist's, daß ich auf einmal nun in dir Von sanfter Wollust meines Daseins glühe?

Einem Kristall gleicht meine Seele nun, Den noch kein falscher Strahl des Lichts getroffen; Zu fluten scheint mein Geist, er scheint zu ruhn, Dem Eindruck naher Wunderkräfte offen, Die aus dem klaren Gürtel blauer Luft Zuletzt ein Zauberwort vor meine Sinne ruft.

Bei hellen Augen glaub ich doch zu schwanken; Ich schließe sie, daß nicht der Traum entweiche. Seh ich hinab in lichte Feenreiche? Wer hat den bunten Schwarm von Bildern und Gedanken Zur Pforte meines Herzens hergeladen, Die glänzend sich in diesem Busen baden, Goldfarbgen Fischlein gleich im Gartenteiche?

Ich höre bald der Hirtenflöten Klänge, Wie um die Krippe jener Wundernacht, Bald weinbekränzter Jugend Lustgesänge; Wer hat das friedenselige Gedränge In meine traurigen Wände hergebracht?

Und welch Gefühl entzückter Stärke, Indem mein Sinn sich frisch zur Ferne lenkt! Vom ersten Mark des heutgen Tags getränkt, Fühl ich mir Mut zu jedem frommen Werke. Die Seele fliegt, so weit der Himmel reicht, Der Genius jauchzt in mir! Doch sage, Warum wird jetzt der Blick von Wehmut feucht? Ist's ein verloren Glück, was mich erweicht? Ist es ein werdendes, was ich im Herzen trage? – Hinweg, mein Geist! hier gilt kein Stillestehn: Es ist ein Augenblick, und alles wird verwehn!

Dort, sieh, am Horizont lüpft sich der Vorhang schon!

Erinnerung

Inhaltsverzeichnis

An C.N.

Jenes war zum letzten Male, Daß ich mit dir ging, o Clärchen! Ja, das war das letztemal, Daß wir uns wie Kinder freuten.

Als wir eines Tages eilig Durch die breiten, sonnenhellen, Regnerischen Straßen, unterEinem Schirm geborgen, liefen; Beide heimlich eingeschlossen Wie in einem Feenstübchen, Endlich einmal Arm in Arme!

Wenig wagten wir zu reden, Denn das Herz schlug zu gewaltig, Beide merkten wir es schweigend, Und ein jedes schob im stillen Des Gesichtes glühnde Röte Auf den Widerschein des Schirmes.

Ach, ein Engel warst du da! Wie du auf den Boden immer Blicktest, und die blonden Locken Um den hellen Nacken fielen.

»Jetzt ist wohl ein Regenbogen Hinter uns am Himmel«, sagt ich, »Und die Wachtel dort im Fenster, Deucht mir, schlägt noch eins so froh!«

Und im Weitergehen dacht ich Unsrer ersten Jugendspiele, Dachte an dein heimatliches Dorf und seine tausend Freuden. – »Weißt du auch noch«, frug ich dich, »Nachbar Büttnermeisters Höfchen, Wo die großen Kufen lagen, Drin wir sonntags nach Mittag uns Immer häuslich niederließen, Plauderten, Geschichten lasen, Während drüben in der Kirche Kinderlehre war – (ich höre Heute noch den Ton der Orgel Durch die Stille ringsumher): Sage, lesen wir nicht einmal Wieder wie zu jenen Zeiten – Just nicht in der Kufe, mein ich – Den beliebten ›Robinson‹?«

Und du lächeltest und bogest Mit mir um die letzte Ecke. Und ich bat dich um ein Röschen, Das du an der Brust getragen, Und mit scheuen Augen schnelle Reichtest du mir's hin im Gehen: Zitternd hob ich's an die Lippen, Küßt es brünstig zwei- und dreimal; Niemand konnte dessen spotten, Keine Seele hat's gesehen, Und du selber sahst es nicht.

Nächtliche Fahrt

Inhaltsverzeichnis

Jüngst im Traum ward ich getragen Über fremdes Heideland; Vor den halbverschlossnen Wagen Schien ein Trauerzug gespannt.

Dann durch mondbeglänzte Wälder Ging die sonderbare Fahrt, Bis der Anblick offner Felder Endlich mir bekannter ward.

Wie im lustigen Gewimmel Tanzt nun Busch und Baum vorbei! Und ein Dorf nun – guter Himmel! O mir ahnet, was es sei.

Sah ich doch vorzeiten gerne Diese Häuser oft und viel, Die am Wagen die Laterne Streift im stummen Schattenspiel.

Ja, dort unterm Giebeldache Schlummerst du, vergeßlich Herz! Und daß dein Getreuer wache, Sagt dir kein geheimer Schmerz.

– Ferne waren schon die Hütten; Sieh, da flattert's durch den Wind! Eine Gabe zu erbitten Schien ein armes, holdes Kind.

Wie vom bösen Geist getrieben Werf ich rasch der Bettlerin Ein Geschenk von meiner Lieben, Jene goldne Kette, hin. Plötzlich scheint ein Rad gebunden, Und der Wagen steht gebannt, Und das schöne Mädchen unten Hält mich schelmisch bei der Hand.

»Denkt man so damit zu schalten? So entdeck ich den Betrug? Doch den Wagen festzuhalten, War die Kette stark genug.

Willst du, daß ich dir verzeihe, Sei erst selber wieder gut! Oder wo ist deine Treue, Böser Junge, falsches Blut?«

Und sie streichelt mir die Wange, Küßt mir das erfrorne Kinn, Steht und lächelt, weinet lange Als die schönste Büßerin.

Doch mir bleibt der Mund verschlossen, Und kaum weiß ich, was geschehn;

Der junge Dichter

Inhaltsverzeichnis

Wenn der Schönheit sonst, der Anmut Immer flüchtige Erscheinung, Wie ein heller Glanz der Sonne, Mir zu staunendem Entzücken Wieder vor die Sinne trat; Wenn Natur mir oft und alles Erdenlebens liebe Fülle Fast zu schwer am Busen wurde, Daß nur kaum ein trunknes Jauchzen Noch der Ausdruck lautern Dankes Für solch süßes Dasein war: O wie drang es da mich armen, Mich unmündgen Sohn Apollens, Dieses alles, schön gestaltet Unter goldnen Leierklängen, Fest, auf ewig festzuhalten!

Doch, wenn mir das tief Empfundne Nicht alsbald so rein und völlig, Wie es in der Seele lebte, In des Dichters zweite Seele, Den Gesang, hinüberspielte, Wenn ich nur mit stumpfem Finger Ungelenk die Saiten rührte – Ach, wie oft wollt ich verzweifeln, Daß ich stets ein Schüler bleibe!

Aber, Liebchen, sieh, bei dir Bin ich plötzlich wie verwandelt: Im erwärmten Winterstübchen, Bei dem Schimmer dieser Lampe, Wo ich deinen Worten lausche, Hold bescheidnen Liebesworten! Wie du dann geruhig deine Braunen Lockenhaare schlichtest, Also legt sich mir geglättet All dies wirre Bilderwesen, All des Herzens eitle Sorge, Viel-zerteiltes Tun und Denken. Froh begeistert, leicht gefiedert, Flieg ich aus der Dichtung engen Rosenbanden, daß ich nur Noch in ihrem reinen Dufte, Als im Elemente, lebe.

Der Knabe und das Immlein

Inhaltsverzeichnis

Im Weinberg auf der Höhe Ein Häuslein steht so windebang; Hat weder Tür noch Fenster, Die Weile wird ihm lang.

Und ist der Tag so schwüle, Sind all verstummt die Vögelein, Summt an der Sonnenblume Ein Immlein ganz allein.

Mein Lieb hat einen Garten, Da steht ein hübsches Immenhaus: Kommst du daher geflogen? Schickt sie dich nach mir aus?

»O nein, du feiner Knabe, Es hieß mich niemand Boten gehn; Dies Kind weiß nichts von Lieben, Hat dich noch kaum gesehn.

Was wüßten auch die Mädchen, Wenn sie kaum aus der Schule sind! Dein herzallerliebstes Schätzchen Ist noch ein Mutterkind.

Ich bring ihm Wachs und Honig; Ade! – ich hab ein ganzes Pfund; Wie wird das Schätzchen lachen, Ihm wässert schon der Mund.«

Rat einer Alten

Inhaltsverzeichnis

Bin jung gewesen, Kann auch mitreden, Und alt geworden, Drum gilt mein Wort.

Schöne reife Beeren Am Bäumchen hangen: Nachbar, da hilft kein Zaun um den Garten; Lustige Vögel Wissen den Weg.

Aber, mein Dirnchen, Du laß dir raten: Halte dein Schätzchen Wohl in der Liebe, Wohl im Respekt!

Mit den zwei Fädlein In eins gedrehet, Ziehst du am kleinen Finger ihn nach.

Aufrichtig Herze, Doch schweigen können, Früh mit der Sonne Mutig zur Arbeit, Gesunde Glieder,

Begegnung

Inhaltsverzeichnis

Was doch heut nacht ein Sturm gewesen, Bis erst der Morgen sich geregt! Wie hat der ungebetne Besen Kamin und Gassen ausgefegt!

Da kommt ein Mädchen schon die Straßen, Das halb verschüchtert um sich sieht; Wie Rosen, die der Wind zerblasen, So unstet ihr Gesichtchen glüht.

Ein schöner Bursch tritt ihr entgegen, Er will ihr voll Entzücken nahn: Wie sehn sich freudig und verlegen Die ungewohnten Schelme an!

Er scheint zu fragen, ob das Liebchen Die Zöpfe schon zurechtgemacht, Die heute nacht im offnen Stübchen Ein Sturm in Unordnung gebracht.

Der Bursche träumt noch von den Küssen,

Der Jäger

Inhaltsverzeichnis

Drei Tage Regen fort und fort, Kein Sonnenschein zur Stunde; Drei Tage lang kein gutes Wort Aus meiner Liebsten Munde!

Sie trutzt mit mir und ich mit ihr, So hat sie's haben wollen; Mir aber nagt's am Herzen hier, Das Schmollen und das Grollen. Willkommen denn, des Jägers Lust, Gewittersturm und Regen! Fest zugeknöpft die heiße Brust, Und jauchzend euch entgegen!

Nun sitzt sie wohl daheim und lacht Und scherzt mit den Geschwistern; Ich höre in des Waldes Nacht Die alten Blätter flüstern.

Nun sitzt sie wohl und weinet laut Im Kämmerlein, in Sorgen; Mir ist es wie dem Wilde traut, In Finsternis geborgen.

Kein Hirsch und Rehlein überall! Ein Schuß zum Zeitvertreibe! Gesunder Knall und Widerhall Erfrischt das Mark im Leibe. –

Doch wie der Donner nun verhallt In Tälern, durch die Runde, Ein plötzlich Weh mich überwallt, Mir sinkt das Herz zu Grunde.

Sie trutzt mit mir und ich mit ihr, So hat sie's haben wollen, Mir aber frißt's am Herzen hier, Das Schmollen und das Grollen.

Jägerlied

Inhaltsverzeichnis

Zierlich ist des Vogels Tritt im Schnee, Wenn er wandelt auf des Berges Höh: Zierlicher schreibt Liebchens liebe Hand, Schreibt ein Brieflein mir in ferne Land'. In die Lüfte hoch ein Reiher steigt, Dahin weder Pfeil noch Kugel fleugt:

Ein Stündlein wohl vor Tag

Inhaltsverzeichnis

Derweil ich schlafend lag, Ein Stündlein wohl vor Tag, Sang vor dem Fenster auf dem Baum Ein Schwälblein mir, ich hört es kaum, Ein Stündlein wohl vor Tag:

»Hör an, was ich dir sag, Dein Schätzlein ich verklag: Derweil ich dieses singen tu, Herzt er ein Lieb in guter Ruh, Ein Stündlein wohl vor Tag.«

O weh! nicht weiter sag! O still! nichts hören mag! Flieg ab, flieg ab von meinem Baum!

Storchenbotschaft

Inhaltsverzeichnis

Des Schäfers sein Haus und das steht auf zwei Rad, Steht hoch auf der Heiden, so frühe, wie spat; Und wenn nur ein mancher so'n Nachtquartier hätt! Ein Schäfer tauscht nicht mit dem König sein Bett.

Und käm ihm zu Nacht auch was Seltsames vor, Er betet sein Sprüchel und legt sich aufs Ohr; Ein Geistlein, ein Hexlein, so lustige Wicht', Sie klopfen ihm wohl, doch er antwortet nicht.

Einmal doch, da ward es ihm wirklich zu bunt: Es knopert am Laden, es winselt der Hund; Nun ziehet mein Schäfer den Riegel – ei schau! Da stehen zwei Störche, der Mann und die Frau.

Das Pärchen, es machet ein schön Kompliment, Es möchte gern reden, ach, wenn es nur könnt! Was will mir das Ziefer? – ist so was erhört? Doch ist mir wohl fröhliche Botschaft beschert.

Ihr seid wohl dahinten zu Hause am Rhein? Ihr habt wohl mein Mädel gebissen ins Bein? Nun weinet das Kind und die Mutter noch mehr, Sie wünschet den Herzallerliebsten sich her?

Und wünschet daneben die Taufe bestellt: Ein Lämmlein, ein Würstlein, ein Beutelein Geld? So sagt nur, ich käm in zwei Tag oder drei, Und grüßt mir mein Bübel und rührt ihm den Brei!

Doch halt! warum stellt ihr zu zweien euch ein?

Die schlimme Gret und der Königssohn

Inhaltsverzeichnis

»Gott grüß dich, junge Müllerin! Heut wehen die Lüfte wohl schön?« »Laßt sie wehen von Morgen und Abend, Meine leere Mühle zu drehn!«

»Die stangenlangen Flügel Sie haspeln dir eitel Wind?« »Der Herr ist tot, die Frau ist tot, Da feiert das Gesind.«

»So tröste sich Leid mit Leide! Wir wären wohl gesellt: Ich irr, ein armer Königssohn, Landflüchtig durch die Welt. Und drunten an dem Berge Die Hütte dort ist mein; Da liegt auch meine Krone, Geschmuck und Edelstein.

Willt meine Liebste heißen, So sage, wie und wann, An Tagen und in Nächten, Ich zu dir kommen kann?« –

»Ich bind eine güldne Pfeife Wohl an den Flügel hin, Daß sie sich helle hören läßt, Wann ich daheime bin.

Doch wollt Ihr bei mir wohnen, Sollt mir willkommen sein: Mein Haus ist groß und weit mein Hof, Da wohn ich ganz allein.« –

Der Königssohn mit Freuden Ihr folget in ihr Haus; Sie tischt ihm auf, kein Edelhof Vermöchte so stattlichen Schmaus:

Schwarzwild und Rebhuhn, Fisch und Met; Er fragt nicht lang woher. Sie zeigt so stolze Sitten, Des wundert er sich sehr.

Die erste Nacht, da er kost mit ihr, In das Ohr ihm sagte sie: »Wißt, Eine Jungfrau muß ich bleiben, So lieb Euer Leben Euch ist!« –

Einsmals da kam der Königssohn Zu Mittag von der Jagd, Unfrohgemut, doch barg er sich, Sprach lachend zu seiner Magd:

»Die Leute sagten mir neue Mär Von dir, und böse dazu; Sankt Jörgens Drach war minder schlimm, Wenn man sie hört, denn du.«

»Sie sagen, daß ich ein falsches Ding, Daß ich eine Hexe sei?« »Nun ja, mein Schatz, so sprechen sie! Eine Hexe, meiner Treu!

Ich dachte: wohl, ihr Narren, Ihr lüget nicht daran; Mit den schwarzen Augen, aufs erstemal, Hat sie mir's angetan.

Und länger ruh ich keinen Tag, Bis daß ich König bin, Und morgen zieh ich auf die Fahrt: Aufs Jahr bist du Königin!« –

Sie blitzt ihn an wie Wetterstrahl, Sie blickt ihn an so schlau: »Du lügst in deinen Hals hinein! Du willt keine Hexe zur Frau.

Du willt dich von mir scheiden; Das mag ja wohl geschehn:

Sollt aber von der schlimmen Gret Noch erst ein Probstück sehn.« –

»Ach, Liebchen, ach, wie hebet sich, Wie wallet dein schwarzes Haar! Und rühret sich kein Lüftchen doch; O sage, was es war?

Schon wieder, ach, und wieder! Du lachest und mir graut: Es singen deine Zöpfe ... Weh! Du bist die Windesbraut!«

»Nicht seine Braut, doch ihm vertraut; Meine Sippschaft ist gar groß. Komm, küsse mich! ich halte dich Und lasse dich nimmer los! O pfui, das ist ein schief Gesicht! Du wirst ja kreideweiß! Frisch, munter, Prinz! ich gebe dir Mein bestes Stücklein preis.« –

Rührlöffel in der Küch sie holt, Rührlöffel ihrer zwei, War jeder eine Elle lang, Waren beide nagelneu.

»Was guckst du so erschrocken? Denkst wohl, es gäbe Streich'? Nicht doch, Herzliebster, warte nur, Dein Wunder siehst du gleich.«

Auf den obern Boden führt sie ihn: »Schau, was ein weiter Platz! Wie ausgeblasen, hübsch und rein! Hie tanzen wir, mein Schatz.

Schau, was ein Nebel zieht am Berg! Gib acht, ich tu ihn ein!« Sie beugt sich aus dem Laden weit, Die Geister zu bedräun;

Sie wirbelt übereinander Ihre Löffel so wunderlich, Sie wickelt den Nebel und wickelt, Und wirft ihn hinter sich.

Sie langt hervor ein Saitenspiel, Sah wie ein Hackbrett aus, Sie rühret es nur leise, Es zittert das ganze Haus.

»Teil dich, teil dich, du Wolkendunst! Ihr Geister, geht herfür! Lange Männer, lange Weiber, seid Hurtig zu Dienste mir!«

Da fangt es an zu kreisen, Da wallet es hervor, Lange Arme, lange Schleppen, Und wieget sich im Chor.

»Faßt mir den dummen Jungen da! Geschwinde wickelt ihn ein! Er hat mein Herz gekränket, Das soll er mir bereun.«

Den Jüngling von dem Boden hebt's, Es dreht ihn um und um, Es trägt ihn als ein Wickelkind Dreimal im Saal herum.

Margret ein Wörtlein murmelt, Klatscht in die Hand dazu: Da fegt es wie ein Wirbelwind Durchs Fenster fort im Nu.

Und fähret über die Berge, Den Jüngling mitteninn, Und fort bis wo der Pfeffer wächst – O Knabe, wie ist dir zu Sinn?

Und als er sich besonnen, Lag er im grünen Gras, Hoch oben auf dem Seegestad;

Die Liebste bei ihm saß.

Ein Teppich war gebreitet, Köstlich gewirket, bunt, Darauf ein lustig Essen In blankem Silber stund.

Und als er sich die Augen reibt Und schaut sich um und an, Ist sie wie eine Prinzessin schön, Wie ein Prinz er angetan.

Sie lacht ihn an wie Maienschein, Da sie ihm den Becher beut,

Liebesvorzeichen

Inhaltsverzeichnis

Ich stand am Morgen jüngst im Garten Vor dem Granatbaum sinnend still; Mir war, als müßt ich gleich erwarten, Ob er die Knospe sprengen will.

Sie aber schien es nicht zu wissen, Wie mächtig ihr die Fülle schwoll, Und daß sie in den Feuerküssen Des goldnen Tages brennen soll.

Und dort am Rasen lag Jorinde; Wie schnell bin ich zum Gruß bereit, Indes sie sich nur erst geschwinde Den Schlummer aus den Augen streut!

Dann leuchtet dieser Augen Schwärze Mich an in lieb- und guter Ruh, Sie hört dem Mutwill meiner Scherze Mit kindischem Verwundern zu. Dazwischen dacht ich wohl im stillen: Was hast du vor? sie ist ein Kind! Die Lippen, die von Reife quillen, Wie blöde noch und fromm gesinnt!

Fürwahr, sie schien es nicht zu wissen, Wie mächtig ihr die Fülle schwoll, Und daß sie in den Feuerküssen Des kecksten Knaben brennen soll.

Still überlegt ich auf und nieder, Und ging so meiner Wege fort; Doch fand der nächste Morgen wieder Mich zeitig bei dem Bäumchen dort.

Mein! wer hat ihm in wenig Stunden Ein solches Wunder angetan? Die Flammenkrone aufgebunden? Und was sagt mir dies Zeichen an?

Ich eile rasch den Gang hinunter, Dort geht sie schon im Morgenstrahl; Und bald, o Wunder über Wunder!

Suschens Vogel

Inhaltsverzeichnis

Ich hatt ein Vöglein, ach wie fein! Kein schöners mag wohl nimmer sein:

Hätt auf der Brust ein Herzlein rot, Und sung und sung sich schier zu Tod.

Herzvogel mein, du Vogel schön, Nun sollt du mit zu Markte gehn! – Und als ich in das Städtlein kam, Er saß auf meiner Achsel zahm;

Und als ich ging am Haus vorbei Des Knaben, dem ich brach die Treu,

Der Knab just aus dem Fenster sah, Mit seinem Finger schnalzt er da:

Wie horchet gleich mein Vogel auf! Zum Knaben fliegt er husch! hinauf;

Der koset ihn so lieb und hold, Ich wußt nicht, was ich machen sollt,

Und stund, im Herzen so erschreckt, Mit Händen mein Gesichte deckt',

Und schlich davon und weinet sehr, Ich hört ihn rufen hinterher:

In der Frühe

Inhaltsverzeichnis

Kein Schlaf noch kühlt das Auge mir, Dort gehet schon der Tag herfür An meinem Kammerfenster. Es wühlet mein verstörter Sinn Noch zwischen Zweifeln her und hin Und schaffet Nachtgespenster. – Ängste, quäle Dich nicht länger, meine Seele!

Er ist's

Inhaltsverzeichnis

Frühling läßt sein blaues Band Wieder flattern durch die Lüfte; Süße, wohlbekannte Düfte Streifen ahnungsvoll das Land. Veilchen träumen schon, Wollen balde kommen. – Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Im Frühling

Inhaltsverzeichnis

Hier lieg ich auf dem Frühlingshügel: Die Wolke wird mein Flügel, Ein Vogel fliegt mir voraus. Ach, sag mir, all-einzige Liebe, Wo du bleibst, daß ich bei dir bliebe! Doch du und die Lüfte, ihr habt kein Haus.

Der Sonnenblume gleich steht mein Gemüte offen, Sehnend, Sich dehnend In Lieben und Hoffen. Frühling, was bist du gewillt? Wann werd ich gestillt?

Die Wolke seh ich wandeln und den Fluß, Es dringt der Sonne goldner Kuß Mir tief bis ins Geblüt hinein; Die Augen, wunderbar berauschet, Tun, als schliefen sie ein, Nur noch das Ohr dem Ton der Biene lauschet.

Ich denke dies und denke das, Ich sehne mich, und weiß nicht recht, nach was: Halb ist es Lust, halb ist es Klage;

Erstes Liebeslied eines Mädchens

Inhaltsverzeichnis

Was im Netze? Schau einmal! Aber ich bin bange; Greif ich einen süßen Aal? Greif ich eine Schlange?

Lieb ist blinde Fischerin; Sagt dem Kinde, Wo greift's hin?

Schon schnellt mir's in Händen! Ach Jammer! o Lust! Mit Schmiegen und Wenden Mir schlüpft's an die Brust.

Es beißt sich, o Wunder! Mir keck durch die Haut, Schießt 's Herze hinunter! O Liebe, mir graut!

Was tun, was beginnen? Das schaurige Ding, Es schnalzet da drinnen, Es legt sich im Ring.

Gift muß ich haben!

Fußreise

Inhaltsverzeichnis

Am frischgeschnittnen Wanderstab Wenn ich in der Frühe So durch Wälder ziehe, Hügel auf und ab: Dann, wie's Vöglein im Laube Singet und sich rührt, Oder wie die goldne Traube Wonnegeister spürt In der ersten Morgensonne: So fühlt auch mein alter, lieber Adam Herbst- und Frühlingsfieber, Gottbeherzte, Nie verscherzte Erstlings-Paradieseswonne.

Also bist du nicht so schlimm, o alter Adam, wie die strengen Lehrer sagen; Liebst und lobst du immer doch, Singst und preisest immer noch, Wie an ewig neuen Schöpfungstagen,

Besuch in Urach

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Nur fast so wie im Traum ist mir's geschehen, Daß ich in dies geliebte Tal verirrt. Kein Wunder ist, was meine Augen sehen, Doch schwankt der Boden, Luft und Staude schwirrt, Aus tausend grünen Spiegeln scheint zu gehen Vergangne Zeit, die lächelnd mich verwirrt; Die Wahrheit selber wird hier zum Gedichte, Mein eigen Bild ein fremd und hold Gesichte!

Da seid ihr alle wieder aufgerichtet, Besonnte Felsen, alte Wolkenstühle! Auf Wäldern schwer, wo kaum der Mittag lichtet Und Schatten mischt mit balsamreicher Schwüle. Kennt ihr mich noch, der sonst hieher geflüchtet, Im Moose, bei süß-schläferndem Gefühle, Der Mücke Sumsen hier ein Ohr geliehen, Ach, kennt ihr mich, und wollt nicht vor mir fliehen?

Hier wird ein Strauch, ein jeder Halm zur Schlinge, Die mich in liebliche Betrachtung fängt; Kein Mäuerchen, kein Holz ist so geringe, Daß nicht mein Blick voll Wehmut an ihm hängt: Ein jedes spricht mir halbvergeßne Dinge; Ich fühle, wie von Schmerz und Lust gedrängt Die Träne stockt, indes ich ohne Weile, Unschlüssig, satt und durstig, weitereile.

Hinweg! und leite mich, du Schar von Quellen, Die ihr durchspielt der Matten grünes Gold! Zeigt mir die urbemoosten Wasserzellen, Aus denen euer ewigs Leben rollt, Im kühnsten Walde die verwachsnen Schwellen, Wo eurer Mutter Kraft im Berge grollt, Bis sie im breiten Schwung an Felsenwänden Herabstürzt, euch im Tale zu versenden.

O hier ist's, wo Natur den Schleier reißt! Sie bricht einmal ihr übermenschlich Schweigen; Laut mit sich selber redend will ihr Geist, Sich selbst vernehmend, sich ihm selber zeigen. – Doch ach, sie bleibt, mehr als der Mensch, verwaist, Darf nicht aus ihrem eignen Rätsel steigen! Dir biet ich denn, begier'ge Wassersäule, Die nackte Brust, ach, ob sie dir sich teile!

Vergebens! und dein kühles Element Tropft an mir ab, im Grase zu versinken. Was ist's, das deine Seele von mir trennt? Sie flieht, und möcht ich auch in dir ertrinken! Dich kränkt's nicht, wie mein Herz um dich entbrennt, Küssest im Sturz nur diese schroffen Zinken; Du bleibest, was du warst seit Tag und Jahren, Ohn ein'gen Schmerz der Zeiten zu erfahren.

Hinweg aus diesem üppgen Schattengrund Voll großer Pracht, die drückend mich erschüttert!

Bald grüßt beruhigt mein verstummter Mund Den schlichten Winkel, wo sonst halb verwittert Die kleine Bank und wo das Hüttchen stund; Erinnrung reicht mit Lächeln die verbittert Bis zur Betäubung süßen Zauberschalen; So trink ich gierig die entzückten Qualen.

Hier schlang sich tausendmal ein junger Arm Um meinen Hals mit inn'gem Wohlgefallen. O säh ich mich, als Knaben sonder Harm, Wie einst, mit Necken durch die Haine wallen! Ihr Hügel, von der alten Sonne warm, Erscheint mir denn auf keinem von euch allen Mein Ebenbild, in jugendlicher Frische Hervorgesprungen aus dem Waldgebüsche?

O komm, enthülle dich! dann sollst du mir Mit Freundlichkeit ins dunkle Auge schauen! Noch immer, guter Knabe, gleich ich dir, Uns beiden wird nicht voreinander grauen! So komm und laß mich unaufhaltsam hier Mich deinem reinen Busen anvertrauen! – Umsonst, daß ich die Arme nach dir strecke, Den Boden, wo du gingst, mit Küssen decke!

Hier will ich denn laut schluchzend liegen bleiben, Fühllos, und alles habe seinen Lauf! – Mein Finger, matt, ins Gras beginnt zu schreiben: Hin ist die Lust! hab alles seinen Lauf! Da, plötzlich, hör ich's durch die Lüfte treiben, Und ein entfernter Donner schreckt mich auf; Elastisch angespannt mein ganzes Wesen Ist von Gewitterluft wie neu genesen.

Sieh! wie die Wolken finstre Ballen schließen Um den ehrwürdgen Trotz der Burgruine! Von weitem schon hört man den alten Riesen, Stumm harrt das Tal mit ungewisser Miene, Der Kuckuck nur ruft sein einförmig Grüßen Versteckt aus unerforschter Wildnis Grüne –

An eine Äolsharfe

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Tu semper urges flebilibus modisMysten ademptum: nec tibi VesperoSurgente decedunt amores,Nec rapidum fugiente Solem.

Hor.

Angelehnt an die Efeuwand Dieser alten Terrasse, Du, einer luftgebornen Muse Geheimnisvolles Saitenspiel, Fang an, Fange wieder an Deine melodische Klage!

Ihr kommet, Winde, fern herüber, Ach, von des Knaben, Der mir so lieb war, Frisch grünendem Hügel. Und Frühlingsblüten unterweges streifend, Übersättigt mit Wohlgerüchen, Wie süß bedrängt ihr dies Herz! Und säuselt her in die Saiten, Angezogen von wohllautender Wehmut, Wachsend im Zug meiner Sehnsucht, Und hinsterbend wieder.

Aber auf einmal, Wie der Wind heftiger herstößt, Ein holder Schrei der Harfe

Hochzeitlied

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Mit einem blauen Kornblumenkranze

Nicht weit vom Dorf zwei Linden stehen, Einsam, der Felder stille Hut, Wo in der Sommernächte Wehen Ein Hirte gern, ein Dichter, ruht.

Hell schwamm auf Duft und Nebelhülle Des Mondes leiser Zaubertag, Kaum unterbrach die süße Stille Von fern bescheidner Wachtelschlag.

Und wie ich ruhig so inmitten All dieser Schönheit lag und sann, Da kam mit leicht gehobnen Schritten Ein göttlich Frauenbild heran.

Gewiß, es war der Musen eine, Erschrocken merkt ich's, lustbewegt; Sie setzt sich zu mir an dem Raine, Die Hand auf meinen Arm gelegt.

Und schüttelt lächelnd aus dem Kleide Blaue Zyanen, Stern an Stern: »Dich stört's nicht, wenn an deiner Seite Ich heut ein Kränzlein bände gern.

Nicht wahr, mit Schwärmen und mit Plaudern Verbrächte gern mein Freund die Nacht? Doch flecht ich still, und ohne Zaudern Sei du mir auf ein Lied bedacht!

Sieh, wo das Dörflein mit der Spitze Des gelben Turms herüberschaut, Dort schlummert auf dem Elternsitze Noch wenig Nächte eine Braut. Sie schläft; der Wange Rosen beben, Wir beide ahnen wohl, wovon; Um die halb offne Lippe schweben Die Träume glühnder Küsse schon.

Ach nein! mit lauten Herzensschlägen Hört sie vielleicht der Glocken Klang, Hört am Altar den Vatersegen Und eines Engels Brautgesang;

Sieht unter Weinen sich umschlungen Von Mutter-Lieb, von Schwester-Treu, Das Herz, von Lust und Schmerz gedrungen, Macht sich mit tausend Tränen frei.

Und alle diese sel'gen Träume, Der nächste Morgen macht sie wahr; Es stehen schon des Hauses Räume Geschmückt für froher Gäste Schar.

Hier aber, wo mit den Gespielen Das Mädchen oft sich Veilchen las, Vielleicht alleine mit Gefühlen Der sehnsuchtsvollen Ahnung saß,

Hier, unterm Blick prophet'scher Sterne, Weih ich mit dir dies Fest voraus: Tief schaut die Muse in die Ferne Des bräutlichen Geschicks hinaus.

Wie golden winkt die neue Schwelle Des Lebens jedem jungen Paar! Doch weiß man, daß nicht stets so helle Der Mittag wie der Morgen war.

Bei manchem lauten Hochzeitfeste Schlich mit weissagendem Gemüt Ich aus dem Kreis entzückter Gäste, Und sang ein heimlich Trauerlied.

Heut aber seh ich schöne Tage Blühn in gedrängter Sternensaat,

Entschieden liegt schon auf der Waage, Was dieses Paar vom Schicksal bat.

Hast, Liebchen, du der Jugend Blüte, Anmut und Liebenswürdigkeit, All deines Herzens lautre Güte Kühn deinem Einzigen geweiht;

Läßt du der Heimat Friedensauen, So manch ein lang gewohntes Glück, Um dir den eignen Herd zu bauen, Halb wehmutsvoll, halb froh zurück:

Getrost! so darf ich laut es zeugen, Ein würdig Herz hast du gewählt; Selbst böser Neid bekennt mit Schweigen, Daß nichts zu deinem Glücke fehlt.

Denn Heiterkeit und holde Sitte, Wie Sommerluft, durchwehn dein Haus, Und, goldbeschuht, mit leisem Tritte Gehn Segensengel ein und aus.«

Die Muse schwieg, und ohne Säumen Flocht sie nun mit geschäftger Hand, Indes zu anspruchlosen Reimen Ich ihre Worte still verband.

Mein Fluß

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O Fluß, mein Fluß im Morgenstrahl! Empfange nun, empfange Den sehnsuchtsvollen Leib einmal, Und küsse Brust und Wange! – Er fühlt mir schon herauf die Brust, Er kühlt mit Liebesschauerlust Und jauchzendem Gesange.

Es schlüpft der goldne Sonnenschein In Tropfen an mir nieder, Die Woge wieget aus und ein Die hingegebnen Glieder; Die Arme hab ich ausgespannt, Sie kommt auf mich herzugerannt, Sie faßt und läßt mich wieder.

Du murmelst so, mein Fluß, warum? Du trägst seit alten Tagen Ein seltsam Märchen mit dir um, Und mühst dich, es zu sagen; Du eilst so sehr und läufst so sehr, Als müßtest du im Land umher, Man weiß nicht wen, drum fragen.

Der Himmel, blau und kinderrein, Worin die Wellen singen, Der Himmel ist die Seele dein: O laß mich ihn durchdringen! Ich tauche mich mit Geist und Sinn Durch die vertiefte Bläue hin, Und kann sie nicht erschwingen!

Was ist so tief, so tief wie sie? Die Liebe nur alleine. Sie wird nicht satt und sättigt nie Mit ihrem Wechselscheine. – Schwill an, mein Fluß, und hebe dich! Mit Grausen übergieße mich! Mein Leben um das deine! Du weisest schmeichelnd mich zurück

Josephine

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Das Hochamt war. Der Morgensonne Blick Glomm wunderbar im süßen Weihrauchscheine; Der Priester schwieg; nun brauste die Musik Vom Chor herab zur Tiefe der Gemeine. So stürzt ein sonnetrunkner Aar Vom Himmel sich mit herrlichem Gefieder, So läßt Jehovens Mantel unsichtbar Sich stürmend aus den Wolken nieder.

Dazwischen hört ich eine Stimme wehen, Die sanft den Sturm der Chöre unterbrach; Sie schmiegte sich mit schwesterlichem Flehen Dem süß verwandten Ton der Flöte nach.

Wer ist's, der diese Himmelsklänge schickt? Das Mädchen dort, das so bescheiden blickt. Ich eile sachte auf die Galerie; Zwar klopft mein Herz, doch tret ich hinter sie.

Hier konnt ich denn in unschuldsvoller Lust Mit leiser Hand ihr festlich Kleid berühren, Ich konnte still, ihr selber unbewußt, Die nahe Regung ihres Wesens spüren.

Doch, welch ein Blick und welche Miene, Als ich das Wort nun endlich nahm, Und nun der Name Josephine Mir herzlich auf die Lippen kam! Welch zages Spiel die braunen Augen hatten! Wie barg sich unterm tiefgesenkten Schatten Der Wimper gern die ros'ge Scham! Und wie der Mund, der eben im Gesang Die Gottheit noch auf seiner Schwelle hegte, Sich von der Töne heilgem Überschwang Zu mir mit schlichter Rede herbewegte!

O dieser Ton – ich fühlt es nur zu bald,

Auf der Reise

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Zwischen süßem Schmerz, Zwischen dumpfem Wohlbehagen Sitz ich nächtlich in dem Reisewagen, Lasse mich so weit von dir, mein Herz, Weit und immer weiter tragen.

Schweigend sitz ich und allein, Ich wiege mich in bunten Träumen, Das muntre Posthorn klingt darein, Es tanzt der liebe Mondenschein Nach diesem Ton auf Quellen und auf Bäumen Sogar zu mir durchs enge Fensterlein.

Ich wünsche mir nun dies und das. O könnt ich jetzo durch ein Zauberglas Ins Goldgewebe deines Traumes blicken! Vielleicht dann säh ich wieder mit Entzücken Dich in der Laube wohlbekannt, Ich sähe Genovevens Hand Auf deiner Schulter traulich liegen, Am Ende säh ich selber mich, Halb keck und halb bescheidentlich, An deine holde Wange schmiegen.

Doch nein! wie dürft ich auch nur hoffen,

Frage und Antwort

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Fragst du mich, woher die bange Liebe mir zum Herzen kam, Und warum ich ihr nicht lange Schon den bittern Stachel nahm?

Sprich, warum mit Geisterschnelle Wohl der Wind die Flügel rührt, Und woher die süße Quelle Die verborgnen Wasser führt?

Banne du auf seiner Fährte Mir den Wind in vollem Lauf!

Lebewohl

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»Lebe wohl« – Du fühlest nicht, Was es heißt, dies Wort der Schmerzen; Mit getrostem Angesicht Sagtest du's und leichtem Herzen.

Lebe wohl! – Ach tausendmal Hab ich mir es vorgesprochen, Und in nimmersatter Qual

Heimweh

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Anders wird die Welt mit jedem Schritt, Den ich weiter von der Liebsten mache; Mein Herz, das will nicht weiter mit. Hier scheint die Sonne kalt ins Land, Hier deucht mir alles unbekannt, Sogar die Blumen am Bache! Hat jede Sache So fremd eine Miene, so falsch ein Gesicht. Das Bächlein murmelt wohl und spricht: Armer Knabe, komm bei mir vorüber, Siehst auch hier Vergißmeinnicht! – Ja, die sind schön an jedem Ort,

Gesang zu zweien in der Nacht

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Sie:

Wie süß der Nachtwind nun die Wiese streift, Und klingend jetzt den jungen Hain durchläuft! Da noch der freche Tag verstummt, Hört man der Erdenkräfte flüsterndes Gedränge, Das aufwärts in die zärtlichen Gesänge Der reingestimmten Lüfte summt.

Er:

Vernehm ich doch die wunderbarsten Stimmen, Vom lauen Wind wollüstig hingeschleift, Indes, mit ungewissem Licht gestreift, Der Himmel selber scheinet hinzuschwimmen.

Sie:

Wie ein Gewebe zuckt die Luft manchmal, Durchsichtiger und heller aufzuwehen; Dazwischen hört man weiche Töne gehen Von sel'gen Feen, die im blauen Saal Zum Sphärenklang, Und fleißig mit Gesang, Silberne Spindeln hin und wider drehen.

Er:

O holde Nacht, du gehst mit leisem Tritt Auf schwarzem Samt, der nur am Tage grünet, Und luftig schwirrender Musik bedienet Sich nun dein Fuß zum leichten Schritt,

Die traurige Krönung

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Es war ein König Milesint, Von dem will ich euch sagen: Der meuchelte sein Bruderskind, Wollte selbst die Krone tragen. Die Krönung ward mit Prangen Auf Liffey-Schloß begangen. O Irland! Irland! warest du so blind?

Der König sitzt um Mitternacht Im leeren Marmorsaale, Sieht irr in all die neue Pracht, Wie trunken von dem Mahle; Er spricht zu seinem Sohne: »Noch einmal bring die Krone! Doch schau, wer hat die Pforten aufgemacht?«

Da kommt ein seltsam Totenspiel, Ein Zug mit leisen Tritten, Vermummte Gäste groß und viel, Eine Krone schwankt inmitten; Es drängt sich durch die Pforte Mit Flüstern ohne Worte; Dem Könige, dem wird so geisterschwül.

Und aus der schwarzen Menge blickt Ein Kind mit frischer Wunde; Es lächelt sterbensweh und nickt, Es macht im Saal die Runde, Es trippelt zu dem Throne, Es reichet eine Krone Dem Könige, des Herze tief erschrickt. Darauf der Zug von dannen strich, Von Morgenluft berauschet,

Jung Volker

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Gesang der Räuber

Jung Volker, das ist unser Räuberhauptmann, Mit Fiedel und mit Flinte, Damit er geigen und schießen kann, Nach dem just Wetter und Winde. Fiedel und die Flint, Fiedel und die Flint! Volker spielt auf.

Ich sah ihn hoch im Sonnenschein Auf einem Hügel sitzen: Da spielt er die Geig und schluckt roten Wein, Seine blauen Augen ihm blitzen. Fiedel und die Flint, Fiedel und die Flint! Volker spielt auf.

Auf einmal, er schleudert die Geig in die Luft, Auf einmal, er wirft sich zu Pferde: Der Feind kommt! Da stößt er ins Pfeifchen und ruft:

Jung Volkers Lied

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Und die mich trug im Mutterleib, Und die mich schwang im Kissen, Die war ein schön frech braunes Weib, Wollte nichts vom Mannsvolk wissen.

Sie scherzte nur und lachte laut, Und ließ die Freier stehen: Möcht lieber sein des Windes Braut, Denn in die Ehe gehen!

Da kam der Wind, da nahm der Wind Als Buhle sie gefangen:

Nimmersatte Liebe

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So ist die Lieb! So ist die Lieb! Mit Küssen nicht zu stillen: Wer ist der Tor und will ein Sieb Mit eitel Wasser füllen? Und schöpfst du an die tausend Jahr, Und küssest ewig, ewig gar, Du tust ihr nie zu Willen.

Die Lieb, die Lieb hat alle Stund Neu wunderlich Gelüsten; Wir bissen uns die Lippen wund, Da wir uns heute küßten. Das Mädchen hielt in guter Ruh, Wie's Lämmlein unterm Messer; Ihr Auge bat: nur immer zu, Je weher, desto besser!

So ist die Lieb, und war auch so,

Der Gärtner

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Auf ihrem Leibrößlein, So weiß wie der Schnee, Die schönste Prinzessin Reit't durch die Allee.

Der Weg, den das Rößlein Hintanzet so hold, Der Sand, den ich streute, Er blinket wie Gold.

Du rosenfarbs Hütlein, Wohl auf und wohl ab, O wirf eine Feder Verstohlen herab!

Und willst du dagegen