Geschichte der USA - Christof Mauch - E-Book

Geschichte der USA E-Book

Christof Mauch

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Beschreibung

Die Neuauflage des Klassikers zur Geschichte der Vereinigten Staaten bietet einen Überblick der Ereignisse und Entwicklungen bis ins Jahr 2020. Sozial- und kulturgeschichtliche Themen treten neben die Darstellung von Politik, Wirtschaft und Verfassung vor dem Hintergrund einer weltpolitischen Lage, die sich in den letzten 20 Jahren entscheidend verändert hat und zu einer Neubewertung der Rolle der USA als Weltmacht Anlass gibt. Besondere Beachtung finden die Rassenproblematik, ethnische, religiöse und Umweltfragen, Einwanderung sowie die Rolle der Frauen und die deutschamerikanischen Beziehungen. Die Fülle von Fakten und Analysen verbindet der Band mit den Mitteln narrativer Geschichtsschreibung zu einer differenzierten, gut lesbaren Darstellung auf aktuellem Forschungsstand. Die neue kommentierte Bibliographie diskutiert Standardwerke wie auch aktuelle Literatur. utb+: Begleitend zum Buch erhalten Leser:innen auf einer redaktionell betreuten Website eine umfangreiche Quellensammlung (Faksimile, Video-, Audiomaterial), um den Stoff zu veranschaulichen und zu vertiefen. Erhältlich über utb.de.

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Seitenzahl: 2094

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Christof Mauch / Jürgen Heideking / Anke Ortlepp

Geschichte der USA

Narr Francke Attempto Verlag · Tübingen

Coverabbildung: Freiheitsstatue. New York Wahrzeichen und Symbol der Freiheit und derDemokratie. (© Robert Voigt, shutterstock.com, 2016)

 

 

Prof. Dr. Christof Mauch leitet die Abteilung für Amerikanische Kulturgeschichte und ist Direktor des Rachel Carson Center for Environment and Society an der LMU München.

Prof. Dr. Anke Ortlepp ist Professorin für Nordamerikanische Geschichte an der Universitätzu Köln.

Prof. Dr. Jürgen Heideking war Professor für Angloamerikanische Geschichte an der Universität zu Köln.

 

 

7., aktualisierte und ergänzte Auflage 2020

6., überarbeitete und erweiterte Auflage 2008

1. Auflage 1996

 

 

Mit umfangreichem Zusatzmaterial unter https://www.utb-shop.de/geschichte-der-usa-11176.html

 

© 2020 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen www.narr.de • [email protected]

 

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

E-Book-Produktion: pagina GmbH, Tübingen

 

Print-ISBN 978-3-8252-5399-8

ePub-ISBN 978-3-8463-5399-8

Inhalt

VorwortKapitel 1: Kolonien und Empire1 Der Zusammenprall dreier Kulturen am Rande der atlantischen Welt2 Regionale, ethnische und religiöse VielfaltDer SüdenDie Neuengland-KolonienDie Mittelatlantik-KolonienKüste und Hinterland3 Die Kolonien im Empire-VerbandSalutary neglect und imperiale KontrolleGemeinsame englische Institutionen und KulturDie Kolonien im englischen MerkantilsystemKriege für das EmpireKapitel 2: Revolution, Verfassungsgebung und Anfänge des Bundesstaates, 1763–18141 Die imperiale Debatte, 1763–1774Die Stamp Act-KriseTownshend-Zölle, „Boston Massacre“ und Bostoner „Tea Party“Der Erste KontinentalkongressDie ideologischen Ursprünge der Revolution2 Unabhängigkeitserklärung und konstitutionelle NeuordnungDer Kontinentalkongress erklärt die UnabhängigkeitStaatenverfassungen, Grundrechteerklärungen und Articles of Confederation3 Unabhängigkeitskrieg, Bündnisdiplomatie und Pariser Friedensschluss, 1775–17834 Die „kritische Periode“, 1783–1787/88Egalitäre Tendenzen und Krise der AutoritätDie Schwäche des KonföderationskongressesDer Verfassungskonvent von PhiladelphiaDie Ratifizierungsdebatte5 Die Federalists an der Macht, 1789–1800Hamiltons Finanz- und WirtschaftsprogrammDie Rückwirkungen der Französischen RevolutionDer Jay Treaty mit EnglandWashingtons Farewell AddressJohn Adams und der Quasi-Krieg mit FrankreichDie „Revolution von 1800“6 Jeffersons Republikanismus als Alternative zum nationalen Machtstaat, 1801–1814Der Niedergang der Federalists und das Ideal der agrarischen RepublikDer Louisiana PurchaseDer „zweite Unabhängigkeitskrieg“ gegen EnglandDie USA am Ende der RevolutionsepocheKapitel 3: Demokratisierung, Marktwirtschaft und territoriale Expansion, 1815–18541 Die Era of Good FeelingGrenzregelungen und Monroe-DoktrinDer Missouri-KompromissLandpolitik, Finanzkrise und Fraktionsbildungen2 Die „Marktrevolution“Bevölkerungswachstum und BinnenwanderungAusbau der Infrastruktur und Anpassung des RechtssystemsLandwirtschaft und frühe IndustrialisierungSozialer Wandel und Reformbewegungen im NordenDie Sonderkultur des Südens3 Der Übergang zur ParteiendemokratieDas Parteienverständnis im WandelDie Anfänge der Jacksonian DemocracyJacksons IndianerpolitikNullifikationskrise und „Bankkrieg“Die Whigs als neue OppositionsparteiDas zweite nationale Parteiensystem4 Territoriale Expansion und SklavereiproblematikManifest DestinyTexas und OregonDer Mexikanisch-Amerikanische KriegDie USA und die Revolutionen in Europa, 1848/49Der Sklaverei-Kompromiss von 1850Das Kansas-Nebraska-Gesetz von 1854Kapitel 4: Bürgerkrieg, Industrialisierung und soziale Konflikte im Gilded Age, 1855–18961 Die Eskalation des Nord-Süd-Konflikts und der Weg in den BürgerkriegDie Umgestaltung der ParteienlandschaftDas „blutende Kansas“ und das Dred Scott-UrteilDie Lincoln-Douglas-DebattenLincolns Wahl und der Weg in den Krieg2 Der Amerikanische Bürgerkrieg, 1861–1865Das militärische Patt, 1861–1863Seekrieg und AußenpolitikLincolns EmanzipationserklärungGettysburg und VicksburgDie Niederlage der Konföderation und die Ermordung Lincolns3 Die Wiedereingliederung des Südens und die Rechte der befreiten AfroamerikanerDie „präsidentielle Rekonstruktion“, 1865–1867Die Phase der radikalen Rekonstruktion, 1867–1872Die weiße Gegenoffensive im SüdenDas Ende der Rekonstruktion4 Die Erschließung und Transformation des amerikanischen WestensFrederick J. Turners Frontier-TheseDer transkontinentale EisenbahnbauDer aride Westen und die Ausbeutung der natürlichen RessourcenDie Verdrängung der Indianer5 Der Aufstieg der USA zur führenden IndustriemachtBesonderheiten der amerikanischen IndustrialisierungDie Bedingungsfaktoren der wirtschaftlichen ExpansionKonzentration und Konsolidierung der Wirtschaft6 Parteipolitik und soziale Konflikte im Gilded AgeParteimaschinen und „congressional government“Soziale Ausgrenzung und rechtliche Diskriminierung der Afroamerikaner in den SüdstaatenFrauen im öffentlichen LebenGewerkschaften und ArbeiterbewegungDie Rebellion der Populisten und die Wahlen von 1896Kapitel 5: Imperialismus, progressive Reformbewegung und Erster Weltkrieg, 1897–19201 Der Eintritt der USA in die WeltpolitikGrundlagen und Motive einer amerikanischen GroßmachtpolitikDer spanisch-amerikanische Krieg von 1898Schwerpunkte der amerikanischen Außenpolitik bis zum Ersten Weltkrieg2 Das Bemühen um eine innere Erneuerung der Vereinigten StaatenTriebkräfte und Charakter der „progressiven Bewegung“Reformanliegen und ReformerfolgeNationale Politik in der ReformäraGrenzen und Widersprüche der Reformbewegung3 Die Vereinigten Staaten im Ersten WeltkriegDer Weg in den Krieg, 1914–1917Die Vereinigten Staaten als Krieg führende Macht, 1917/18Der Versailler Friede und seine Rückwirkungen in den USADie Konsequenzen des Ersten WeltkriegesKapitel 6: Prosperität, Große Depression und Zweiter Weltkrieg, 1921–19451 Die „Goldenen Zwanziger Jahre“Prosperität, Konsumkultur und gesellschaftliche FreiräumeAntimodernismus, kulturelle Konflikte und sozialer ProtestDer selektive Unilateralismus der amerikanischen Außenpolitik in den 1920er Jahren2 Die Vereinigten Staaten in der Krise des demokratisch-kapitalistischen SystemsUrsachen und Verlauf der Großen DepressionDie Wahlen von 1932Der „erste“ New DealOpposition gegen den New DealDer „zweite“ New DealDer Streit um den Supreme Court und die Bewertung des New Deal3 Die USA in der weltpolitischen Auseinandersetzung mit den expansiven MächtenIsolationismus und Neutralität, 1933–1938Der Weg in den Krieg, 1938–1941Der Krieg an der „Heimatfront“Politik und Kriegführung, 1942–1945Die Ergebnisse des Krieges aus amerikanischer SichtKapitel 7: Liberaler Konsens und weltpolitische Hegemonie, 1946–19681 Die Anfänge des Kalten Krieges und die Grundlegung der nationalen Sicherheit, 1946–1953Erklärungsmodelle für die Entstehung des Ost-West-KonfliktsBesatzung und Rekonstruktion in Deutschland und JapanDie Neuordnung der Exekutive und der Aufbau des amerikanischen BündnissystemsNSC 68 und der Korea-Krieg2 Politik und Gesellschaft in der Eisenhower-Ära, 1953–1960Der McCarthyismus und das Problem der BürgerrechteLeistungen und Widersprüche der WohlstandsgesellschaftPolitische Kontinuität und Immobilismus in den 1950er JahrenDie Außenpolitik der Eisenhower-AdministrationErste Antworten auf die Revolutionierung der „Dritten Welt“Eisenhowers Deutschland – und Europapolitik3 Höhepunkt und Zerfall des liberalen Konsens, 1961–1968John F. Kennedys Aufbruch zur New FrontierKrisen um Kuba und BerlinDie Widersprüche der Dekolonisierung und der VietnamkonfliktRealität und Mythos der „Ära Kennedy“Lyndon B. Johnsons Projekt der „Great Society“Die Ausweitung des Vietnamkrieges und die inneramerikanische ProtestbewegungDas Epochenjahr 1968Kapitel 8: Krise des nationalen Selbstverständnisses und konservative Renaissance, 1969–19921 Die krisenhaften siebziger JahreZerfall der Anti-Kriegs-Front und Auffächerung der BürgerrechtsbewegungDas „Disengagement“ in Vietnam und die Suche nach einem globalen MächtegleichgewichtDer Watergate-Skandal und der erzwungene Rücktritt Präsident NixonsPolitik im Schatten von Vietnam und Watergate2 Soziale und kulturelle EntwicklungenDie Wiederbelebung des amerikanischen PatriotismusNachlassendes Wirtschaftswachstum und soziale HärtenWirtschaftsliberalismus, religiöser Fundamentalismus und Neokonservatismus3 Die Ära Reagan-Bush und das Ende des Kalten KriegesPräsident Reagan : Der „große Kommunikator“ im Weißen HausReaganomics : Amerikanische Wirtschafts – und Finanzpolitik ab 1981Amerikanische Außenpolitik von der atomaren Nachrüstung der NATO zur Wiedervereinigung Deutschlands, 1981–1990Sowjetisch-amerikanische Annäherung, Überwindung der deutschen Teilung und Ende des Kalten KriegesVom Golfkrieg zur Abwahl von Präsident BushKapitel 9: Die Vereinigten Staaten nach dem Kalten Krieg1 Im Kampf gegen die konservative Revolution: Die erste Clinton-Administration2 Prosperität, Skandale und Impeachment: Die zweite Clinton-Administration3 Die „postmoderne Präsidentschaft“ und das Erbe der Ära ClintonKapitel 10: Manipulationen und Krisen – Die USA im neuen Jahrtausend1 George W. Bush – Umstrittene Wahl und konservativer Wandel2 Die Terrorattacken vom 11. September und der „Krieg gegen den Terrorismus“AfghanistanDer Weg in den Irak-KriegDer Krieg im IrakInnenpolitische Reaktionen auf den 11. September 2001Präsidentschaftswahl 2004Innenpolitische Entwicklungen3 George W. Bushs Erbe und der Kampf um seine Nachfolge4 Barack Obama – Politischer Aufbruch in einem polarisierten LandHerausforderungen und erste InitiativenDie Reform des GesundheitssystemsWirtschafts – und FinanzkriseDie USA in der WeltObamas KriegeTerrorbekämpfung und ÜberwachungAtomare Rüstungskontrolle – Obamas IranpolitikPräsidentschaftswahl 2012Neue Herausforderungen – Obamas zweite AmtszeitEinwanderungspolitik und Kampf gegen den KlimawandelDer coole Präsident5 Donald Trump – Parteilichkeit und erneute SpaltungDer Präsidentschaftswahlkampf 2016Erste InitiativenRussia Investigation und Mueller ReportKongress und Zwischenwahlen von 2018Supreme Court und BundesgerichteUkraine-Affäre und ImpeachmentDie USA und die WeltDer Präsidentschaftswahlkampf 2020 und die Coronakrise6 Gesellschaftliche TrendsDemographie, Ethnizität, MigrationBevölkerungsverschiebungen und Strukturwandel der WirtschaftWeltmacht im WandelAnhang1 Ausgewählte weiterführende Literatur2 Aufnahme der 50 Einzelstaaten in die Union3 Zeittafel4 Die Präsidenten und Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten5 Personenregister6 Sachregister7 Abbildungsverzeichnis

Vorwort

Vor 25 Jahren von Jürgen Heideking begründet, ist die Geschichte der USA nach dessen völlig unerwartetem Tod von dem Münchner Historiker Christof Mauch betreut worden. Während der letzten 20 Jahre hat Christof Mauch den Band im Rahmen von Neuauflagen kritisch durchgesehen, aktualisiert, ergänzt, mit Illustrationen und Tabellen versehen, mehrfach aber auch gekürzt, um den Umfang in Grenzen zu halten. Mit der neuen Auflage, ab der Präsidentschaft von Donald Trump, übernimmt die Historikerin Anke Ortlepp die Geschichte der USA. Damit wird die Betreuung des Bandes in einer Art Stafettenlauf von einer HistorikerInnen-Generation zur nächsten weitergegeben: Christof Mauch hatte bei Jürgen Heideking in Köln habilitiert, Anke Ortlepp bei Christof Mauch in München, und seit einigen Jahren hat Anke Ortlepp den ehemaligen Lehrstuhl von Jürgen Heideking in Köln inne.

Die Durchsicht des Textes haben Christof Mauch und Anke Ortlepp gemeinsam vorgenommen. Das Kapitel zum ersten afroamerikanischen Präsidenten Barack Obama und dessen historischer Bewertung stammt von Christof Mauch, das neue Kapitel zur Präsidentschaft von Donald Trump und die kommentierte Bibliographie, die neben aktueller Literatur auch Klassiker enthält, von Anke Ortlepp. Wie in früheren Auflagen wurden auch einige Kürzungen vorgenommen, vor allem in den Kapiteln zum ausgehenden 18. und frühen 19. Jahrhundert.

Im 21. Jahrhundert, in der Ära von #MeToo und #BlackLivesMatter, sind Leserinnen und Leser für individuelle Befindlichkeiten, für kulturelle Minderheiten und für rassistische und sexistische Diskriminierungen in einer Weise sensibilisiert wie dies bei der ersten Niederschrift der Geschichte der USA noch nicht der Fall war. Vor diesem Hintergrund wurden einzelne politisch konnotierte Ausdrücke ausgetauscht und diverse kulturelle Bewertungen abgeschwächt. Bei all dem haben die AutorInnen allerdings Sorge getragen, dass der Tonfall und der sprachliche Duktus des Texts sowie besonders der Inhaltskern der ursprünglichen Darstellung erhalten blieben.

Bei der Aktualisierung des Anhangs, vor allem der kommentierten Bibliographie, haben uns die Kölner Doktorandin Dorothee Schwieters und die wissenschaftlichen Hilfskräfte Maria Wiegel und Stefan Draskic engagiert unterstützt. Die Endredaktion des Textes hat die Münchner Doktorandin Stefanie Schuster mitübernommen. Die Aktualisierung des umfangreichen Registers wurde von Charlotte Huber an der LMU München besorgt. Ihnen allen danken wir herzlich. Unser Dank geht weiterhin an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Narr Francke Attempto Verlags unter Leitung von Herrn Gunter Narr, die dem Projekt großes Interesse entgegengebracht haben, allen voran an Dr. Valeska Lembke und Corina Popp, die die Überarbeitung durchgängig kompetent und zügig begleitet haben.

Das Vorwort zu diesem Band schreiben wir im August 2020, während der Parteitag der Demokratischen Partei Joseph Biden als Präsidentschaftskandidaten und Kamala Harris als erste schwarze Vizepräsidentschaftskandidatin für die Wahlen im November nominiert. Der Ausgang der Wahlen wird darüber entscheiden, wie die Regierung in Washington sich den vier historischen Krisen der Gegenwart stellt: der Corona-Pandemie, der größten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression, dem Kampf gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und dem drohenden Klimawandel.

 

München und Köln, im August 2020    Christof Mauch und Anke Ortlepp

Kapitel 1: Kolonien und Empire

Die Autoren der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung und US-amerikanischen VerfassungVerfassung werden häufig als „Gründungsväter“ bezeichnet. Mit ihnen beginnt im strengen Sinne die Geschichte der Vereinigten Staaten. Im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts gaben sie den politischen Rahmen für die Entwicklung der USA vor, der bis heute Gültigkeit hat. Im Vergleich zur langen Geschichte des nordamerikanischen Kontinents erscheinen die Ereignisse der 1780er Jahre allerdings sehr gegenwartsnah.

Schon vor etwa 20.000 Jahren gab es Amerikaner, die über die Beringstraße eingewandert waren. Die Ureinwohner des Kontinents lebten anfangs von der Jagd, vom Beerensammeln und vom Fischen. Etwa 1000 Jahre vor unserer Zeitrechnung betrieben sie bereits Landwirtschaft. Als sich die ersten europäischen Entdecker – 500 Jahre vor KolumbusKolumbus, Christoph waren dies die Wikinger – für ein paar Jahre in Siedlungen an der Küste NeufundlandsNeufundland niederließen, hatten die Native AmericansNative AmericansKolonialzeit bereits weite Teile des nordamerikanischen Kontinents besiedelt und vielfältige Wirtschaftsformen entwickelt.

Nach verschiedenen vergeblichen Anläufen unternahmen die Engländer im frühen 17. Jahrhundert den Versuch, permanente Kolonien in der „Neuen Welt“ einzurichten. Die vermeintlich großen Schätze des Kontinents, die weiten Räume, die Aussicht auf freie Ausübung der ReligionReligion und auf einen persönlichen Neubeginn wirkten wie ein Magnet. Im Gegensatz zu den Siedlungen der Spanier und Franzosen, die sich enger mit den Ureinwohnern verbanden, suchten die Siedler aus EnglandGroßbritannien die gesellschaftlichen Einrichtungen und die ökonomische Praxis von der alten in die neue Welt zu „transplantieren“. Dies gelang ihnen nur bedingt. Da sie mit der britischenGroßbritannien KroneGroßbritannien nur indirekt verbunden waren, entwickelten sie – in ihrer neuen Umgebung und im ständigen transatlantischen Austausch – neue politische und soziale Institutionen. Der Zusammenprall der Kulturen auf dem nordamerikanischen Kontinent, die regionale, ethnische und religiöse Vielfalt der Siedlerkolonien und die Stellung der Kolonien im Herrschafts- und Wirtschaftsverband des englischenGroßbritannien Weltreiches bildeten so eine Art Präludium zur amerikanischen Nationalgeschichte.

1Der Zusammenprall dreier Kulturen am Rande der atlantischen Welt

Die Kolonialgeschichte gehört zweifellos zu den Epochen, deren wertende Darstellung von Historikern und Publizisten am gründlichsten überprüft und – begleitet von heftigen Debatten – am stärksten revidiert worden ist. Anfangs wurde sie fast ausschließlich aus europäischer Perspektive und mehr oder weniger in der Form eines Heldenepos erzählt, das die Entdeckung und Erschließung eines „jungfräulichen“ Kontinents durch tapfere Seefahrer und Siedler verherrlicht. Die Kritik an diesem „Eurozentrismus“ hat eine Verlagerung des Interesses und der Sympathien hin zu den Leidtragenden des epochalen Geschehens bewirkt, den indianischen Ureinwohnern und den versklavten African Americans, die bis in die 1980er Jahre meist nur am Rande der historischen Betrachtung auftauchten. Es bleibt zwar unbestritten, dass sich die „weiße“ Kultur durchsetzte, aber man fragt heute doch viel bohrender als früher nach den Schattenseiten und Kosten dieses Erfolges, und man versucht zugleich, auch die langfristigen Wirkungen zu ergründen, die der Zusammenprall und die Interaktion von indianischer, europäischer und afrikanischer Kultur in Nordamerika zeitigten.

Am härtesten traf es die Ureinwohner, die den aus Europa und AfrikaAfrika eingeschleppten Krankheitserregern hilflos ausgeliefert waren und deren Ethnien oft schon nach den ersten Kontakten durch Seuchen dezimiert und später durch Kriege, Vertreibungen, Hungersnöte und Alkoholismus immer mehr geschwächt und nicht selten ganz vernichtet wurden. Die Beziehungen zu den vordringenden Siedlern waren uneinheitlich und wechselhaft: Sie reichten von friedlichem Handel und temporären Bündnissen gegen gemeinsame Feinde bis zu gegenseitigen Terror- und Ausrottungskampagnen, die von den Weißen häufig grausamer, vor allem aber „effizienter“ durchgeführt wurden. An der englischenGroßbritannien Siedlungsgrenze (FrontierFrontier), wo der „Landhunger“ am größten war, hatten gelegentliche Missionierungs- und Zivilisierungsversuche noch weniger Erfolg als im französischenFrankreichKolonien oder spanischenSpanien Einflussbereich. Hier nahm während der Kolonialzeit ein Teil der demographischen Katastrophe ihren Lauf, zu der sich die „Entdeckung“ Amerikas für die Ureinwohner des Kontinents entwickelte. Die BevölkerungszahlenBevölkerungsentwicklung können nur geschätzt werden, aber sie sind in den letzten dreißig Jahren von der Forschung deutlich nach oben revidiert worden. 1965 ging man noch davon aus, dass zur Zeit des KolumbusKolumbus, Christoph auf dem Gebiet der heutigen USA und KanadasKanada zwischen 900.000 und 1,5 Millionen Ureinwohner lebten. Inzwischen variieren die Schätzungen zwischen 5 und 12,5 Millionen, wobei die Mehrheit der Wissenschaftler 6 bis 7 Millionen als realistisch betrachtet. Ähnlich verhält es sich mit Untersuchungen zur indianischen Gesamtbevölkerung Nord- und Südamerikas um 1490, die neuerdings auf 45 bis 60 Millionen beziffert wird. Als die englische Kolonisation im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts begann, waren die großen Indianerreiche Südamerikas bereits zerstört und die Bewohner der KaribikinselnKaribik weitgehend ausgerottet. Die indianischen Kulturen im MississippiMississippi (Fluss)-Tal hatten ihren Höhepunkt offenbar schon um 1350 überschritten, aber der rapide demographische Niedergang setzte auch hier erst mit der europäischen Kolonisierung ein. Als „Faustregel“ gilt, dass sich die Zahl der Native AmericansNative AmericansKolonialzeit innerhalb von hundert Jahren nach dem ersten Kontakt mit Europäern um etwa 90 Prozent verringerte. Lebten beispielsweise um 1570, zur Zeit der frühesten englischenGroßbritannien Siedlungsversuche an der Festlandsküste, östlich des MississippiMississippi (Fluss)3 Millionen IndianerIndianer, so waren es 1670 gerade noch 300.000. Im südlichen NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) schrumpfte die Zahl der Ureinwohner im selben Zeitraum von ca. 120.000 auf 12.000. Hier trafen die PuritanerPuritaner auf eine indianische BevölkerungBevölkerungsentwicklung, die durch von Entdeckungsreisenden und Abenteurern eingeschleppte Krankheitserreger so sehr geschwächt war, dass sie kaum noch Widerstand leisten konnte. Als sich der Stamm der PequotsPequots im ConnecticutConnecticut-Tal 1637 dennoch gegen die weiße Landnahme zur Wehr setzte, töteten puritanische Milizen und verbündete IndianerNative AmericansKolonialzeit etwa 500 Männer, Frauen und Kinder und verkauften viele Überlebende als Sklaven auf die KaribikinselnKaribik. Dieses brutale Vorgehen wurde mit dem Hinweis auf die „Sündhaftigkeit“ der „Wilden“ und einem aus der Bibel abgeleiteten Anspruch auf „ungenutztes“ Land gerechtfertigt. Die Geistlichen deuteten die militärischen Erfolge ebenso wie das Massensterben der IndianerNative AmericansKolonialzeit an Pocken oder anderen Epidemien als Fingerzeig Gottes, dass die Wildnis für das „auserwählte Volk“ der Puritaner vorbestimmt sei.

Abb. 1: Das Dorf Pomeiock, ca. 1590

Ähnliche Folgen zeitigte das Zusammentreffen von Europäern und Native AmericansNative AmericansKolonialzeit in der südlicher gelegenen ChesapeakeChesapeake-Region, obwohl es den Siedlern der VirginiaVirginia Company ohne die anfängliche Unterstützung durch den Häuptling PowhatanPowhatan und dessen Tochter PocahontasPocahontas kaum gelungen wäre, dauerhaft Fuß zu fassen. Ein indianischer Aufstand im Jahr 1622 diente dazu, die systematische Bekämpfung und Dezimierung der einheimischen Stämme zu rechtfertigen. Das Bild des „edlen Wilden“, das in Europa von den Befürwortern der Kolonisierung propagiert wurde und das viele Engländer mit nach Amerika brachten, schlug innerhalb weniger Jahre in ein aggressives Feindbild um. Dabei schrieben die Siedler den IndianernNative AmericansKolonialzeit häufig negative Eigenschaften wie Grausamkeit, Heimtücke und Habgier zu, die sie selbst in ihrem Verhalten gegen die Ureinwohner an den Tag legten. Die Zerstörung der indianischen Stammeskulturen konnte nicht ohne negative moralische Rückwirkungen auf die kolonialen Gemeinschaften selbst bleiben, die doch in vieler Hinsicht – etwa durch die Übernahme der NutzpflanzenLandwirtschaftKolonialzeit u. Revolutionsepoche Mais und Tabak – von den Native Americans profitiert hatten.

Karte 1: Die Indianerkulturen Nordamerikas

Als mindestens ebenso schwere und anhaltende, bis in die Gegenwart fortdauernde Belastung sollte sich die Versklavung von AfrikanernAfroamerikanerAfrika erweisen, die auf dem nordamerikanischen Kontinent in nennenswertem Ausmaß erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts begann. Die Schwarzen, die ab 1619 nach VirginiaVirginia gebracht wurden, waren rechtlich zunächst nicht wesentlich schlechter gestellt als die weißen Knechte (indentured servantsindentured servants), die über eine bestimmte Zahl von Jahren die Kosten ihrer Schiffspassage abdienen mussten. Einige AfrikanerAfroamerikanerAfrika erlangten sogar, zumeist wohl als Belohnung für ihren Übertritt zum Christentum, die völlige Freiheit. Sexuelle Kontakte von Schwarzen und Weißen und sogar Mischehen waren keine Seltenheit, obwohl für solches Verhalten Kirchenstrafen und (im Fall der AfrikanerAfroamerikaner) Peitschenhiebe drohten. Seit den 1660er Jahren wurde der Status der Schwarzen jedoch durch Gerichtsurteile und auf gesetzlichem Wege immer mehr verschlechtert, bis sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts das Konzept der chattel slavery fest etablierte, das die AfrikanerAfroamerikanerKolonialzeitAfrika zu „beweglichem Besitz“ (personal property) und zur Ware degradierte. Hierbei handelte es sich um die einzige gravierende Abweichung vom englischenGroßbritanniencommon lawCommon Law, denn die Institution der chattel slavery existierte nicht im Mutterland, sondern wurde von den KaribikinselnKaribik übernommen.

Die schrittweise Einführung der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) auf dem nordamerikanischen Festland muss im größeren Zusammenhang eines Systems der Zwangsarbeit gesehen werden, mit dem die europäischen Mächte (SpanienSpanien, PortugalPortugal, NiederlandeNiederlande, Frankreich, EnglandGroßbritannienSklavenhandel) seit dem 16. Jahrhundert die gesamte „Neue Welt“ überzogen. Von der Mitte des 17. Jahrhunderts an setzten sich die EngländerGroßbritannienKolonialreich immer erfolgreicher gegen ihre Konkurrenten durch und legten mit dem Kolonial- und Sklavenhandel den Grundstein für den wirtschaftlichen Aufschwung GroßbritanniensGroßbritannienKolonialreich. Im Vergleich zu den Zuckerinseln in der KaribikKaribik wie etwa BarbadosBarbados und JamaicaJamaica, auf denen eine regelrechte „Vernichtung durch Arbeit“ praktiziert wurde, mutet das Schicksal der SklavenAfroamerikanerKolonialzeit in den Festlandskolonien noch einigermaßen erträglich an. Während die hohe Todesrate auf den Inseln nur durch ständige Neuzufuhr aus AfrikaAfrika ausgeglichen werden konnte, nahm die Sklavenbevölkerung in der ChesapeakeChesapeake-Region ab 1720 auf natürliche Weise zu. Weiter südlich, in den malariaverseuchten Reisanbaugebieten South CarolinasSouth Carolina, herrschten härtere Bedingungen, und die Lebenserwartung war entsprechend geringer. Dabei wäre den Weißen die Kultivierung von Reis (und später auch Indigo) ohne die Erfahrung und die Hilfe der AfrikanerAfroamerikanerKolonialzeit gar nicht gelungen. South CarolinaSouth Carolina entsprach auch insofern am ehesten den Zuckerkolonien, als hier schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Zahl der Sklaven diejenige der weißen Pflanzer und Farmer überstieg. Immer mehr Plantagenbesitzer zogen sich nach Art der spanischenSpanien und englischenGroßbritannienabsentee landowners in Städte wie CharlestonCharleston, South Carolina und SavannahSavannah, Georgia zurück und überließen die unmittelbare Kontrolle ihren Verwaltern und Sklavenaufsehern.

Obgleich Nordamerika nur etwa 5 Prozent der fast 11 Millionen in die westliche Hemisphäre verschleppten AfrikanerAfroamerikanerBevölkerungsentwicklungAfroamerikanerKolonialzeit aufnahm, handelte es sich doch um weit mehr als nur ein Rinnsal im großen EinwandererstromEinwanderungKolonialzeit. Bis zum UnabhängigkeitskriegUnabhängigkeitskrieg gelangten ca. 300.000 Sklaven als unfreiwillige Immigranten auf das nordamerikanische Festland, gegenüber ca. 500.000 Europäern, die als freie Einwanderer, indentured servantsindentured servants oder Sträflinge (convicts) kamen. Um 1770 lebten (bei einer Gesamteinwohnerzahl von 3 Millionen) etwa 500.000 SklavenBevölkerungsentwicklung in den dreizehn Kolonien, die sich zu den Vereinigten Staaten von Amerika zusammenschlossen. Sie machten ein gutes Drittel der Bevölkerung der südlichen Kolonien aus, deren WirtschaftssystemWirtschaft zu dieser Zeit bereits ganz auf der Ausbeutung von Sklavenarbeit beruhte.

Die ökonomischen Vorteile, die dieses extreme Herr-Knecht-Verhältnis den Weißen einbrachte, mussten mit moralischen und psychologischen Schäden erkauft werden. Niemand erkannte besser als Thomas JeffersonJefferson, Thomas, selbst ein Sklavenhalter, wie tief sich dieses Übel bereits in das Bewusstsein der Menschen eingefressen hatte: In seinen Notes on the State of VirginiaNotes on the State of Virginia (1786) beklagte er 1786, die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) gebe weißen Herren und schwarzen Knechten täglichen Anschauungsunterricht „in den ungezügeltsten Leidenschaften, im schlimmsten Despotismus auf der einen und in herabwürdigender Unterwerfung auf der anderen Seite“. Andererseits konnte sich der liberale Aufklärer JeffersonJefferson, Thomas aber ebenso wenig wie die meisten seiner weißen Landsleute vom Vorurteil einer „natürlichen Minderwertigkeit“ der schwarzen Rasse befreien. Die Sklavengesetze (slave codes) der Kolonien sahen bereits für geringe Übertretungen grausame Strafen vor, um Fluchtversuche zu unterbinden und individuellen oder kollektiven Widerstand im Keim zu ersticken. Im Unterschied zu den amerikanischen Ureinwohnern war die schwarze Bevölkerung nicht in ihrer physischen Existenz bedroht, sondern „nur“ zu extremer Anpassung gezwungen. In den nördlichen Kolonien, wo – mit Ausnahme von New YorkNew York – die Zahl der Schwarzen relativ gering blieb, vollzog sich diese erzwungene Abkehr von den afrikanischenAfrika Wurzeln schneller als in den Gebieten südlich von PennsylvaniaPennsylvania. Dort entwickelten sich im Laufe des 18. Jahrhunderts eigenständige Kommunikationsformen und Lebensweisen sowie Ansätze einer afroamerikanischenAfroamerikanerKultur Kultur. In South CarolinaSouth Carolina und GeorgiaGeorgia schufen Schwarze aus verschiedenen Teilen AfrikasAfrika die Sklavensprache GullahAfroamerikanerKulturGullah, und auf den Reispflanzungen konnten sich die in großen Gruppen zusammenlebenden Sklaven eine gewisse Autonomie bewahren. Dagegen verschmolzen in VirginiaVirginia, MarylandMaryland und DelawareDelaware, wo Weiße und Schwarze auf Tabakplantagen oder Familienfarmen in engen Kontakt kamen, europäische und afrikanischeAfrika Bräuche, Techniken und Denk- und Verhaltensweisen am ehesten zu neuen Lebensformen. Trotz der gesetzlichen Verbote fand auch – meist als Folge sexueller Ausbeutung von Sklavinnen durch ihre weißen Herren – eine Rassenvermischung statt. Von einer gegenseitigen kulturellen Bereicherung konnte im Zeichen der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) aber kaum die Rede sein. Der großen Mehrzahl der weißen Siedler war der Preis für das Überleben und die Entwicklung der Kolonien – die Verdrängung der Ureinwohner und die Unterdrückung der AfrikanerAfroamerikanerKolonialzeitAfrika – nicht zu hoch. Die positiven Möglichkeiten, die das Zusammentreffen dreier Kulturen in sich barg, blieben damit weitgehend ungenutzt.

2Regionale, ethnische und religiöse Vielfalt

Nicht Einheitlichkeit und Homogenität, sondern mosaikartige Vielfalt war das hervorstechende Merkmal der englischenGroßbritannienKolonialreich Festlandskolonien. Ihren Ausgang nahm die Besiedlung – nach einigen gescheiterten Experimenten – von JamestownJamestown im Süden (1607) und PlymouthPlymouth im Norden (1620), und beide Regionen, das nach Elisabeth I., der „jungfräulichen Königin“, VirginiaVirginia genannte Gebiet um die ChesapeakeChesapeake Bay und das „Neue EnglandGroßbritannien“ (New EnglandGroßbritannien) der PuritanerPuritaner, trugen von Beginn an einen ganz unterschiedlichen Charakter.

Der SüdenSüden

Die Gründung JamestownsJamestown war das Werk von Kaufleuten und adligen Investoren, die, in der Londoner Virginia Company zusammengeschlossen, 1606 eine königliche Charter erwirkt hatten. Bei der Planung des Unternehmens spielten Hoffnungen auf Goldfunde, rasche Profite und die Errichtung einer idealen Feudalgesellschaft eine wichtige Rolle. Stattdessen entstand in den feucht-warmen, fruchtbaren Küstenstrichen von Virginia und MarylandMaryland – einem Teil des Charter-Gebiets, das nach dem Rückzug der Virginia CompanyVirginia Company1632 von der KroneGroßbritannien als Lehen an den katholischen Lord BaltimoreBaltimore, George Calvert Earl of vergeben wurde – eine profitable, auf den Export von Tabak spezialisierte Plantagenwirtschaft. Die meisten Landbesitzer lebten auf ihren Pflanzungen (plantations), die im Schnitt 500acres (200 Hektar) groß waren. Den Mangel an Arbeitskräften behoben sie durch den Import von indentured servantsindentured servants aus Europa und dann, als diese Quelle gegen Ende des 17. Jahrhunderts wegen der günstigen Wirtschaftsentwicklung in England zu versiegen begann, zunehmend durch den Kauf von Sklaven aus AfrikaAfrika und der KaribikKaribik. Für die Vermarktung ihres Hauptprodukts Tabak blieben die Pflanzer der ChesapeakeChesapeake-Region weitgehend auf englische und schottische Kaufleute angewiesen.

Einige Jahrzehnte später als an der ChesapeakeChesapeake Bay begann die Kolonialentwicklung in den südlich anschließenden Gebieten, für die acht englische Handelspartner 1663 von Charles II.Charles II. eine Charter erwarben. Diese zu Ehren des Königs „Carolina“ genannte Kolonie wurde 1691 (formell 1712) in North CarolinaNorth Carolina und South CarolinaSouth Carolina aufgeteilt. Während in North Carolina kleine und mittlere Farmen und Pflanzungen überwogen, dominierten in South Carolina die von Sklaven bewirtschafteten großen Reisplantagen, und das günstig gelegene CharlestonCharleston, South Carolina stieg zum wichtigsten Ausfuhrhafen auf. Noch später, erst 1732, kam die Kolonie GeorgiaGeorgia (nach König George II.George II. benannt) hinzu, die als militärischer Puffer gegen das spanische FloridaFlorida gedacht war, deren Einwohner aber rasch auch in anhaltende Feindseligkeiten mit den CherokeeCherokee- und CreekCreek-IndianernNative AmericansKolonialzeit verwickelt wurden.

Politisch und gesellschaftlich gaben im SüdenSüden die Plantagenbesitzer den Ton an. Auf Grund der relativ geringen Lebenserwartung in dem ungesunden Klima verloren die Kinder häufig schon früh einen Elternteil oder sogar beide Eltern. Da sich in solchen Fällen in der Regel die weitere Familie ihrer annahm, erlangten Verwandtschaftsbeziehungen und Sippenloyalitäten eine immer wichtigere Bedeutung. Aus ihnen erwuchs die so genannte VirginiaVirginia AristocracyVirginia Aristocracy, eine durch Blutsbande und wirtschaftlicheWirtschaft Interessen eng verknüpfte Eliteschicht, die sich auch mittels guter Bildung, kultivierter Lebensart und Sinn für elegante Vergnügungen wie Pferderennen, Jagdgesellschaften und Bälle von der übrigen weißen Bevölkerung abhob. Trotz erheblicher Besitzunterschiede hielten sich die sozialen Spannungen aber in Grenzen, weil die Farmer, Handwerker und Händler ganz im Sinne einer traditionellen StändegesellschaftGesellschaftStändegesellschaft die Pflanzer als sozial Höhergestellte anerkannten und ihnen mit Respekt und ehrerbietiger Fügsamkeit (deference) begegneten. Die Pflanzerelite wiederum nahm ihre Verantwortung für das Gesamtwohl ernst (abgesehen von der im gesamten Süden unterentwickelten SchulbildungBildungswesen) und bemühte sich, die Führungs- und Leitbildfunktion zu erfüllen, die ihr im Rahmen dieser patriarchalischen deferential society zukam. Außerdem wirkte die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) der Entstehung einer potenziell gefährlichen Schicht besitzloser weißer EinwandererEinwanderungKolonialzeit entgegen.

WirtschaftlichWirtschaft geriet die Virginia AristocracyVirginia Aristocracy im Verlauf des 18. Jahrhunderts allerdings unter Druck, denn die Notwendigkeit, alle größeren Investitionen (und teilweise auch den anspruchsvollen Lebensstil) mit Hilfe von Krediten aus EnglandGroßbritannien zu finanzieren, trieb viele Familien in chronische Verschuldung. Die Auslaugung der Böden durch den Tabakanbau zwang zur ständigen Erweiterung der Anbaufläche oder zum Kauf neuer Plantagen, und sie verführte gelegentlich auch zu riskanten Landspekulationen in den westlichen Gebieten. In MarylandMaryland und Teilen VirginiasVirginia fanden viele Farmer und Pflanzer im Getreideanbau eine günstige Alternative, was allmählich den gesamten Charakter der ChesapeakeChesapeake-Region mit ihrer aufstrebenden Hafenstadt BaltimoreBaltimore veränderte. Gegen Ende der Kolonialzeit unterschied man deshalb schon einen Upper SouthUpper South (Maryland, Virginia, DelawareDelaware), in dem die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) relativ an Bedeutung verlor, von dem Lower SouthLower South (s.a. Süden) (die Carolinas und GeorgiaGeorgia), der strukturell eher den karibischen Sklavenkolonien ähnelte. In ethnischer Hinsicht stellten die Engländer den größten Bevölkerungsanteil, gefolgt von den AfrikanernAfroamerikanerKolonialzeit, die nicht nur in den Küstenebenen, sondern – in geringerer Zahl – auch auf Farmen des Hinterlands arbeiteten. Dort siedelten vor allem SchottenEinwanderungEthnienSchotten, deren Vorfahren das nördliche Irland kolonisiert hatten (und die deshalb Scots-Irish genannt wurden), sowie DeutscheEinwanderungEthnienDeutsche, die, zumeist aus PennsylvaniaPennsylvania kommend, durch das ShenandoahShenandoah River-Tal nach Süden vordrangen. Das religiöse Leben wurde eindeutig von der Anglikanischen KircheAnglikanische Kirche bestimmt, der englischenGroßbritannien Staatskirche (Church of EnglandGroßbritannien), die in den südlichen Kolonien als einzige offizielle Kirche anerkannt war. Die meisten Iro-SchottenIro-Schotten waren PresbyterianerPresbyterianer, die Deutschen entweder LutheranerLutheraner oder ReformierteReformierte (wie die Mährischen BrüderMährische Brüder, die sich unter anderem in Salem, North CarolinaNorth Carolina, niederließen), doch dies blieben – zusammen mit den KatholikenKatholiken in Maryland – eher Einsprengsel in einer gemäßigt konservativen anglikanischen Kultur. Das Monopol und die Steuerprivilegien der Anglikanischen KircheAnglikanische Kirche gerieten erst im 18. Jahrhundert ins Wanken, als sich mit den MethodistenMethodisten und BaptistenBaptisten neue, dynamische Glaubensgemeinschaften bildeten, die vor allem im einfachen Volk Anhänger fanden und an einigen Orten sogar Sklaven aufnahmen. Gemeinsam wehrten sich die Siedler gegen die Einsetzung eines anglikanischen Bischofs, die ihre religiöse und politische Autonomie von EnglandGroßbritannien gefährdet hätte. Diese Frage blieb bis in die Revolution hinein ein offener Streitpunkt.

Am Vorabend der Revolution lebten einschließlich der Sklaven gut 50 Prozent der BevölkerungBevölkerungsentwicklung der Festlandskolonien im SüdenSüden. Städte und selbst größere Ortschaften blieben in der Plantagen- und Farmwirtschaft eine Seltenheit. Aufs Ganze gesehen bot die Region eine erstaunliche Mischung aus patriarchalischer Gentry-Kultur und profitorientierter Sklavenhaltergesellschaft. Die wirtschaftliche Monokultur, der Anbau der staple crops Tabak, Reis und Indigo, band die Kolonien fest an das Mutterland und die europäischen Märkte. Trotz dieser Abhängigkeit wuchs aber das Selbstbewusstsein der Pflanzerelite, die sich im Laufe der Zeit eher noch fester zusammenschloss und gegen ehrgeizige Aufsteiger abzuschirmen suchte.

Die NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen)-Kolonien

Bei der Besiedelung der Region, die der Seefahrer und Abenteurer John SmithSmith, John1614 New EnglandGroßbritannien nannte, stand das religiöse Moment im Vordergrund. Die ersten Siedler waren strenggläubige CalvinistenCalvinisten, PilgrimsPilgrims, die nicht nur in Opposition zur anglikanischen StaatskircheAnglikanische Kirche standen, sondern auch Abstand zu ihren gemäßigten Glaubensbrüdern, den PuritanernPuritaner, hielten. Nachdem ihr Versuch gescheitert war, im niederländischen Exil eine dauerhafte Existenz zu gründen, kehrten sie nach EnglandGroßbritannien zurück und suchten die Unterstützung puritanischer Kaufleute für ein neues Auswanderungsprojekt. Im Besitz eines Patents der Virginia CompanyVirginia Company brachen dann im September 162018 Familien mit insgesamt 102 Personen – nicht alle von ihnen Pilgrims – an Bord der „MayflowerEinwanderungKolonialzeitMayflower“ von PlymouthPlymouth in die „Neue Welt“ auf. Sie erreichten aber nicht Virginia, sondern kamen – möglicherweise absichtlich – weiter nördlich in der MassachusettsMassachusetts Bay an. Da sie sich nun außerhalb der Jurisdiktion der Virginia CompanyVirginia Company befanden, konnten sie nach ihren eigenen Regeln leben. Noch vor der Landung bei Cape CodCape Cod unterzeichneten die 41 erwachsenen männlichen Passagiere am 11. November 1620 den Mayflower CompactMayflower Compact, der später zu dem amerikanischen Gründungsdokument schlechthin verklärt wurde. Den Vorstellungen der Pilgrims vom biblischen Bund (covenant) entsprechend, etablierte er einen civil body politic, der die Mitglieder der Gemeinschaft verpflichtete, sich gegenseitig Beistand zu leisten und den Anweisungen der Amtsinhaber zu gehorchen. Damit gaben sie ihrem Verlangen nach Selbstbestimmung und religiöser Autonomie eine politische Form und schufen – unter der Souveränität des englischenGroßbritannien Königs James I.James I. – ein RegierungssystemRegierungssystem für die neue Kolonie Plymouth PlantationPlymouth Plantation. Wohl nur durch die Zusammenarbeit mit den IndianernNative AmericansKolonialzeit, die in dieser Gegend durch Epidemien sehr geschwächt waren, überstand die Plymouth-Kolonie die harten Anfangsjahre und konnte sich stabilisieren. Ihrer Ausdehnung waren aber enge Grenzen gesetzt, denn die Siedler, die in Bruderschaften (brotherhoods) nach strikten religiösen Regeln lebten, lehnten das Streben nach Wohlstand und weltlicher Macht bewusst ab. Im Gefolge der Glorious RevolutionGroßbritannienGlorious Revolution, die auch in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) politische Veränderungen bewirkte, ging die Kolonie der Pilgrims mit ihren 7500 Einwohnern schließlich 1691 in Massachusetts auf. Die zweite, letztlich stärkere Wurzel Neuenglands war die 1629 von der KroneGroßbritannien mit einer Charter ausgestattete Massachusetts Bay CompanyMassachusetts Bay Company. Sie förderte die Auswanderung von PuritanernPuritaner, einer gemäßigten calvinistischenCalvinisten Glaubensrichtung, die in EnglandGroßbritannien vergeblich versucht hatte, die Staatskirche von katholischen „Überresten“ zu reinigen. Unter dem Eindruck der krisenhaften Entwicklung in EnglandGroßbritannien und der blutigen Religionskriege in Europa fasste einer ihrer Führer, John WinthropWinthrop, John, den Entschluss, möglichst viele Gläubige und vielleicht sogar das Christentum selbst durch einen Exodus nach Amerika zu retten. In der Wildnis sollte eine „City upon a Hill“, ein dem wahren Glauben geweihtes und dem Rest der Welt zum leuchtenden Vorbild dienendes Gemeinwesen errichtet werden. Nachdem der gebildete und besitzende WinthropWinthrop, John von König Charles I. eine koloniale Charter erlangt hatte, verließen 1.630.900 PuritanerPuritaner auf elf Schiffen EnglandGroßbritannien in Richtung Massachusetts Bay. Bis 1640 strömten in einer ersten „EinwanderungswelleEinwanderungKolonialzeit“ über 20.000 englische Puritaner, zumeist im Familienverband, in die neue Kolonie. Ihr Zentrum war BostonBoston, aber das Siedlungsgebiet dehnte sich bald bis zum ConnecticutConnecticut River nach MaineMaine und New HampshireNew Hampshire aus. Zum ersten Gouverneur wurde John WinthropWinthrop, John gewählt, dessen religiös-orthodoxer und elitärer Führungsstil die Kolonie auf lange Zeit hinaus prägte. Das von WinthropWinthrop, John formulierte Sendungsbewusstsein überdauerte die Kolonialzeit und bildet bis heute – in religiöser und in säkularisierter Form – eines der wichtigsten Elemente des amerikanischen Selbstverständnisses und der nationalen Identität. Anders als die Pilgrims waren die Puritaner machtbewusst und strebten nach wirtschaftlichem Erfolg, den sie als Zeichen der göttlichen Gnade und Auserwähltheit werteten. Nicht wenige von ihnen wurden Kaufleute, Reeder und Schiffseigner, die am Küstenhandel und Fischfang, vor allem aber am Überseehandel mit den KaribikinselnKaribik und dem Mutterland gut verdienten. Massachusetts Bay war keine TheokratieTheokratie, denn die Geistlichen übten zwar moralische Autorität, aber normalerweise keine Regierungsämter aus. Andererseits bildeten Kirche und Staat eine feste Einheit, und das WahlrechtWahlrecht blieb bis 1691 für männliche puritanische Kirchenmitglieder reserviert. Die politische Führung lag in den Händen weniger Familien, die früh eingewandert waren und die besten Besitztitel erworben hatten. Auf der anderen Seite wurde das Prinzip der gemeindlichen Selbstverwaltung (local self-government) großgeschrieben, so dass sich oligarchische mit demokratischen Zügen mischten. Das kirchliche Leben war ebenfalls dezentralisiert und vollzog sich in weitgehend selbstständigen Gemeindebezirken, den Kongregationen (congregations), die der gesamten Glaubensrichtung den Namen KongregationalismusKongregationalisten verliehen.

Im Sinne des biblischen covenant forderten die PuritanerPuritaner die Unterordnung des Einzelnen unter die Gemeinschaft. Die Tugenden, die ihre Geistlichen predigten – Gottesfurcht, Fleiß, Rechtschaffenheit, Bescheidenheit, Selbstbeherrschung –, sollten nicht so sehr dem individuellen Fortkommen als vielmehr dem Wohl der Gemeinden dienen. Um diese Ideale zu verwirklichen, führten sie ein rigides System der geistigen und sozialen Kontrollen ein, das sich bald als Quelle innerer Spannungen erwies. Im Extremfall konnte diese Unduldsamkeit zu HexenverfolgungenHexenverfolgung, Prozessen und Hinrichtungen führen, wie sie noch in den 1690er Jahren in SalemSalem, Massachusetts stattfanden. Der gewöhnliche Ausweg war aber die Flucht Andersdenkender, die im Laufe des 17. Jahrhunderts die Abspaltung dreier Kolonien von MassachusettsMassachusetts zur Folge hatte. 1636 gründete Roger WilliamsWilliams, Roger mit einigen Anhängern Providence PlantationProvidence Plantation auf Rhode IslandRhode Island, wo, wie er versprach, niemand seines Gewissens wegen belästigt werden würde. In der Tat wurde die Kolonie bald für ihre Toleranz und ihren demokratischen Geist bekannt, aber auch für die tiefe Verstrickung ihrer Kaufleute in den transatlantischen Sklavenhandel: Hier liegt einer der Widersprüche, an denen die Geschichte NeuenglandsNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) und Nordamerikas insgesamt so reich ist.

Auf ähnliche Weise wie Rhode IslandRhode Island entstand ConnecticutConnecticut, nachdem Thomas HookerHooker, Thomas in Ungnade gefallen war und mit seiner Kongregation CambridgeCambridge, Massachusetts hatte verlassen müssen. Unter Hookers Führung schlossen sich 1638/39 die Gemeinden am Connecticut River zusammen und vertrieben in blutigen Kämpfen die dort lebenden PequotPequots-IndianerNative AmericansKolonialzeit. 1662 erhielt die Kolonie eine eigene königliche Charter und schloss sich mit der PuritanerPuritaner-Siedlung in New Haven zusammen. Unablässige Grenzstreitigkeiten mit allen benachbarten Kolonien taten der wirtschaftlichenWirtschaft Entwicklung kaum Abbruch: Um 1775 hatte Connecticut etwa 200.000 Einwohner und besaß ein gut ausgewogenes Verhältnis zwischen LandwirtschaftLandwirtschaftKolonialzeit u. Revolutionsepoche und Handel. Im Norden gehörte das Gebiet zwischen dem Pisquataqua und dem Connecticut River, das die Siedler New HampshireNew Hampshire nannten, bis 1679 zu MassachusettsMassachusetts.

Dann wurde es durch Gewährung einer königlichen Charter ebenfalls eine separate Kolonie, die mit ConnecticutConnecticut das Schicksal der unsicheren Grenzen teilte. Im Landesinnern leisteten die IndianerNative AmericansKriege, oft mit französischerFrankreichKolonien Unterstützung, Widerstand gegen das Vordringen englischer Kolonisten. Ungelöst blieb bis zur Revolution der Konflikt mit New YorkNew York um das bergige Vermont-Territorium westlich des Connecticut River. Vermont gehörte deshalb nicht zu den dreizehn „Ursprungskolonien“, sondern blieb unabhängig, bis es 1791 den Vereinigten Staaten beitrat.

Trotz der Verselbstständigung von Rhode IslandRhode Island, ConnecticutConnecticut und New HampshireNew Hampshire blieb MassachusettsMassachusetts – mit PlymouthPlymouth Plantation und dem MaineMaine-Distrikt, die es 1691 von der KroneGroßbritannien zugesprochen bekam – die bevölkerungsreichste und wirtschaftlich stärkste NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen)-Kolonie. Die Hafenstadt BostonBoston hatte 177516.000 EinwohnerBevölkerungsentwicklung – nicht viel im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung von ca. 300.000. Das Erscheinungsbild der Kolonie und von Neuengland insgesamt prägten nach wie vor Familienfarmen, auf deren eher kargen Böden wie in der Heimat Ackerbau und Viehzucht betrieben wurden, sowie Dörfer und kleine Städtchen mit ihren religiösen meeting houses und den town halls zur lokalen Selbstverwaltung. Ethnisch waren die NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen)-Kolonien so homogen, dass sie „englischer als EnglandGroßbritannien“ wirkten, und im religiösen Bereich herrschte – ungeachtet der theologischen Meinungsverschiedenheiten – weitgehende puritanische Konformität. Im 18. Jahrhundert lockerten sich die sozialen Kontrollen allmählich, und die Autorität des orthodoxen Klerus wurde seit den 1740er Jahren durch eine religiöse Erweckungsbewegung, das Great AwakeningGreat Awakening, geschwächt. Mit Ausnahme von Rhode Island blieben die Privilegien der kongregationalistischen Kirche dennoch erhalten: AnglikanerAnglikanische Kirche, QuäkerQuäker und BaptistenBaptisten durften ihren Glauben zwar praktizieren, wurden aber nur toleriert. Sie mussten sich von den Behörden registrieren lassen und Steuern entrichten, die nur der puritanischen Obrigkeit und deren KirchenKirchen zugutekamen.

Die religiöse Liberalisierung des 18. Jahrhunderts erzeugte auch eine wirtschaftliche Aufbruchstimmung. Unter den gewandelten Umständen konnten die alten puritanischen Tugenden mehr und mehr zu Triebfedern einer an individueller Leistung und Wachstum orientierten WirtschaftWirtschaft werden. Trotz des Aufschwungs, den der Handel in den Küstenstädten nahm, und trotz des steigenden Wohlstands der Kaufleute und einiger Anwälte zeichnete sich NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) aber auch am Ende der Kolonialzeit durch relativ geringe Besitzunterschiede und eine egalitäre Sozialstruktur aus. Allerdings erzeugten das starke BevölkerungswachstumBevölkerungsentwicklung (auf Grund des gesunden Klimas war die Lebenserwartung wesentlich höher als im SüdenSüden) und die Neuzuwanderung einen zunehmenden inneren Druck, der sich nur durch die Erschließung weiteren Siedlungslandes im WestenWestenErschließung ausgleichen ließ.

Nach dem Willen der puritanischen Gründer sollte möglichst jedes Gemeindemitglied die Bibel lesen können, um mit offenem Geist auf die göttliche Gnade und Erlösung vorbereitet zu sein. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts bauten die KolonialparlamenteRegierungssystemKolonialparlamente deshalb mit Steuergeldern ein System von Grundschulen und höheren Lateinschulen auf, das NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) zur Region mit der höchsten Alphabetisierungsrate und der besten AllgemeinbildungBildungswesen in ganz Amerika machte. Schon 1636 war HarvardUniversitätenHarvard University College in CambridgeCambridge, Massachusetts gegründet worden, vor allem um Nachwuchs an Geistlichen heranzuziehen, aber auch, um die Gentlemen, die Söhne der führenden Familien, in den Schönen Künsten zu unterweisen. YaleUniversitätenYale University College in New Haven, ConnecticutConnecticut, geht auf das Jahr 1701 zurück und zählt damit ebenfalls zu den ersten nordamerikanischen UniversitätenUniversitäten. Gemessen an den anderen Kolonien trat NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) also mit einem erstaunlich hohen BildungsniveauBildungswesen in die Revolutionsepoche ein. Ungeachtet aller Verweltlichungstendenzen lebte das puritanische Erbe in dem Auserwähltheitsglauben fort, der Neuengland eine hervorgehobene Rolle im göttlichen Heilsplan zuwies. Diese Überzeugung von einer „besonderen Mission“, die ursprünglich oft mit Versagensängsten und Selbstanklagen, etwa in der typisch puritanischen Predigtform der Jeremiade, einherging, strahlte bald auf alle Kolonien aus, verband sich in der Revolution mit der Ideologie des RepublikanismusRepublikanismus und wurde im 19. Jahrhundert Teil des amerikanischen Nationalbewusstseins.

Die Mittelatlantik-KolonienMittelatlantik-Kolonien

Im Vergleich mit NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) und dem SüdenSüden boten die Mittelatlantik-KolonienMittelatlantik-Kolonien sowohl ethnisch als auch kulturell und wirtschaftlich ein abwechslungsreiches Bild. Das hing damit zusammen, dass dieser Raum ursprünglich von Niederländern und SkandinaviernEinwanderungEthnienSkandinavier besiedelt worden war und erst nach der Mitte des 17. Jahrhunderts an EnglandGroßbritannien fiel. Die Mündungsgebiete und Flussläufe des HudsonHudson und DelawareDelaware wurden z.B. von der niederländischen Westindien-Gesellschaft erschlossen, die sich hauptsächlich für den PelzhandelPelzhandel mit IndianernNative AmericansKolonialzeit interessierte. Die Kolonie, die daraus hervorging, hieß zunächst Neu-NiederlandeNeu-Niederlande mit dem Hafen Neu-AmsterdamNeu-Amsterdam, gelegen auf einer Insel – dem heutigen ManhattanManhattan –, die man den ManhatasManhatas-Indianern für Schmuck im Wert von 50 Gulden abgekauft hatte. Die niederländischen Generaldirektoren wirtschafteten allerdings hauptsächlich in die eigene Tasche und sorgten dafür, dass einige auserwählte Familien riesige Landgüter im Hudson-Tal erhielten, die sie mit Pächtern besetzten. In den 1660er Jahren ging die Kolonie als Folge der englisch-niederländischen Seekriege in den Besitz der englischenGroßbritannien KroneGroßbritannien über, und Charles II.Charles II. vergab sie als Lehen an seinen Bruder James, den Herzog von York und AlbanyAlbany, New York. Aus Neu-NiederlandeNeu-Niederlande und Neu-AmsterdamNeu-Amsterdam wurden deshalb die Kolonie New YorkNew York und New York CityNew York City, und Fort OrangeFort Orange im Hudson-Tal hieß fortan AlbanyAlbany, New York.

Die Kolonie New JerseyNew Jersey war ebenfalls Teil der niederländisch-skandinavischen Einflusszone gewesen. Der Herzog von York löste sie 1664 aus seinem Lehensbesitz heraus und übergab sie an zwei seiner Gefolgsleute. Von EnglandGroßbritannien aus versuchten die Besitzer, neue Siedler zu gewinnen, indem sie Land unter günstigen Bedingungen anboten, eine gesetzgebende Versammlung in Aussicht stellten und Gewissensfreiheit versprachen. East Jersey (der Norden) nahm einen neuenglischen Charakter an und orientierte sich zu New York CityNew York City hin, während West Jersey (der SüdenSüden) zur ersten Heimstätte der QuäkerQuäker wurde, unter ihnen William PennPenn, William, der spätere Gründer von PennsylvaniaPennsylvania. PennPenn, William entstammte einer wohlhabenden und einflussreichen englischenGroßbritannien Familie, war aber als junger Mann der Society of Friends beigetreten, deren Mitglieder – die Quäker genannt wurden – wegen ihrer Kriegsdienst- und Steuerverweigerung in Konflikt mit den staatlichen und kirchlichen Autoritäten gerieten. Um seinen Glaubensbrüdern und -schwestern die freie Religionsausübung zu ermöglichen, bemühte sich PennPenn, William um Landerwerb für Quäkergemeinden in Nordamerika. Seine Handschrift ist bereits in den bemerkenswert liberalen Laws, Concessions, and Agreements of West Jersey von 1677 zu erkennen, einem Dokument, das völlige Gewissensfreiheit, eine großzügige Landvergabe und die Kontrolle des kolonialen Steuerwesens durch eine repräsentative Versammlung garantierte.

Im Spektrum der DissenterDissenter, der Abweichler von der anglikanischen StaatskircheAnglikanische Kirche, gehörten die QuäkerQuäker zu den radikalsten Sekten des 17. Jahrhunderts. Sie praktizierten eine ganz auf das Individuum und seine „innere Erleuchtung“ ausgerichtete ReligionReligion, die weder kirchliche Institutionen noch einen Klerus und feste Rituale benötigte. Als PazifistenPazifisten und Gegner weltlicher Autorität verweigerten sie jeglichen Loyalitätseid, bestanden auf der absoluten Gewissensfreiheit und forderten soziale Reformen zu Gunsten der Unterschichten. In Amerika machten sich Quäkergemeinden – neben MennonitenMennoniten aus Deutschland – zu ersten Fürsprechern der Sklavenbefreiung, auch wenn einige Quäker selbst Sklaven besaßen. Auf Fürsprache von Penns Vater, der König Charles II.Charles II. eine erhebliche Geldsumme geliehen hatte, und auf Grund seiner guten Beziehungen zum englischenGroßbritannien Parlament wurde William PennPenn, William1681 mit dem gesamten noch nicht zugewiesenen Gebiet zwischen New YorkNew York und MarylandMaryland belehnt. Es umfasste 20 Millionen acres und war damit fast so groß wie das Mutterland. Im Jahr darauf gab PennPenn, William der Kolonie seinen Namen und gründete am Zusammenfluss von DelawareDelaware River und Schuylkill River die „Stadt der brüderlichen Liebe“, PhiladelphiaPhiladelphia. Sein erster Verfassungsplan für das „heilige Experiment“ zeigt, dass PennPenn, William nach Temperament und Erziehung Aristokrat war: Er verband hehre moralische Grundsätze mit einem Regierungs- und Verwaltungssystem, das die politische Macht bei ihm selbst als dem proprietor und bei den von ihm ernannten Beamten konzentrierte. Die Vertreter des Volkes, die von den Landbesitzern gewählt wurden, mussten sich darauf beschränken, die von der Regierung eingebrachten Gesetze entweder anzunehmen oder abzulehnen. Auf diese Weise glaubte PennPenn, William, das Fundament für ein harmonisches und stabiles Gemeinwesen gelegt zu haben. Die Wirklichkeit entsprach, wie fast überall in den Kolonien, nicht den Erwartungen und Utopien des Gründers. PennPenn, William hatte keine glückliche Hand bei der Auswahl seiner Stellvertreter und geriet in Streit mit den Siedlern, die ihm 1701 eine neue, demokratischere Charter of Liberties abrangen. Die Quäker-Elite lenkte aber weiterhin die Geschicke der Kolonie, was umso bemerkenswerter ist, als die Quäker zahlenmäßig gegenüber anderen Religionsgemeinschaften wie LutheranernLutheraner, PresbyterianernPresbyterianer und ReformiertenReformierte bald in die Minderheit gerieten. 1704 musste PennPenn, William den Siedlern der drei Lower Counties am Unterlauf des Delaware River ein eigenes Parlament zugestehen, beharrte jedoch darauf, dass sie unter der Oberhoheit des Gouverneurs von PennsylvaniaPennsylvania blieben. Ungeachtet dieser formalen Verbindung entwickelte sich Delaware, wie die drei Kreise von nun an hießen, zu einer selbstständigen, wenngleich wirtschaftlich eng an Pennsylvania angelehnten Kolonie.

Abb. 2: Vertragsschluss zwischen William Penn und einer Gruppe Delaware-Indianer, 1681

ÖkonomischWirtschaft waren die Mittelatlantik-KolonienMittelatlantik-Kolonien geprägt durch mittleren bis größeren Farmbesitz, der auf fruchtbaren Böden die Erwirtschaftung von Getreide- und Fleischüberschüssen für den Export, hauptsächlich in die KaribikKaribik, aber auch in die südlichen Festlandskolonien und sogar nach Europa ermöglichte. Die Ausnahme von diesem System der Familienfarmen bildeten die feudalen Landgüter (manors) im HudsonHudson-Tal, auf denen auch nach dem Abzug der niederländischen Verwaltung vorwiegend Holländer als Pächter (tenants) saßen. Ihre Besitzer verfügten weiterhin über enormen politischen Einfluss in New YorkNew York, sofern sie es nicht vorzogen, nach dem Beispiel vieler karibischer Pflanzer als absentee landowners in Europa von den Pachtzinsen zu leben. New York CityNew York City erlangte wegen seines exzellenten Hafens überregionale Bedeutung als Handels- und Finanzzentrum. Die Stadt wuchs schneller als BostonBoston und brachte eine koloniale Kaufmannselite hervor, die sich erfolgreich im Überseehandel engagierte. Noch mehr Dynamik legte PennsylvaniaPennsylvania an den Tag, das unternehmungslustige EinwandererEinwanderungKolonialzeit aus ganz Europa anzog, nicht zuletzt DeutscheEinwanderungEthnienDeutsche, die – zum Teil als indentured servantsindentured servants – religiöser Verfolgung und wirtschaftlicher Not zu entkommen suchten. Den Anfang hatten 13 KrefelderKrefeld Mennoniten-Familien unter der Leitung des Theologen und Juristen Franz Daniel PastoriusPastorius, Franz Daniel gemacht, die 1683 nach 75-tägiger Schiffsreise auf der „Concord“ im Hafen von PhiladelphiaPhiladelphia landeten. Pastorius, ein Freund Penns, wurde zum ersten Bürgermeister von Germantown ernannt, das rasch zur Stadt heranwuchs und lange Zeit Zentrum der deutschen EinwanderungEinwanderungEthnienDeutsche blieb. Zahlenmäßig überwogen bald PietistenPietisten, LutheranerLutheraner und ReformierteReformierte, die in der Quäkerkolonie „ein ruhiges, ehrliches und gottgefälliges Leben“ führen wollten.

Der Einfluss der QuäkerQuäker machte sich in einem offeneren, weniger patriarchalisch-autoritären geistigen Klima und Familienethos als in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) und im SüdenSüden bemerkbar. Penns Wunschbild eines schlichten, von der Zivilisation unverdorbenen Volkes wurde aber sehr schnell durch das Eindringen des Wettbewerbsprinzips korrigiert. Die günstige geographische Lage, eine Regierung, die den Bürgern nur wenig Steuern auferlegte, und eine gesunde Mischung aus Farmern, Handwerkern, Kaufleuten, Kleinunternehmern und Arbeitern machte PennsylvaniaPennsylvania zum Mittelpunkt des kolonialen Wirtschaftslebens. Diese Struktur und die im Exportgeschäft erzielten Gewinne boten auch die beste Voraussetzung für künftige industrielle Unternehmungen. PhiladelphiaPhiladelphia, zur Zeit der Revolution mit 40.000 Einwohnern die größte Stadt in Nordamerika, entwickelte sich überdies zum geistigen Zentrum der Neuen Welt. Ihr prominentester Bürger, der Drucker, Schriftsteller und Naturwissenschaftler Benjamin FranklinFranklin, Benjamin, personifizierte im Europa der AufklärungAufklärung geradezu das freiheitliche, prosperierende „Wunder im WestenWesten“, das eine Alternative zu Absolutismus und religiöser Intoleranz aufscheinen ließ.

Vielfalt herrschte vor allem in ethnischer und religiöser Hinsicht. Während in MassachusettsMassachusetts (nach dem ersten Zensus von 1790) 81 Prozent der BevölkerungBevölkerungsentwicklung englischer Herkunft waren, traf das in New YorkNew York nur auf 52 Prozent, in PennsylvaniaPennsylvania sogar nur auf 35 Prozent zu. In New York und New JerseyNew Jersey machten die Niederländer 17,5 bzw. 16,6 Prozent aus, und hier lebten auch noch SkandinavEinwanderungEthnienSkandinavierier, insbesondere SchwedenSchweden. In Pennsylvania stieg der Anteil deutschstämmiger Bürger bis zur Revolution auf knapp ein Drittel, in allen dreizehn Kolonien zusammen auf fast 10 Prozent an. Diese Zahlen bereiteten selbst dem ansonsten aufgeschlossenen und toleranten Benjamin FranklinFranklin, Benjamin Sorgen vor einer „Überfremdung“ Pennsylvanias durch DeutscheEinwanderungEthnienDeutsche. Im Hinterland von New York und Pennsylvania siedelten zudem IrenEinwanderungEthnienIren, SchottenEinwanderungEthnienSchottenSchottland, Iro-SchottenIro-Schotten und französische HugenottenHugenotten, die nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 ihre Heimat hatten verlassen müssen. Die nördlichste Kolonie mit einer beachtlichen SklavenbevölkerungAfroamerikanerBevölkerungsentwicklung war New York (16.000), und auch in New Jersey, Pennsylvania und DelawareDelaware lebten jeweils einige tausend unfreie und wenige freie AfrikanerAfroamerikanerKolonialzeit. Von der religiösen Zusammensetzung her hielt New York die Spitze, wo die AnglikanerAnglikanische Kirche zwar das offizielle Kirchenregiment stellten, wo aber nicht weniger als zehn größere christliche Glaubensgemeinschaften (denominations) vertreten waren: Niederländisch-ReformierteNiederländisch-Reformierte, die anfangs die Staatskirche gebildet hatten; PresbyterianerPresbyterianer, LutheranerLutheraner, Anglikaner, QuäkerQuäker, BaptistenBaptisten, KongregationalistenKongregationalisten, Französisch-ReformierteReformierte (Hugenotten), DeutschEinwanderungEthnienDeutsche-Reformierte, PietistenPietisten und KatholikenKatholiken; hinzu kam noch eine jüdischeJuden Gemeinde in New York CityNew York City. Weder in New York noch in Pennsylvania oder anderswo kam es zur völligen „Verschmelzung“ dieser unterschiedlichen ethnisch-religiösen Kulturen, wie es der französische Einwanderer St. John de CrèvecoeurCrèvecoeur, St. John de um 1770 in seinen später berühmten Letters from an American Farmer behauptete: „What, then, is the American, this new man? He is neither an European, nor the descendant of an European … Here individuals of all nations are melted in a new race of men, whose labors and posterity will one day cause great changes in the world …“. Diese Aussage hatte eher die Qualität eines Glaubensbekenntnisses und einer Prophezeiung als den Wert einer empirischen Beobachtung; aber schon die Pluralität und das friedliche Nebeneinander so vieler ethnischer Gruppen und religiöser Richtungen waren zu der Zeit einmalig in der atlantischen Welt. Diese Vielfalt machte auch einen bedeutenden Teil des gesellschaftlichen Reichtums aus, denn WirtschaftWirtschaft und Geistesleben konnten sich nirgends so ungehindert entfalten wie in den Mittelatlantik-KolonienMittelatlantik-Kolonien.

Küste und Hinterland

Die regionale Differenzierung in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen), Mittelatlantik-KolonienMittelatlantik-Kolonien und (oberen und unteren) SüdenSüden wurde ergänzt durch eine Ost-West-Gliederung, die in den weit nach WestenWesten reichenden Kolonien am ausgeprägtesten war. Im Zuge der Erschließung und Besiedlung bildeten sich drei Zonen mit unterschiedlichen wirtschaftlichen und sozialen Gegebenheiten heraus. In den Küstengebieten und größeren Flusstälern herrschte wegen der guten Böden und günstigen Transportmöglichkeiten die kommerzielle LandwirtschaftLandwirtschaftKolonialzeit u. Revolutionsepoche vor, d.h. die Herstellung von Agrarprodukten für die städtischen Märkte oder den Export. Davon profitierten Pflanzer und Familienfarmer gleichermaßen, die ihren Wohlstand von Generation zu Generation mehren konnten. In dieser Zone entstanden auch die bedeutenden Städte von BostonBoston über New YorkNew York City, PhiladelphiaPhiladelphia und BaltimoreBaltimore bis CharlestonCharleston, South Carolina, die Handel und Gewerbe an sich zogen. Unternehmerische Naturen fanden hier die besten Aufstiegschancen, denn Geldvermögen ersetzte schon bald (zumindest in NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) und den Mittelkolonien) die traditionellen Status- und Rangmerkmale. In dem Maße, wie sich die Sozialstruktur ausdifferenzierte, begann sie sich aber auch zu verfestigen, und nahm die Besitzkonzentration zu. In Boston verfügten z.B. die reichsten 10 Prozent der Bevölkerung 1690 über 27 Prozent des zu versteuernden Vermögens, 1770 dagegen schon über 44 Prozent. Die Zeitgenossen nahmen die Schichtung der Gesellschaft deutlich wahr und unterschieden zwischen der „better sort of people“, der „middling sort“ und den „lower people“. Zur Oberschicht zählten die Pflanzer und Großgrundbesitzer, die reichen Kaufleute und Schiffseigner sowie die prominentesten Angehörigen der freien Berufe wie Anwälte, Ärzte und Gelehrte. Die relativ breite Mittelschicht wurde gebildet von Lehrern und Pfarrern, Handwerkern, Händlern, Ladenbesitzern, Wirten und Gesellen. Am unteren Ende der städtischen Sozialpyramide befanden sich besitzlose ArbeiterArbeiter, Seeleute und Dienstboten, deren Zahl in Boston von 1690 bis 1770 um das Vierfache anstieg, sowie indentured servantsindentured servants, die ihre Schiffspassage abarbeiten mussten, freie Afroamerikaner und Sklaven.

Große Teile NeuenglandsNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) sowie weniger fruchtbare Gebiete im Hinterland der Mittel- und Südkolonien lassen sich einer zweiten Zone zuordnen, in der die Farmfamilien nur so viel (oder wenig mehr) produzierten, als sie selbst verbrauchten. Die Sozialstruktur war in dieser Zone der Subsistenzwirtschaft entsprechend einfach, denn außer Farmern – die selten Sklaven besaßen – gab es hier nur wenige Handwerker und Händler. Allerdings nahm infolge der hohen Geburtenrate die Gruppe derjenigen zu, die kein Land erben konnten und daher ihr Glück in den Städten oder weiter im WestenWestenErschließung an der Siedlungsgrenze suchen mussten. Unter den primitiven Bedingungen dieser FrontierFrontier-Region, die ständig in Bewegung war, lebten Trapper, die jagten und mit IndianernNative AmericansKolonialzeit PelzhandelPelzhandel trieben, sowie Farmer allein oder mit ihren Familien. Sie gerieten auch immer wieder, meist gegen den Willen der Regierungen, in blutige Konflikte mit IndianernNative AmericansKolonialzeit, die sich von ihrem Vordringen besonders bedroht fühlten.

Auf Grund dieses allmählichen Voranschiebens der FrontierFrontier, das mit dem Übergang von der Subsistenzwirtschaft zur kommerziellen LandwirtschaftLandwirtschaftKolonialzeit u. Revolutionsepoche verbunden war, erreichte die koloniale Gesellschaft einen hohen Grad der Mobilität – sowohl horizontal (geographisch), als auch vertikal (als sozialer Aufstieg). Die WirtschaftsstrukturWirtschaft blieb vorwiegend agrarisch: Ca. 80 Prozent der arbeitenden Bevölkerung lebte auf Farmen und Plantagen, 10–15 Prozent waren Handwerker, und die Gruppe der Kaufleute und freien Berufe machte etwa 5 Prozent aus. Die „Feudalisierungstendenzen“ an der Küste und in den Städten wurden im 18. Jahrhundert aufgewogen durch die Westwanderung, die dafür sorgte, dass die Gesellschaft „im Fluss“ blieb. Man schätzt, dass 15 Prozent der ländlichen BevölkerungBevölkerungsentwicklung innerhalb von 10 Jahren mindestens einmal umzogen, und diese Zahl erhöht sich unter Einschluss der NeueinwandererEinwanderungKolonialzeit auf 40 Prozent. Die Hälfte bis drei Viertel aller landlosen weißen Männer erwarben im Laufe ihres Lebens Landbesitz, und nur einer von zwanzig blieb dauerhaft besitzlos. Durch diese Mobilität und DynamikWirtschaft hoben sich die dreizehn Siedlungskolonien auf markante Weise von den übrigen englischenGroßbritannien Besitzungen in der KaribikKaribik und an der kanadischenKanada Küste ab. Deshalb ist es auch kein Zufall, dass gerade sie als Erste den Schritt in die Unabhängigkeit wagten. An der Schwelle zur Revolutionsepoche wies die koloniale Gesellschaft, speziell im Bereich der Werte, Normen und Mentalitäten, zwar noch deutliche aristokratisch-monarchische Merkmale auf, doch gleichzeitig verfügte sie bereits über ein beträchtliches liberales und demokratisches Potenzial.

Abb. 3: Die Herkunft der nicht-indianischen Bevölkerung in den britischen Festlandskolonien (1700–1775)

3Die Kolonien im Empire-Verband

Regionalisierung und Differenzierung hätten dazu führen können, dass sich die einzelnen Kolonien oder doch zumindest Norden, Mitte und SüdenSüden immer weiter auseinanderentwickelten. Dieser durchaus spürbaren Tendenz zur „Fragmentierung“ wirkte die Einbindung in das entstehende „erste“ englische Weltreich entgegen. Zunächst waren die königlichen Charters weit weniger Teil eines Herrschaftsplanes gewesen als Ausfluss des Bemühens, verdiente Untertanen zu belohnen sowie religiöse und soziale Konflikte durch Auswanderung zu entschärfen. Nach dem Ende des Bürgerkriegs und der RestaurationGroßbritannienRestauration der Monarchie wusste die KroneGroßbritannienenglischer Bürgerkrieg ab den 1660er Jahren den Wert, den die Festlandskolonien innerhalb des mit Hilfe der Navigation ActsNavigation Acts ausgebauten englischen MerkantilsystemsGroßbritannienMerkantilsystem besaßen, noch besser zu schätzen. Sie trugen zur Versorgung der KaribikinselnKaribik und des Mutterlandes mit wichtigen Rohstoffen bei (die von England aus auch profitabel in andere europäische Länder weiterverkauft werden konnten), und sie stellten einen wachsenden Markt für in EnglandGroßbritannien hergestellte Fertigprodukte dar. Parlament und Krone bemühten sich von nun an verstärkt um administrative Kontrolle der Siedler, aber ein erster Zentralisierungsschub, der 1688 zur Zusammenfassung aller Kolonien von MassachusettsMassachusetts bis New JerseyNew Jersey im Dominion of New EnglandDominion of New England führte, scheiterte kurz darauf im Zuge der Glorious RevolutionGroßbritannienGlorious Revolution. Dennoch wuchsen die Festlandskolonien auch weiterhin politisch, wirtschaftlich, militärisch und kulturell enger in das Empire hinein.

Salutary neglectGroßbritanniensalutary neglectSalutary neglect und imperiale Kontrolle

Nach der Revolution von 1688/89 bildete sich über mehrere Jahrzehnte ein lockeres Beziehungsmuster zwischen Mutterland und Kolonien heraus, das der englische Staatsmann und Philosoph Edmund BurkeBurke, Edmund gegen Ende des 18. Jahrhunderts treffend als „heilsame Vernachlässigung“ (salutary neglectGroßbritanniensalutary neglect) charakterisierte. Allerdings ging das Verlangen nach imperialer Kontrolle nicht ganz verloren, wie sich 1696 in der Einrichtung eines Board of Trade and PlantationsBoard of Trade and Plantations in LondonLondon zeigte. Im selben Jahr verabschiedete das Parlament einen neuen Navigation Act