Geschichte des Zölibats - Georg Denzler - E-Book

Geschichte des Zölibats E-Book

Georg Denzler

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Beschreibung

Der Amtszölibat als Pflichtgesetz für Priester der katholischen Kirche ist eine Existenzfrage, nicht nur für die persönlich Betroffenen. Der katastrophale Priestermangel betrifft die Kirche insgesamt. Ist der Pflichtzölibat ein ehernes Gesetz oder ein historisches Relikt? Entstehung und Entwicklung des Zölibatsgesetzes sind für viele, die darüber hitzig und kontrovers diskutieren, weithin unbekannt. Angesichts vieler falscher oder schiefer Ansichten zur – zugegeben – komplizierten Geschichte des Zölibats vermittelt Georg Denzler ohne jeden Zorn, aber nicht ohne Eifer sachliche Information und nüchterne Beurteilung einer Geschichte, die mehrere Jahrhunderte umspannt. Ein engagiertes und kompetentes Buch, dessen Autor am Ende gesteht: "Wenn ich der katholischen Kirche etwas Böses wünschen sollte, wäre es dies: dass sie die Zölibatsverpflichtung ihrer Priester unter allen Umständen und gegen alle Widerstände als eisernes Gesetz aufrechthält. Doch ich wünsche es nicht, und zwar im Interesse der Kirche Jesu Christi und aller Menschen, für die diese Kirche da sein soll."

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Seitenzahl: 338

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Georg Denzler

Die Geschichte des Zölibats

2. aktualisierte und erweiterte Auflage

HERDER spektrum Band 6887

Zweite aktualisierte und erweiterte Auflage

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Verlag Herder

Umschlagmotiv: © wikimedia commons ­ Le cardinal et la none,

Egon Schiele

Autorenfoto: Brigitte Würtz, München

Satz: Arnold & Domnick, Leipzig

E-Book-Konvertierung: Carsten Klein, Torgau

ISBN (Print) 978-3-451-06887-4

ISBN (E-Book) 978-3-451-81646-8

Inhalt

Auf ein Wort

Vorwort zur 2. Auflage

I. Priesterbild im Wandel

II. Gesetzgebung zur Enthaltsamkeit und zum Zölibat

1. Biblische Aussagen

A. Altes Testament

B. Neues Testament

2. Kirchengeschichte

A. Von der Zeit der Apostel bis zum 2. Laterankonzil (1139)

B. Vom 2. Laterankonzil (1139) bis zur Gegenwart

III. Innere und äußere Gründe für das Zölibatsgesetz

1. Kultische Reinheit

2. Asketische Reinheit

3. Gesellschaftliches Prestige

4. Ökonomisches Interesse

5. Machtstreben

6. Theologische Argumente

A. Geschenk (charisma) von Gott

B. Verbindung mit Jesus Christus

C. Apostolisches Wirken für das Reich Gottes

D. Jungfräulichkeit und Maria

E. Engelgleiches Leben

IV. Gegner des Zölibatsgesetzes

V. Verwirklichung des Zölibatsgesetzes

VI. Laisierung: Vom Priester zum Laien

Einzeldispens vom Zölibatsgesetz

Allgemeine Dispens vom Zölibatsgesetz

Laisierungsverfahren

Theologische Fragwürdigkeit der Laisierung

Skandalöse Laisierungspraxis

VII. Gegenwärtige Zölibatsdiskussion

Zölibat als Gabe Gottes

Zölibat als Menschenrechtsfrage

Zölibat als Ursache für den Priestermangel

Zölibat und Armut

Zölibatsnorm und Realität

Solidarität der Priester gefordert

Wie lange noch Tanz um das „Goldene Kalb“?

Bibliographie

Über den Autor

Auf ein Wort

Jesus Christus:

„Ich nenne euch nicht mehr Knechte ...

Vielmehr habe ich euch Freunde genannt“ (Joh 15,15)

Ambrosius († 397), Bischof von Mailand:

„Knechten gibt man Gebote, Freunden aber Räte.

Wo Gebot, da waltet das Gesetz, wo der Rat, da waltet

die Gnade“ (Migne: PL 16,256)

Noch eine Veröffentlichung zum leidigen Thema Zölibat! So höre ich Sie stöhnen, und ich sehe auch schon, wie Sie dieses Buch aus der Hand legen, weil Sie der Meinung sind, die sattsam bekannten Argumente pro und contra Zölibat, die Gedanken über Nutzen und Schaden der gesetzlichen Verpflichtung der Priester zur Ehelosigkeit seien längst schon bis zum Überdruß ausgetauscht. Neues gebe es nicht mehr zu erwarten. Und im Übrigen habe alles Argumentieren keinen Sinn, da es sich bei diesem Thema in erster Linie um ein kirchenpolitisches Problem handle, über das „Rom“, gemeint ist vor allem der Papst, bekanntlich nicht mit sich reden lasse.

Sollte es in der Tat noch so sein wie vor 900 Jahren, als selbst Bischöfe, die 1074 bei einer Synode in Erfurt gegen die von Papst Gregor VII. mit Entschiedenheit geforderte Enthaltsamkeit des Klerus opponierten, nach einem Bericht des Bamberger Mönchs Lampert von Hersfeld enttäuscht feststellen mußten, dass weder mit Gegengründen noch mit Bitten bei der römischen Kirchenautorität etwas auszurichten sei? Dann freilich bliebe uns nichts anderes übrig, als mit dem Dichter Dante Alighieri resigniert zu bekennen: „Laßt alle Hoffnung fahren“.

Resignation sei eine „Sünde gegen den Heiligen Geist“, meinte der weltbekannte reformierte Theologe Karl Barth (†1968), „das glückselige Aber zur Resignation“ jedoch ein Zeichen von Hoffnung. Die biblische Mahnung „Hoffen gegen alle Hoffnung“ müßte in der Tat die Devise eines jeden Christen sein. Also will auch ich tausendmal lieber auf Hoffnung setzen, statt alle Hoffnung fahren zu lassen.

Wenn ich der Einladung, die gegenwärtige Zölibatsdiskussion durch einen historischen Beitrag zu versachlichen, folgte und mich dazu entschloß, nach meiner zweiteiligen Publikation „Das Papsttum und der Amtszölibat“ (1973-1975), wo die Päpste im Mittelpunkt stehen, diese Abhandlung zu verfassen, geschah es vor allem deshalb, weil Entstehung und Entwicklung des Zölibatsgesetzes doch nicht so bekannt sind, wie es den Anschein hat.

Neben viel Unkenntnis, die sich beheben ließe, wird bei Erörterung der Zölibatsfrage häufig eine reichliche Portion Ideologie sichtbar, die leider nur schwer auszuräumen ist. Angesichts vieler falscher oder schiefer Ansichten zur – zugegeben – komplizierten Geschichte des Priesterzölibats tut Aufklärung immer noch not. Der Leser möge hier nicht eine anthropologische, systematisch-theologische oder pastoral-theologische Studie des Zölibatsproblems erwarten, sondern in erster Linie, wie es auch der Titel verspricht, eine historische Abhandlung des Zölibatsthemas.

Bei der zu allen Zeiten, heute aber mit besonderer Dringlichkeit diskutierten gesetzlichen Ehelosigkeit der katholischen Priester geht es nicht um eine unbedeutende Sache, sondern um wirkliche Existenzprobleme: zunächst für die persönlich betroffenen Priester und Priesteramtskandidaten, dann aber auch für immer mehr Pfarrgemeinden. Nehmen wir also die Lage so ernst, wie sie wirklich ist, und bemühen wir uns um sachliche Information und nüchterne Beurteilung einer Geschichte, die mehrere Jahrhunderte umspannt.

Der Historiker soll, einem alten Grundsatz folgend, „ohne Zorn und Eifer“ (sine ira et studio) ans Werk gehen. Dieses Buch ist ohne jeden Zorn geschrieben, aber nicht ohne Eifer, und auch nicht ohne persönlichen Einsatz; denn diese beiden, Eifer und Einsatz, sind im Interesse des zu behandelnden Themas nicht bloß wünschenswert, sondern sogar notwendig.

Für das Mitlesen der Korrekturfahnen danke ich sehr herzlich Max Blauberger (Bamberg) und Dr. Hans-Urs Wili (Bern).

Breitbrunn am Ammersee, im November 1992

Georg Denzler

Vorwort zur 2. Auflage

Wenn der Verlag Herder nach mehr als 20 Jahren eine 2. Auflage dieses Buches veranstaltet, geschieht dies, weil die Thematik des Buches unverändert aktuell ist. Die vom 2. Laterankonzil (1139) verordnete Verpflichtung des Klerus der römisch-lateinischen Kirche zur Ehelosigkeit war zu allen Zeiten umstritten, am heftigsten aber wird sie seit dem 2. Vatikanischen Konzil (1962-1965) und den Päpsten Paul VI., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. abgelehnt. Der jetzige Papst Franziskus (seit 2013) zeigte sich vom Beginn seines Pontifikats an zu grundsätzlichen Reformen der Kirche entschlossen. Ob er auch an dem ehernen Gesetz des Priesterzölibats rütteln wird, muss erst noch die Zukunft zeigen.

Kardinal Karl Lehmann, Bischof von Mainz und langjähriger Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, fragt sich in seinem neuesten Interview-Buch „Mit langem Atem“, herausgegeben von Markus Schächter, ob es nicht „unterschiedliche Verwirklichungsmodelle von Priestertum“ geben könne. In diesem Zusammenhang meint er, dass man „angesichts der pastoralen Nöte bei uns“ einer offenen Diskussion darüber, ob es in der römisch-katholischen Kirche nur den zölibatären Priester geben müsse, nicht ausweichen dürfe. Es sei für ihn seit fast 50 Jahren „eine niederschmetternde Erfahrung, dass man über diese Frage nicht unbefangen und gelassen diskutieren kann“. Genau dazu möchte die Neuauflage dieses Buches einen Beitrag leisten.

Breitbrunn am Ammersee, im April 2016

Georg Denzler