Geschichte Sachsens - Frank-Lothar Kroll - E-Book

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Frank-Lothar Kroll

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Beschreibung

Der Freistaat Sachsen kann auf eine fast tausendjährige bewegte Geschichte zurückblicken. Anschaulich und mit dem Blick für das Wesentliche verfolgt Frank-Lothar Kroll ihre Hauptetappen und verbindet dabei politische, wirtschaftliche, kulturelle und dynastische Entwicklungen zu einem faszinierenden Panorama. Sachsen war im Alten Reich einer der führenden und kulturell reichsten deutschen Einzelstaaten. Anschaulich, informativ und erzählerisch stark verdichtet führt Frank-Lothar Kroll in diesem Buch in die beeindruckende Geschichte des Landes ein. Dabei spannt er den Bogen von der ersten Besiedlung bis zum heutigen Bundesland und beleuchtet die mittelalterlichen Anfänge des sächsischen Staates ebenso wie seine Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert, die Eingliederung ins deutsche Kaiserreich, das Ende der Monarchie sowie die Jahre des Dritten Reiches und der DDR. Eingängig werden dabei politische, wirtschaftliche, kulturelle und dynastische Entwicklungen miteinander verwoben.

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Frank-Lothar Kroll

GESCHICHTE SACHSENS

C.H.Beck

Zum Buch

Sachsen war im Alten Reich einer der führenden und kulturell reichsten deutschen Einzelstaaten. Anschaulich, informativ und erzählerisch stark verdichtet führt Frank-Lothar Kroll in diesem Buch in die beeindruckende Geschichte des Landes ein. Dabei spannt er den Bogen von der ersten Besiedlung bis zum heutigen Bundesland und beleuchtet die mittelalterlichen Anfänge des sächsischen Staates ebenso wie seine Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert, die Eingliederung ins deutsche Kaiserreich, das Ende der Monarchie sowie die Jahre des Dritten Reiches und der DDR. Eingängig werden politische, wirtschaftliche, kulturelle und dynastische Entwicklungen miteinander verwoben.

Über den Autor

Frank-Lothar Kroll, geboren 1959, ist Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der Technischen Universität Chemnitz. Er ist Vorsitzender der Preußischen Historischen Kommission und der Prinz Albert-Gesellschaft. Seit 2016 amtierte er als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beraterkreises der Bundesstiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung. Bei C.H.Beck sind von ihm lieferbar: Die Hohenzollern (2008), Preußens Herrscher (Hg., 4. Aufl. 2009), Die Herrscher Sachsens (Hg., 3. Aufl. 2013), Geschichte Hessens (3. Aufl. 2017).

Inhalt

Karte 1: Sächsisch-thüringische Territorien um 1500

I. Ursprünge

1. Vor- und Frühgeschichte

2. Germanenzeit

3. Landnahme und Stammesbildung der Sorben

II. Sachsen im Mittelalter

1. Herrschaftskonsolidierung und Landesausbau

2. Die markmeißnische Landesherrschaft

3. Religiöse und geistig-kulturelle Kräfteformierung

III. Im Zeitalter der Reformation und Glaubensspaltung

1. Kurfürstentum und Herzogtum

2. Der albertinische Kurstaat

3. Wirtschaft und Gesellschaft

IV. Kursachsen im Zeitalter des Absolutismusund der Staatenunion mit Polen

1. Wiederaufbau nach Krieg und Zerstörung

2. Staatenunion, Mächtepolitik, Kriege

3. Politik, Gesellschaft und Kultur im «Augusteischen Zeitalter»

V. Vom Kurfürstentum zum konstitutionellen Königreich

1. Das «Rétablissement»

2. Außenpolitik im Schatten der Großen Mächte

3. Verfassungsgebung und Staatserneuerung

VI. Ein Königreich in Deutschland

1. Vom Deutschen Bund zum Deutschen Reich

2. Sachsen im Kaiserreich

3. Erster Weltkrieg und Ende der Fürstenherrschaft

VII. Wege und Wandlungen im 20. Jahrhundert

1. Unsichere Zeiten

2. Das nationalsozialistische Sachsen

3. Sowjetisierung und Landesauflösung

VIII. Neubeginn und Wiederaufstieg im Vereinigten Deutschland

Literaturverzeichnis

Personenregister

Karte 2: Königreich Sachsen 1806–1815

Meinem lieben Freund Miloš Řezník zur Erinnerung an Chemnitz

Karte 1: Sächsisch-thüringische Territorien um 1500

I. Ursprünge

1. Vor- und Frühgeschichte

Steinzeit. Erste Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen im Raum zwischen Saale, Elbe und Lausitzer Neiße, der die Kernregion des späteren Landes Sachsen bilden sollte, finden sich in der Altsteinzeit (ca. 500.000 bis 10.000 v. Chr.). Ausgrabungen in der Nähe von Markkleeberg bei Leipzig förderten Feuersteine, Beile und messerartige Werkzeuge ans Licht und verweisen auf die Existenz unstet umherschweifender Horden und Sippen, die ihr kärgliches Dasein als Jäger und Sammler fristeten. Aus der Mittelsteinzeit (ca. 10.000 bis 5000 v. Chr.) zeugen Bodenfunde am nördlichen Rand des Erzgebirges von einer wohl durch verbesserte Klimaverhältnisse bedingten ausgedehnteren menschlichen Regsamkeit. Doch erst in der Jungsteinzeit (ca. 5000 bis 1800 v. Chr.) vollzog sich jener für fast alle späteren Kulturlandschaften West- und Mitteleuropas charakteristische Übergang von der nomadenhaften Wanderexistenz zur dauernden Sesshaftigkeit. Kennzeichen dieser neuen, höheren Lebensweise waren ein zunehmend differenzierterer Ackerbau sowie, damit eng verknüpft, bäuerliche Viehzucht und Haustierhaltung. Derart veränderten Formen der Wirtschaftsführung entsprach ein gesteigertes künstlerisches Können, das seinen Ausdruck in ornamental gemusterten und verzierten Tongefäßen fand. Archäologische Fundstücke dieser als Band- und Schnurkeramik bekannten Produktion sind im Raum von Dresden, Meißen, Döbeln und Oschatz, später auch in der Oberlausitz nachgewiesen.

Bronze- und Eisenzeit. Kennzeichnend für die Entwicklung des Elbe-Saale-Raumes während der Bronzezeit (ca. 1800 bis 750 v. Chr.) war eine nun schon zunehmende soziale Schichtung und Untergliederung der bäuerlichen Siedlergruppen, die sich im Reichtum entsprechend ausgestatteter Begräbnisorte zeigt. Das «Fürstengrab» in Leubingen bei Erfurt versammelte Schmuck, Waffen, Gefäße und goldenes Gerät als Beigaben in beachtlicher Zahl und verweist damit auf das qualitativ hohe handwerkliche Niveau der mittlerweile geläufigen Eisen-, Kupfer- und Zinnverarbeitung.

Eigene Akzente setzte die von etwa 1300 bis etwa 500 v. Chr. in weiten Teilen des späteren sächsischen Raumes, doch auch im östlichen Mitteleuropa, im heutigen Polen, in Tschechien und der Slowakei verbreitete «Lausitzer Kultur» mit ihren charakteristischen «Burgwällen», die vielerorts als Bodenmerkmale erhalten geblieben sind. Stark befestigt durch Schanzen, Gräben und Palisaden, boten diese Wehrsiedlungen ihren Bewohnern Schutz gegenüber natürlichen Gefahren, doch auch Zuflucht vor den Begehrlichkeiten konkurrierender Stammesverbände. Darüber hinaus waren die Burgwallanlagen ausgewiesene Mittelpunkte kultischen Geschehens. In den Orten Burk und Niederkaina, die heute zum Stadtgebiet von Bautzen zählen, sind umfassende Gräberfelder mit mehr als 20.000 archäologischen Fundstücken freigelegt worden – zentrale Totenareale, die über mehrere Jahrhunderte hinweg kontinuierlich als Friedhofsanlagen genutzt wurden und sowohl Körper- als auch Feuerbestattungsrituale (Urnengräber) kannten.

Auch in der Eisenzeit (ca. 750 bis 50 v. Chr.) fehlen für den sächsischen Raum weiterhin schriftliche Quellen, die Auskunft über regionale Bevölkerungsverschiebungen und Wanderbewegungen geben könnten. Zeugnisse keltischen Kultureinflusses sind an der Mittelelbe fundmäßig ebenso schwach belegt wie die Spuren römischer Zivilisation. Zwar waren römische Legionen im Jahr 10 v. Chr. bis zur Elbe vorgedrungen, doch die Saalegrenze haben sie niemals überschritten. Kein Teilstück des heutigen Bundeslandes Sachsen ist nachweislich in den Herrschaftsbereich der Römer einbezogen gewesen. So finden sich entsprechende Einwirkungen hier lediglich als unbestimmte «Fernstrahlungen» (Kötzschke/Kretzschmar, 1995, S. 33), etwa in Form provinzialrömisch inspirierter Grabbeigaben. Solche Fundstücke dokumentieren zumindest die Existenz wirtschaftlicher Kontakte und Handelsbeziehungen zwischen den von Rom gehaltenen germanischen Territorien und den Gebieten an der Mittelelbe, die keiner nachhaltigen Romanisierung unterlagen.

2. Germanenzeit

Die Hermunduren. Am Oberlauf der Elbe beiderseits des Flusses war seit Anfang des ersten nachchristlichen Jahrhunderts der zu den Elbgermanen rechnende Stammesverband der Hermunduren von Norden und Nordwesten her eingewandert und rasch sesshaft geworden. Der römische Historiker Tacitus erwähnt diesen Stamm in seinem Geschichtswerk Germania in Verbindung mit den Markomannen und Sueben und bezeichnet ihn als eine den Römern treu ergebene Formation, der man infolge ihrer Loyalität exklusive Handelsrechte und zahlreiche sonstige Privilegien einräumen könne. An dieser Einschätzung sind indes ernste Zweifel angebracht. Denn im letzten Drittel des 2. Jahrhunderts wurden die Hermunduren von anderen römischen Schriftquellen ausdrücklich als Teilnehmer des Markomannenaufstandes gegen Kaiser Marc Aurel namhaft gemacht. Danach verschwinden sie, ähnlich wie andere germanische Stämme, aus der geschichtlichen Überlieferung. Man kann davon ausgehen, dass sie bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts, günstigere Witterungsbedingungen und bessere Lebensverhältnisse erhoffend, nach Südwesten abwanderten, wo sie auf das Siedlungsgebiet der Thüringer trafen und sich allmählich mit deren Stammesverband vermischt haben dürften. Für diese Annahme spricht die Verbreitung archäologischer Fundstücke hermundurischer Provenienz auch im Thüringer Raum – Waffen, Fibeln, Urnengefäße und Keramikteile weisen die für die Hermunduren typischen Verzierungen auf.

Im Thüringer Reich. Infolge faktisch nicht vorhandener regionaler schriftlicher Quellenüberlieferungen sind gültige Aussagen über das weitere Schicksal der Hermunduren und die von ihnen verlassenen mittelelbischen Gebiete im 5. und 6. Jahrhundert schwierig. Der westgermanische Stamm der Thüringer etablierte sich um 500 zwischen Elbe, Saale, Main und Donau durch Begründung eines rasch expandierenden Herrschaftsgebildes, das zu Beginn des 6. Jahrhunderts zum größten germanischen Stammesgebiet jenseits der ehemaligen römischen Grenzen avancierte. Neben dem Ostgotischen und dem Fränkischen Reich bildete es einen zentralen Machtfaktor im regionalen Gefüge des durch die Verwerfungen der Völkerwanderung in Bewegung geratenen Rhein-Donau-Raumes. Im Jahr 531 indes setzte eine militärische Invasion der Franken nach der Entscheidungsschlacht an der Unstrut dem Fortbestehen des Thüringer Reiches ein gewaltsames und abruptes Ende. Die Thüringer wurden, nach Zerschlagung ihrer herrschaftlichen Binnenstrukturen, den fränkischen Merowinger-Königen zunächst tributpflichtig gemacht und dann von diesen schrittweise politisch-militärischer Kontrolle unterworfen. Als Ostgrenze des Fränkischen Reiches firmierte hinfort für mehrere Jahrhunderte lang die Saale.

3. Landnahme und Stammesbildung der Sorben

Wanderzüge und Siedlungsbewegungen. Etwa zur gleichen Zeit, während der letzten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts, kam im Gebiet östlich der Saale und Elbe ein Entwicklungsprozess zum Abschluss, der für die Bevölkerungszusammensetzung des späteren sächsischen Raumes nachhaltige Bedeutung erlangen sollte. Nach Abwanderung der germanischen Hermunduren aus der Region waren von Böhmen, Mähren und den Odergebieten her westslawische Stämme ins Elbtal und in die Lausitz gelangt und hatten dieses mittlerweile weitgehend menschenleere Territorium durch friedliche Landnahme als Neusiedler für sich in Besitz genommen. In der 659 verfassten Fredegar-Chronik, einer der wenigen damaligen Quellen zur Geschichte des Fränkischen Reiches, ist die Existenz dieser Stämme erstmals für das Jahr 631 unter dem Namen surbi (Sorben) belegt. Spätere Geschichtsschreibung der fränkischen Ära – so die aus der Mitte des 9. Jahrhunderts stammende «Völkertafel» des Geographus Bavarus – nennt neben und nach den Sorben noch die Daleminzer, die Milzener und die Lusitzer als weitere, zwischen Saale und Elbe siedelnde westslawische Stammesverbände. Und in der wohl wichtigsten erzählenden (ost-)fränkischen Geschichtsquelle des späteren 9. Jahrhunderts, den Annales Fuldenses, wird mehrfach von gewaltsam ausgetragenen Konflikten zwischen Franken und sorbischen Stämmen berichtet, durch welche letztere nur mit Mühe von einem Überschreiten der Saale nach Westen abgehalten werden konnten. Der zeitweise heftig umkämpfte Fluss blieb bis zur militärischen Eroberung und Unterwerfung des Gebietes durch Franken und Deutsche im 10. Jahrhundert die Grenze zwischen «Slawen» und «Germanen».

Politische und soziale Verfassung. Angesichts des völligen Fehlens authentischer zeitgenössischer Schriftzeugnisse sorbischer Provenienz ist eine Rekonstruktion des damaligen politisch-sozialen und geistig-religiösen Lebensgefüges nur unter dem Vorbehalt einer Auswertung «fremder», also fränkischer Quellen, sowie durch Bezugnahme auf die allerdings sehr reichhaltig dokumentierten Bodenfunde der archäologischen Forschung ansatzweise zu leisten.

Das von den Sorben bewohnte Territorium zwischen Saale, Elbe und Lausitzer Neiße war, nach allem, was wir bisher wissen, «herrschaftlich verfasst» (Schlesinger 1961, S. 11, 45). An der Spitze der sorbischen Stämme stand ein Fürst (rex, dux), dessen Stellung durch Wahl oder Erbfolge legitimiert war. Ihm zur Seite standen die Repräsentanten einer adligen Gefolgschaft (primores), daneben gab es eine zumeist bäuerliche Bevölkerung, deren Sozialformation sich in Freie und Hörige untergliederte und auch die Existenz von Sklaven zuließ. Als Lebensmittelpunkte solcher sorbischen Sippengemeinschaften erscheinen Burgen bzw. Burgbezirke (civitates). Das waren befestigte dörfliche Siedlungen, die als Fluchtorte, Herrschaftszentren und Plätze für Lagerung und Export ackerbäuerlicher Produkte (Nutztiere, Honig, Fische) sowie für den Import von Handelsgütern (Schmuck, Waffen, Werkzeuge) dienten. Kenntnisse von der Existenz religiöser Kultstätten der Sorben sind nur in den sehr subjektiven, zumeist abfällig urteilenden Darstellungen späterer christlicher Missionsbischöfe überliefert, die von Heiligen Hainen, Quellen und Gewässern berichten.

Fränkisch-deutsche Eroberung. Einstellung und Gesinnung der sorbischen Stämme gegenüber den fränkisch-deutschen Nachbarn westlich der Saale schwankten zwischen friedlich-freundschaftlichen Kontakten und der Furcht vor einer Überwältigung durch die Herrscher des Karolingischen Reiches, deren expansionistische Bestrebungen spätestens 772, seit Beginn des kriegerischen Vorgehens Karls des Großen gegen die heidnischen Sachsen, offen zutage lagen. Damals, Ende des 8. Jahrhunderts, gerieten die Sorben in fränkische Tributpflicht, blieben jedoch vorerst von weitergehenden Eroberungszügen aus dem Westen verschont. Erst der machtbewusste und skrupellose, 919 zum deutschen König gewählte Liudolfinger Heinrich I. betrieb eine offensive Grenzsicherungspolitik, die sich zunächst gegen die seit 906 das Ostfränkische Reich bedrohenden Ungarn richtete. Bald jedoch ging er zu großangelegten Kriegszügen in das von Daleminzern, Milzenern und Lusitzern bewohnte Gebiet zwischen Saale und Elbe über und unterwarf deren Territorium im Jahr 929 mit äußerster Gewaltsamkeit. Zwar blieben Sprache und Kultur der Sorben auch nach ihrer Angliederung an das Reich erhalten – noch heute besitzt das Land Sachsen mit ihnen eine kleine, etwa 40.000 Köpfe zählende slawischstämmige Minderheit, die vornehmlich in der Oberlausitz, zwischen den Städten Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda lebt und knapp 1 Prozent der sächsischen Gesamtbevölkerung stellt. Zudem bezeugen bis heute zahlreiche Orts-, Landschafts- und Familiennamen in Sachsen eine sorbisch-slawische Herkunft. Doch ihrer politisch-gesellschaftlichen Eigenständigkeit gingen die Sorben nach dem Schicksalsjahr 929 mehr und mehr verlustig. Ihre Führungsschicht wurde von den Eroberern aus dem Westen gezielt dezimiert, die einst von germanischen Hermunduren bewohnte, dann durch westslawische Stämme besiedelte, spätere sächsische Kernregion, das Land an der oberen und mittleren Elbe, geriet nun bleibend unter deutsch dominierten Kultureinfluss.

II. Sachsen im Mittelalter

1. Herrschaftskonsolidierung und Landesausbau

Markenbildung und Christianisierung. Nach der kriegerischen Unterwerfung wurden die sorbischen Siedlungslandschaften von den deutschen Eroberern verwaltungsmäßig erfasst und militärisch-politisch zu sichern versucht. Dies geschah durch die Einteilung der Region in «Marken» seitens des deutschen Königs, dem grundsätzlich die Verfügungsgewalt über den gesamten neugewonnenen Grund und Boden im Osten zustand. An die Spitze einer jeden Mark trat ein «Markgraf». Als Stellvertreter des Königs oblag ihm die Wahrnehmung der wichtigsten administrativen Erfordernisse. Neben der militärischen Kontrolle und Verteidigung des Gebietes stand ihm die Ausübung der Gerichtsbarkeit zu. Auch die Einziehung von Steuern und Abgaben sowie die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung im Markenbezirk gehörten zu seinem Aufgabenbereich. Der Markgraf bekleidete ein vom deutschen König auf Zeit vergebenes Amt, das zunächst nicht erblich gewesen ist.