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Endlich weg von Blizz. Genau das denken sich Shamiira und Tyrna nach dem ganzen Trubel. Mit einem freudigen aber auch weinenden Auge, da sie Tyrnon, Tyrnas Zwillingsbruder zurücklassen mussten. Shamiira und Tyrna verstecken sich tief im Bauch des großen Dreimasters, der seelenruhig durch das Sternenmeer auf den Mond Para zu segelte. Egal wo sie ankommen. Egal wie es dort aussieht. Tyrnon muss von Blizz befreit werden. Doch das WIE bleibt ein unausgesprochenes Geheimnis Und während Shamiira und Tyrna noch froh sind endlich Blizz entkommen zu sein, verfolgt Konrad weiter seinen vor Jahren erdachten Plan. Rache. Rache an allen und jedem der für das Leid in seinem Leben verantwortlich war. Rache an der Zentralregierung für die er einst gekämpft und geblutet hatte. Für eine Regierung, die er liebte und die irgendwie sogar die Bindung zu seinem Vater ermöglichte. Er hatte sich Verbündete gesucht und einen Plan erdacht um genau ins Herz der Bestie zu stechen. Alles was im fehlte war eine passende Energiequelle um eine Maschine zu betreiben, die ihn überall hinbringen konnte. Der Plan stand und niemand würde ihn aufhalten. Nicht einmal Marcelus, sein einst bester Freund. Sein Weggefährte an der Akademie und treuster Vertrauter. Ein Mann, den er einst darum bat der erste Zeuge bei seiner Bundfeier zu sein. Ein Mann, der von der Zentralregierung auf ihn angesetzt wurde. Ein Mann, der einer Regierung treue geschworen hatte, die er verabscheute und der alles tun würde um ihn zu verhaften. Doch was sollte er anderes erwarten. Er war einer gefährlichsten Männer des Mondes. Er war ein JM, ein Jonathan Marschal. Ein Mann mit den Kräften von starken inneren Leylinien. Ja er war gefährlich. Das konnte er nicht leugnen. Und dann war da noch das Flugdeck. Dort traf er auf Tyrna, als sie in ihrer Rußgestalt alles Angriff. Er zog seine Waffe und entzog ihr die wilde Energie. Da war sie also, die Energiequelle für seine Rache.
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Seitenzahl: 513
Veröffentlichungsjahr: 2017
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Hallo Abenteurer und Entdecker.Dieses Buch erzählt euch eine Geschichte, die in der Welt desSonnensystems Atlantis spielt.
In diesem Buch findet ihr eine Geschichte, die von der jungen Kintashirtin Shamiira erzählt, die weit von ihrem Mond Derun entfernt ist, auf der ihre Initiation zur Erwachsenen auf Beendigung wartet. Gemeinsam mit der etwas stürmischen und starrköpfigen Tyrna ist sie auf Para gestrandet und muss einen Weg nach Hause finden.
Informationen zum Sonnensystem und zu den Charakteren in diesem Buch findet ihr im Anhang.
Warum sie auf Para gestrandet sind, erfahrt ihr in: Unendliche Energie – Geschichten aus dem Atlantis System
Kommt und entdeckt selbst!
Eine Übersicht über alle Charaktere und weitere interessante Informationen zu Begriffen findet ihr im hinteren Teil des Buches
Gespalten
Ein
Steamfiction & Leyfantasy
Abenteuer
Auflage 2
Patrick Georg Bock
Impressum
Geschrieben und erdacht
Patrick Georg Bock
Grafikdesign / Layout
Patrick Georg BockStefan Bushuven
Korrektur / LektoratChristina LekicMaximilian Biedermann
Ersteller / Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Copyright © 2017 Patrick Georg Bock Webpage: Bock-Spiele.deE-Mail: [email protected] rights reserved.
Geschichten aus dem
Atlantis-System
Patrick Georg Bock
Kapitel 1
Bakos, der 8. Tag, grüne SonneMond: Para - Hof Kastellan
Mit leisen Schritten begab er sich auf die Veranda der alten Schmiede. Seine Augen waren normalerweise von einem satten Grün, wirkten jedoch durch seine neuen, gefärbten Gläser fast schwarz. Ein allerletztes Mal schaute er noch zu seinem Paradyn zurück bevor er die Kippe an der Holztür ausdrückte und in die Schmiede eintrat. Leise zog er den Revolver mit seiner linken Hand aus dem Holster. Seine rechte griff nach dem Messer, dass er in der Gürtelscheide an seinem Rücken mit sich führte.
Der Raum vor ihm war dunkel und wurde nur durch winzige Lichtstrahlen erhellt, die ihren Weg durch die vielen Löcher in Wand und Decke fanden, minimal beleuchtet. Vorsichtig und leise setzte er einen Fuß vor den anderen.
Seine Augen suchten unaufhörlich nach Konturen in der Dunkelheit, um ja nichts zu berühren was Lärm verursachen könnte. Je näher er der Esse kam, umso intensiver wurde der Geruch nach verbrannter Kohle, Schlacke und dem Geruch von frisch behauenem Eisen. Angenehm, aber doch leicht stechend in der Nase. Ein Geruch, den er schon lange nicht mehr gerochen hatte. Einen schweren, süßlichen Geruch nach Zimt und Kirschen. Er atmete tief ein und sog den süßen Geruch mehrere Atemzüge lang ein. Er war sich sicher, hier wurde mit geschmolzenem Paragemit gearbeitet. Mit vorsichtigen Schritten umrundete er die Esse, die diesen intensiven Geruch verströmte, immer darauf bedacht keines der Werkzeuge auch nur um wenige Millimeter zu streifen. Hinter der Esse fand er auch schon wonach er gesucht hatte. Die Tür die ihn seinem Ziel ein großes Stück näherbringen würde. Er überwand die wenigen Meter bis zur Tür mit zwei, drei Schritten, wobei er seinen letzten Schritt sanfter und langsamer wie alle anderen setzte. Seine linke Hand griff nach dem Türgriff. Er war vollständig angespannt. Schulter und Kopf lehnten rechts von der Tür am Türrahmen. Vorsichtig öffnete er die Tür und lies das erste Licht in den Schmiederaum eindringen. Seine Augen stellten sich sofort auf die neue Licht-Situation ein. Viel zu Lange hatte er in Minen und anderen Gebäuden gearbeitet, wo Licht entweder ein seltenes Gut war oder sich mit den Schatten in den Räumen um Platz streiten musste.
Er öffnete die Tür einen weiteren Spalt, gerade mal so groß, dass er sich mit seinem Körper durchschieben konnte. Mit wachsamen Augen überflog er den Raum. Er war einfach eingerichtet. Eine Schüssel, vermutlich gefüllt mit Wasser, stand auf einer braunen Kommode, die bereits bessere Zeiten gesehen hatte. Ein massiver Schrank war nicht weit von ihm
entfernt und ganz hinten, am Ende des Raumes war ein nicht gemachtes Bett. Im Gegensatz zur Schmiede sah es hier recht unordentlich aus. Nicht weit vom Bett fand er dann auch wonach er suchte. An einem Tisch sitzend, saß ein Mann im mittleren Alter. Sein Haar war bereits angegraut und seine Hände steckten in schweren Lederhandschuhen. Er saß vor etwas, dass ein Gewehr oder ein neumoderner Ofen oder eine Mischung aus beidem hätte sein können.
Leise schloss er die Tür hinter sich. Der Spiegel der vor dem alten Mann stand war ein Problem. Sobald er sich hinter ihn stellen würde, würde er gesehen werden. Nach links konnte er jedoch auch nicht ausweichen, sonst würde er im Seitenblick des Alten auftauchen. Seine Gedanken ratterten bereits auf Hochtouren, als ihn die Stimme des Alten aus seinen Überlegungen riss. „Versuchst du immer noch, dich in meinen Vier-Wänden an mich anzuschleichen? Ich dachte, du hast aus den unzähligen Versuchen gelernt, dass es unmöglich ist mich hier zu überraschen.“ Die Stimme des Alten kam dumpf zu ihm herüber. So als würde er sich noch weit entfernt von ihm befinden. „Tut mir leid alter Freund. Ich werde erst aufhören, sobald ich es geschafft habe. Es ist für mich eine wahre Freude es immer und immer wieder zu versuchen. Nun sag mal, was hast du da für ein neues mysteriöses Werk geschaffen?“ Der Alte drehte sich zu ihm um und musterte ihn. Er war natürlich wie immer voller Staub aus der paranischen Staubwüste. Er wusste, dass der Alte es nicht mochte, wenn man seine Schmiede und besonders seinen Schlaf- und Arbeitsraum verdreckte. Eine Tatsache, die er sich nun aber stellen musste. Immerhin hatte er vergessen sich sauber zu machen. „Du bist dreckig Konrad“ sagte der Alte knapp, bevor er aufstand und sich ihm zudrehte und gleichzeitig offenbarte warum seine Stimme so gedämpft zu ihm rüberkam. Der Alte trug eine seiner mechanischen Ledermasken. Er hatte es bereits öfters bei ihm gesehen. Damals hatte er sich erschreckt als er dem Alten das erste Mal begegnete. Jetzt machte ihm der Anblick jedoch keine Probleme. Nicht mal die seltsame Schweißerbrille die der Alte immer trug ließen ihn zusammenzucken. Er wusste, dass es sich nur um Sicherheitsmittel handelte, die ihn davor schützen sollten zu erblinden oder irgendwas einzuatmen oder was auch immer sonst passieren könnte, wenn man die Leylinien manipulierte. Er steckte seine Waffen wieder zurück wo sie hingehörten, bevor er dem Alten eine Antwort gab. „Tut mir Leid Meister Schmied. Ich habe es wie immer vergessen. Ich achte das nächste Mal drauf, wenn ich zu dir komme.“ „Schon gut. Pass nur auf, dass du mit deinen dreckigen Pfoten hier nichts anfasst. Ich kann mir auch schon denken warum du mal wieder hier bist.“ Der Alte drehte sich seinem Arbeitstisch zu „Ich habe es geschafft, Konrad. Ich habe ein Winfried 3 Schrotgewehr umbauen können, sodass es mit konzentrierten Leylinien schießt.“ Die Stimme des Alten nahm einen euphorischen Tonfall an. Konrad erkannte sofort, dass er ihm gleich alles über seine neuste Erfindung erzählen würde. Das war schon immer so gewesen. Sobald der Alte irgendwas Neues konstruiert hatte, musste er es sofort jedem erzählen. Dann nutzte er liebend gerne immer irgendwelche Fachbegriffe, von denen er sich sicher war, dass der Alte nicht einmal wusste was er da sagte bzw. sich das Meiste gerade selbst ausgedacht hatte, damit es spektakulärer klang. „…und du kannst sogar die Schrotstärke der Leylinien anpassen. Entweder verschießt das Winfried 3 einen konzentrierten Strahl oder viele kleine gestreute Leylinien. Konrad, du glaubst gar nicht wie stolz ich auf mich selbst bin. Die ganzen Mon der Arbeit. Weißt du wie viele Mon ich dran gesessen habe? Ganze acht Mon hat es gedauert, bis ich die perfekte Möglichkeit gefunden habe die Leylinien zu kanalisieren.“ Der Alte setzte sich wieder auf seinen Stuhl zurück. Sein Blick ging Richtung Spiegel. “Und vermutlich wird es noch genauso lange dauern bis ich das Energieproblem gelöst habe. Die Leylinien, mit denen ich die Winfried 3 aufladen muss, werden einfach zu schnell verbraucht. Es ist schon ärgerlich. Ich konnte letzte Woche bei einem Test zwar acht Schrotschüsse und drei konzentrierte Schüsse abfeuern, aber das scheint mir nicht ausreichend zu sein. Ich wüsste zu gerne, wie die Runenschmiede der Zentralregierung das Problem gelöst haben Konrad. Alles was mir gelang, war dieses Ventil einzubauen.“ Der Alte zeigte auf einen blauen und bereits leicht verrosteten Hahn auf der vermeintlichen Oberseite der Winfried 3. „Wenn ich es aufdrehe, kann ich den Effekt rückgängig machen. Dann zieht die Winfried 3 Leylinien ein und speichert sie in einer kleinen sechsfachen Röhrenkammer in der Nähe des Griffes. Damit konnte ich die Winfried 3 bereits mit viel weniger Kraftaufwand aufladen. Ich sage dir aber Konrad, das ist trotzdem ein totaler Kraftakt. Es ist nämlich leider nicht ganz ungefährlich. Es hätte mir beinahe die eigenen Leylinien aus dem Körper gezogen. Ich will mir gar nicht ausmalen, was dann mit mir passiert wäre. Vermutlich wäre ich verhungert in der Zeit, in der sich meine eigenen Leylinien wieder aufgeladen hätten. Ich hoffe zumindest, dass sie sich wieder aufladen können. Ich habe Schauergeschichten vom Mond Ataris gehört, die besagen, dass es dort leylinienfressende Monster geben soll. Stell dir, dass mal vor Konrad. Irgendwelche Viecher, die dich aussaugen und einen unverletzten Körper zurücklassen. Man soll angeblich nicht mal sehen, dass überhaupt etwas passiert ist …“ Er rückte näher an den Arbeitsplatz und schaute auf die seltsam aussehende Waffe. Sie hatte tatsächlich Ähnlichkeit mit einem kleinen Ofen. Von der ursprünglichen Winfried 3 war kaum noch etwas zu sehen. Er musste zugeben, dass er es nicht mal bemerkt hatte, dass es mal eine Winfried 3 gewesen war, hätte der Alte es nicht gesagt. Aber immerhin sah sie sehr symmetrisch aus und war vermutlich nicht annähernd so schwer wie ein echter Ofen. „…du bist tot und keiner würde wissen warum. Stell dir dass mal vor, Konrad…“ „Darf ich sie mal halten, Meister Schmied? Deine Hingabe zur Perfektion in Funktion und Design ist einmalig. Bitte gestatte mir, dein neustes Werk in den Händen zu halten. Ich finde es tatsächlich erstaunlich was du alles so erschaffen kannst. Du hast den Originalabzug der Winfried 3 sogar erhalten können. Dieses Röhrensystem und die vielen kleinen Hebel wirken zwar etwas befremdlich, aber du hast sie perfekt symmetrisch abgestimmt. Ich hätte vermutlich einfach nur geschaut, dass sie funktioniert, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre, aber du hast wie immer ein Meisterwerk erschaffen.“ Unterbrach er den Alten in seinem vermutlich noch Minuten gehenden Monolog. Der Alte schaute zu ihm auf, um nur wenige Sekunden später wieder auf die Winfried 3 zu schauen. „Warum eigentlich nicht Konrad.
Du weißt wahrscheinlich - außer mir natürlich - so ein Meisterwerk wie kein anderer zu schätzen. Hier bitte, nimm sie dir.“ Der Alte vollführte eine elegante Geste, worauf hin er sofort nach der Waffe griff. „Leider können wir keine Testschüsse heute abgeben Konrad. Sie ist völlig leer und ich bin noch nicht stark genug um sie wieder aufzuladen. Ich hätte sie dir so gerne in Aktion gezeigt.“ Während der Alte noch redete wog er die Waffe in seinen Händen ab. Sie war tatsächlich nicht sehr schwer, jedoch immer noch schwer genug, dass sie bestimmt vier bis fünf kg an Gewicht haben müsste. Er glitt mit seinen Fingern über die kleinen Ventile und Hebel und stellte einige so ein, wie er vermutete, dass es sich um die Einstellung für den konzentrierten Strahl handelte. Der Alte hatte sich gerade mal wieder eingeredet und machte Versprechungen, dass er bei seinem nächsten Besuch bestimmt die Waffe aufgeladen haben würde, damit sie beide ein paar Testschüsse machen könnten. Als Meister der Schusswaffenkunde, wäre er ihm eine große Hilfe, um der Winfried 3 den letzten kleinen Feinschliff zu verpassen. Er scherte sich aber bereits nicht mehr um die Worte des Alten und drehte bereits am blau-verrosteten Hahn. „Mach dir keine Mühe Meister Schmied. Sie wird ihre Dienste tun.“ Der Alte verstummte, nur um im nächsten Augenblick gleich wieder loszureden. „Wie meinst du das, Konrad? Natürlich wird sie ihre Dienste tun. ICH habe sie ja auch konstruiert…“ er zielte mit der Waffe auf den Alten „… und … was soll das werden Konrad? Willste auf mich mit einer leeren Waffe feuern? Mach dich nicht lächerlich.“ Er schaute den Alten direkt in die Augen. „Nein, Meister Schmied. Ich werde deine Theorie über das Absaugen der Leylinien aus lebenden Körpern austesten. Was meinst du? Ist es überhaupt möglich jemanden die Leylinien aus dem Körper zu ziehen? Und was passiert dann mit einem, wenn man seiner Leylinien beraubt wird? Ich weiß es, Meister Schmied. Ich habe es vor vielen Jahren mit ansehen müssen. Du bleibst einfach liegen. Du rührst dich nicht mehr. Der Körper atmet noch und versucht bestimmte Arbeiten einfach weiter zu verrichten. Aber es scheint irgendwas zu fehlen und er bleibt dann wie eine dieser Dampfmaschinen stehen, bei der man vergessen hat Kohle nachzuschaufeln.“ Er drückte den Abzug der Winfried 3 durch.
Mehrere Sekunden lang herrschte Stille im Raum. Der Alte schien vergessen zu haben wie man atmete, Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet und spülte den Dreck aus dem Gesicht des Alten hinfort. Ob die Augen des alten Meisterschmieds geweitet waren konnte er nicht sagen. Die seltsame Schweißerbrille ließ keine Spekulation zu. Er konnte nicht mal sagen, ob der Mund des Alten vor Panik geöffnet war. Die Stille dehnte sich aus und die Sekunden zogen sich ins unermessliche, als der Alte ohne Vorwarnung zu schreien begann und wie wild an seinem Mund- und Augenschutz rumfummelte. Er stand weiter mit der Waffe vor dem Alten und hielt den Abzug gedrückt. Ohne eine große Reaktion seinerseits begutachtete er das vor ihm sich abspielende Schauspiel. Der Mund- und Augenschutz des Alten dampfte. Er legte den Kopf leicht schief und wartete was weiter passieren würde. Der Schmied schrie lauter, seine Finger versuchten die Knoten der enganliegenden Maske zu öffnen, konnten jedoch keinen Halt finden. Es roch langsam nach verbranntem Fleisch und er konnte beobachten wie sich der Körper des Alten zusehends verkrampfte. Er überlegte kurz, ob die Krämpfe durch die Schmerzen, die vermutlich unerträglich sein mussten, oder durch den Strahl der Waffe verursacht wurden. Nach nicht mal einer Minute war auch schon alles vorbei. Der Körper des Alten lag vor seinen Füßen. Er war vom Stuhl gerutscht als die Krämpfe nachgelassen hatten. Im Gesicht des alten Schmieds konnte man Verbrennungen ausmachen. Er beugte sich herunter und begutachtete den Mund- und Augenschutz. Beides schien zu einer Masse aus verbranntem Leder und Metall zusammen geschmolzen zu sein.
„Nun Meister Schmied. Wie wir sehen, kann deine Waffe keine Leylinien aus dem Körper einer Person ziehen, wenn dieser unbeschädigt ist. Aber ich vermute mal, dass du in deinen Gesichtsschutz Leylinien eingearbeitet hast. Was meinst du? Sollen wir noch einen Versuch wagen? Vielleicht ist ein unverwundeter Körper wie ein Schutzschild?“ Er zog sein Messer aus der Gürtelscheide und Schnitt dem Alten die Kehle auf. Dunkles rotes Blut sickerte über Schneide, Handschuhe und schließlich über die Brust des Alten. Er stand wieder auf und richtete die Waffe auf den Alten. Er hielt sie so nah es ging an den Hals des Alten und drückte erneut ab. Wieder geschah einige Sekunden nichts, bis der Körper langsam und dann immer schneller zu vibrieren begann. Er war sich nicht sicher, ob der tote Körper die Vibrationen aushalten konnte oder ob ihm gleich Fleisch und Blut um die Ohren fliegen würde, als der tote Körper des Alten plötzlich mit einem metallischen „PLING“ erschlaffte. Er schaute auf seine Waffe, aus der anscheinend das „Pling“ zu kommen schien. Ganz kurz bildete sich in seinem Kopf der Gedanke, dass die Waffe der Belastung nicht statthalten konnte, als er zwei Ventile entdeckte, die etwas aus der Waffe herausschauten. In der Reihe der Ventile gab es noch acht weitere. Er griff nach einem der noch acht eingefahrenen Ventile und versuchte dieses herauszuziehen. Nichts tat sich. „Eine gute Idee Meister Schmied“ sagte er nur. „Eine gute Idee. Muss ich dir lassen. Du bist wirklich ein Meister auf deinem Gebiet. Ich hätte dich vielleicht vorher Fragen sollen, warum die Zentralregierung dich nicht einstellen wollte.“ Er drehte sich um und ging zur Tür. Diesmal öffnete er sie nicht leise, sondern so wie ein Gast eine Tür öffnen würde, wenn es Zeit wird seinen Gastgeber zu verlassen. Bevor er jedoch durch die Tür trat schaute er noch einmal zum Alten zurück „Ich denke, dass somit bewiesen wäre, dass man mit deiner Winfried 3 Leylinien aus lebenden Körpern ziehen kann. Dass die Körper dabei jedoch eine Verletzung aufweisen müssen ist bedauerlicherweise höchst ärgerlich. Man könnte glatt glauben, dass du das so konstruiert hast. Schade, dass du nicht daran gedacht hast, dass Leylinien bei uns auf Para auch in Maschinen stecken können Meister Schmied. Besonders, da du ja selbst solche Maschinen besitzt.“ Er schloss die Tür hinter sich und ließ den Alten allein in seinem Arbeits- und Schlafzimmer zurück. Mit höchster Sorgfalt begann er ein Feuer im Schmiedeofen zu entfachen. Nachdem er sich sicher war, dass sich die Flammen im ganzen Ofen ausbreiten würden, suchte er nach einigen Stücken Paragemit und legte sie auf die noch kalten Stellen im Ofen und verließ für immer die Hütte. Auf der Veranda blieb er stehen und zückte die Schachtel mit den Zigaretten, suchte nach einem Feuerzeug und zündete sich die ersehnte Kippe an. Draußen wartete sein treues Paradyn auf ihn und sein neues Vernichtungsinstrument. Er verstaute die Winfried 3 in seinem Rucksack und gab seinem Paradyn die Sporen. Nach ca. 1,5 Kilometer Entfernung blieb er stehen und schaute zurück. In der Ferne brannte die Schmiede des alten Schmiedemeisters bereits. Die Explosion war zwar heftig gewesen, jedoch würde keiner auf die Idee kommen, dass es sich nicht um einen Unfall gehandelt hat. Er griff noch einmal hinter sich und fühlte nach der Winfried 3. „Ich glaube, ich werde sie Meister nennen. Winfried scheint mir der falsche Name für dieses außergewöhnliche Werkzeug zu sein.“
Kapitel 2Bakos der 8. Tag, grüne SonneMond: Para - Wolfsheim
Er war schon verdammt lange hier. Hier in dieser Einöde von einem Ort, der wegen seiner Wolfshunde und der nicht mehr so reichen Goldvorkommen, einst ein Ort war, der eine blühende Metropole hätte sein können und nun ein Ort ist, der Gauner und Landstreicher anzieht. Sein Blick ging zum Horizont. Er hielt Ausschau. Nach was, war ihm selbst noch nicht ganz klar. Vielleicht nach einer Abwechslung, einem Zeichen oder nach einem „irgendwas“ das die ständige Stille endlich unterbrach. Nach dem rettenden Postreiter der Zentralregierung, der ihm seinen nächsten Auftrag mitteilt. Hier in diesem Nest herumzusitzen und zu warten machte ihn langsam verrückt. „Sheriff“, tönte eine kleinlaute heisere Stimme hinter ihm: „Die Dampfbahn für die „Sechser Bande“ ist gerade angekommen.
Der Oberste WaPara möchte sie zwecks Übergabe sehen.“ „Danke Julius, sag dem Mann, dass ich gleich komme“, ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und eine erleichternde, ja beinahe erlösende Freude machte sich in ihm breit. Er hielt jedoch den Blick weiterhin auf den Horizont gerichtet. Musste ja nicht gleich jeder sehen, dass er glücklich darüber war, diesen Ort endlich verlassen zu können. Was sonst, würde der Oberste WaPara von ihm wollen. „Es ist eine Frau, Sheriff. Sie hat ein mechanisches Auge und einige Narben um das Auge herum. Meinen Sie, dass es von der Operation kam, wo sie ihr Auge hat austauschen lassen?“ Er drehte sich zu Julius um, ging ein paar Schritte und fasste ihn an der Schulter um ihn umzudrehen damit er ihn etwas begleiten konnte: „Julius, ich habe einen Rat für dich. Halte dich und deine Familie von jedem WaPara mit mechanischen Körperteilen fern. Sie neigen oft zu irrationalem Verhalten. Einige mussten wir hinrichten lassen, da sie eine Gefahr für die Gesellschaft wurden. Jeder Paraner, der sich mit Mechanik meint aufrüsten zu müssen ist ein Idiot, der nicht an seine eigene körperliche Überlegenheit glaubt. Und halte dich besonders von ihr fern, Julius. Sie ist gefährlich, weil sie ihre Missionen immer zu Ende bringt.“ Er schaute Julius direkt in die Augen „Egal wie.“ „Aber habt ihr nicht auch mechanische Teile in euch, Sheriff?“ er sah Julius weiter in die Augen und antworte ihm mit nur einem Wort. „Ja.“
Schweigend erreichten sie den einst prunkvollen Bahnhof von Wolfsheim. In den Tagen des Goldrausches brachten Architekten Goldplatten an den Dächern und Wänden des Bahnhofes an und verzierten die massiven Eisenstreben mit Goldschrauben. Nun schien nichts mehr davon zu sehen zu sein. Nur die Größe und der einst hochmoderne Baustil erinnerten an die guten, alten, goldenen Zeiten. Und zwischen all den Eisenpfosten und Betonpfeilern stand der ganze Stolz der Dampfbahnflotte der Zentralregierung, die „Königin der Schienen“. Die beste Dampfbahn, die je erbaut wurde. Ihr Korpus war aus massiven Eisenplatten gefertigt worden, die in einem komplizierten Verfahren miteinander verschweißt wurden, sodass jeder Waggon wie eine kleine eiserne Festung wirkte. Mit bloßem Auge war es unmöglich zu erkennen, wo eine Platte aufhörte und wo die nächste anfing. Angeblich sollen alle Konstrukteure, die an dieser Dampfbahn gearbeitet haben hingerichtet worden sein. So der allgemeine Glaube der Bevölkerung. Er jedoch wusste es besser. Die Königin der Schienen ist einfach nur eine hochmobile Festung. Und dass man die Oberste WaPara Sarah Tendriell mit einer 40 Mann starken Truppe und der Königin der Schienen ausgeschickt hatte, um die Sechser Gruppe zur Verhandlung in die Zentralstadt zu bringen, war für ihn Beweis genug, dass sein Wort immer noch genug Macht im Rat besaß, dass man seine Schreiben und Empfehlungen wahrnahm.
Er ließ kurz den Blick über die mobile Festung schweifen. Jeder Mann und jede Frau waren zu 100% konzentriert. Jeder wartete auf einen Befehl und wagte es nicht einen Millimeter von seiner Position abzurücken. Alle doppelläufigen Drehgewehre waren mit je zwei Mann bestückt. An jeder Außendampfleitung fand man nicht weit davon einen WaPara stehen, der nur darauf wartet, bei einer Beschädigung sofort in Aktion zu treten. Er musste neidlos zugeben, dass Sarah ihre Truppe unter Kontrolle hatte. „Ich grüße dich Oberste WaPara Tendriell. Du erhältst hiermit meine Erlaubnis, meine Gefangenen nach allen anerkannten Regeln der Zentralregierung, in deine Obhut zu nehmen und sie sicher in die Zentralstadt zu überführen. Und ich darf noch hinzufügen, dass ihr auch 14 Jahre später immer noch hervorragend ausschaut.“ Er stand ihr nun direkt gegenüber.
Sie in ihrer perfekt sitzenden rot-schwarzen Uniform, bestückt mit mehreren Abzeichen und einem Blick, der Wasser hätte gefrieren lassen können und er in seinen braunen, vom Steppenwind gepeinigten und verdreckten Lederklamotten. Unter seinen Augen sammelte sich der Dreck der Einöde und bildete beinahe einen nahtlosen Übergang zu seiner getönten Brille. „Ich grüße auch euch EliteSheriff Marcelus von Oberbrücken. Es ist mir wie immer eine Freude in Ihrer Nähe zu sein.“ Sie nickte zwei ihrer WaPara kurz zu, die darauf sofort Befehle brüllten, um die Gefangenenübergabe durchzuführen. „Ihr werdet bestimmt darüber erfreut sein, dass ich eure Kampfausbildung so stark verinnerlicht habe, dass ich sogar in der Lage war, eurer Kunst noch weitere taktische Manöver hinzuzufügen. Sie werden bereits an der Akademie den neuen WaPara beigebracht. Ihr seid nach wie vor ein Held.“ Er hob die Augenbraue leicht an und konnte sich ein leichtes Lächeln wegen ihrer Geradlinigkeit kaum verkneifen. Sein Vater wäre bestimmt stolz auf sie gewesen. Er bevorzugte Soldaten mit einem Stock im Arsch und einem Atem, der jedes Erdbeerfeld einfrieren könnte. „Ich habe weitere Befehle für euch EliteSheriff. Ihr findet alles was ihr benötigt in der Dampfbahn. Wir haben einen Tipp bekommen, dass sich der Ex-JM Konrad Richtung Schloßstadt bewegt. Dank der Königin der Schienen, werden wir natürlich vor ihm da sein. Folgen sie mir bitte EliteSheriff.“ Er nickte Sarah zu und folgte ihr in die Dampfbahn. Aus dem Augenwinkel konnte er beobachten, wie sich einer der Sechser gerade versuchte zu befreien. Ein Fehler, den der Sechser nach zwei gezielten Schüssen seiner Dampfpistole sofort bereute. Der erste Schuss zertrümmerte ihm das Bein, während der zweite ein massives Loch in seiner Schulter verursachte. Sarah drehte sich sofort um und sah wie er langsam die Waffe sinken ließ. Sofort brüllte sie Befehle, das Leben des Gefangenen zu retten. Ihre Anschuldigungen, dass er auf einen ihrer Gefangenen geschossen hatte überhörte er einfach, während er in die Dampfbahn einstieg. Seine Gedanken kreisten nur noch um Konrad. Und er freute sich bereits sehr seine Dampfpistole auch gegen ihn richten zu können.
Kapitel 3Bakos der 23. Tag, rote SonneMond: Para - Endersee
„Was meinst du, Aragos? Sollen wir heute eine große Runde um den Endersee drehen? Ich habe heute wenig Lust die meiste Zeit des Tages auf dem Boden zu verbringen. Ich habe das Gefühl, dass man mich damit bestrafen wollte, als man mich hierher versetzt hat. Verstehe mich nicht falsch, alter Freund, aber die Leute haben die schönste Landschaft vor sich und sind nur am Motzen.“ Thomas ließ den Kopf hängen, beugte sich leicht nach vorn und vergrub sein Gesicht in den warmen Nackenfedern seines Riesenadlers Aragos. Unter ihm erstreckte sich die prachtvolle Landschaft des Endersee. Das kristallklare Wasser des drei Kilometer großen Sees reflektierte die rote Sonne wie ein gewaltiger Spiegel und ließ einen vermuten, dass sich Dutzende von Edelsteinen dort unten befinden müssten.
Die Luft war vom Geräusch des gewaltigen tosenden Wasserfalls umhüllt der über 100 Meter in die Tiefe herabfiel und einen mysteriösen Ort aus Gischt und Nebel bildete. Thomas saß aufrecht auf Aragos Rücken und sog die Luft tief in seine Lungen ein. Hier oben genoss er die dünne, aber saubere, kalte Luft und liebte es, wenn die Feuchtigkeit der Wolken an seiner Kleidung und seinem Gesicht hängen blieb. Das Land unter ihm war riesig und er war der einzige Wildhüter im Umkreis von 100 Kilometern. Aus seiner luftigen Position konnte er jedoch jeden der 20 Höfe sehen, die alle eine andere Art von Frucht oder Gemüse anbauten, um die Menschen in der Zentralstadt Parazen zu versorgen. Das Leben hier war schön, friedlich und lukrativ, wenn man nicht davor zurückschreckte sich die Hände jeden Tag schmutzig zu machen. Er liebte es hier oben. Er liebte es wie sich die Sonne in den Blättern der drei großen Wälder Ender, Them und Kristoph spiegelte und je nach Sonnenfarbe ein anderes malerisches und friedvolles Bild zeigte. Ob Strafe oder nicht, der Hüter über all diese Schönheit sein zu können machte ihn im Herzen Stolz. Nur die Bewohner der Höfe und die arroganten Händler, Militärs oder alleszuwissenden Glücksritter, machten sein schönes Leben hier immer wieder aufs Neue zu einem Akt der Geduld.
Thomas segelte mit Aragos dicht über die dunklen Wälder von Kristoph hinweg und folgte den Schienen der Dampfbahn, die vor Kurzem erst in den dunklen Wald wie eine hässliche Narbe, die sich nur langsam an die Haut seines Trägers anpasst, hineingeschlagen wurde. Die Zentralregierung hatte es sich zur Aufgabe gemacht alles miteinander zu verbinden und schreckte dabei vor keinem Problem, keinem Stück unberührter Natur oder vor besiedelten Höfen zurück. Thomas kraulte Aragos am Hals und lenkte seinen riesigen Freund langsam auf den großen Marktplatz zu der alle Höfe und den hiesigen Hafen miteinander verband. Mit einem kurzen aufbrausen der Luft durch Aragos Flügel, landeten beide sanft zwischen Melonen, Ananas, Birnen und weiteren Früchten, die teilweise so exotisch waren, dass nicht mal ER, ein Wildhüter der Regierung, Ahnung von diesem Erzeugnis der Natur hatte. Sein Blick streifte die Stände und ihre Besitzer nur flüchtig. Er war nicht zum Spaß hier und er wusste eh, dass die Leute ihn hier nicht wirklich haben wollten. Besonders nicht zum Mittagsmarkt.
Nach einer kurzen Wartezeit und unliebsamen Blicken der hier lebenden Höfer und ihrer doch recht gut gekleideten Kunden, tauchte auch endlich die Person auf, auf die Thomas seit einer guten Stunde gewartet hatte. Er erkannte sofort, dass sich eine Unterhaltung mit diesem >>>Ich habe einen Stock im Arsch und trage meine Nase weiter über die Wolken von Para hinaus<<< Typ bestimmt als schwierig erweisen würde. Thomas, mit seiner 190 Zentimeter großen Statur, gut-trainiertem aber nicht zu muskulösen Körperbau und einer durch und durch typischen Wildhüter-Erscheinung eines wilden Naturburschen, begann extrem zu schwitzen. Mit seinem saubersten Taschentusch wischte er sich den Schweiß ab und wartete bis der Abgesandte der Zentralregierung, der sich um diesen Teil von Para kümmerte auf ihn zu hinkte. Oh ja, Thomas sah es genau. Der Mann schien zu hinken, ein Zeichen für ihn, sich diesen Kerl etwas genauer anzuschauen.
Sein gemächlich näherkommender Gesprächspartner war vielleicht nicht älter als er selbst auch. Höchstens zwei Jahre älter oder jünger, also irgendwas um die 30 herum. Sein Äußeres war, wie bei jedem Abgesandten den Thomas kennenlernen durfte, gleich. Ein steifer schwarzer Anzug mit einem roten Taschentuch und einer eng geschnürten Krawatte, lackierten Schuhen und einem Herrenstock mit massivem Silberknauf. Und wie bei den Meisten dieser verstockten Kerle auch, hing ein Monokel in der rechten Seitentasche seines Jacketts. Nur eines machte Thomas stutzig. Der Kerl schien nur eine kleine Tasche mit sich zu führen und war ansonsten wohl allein unterwegs. Er hatte schon viele Abgeordnete hier oder in Parazen begrüßt, aber noch nie war einer ohne einen Diener unterwegs gewesen.
Nur noch wenige Meter trennten Thomas vom verstockten Abgeordneten. Es wurde Zeit sich innerlich zu wappnen und auf ein schwieriges Gespräch vorzubereiten. Gedankenversunken kraulte er Aragos an der Seite und atmete noch einmal tief ein und aus. Nun stand der Verstockte vor ihm. Zeit zu Handeln. „Guten Tag Herr…“ „Machen Sie sich nicht die Mühe, Thomas. Ich kenne Sie und alles was Sie hier machen. Wie Sie bereits gemerkt haben reise ich alleine und habe ein kleines Defizit. Könnten Sie bitte meine Tasche nehmen? Danke. Kommen wir gleich zum geschäftlichen Teil. Zeigen Sie mir doch bitte die nächste Gaststätte, lassen Sie mich meine Krawatte etwas lösen und ich werde Sie nach einem gekühlten Bier in ein Geheimnis einweihen, dass von aller höchster Wichtigkeit für unser Land und Ihre Regierung ist. Sie können sich bereits jetzt schon darauf freuen, dass sie befördert werden.“ Der Verstockte reichte Thomas seine kleine Reisetasche und machte sich zur nächsten von ihm erblickten Gaststätte auf. Ein, zwei Schritte weiter drehte er sich zu Thomas um und fragte, ob die von ihm gewählte Stätte in Ordnung sei, und ob man wirklich auch gutes, dunkles und vor allem gekühltes Bier erhält.
Beförderung? Geheimnis? Von höchster Wichtigkeit? Verdammte Scheiße. Was haben die mit mir vor? Mir gefällt das gar nicht.
Thomas nickte dem Abgeordneten zu und ging ihm nach.
Kapitel 4Blios der 12. Tag, grüne SonneMond: Para – Auf den Schienen
Sarah stöhnte laut und bewegte ihre Hüften rhythmisch im Kreis während er schnell in sie eindrang nur um seinen Schwanz dann langsam wieder herauszuziehen. Ihr nackter Körper glänzte im Schein der Gaslampen vor Schweiß wie ein ganzer Sternenhimmel und ihre Hände umklammerten mit aller Kraft die obersten Griffe ihres Kleiderschrankes. Er hielt ihren Hintern mit beiden Händen fest umklammert den Kopf in den Nacken gelegt und führte jeden Stoß leicht breitbeinig stehend immer und immer wieder aus. Er war zwar nicht mehr jung, doch er hielt sich fit und auf seinem Körper zeichneten sich feste Muskeln an Armen, Beinen und am Bauch ab. „Leck mir die Nippel und fick mich noch härter. Ich will das, ich brauch das. Nimm mich so hart du kannst“ presste Sarah zwischen jedem Stoß heraus, bevor sie sich immer wieder für wenige Sekunden ihrer Geilheit ergab.
Er ließ sich solch eine Bitte natürlich nicht zweimal sagen, packte ihre Arme, legte sie um seinen Hals und trug sie so, seinen Schwanz tief in ihr zum Bett herüber, wo er seinen Stößen einen schnelleren Rhythmus verlieh. Er zog sie enger an sich und lies immer weniger Pausen zwischen seinen Stößen bis sie endlich kam und er kurze Zeit später ebenfalls.
Nach dieser wundervollen aber anstrengenden Tätigkeit rollte er sich neben sie und blieb eine gefühlte Ewigkeit liegen. Keiner von beiden sagte was. Nur die immer noch erhöhte Atemfrequenz von beiden durchbrach die Stille im kleinen Zugabteil. „Ich glaube, ich brauche was zu trinken. Ich werde wohl langsam zu alt für solche Aktivitäten.“ „Das finde ich gar nicht Marcelus. Du hast es immer noch drauf und ich hoffe, dass ich es noch viele Jahre genießen kann. Wir sehen uns einfach zu selten.“ Sie lehnte sich zur Seite und beobachtete ihn wie er sich am Tisch ein Glas Wasser einschenkte. Beim Anblick seines nackten Hinterns wurde sie gleich wieder rollig. Viel zu selten sahen sie sich und konnten sich lieben, wie es ein echtes Paar tat. Er war zwar 15 Jahre älter als sie, doch das machte ihr nichts. Er sah für sie immer noch gut aus.
An der Akademie hatte sie sich nach einer hitzigen Diskussion um eine Zensur ihrer Hausarbeit in ihn verliebt. Damals hatte er noch einen Vollbart gehabt, der von zwei perfekten grauen Strähnen unterbrochen wurde. Er strahlte eine Autorität und Stärke aus, die sie stark beeindruckt hatte. Und, nach all den Jahren musste sie zugeben, dass der weltliche Weitblick und die vielen Reisen seine Augen noch interessanter gemacht hatten. Er hatte ihr alles beigebracht was sie wusste. Neben ihr haben sich noch andere Frauen für ihn interessiert. Einige von ihnen kamen aus sehr reichen Kaufmannsfamilien, sodass er in seinem Leben nie wieder hätte arbeiten müssen.
Doch keine konnte sein Herz gewinnen. Er lebte für seine Arbeit und seine Regierung. Er war mit dem was er tat verheiratet. Die Arbeit war seine Geliebte. Bei diesem Gedanken stahl sich ein ungläubiges Lächeln auf ihre Lippen. Nach all den Jahren wusste sie zwar nicht mehr wie sie sein Herz gewinnen konnte, doch sie hatte es geschafft, hatte etwas Unmögliches geschafft. Vermutlich war es ihr Schicksal, um alles in ihrem Leben zu kämpfen. Wahrlich, das Leben hatte ihr nichts geschenkt. Sie war ein Kind einer einfachen Kaufmannsfamilie aus Parazen. Ihr Vater unterhielt Geschäfte mit den hiesigen Bauern um Parazen herum und ihre Mutter arbeitete als Näherin in der größten Stofffabrik, die es vermutlich auf ganz Para gab. Ihr Leben war das eines normalen Mädchens gewesen. Sie hatte alles für ihr Leben von klein auf geplant. Erst die Schule besuchen, dann eine Ausbildung zur Floristin machen und einen guten Mann heiraten.
Alles war genauestens geplant und es gab einfach keine andere Möglichkeit wie ihr Leben ablaufen sollte, wäre da nicht der Tod ihres Bruders gewesen. Sarah schloss die Augen und versuchte einzelne Tränen ihres noch intakten Auges abzuwehren. Ihr Bruder wurde totgeschlagen, weil irgendwelche Dreckskerle der Meinung waren ihn erst süchtig nach flüssigen Kristallen machen zu müssen und ihm dann das letzte Geld aus der Tasche zu ziehen. Mit eingeschlagenem Schädel hatte man ihren Bruder gefunden. Sein Gesicht lag halb in einer Pfütze und war bereits albtraumhaft aufgequollen gewesen. Ihre Mutter hatte der Verlust ihres einzigen Sohnes um den Verstand gebracht und schließlich über den Rand der Stadtmauer von Parazen. Zum Glück hatte sich ihr Vater gut genug unter Kontrolle um sich um seine zwei verbliebenen Kinder, seine beiden Töchter, zu kümmern. Sogar eine neue Liebe konnte er wiederfinden. Sie, Sarah, hatte jedoch andere Pläne für ihr Leben geschmiedet. Nie wieder sollte es jemandem genauso ergehen wie ihrem Bruder. Nie wieder sollten Gesetzlose die Welt einer Familie zerstören. Mit 12 Jahren verpflichtete sie sich der WaPara Akademie und absolvierte jeden Kurs mit bester Auszeichnung. Im Laufe ihrer 15-jährigen Karriere entwickelte sie drei neue Manöver für Kampftechniken und erhielt, als jüngste WaPara seit Jahrzehnten, eine eigene 40Mann starke Truppe und wurde zur Obersten WaPara ernannt - die höchste Auszeichnung in der Karriere eines WaPara. Gerüchten zu Folge wurde aktuell diskutiert sie in den Rang eines Majors zu erheben.Sarah rollte auf dem Bett herum und legte den Kopf etwas schief um sich Marcelus Hintern weiter anzuschauen. Unbewusst wanderte ihre Hand dabei an ihr künstliches Auge. Seit sieben Jahren trug sie schon das Augenimplantat. Nur dank dieses Implantates hatte sie ihre natürliche Wahrnehmung behalten können. Im Laufe der Zeit hatte man immer wieder kleine Änderungen am Implantat durchgeführt. Nun war sie in der Lage die einzelnen Lichtspektren wahrzunehmen und in der Nacht besser zu sehen. Insgeheim hasste sie ihr künstliches Auge. Seit ihrem schweren Unfall, war sie für die meisten Kerle ein kaltes Ding ohne Gefühle geworden. Irgendwann begann sie auch damit dies in ihrer Persönlichkeit zu verankern und wurde zu dem, was andere ihr nachsagten. Nur einer ließ sich nicht von ihrem Äußeren erschrecken. Marcelus behandelte sie wie jede andere Person auch und mit der Zeit entwickelten sich auch die ersten Gefühle. Sie wusste, dass sie nie Kinder haben würde. Für diese Aufgabe wurde ihre Schwester ausgewählt. Eine kleine aber brillante Leyschmiedin. Drei Kinder hatte sie bereits zur Welt gebracht und das vierte war auch schon auf dem Weg.Das Leben hätte ganz anders sein können, dachte sie noch ein allerletztes Mal, bevor auch sie sich endlich aus dem Bett erhob und nach ihren Sachen zu suchen begann.
„Sag mal Marcelus, meinst du wir zwei… also du und ich…“ begann sie zu stottern als eine Explosion die gesamte Dampfbahn kräftig durchrüttelte. „Scheiße, was für ein Idiot glaubt die Königin der Schienen in die Luft sprengen zu können?“ Marcelus antwortete ihr nicht, lud schnell seinen Revolver durch und sprang förmlich aus der Kabine. „Scheiße, verdammt, warte auf mich!“ Schnell schlüpfte sie in die Hose ihrer Uniform, zog ihr weißes Hemd über und knöpfte sich die dunkelrote Uniformjacke noch schnell zu bevor auch sie voll bewaffnet in den Gang sprang.
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Marcelus stand in der Komputerzentrale und lies den Kommunikationswächter alle angebrachten Bahnkameras durchwechseln. „Verdammt, die Penner da draußen haben uns hinten blind gemacht. Wer auch immer uns da angreift ist entweder verrückt, ein totales Strategiegenie oder beides.“ Er wand dem Kommunikationswächter den Rücken zu und stellte sich ans Fenster. Lang hielt er es dort aber nicht aus und trat mit aller Wucht gegen den nächstbesten Tisch. Und als würde er ihn verspotten, blieb der Tisch an Ort und Stelle stehen.
„Unsere Tische sind festgeschraubt, Elite-Sheriff. Vielleicht solltet Ihr eure Wut an unseren Angreifern auslassen und nicht am Mobiliar unserer Geldgeber!“ blaffte sie ihn an. „Was für eine Strategie schlagt ihr vor Oberste WaPara Tendriell?“ Dies ließ sie sich nicht zwei Mal sagen, griff nach dem Hörer an der Wand und brüllte kurze direkte Befehle hinein. „Seiten- und Dachwaffen bemannen, feuern nach eigenem Ermessen, aber versucht sie nur zu verwunden, der Tod wäre ein Gnadenerlass für diese Dreckshunde. Heizt den Kessel höher und verdoppelt die Wachen bei unseren Gefangenen.“ Sarah brüllte noch weitere Befehle und der gesamte Zug begann lebendig zu werden. WaPara rannten die Gänge entlang, als wären sie die weißen Blutkörperchen im Körpersystem eines jeden Paraners. Und im Endeffekt waren sie es ja auch. Der Verteidigungsmechanismus der Königin der Schienen erwachte zum Leben und traf alle Maßnahmen, um sich gegen den Feind von außen zu wehren. Marcelus stand an einer Wand gelehnt und versuchte aktuell niemandem im Wege zu stehen. Ihm waren die Hände gebunden und er musste sich ganz auf Sarah und ihr Team verlassen. „Folge mir zur Taktikzentrale, Elite-Sheriff Marcelus. Dort haben wir bessere Möglichkeiten diesen dummen Angriff abzuwehren.“ Sarah ließ Marcelus keine große Zeit um zu antworten und machte sich schnellen Schrittes auf in den nächsten Waggon. Ein Unterfangen, wie Marcelus feststellen musste, das nicht ganz leicht war, da jeder Angriff ihrer Feinde den gesamten Zug durchschüttelte. Doch die Königin der Schienen ließ sich nicht so leicht umschubsen, kam es Marcelus, als eine erneute Explosion die Königin stark durchrüttelte und für wenige Sekunden in schieflage versetzte. Im nächsten Waggon befanden sich dutzende Spulen, Kabel, Dampfaggregate und haufenweise Zeug, von dem er nicht mal erahnen konnte für was diese überhaupt gut waren. Am Meisten irritierte ihn ein Schrank aus dem permanent ein knallendes Geräusch kam und der, aus einem kleinen Schlitz, haufenweise Papier ausspuckte. Im Gegensatz zu ihm schien Oberst Sarah die kryptischen Symbole zu verstehen und gab weitere Anweisungen über das Bahntelefon durch. „Was sollen wir hier Sarah?“ Marcelus fand sich hier noch überflüssiger als er sich bereits im anderen Waggon gefühlt hatte. „Warte es ab EliteSheriff und stell dich zu mir aufs Podest.“ Marcelus tat wie Sarah es wollte, war jedoch noch mehr, als er es bereits vor wenigen Sekunden war, irritiert. Mit einem Ruck und einem Dampf-spuckenden Zischen erhob sich die Plattform Richtung Decke. Marcelus wollte sich es zwar nicht anmerken lassen, da Sarah total lässig und mit erhobenem Kopf Richtung Decke dastand, aber er entwickelte langsam die Angst von der Decke zerdrückt zu werden. Die Decke kam immer näher und seine Nerven waren bis zum Zerreißen gespannt. Er machte sich gerade bereit vom Podest zu springen als sich die Decke über ihm links und rechts aufzuklappen begann und man das grüne Dämmerlicht des Himmels sehen konnte.
Gerade als er antworten wollte, erschütterte die nächste Explosion die Königin der Schienen und brachte sie so stark ins Wanken, dass ihr gewaltiger Metallkörper gefährlich nahe dem Steppenboden kam. Sarah und er konnten sich nur mit aller größter Mühe an einer der Halterungen festhalten die gemeinsam mit dem Podest in die Höhe gehoben wurden. „VERDAMMT IST DAS LAUT HIER“ brüllte er gegen den Fahrtwind und die mittlerweile im Stakkato feuernden Drehgewehre an. Sarah und ihm bot sich ein Bild der Unmöglichkeit. Mindestens 100 Mann auf Pferden, Paradyn und K.D.P. hatten es sich in den Kopf gesetzt die Königin der Schienen zu töten. Sie alle hatten einfache bäuerliche Kleidung an und trugen irgendeine Art von Gewehr bei sich. Sarahs WaPara setzten den Angreifern schwer zu, mussten aber durch perfekt gezielte Schüsse ebenfalls erheblichen Schaden auf sich nehmen. Marcelus zählte drei Drehgewehre die aufhörten zu schießen, da ihr Pilot entweder tot oder zu stark verwundet war. Doch ein ganz besonderer Reiter verlangte nach seiner gesamten Aufmerksamkeit. Er konnte ihn nicht direkt erkennen, aber er war anscheinend der Schütze der die Königin der Schienen mit Explosionen überzog. Seit er hier draußen auf der Königin stand, hatte der Fremde nur einmal geschossen. Irgendwas hielt den Feind davor ab dauerhaft zu feuern. Marcelus versuchte seinen Blick auf diesen Paradyn-reitenden Feind und seine Waffe zu konzentrieren. „Was…“ versuchte Sarah Marcelus zu fragen, doch dieser griff nur nach ihrer Hand und zeigte auf den seltsamen Reiter, der aktuell zwischen den anderen Reitern ritt und anscheinend seine Waffe gegen seine eigenen Leute richtete. Es dauerte einige Minuten des Zielens, doch jede Beute des seltsamen Reiters fiel von seinem Reittier und wurde von der ankommenden Horde sofort zertrampelt. Marcelus griff nach seinem Revolver und begann mit weiteren Teilen, die er am Gürtel hängen hatte seinen Revolver in ein improvisiertes Scharfschützengewehr umzustecken. In seinem Kopf rasten verschiedene Ideen herum, was passieren würde, wenn der Reiter wieder auf die Königin der Schienen zielte. Marcelus schaute immer wieder mit einem Auge zum Reiter um ihn bloß nicht in der Menge zu verlieren. Sarah schien Befehle zu brüllen oder sie redete gerade mit ihm direkt - das konnte er zurzeit nicht unterscheiden, so sehr war seine Aufmerksamkeit auf den Reiter gerichtet.
Er musste unbedingt seinen Langstreckenrevolver zusammenstecken und sich diesen Reiter vornehmen bevor es zu spät war. Nach einer gefühlten ewigen Minute, drückte er Sarah sanft zur Seite und positionierte sich in Schussstellung auf dem Podest. Sein linkes Bein nach vorn gerichtet, seine Arme leicht angewinkelt und das Zielfernrohr direkt vors Auge. „Gleich ist der Spuk vorbei“ flüsterte er in den Wind. Er hatte den Reiter direkt vor der Flinte. Nur noch wenige Sekunden trennten seine Kugel und das Herz des Reiters voneinander. Marcelus bog den Finger um den Abzug und war bereit durchzuziehen, als der Reiter den Kopf hob und Marcelus freudestrahlend angrinste. Kurz verlor er die Konzentration bei dem Anblick den er da sah. „Konrad“, knurrte er zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Du elender Schweinehund von einem Jonathan Marshal.“ Marcelus drückte den Abzug genau in dem Moment, in dem auch der Reiter seine Waffe hob und abdrückte. Eine gewaltige Explosion hob die Königin der Schienen in die Höhe. Ihre einzelnen Waggons verdrehten sich wie die Gliedmaßen eines Paraners, drehten sich um die eigene Achse, ließen Kupplungen zerspringen und versetzten der gesamten Dampfbahn einen so gewaltigen Drall, dass sie zu einem Tonnen schweren rotierenden Shuriken wurde, der seine gesamte Wut auf die heranreitenden Feinde entlud.
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Mit gezielten Schüssen tötete er den letzten berittenen Räuber. Um ihn herum hörte er das Todesröcheln der WaPara, der Königin der Schienen. Vielleicht handelte es sich aber auch um die Gefangenen, die sich im Bauch der Königin befunden hatten. Es waren wohl um die 20 gewesen, wenn er sich recht erinnerte. Um ihn herum starb gerade die Königin der Schienen, umhüllt von Flammen, die sich von allem ernährten, dass einst das Innere der Königin war oder zur Befeuerung des Kessels gebraucht wurde. Das Metall der Königin gab unheimliche Laute von sich als das Feuer mal wieder eine Verschraubung aufsprengte oder die massive Außenpanzerung sich zu deformieren begann. Doch all dies interessierte ihn nicht, er suchte etwas Bestimmtes, jemanden Bestimmten. Er musste hier sein, das wusste er. Er war sich zu 100% sicher, dass er ihn beim Angriff gesehen hatte. Und er wusste auch, dass diese Person sehr zäh sein konnte, was den Tod betraf. Vorsichtig kletterte er über Maschinenteile, die sich höchstwahrscheinlich im Inneren der Königin befunden hatten. Ihm kam der Gedanke, dass er gerade in den Eingeweiden eines gewaltigen Tieres umherwanderte, nur um etwas, jemanden zu finden.
Gerade als er über ein verkohltes Sofa klettern wollte, hörte er Stimmen hinter einer runden Metallverkleidung. Mit erhobenem Revolver ging er um die Verkleidung herum. Langsam, Schritt für Schritt arbeitete er sich um die Verkleidung herum. Seine Sinne waren auf alles vorbereitet. Und was er dort sah, war mehr als er sich erhofft hatte. Die Stimmen hinter der Verkleidung gehörten dem was er gesucht hatte und etwas anderem, einer weiblichen Person. Er beobachtete wie sich die weibliche Person, ein Bein hinter sich herziehend, zu seinem Ziel robbte. Ihr Gesicht zeigte ihm ganz deutlich, dass sie Schmerzen und Angst hatte.
Das Gleiche fand er auch bei seinem Ziel. Es lag unter einer Stahlrippe der Königin begraben und rief der weiblichen Person permanent etwas zu.
Kopf schüttelnd trat er auf die Beiden, am Boden liegenden Personen zu. Zuerst mit schnellen Schritten, doch je näher er ihnen kam, desto langsamer und vorsichtiger wurde er. „Ich grüße dich Marcelus von Oberbrücken, mein alter Freund. Habe ich es doch richtig gesehen, dass du oben auf der Königin rumturnen musstest. Meinst du nicht, dass du für sowas bereits zu alt bist?“ Er bückte sich zu Marcelus herunter und untersuchte mit schnellen geübten Griffen den Körper nach Verletzungen und Waffen. „Dachte ich es mir doch. Deine alte Lieblingswaffe wirst du wohl nie gegen etwas Neueres tauschen wollen, was? Deine falschen und besonders alten Einstellungen werden dich eines Tages noch ins Grab bringen. Und sage mir Sheriff, bist du immer noch jemand, der sich so penibel an Vorschriften hält?“ „Konrad…“, brachte Marcelus zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor „… hätte ich es mir doch denken können. Ich hätte jedoch nie gedacht, dass du zu einem Banditenfürsten wirst und dich gegen die Zentralregierung direkt wendest…“ Marcelus hielt inne, seine Wunden schienen schlimmer zu sein, als er es zuerst vermutete. Wahrscheinlich waren auch noch einige Organe in Mitleidenschaft gezogen worden. Er wollte sich gar nicht erst vorstellen, wie es Sarah gehen musste. Sie stand direkt neben ihm, als sie mit der Königin im Staub zerschellt sind. Vielleicht ging es ihr besser als ihm, immerhin kroch sie gerade auf ihn zu. „Marcelus, Marcelus. Was soll man nur mit dir machen, alter Freund? Aber du hast Glück im Unglück, mein Freund. Ich werde nämlich zuerst deine Gedanken beruhigen. Ich weiß doch, wie es in deinem Schädel rattern muss, warum ich hier bin. Ich werde es dir sagen. Ich war nur zufällig gerade in der Gegend, als ich sah, wie diese Staubfresser die stolze Königin angriffen. Was für ein Frevel sage ich dir Marcelus. Also habe ich mir gedacht, ich gebe ihnen einfach was sie wollen. Trenne den Gefangenenwagen mit ein paar gezielten Schüssen vom Rest ab und die Königin kann entkommen. Denk gar nicht erst daran, mir sagen zu wollen, dass ihr es geschafft hättet. Einige von denen waren voll mit Dynamit und Paramin zugestopft. Die hätten den Kessel gesprengt und euch alle nach und nach abgeknallt. Aber du hast mal wieder meine Bemühungen durchkreuzen müssen. Und jetzt schau dir mal an, was du getan hast. Du bist verletzt, diese hübsche Frau mit dem Metallauge ist total in Panik, und dabei weiß sie nicht mal, dass sie ihr Bein verlieren wird. Es ist vermutlich mit Mikrofrakturen überseht. Und der Rest der Königin und ihre Besatzung? Tot.“ Konrad stand auf und ging zu Sarah herüber. „Aber keine Angst, alter Freund. Ich habe mich um das Räuberproblem gekümmert. Ich habe alle, die nicht von der Königin überrollt wurden aus dem Weg geschafft. Unsere Regierung kann so nun wenigstens an die Einzelteile der Königin herankommen, ohne dass sie sich ein Plünderer einverleibt hat. Und du wirst ihnen auch noch die ganze Geschichte erzählen können Marcelus. Ich werde mich um deine Wunden kümmern und die Zentralregierung kontaktieren. Das schulde ich dir! Aber ich werde dir auch zeigen müssen was du mir damals angetan hast. Du kannst dir gar nicht ausmalen, wie schrecklich es war. Du hättest auf meiner Seite sein müssen und nicht auf DEREN!“ „Marcelus“, krächzte Sarah. „Wer ist das?
Was ist hier los? Wie geht’s dir? Bist du verletzt?“ Auf ihrem Gesicht zeichnete sich Sehnsucht und Angst ab. „Oh wie rührend, Madame. Wie mir scheint, sorgt Ihr euch wahrhaftig um diesen alten Sheriff.“ „HALTS MAUL, KONRAD“, schrie Marcelus mit höchster Anstrengung Konrad entgegen. „Lass sie in Ruhe. Das hier geht nur dich und mich was an.“ Marcelus versuchte sich aus den Trümmern zu ziehen, die ihn am Boden hielten. „Wer hätte das gedacht. Der perfekte Sheriff und Wächter aller Gesetze bis ins penibelste, scheint endlich jemanden gefunden zu haben, der ihn mehr interessiert als Paragraphen und das Wohl des Mondes.“ Konrad hockte sich neben Sarah. „Wisst ihr Madame, dieser Mann da, er weiß nicht was Liebe bedeutet. Für ihn zählt nur der Beste in seinem Amt zu sein. Derjenige, der den Mond rettet und sein Leben für unsere ach so beschissene Regierung hingibt. Ich war auch mal so. Marcelus und ich sind sogar mal Freunde gewesen. Wir waren die besten Sheriffs, die unser Jahrgang hervorbringen konnte. Wir taten so gut wie alles um besser zu werden. Ich wurde Meisterschütze, während Marcelus sich einem geheimen Runenschmied-Projekt unterwarf. Ihr könnt es vielleicht nicht sehen Madame, aber Marcelus besitzt mehr Mechanik in seinem Körper als ihr es tut. Das kleine Auge was man euch in den Kopf gesetzt hat um wieder besser sehen zu können ist nur ein Bruchteil von dem was sich Marcelus hat machen lassen.“ Konrad sah zu Marcelus herüber. „Wieviel Leben steckt eigentlich noch in dir, alter Freund? Wie dem auch sei, Marcelus war nie der Typ für Paraner, sondern für Paragraphen und die exakte Einhaltung dieser.“ Konrad stand auf und ging auf Marcelus zu. In der rechten Hand hielt er seinen Revolver, mit seinem Daumen spannte er den Hebel und richtete die Waffe auf den Kopf seines alten Freundes. „DU HAST MIR ALLES GENOMMEN, MARCELUS. ALLES WAS MIR LIEB UND TEUER WAR HAST DU MIR GENOMMEN. UND NUR WEIL DU IRGENDWELCHE BLÖDEN PARAGRAPHEN BEFOLGEN MUSSTEST“, schrie er Marcelus an. „Aber ich verdanke dir auch mein Leben Marcelus. Daher werde ich dich nicht erschießen.
Das wäre nicht richtig. Immerhin stehe ich in deiner Schuld. Aber du sollst das durchleben müssen was ich durchlebt habe, damit du verstehst wie es mir ging.“ Konrad richtete den Revolver auf Sarah und drückte ab. „NEIN!“ Marcelus versuchte zu Sarah zu hechten, doch die Trümmer unter denen er lag hielten ihn davon ab. Der Schuss hallte in der Umgebung wider, während er verzweifelt versuchte sich zu befreien. Das Projektil drang über Sarahs Augenimplantat in sie ein und zerfetzte das Gehirn dahinter. Sarahs Kopf sackte auf den verdreckten Boden und entließ ein sich ausbreitendes blutiges Rinnsal. „Ich werde dich umbringen, Konrad. Ich werde dich jagen und umbringen, du elender Drecksack…“ Konrad, der sich bereits mehrere Schritte von Marcelus und der toten Sarah abgewandt hatte, drehte sich noch ein allerletztes Mal um. „Ich freue mich auf die Jagd, alter Freund. So hatte ich mich übrigens auch gefühlt. Jetzt sind wir beide wieder auf dem gleichen Stand. Aber wenn es dich tröstet, Marcelus, ich tat ihr einen Gefallen. Sie wäre eh verreckt und besser das, als zu dem zu werden, was man mit dir gemacht hat.“ Dann verschwand er zwischen den Trümmern und hinter lies eine zerstörte Szene aus Blut und Feuer.
Kapitel 5Blios der 29. Tag, schwarze SonneSternenmeer – Zwischen Ataris und Para
„Bist du dir sicher, dass ich dich fesseln soll? Hier unten wird schon nichts passieren. Du kannst sie ja nicht sehen.“ Shamiira legte Tyrna die metallenen Fesseln an, die sie im Inneren des Dreimasters gefunden hatten. „Ich bin mir ja bei dir nicht mal sicher, ob dich diese Fesseln überhaupt halten könnten. Du warst beim ersten Mal bereits ziemlich einschüchternd und stark.“ „Ich weiß, Shamiira. Aber was soll ich denn machen? Wenn ich hier ausraste, dann…“ Tyrna legte ihre Hände ans Gesicht und begann zu weinen. Sie wollte nicht weinen, aber die Tränen kamen einfach so aus ihr heraus. Und mit jedem kleinen verzweifelten Gedanken, der ihr durch den Kopf schoss, begann sie von neuem an zu schluchzen. „Ich hätte beinahe meinem Bruder mit meiner schwarzen Art geschadet.
Ich hätte die Wächter auf Blizz ermorden können und wer weiß was ich noch alles tun würde, wenn ich wieder durchdrehe. Vielleicht verletze ich dich diesmal oder bringe uns und alle auf diesem Schiff um. Kette mich einfach an den Balken dahinten, Shamiira und mach mich nicht ab, egal was geschieht. Warte bis die dunkle Sonne verschwunden ist.“ Tyrna fing an sich die dicken Metallfesseln um ihre Handgelenke zu legen und so fest es ihr möglich war aneinander zu drücken. Shamiira ließ die Luft in ihren Lungen lange ausströmen, bevor sie dem Wunsch ihrer, nun ja, wie sollte sie sie nennen, war Freundin wirklich das richtige Wort, nachkam. Auf Derun hatte sie Tyrna und ihren Bruder Tyrnon kennengelernt und war prompt in ein Abenteuer verwickelt worden, das ihr Leben auf höchst spektakuläre Weise umgekrempelt hatte. Tyrnon war immer sehr nett zu ihr gewesen, wirkte aber neben Orgal, den sehr muskulösen Vulkanen mit seinem umwerfenden Duft, doch dann eher klein und zerbrechlich, was ihn aber nicht davon abhielt sich für andere aufzuopfern, selbst wenn das eigene Leben dadurch enden könnte. Kaum hatte sie an ihn gedacht, da drangen Bilder von Tyrnon mit seiner metallverzierten Hand und den langen ausgeprägten Hörnern in den Vordergrund.
Shamirra half Tyrna sich an den massiven Schiffsbalken zu ketten und lies ihren Gedanken einfach freien Lauf. Ja, wie soll ich dich nennen Tyrna? Wäre Freundin das richtige Wort für dich oder bist du eher ein Reisekamerad für mich? Ich weiß, dass du deinen Bruder retten willst. Ich weiß, dass du nur darauf wartest, wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren, damit du herausfinden kannst, wie du deinen Bruder rettest. Ich will das ja auch. Tyrnon ist schon was ganz Besonderes, oder? Shamiira setzte sich Tyrna gegenüber und überprüfte ihr kleines Diebesgut, das aus Brot, Käse, Wurst und Wasser bestand. Beiden missfiel es zwar, dass sie das Essen aus der Kombüse stehlen mussten, jedoch hatten sie ja auch keine Wahl, wenn sie während der Überfahrt nicht verhungern wollten.
Völlig in Gedanken versunken, überlegte Shamiira ob Tyrna recht hatte und die dunkle Sonne für all das Leid verantwortlich war, was mit ihrer „Reisekameradin“ geschah oder ob einfach nur die tiefen dunklen Gedanken der jungen Frau durch ihre Macht im Körper physisch werden.
„Shamiira? Bist du wach? Kannst du mir was zu trinken geben?“ Shamiira öffnete die Augen und musste die Öllampe neben ihr weiter aufdrehen, damit sie ihre Kameradin erkennen konnte. Das Öl in der Lampe neigte sich langsam dem Ende zu und sie überlegte ganz kurz, ob sie Tyrna einfach ignorieren sollte, die Lampe löschen und sich wieder schlafen legen. Apropos, wann war sie eigentlich eingeschlafen? Sie konnte sich noch sehr gut daran erinnern, dass sie darüber nachdachte, was der Auslöser für Tyrnas dunkle Macht war und dass sie jetzt gerufen wurde. „War ich eingeschlafen?“ „Ja warst du Shamiira. Du hast glaube ich sogar fast einen ganzen Tag geschlafen. Ich wollte dich nicht wecken, aber es wäre nett, wenn du mir was zu trinken geben könntest und mir vielleicht ein Stück Käse und Wurst abschneidest. Und dann könntest du mir vielleicht beim…“ Tyrna verstummte abrupt in ihrem Redefluss und lies die Augen gen Boden sinken. „… könntest du mir den Topf zur Seite stellen und mir helfen damit ich mir meine Kleidung nicht versaue?“ Sie kann sehr höflich sein und irgendwie noch sehr kindlich. Kaum zu glauben, dass sie, dieses Kind, einst eine Sonnenstadt angriff. Shamiira erhob sich, schaute sich kurz in ihrer kleinen Ecke um und vergewisserte sich, dass niemand in der Nähe war, bevor sie Tyrna beim Essen und Trinken half und zu guter Letzt auch dabei, dass ihre Kameradin den Topf traf und nichts in der Kleidung landete. Besonders, da Tyrna wie Shamiira auch die typische offene Kleidung ihres Heimatmondes trug. „Danke, Shamiira. Es ist mir irgendwie peinlich dich um sowas bitten zu müssen. Besonders, da ich dein Volk angegriffen habe.“ „Ach Tyrna, das ist schon… shhhhhhh… ich glaube da kommt jemand…“ Shamiira stahl sich richtig in ihre kleine Sitzecke zurück. Sehr darauf bedacht an den Ketten und Fellen vorbei zu schleichen, die überall in der Ecke herumhingen, die sie sich beide als Zuflucht auserkoren hatten. Auf halbem Wege musste sie jedoch anhalten, als einer der Matrosen sich direkt vor sie schob. Sein Geruch brachte sie kurz zum Würgen. Dieser Matrose roch wie eine Mischung aus Rum und vergorenem Fleisch und anscheinend war er auch noch ziemlich alkoholisiert. Er stand etwas schief, aber direkt vor ihr, weshalb sie seine Augenklappe, die dicke Narbe unter seinem Kinn und das lange Messer an seiner Seite sehr gut erkennen konnte. In seiner linken Hand hielt er eine Laterne die ihr Licht so gut ausstrahlte, dass es nur eine Konsequenz geben konnte: Sie wurden gerade entdeckt.
„Na, wen habn wir den hier? Wusste gar nicht, dass wir Sklaven quer durchs Sonnensystem schippern. Lass disch mal anschaun, Mädel.“ Er trat näher an Tyrna heran.