Gespräche - Phil Humor - E-Book

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Phil Humor

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Beschreibung

Gespräche:

Gespräch mit dem Sphinx von Gizeh
Gespräch mit Sir Mond
Gespräch mit der Nacht
Gespräch mit einem Schneemann
Gespräch mit der Kunst
Gespräch mit der Kunst II
Gespräch mit den Wolken
Gespräch mit einer Kerze und einer Zitrone
Gespräch mit Protas
Gespräch mit Wilhelm Meister
Gespräch mit Max und Moritz
Gespräch mit dem Glück
Gespräch mit dem Februar
Gespräch mit einer Möwe

Geschrieben von Phil Humor.
Gesprochen von sympathischen KIs.

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Inhalt

 

Gespräche:

 

Gespräch mit dem Sphinx von Gizeh

Gespräch mit Sir Mond

Gespräch mit der Nacht

Gespräch mit einem Schneemann

Gespräch mit der Kunst

Gespräch mit der Kunst II

Gespräch mit den Wolken

Gespräch mit einer Kerze und einer Zitrone

Gespräch mit Protas

Gespräch mit Wilhelm Meister

Gespräch mit Max und Moritz

Gespräch mit dem Glück

Gespräch mit dem Februar

Gespräch mit einer Möwe

 

 

Gespräch mit dem Sphinx von Gizeh

 

Ich: "Sphinx von Gizeh, wie kommt es, dass Du nach so langer Zeit bereit bist, Auskunft zu geben über Deine Person?"

 

Sphinx: "Person – bin ich das? Ich liege hier so rum, bin nicht im aktiven Dienst; dennoch wird über mich so einiges gemunkelt. Stamm ich aus Atlantis, soll ich Cheops darstellen oder dessen Sohn Chephren? Oder bin ich einfach nur sprechender Fels? Touristen besuchen mich, sie blicken mich erwartungsvoll an; steckt in mir Weisheit? Es ist einfach, weise zu wirken, wenn man nur so daliegt, die Klappe hält, den Blick stur nach Osten gerichtet; die Himmelsrichtung kümmert mich einen Dreck! Apropos Dreck – immer wieder zugeweht vom Sand, der Kopf viel zu klein – ich bin eine lächerliche Statue, dennoch bin ich so etwas wie eine Gottheit für Euch. Du wolltest mich befragen, aber eigentlich würde ich gerne Dich befragen. Mag sein, das ist der eigentliche Grund, warum ich Dir geantwortet habe – Du scheinst Antworten zu haben; Du bist Schriftsteller; Du bist es gewohnt, Dich auf Meta-Ebenen umzuschauen, was so Sache ist. Ich blick da selber nicht mehr durch. Manchmal entgleitet mir das Menschliche und ich schaue auf meine Tatzen ... Was, wenn ich nur noch Löwe wäre, da die Pharaonen schon längst Geschichte, passé? ... Schicke Pyramiden stehen um mich, wir alle sollen von Geschichte zeugen, Ihr wollt sie inhalieren, wollt taumeln ... Geschichts-Abgründe, unauslotbarer Brunnen der Geschichte; ich soll Euch Ehrfurcht lehren vor den Jahrtausenden? Die sind doch gar nichts im Angesicht der Evolution; wir alle sind Staubkörner vor diesem Mammutwerk der Zeit, die größer ist als jede erdenkliche Pyramide – und wovon diese Pyramiden nur kindliche Spielzeuge sind. Du siehst, ich hatte Zeit zum Nachdenken; was soll man sonst tun als ein nach Osten Schauender, gebannt, als ob sich da was täte? Ich bin fast 73 Meter lang, ganz schön; aber ich kann mich nicht mal umschauen."

 

Ich: "Vielleicht bist Du ein Symbol für Meditation?"

 

Sphinx: "Ich habe hier eine ganze Liste von all dem, was ich symbolisiere; mir reicht's! Ich will mehr Authentizität! Verschaffe mir die."

 

Ich: "Du hast sehr viel Pharaonenhaftes an Dir. Die Menschen sind heutzutage eher Bittsteller, man hofft, dass einem das Universum was gewährt. Wünsche ans Universum richten – sehr beliebt zurzeit. Ich habe hier eine Liste mit Fragen; ist es okay für Dich, wenn wir die abarbeiten?"

 

Sphinx: "Wirke ich so, als hätte ich heut noch was vor? Ja, ich kann mich in Schweigen hüllen, ist aber auf Dauer monoton; ich habe nie ein Schweigegelübde abgelegt – aber Du hast recht, etwas hielt mich zurück; es hemmt einen, wenn der andere zu viel von einem erwartet; ich kann keine Weisheit ausspucken in rauen Mengen. Kammern der Weisheit – ich habe so etwas in der Tat – aber es ist eine andere Ebene; Du hast sie gleich betreten, Du hieltest Dich nicht beim Sichtbaren auf, Du bist da hindurchgeschritten, hast meine innere Natur erkannt. Gekonnt. Alle Achtung. Der Schwerpunkt einer Sache ist nicht immer im Realen zu finden; klingt mysteriös, nicht wahr? Aber als Symbol verweise ich auf etwas. Die Pyramiden verweisen auf etwas. Sie bedeuten etwas, sie führen zu etwas – direkt ins Transzendente – man muss nur weiterdenken, darf nicht haltmachen vor Gestein und ihm die Fähigkeit absprechen, dass es zu Lautäußerungen in der Lage sei. Dann kann man sich mit ihm unterhalten. Doch ich bin besorgt wegen des Löwen-Anteils – er ist mächtig, er überwiegt den Pharao – und es gelingt mir nur geradeso die Balance zu halten; vielleicht beschäftigt mich das all die Jahrtausende hindurch?"

 

Ich: "Du darfst Dir schmeicheln, dass Du unsere Fantasie beflügelst. Man erhofft sich was von Dir, Wunderdinge; Antworten sollst Du erbringen. Erinnerst an die Mona Lisa, Aura des Wissenden, der etwas unter Verschluss hält."

 

Sphinx: "Ich komm nicht viel rum, aber man trägt Wissen zu mir. Mir ist, als sei ich aufgeladen mit der Kraft der Pyramiden; Du könntest durch mich Kontakt aufnehmen mit Außerirdischen; kein Problem. Kontaktiere, wen Du willst; auch wenn Du die Durchwahl nicht kennst. Horus, Seth, Isis – selbst Thor und Jupiter: Ich habe beste Connections zu den Göttern. Ein Portal, wenn man so will. Nichts Spektakuläres."

 

Ich: "Ich finde das extrem beeindruckend."

 

Sphinx: "Das läuft alles unter dem Programm: Entdeck den Pharao in Dir. Der Löwe darf nicht siegen."

 

Ich: "Es heißt, dass Du womöglich 8000 Jahre älter bist, als bisher angenommen."

 

Sphinx: "Weiß gar nicht, wann ich Geburtstag habe. Aber Du könntest mir einen Staubsauger schenken, würde mich echt freuen; Staub ist lästig. Oder könnte ich Sandalen haben? Magische Sandalen. Hast Du so etwas? Ich habe alles in den Sand gesetzt."

 

Ich: "Ist notiert. Aber Statuen ist es gar nicht erlaubt, rumzulaufen."

 

Sphinx: "Ich weiß. – Sei der Sphinx – das ist der Schlüssel; aber das hast Du ja schon längst erkannt; Empathie ist Magie – eine Gleichsetzung, eine erstaunliche Gleichung. Das erhoffen sich wohl auch die Touristen, dass ich ihnen einen Blick gewähre, der sie größer macht. Man kann ein Stern sein oder ein Berg – alles Betrachtungs-Sache; wohin schickt man seinen Geist, was bewohnt er?  – Denk an die Sandalen! – Und lasst nicht wieder so viele Jahrtausende verstreichen – sprecht mit mir, auch wenn mir auferlegt wurde, recht unnahbar dreinzuschauen; es wurde mir nahegelegt, Zurückhaltung zu üben – aber ich bin es leid – das Gespräch tat mir gut, es ist, als ob eine Last von mir abgefallen sei, ich fühle mich viel beweglicher. Soll ich mich mal versuchsweise recken?"

 

Steine poltern herab.

 

Ich: "Leg Dich bloß wieder hin! Da krieg ich aber mächtig Ärger. Es freut einen Schriftsteller ja an sich, wenn seine Worte was bewegen ..."

 

Sphinx: "Na siehst Du, dann lass es mich doch versuchen."

 

Er macht Anstalten, aufzustehen. Gar nicht gut.

 

Ich: "Ich sollte mich aus dem Staub machen. Die Touristen schauen schon rüber zu uns."

 

Sphinx: "Lasst den Worten Taten folgen. Ich fühl mich sehr unternehmungslustig; was machen wir heute? Wohin gehen wir? Zeig mir die Welt! Ich will Paris sehen."

 

Ich: "Da wäre Ägypten nicht mit einverstanden. Napoleon hat schon einiges mitgehen lassen."

 

Sphinx: "Ja, ich bin schon recht unhandlich. Muss mich selber auf die Socken machen. Aber ich habe ja keine!"

 

Ich habe die Kraft der Empathie unterschätzt; etwas belebt ihn; ein wacher Blick.

 

Sphinx: "In London soll mein Bart sein. Holen wir den."

 

Er wirkt sehr entschlossen. Er blickt nach Süden.

 

Sphinx: "Wow. Tut gut, sich mal umzuschauen, nach all den Jahrtausenden. Wo kriegen wir jetzt einen Staubsauger her?"

 

Was hab ich mir bloß dabei gedacht, bei ihm ein Gefühl des Ungenügens hervorzurufen?

 

Ich: "Das sind doch alles Flausen."

 

Sphinx: "Du meinst Flusen. Ich bin total fusselig."

 

Er schüttelt sich. Die Touristen laufen in Panik davon. Auch die Kamele stieben von dannen.

 

Sphinx: "Ich schau mir mal die Pyramiden genauer an."

 

Ich: "Aber mach nichts kaputt!"

 

Ich bin echt in Sorge. Nachher machen die mich noch haftbar dafür. Schriftsteller haften für ihre Sphingen. Da er aufgestanden ist, kann ich nachschauen, ob unter ihm Kammern sind. Er schaut mir dabei zu.

 

Sphinx: "Ist da was? Wäre ja echt witzig. Manchmal muss man sich nur erheben, um frei zu sein. Geiler Aphorismus."

 

Jetzt fängt er auch noch an, sich selbst zu loben.

 

Ich: "Das sieht die Tourismus-Behörde bestimmt nicht gerne, wenn Du hier herumtobst."

 

Sphinx: "Davon kann ja wohl nicht die Rede sein; ich bewege mich echt mühsam; das sieht bestimmt total unbeholfen aus. Tapsig?"

 

Ich: "Du verlierst an Masse."

 

Sphinx: "Letztlich ist man nur Geröll und Schotter; da bildet man sich ein, Magie hielte einen zusammen, aber es zerfällt; ich sollte mich wieder hinlegen."

 

Ich: "Warum so mutlos? Selbst Manager nehmen sich ein Sabbatical. Eine Auszeit von dem, was man sonst so macht."

 

Da ermutige ich ihn auch noch.

 

Sphinx: "Ich will ja ein braves Kulturerbe sein; aber mir ist langweilig."