Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten - Gerda Holzmann - E-Book

Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten E-Book

Gerda Holzmann

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Beschreibung

Kleine Wunderwerke der Natur mit magischen Kräften! Die 30 ungezähmten Kräuter, die Sie in diesem Buch kennenlernen, sind voller wertvoller Inhaltsstoffe. Sie trotzen der Sonne und dem Wind, sind eigenwillig und suchen sich ihre Standorte meist ohne Zutun von Menschenhand aus! Aber es gibt ein paar Tricks, um sie im eigenen Garten heimisch zu machen und ihnen Freiräume für ihr Wachstum zu geben. Setzt man sich mit Wildkräutern auseinander, treten gerade zu Beginn wichtige Fragen auf: Welche dieser Pflanzen eignen sich besonders gut für den Garten, das Beet oder sogar den Blumentopf? Vermehrt man sie über die Wurzel oder über Samen? Wie sammelt man Wildkräuter richtig? Zu welcher Jahreszeit erntet man welches Kraut und welche Pflanzenteile verarbeitet man weiter - Blätter, Blüten oder Früchte? Mit "Gesunde Wildkräuter aus meinem Garten" tauchen Sie in die Wunderwelt dieser kleinen Alleskönner ein! Die natürliche Heilkraft von Wildkräutern ist gefragter denn je. Sie spenden positive Energie für Körper und Seele! Mit Hilfe von Gerda Holzmanns genauen und feinfühligen Pflanzenbeschreibungen werden Sie zu aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern der Natur und mit einfachsten Rezepten rund um Tees, Tinkturen, Säfte, Salben, Waschungen und Wildkräutergerichte kann altes Pflanzenwissen auch in der heutigen Zeit seine Wirkung entfalten. So gelingt der Einstieg in ein naturnahes, grüneres Leben allemal! - die natürliche Apotheke im eigenen Garten entdecken - essbare Wildpflanze oder Unkraut: frühzeitiges Erkennen durch Fotos der verschiedenen Wachstumsphasen - mehr Wildkräuter durch eigene Vermehrung über Samen und Wurzeln - Praxisratschläge für Garten und Balkon, Gemüsebeet und Blumentopf - Anleitungen zum Ernten, Trocknen und Konservieren - mit dem praktischen Sammelkalender auf einen Blick alles Wichtige zu Sammelzeit, verwertbaren Pflanzenteilen und Vermehrungsarten entdecken - übersichtliches Register nach Anwendungsgebieten der Wildpflanzen

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GERDA HOLZMANN

GESUNDE WILDKRÄUTER

AUS MEINEM GARTEN

Erkennen. Vermehren. Nutzen.

INHALT

Unsere wilden Wurzeln

Sind Wildkräuter die besseren Kräuter?

Muss man Respekt vor dem Wildkräutersammeln haben?

Wildkräuter sicher bestimmen können

Ernten statt jäten

Wildkräuter richtig sammeln

Für die eigene Gesundheit

Die Natur respektvoll behandeln

Wildkräuter in bester Qualität sammeln

Aktuelles rund um Wildkräuter

Wie ist das mit dem Fuchsbandwurm?

Diese leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide

Neophyt, Freund oder Feind?

Wildkräuter in Hülle und Fülle?

Wildkräuter im Garten fördern

Offene Brachflächen beobachten

Wildkräuter kultivieren

Standorte prüfen

Vermehren über Samen

Vermehren über Wurzeln

Wildkräuter im Gartenbeet

Wildkräuter auf der Wiesenfläche fördern

Die Wildkräuterparzelle

Wildkräuter im Topf ziehen

Pflanzenbeschreibungen vom Ackerstiefmütterchen bis zum Zinnkraut

WILDKRÄUTER

Ackerstiefmütterchen

Gewöhnlicher Beifuß

Gewöhnlicher Beinwell

Große Brennnessel

Gewöhnlicher Frauenmantel

Gänseblümchen

Gänsefingerkraut

Weißer Gänsefuß

Gewöhnlicher Giersch

Gewöhnlicher Gundermann

Heckenrose, Hagebutte

Schwarzer Holunder

Strahlenlose Kamille

Gewöhnliche Knoblauchsrauke

Königskerzen

Labkräuter

Gewöhnlicher Löwenzahn

Echtes Mädesüß

Echte Nelkenwurz

Quendel, Feld-Thymian

Großer Sauerampfer

Gemeine Schafgarbe

Schöllkraut

Spitzwegerich

Stink-Storchenschnabel

Purpurrote Taubnessel

Wald-Veilchen

Kleinblütiges Weidenröschen

Vogelmiere

Zinnkraut

Sammelkalender

Wildkräuter haltbar machen, verarbeiten und genießen

Wildkräuter haltbar machen

Das große Einmaleins des Kräutertrocknens!

Alles Wissenswerte rund um Kräuterauszüge!

Wildkräuter verarbeiten und genießen mit einfachen Rezepten

Tee aus Wildkräutern

Kochen mit Wildkräutern und wilden Gewürzen

Wilde Gewürze

Säfte aus Wildkräutern

Wilde Pflege

Räuchern

Bezugsquellen

Informationsquellen

Literatur

Glossar

GERDA HOLZMANN

Schon seit meiner Kindheit fühle ich mich eng mit der Natur verbunden. Als Biologin, diplomierte Energetikerin und zertifizierter Wildkräuterguide darf ich mein Wissen rund um die Heilkraft heimischer Pflanzen regelmäßig bei Wanderungen und in Workshops einsetzen und weitergeben. Neben den Kräutern widme ich mich mit Leidenschaft meinen eigenen Bienen. www.gruen-kraft.at

Unsere wilden Wurzeln ...

... beschäftigen mich seit mehreren Jahren. Wie haben die Menschen beispielsweise in der Steinzeit gelebt? Wie haben sie sich ernährt, wie haben sie ihre Kranken versorgt? Und wie waren wohl ihre Bräuche?

Dieses Interesse hat mich nach kurzer Zeit zu den Kräutern geführt. Unsere heimischen Wildkräuter waren viele Jahrtausende ein fixer Bestandteil im Leben der Menschen unseres Kulturkreises. Sei es als Nahrungsmittel, Gewürz, Heilmittel oder zur Körperpflege. Wilde Kräuter öffnen das Tor zu längst vergangenen Zeiten und einer naturnahen Lebensweise. Auf der Suche nach mehr Verbundenheit zur Natur sind Wildkräuter heute aktueller denn je.

Sich mit unseren heimischen Kräutern zu befassen, bedeutet für mich, sich auf die Suche nach unseren (ur)alten Wurzeln zu begeben. Dadurch entwickelt sich eine Bodenständigkeit, man taucht dabei doch auch in eine zauberhafte Welt ein, die direkt vor unserer Nase liegt. Wildkräuter haben meinem Leben wieder etwas mehr Magie verliehen. Schon alleine dadurch, dass die Wahrnehmung offener wird, und man auf einmal Pflanzen sieht, wo vorher „keine“ waren. Es ist doch erstaunlich, welche Kräfte in den ordinärsten Pflänzchen schlummern und welch große Wertschätzung diesen grünen Geschöpfen früher entgegengebracht wurde.

Der Zauber von Wildkräutern liegt für mich in ihrer Einfachheit und ihrer Beständigkeit. Diese Wertschätzung möchte ich mit diesem Buch wieder aufkeimen lassen. Ein großer Teil dieses Werkes ist deshalb umfangreichen Pflanzenbeschreibungen von 30 ausgewählten Wildkräutern gewidmet, die häufig im oder rund um den Garten zu finden sind. Die Pflanzenbeschreibungen geben Aufschluss über sichere Bestimmungsmerkmale der Pflanze, die gesundheitliche und kulinarische Verwendung und über altes und magisches Kräuterwissen.

Mit einfachsten Rezepten rund um Tees, Tinkturen, Säfte, Salben, Waschungen und Wildkräutergerichte kann dieses Pflanzenwissen auch bequem in der heutigen Zeit vielseitig angewendet werden.

Ich wünsche Ihnen, liebe Leserin und lieber Leser, viel Freude mit diesem Buch. Möge es Sie auf der Reise in die Wunderwelt der wilden Pflanzen begleiten und Sie bei so manchen dabei auftauchenden Fragen unterstützen.

Gerda Holzmann

 

Sind Wildkräuter die besseren Kräuter?

Diese Frage kann man weder mit ja, noch mit nein beantworten. An Vorzügen mangelt es Wildkräutern jedenfalls nicht:

• Wildkräuter stecken voller grüner Energie. Junge Blätter, Wurzeln, Früchte und Samen essbarer Wildkräuter enthalten oft in hohem Maße wichtige Vitamine, Proteine, Mineralstoffe und Spurenelemente: am häufigsten Vitamin C, Provitamin A und B-Vitamine, Eisen, Kalzium, Kalium und Magnesium. Ihr Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen übertrifft nicht selten den von Kulturgemüse.

• Sekundäre Pflanzenstoffe unterstützen den gesamten menschlichen Organismus. Und Wildkräuter sind voll davon. Sekundäre Pflanzenstoffe sind Stoffe, die zwar von der Pflanze gebildet werden, für diese aber nicht lebensnotwendig sind. Auf den Menschen haben sie eine gesundheitsfördernde Wirkung.

Bitterstoffe stärken die Verdauung und halten die Darmflora in Balance. Kräuter mit einem stark herben Geschmack sind besonders reich an Bitterstoffen. Dazu zählen zum Beispiel der Löwenzahn und der Gundermann. Bitterstoffhaltige Kräuter sind vielfach in kräftigenden „Tonika“ (Kräuterauszüge in Wein oder hochprozentigem Alkohol (Ethanol) als Kräftigungsmittel) enthalten.

Gerbstoffe wirken zusammenziehend und wehren Krankheitserreger ab. Sie unterstützen die Heilung verletzter Haut und Schleimhaut. Die Schafgarbe, der Frauenmantel, der Spitzwegerich und der Storchenschnabel enthalten überaus viele Gerbstoffe.

Saponine bilden in Verbindung mit Wasser einen seifenartigen Schaum. Sie stärken das Immunsystem und die Darmfunktion, sind schleimlösend und harntreibend. Reich an Saponinen sind beispielsweise die Taubnessel, der Weiße Gänsefuß oder das Veilchen.

Als Flavonoide wird eine Summe an Pflanzenstoffen mit einer ähnlichen chemischen Struktur bezeichnet. Sie sind sehr vielgestaltig, haben unterschiedliche Eigenschaften und sind in zahlreichen Pflanzen enthalten. Flavonoide spielen bei der Gesamtwirkung von Pflanzen eine große Rolle. Eine einheitliche Wirkung ist nicht feststellbar. Vermehrt wird den Flavonoiden jedoch eine Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems, eine antimikrobielle und antioxidative Wirkung zugeschrieben.

Die wilden Kräuter enthalten noch viele weitere solcher heilkräftiger Inhaltsstoffe wie die krampflösenden und entzündungshemmenden ätherischen Öle, reizmildernde Schleimstoffe und Glycoside, die in ihrer Wirkung ähnlich vielseitig sind wie die Flavonoide. Letztendlich macht jedoch nicht der Gehalt einzelner Komponenten, sondern deren Gesamtheit die besondere Wirkung der Kräuter aus.

• Wildkräuter wachsen direkt vor der Haustüre. Vorausgesetzt man lebt am Land. Zum Ernten von Wildkräutern ist der Weg sogar manchmal kürzer als in den Gemüsegarten. Aber auch in der Stadt fühlen sich Wildkräuter wohl und können in abgelegenen und hundefreien Zonen geerntet werden.

• Wildkräuter wachsen von selbst. Man muss sie nicht gießen, geschweige denn düngen oder mühsam anbauen. Sie gedeihen dort, wo sie ideale Bedingungen vorfinden, prächtig und bilden deshalb intensiv gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe. Außerdem sind sie genau deswegen resistenter gegen Schädlinge und Krankheiten als Kulturgemüse oder Kulturkräuter. Die Blätter vieler Wildkräuter wachsen auch nach dem Pflücken oder Mähen ergiebig wieder nach und können mehrmals geerntet werden. Diese Eigenschaft haben Wildkräuter mit einem ausdauernden (mehrjährigen) Wurzelsystem. Dazu gehören der Giersch, der Löwenzahn, der Spitzwegerich, der Gundermann, junge Schafgarbenblätter, das Gänseblümchen oder der Frauenmantel. Eine Möglichkeit, diese systematisch zu beernten, bietet die „Wildkräuterparzelle“ (siehe S. 27).

Die Pflanzen einjähriger Wildkräuter, wie dem Ackerstiefmütterchen, der Taubnessel oder dem Gänsefuß, wachsen nach dem Pflücken nicht mehr nach. Wildkräuter im Garten sind anspruchslos und ausgiebig, sie passen daher wunderbar in unsere schnelllebige, fordernde Zeit.

• Beim Wildkräutersammeln bewegen wir uns aufmerksam in der Natur. Auch wenn es nur ein paar Schritte im Garten sind, achtsam Pflänzlein für Pflänzlein zu pflücken und währenddessen vielleicht ein wenig zu naschen, entspannt und erdet. Dabei entdecken wir auch das eine oder andere schöne Detail, das uns sonst verborgen bliebe: eine Ameise, die ihre riesige Beute in den Bau schleppt, eine Biene, die fleißig an den Blüten Nektar und Pollen sammelt, ein leeres Schneckenhaus oder ein anderes kleines Wunderwerk der Natur.

Inhaltsstoffe können je nach Standort und Witterung natürlich variieren. Was das Aroma betrifft, können gut gepflanzte und gehegte Kulturkräuter daher auf jeden Fall mit den Wildkräutern mithalten. Wilde Kräuter schneiden in ihrem Gehalt an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen jedoch wesentlich besser ab als Kulturgemüse. Der Ausdruck „Unkraut“ verliert damit etwas an Glaubwürdigkeit, denn viele der als „Unkräuter“ bezeichneten Pflanzen sind genau diese essbaren und gesundheitsfördernden Wildkräuter.

Signaturenlehre

In Zeiten, in denen die Menschheit keine chemischen Inhaltstoffe kannte, war ein kosmisches Naturverständnis vorherrschend. Alle Dinge in der Natur waren von den Göttern geschaffen und geformt worden, alle Lebewesen und Naturereignisse miteinander verbunden. Die Wirkung der Pflanzen wurde zu dieser Zeit mittels Signaturenlehre „erahnt“. Eine Summe an Signaturen einer Pflanze gibt Aufschluss über deren „Charakter“. Solche Signaturen können die äußere Gestalt und Struktur sein, die Farbe der Blüten und Blätter, der Geruch und der Geschmack, aber auch der Standort und das Wachstumsverhalten. All das sind Zeichen kosmischer Analogien in Kräutern. Diese Zeichen zu erkennen und richtig zu deuten, erfordert viel Offenheit, Aufmerksamkeit und Naturverständnis.

Muss man Respekt vor dem Wildkräutersammeln haben?

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Nur wenige Wildkräuter haben keine Verwechslungsmöglichkeiten. Leichtsinn und „Selbstüberschätzung“ sind beim Sammeln von Wildkräutern fehl am Platz. Gerade zu Beginn gehört ein gewisses Maß an Unsicherheit dazu. Diese lässt einen vorsichtig werden. Eine gesunde Portion Respekt schadet also keinesfalls.

Bevor man die ersten Wildkräuter sammelt und diese weiterverarbeitet, sollte man sich eingehend mit deren Bestimmungsmerkmalen auseinandersetzen. Einen wichtigen Begleiter stellt dabei ein Bestimmungsbuch dar. Dieses kann man bei Spaziergängen mitnehmen, wenn man eine wilde Pflanze entdeckt hat, aufschlagen und das sichere Bestimmen üben. Eine weitere Möglichkeit, um Wildkräuter kennenzulernen, sind geführte Kräuterwanderungen. Am besten kombiniert man beides – gerade unter Anleitung von Expertinnen und Experten fühlt man sich schnell sicherer.

Wildkräuter sicher bestimmen können
• Bestimmungsmerkmale der wilden Kräutlein kennenlernen!

In der Natur gibt es einige giftige Pflanzen, die einem in manchen Fällen, auch bei geringer Dosierung, das Leben kosten können. Ein Beispiel dafür ist der Gefleckte Schierling, der – wie der Giersch zur Familie der Doldenblütler gehörend – eine Verwechslungsmöglichkeit dessen darstellt (siehe S. 77: Den Gewöhnlichen Giersch erkennen).

Beim Sammeln heißt es also, auf Details zu achten und nach charakteristischen Pflanzenmerkmalen Ausschau zu halten. Dazu zählen die Farbe und Form der Blüten und Blätter, ebenso wie eine vorhandene oder nicht vorhandene Behaarung oder die Beschaffenheit des Stängels. Dieser kann beispielsweise dreieckig, viereckig, rund, glatt oder gerillt sein. In manchen Fällen, wie bei den Doldenblütlern, sind auch die Form der Samen und der Wurzeln hilfreiche Bestimmungsmerkmale. Neben optischen Eigenschaften spielt zudem der Geruch von Pflanzen eine wichtige Rolle. Zuletzt helfen auch noch die Blütezeit und der Standort bei der Unterscheidung.

• Das richtige Arbeiten mit Bestimmungsbüchern.

Ein beliebtes Bestimmungsbuch, mit dem auch ich gerne und viel gearbeitet habe, ist das Buch „Was blüht denn da?“ von Marianne Golte-Bechtle sowie Margot und Roland Spohn. Es erleichtert das Bestimmen durch seine praktische Aufteilung – das Buch ist nach Farbe und Form der Blüten gegliedert. Gängige blühende Pflanzen können durch farbliche Markierungen der Seiten nach Blütenfarben schnell gefunden und durch weitere beschriebene Merkmale bestimmt werden.

Natürlich finden Sie auch in diesem Buch die wichtigsten Merkmale der Wildkräuter in den jeweiligen Pflanzenkapiteln. Ein Bestimmungsbuch darf trotzdem in keinem Bücherregal von Wildkräutersammlern fehlen. Die Pflanzen und ihre Verwechslungsmöglichkeiten sind dort in größerem Umfang beschrieben und auch grafisch dargestellt.

• Erfahrung macht den Meister!

Als ich damit begonnen habe, Wildkräuter zu sammeln, habe ich mich zunächst auf bekannte Pflanzen mit wenig Verwechslungsgefahr beschränkt. Darunter fallen das Ackerstiefmütterchen, die Brennnessel, der Frauenmantel, das Gänseblümchen, die Heckenrose und der Holunder, der Löwenzahn und die Schafgarbe sowie die Vogelmiere aus dem Gartenbeet. Diese Kräuter sind in ihrer Erscheinung gut von anderen abgrenzbar.

Wenn ich bei Kräutern unsicher war, ich unbekannte Pflänzlein vor mir hatte oder die Merkmale nicht eindeutig zuordnen konnte, habe ich gewartet, bis diese blühen. Zur Blütezeit habe ich sie mit meinem „Was blüht denn da?“ besucht, die entsprechende Blütenfarbe aufgeschlagen und die Blütenform näher betrachtet. Zudem bin ich alle weiteren beschriebenen Charakteristika durchgegangen und habe diese an der Pflanze gesucht. Man sollte die Verwechslungsmöglichkeiten überprüfen und ausschließen, dass deren Merkmale bei der Pflanze vorhanden sind. Wenn ich mir immer noch unsicher war, habe ich mich in anderen Bestimmungsbüchern über weitere Merkmale und Verwechslungsmöglichkeiten informiert. Auch das Suchen nach Bildern im Internet hilft. Dabei ist allerdings Vorsicht geboten: Diese stimmen nicht immer zu 100 %. Wildkräuter, speziell deren Bestimmungsmerkmale, sind auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/) oft sehr umfangreich beschrieben. Hier recherchiere ich gerne nach. Aber auch hier gilt es, Informationen nachzuprüfen.

Mit der Zeit wurde ich mir meiner Sache sicherer und konnte mehr und mehr Pflanzen eindeutig bestimmen. Doch ausgelernt hat man nie und das ist auch gut so. So gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Auch heute sehe ich auf meinen Spaziergängen und Wanderungen durch die Natur ab und zu Pflanzen, die ich nicht mit Sicherheit zuordnen kann. Diese werden einfach nicht geerntet.

Ernten statt Jäten

Die Vogelmiere, der Löwenzahn, der Spitzwegerich, der Weiße Gänsefuß, die Brennnessel, die Taubnessel und die Gundelrebe sind Wildkräuter, die sich in Gartenbeeten und Töpfen schnell ansiedeln und wohl fühlen. Oft werden schon die kleinsten Pflänzchen gejätet und kompostiert. Doch es geht auch anders: Wenn diese kulturbegleitenden Wildkräuter auch hin und wieder auf dem Teller landen, schafft man eine perfekte Symbiose zwischen Kulturgemüse und natürlich angesiedeltem Pflänzlein.

Wildkräuter am Rand des Gemüsebeets.

Frisch angesäte Flächen sollten gut gejätet werden, um das Kulturgemüse beim Auflaufen und Gedeihen zu unterstützen. Sind die Gemüsepflänzchen allerdings schon 5–10 Zentimeter hoch, lasse ich die aufkeimenden Wildkräuter gerne stehen und warte, bis sie groß genug sind und sich das Pflücken richtig auszahlt. Meist sind die Wildkräutertriebe dann in etwa zwischen 5–10 Zentimeter lang. Sie sollten jedoch immer niedriger bleiben als die Gemüsepflanzen. Besonders am Rand des Gemüsebeets dürfen Wildkräuter aber üppiger und höher gedeihen, denn hier stören sie das Kulturgemüse keineswegs.

Gerdas Tipp

Unkraut oder köstlich grüne Vitaminbomben?Beim Gemüseernten oder Kontrollgang durch den Garten pflücke ich Beet für Beet die „reifen“ Wildkräuter und verarbeite sie gleich danach zu Smoothies, Suppen, Aufstrichen oder mische sie Salaten unter.

Wenn ich Löwenzahn mit der Wurzel aus dem Gemüsebeet entferne, nehme ich die Blätter zum Kochen, die Wurzeln trockne ich und röste sie später zu Löwenzahnkaffee (siehe S. 208: Wurzeln trocknen sowie S. 249: Löwenzahnkaffee).

Beim Ernten ist es wichtig, Pflanzen im jungen Stadium erkennen zu können, um diese nicht unabsichtlich auszuzupfen oder mit ungenießbaren Pflanzen zu verwechseln. Bei den jeweiligen Pflanzenbeschreibungen finden Sie Abbildungen von jungen Pflänzchen und Trieben vor der Blüte. Lassen Sie bei Unsicherheit das Kräutlein größer wachsen oder sogar blühen, damit Sie es besser bestimmen können. So sammeln Sie Erfahrung für das nächste Jahr.

Richtig gejätet wird bei mir erst, wenn die Wildkräuter drohen, überhandzunehmen. Das heißt, wenn diese höher werden als die Gemüsepflänzchen und ihnen damit zu viel Raum wegnehmen. Der Weiße Gänsefuß und die Brennnessel zählen zu solchen wuchernden Kandidaten in meinem Garten.

Ungenießbare Pflanzen jäte ich bereits im jungen Pflanzenstadium aus. Den Kriechenden Hahnenfuß oder die Zaunwinde entferne ich frühzeitig aus meinem Gemüsebeet. Beide Pflanzen sind leicht giftig.

Kriechender Hahnenfuß.

Zaunwinde.

Wildkräuter richtig sammeln

Beim Sammeln und Ernten von Wildkräutern gilt es, einiges zu berücksichtigen. Hier finden Sie wichtige Tipps, die Ihnen dabei helfen, Wildkräuter in guter Qualität zu ernten, respektvoll mit der Natur umzugehen und dabei auf das eigene Wohl zu achten. Die Ratschläge beziehen sich auf das Sammeln in der Natur, aber auch im Garten.

Egal ob beim Sammeln in der Natur oder im eigenen Garten: Es gelten dieselben Regeln.

Für die eigene Gesundheit

• Sammeln Sie ausschließlich essbare Pflanzen, die Sie zu 100 % bestimmen können. Mehr dazu auf S. 11: Wildkräuter sicher bestimmen können.

• Sammeln Sie an „sauberen“ Orten. Das heißt, meiden Sie das Sammeln neben stark befahrenen Straßen oder auf Flächen mit hohem Pestizideinsatz. Auch regelmäßig von vielen Tieren besuchte Stellen, wie Parks oder Weiden, sind keine guten Plätze zum Kräutersammeln.

• Machen Sie sich mit Giftpflanzen in der Natur vertraut. Auch wenn Sie den ersten Tipp befolgen, ist es sinnvoll, giftige Pflanzen erkennen zu können – besonders, wenn Sie mit Kindern in der Natur unterwegs sind. Dazu gehören unter anderem die Tollkirsche, der Blaue Eisenhut, der Rote Fingerhut, das Bilsenkraut, das Maiglöckchen, die Herbstzeitlose oder die Einbeere. Diese Pflanzen treten je nach Region in unterschiedlicher Häufigkeit auf.

Die Natur respektvoll behandeln

• Ernten Sie nur so viel, so viel Sie wirklich benötigen. Überlegen Sie vor dem Sammeln, wofür Sie die Kräuter verwenden möchten und welche Menge dafür gepflückt werden muss.

• Sammeln Sie an Orten mit reichem Pflanzenbestand und lassen Sie immer mindestens ein Drittel der Pflanzen stehen. Nur so kann der Bestand an diesem Standort erhalten bleiben und immer wieder aufs Neue eine Ernte liefern. Wenn Sie Blätter, Blüten und Wurzeln mitnehmen, lassen Sie ein paar Blätter und Blüten an der Pflanze oder ein Stück Wurzel in der Erde.

• Pflücken Sie keine geschützten Pflanzen. Manche Kräuter sind gänzlich vom Sammeln ausgenommen, von anderen dürfen Pflanzenteile geerntet werden. Detaillierte Informationen dazu liefert die Artenschutzverordnung Ihres Bundeslandes. Diese ist auf diversen Internetplattformen einzusehen. In Österreich findet man sie über das Rechtsinformationssystem (www.ris.bka.gv.at), in der Schweiz über das Portal der Schweizer Regierung (www.admin.ch). In Deutschland gelangt man über die Homepage des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (www.bmub.bund.de) zur Bundesartenschutzverordnung (BArtSchV).

• Achten Sie auf Ihre Umgebung. Manchmal ist man so fixiert auf die Kräuter, die man finden möchte, dass man ganz auf die anderen Pflanzen oder Tiere vergisst, die auf dem Weg zur Sammelstelle liegen und so den Füßen zum Opfer fallen.

Wildkräuter in bester Qualität sammeln

• Sammeln Sie nur gesunde und saubere Wildkräuter. Es sollten weder Kotverunreinigungen von Schnecken oder anderen Tieren, noch Fraßspuren oder Rost- und Pilzbefall an den Kräutern zu sehen sein.

Im Vergleich – links: gesundes Blatt einer Spitzwegerichpflanze, Mitte: Spitzwegerich mit Fraßspuren, rechts: Spitzwegerich mit Kotverunreinigung von Schnecken.

• Pflücken Sie Wildkräuter zur richtigen Tageszeit, sie strotzen dann nur so vor Energie! Das gilt vor allem, wenn Kräuter zur Bevorratung haltbar gemacht werden. Generell ist für die oberirdischen Pflanzenteile die Zeit von ca. 10 Uhr vormittags bis 14 Uhr nachmittags günstig, da sich durch den Sonnenstand viele Aromen bilden, die später wieder abgebaut werden. Für die Wurzeln ist der frühe Morgen oder der Abend der beste Sammelzeitpunkt.

• Sammeln Sie Wildkräuter im richtigen Pflanzenstadium. Details zu den verwendbaren Pflanzenteilen und ihrer Erntezeit finden Sie in den jeweiligen Pflanzenkapiteln und im Sammelkalender (siehe S.: 202). Generell gilt:

– Blätter sind feiner im Aroma und gehaltvoller, wenn sie jung sind. Sie werden in der Regel vor der Blüte geerntet. Je älter Blätter werden, umso herber und grober sind sie. Sie müssen aber während der Blüte nicht verschmäht werden, die Blätter eignen sich weiterhin zum Kochen von köstlichen Wildkräutergerichten.

Ernten von Löwenzahnwurzeln mit dem Hirschgeweih für einen Löwenzahnkaffee.

– Generell haben Blüten im Frühling und Sommer die meiste Kraft, sind also reich an gesunden Inhaltsstoffen. Über das Jahr verteilt blühen einige Wildkräuter immer wieder neu auf, während andere schon verblühen. In jedem Fall werden Blüten kurz nach dem Aufblühen oder in der Vollblüte bei trockenem und sonnigem Wetter geerntet.

– Wurzeln haben in der Vegetationsruhe, wenn sich die oberirdischen Pflanzenteile zurückgezogen haben, ihren höchsten Wirkstoffgehalt.

Aktuelles rund um Wildkräuter

Sammelt man gerne Wildkräuter in der freien Natur oder im Garten, spricht darüber mit anderen oder informiert sich in den Medien, kann es sein, dass man über das ein oder andere der folgenden Themen stolpert.

Wie ist das mit dem Fuchsbandwurm?

Diese Frage fehlt auf fast keiner meiner Kräuterwanderungen. Der Fuchsbandwurm ist ein Parasit, der vor allem Füchse befällt. Die Eier des Wurms befinden sich im Kot des Fuchses. Auch Waldboden, auf dem Fuchskot gelandet ist, kann infiziert sein. Über diesen ist auch eine Ansteckung des Menschen möglich. Der Fuchsbandwurm bildet tumorartige Gewächse in der Leber, die sich auch auf andere Organe ausbreiten und innerhalb mehrerer Jahre zum Tod führen können, wenn keine Behandlung erfolgt. Wahrscheinlich hat sich dieser Parasit durch diese Drastik in die Köpfe eingeprägt.

Bodennahe Wildkräuter und wilde Beeren werden daher als Infektionsrisiko gesehen. Doch muss man sich wirklich vor einer Ansteckung mit dem Fuchsbandwurm fürchten? Laut Parasitologen erfolgt eine Infektion in den allerseltensten Fällen über den Verzehr von wildem Sammelgut. Bis jetzt sind auch nur sehr wenige Fälle bekannt, in denen Menschen infiziert wurden.

Beim Kräutersammeln kann man das Risiko noch weiter minimieren, indem man selbstverständlich nur saubere Pflanzen ohne jegliche Anzeichen einer Verunreinigung sammelt. Hatte man beim Sammeln Bodenkontakt mit den Händen, sollte man diese danach waschen. Wem diese Vorsorgemaßnahmen noch zu wenig Sicherheit bieten, der kann das Sammelgut erhitzen. Ab einer Temperatur von über 60 °C sterben die Eier des Fuchsbandwurms ab. Die gesammelten Kräuter werden also für wenige Minuten gekocht, gebraten oder gebacken und im Anschluss wie geplant weiterverarbeitet.

Diese leberschädigenden Pyrrolizidinalkaloide …

Manche Wildkräuter, die früher ein fixer Bestandteil in der Volksheilkunde waren, sind heute etwas in Verruf geraten. Dazu zählen der Beinwell und der Huflattich. Der Grund: Sie enthalten Pyrrolizidinalkaloide (abgekürzt: PA). Eine Substanz, die von manchen Pflanzen zum Fraßschutz, also zur Abwehr von Fraßfeinden, gebildet wird. Besonders häufig findet man diesen Pflanzenstoff bei diversen Greiskraut-Arten.

In Laborversuchen hat man eine leberschädigende Wirkung festgestellt, als Pyrrolizidinalkaloide als Einzelsubstanz (isoliert) an Versuchstiere verfüttert wurden. Davor möchte man den Menschen natürlich bewahren. Es gibt mehrere 100 verschiedene Arten dieser PA, an die 30 können laut momentanem Status analytisch nachgewiesen und erforscht werden. Es bleibt die Frage offen, ob jedes PA im selben Maße wirkt und ob diese im natürlichen Verband die gleiche Wirkung entfalten.

Vom innerlichen Gebrauch PA-haltiger Pflanzen ist daher abzuraten. Sie sollten weder für die Wildkräuterküche noch als Teezutat herangezogen werden. Bei äußerlichen Anwendungen in Salben, Umschlägen und Waschungen ist ihre Verwendung nach wie vor beliebt und im Grunde problemlos. Aber auch äußerlich angewandt, sollten diese etwa nicht zur täglichen Körperpflege, sondern nur im Bedarfsfall benutzt werden. Beispielsweise behandelt man eine Prellung regelmäßig mit einer Beinwellsalbe und setzt diese, nachdem die Verletzung abgeheilt ist, wieder ab.

Neophyt, Freund oder Feind?

Neophyten sind Pflanzen, die in unserer Vegetation einen neuen Lebensraum gefunden haben. Per definitionem zählt jede Pflanze zu den Neophyten, die sich nach 1492 (Entdeckung Amerikas) bei uns angesiedelt hat. Das ist beispielsweise auch bei der allseits beliebten Kartoffel der Fall.

Zu den am häufigsten genannten Neophyten im Bereich der Wildkräuter gehören das Beifußblättrige Traubenkraut (Ambrosia artemisiifolia L.), auch als „ragweed“ bekannt, das Drüsige Springkraut (Impatiens glandulifera L.), der Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum L.) oder die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis L.). Manche dieser Neophyten sind besonders ausbreitungsfreudig und verdrängen durch ihr starkes Wachstum heimische Pflanzen. Dazu zählen eben auch die Kanadische Goldrute oder das Drüsige Springkraut. Im Fall vom Beifußblättrigen Traubenkraut sind allergische Reaktionen auf dessen Pollen in der Zeit von August bis September sehr häufig.

Die Vegetation hat sich immer schon mit den Klimaverhältnissen und der Bewirtschaftung verändert. Die globale Mobilität und der weltweite Handel tragen ihren Teil dazu bei. Das Kleid der Erde entwickelt sich unweigerlich. Die Frage ist: Wie wollen wir damit umgehen? Sollen wir Neophyten vehement bekämpfen oder sollen wir uns ihnen zuwenden und versuchen, sie sinnvoll zu nutzen? Die Möglichkeit dazu besteht immerhin.

Die Samen des Drüsigen Springkrauts beispielsweise sind essbar und schmecken herrlich nussig. Seine Blüten sind sehr dekorativ und ebenfalls essbar. Sie liefern nebenbei bemerkt die Grundsubstanz für die Bachblüte Impatiens. Blätter und Stängel jedoch sollten nicht verzehrt werden. Das Drüsige Springkraut ist eine gute Bienenweide. Genauso wie die Kanadische Goldrute. Die Blüten der Goldrute können gesammelt werden, sie ergeben einen angenehmen Tee bei Nieren- und Blasenleiden.

Wildkräuter in Hülle und Fülle?

Je nach Gebiet und Standort fallen Wildkräuterbestände üppiger oder weniger üppig aus. Eine geringe Bewirtschaftung ist für das Wildkräutervorkommen von Vorteil. Unbearbeitete Brachflächen oder mit landwirtschaftlichen Geräten schwer zugängliche Stellen sind Oasen für Wildpflanzen. Das können unzugängliche, nährstoffreiche und feuchte Flussbette oder Seeufer, Waldlichtungen, naturbelassene Wiesen, trockene oder steinige Flächen, aber genauso Brachflächen im städtischen Bereich sein.

Durch eine intensive Bewirtschaftung wird es den Wildkräutern natürlich nicht leicht gemacht, sich zu entfalten. Auch bei mir am Land sind solche Oasen keine Selbstverständlichkeit. Seine Erntestellen muss man sich suchen und gut hegen.

Ein ausgezeichneter Grund, um Wildkräutern im eigenen Garten wieder etwas mehr Raum zu geben!

Wildkräuter im Garten fördern

Wer über ein eigenes Grundstück, einen Gemeinschaftsgarten, eine Terrasse oder einen Balkon verfügt, hat auch die Gelegenheit, Wildkräutern einen Lebensraum zu bieten – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Ein bestehendes Pflanzenvorkommen kann gefördert und vermehrt werden. Wildkräuterbestände lassen sich aber auch neu aufbauen.

Arbeiten mit der Natur ist angesagt! So ein Projekt ist oftmals ein Langzeitexperiment – und auch beim Anbau von Wildkräutern gilt die Geduld eben als Tugend. Belohnt wird man mit Arbeitsersparnis (Wildkräuter sind genügsam und wachsen von selbst), spannenden Pflanzenbeobachtungen und später der Ernte, die sich daraus entwickeln kann. Je nach Gegebenheiten der Fläche, die man betreut, sind unterschiedliche Wege möglich.

Offene Brachflächen beobachten

Viele essbare Wildkräuter sind Pionierpflanzen. Sie siedeln sich auf offenen Stellen, an denen die Erde oder sandiger Untergrund brachliegt, an. Eine umgegrabene oder neu aufgeschüttete Stelle sich selbst zu überlassen, hilft den Wildkräutern, sich anzusiedeln. Dabei kann man beobachten, was sich von selbst entwickelt, welche Pflanzen sich auf diesem Boden also wohl fühlen. Genauso ist es möglich, für diesen Boden und diesen Standort geeignete Pflanzen auszusäen. Es ist spannend, zu verfolgen, was aus der Fläche wird und für welche Kräutlein der Platz eine passende Heimat darstellt. Das gilt jedoch eher für ebene Flächen, nicht für Flächen, die aufgrund des Erosionsschutzes schnell mit tief wurzelnden Pflanzen bepflanzt werden sollten.

Wir haben vor zwei Jahren das fünf Quadratmeter große Dach einer Garage mit einer Dachbegrünung versehen. Das Substrat, das wir dafür kostengünstig zur Verfügung hatten, war sandig und leicht sauer. Anstatt gezielt Pflanzen zu setzen, haben wir die Fläche sich selbst überlassen. Wir waren neugierig, welche Pflanzen sich von selbst ansiedeln würden. Wenn hohe Gräser überhandgenommen hätten, habe ich diese gejätet, damit die kleineren Pflanzen eine Chance hatten. Einen Bedarf, diese Fläche zu jäten, habe ich bis jetzt 2–3 Mal im Jahr gesehen.

Mittlerweile scheinen sich Schafgarbe, Walderdbeeren, Waldhimbeeren und Königskerze durchzusetzen. Im nächsten Jahr können die Blüten der Königskerze schon geerntet werden. Bei nahrhafterem Garten- oder Wiesenboden geht es natürlich etwas schneller, dass sich Pflanzen ansiedeln, den Boden bedecken und bald geerntet werden können. Doch diese Böden ziehen wieder andere Wildkräuter wie die Taubnessel oder die Vogelmiere an.

Für so ein Flächenexperiment eignet sich ein Bereich ab ca. zwei Quadratmetern. Je kleiner die Fläche ist, umso schneller wird sie mit umliegenden Gräsern und den Samen naheliegender Pflanzen wieder zuwachsen. Umso öfter können auch Jät-Durchgänge nötig sein. Das hängt aber davon ab, wie die Umgebung der Fläche aussieht. Befindet sich die Fläche direkt in einer Wiese, wird das schneller passieren als bei eher von anderen Pflanzen isolierten Bereichen.

Wildkräuter kultivieren

Die besondere Kraft der Wildkräuter liegt darin, dass sie sich ihren Platz selbst aussuchen, also nur an geeigneten Plätzen gut gedeihen und sich ausbreiten können. Sobald man eine Pflanze von ihrem Standort entfernt und verpflanzt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich diese an ihrem neuen Platz nicht so wohl fühlt wie an ihrem alten, infolgedessen auch möglicherweise nicht so nährstoffreich oder heilkräftig wird.

Wildkräuter zu kultivieren benötigt viel gärtnerisches Fingerspitzengefühl und Beobachtungsgabe. Es ist allemal einen Versuch wert, man muss aber auch damit leben können, wenn die Erfolgsrate niedrig ist. Unter den Wildkräutern gibt es natürlich anspruchslosere Pflanzen (Beifuß, Beinwell, Brennnessel, Löwenzahn, Schafgarbe, Spitzwegerich ...), aber auch Kräuter mit spezielleren Standortbedürfnissen (Gänseblümchen, Gänsefingerkraut, Mädesüß ...). Informationen zur Kultivierung der verschiedenen Kräuter finden Sie in den einzelnen Pflanzenkapiteln in diesem Buch.

Es ist sehr aufschlussreich, die Standorte der Wildkräuter in der Natur unter die Lupe zu nehmen und mit der gewünschten Stelle im Garten zu vergleichen.

Standorte prüfen

Dazu schaut man, ob die jeweiligen Pflanzen in der Natur einen sehr sonnenexponierten Platz haben oder eher schattig stehen. Ob der Standort trocken (z.B.: Beifuß, Quendel, Strahlenlose Kamille), feucht (z.B.: Mädesüß oder Frauenmantel) oder frisch, das bedeutet wenig feucht, aber auch nicht trocken, ist (z.B.: Ackerstiefmütterchen, Taubnessel, Vogelmiere, Beinwell, Brennnessel).

Dafür gräbt man mit den Händen oder einem Stöckchen ein bisschen in die Erde und verreibt diese. Ein frischer, humoser Boden fühlt sich weich und leicht feucht an. Ein trockener, sandiger Boden rieselt durch die Finger und hinterlässt Staub auf den Händen. Feuchte Erde mit hohem Lehmanteil lässt sich kneten.

Für ganz Neugierige gibt es zum Vergleichen der Bodenbeschaffenheit die Schlämmprobe. Dazu nimmt man eine Handvoll Erde und gibt diese in ein Schraubglas, befüllt das Glas mit Wasser und schüttelt es gut durch. Dieses lässt man ein paar Stunden lang stehen. Dabei trennen sich die einzelnen Elemente auf und setzen sich ab.

Schraubgläser mit einer Handvoll Erde befüllen.

Mit Wasser auffüllen und gut schütteln.

Nach zwei Stunden haben sich schon Schichten abgesetzt.

Auf den Bildern rechts vergleiche ich die Erde bei meiner Garage, Erde von einem Maulwurfshügel in der Wiese und reife Komposterde miteinander.

Die oberste Schicht ist Humus. Die trübe Wasserschicht wird durch Lehmanteile gebildet. Sandige Elemente setzen sich unten ab.

Haben die Erde und der Standort im Garten eine ähnliche Beschaffenheit wie der Wildkräuterstandort in der Natur, können die Pflanzen in Beeten, auf Flächen mit offener Erde oder frisch dafür vorbereiten Stellen angebaut werden. Dazu werden reife Samen aus der Natur gesammelt oder auch gekauft. Bei manchen Pflanzen verspricht die Vermehrung über die Wurzeln mehr Erfolg. Einen guten Überblick zu den Kultivierungsmöglichkeiten bietet der Sammelkalender ab S. 202. Detailliertere Informationen sind in den einzelnen Pflanzenbeschreibungen angeführt.

Wichtig ist hierbei, Samen und Wurzeln aus der Natur nur von üppigen Beständen zu nehmen! Bei Pflanzen mit geringen Erfolgsaussichten wäre es schade, diese aus der Natur zu entnehmen, nur damit sie im eigenen Garten dann letztendlich doch verenden. Beim Sammeln von Vermehrungsmaterial aus der Natur gelten dieselben Tipps wie beim Ernten von Wildkräutern (siehe S. 14: Wildkräuter richtig sammeln).

Die Stelle im Garten, an der die Samen ausgestreut, Pflanzen oder Wurzeln eingesetzt werden, soll gut vorbereitet sein. Wenn sie nicht ins Gartenbeet kommen, sondern eine Wiesenfläche neu bevölkern sollen, müssen die Grasnarbe (oberste Rasenschicht) und alle Wurzelreste gewissenhaft entfernt werden. Je sauberer man hier arbeitet, umso weniger Mühe hat man mit dem Jäten von nachwachsenden Gräsern.

Vermehren über Samen

Wenn die Samen reif sind, kullern sie aus den dürren Blüten oder Schoten. Jetzt können Samen gesammelt werden. Die Samenreife ist je nach Pflanze unterschiedlich. Nach dem Sammeln werden die Samen schonend getrocknet, vor Feuchtigkeit, Licht und Wärme geschützt gelagert und entweder im Frühling oder Herbst ausgesät. Manche Pflanzen brauchen zum Keimen einen Kältereiz, das sind sogenannte Kaltkeimer. Die Keimung wird nach einer Kälteeinwirkung (zwischen -4 °C und +4 °C) aktiviert. Diese Pflanzen sät man am besten im Herbst oder zeitig im Frühjahr.

Wenn man nur wenige Samen hat, macht es Sinn, diese zunächst in kleine Anzuchttöpfe zu säen und draußen geschützt aufzustellen. Liegen die Samen über längere Zeit, ohne zu keimen, im Freiland, können sie von Tieren gefressen werden oder sie verfaulen. So bleiben nur wenige Samen übrig und die Erfolgschancen werden gemindert. In Töpfen kann man ihr Befinden gut nachprüfen.

Die Grasnarbe wird mit einer Hacke entfernt. Ich verwende für kleine Flächen gerne das Hirschgeweih. Es ist leicht, handlich und sehr robust.

Die verbleibenden Wurzelstücke werden aussortiert und kompostiert.

Sobald sich im Frühling frische Pflänzchen zeigen, kann man diese vorsichtig ausstechen und an die gewünschte Stelle im Garten oder einzeln in einen größeren Topf setzen.

Beim Vermehren über Samen ist es auch noch wichtig zu beachten, ob die Pflanze ein Lichtkeimer oder ein Dunkelkeimer ist. Die Samen von Lichtkeimern werden nur maximal in Samenkornstärke mit Erde bedeckt oder leicht in die Erde gedrückt. Die Samen von Dunkelkeimern werden 1–3 Zentimeter tief in die Erde gesteckt.

Die meisten Wildkräuter, die in diesem Buch beschrieben sind, sind Lichtkeimer. In den einzelnen Pflanzenbeschreibungen im Kapitel „Ernten und vermehren“ ist vermerkt, ob die Pflanze ein Lichtkeimer, ein Dunkelkeimer und / oder ein Kaltkeimer ist.

Die Erde soll nach dem Aussäen gleichmäßig feucht gehalten werden, damit die Samen gut quellen und keimen können.

Gerdas Tipp