GHOST - Gabriel Namara - E-Book

GHOST E-Book

Gabriel Namara

0,0
2,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

2001 Odyssey im Weltraum meets Interstellar meets Solaris meets Contact -- Der Amazon Top 20 Autor Gabriel Namara meldet sich mit neuem SciFi Epos zurück. "Die Toten werden auferstehen, am Jupiter Gate" - Protheus Was wäre, wenn Du jene, die du liebst, die nicht mehr sind, zurückbekommen kannst? Was wäre, wenn Dein sehnlichster Wunsch Wirklichkeit wird und Raum und Zeit nichts bedeuten? Drei Astronauten und ein Androide, die zum Jupiter teleportiert werden. Der Gezeitenstrom, der die Toten mit den Lebenden zu verbinden scheint. Chaos und Unruhen auf der Erde, wo die Entdeckung Außerirdischen Lebens herbeigesehnt und gefürchtet wird. Eine Antwort, im Auge des Sturms.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 213

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Gabriel Namara

GHOST

Jenseits des Gezeitenstroms

 

 

 

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Prolog: Der Gezeitenstrom

Jupiter Gate (Jupiter Orbit, Beginn der Mission)

Die Mission (Erde, vor der Mission)

Ace (Mars, Capcom Stützpunkt, vor der Mission)

Projektion I - (Jupiter Orbit)

Das Exempel – (Mars, Präfektur Sektion I)

Landung (Jupiter Orbit)

Freundschaft (Jupiter)

Kanem (Mars)

Indetonation (Jupiter)

Sturm aus Licht (Mond)

Kontakt (Jupiter)

Keimzelle (Mond)

Im Gezeitenstrom (Jupiter)

Kurz bevor es beginnt (Mars)

Ein neuer Anfang

Danksagung

Musik, die mich inspiriert hat

Über den Autor

Impressum neobooks

Prolog: Der Gezeitenstrom

Hey Hey Astronauts, High in SpaceMeet your Fate at Jupiter Gate- The Jupiterettes -

Lektorat: Julia Engel & Markus Schöneberg

Cover: Kitten LaPlage

Photograph under license by Depositphotos Copyright

ISBN 978-3-7375-3213-6

Jede Ähnlichkeiten mit noch lebenden Personen sind unbeabsichtigt und rein zufällig.

Copyright: 2015 Gabriel Namara, AK-47

Twitter: @Electronaut93

Blogspot:http://gabrielnamara.blogspot.de/

Email:[email protected]

Für Anne und Dante

Aus dem Jupiter Protokoll, erste Teleportation, 3 Jahre zuvor.

16:35 UTC – 04.08.2035

Saunders, bestätigen sie. Haben sie die Dematerialisierung eingeleitet?

Negativ Capcom. Ich muss noch etwas überprüfen.

Saunders, hier Capcom. Sie müssen die Dematerialisierung initialisieren.

Das kann nicht… Du...

Wer?

Meine Frau Sir, sie…ich sehe wie…es ist so schön…

Saunders, sofort die Dematerialisierung einleiten. Sie sind am Gezeitenstrom. Berühren sie auf keinen Fall den Gezeitenstrom!

Sir, ich berühre gar nichts, es ist ganz transparent, man kann hindurchgleiten...es ist unser altes Haus ich...Liebling, ich bin gleich da, ich… Oh Gott, du bist es!

Ihre Frau ist seit drei Jahren tot! Sie sind im Hyperraum! GEHEN SIE NICHT IN DEN GEZEITENSTROM!!!

Sir, sie winkt mir zu, es ist wie durch einen Nebel, aber ich sehe jetzt klar Sir. Das Haus, alles ist so wie…

Das ist nicht ihre Frau! Gehen sie nicht dorthin! Sie sind für immer verloren! Es ist der Strom! SAUNDERS!!

Cape Anamour, hier Capcom. Astronaut Saunders ist verschwunden. Wir haben den letzten Kontakt um 1636 UTC gehabt. Wir haben keine Verbindung mehr zu ihm. Capcom Ende.

Ende der letzten Aufnahme am Jupiter Gate.

Erste Teleportation eines Menschen ein Fehlschlag..

16:41 UTC – 04.08.2035

Jupiter Gate (Jupiter Orbit, Beginn der Mission)

Die achtfache Erdanziehungskraft drückte Dan in den seismischen Polygonsitz, auf dem er festgeschnallt war. Auch wenn dieser Augenblick nur eine Nanosekunde gedauert hatte und er sofort danach im Hyperraum sein würde, spürte sein gesamtes zentrales Nervensystem das Trauma. Für Sekunden sah er die Sternkonstellationen vorüberziehen, bevor alles Schwarz wurde. Kurz bevor der Teleportationsvorgang beginnen würde, sah er geometrische Figuren, wie in einem uralten Computerspiel aus dem vorigen Jahrtausend. Sie rasten auf ihn zu, formten immer neue Gebilde, die immer organischere Gestalten annahmen, schließlich immer heller leuchteten und sich ineinander verformten; Bis das Panorama-Dach des Cockpits die automatische Helligkeitsregelung einschaltete und den Lichtschutz aktivierte. Während sein ganzer Körper vibrierte wie bei einem epileptischen Anfall, spürte Dan den nahenden Gezeitenstrom.

Es gab zahlreiche Legenden, die sich um den Gezeitenstrom rankten. Raumfahrer, die alles hinter sich gelassen hatten, als sie der Versuchung erlegen waren, die der Gezeitenstrom ihnen bot. Der erste Astronaut, Commander Saunders, war verschollen. Aufnahmen zufolge war er in den Gezeitenstrom gegangen.

Wenn man endgültig in den Hyperraum eintrat, wurde der Körper in eine höhere Schwingungsfrequenz versetzt, wodurch die zeitliche Wirkung, welche die meisten Menschen von der Relativitätstheorie her kennen, aufgehoben wurde. Die einzelnen Moleküle wurden dann in Überlichtgeschwindigkeit transportiert und an einem der Dimensionentore (eines davon war das Jupiter Gate, zu dem er teleportiert werden würde) wieder zusammengefügt.

Dan und sein Team würden die ersten Menschen sein, die über die Distanz von 370 Millionen Kilometern direkt zum Jupiter teleportiert werden würden. Dan würde der erste Mensch sein, der in wenigen Minuten seiner Zeitwahrnehmung im Orbit des Jupiter materialisieren würde.

Der Teleportationsvorgang selbst war hochgefährlich, auch dann, wenn es keinen Gezeitenstrom geben würde, der einen in Versuchung führte. Denn ohne zuvor in eine höhere Schwingungsfrequenz versetzt worden zu sein, würde der menschliche Körper schlicht zerrissen werden. Rein physikalisch würde er zunächst unendlich gedehnt, bevor er dann zerreißen würde wie ein überspanntes Gummiband.

Der Gezeitenstrom selbst stellte allerdings immer noch die höchste Gefahr dar, da hier die Psyche des Raumfahrers den Unsicherheitsfaktor Nummer 1 darstellte. Für wenige Sekunden, in denen der Körper seine Schwingungsfrequenz erhöhte, nur eine Armlänge vom Körper des Astronauten entfernt sichtbar – ein Säule aus hellem Licht, voller schöner Bilder, alle vormals real und Bestandteil der eigenen Vergangenheit. Nur eine Armlänge, die ausreichte, um ihn für alle Zeit unumkehrbar an einen Ort und Zeitpunkt seiner Vergangenheit zu versetzen. Man musste nur seinen Arm ausstrecken und seine Hand in die wunderschöne Oberfläche des Stroms tauchen, um mit ihm zu verschmelzen. Und je länger die Distanz der Teleportation war, umso intensiver wurde die Erfahrung des Stroms.

Jene fünf Menschen, die den Gezeitenstrom selbst zu Gesicht bekommen hatten, berichteten von Bildern, einer Art von Hologrammen, die direkt auf die eigene Psyche reagierten und Erinnerungen real werden ließen. Wenn man einmal den Arm ausstreckte, den Gezeitenstrom berührte, verschmolzen die eigenen Moleküle direkt mit ihm und man war unrettbar verloren in der Vergangenheit des eigenen Lebens. Niemand war von dort zurückgekehrt. Manche behaupteten, der Gezeitenstrom würde das Raum-Zeit-Kontinuum abbilden und man würde, wenn man mit ihm verschmolz, an einen beliebigen Punkt in seiner Vergangenheit gelangen können.

Dies hätte bedeutet, dass man eine Zeitreise machen würde. Somit wäre die Zukunft aus der Vergangenheit heraus änderbar. Es gab da nur ein Problem: Nachweislich hatten jene zwei Raumfahrer, die ihren Arm lange genug ausgestreckt hatten um von dem Strom aufgenommen zu werden,, in der Vergangenheit keine Spuren hinterlassen und den Lauf der Zeit anscheinend nicht verändert. Es war, als hätten sie niemals existiert. Niemand wusste, ob es ein paralleles Universum oder lediglich ein Kontinuum der Illusionen war, in das der Gezeitenstrom einen beförderte. Was sicher war: Keiner der zwei Astronauten war zurückgekommen.

Überwand man die Versuchung durch den Strom, gelangte man in den finalen Frequenzbereich und die Teleportation begann. Die Schwingungen des eigenen Körpers korrelierten mit der aufgenommenen Geschwindigkeit desselben. Es war eine Explosion des Lichts durch den Raum und die Zeit. Die Teleportation setzte Einsteins Relativitätstheorie außer Kraft.

Bei einer Reise mit Überlichtgeschwindigkeit des Faktors welcher für das Jupiter Gate verwendet wurde, wäre ein Astronaut bei einer Dauer von einem Jahr genau um dieses Jahr gealtert, während auf der Erde über 30 Jahre vergangen wären.

Für die meisten Menschen war dies ein Horror, dem sie sich niemals freiwillig aussetzen würden. Die ersten Expeditionen mit Überlichtgeschwindigkeit hatten zudem als gescheitert gegolten. Bis man mit sogenannten Projektoren gezielte Scans zukünftiger Ereignisse hatte durchführen können. Einer dieser Scans lieferte ein Ergebnis, welches die Raumfahrt revolutionierte und den größten technologischen Fortschritt in Hinblick auf die Fortbewegung und den Transport physischer Körper einleitete:

Am 7. August 2032 hatte ein internationales Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Alexander Gustavsson ( - einem graumelierten, schwedischen Wissenschaftler und Erzfeind von Stephen Hawking III - ), eine Anomalie auf dem Mond festgestellt. Bei dieser Anomalie handelte es sich um nichtorganisches Material, welches als KI-Einheit X078 der ersten Hyperraum Expedition aus dem Jahre 2020 identifiziert werden konnte. Obwohl kein lebendes Mitglied durch den -nur kurzzeitig und punktuell möglichen - Projektorscan ausgemacht werden konnte war damit bewiesen, dass die erste Expedition zumindest technisch ein Erfolg gewesen war. Über elf Jahre nach dem ersten, als gescheitert geltenden Versuch, war der Erfolg der Hyperraum Teleportation damit erwiesen. Und heute, im Jahr 2038, waren Überlichtflüge durch das All Realität, die Technik funktionierte einwandfrei. Es hatte noch genau drei Jahre und zwei Monate gedauert und 12 Milliarden Dollar gekostet (die man einem Entwicklungsprojekt für die Hungerkatastrophen in Indien und Malaysia gestrichen hatte), bis die erste offiziell lizensierte Version eines Hyperraum-Raumschiffs namens ELENA von der Mojave-Wüste aus das erste Dimensionen-Tor für Überlicht Teleportationen von der Erde in Richtung Jupiter transportierte. Nach einer Reise per Photonenantrieb, die insgesamt drei Jahre gedauert hatte, war ein Dimensionen-Tor im Orbit des Jupiter von EVACS Einheiten zusammengesetzt worden, autarken Montagerobotern mit begrenzter künstlicher Intelligenz, kurz K.I...

Und genau dieses Dimensionen-Tor war es, in das Dan Cooper sich in diesem Augenblick, der Zeit und Raum außer Kraft setzte, teleportieren ließ. Im Volksmund hieß es das Tor Jupiter Gate.

„Phase 5 – Dematerialisierung wird initialisiert“, sagte der Bordcomputer.

Als Dan in der komplett dunklen Kanzel das leuchtend blaue Display vor sich berührte, um seine Bestätigung für diese kritische Phase zu geben, konnte er sehen, dass sein Finger, seine Hand, sein ganzer Arm bereits transparent waren. Sie schimmerten grünlich und sahen aus, wie ein Hologram mit Bildstörung. Gleich würde sein gesamter physischer Körper seine Frequenz wechseln und mitsamt dem Polygonsitz in nur wenigen Sekunden mehrere Millionen Kilometer zurücklegen.

Dan, hier Capcom. Sind sie bereit für die Initialisierung?

Bereit, Capcom. Ich initialisiere.

Dans Finger verharrte über dem grünen Display. Er war zu einer Salzsäule erstarrt. Hier, in der dunklen Schwärze des Cockpits, ihm gegenüber, stand sein toter Bruder und lächelte. Nur dass Tom gar nicht tot aussah. Er wirkte fröhlich und lebendig. Glücklich. Tom trug seinen Freizeitanzug, den Overall mit dem ultraleichten Exoskelett, das ihm bei seinem Lieblingshobby, dem Klettern half. Der Anzug war rot und der Kragen aus Metall, das kupfern schimmerte, reflektierte das Sonnenlicht. Sie waren auf den Golanhöhen. Warmer Wind fuhr über Dans Gesicht und liebkoste seinen Nacken. In der Ferne sah er das Meer in hellem Türkis schimmern. Tom sah ihn freundlich an.

Seine Lippen bewegten sich, aber Dan konnte nichts hören, da Störgeräusche in seinen Ohren jede Verständigung unmöglich machten. Mit vor Aufregung zittrigen Fingern hantierte er am Verschluss seines Helmes. Wenn er ihn lösen könnte, ihn entfernen könnte, dann würde er Tom verstehen.

Ein heller Pfeifton erklang, wie ein Tinitus der durch einen Marshall Verstärker gejagt und direkt in seine Ohren gestrahlt wurde.

OOOMMM-INIIIII.

Der Ton nervte ihn, er war durchdringend und störte seine Kommunikation mit Tom massiv. Es war als würden seine Trommelfelle zusammen schnappen wie der Bügel einer Mausefalle über dem Hals einer Maus. Er musste diesen Ton abstellen. Der Boden bebte jetzt, als der Ton, in Kaskaden sich selbst wiederholend, zu dröhnen anfing.

OOOOOMMMM. INIIIIIIII.

Dan versuchte mit Macht, den Hebel zu lösen - er musste diesen Helm loswerden -; Doch instinktiv presste er (völlig sinnlos) die Hände an beide Seiten des Helmes, um seine Ohren zu schützen. Tom lächelte ihm immer noch zu. Machte ihm Zeichen, dass er das Visier hochklappen soll. Noch drei Sekunden dann hätte Dan es geschafft. Ein hoher Pfeifton lähmte ihn, seine Gehörgänge wurden von diesem Ton quasi durchgespült. Der Schmerz war entsetzlich, aber endlich konnte er wieder denken und hören und…

Hier Capcom…INITIALISIEREN SIE!

Mit einem mal wurde ihm klar, wo er war. Verzweifelt suchte er das blaue Display, doch vor sich sah er nur den sandigen Untergrund, etwas Moosgrün und Tom in seinem Ultraleichtexoskelett, der ihm freundlich zulächelte. Die Luft flimmerte. Wo war das verdammte Display!

DAN! UM GOTTES WILLEN! BESTÄTIGEN SIE!

Es gab nur eine Möglichkeit. Dan schloss die Augen, versuchte sich vorzustellen, wie das Cockpit der Teleportationskabine ausgesehen hatte. Wo das Display gewesen war. Tom kam jetzt auf ihn zu. Er legte eine Hand an den silbernen Sicherungshebel seines luftdichten Anzugs.

Während Tom den Hebel sanft berührte und beschwichtigend auf ihn einzureden schien, mobilisierte Dan seine letzten Kraftreserven, um den Finger an jenen Punkt in den Raum zu bringen, an welchem er das Display vermutete. Er schloss die Augen und griff genau in Tom’s Körpermitte.

Dann explodierten die Golanhöhen und Tom wurde zu einem Wirbelsturm aus Pink und Violett. Ein Kaleidoskop von Farben schoss mit unglaublicher Geschwindigkeit links und rechts an Dan vorbei. An seinem Rücken spürte er die vertraute Härte des Polygonsessels. Vor sich sah er das Display. Seine Hand und sein Arm waren beinahe unsichtbar geworden, bildeten aber immer noch ein stabiles Geflecht aus Molekülen und ihren Atomen. Die Teleportation hatte begonnen.

Während für die Außenwelt eine Nanosekunde verging, hatte Dan geschlagene drei Stunden Zeit, um nachzudenken. Die aufgrund seiner veränderten molekularen Struktur negierte Zeitdilatation gab ihm genügend Zeit dazu. Er zwang sich, jetzt nicht die Begegnung mit dem Wesen im Gezeitenstrom (war es sein Bruder?) zu rekapitulieren. Hier draußen, allein im All, würde es ihn den Verstand kosten. Er nahm sich zusammen und beschäftigte sich gedanklich mit wissenschaftlichen Details der Teleportation. Er hatte den Eindruck, dass sein Geist noch immer an seinen feststofflichen Körper gebunden war. Nur, dass er diesen Körper auf eine bestimmte Art zwar noch fühlen, ihn aber nicht mehr sehen konnte.

Dan war Kinästhet. Er hatte schon als Kind Farben schmecken und Töne sehen können. Ein kurz angespieltes E auf einem Klavier sah für ihn wie ein blaues, leicht transparentes Ei aus. Ein A war gelb und länglich, wie ein Kasten, aber mit glatter Oberfläche. Ein Arzt hatte ihm einmal gesagt, dass manche Leute Drogen nehmen würden, um so eine Wahrnehmung zu spüren. Und was für ein Glückspilz Dan sei, dass er ein KIIIINESTEEETT sei (als Kind hatte er eine vage Vorstellung korrekter Rechtschreibung gehabt und leider nicht das Ausmaß an Begabung für Selbige, dass er im Gebiet der Kinästhetik besaß – ein Umstand der ihn auf der Pilotenakademie einmal beinahe eine Kollision aufgrund einer falschen Kurseingabe eingebracht hätte). Was Dan gelernt hatte war, dass es im Leben oft darauf ankam, das richtige Maß an Leidenschaft zu besitzen und dass der berühmte Satz „Hard work beats Talent“ mehr als wahr war. Bestanden hatte er seine dritte und letzte Prüfung dann mit einem A, was die bestmögliche Benotung war.

Sein Ausbilder hatte ihm danach gratuliert und gleichzeitig mit auf den Weg gegeben, dass er seine Fähigkeiten zum Besten der Menschheit einsetzen solle, ansonsten fliege er „…für den Rest seines Lebens Großkorea-Konserven zum Mars hinaus.“

Er lächelte beim Gedanken daran, was sein Ausbilder, den sie alle nur den Falken genannt hatten, dazu sagen würde wenn in etwa einer irdischen Nanosekunde die Nachrichten auf der Erde Dans erfolgreiche Teleportation zum Jupiter Gate melden würden. Er war der zweite Pilot und Astronaut, der ohne Raumschiff zum Jupiter teleportiert wurde. Und er sollte das besser nicht versauen, hatte ihn der Leiter der NASA wissen lassen, denn, so sagte er (und hatte dabei gegrinst wie ein Kannibale auf Speed) wenn noch einer von euch Idioten draufgeht ist das Jupiter Programm im Arsch. In genau diesem Augenblick schossen Dan’s auf Hochfrequenz schwingenden Moleküle schneller als das Licht an einen Ort, der von der Erde mehr als 370 Millionen Meilen entfernt war. 370 Millionen Meilen in einer Zeitspanne, die für die Menschen auf der Erde, außerhalb des Teleportationsprozesses genau eine Nanosekunde brauchte.

Von einem Moment auf den anderen zogen gigantische quallenähnliche Lebewesen, die aus Licht zu bestehen schienen, an ihm vorbei. Die Navigatoren der Capcom nannten sie nur Lichtfresser. Diese Wesen existierten ausschließlich auf feinstofflicher Ebene und waren für das menschliche Auge nur wahrnehmbar, wenn der eigene Körper und somit auch die Iris und Netzhaut sich genau auf derselben Frequenz wie die Quallenwesen befanden. Elegant bewegten sie ihre Tentakeln, die aus transparenten Ellipsen zu bestehen schienen, welche eine schlauchähnliche Anordnung bildeten. Trotz ihrer Lebendigkeit galten sie als künstliches Phänomen und nicht als Leben (-„Wisst ihr Kinder“, hatte Dan’s Vater bei ihrer Entdeckung gesagt und dann seine Zigarette auf seinem Keksteller ausgedrückt, was ihre Mutter in den Wahnsinn trieb, „es besteht aus Licht, es frisst und es scheißt nicht, also lebt es auch nicht. Ha, ha, ha.“-); Auf ihrem Trip durch das Raum-Zeit-Kontinuum absorbierten die Lichtphänomene im Flug alles, was sich auch nur annähernd in Reichweite befand. Es gab genug Moleküle im All, die mit irsinniger Beschleunigung umherjagten, welche sie essen konnten.

Die Sichtung der Quallenwesen hatte etwa eine Minute von Dans Zeit gedauert und jetzt näherte er sich der Zeit selbst als einem Gegenstand. Er sah die Zeit in Form einer riesigen grünen Wand, die aussah als wäre sie in Stein gehauen und mit Jade überzogen, auf sich zukommen.

Warum die Zeit wie eine massive, riesige Wand aus grüner Jade aussah, wenn man im Hyperraum war, konnte niemand beantworten. Nur, dass man auf keinen Fall Widerstand leisten durfte, wenn man auf die Mauer prallte. Nicht einmal gedanklich.

Er raste darauf zu und benötigte seine ganze Willenskraft um nicht in Panik zu geraten. Dies hier war die Zeit, wie er sie von Kindesbeinen an kannte. Wenn er auf die Mauer treffen würde, wäre sein Trip beendet, hatte der leitende Ingenieur der ESA ihm gesagt, bevor er Dan angeschnallt hatte. Dan würde elegant und komplikationsfrei materialisieren und auf die orangefarbene, von Wolkenbänken durchzogene Schönheit des Jupiter blicken.

Dan selbst sah das anders. Diese Mauer sah so massiv aus, so real, dass er mit ziemlicher Sicherheit in wenigen Sekunden tot sein würde. Mit Überlichtgeschwindigkeit prallte sein Körper auf die Mauer aus Jade. Sekunden vor dem Aufprall dachte Dan an einen schönen Tag am Meer; Und glitt dann hinein, immer tiefer. Eine seltsame Schwere ergriff von ihm Besitz. Ein heller Lichtblitz explodierte dicht vor seinem Kopf, dann teilte sich das Weiß und wurde schwarz, teilte sich erneut und ein dumpfes Brummen ertönte. Gerade als Dan meinte, sein rechtes Trommelfell platzen zu spüren, materialisierte er direkt im Kreisbogen des Jupiter Gate.

Vor sich sah er einen von Schlieren überzogenen, riesigen, orangefarbenen Ball schweben, riesiger als der Mond, der Mars und alles andere, was Dan jemals in seinem Leben gesehen hatte. Er meinte zu spüren, wie die reine Masse dieses Planeten ihn unwiderstehlich anzog.

Dan hing, allein in seinem Raumanzug im Weltall, direkt im Orbit des Jupiter und starrte auf die unglaublich wuchtige Schönheit des riesigen Kolosses.

Myriaden von Sternen leuchteten ringsum und die völlige Abwesenheit von anderen Menschen machte den Eindruck der Einsamkeit übermächtig. Das Visier seines Helmes war leicht beschlagen und dort, wo er nahe dem Gezeitenstrom anscheinend selbst versucht hatte, den Helm zu lösen (-denk jetzt nicht darüber nach, Dannyboy-), stand der Sicherheitsbügel um 90 Grad nach vorn. Wenn er ihn jetzt leicht anstieß, würde das Vakuum um ihn herum ihn augenblicklich töten. Mit der Selbstberrschung, die nur ein jahrelang speziell hierfür trainierter Pilot haben kann, griff Dan ruhig den silbernen Hebel mit der roten Spitze (die ihm nahe des Gezeitenstroms golden erschienen war) und legte ihn zurück auf seine Ausgansposition. Dann aktivierte er per Gedankenkraft den Chip in seinem frontalen Kortex.

Es war Zeit, Kontakt mit Capcom aufzunehmen und die erfolgreiche Teleportation zu bestätigen.

Lange bevor physische Körper transportiert werden konnten, hatte man Schallwellen teleportiert. Der Chip in seinem frontalen Kortex verband sich direkt mit den Teleportationsalgorithmen im Inneren des Dimensionen-Tores. Während Dan über 370 Millionen Meilen weit draußen im All war, funkte er in Echtzeit zur Zentrale.

Dan Cooper an Capcom. Ich befinde mich jetzt direkt im Jupiter Gate.

Dan, hier Capcom, bei uns fliegen schon die Champagnerkorken. Wie sieht er aus?

Wunderschön. Der Jupiter sieht wunderschön aus, Capcom. Ein großer Granatapfel.

Sie bekommen gleich Gesellschaft. In T-5 Minuten materialisiert Dana. Verlassen sei das Gate mit der Mobilen Steuerungseinheit. Capcom, Ende.

Die Mission (Erde, vor der Mission)

In der Zentrale nahe des schwarzen Meeres brach gewaltiger Jubel aus. Noch niemals zuvor war ein Mensch erfolgreich derartig weit teleportiert worden. Dan war der Erste. Und er hatte überlebt. Gleich, in wenigen Minuten, würde Dana materialisieren. Die Ärztin war ihm von der Akademie her bekannt, wo sie im Rahmen ihrer Forschungen einige Belastungstests für angehende Raumfahrer hatte absolvieren müssen. Es war ein bißchen so, wie bei den Meeresbiologen: Wer den Weltraum erforschen wollte musste früher oder später selbst dort hinaus.

Zweieinhalb Monate zuvor hatte Dan in Dana’s Garten gesessen und ein hervorragendes Barbecue gegessen. Gemeinsam hatten sie zu den Sternen hinauf gesehen und über die bevorstehende Mission gesprochen, deren Inhalt ihnen erst vor wenigen Stunden mitgeteilt worden war.

„Ich kann nicht fassen, dass sich die Theorie von Bradford und Parker bestätigt hat“, sagte Dan.

Dana nahm einen Schluck Wein. Wie immer tiefrot und italienisch. Nur dass es dieses mal ein absurd teurer Wein war. Dana war trotz ihres hohen Einkommens sehr sparsam, hatte sich seit dem Tod ihres Mannes Jim kaum noch etwas gegönnt. Jetzt, kurz vor dem Start endlich mal Geld für guten Wein auszugeben war für sie untypisch, aber überfällig gewesen. Dan war sich sicher, dass Spaß das war, was sie noch dringender brauchte, als Missionen, die zum Jupiter flogen.

Dana war dermaßen besessen von dieser Reise, dass man meinen konnte, sie wolle einfach nur die Vergangenheit um jeden Preis hinter sich lassen und dafür jedes Risiko in Kauf nehmen. Etwas, dass Dan gut nachvollziehen konnte. Als sein Bruder Tom beim Klettern in den Felsen der Golanhöhen, auf der Erde, umgekommen war, hatte sich ein schwarzes Loch in Dan‘s Herzen aufgetan. Ein Loch, dass er durch nichts hatte stopfen können. Es war immer an seiner Seite, wie eine Zecke unter der Haut, die nicht entfernt worden war; Und seither hatte er Probleme, Bindungen jedweder Art aufrecht zu erhalten. Vielleicht war er selbst eine verlorene Seele, die in der Weite des Weltraums ein neues Glück im Abenteuer zu suchen trachtete.

„Bradford. Der ist Okay. Aber Parker ist ein Vollidiot“, sagte Dana und lächelte schief. Bewundernd sah Dan sie an. Hätte er es nicht besser gewusst – Dana hätte für ihn einfach nur wie eine unglaublich attraktive Komm-mit-und-lass-uns-Spaß-haben-Surferin ausgesehen. Sie hatte eine Art zu lang geschnittenen Bop, der pechschwarz und zu einer Seite hin länger war; Und der in langen Strähnen endete - die ihn irre gemacht hätten, wenn ihm der Sinn nach etwas Sex gestanden hätte. Herrgott, seit sein Bruder verunglückt war dachte er - wenn überhaupt - nur noch an Beziehungen (irgendwann mal wieder) aber null an eine heiße Bettkiste. Als Student hätte er sich Dana mit jeder Menge Bier gefügig gemacht, sie in seinen Jeep Wrangler verladen und zum Strand geschleift um mit ihr bei Mondlicht schwimmen zu gehen (oh ja, geh nackt rein, dann hast du nachher was Trockenes zum Anziehen, ich sag‘ dir, die Nacht wird kalt) und ihr irgendeinen absurden aber coolen Spitznamen wie Rocketbaby gegeben, mit dem er auf ihren Beruf als raumfahrende Ärztin angespielt hätte, um sie dann am Strand bis zum Sonnenaufgang zu vögeln. Aber im Augenblick hätte er sie lieber auf einen Cappuccino bei einem drittklassigen, aber dafür gemütlichen Italiener eingeladen und ihr von seinem Verhältnis zu Tom erzählt und sie gefragt ob sie religiös sei. Dan hatte es nicht ausprobiert, aber er war sich ziemlich sicher, dass Dana ihn dann richtig scheiße finden würde. Und das wäre nicht optimal, wenn man vorhatte, günstig geschätzte 370 Millionen Meilen zum Jupiter zurückzulegen um ein Phänomen zu untersuchen, dass Bradford und Parker als Onyx bezeichneten. Onyx – Die Ruhe im Auge eines Sturms.

Bradford und Parkers Theorie war als Onyx-Theorie bekannt. Sie bezog sich auf den dunklen Fleck des Jupiters, dessen Ursprung und vor allem Inhalt den Gegenstand zahlreicher Spekulationen bildete.

Auf einer Abschiedsparty, anlässlich ihrer Teleportation zum Jupiter, hatten Dan und Dana die Ehre gehabt, Bradford persönlich kennenzulernen. Parker hatte keine Zeit erübrigen wollen, da er sich lieber vornehmlich im Labor bei seiner Assistentin aufhielt, Natürlich hatte Parker etwas Anderes gesagt und gemeint, er würde nach der ganzen Forschung an Onyx jetzt lieber mal einen Urlaub mit seiner Frau auf Neu-Sardinien verbringen, einer künstlichen Insel, die weitgehend eine Replik des alten Sardinien –ein Opfer der großen Flut von 2024- war. Die Insel war viermal größer als das Original und beherbergte in einem Sektor Flüchtlinge; Wilde, die es irgendwie über das Meer geschafft hatten und dort so etwas wie primitive Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Als Dan und Dana mit Bradford sprachen, hatte er sich als zuvorkommender, bescheidener Mann erwiesen, welcher mit seiner jovialen Art instinktiv Sympathie ausgelöst hatte, zumindest bei Dan. Professor-nennen-sie-mich-Charlie Bradfords Haare waren pechschwarz, sahen aber irgendwie nicht gefärbt aus, was das Ergebnis einer neuartigen Gentherapie war, welche die Zellen drastisch verjüngte. Nur die Faltenbildung kriegte man noch nicht in Griff, da die Haut auf dem Muskelgewebe nach wie vor seinem Alter entsprechend ausgeleiert und daher zu groß geworden war.

Er war gut gebräunt, was man von einem Forscher seines Kalibers nicht erwartet hätte; Und er trug als Reminiszenz an seine Überzeugung, dass die Wissenschaft immer noch von Menschen gemacht werden sollte, eine goldumrandete Nickelbrille, die aussah wie aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Der Mann war optisch ein kompletter Widerspruch in sich, was zweifellos zu seinem Charme beitrug. Als sie sich im Smoking und mit Sektgläsern bewaffnet in der Eingangshalle der Capcom (des Koordinationszentrums für Teleportationen und Missionen zu fremden Planeten) gegenübergestanden hatten, erwähnte Professor Bradford etwas, dass in keinem Papier stand und das er eigentlich nicht erzählen durfte.

„Der Gezeitenstrom hat vermutlich einen Ursprung.“

„Wie meinen sie das, Professor?“

„Charlie.“

„Was meinen sie mit Ursprung, Charlie?“

Dan lächelte. Charlie Bradford lächelte zurück.

„Es ist kein Zufall, dass die längste und intensivste Begegnung mit dem Strom in Richtung Jupiter stattfinden wird.“

„Aber der Planet ist von Stürmen durchzogen, die alles verwüsten. Warum sollte der Strom dort seinen Ursprung haben?“

Der Professor schob mit der Hand, die nicht gelähmt war und das Sektglas hielt, seine Brille auf dem Nasenrücken nach oben. Seine kleinen, stahlblauen Augen fixierten Dan wie ein Falke eine Feldmaus.

„Dan, sie wissen, dass die Operation den Titel Onyx trägt, ja?“

Dan nickte.

„Und auch warum ich diesen Namen wählte?“

Dan schaute ratlos und verneinte.

„Der schwarze Fleck, der Fleck auf Jupiter, er sendet eine Strahlung, die…“

„Ist er ein Gegenstand unserer Mission, Profe… Charlie?“

„Er ist ein permanenter Sturm. Hat immer die gleiche Größe. Praktisch keine Änderungen der Intensität.“

„Wir sollen in einen Sturm fliegen?“

„Sie und ihr Team, Dan, fliegen mit einer Kapsel direkt in das Auge des Sturms.“