Giacomo Puccini - Volker Mertens - E-Book

Giacomo Puccini E-Book

Volker Mertens

4,9

Beschreibung

Wie kein anderer Komponist wollte Puccini sein Publikum ergreifen, rühren und unterhalten. Schönklang, Effektsicherheit und eine mit viel Aufwand hergestellte Couleur locale machten ihn zu einem der meistgespielten Opernkomponisten. Der Anerkennung dieses populären Künstlers stand immer der Zweifel an seiner Seriosität gegenüber. Erst seit circa 60 Jahren existiert eine Puccini-Forschung, die die Virtuosität seines musikalischen Handwerks neben die melodische Erfindungskraft stellt. Doch Puccini war mehr als der geniale Melodiker, der Theaterpraktiker, er entwickelte die Oper weiter und erneuerte sie. Basierend auf neuesten Forschungsergebnissen hat Volker Mertens dieses Puccini-Kompendium verfasst. La Boheme, Tosca, Madame Butterfly - und alle anderen Werke unterzieht der Autor einer tief greifenden Analyse und verwebt diese kenntnisreich und lebendig mit der Biografie des Meisters. Er zeichnet das Bild eines Prototypen modernen Künstlertums in der Puccini eigenen Mischung aus Bodenständigkeit und weltmännischer Art und entwirft ein Panorama der Oper dieser Zeit. Diskografische Empfehlungen und eine kommentierte Bibliografie runden diese umfassendste Darstellung der Lebens- und Schaffenswelt Puccinis ab.

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Volker Mertens

Giacomo Puccini

Wohllaut, Wahrheit und Gefühl

Militzke Verlag

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Angaben sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Copyright © 2009 by Militzke Verlag GmbH, Leipzig

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat: Judith Krakowski, Julia Vaje

Umschlaggestaltung: Ralf Thielicke

Umschlagbild: © dpa, Hamburg 2008

Seite 2 Bild: akg-images

Satz und Layout: Thomas Butsch

Umsetzung als EBook: Christian Strebel

ISBN 978-3-86189-796-5

Besuchen Sie den Militzke Verlag im Internet unter: http://www.militzke.de

Vorwort

Dies ist ein Buch für Puccini-Liebhaber und solche, die es werden wollen. Es führt zu den Opern hin, erhellt ihre Entstehungsbedingungen und das Verhältnis zu den Vorlagen der Libretti, analysiert detailliert die Musik, zeigt, wie sie gemacht ist. Es folgen Beobachtungen zur Aufführungsgeschichte und den Gesangsrollen. Größere Zusammenhänge sind in Einzelkapiteln ausgeführt, so zur gesellschaftlichen und musikalischen Situation in Italien, zu Puccinis Zeitgenossen und Freunden, zu den Interpreten. Was von seinem, zumeist unbedeutenden, Privatleben nicht unmittelbar mit seinem Werk zu tun hat, wird nicht berichtet.

Zur Darstellung der textlich-musikalischen Abläufe kann man eine CD oder DVD auflegen und damit einen Opernabend vorbereiten oder nacherleben. Für das begleitende Hören und Sehen werden Aufnahmen empfohlen. Puccini wollte immer Theaterkomponist sein und so tritt er hier auf.

Das Buch basiert auf vornehmlich in englischer und italienischer Sprache geschriebener Fachliteratur, die wichtigsten Werke werden in der Bibliografie gewürdigt. Die Übersetzungen aus fremden Sprachen stammen, wenn nicht anders angemerkt, von mir. Auf die Lesbarkeit achtete Augustina Thiele-Mertens.

Zum ersten Mal wurden die Regiebücher zu Manon Lescaut für die italienische Premiere und die von Tosca und Madama Butterfly für die Pariser Erstaufführungen in Details herangezogen. Im Anhang sind die literarischen Texte zusammengestellt, die für die Libretti bearbeitet wurden, sowie die der ungeschriebenen Opern Puccinis. Die Erzählung, die als Quelle von Puccinis Erstling Le Villi diente, steht (erstmals in deutscher Übertragung) im Anhang.

Berlin, Juni 2008 Volker Mertens

Im Streit der Meinungen

Bewundert viel und viel gescholten

Selten war ein Opernkomponist schon zu Lebzeiten so populär wie Giacomo Puccini. Seine Beliebtheit hat kaum nachgelassen, denn weltweit steht er nach Mozart und Verdi an dritter Stelle in der Publikumsgunst, in Deutschland sogar an zweiter. Von seinen wichtigsten Opern gibt es jeweils mehrere Dutzend Einspielungen, einzelne Arien sind über einhundertmal aufgenommen worden. Dieser Anerkennung steht allerdings der Zweifel an Puccinis Seriosität gegenüber. Er gilt vielen Intellektuellen als trivial und sentimental und gerade seine große Beliebtheit wird gegen ihn angeführt. Seine Musik klinge besser, als sie sei, wird gesagt. Und es sei ihm mehr auf finanziellen Erfolg als auf künstlerische Qualität angekommen. Diese früh virulente Kritik hatte ihre Konsequenzen: Eine ernstzunehmende Pucciniforschung gibt es erst seit etwa sechzig Jahren, vornehmlich in italienischer und englischer Sprache, kaum in deutscher. Letzteres liegt nicht zuletzt daran, dass Puccini einen Komponistentypus verkörpert, der es in Deutschland besonders schwer hat.

Seit Ludwig van Beethoven gibt es den Denker und Seher, den Visionär, der die Musik als Offenbarung empfangen hat und sie dem Publikum verkündet. Richard Wagner fügte den Weltveränderungs- und Erlösungsgestus hinzu, den Gustav Mahler aufgriff. Und noch Arnold Schönberg erhob mit seiner Musik einen moralischen Anspruch. Nicht so Puccini. Er will das Publikum ergreifen, rühren und – unterhalten. Für ihn ist das Theater keine moralische Anstalt, sondern ein Ort der Leidenschaften und der großen Gefühle. Er legitimiert sich nicht durch soziale Anklage wie die zeitgenössischen Veristen (von ital. vero – wahr) Ruggiero Leoncavallo und Pietro Mascagni. Für ihn ist die gesellschaftliche Umgebung seiner Figuren nur die Voraussetzung für deren Gefühlswahrheit, die sich in seinen Melodien äußert.

Puccini war kein ausübender Musiker, kein Dirigent, wie es, vornehmlich in Deutschland, seit Weber, Mendelssohn Bartholdy, Liszt und Wagner bis zu Mahler und Strauss üblich war. Er hat nie eine seiner Opern dirigiert, anders als Verdi, der noch die Uraufführung seines letzten Werkes Falstaff geleitet hat, oder Mascagni, der ein bedeutender Dirigent eigener und fremder Kompositionen war. Puccinis Abstinenz von der praktischen Musikausübung hängt zwar einerseits mit dem italienischen Opernbetrieb zusammen, der viel stärker auf eine Arbeitsteilung zwischen Komponist, Korrepetitor und Dirigent ausgerichtet war, andererseits aber auch mit der persönlichen Eigenart des Komponisten. Er hatte in Lucca schon früh Chöre dirigiert, besaß ein ausgeprägtes Verständnis für den Orchesterklang, aber das Feldherrliche des Pultstars ging ihm ab; er wirkte eher zurückgenommen, ja scheu. Für ihn beschränkte sich die Verantwortung für die Oper nicht auf die Fertigstellung der Partitur und ihre musikalische Realisierung, im Gegenteil, sie begann dann erst. Die Bühnenaufführung als Einheit von Szene, Darstellung, Gesang und Orchesterklang stand im Mittelpunkt seines Wirkens. Daher fuhr er durch Europa und in die Neue Welt, wenn eines seiner Werke neu inszeniert wurde, und nahm eine wichtige (und gut bezahlte) Rolle im Produktionsprozess ein: Er besuchte die Proben, nahm Einfluss auf Bühne, Sänger und Instrumentalmusiker, um eine seinen Konzeptionen entsprechende Aufführung zu erreichen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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