Gibraltar - Sascha Reh - E-Book

Gibraltar E-Book

Sascha Reh

4,4
12,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Beim Versuch, mit griechischen Staatsanleihen ein lukratives, aber hochgefährliches Spekulationsgeschäft zu machen, setzt der Investmentbanker Bernhard Milbrandt das Kernkapital des traditionsreichen Bankhauses Alberts aufs Spiel. Anstatt die Forderungen zu begleichen, flieht er in eine südspanische Apartmentanlage, die sich als gespenstische Investitionsruine erweist. Während er fieberhaft immer weiter mit virtuellen Beträgen jongliert, mehren sich die Anzeichen dafür, dass er in der scheinbar menschenleeren Siedlung nicht allein ist ... Unterdessen entbrennt eine Verfolgungsjagd nach Bernhard und dem Geld, die von Berlin und Frankfurt bis nach Gibraltar führt. Es stellt sich heraus, dass das Unternehmen der Familie Alberts tief in persönliche und geschichtliche Schuld verstrickt ist. Sascha Rehs zweiter Roman stellt mit erzählerischer Leidenschaft und Präzision Fragen nach Schuld und Verantwortung für unser vergangenes und künftiges Leben.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 570

Bewertungen
4,4 (18 Bewertungen)
11
3
4
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

[Cover]

Titel

Bankensterben

THOMAS

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

VALERIE

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

BERNHARD

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23

JOHANN

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

1 2 3 4 5 6

HELENE

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

1 2 3 4 5 6 7 8

CARMEN

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

1 2 3 4 5

Die Letzten zahlen

Nachtrag und Dank

Impressum

Kurzbeschreibung

Autorenporträt

DER TRAUM DES KAPITALS IST VERGESSEN …

Bankensterben

Der Crash des Bankhauses Alberts trifft seinen Gesellschafter tödlich. Wurde er von seinem engsten Vertrauten verraten?

VON HELMUT GUDVANG

Es ist eine doppelte Tragödie. Wenn an diesem Samstag der alleinhaftende Gesellschafter der Berliner Privatbank Alberts & Co., Johann Alberts, zu Grabe getragen wird, geht zugleich eine über 150-jährige Unternehmensgeschichte unwiederbringlich zu Ende. Alberts und sein traditionsreiches Bankhaus wurden Opfer eines Systems der Gier – und des eigenen Nachwuchses.

Der Mann, der mit halsbrecherischen Spekulationen das altehrwürdige Bankhaus in den Konkurs trieb, war allem Anschein nach ein enger Mitarbeiter des langjährigen Gesellschafters.

Bernhard Milbrandt arbeitete seit über 15 Jahren für die Bank, erst als Kundenbetreuer, später als Händler. Nicht wenige sahen die beiden als Mentor und Protegé. Am 22. April, dem »schwarzen Freitag« der Bank, verschwand Milbrandt nach einer Reihe beispielloser Verlustgeschäfte spurlos aus dem Handelsraum. Auf seinem Desk ließ er seine Firmen-ID und die Zugangskarte zurück. Ein inszenierter Abgang?

Alberts, eines der letzten unabhängigen privaten Bankhäuser, das die Finanzkrise einigermaßen überstanden hatte, war hauptsächlich für das Privatkundengeschäft zuständig. Es galt als renommierter Vermögensverwalter und Finanzierer mittelständischer Unternehmen. Die Analysten des Bankhauses genossen seit vielen Jahren einen ausgezeichneten Ruf bei Privatkunden und Brokern, in brancheninternen Rankings belegten sie regelmäßig Spitzenplätze.

Am Samstag war bekannt geworden, dass die Bank in Zahlungsschwierigkeiten geraten war, nachdem einer der Händler in großem Stil mit riskanten Leerverkäufen gescheitert war. Diese Art Geschäfte sind seit der Lehman-Pleite 2008 hoch umstritten. Die Situation hatte sich für die Bank derartig zugespitzt, dass der 74-jährige Alberts einen Schlaganfall erlitt. Er starb in der Nacht zum Mittwoch.

Milbrandt selbst bekam nicht mehr mit, wie sein Arbeitsplatz im Chaos versank. Seit seinem Verschwinden ranken sich wilde Gerüchte um die Motive für seine selbstmörderisch anmutenden Spekulationen. Die Bank hatte seit 2008 immer wieder mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen. War also Milbrandts Coup der groß angelegte Versuch, die Schuldkonten der Firma auf einen Schlag auszugleichen? Oder handelte der Trader auf eigene Rechnung?

Ein Bankraub von innen

Bernhard Milbrandt wurde im pfälzischen Nierstein am Rhein in eine Kleinunternehmerfamilie hineingeboren. Er machte zunächst die mittlere Reife, bevor er auf die Gesamtschule wechselte und das Abitur ablegte. Während des BWL-Studiums in Mannheim nahm er an einem Traineeprogramm teil, wo er von Alberts entdeckt wurde. Hier begann ein steiler Aufstieg für den Nachwuchsbanker, dessen Unerschrockenheit sich schnell herumsprach.

Im konservativen Bankhaus Alberts geriet sein aggressiver Anlagestil bald in Konflikt mit den Vorgaben seiner Vorgesetzten. Zwar gingen seine Strategien meistens auf und bescherten seinen Kunden hohe Renditen. Doch die Risiken, die er dafür einging, waren beträchtlich. Anstatt den jungen Wilden jedoch an die Leine zu legen, schickte Alberts ihn 2005 für ein Jahr in ein Liechtensteiner Tochterunternehmen, wo er lernte, am internationalen Rohstoff- und Devisenmarkt zu spekulieren. Das war ungefähr so, als würde man einen Choleriker in ein Martial-Arts-Trainingslager stecken. 

Milbrandt entwickelte sich schnell zum Spezialisten für »sportliche« Investitionen, wie es in der Branche heißt. Er agierte hauptsächlich an Märkten, die für ihre hohen Schwankungen bekannt sind: Devisen, Energieversorger, Termingeschäfte. Schon bald galt er als der Mann für besondere Aufgaben, ein loyaler Macher mit Killerinstinkt.

Anfang April 2010 führte er seit anderthalb Jahren eine eigene Abteilung an, deren einziger Mitarbeiter er war und die ausschließlich Eigenhandel betrieb. Das bedeutete, dass er nicht länger das Vermögen seiner Kunden, sondern das Kapital der Bank investierte. Und da Johann Alberts die Bank war, formulieren es einige Beobachter mit den Worten, dass da ein wohlhabender Vater seinen Sohn mit reichlich Spielgeld ausgestattet hat, um sich in einem Kasino seiner Wahl auszutoben.

Das Spielerglück jedenfalls hat Milbrandt an jenem 22. April vor knapp einer Woche definitiv verlassen: Seine Wetten platzten. Doch als die Gläubiger ausgezahlt werden sollten, gelang es dem Hasardeur auf bisher unbekannte Weise, etwa 40 Millionen Euro am Controlling vorbei auf die Seite zu schaffen – und vom Radar zu verschwinden.

Unterm Zahlenradar hindurch

Im Vergleich zu den astronomischen Summen, die bei Großbanken in den letzten Jahren von kriminellen Tradern verzockt wurden, klingen 40 Millionen Euro wie die viel zitierten Peanuts. Für eine kleine Bank mit geringer Kapitaldeckung allerdings reichen sie locker für eine Pleite. Seit einer Weile sickerten immer wieder Gerüchte durch, dass der alternde Patriarch sein Firmenimperium nicht mehr im Griff habe. In den letzten Jahren hatte das Haus mit mäßigem Erfolg versucht, sich auf dem internationalen Finanzparkett neu aufzustellen. Und erst im letzten Jahr war die Übernahme durch eine österreichische Privatbank im letzten Moment gescheitert.

Die Umstände seines Schlaganfalls könnten nun den Gerüchten um angebliche Halbweltkontakte neue Nahrung liefern: Alberts wurde unweit der Schwulenbar Tabasco in der Schöneberger Fuggerstraße gefunden. Auf welche Weise es zu seinem Zusammenbruch kam, ist bisher ungeklärt. Zeugen sagen aus, Alberts habe sich in der Bar mit einem Minderjährigen getroffen und sei diesem nach draußen gefolgt. Dort sei es zum Streit gekommen. Wenig später hätten Passanten Alberts’ leblosen Körper unweit der Bar gefunden und den Notarzt verständigt.

Es wäre nicht das erste Mal, das sich hinter der blitzsauberen Fassade einer angesehenen öffentlichen Person ein verstörender Abgrund aus familiären Problemen und verdrängten Leidenschaften öffnet. Johann Alberts war bekannt – und von seinen Gegnern wohl auch gefürchtet – als ebenso geistreicher wie streitbarer Banker der alten Schule. Sowohl sein Großvater als auch sein Vater hatten die Bank schon durch schwere Vertrauenskrisen führen müssen: die Hyperinflation der zwanziger Jahre, die Enteignung durch die Nazis 1935, die schwierige Phase des Wiederaufbaus in den späten vierziger und frühen fünfziger Jahren.

Johann Alberts hatte die Geschäfte der Bank Anfang der siebziger Jahre von seinem Vater übernommen. Seine Leidenschaft galt nicht nur der Finanzwirtschaft, sondern auch der bildenden Kunst. Aus ihrer Förderung hatte er eine zweite Berufung gemacht und eine umfangreiche und international angesehene Privatsammlung aufgebaut, die seit Ende der achtziger Jahre in einem eigenen Kunstmuseum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Darüber hinaus engagierte er sich mit diversen Stiftungen, deren größte von seiner Frau Helene geführt wird und überschuldeten Menschen aus der Not hilft, für Bildung und karitative Zwecke. Und um diese mustergültige Vita zu vervollständigen, war er Mitglied des renommierten »Clubs der ehrbaren Kaufleute«, der sich gern als informelle Runde zum moralischen Feinschliff guter Unternehmensführung gibt, in Wirklichkeit aber wohl mehr eine Lobbyvereinigung Berliner Wirtschaftsgrößen ist. Kurzum: Johann Alberts war einer der letzten großen Familienunternehmer, die Verkörperung eherner Werte wie Verlässlichkeit, Familiensinn und gesellschaftlicher Verantwortungsbereitschaft – was sich auch darin zeigte, dass er als einziger Gesellschafter der Bank die alleinige persönliche Haftung übernahm.

Dennoch war zuletzt nicht zu übersehen gewesen, dass seine Machtstellung in der Führungsspitze der Bank brüchig geworden war. Die großen Geschäfte waren längst aus dem Berliner Stammhaus nach Frankfurt ausgelagert worden, deren dortiger Niederlassungsleiter Holt die etwas betuliche Firmenpolitik dem schnellen, deregulierten internationalen Finanzwesen angeglichen hatte. Auch der Handel mit Kreditderivaten, dem sich der Patriarch lange verwehrt hatte, war dort längst eingezogen. Die operativen Entscheidungen, so wird gemunkelt, traf Alberts schon seit Jahren nicht mehr – was die Frage aufwerfen dürfte, wer sie an seiner Stelle traf.

Ein Netz von Verbindlichkeiten

Diese Frage wird auch die Herren von der Bankenaufsicht beschäftigen, die im Haus an der Wielandstraße seit letztem Sonntag eine Sonderuntersuchung durchführen und die Bücher der Bank auf Herz und Nieren prüfen. Die Staatsanwaltschaft ist hinzugezogen. Milbrandt wird der Untreue und der Manipulation von Computerdaten verdächtigt. Zu klären versucht die BaFin auch – wieder einmal –, wie es möglich war, dass ein einzelner Händler die nach der Finanzkrise angeblich drastisch verschärften Risikolimits der Bank hatte aushebeln können. Entweder handelte Milbrandt mit ungeheurer krimineller Energie und einem beeindruckenden Talent als Fälscher, oder er hatte Komplizen in der Bank – und möglicherweise außerhalb. Denn um, wie vermutet wird, Geld auf unbekannte Konten zu transferieren, dürfte Milbrandt Helfershelfer benötigt haben.

Vielleicht werden die Inspektoren auch klären, welche Rolle Johann Alberts’ Sohn Thomas in der Affäre spielt. Der einst designierte Nachfolger des Gesellschafters hatte der Bank bereits vor Jahren nach einem Streit den Rücken gekehrt und war vollständig von der Bildfläche verschwunden. An den Gesprächen mit der Aufsicht soll er aber teilgenommen haben, ohne dass er in der Bank irgendeine Position bekleidet hätte. Offiziell heißt es, als mutmaßlicher Erbe habe er ein Mitspracherecht über die Zukunft der Bank. Ob es noch etwas zu erben geben wird, ist derzeit freilich mehr als fraglich.

Thomas Alberts’ Auftauchen zu diesem heiklen Zeitpunkt erscheint umso merkwürdiger, wenn man bedenkt, dass Bernhard Milbrandt in der familiären Rangfolge gewissermaßen seinen Platz eingenommen hatte. Das Verhältnis der beiden Männer ist bislang unklar. Und zuletzt war aus ungenannter Quelle zu hören, dass Alberts den Aufenthaltsort Milbrandts kenne.

Falls dies zutrifft und der verlorene Sohn das Familienerbe retten will, so sollte er sich damit beeilen, denn auf die Bank kommen ungemütliche Zeiten zu. Der drohende Konkurs ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Nach einer ersten Prüfung der Bilanzen ist die Bankaufsicht bereits auf zahlreiche Ungereimtheiten in der Buchführung gestoßen. Falls es zu Anklagen und in deren Gefolge zu Straf- und Entschädigungszahlungen kommt, dürften nicht nur die Tage der Bank gezählt, sondern Johann Alberts’ gesamtes Lebenswerk zerstört sein: Sowohl seine humanitären Stiftungen als auch die einzigartige Kunstsammlung dürften dann in die Hände des Insolvenzverwalters fallen.

THOMAS

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10

Am Automaten der Bank Austria nahe des Schottentors hob Thomas Alberts 200Euro Bargeld ab und hatte dabei das eigentümliche Gefühl, als würde sich an seinen Einkommensverhältnissen entweder in Kürze etwas ändern oder als sei diese Veränderung, von ihm unbemerkt, bereits eingetreten. Er war kein Kunde dieser Bank, also musste er es fürs Erste bei dem Gefühl bewenden lassen. Sein Telefon klingelte. Es war 12Uhr.

Frau Sudek meldete sich wöchentlich bei ihm, immer dienstags zur selben Zeit, er hätte seine Uhr danach stellen können. Anders als die meisten seiner Klienten arbeitete sie nicht selbst in einer leitenden Position. Mit seinen übrigen Klienten teilte sie jedoch die Überzeugung, seine Telefonberatung eigentlich nur ausnahmsweise in Anspruch nehmen zu müssen, da Menschen ihres Lebensstandards allenfalls solche Probleme zu haben pflegten, mit denen sie selbst fertigwurden. Als »Ratgeber«, wie er sich in seinen Annoncen schlicht nannte, wusste er um die Vermessenheit dieses Selbstkonzepts; seine gesamte Geschäftsstrategie fußte darauf. Und Frau Sudek war in ihrer allzu durchschaubaren Selbstgewissheit eine musterhafte Vertreterin jenes Menschentyps, der es als nicht standesgemäß empfindet, seinen Problemen ins Auge zu blicken, und sie deswegen lieber telefonisch erörtert. Er führte sie unter »selbstunsicher« und »histrionisch«; jede Woche berichtete sie von einem neuen Eheskandal. Eine Geschichte wie diese war jedoch selbst für ihre Verhältnisse unerhört.

»Ich habe es einfach nicht mehr ausgehalten. Diese Kälte. Diese Gleichgültigkeit«, sagte sie. »Seit zwei Jahren führe ich praktisch Selbstgespräche.« Er drückte den Stöpsel seines Headsets etwas tiefer ins Ohr, vergewisserte sich, dass sein Labrador Sol Moscot an seiner Seite lief, und nahm die Rolltreppe an der U-Bahn-Haltestelle Schottentor nach unten, um den Innenstadtring zu unterqueren.

Augenblicklich bereute er es. Das Gewimmel der Menschen, das Drängeln der Bettler, die Blicke der Zeitungsverkäufer lenkten ihn ab. Eine Roma-Frau, vielleicht dreißig, mit deutlich vorgealterten Gesichtszügen, ein rotznasiges Mädchen hinter sich herziehend, verstellte ihm stumpfen Blicks den Weg und hielt die Hand auf. Er blieb stehen, suchte nach einem Weg an ihr vorbei, spürte Hitze auf seinen Wangen. Auf sein Telefon deutend versuchte er, an ihr vorbeizugehen. Als sie die Hand erneut und mit erhöhtem Nachdruck nach ihm streckte, wich er zurück; Sol Moscot knurrte. Erst da wurde die Frau auf den Hund aufmerksam und gab den Weg frei. Schnell ging Thomas weiter und klopfte gegen seinen Oberschenkel. Sol Moscot folgte sofort.

»Ich habe mich bei einer Agentur angemeldet«, fuhr Frau Sudek fort. »Die vermitteln Seitensprünge.« Sie ließ das letzte Wort in der Leitung nachzittern. »Ich wollte… ich weiß nicht. Ich war so wütend.«

Er zog in Betracht, etwas Verständnisvolles zu sagen, über ihre Wut oder auch ihre Verzweiflung, dann entschied er sich dagegen. Sie lachte, wie über sich selbst.

»So was haben Sie sicher noch nie gehört. Mein Mann hat auch gesagt–«

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!