Falscher Frühling - Sascha Reh - E-Book

Falscher Frühling E-Book

Sascha Reh

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Beschreibung

"Der Zukunft entgegenzugehen ist etwas völlig anderes, als vor der Vergangenheit zu fliehen." Falscher Frühling erzählt von einer Nacht, in der der Alltag dreier Menschen auseinanderbricht, und von einer Begegnung, die sie wieder zu einer Familie macht. Lothar Lotmann, ein alternder Theatermann, will mit einer letzten großen Inszenierung noch einmal die Ideale in der Kunst verwirklichen, an denen er im Leben gescheitert ist: Liebe, Freundschaft, Ehrlichkeit. Der verachteten Unterhaltungsindustrie setzt er seit langem nichts mehr entgegen, seine Freunde hat er brüskiert, und seine Frau Emilie, eine erfolgreiche Bühnenbildnerin, ist seine peinlichen Provokationen leid. Doch der "zweite Frühling", den sie sich von einem Treffen mit einem alten Freund am Vorabend ihrer Scheidung erhofft, treibt hochkomische Blüten. Und ihre Tochter Franziska, die vor dem Beziehungsballast der Eltern in virtuelle Welten flüchtet, überwindet endlich ihre Angst vor einer eigenen Suche nach Glück. Sascha Rehs Debütroman ist eine schöpferische Hommage an die modernen Theaterklassiker und wird durch seinen ironischen Ton und virtuose Perspektivwechsel zum Ereignis.

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Seitenzahl: 429

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Inhalt

[Cover]

Titel

Vorspiel: DIE FAMILIE

I Exposition: DIE GROSSE BÜHNE

1

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II Komplikation: DAS WAHRE LEBEN

DIE LUST AM ZUSCHAUEN

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LASSEN SIE DOCH DAS THEATER!

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III Katastrophe: DAS LETZTE STÜCK

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DIE ZERBROCHENE ROSE

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Nachspiel: DAS ENSEMBLE

Danksagung

Autorenporträt

Über das Buch

Impressum

Der Mensch erkennt sich nur im Menschen, nurDas Leben lehret jedem was er sey.− Goethe, Torquato Tasso

Vorspiel:DIE FAMILIE

Das Wohnzimmer eines großen alten Stadthauses. Massive Eichenholzmöbel einer vergangenen Generation, schwere Vorhänge vor den Fenstern, die das Licht dämpfen. Aus der Küche hört man Geklapper; draußen vor der Tür wird ein Rasen gemäht.

Die kleine Franziska sitzt mit ihrer Mutter Emilie auf dem Sofa. Emilie trägt ein elegantes Sommerkostüm. Franziska hat Socken an, in ihrer Jogginghose ist ein Loch am Knie.

EMILIE: Hast du mich vermisst? Ein kleines bisschen wenigstens?

FRANZISKA: Und wie. Wann kommt Papa?

EMILIE: Papa sitzt noch im Zug, Franzi. Er kommt den weiten Weg aus Hamburg. Hat es dir gefallen bei Tante Hanne?

FRANZISKA (spielt mit einem lederbezogenen Tischfeuerzeug, das sie auf- und zuschnappen lässt; sie nickt): Aber vielleicht machen die dann schon zu?

EMILIE: Keine Sorge, die haben den ganzen Tag geöffnet.

HANNELORE (kommt mit einem Tablett herein; sie trägt einen Hauskittel): So, ich hab euch noch ein paar Brote gemacht, ihr habt bestimmt Hunger.

EMILIE: Ich habe am Flughafen gegessen, danke.

FRANZI (greift beherzt zu): Danke, Tante Hanne.

HANNELORE: Entschuldige, Emilie, wie es hier aussieht, aber das ganze Haus sauber zu halten, das ist wirklich zu viel für mich, schließlich bin ich nicht mehr die Jüngste. (Zu Franziska:) Iss dich nur tüchtig satt.

EMILIE: Du sagst das, als gäb’s bei uns nichts zu essen.

HANNELORE (fächelt sich Luft zu): Es ist so heiß geworden. − Wahrscheinlich kommt er sowieso nicht.

EMILIE: Wieso sagst du das?

HANNELORE (schenkt Kaffee ein und klappert dabei mit dem Geschirr): Weil er noch kein einziges Mal pünktlich gekommen ist.

EMILIE: Er hat in einer Woche Premiere. Am Thalia Theater. Da macht man schon mal eine Überstunde.

HANNELORE: Ja ja ja, ihr beide müsst wirklich so hart arbeiten.

EMILIE: Das darf ich jetzt als Vorwurf verstehen, ja?

HANNELORE (zu Franziska): Spätzelchen, lass das mal bitte stehen, das hat deinem Opa Georg gehört, das ist ganz wertvoll.

EMILIE: Sie macht dir schon nichts kaputt.

HANNELORE: Die Sachen gehören jetzt genauso dir.

FRANZISKA (isst ein Brot): Kommt Papa auch bestimmt?

EMILIE: Ja, er kommt bestimmt, und außerdem ist noch genug Zeit, der Zoo hat bis heute Abend um acht geöffnet.

FRANZISKA: Kommt Tante Hanne auch mit?

HANNELORE: Ich würde furchtbar gerne mitkommen, Spätzelchen.

FRANZISKA: Au ja, bitte, wir gehen alle zusammen!

Sie läuft zu ihrer Tante und umarmt sie.

EMILIE: Tante Hanne hat leider noch viel zu tun.

FRANZISKA: Schade.

HANNELORE: Aber das liegt auf dem Weg, ich könnte nachher noch –

EMILIE: Wir machen einen Familienausflug, Hanne. Mutter, Vater, Kind. Und der Friedhof liegt überhaupt nicht auf dem Weg.

HANNELORE: Warum fahren wir nicht zusammen hin? Bin ich eigentlich die einzige, die um unseren Vater trauert?

EMILIE: Ich war vor zwei Wochen da. Du weißt genau, dass Lothar seit Wochen in Hamburg ist und ich den Themenpark am Hals hab. Das ist unser erster freier Tag seit …

HANNELORE: Ihr überlasst mir die ganze Arbeit, und wenn es dann ums Vergnügen geht – das habe ich jetzt davon, dass …

EMILIE: Du hast selbst angeboten, dich um Franziska zu kümmern.

Franziska läuft um das Sofa herum in eine Ecke des Zimmers und nimmt etwas von einem Tisch, auf dem Kinderspielsachen verstreut liegen. Sie setzt sich wieder zu ihrer Mutter und Hannelore, schraubt ein Fläschchen auf und pustet Seifenblasen in die Luft.

EMILIE: Nicht, Franzi. Das wird doch alles ganz seifig.

HANNELORE: Lass sie doch ruhig.

EMILIE: Ich kann das nicht haben, wenn alles so seifig wird.

FRANZISKA: Ich bin auch ganz vorsichtig, Mama.

HANNELORE: Ich meine außerdem die Beerdigung. Und das Haus. Vor allem das Haus. Habt ihr euch eigentlich mal Gedanken gemacht?

EMILIE: Kommt darauf an, was für Gedanken du meinst.

HANNELORE (bestimmt): Es wird nicht verkauft.

EMILIE: Müssen wir das jetzt besprechen?

HANNELORE: Du willst nie darüber sprechen. Das ist ein großes Haus, viel zu groß für mich allein. Warum zieht ihr nicht her?

FRANZISKA: Ich würde gerne hier wohnen, Mama. Ich hab im Garten eine Schaukel gebaut. Für Erika. Aber ihr müsst auch hier sein, ja?

EMILIE: Wer ist Erika?

HANNELORE: Erika ist ihre Lieblingspuppe. Du hast sie ihr letztes Mal aus Dänemark mitgebracht.

EMILIE: Ach die. (Zu Hannelore:) Und wo willst du dann wohnen?

HANNELORE (blickt sich im Raum um): Na …

EMILIE: Das geht auf keinen Fall.

HANNELORE: Wir haben hier achtzehn Jahre zusammengelebt.

EMILIE: Da war ich auch noch nicht verheiratet.

HANNELORE: Bist du ja jetzt auch nicht. Oder nennst du das etwa eine Ehe?

EMILIE: Ist mir ganz neu, dass du dich da so gut auskennst.

HANNELORE: Gut genug, um zu wissen, was Ehebruch ist.

EMILIE (steht unvermittelt auf): Das müssen wir wohl nicht hier besprechen.

Sie geht energisch in die Küche, die vom Wohnzimmer durch eine Wand getrennt ist. Die Küche ist blitzblank geputzt und aufgeräumt. Hannelore folgt ihr.

EMILIE: Was soll das, dass du vor dem Kind damit anfängst? Das ist meine Sache. Du mischst dich schon genug in unser Leben ein.

HANNELORE: Ach, dass ich immer zur Stelle bin, wenn ihr einen Babysitter für euer Kind braucht, das nennst du Einmischung? Ich würde eher sagen, ich weiß wenigstens, was eine Familie ist.

EMILIE: Ich hätte sie auch nach Kopenhagen mitgenommen.

HANNELORE: Wo sie ihrer Mutter dann den ganzen Tag dabei zusehen darf, wie sie Pappkulissen zusammensteckt.

EMILIE: Erstens hast du keine Ahnung von meiner Arbeit …

HANNELORE: Ich bin die letzten Jahre kaum aus diesem Haus gekommen, Emilie, vergiss das nicht. Ich bin eine dumme alte Jungfer. Nicht so weitläufig wie ihr.

EMILIE: … und zweitens lass ich mir nicht einreden … außerdem heißt es weltläufig … jetzt hab ich vergessen, was ich sagen wollte.

HANNELORE: Wir wollten über das Haus sprechen.

EMILIE: Wollten wir das.

HANNELORE (überzeugt): Ich habe in diesem Haus über zehn Jahre unseren kranken Vater gepflegt, Emilie. Unsere Eltern haben uns hier großgezogen. Denk mal daran, welche Opfer sie für uns gebracht haben. Für mich, aber auch für dich. An diesem Haus hängt alles. Papa ist hier gestorben. Wir können es nicht verkaufen.

EMILIE (blickt zu Boden, zupft an ihrem Kostüm herum): Ich weiß.

HANNELORE: Diesen Sommer kommt Franziska in die Schule. Das kann nicht mehr so weitergehen, Emilie. Sie braucht ein festes Zuhause. Und wie oft war sie jetzt hier? Mein Gott, für sie ist das hier ihr Zuhause. Sie kann hier wunderbar zur Schule gehen, es ist grün, ideal für Kinder.

EMILIE: Hanne …

HANNELORE: Ich verstehe ja, dass ihr eure Karrieren habt, wirklich. Aber genau deswegen ist es ja so ideal. Ich bin immer in der Nähe, ihr könnt euch darauf verlassen, dass Franziska gut versorgt ist.

EMILIE: Wir kümmern uns schon um unsere Tochter.

HANNELORE: Ja. Der Vater von Hamburg aus, du in Kopenhagen.

Emilie wirft ihr einen eisigen Blick zu.

HANNELORE: Tut mir leid, aber ihr macht euch das ein bisschen einfach. Ich hab in diesem Haus meine besten Jahre verbracht, es ist düster hier, selbst im Sommer. Düster und kalt. Jemand müsste die Bäume stutzen. Mir wächst alles über den Kopf. Ich will auch noch was vom Leben haben, verstehst du? Ich will nicht von der Arbeit in ein leeres totes Haus kommen und den ganzen Tag wischen, das will ich einfach nicht mehr. Das Zimmer im Erdgeschoss …

EMILIE: Vergiss es, Hanne. Wir können nicht zusammen hier wohnen.

HANNELORE (trotzig): Gut. Dann wohnt ihr eben ohne mich hier.

Franziska kommt herein.

FRANZISKA: Mama, wann kommt denn Papa? Mir ist langweilig.

HANNELORE: Ich mein’s ernst, Emilie. Ich finde, du bist langsam an der Reihe.

Emilie geht mit Franziska zurück ins Wohnzimmer.

EMILIE: Sollen wir nicht schon mal vorgehen, Franzi?

FRANZISKA: Ich geh nicht ohne Papa.

EMILIE: Aber es wird so spät, und wer weiß, ob …

FRANZISKA (beharrlich): Ich gehe aber nicht ohne Papa!

Es klingelt an der Tür. Lothar tritt auf.

EMILIE (ihn umarmend): Lothar. Wie schön.

Sie küsst ihn auf die Wange; Lothar erwidert ihren Kuss nur halbherzig.

LOTHAR (ungehalten): Wieso mussten wir uns eigentlich am Arsch der Welt treffen, ich hab eine halbe Stunde …

HANNELORE (kommt ins Wohnzimmer, die Hände an der Schürze trocknend): Ich freue mich auch, dich zu sehen, Lothar.

FRANZISKA (fliegt ihm mit wehendem Haar in die Arme): Papa, Papa!

LOTHAR (mit echter Begeisterung): Töchterchen, du hast ja eine richtige Frisur!

EMILIE: Hanne war mit ihr beim Friseur diese Woche.

LOTHAR (bringt Franziskas Haare durcheinander): Mein Mädchen. Du wirst ja eine richtige junge Frau!

HANNELORE: Wenn du Hunger hast, da sind Brote.

LOTHAR (zu Hannelore): Hast du nichts anderes? Ich muss das den ganzen Tag im Theater essen, ich kann’s nicht mehr sehen.

EMILIE: Wir sind spät dran. Der Zoo …

LOTHAR: Wie, Zoo? Ich dachte, Landschaftspark. Ich guck mir keine sedierten Tiere im Knast an.

EMILIE (ruhig): Wir hatten vereinbart, von hier aus mit Franziska nach Duisburg in den Zoo zu fahren.

LOTHAR: Nach Duisburg, ja. Zum Landschaftspark. Die haben da eine große Halle, Emmy, die müssen wir uns angucken. Die ganzen alten Industriehallen. Jetzt, wo die Theater aus dem Osten dazukommen, müssen wir uns was einfallen lassen. Alternative Spielstätten.

EMILIE: Ja, wir müssen uns was einfallen lassen. Aber erst gehen wir mit unserer Tochter in den Zoo.

FRANZISKA: Was ist ein Landschaftspark, Papa?

LOTHAR (geht in die Hocke): Das ist ein riiiiesiges Gelände, wo sie früher Stahl hergestellt haben, und jetzt ist alles verwildert, und die Natur hat sich den Stahl zurückerobert, und alles ist zugewachsen. Wie im Dschungel. Mit Tieren, die schon ausgestorben waren.

FRANZISKA: Mama, können wir da hin?

EMIILIE: Nein, Franzi, wir wollten doch in den Zoo.

FRANZISKA: Aber ich möchte lieber in den Landschaftspark.

LOTHAR: Sie möchte lieber in den Landschaftspark.

EMILIE: Lothar, das war so nicht abgesprochen.

LOTHAR (steht auf, ärgerlich): Scheiß drauf. Abgesprochen. Wir sind doch keine Beamten.

HANNELORE (zu Franziska): Komm, Franzi, wir gehen noch ein bisschen mit Erika in den Garten. Deine Eltern müssen sich mal unterhalten.

Sie geht mit Franziska ab.

LOTHAR (ruft hinter ihr her): Sie heißt nicht Franzi. (Zu Emilie:) Wer ist Erika?

EMILIE: Lothar, sie will eine Entscheidung von uns. Wegen des Hauses.

LOTHAR: Wenn überhaupt, reden wir über einen Umzug nach Hamburg oder Berlin, aber bestimmt nicht nach Mülheim. Glaubst du, ich ziehe freiwillig hierhin? Das war’s, basta, Ende der Durchsage.

EMILIE: Wir sind Hanne etwas schuldig.

LOTHAR: Dafür, dass sie uns unserer Tochter entfremdet?

EMILIE: Ach komm, Lothar.

LOTHAR: Ist ja nicht so, als ob sie uns einen Gefallen damit täte. Ich hab mich drei Jahre um Franziska gekümmert, kein Problem, da hab ich sie nicht gebraucht. Wenn sie eigene Kinder hätte, müsste sie nicht wie eine Glucke …

EMILIE: Du weißt, dass das nicht stimmt.

Er spielt abwesend mit dem Seifenlaugen-Fläschchen von Franziska. Er hebt den Ring vor die Lippen und bläst einige Seifenblasen in die Luft.

LOTHAR: Karina will mich verlassen.

EMILIE (plötzlichkühl): Hältst du das wirklich für eine glückliche Formulierung?

LOTHAR: Glücklich, glücklich. Sie geht mit Dankwart nach Berlin.

EMILIE: Soll ich jetzt sagen, dass mir das leid tut?

LOTHAR: Was weiß ich, was du sagen sollst, ich bin ja nicht du. Ich sag nur, dass sie mich im Stich lässt. Jetzt, wo wir mit der Virginia Woolf wirklich was reißen können. Wo wir drauf hingearbeitet haben.

Emilie schweigt.

LOTHAR: Du sagst ja gar nichts.

EMILIE: Ich finde das ein bisschen geschmacklos, Lothar, ausgerechnet mir das zu erzählen.

LOTHAR: Was ist daran geschmacklos? Wir erzählen uns alles. Ich hab mit der Frau drei Jahre lang eng zusammengearbeitet.

EMILIE: Ja, allerdings. Enger geht’s nicht.

LOTHAR: Ja, sicher, aber darum geht’s doch jetzt gar nicht. Ich hab die aufgebaut quasi.

EMILIE (atmet tief durch): Lothar, wir müssen da mal kurz was klären. Ich hab dir gesagt, mach, was dir gut tut, aber erzähl es mir wenigstens hinterher …

LOTHAR: Das hast du nicht gesagt.

EMILIE: Aber davon erzählen heißt nicht, dass du dich bei mir ausheulst, wenn eine deiner Mätressen plötzlich was anderes mit ihrem Leben vorhat als du.

LOTHAR: Jetzt wirst du albern, Emmy.

EMILIE (konzentriert, mit geschlossenen Augen weiterredend): … denn ehrlich gesagt bist du nicht der Einzige, der unter enormem Stress steht, und du hast mir die ganze Zeit nichts erzählt, wofür ich offen gestanden auch ganz dankbar bin, und vielleicht …

LOTHAR: Emilie …

EMILIE (schüttelt seinen Arm ab, beherrscht): … und vielleicht können wir uns jetzt endlich mal darüber unterhalten, wie wir eine halbwegs vernünftige Beziehung auf die Reihe kriegen, mit wenigstens gelegentlicher Anwesenheit am selben Ort und, warum nicht, einem Zuhause.

LOTHAR: Wir haben in Köln ein Zuhause.

EMILIE: Wir haben in Köln eine Bruchbude, die wir benutzen wie eine Jugendherberge. Ich will ein Zuhause.

LOTHAR (einlenkend): Okay, aber doch nicht in Mülheim.

EMILIE: Warum eigentlich nicht? Fährt man eben von hier aus zum Flughafen.

LOTHAR: Ich fahr mit dem Auto, Emmy.

EMILIE: Im Augenblick nicht.

LOTHAR: Das ist was anderes. Bald hab ich den Lappen wieder.

EMILIE: Ich möchte nur, dass du darüber nachdenkst. Es ist völlig egal, wo wir wohnen. Und nach Berlin kriegst du mich garantiert nicht.

LOTHAR (holt Luft, um etwas zu entgegnen): …

EMILIE: Dafür gehen wir heute in den Landschaftspark.

Hannelore und Franziska kehren zurück.

HANNELORE: Und, seid ihr fertig mit Zanken?

EMILIE: Wir haben nicht gezankt.

Sie führt Hannelore am Arm nach nebenan in die Küche; Lothar und Franziska bleiben allein im Wohnzimmer und setzen sich nebeneinander aufs Sofa. Lothar lehnt sich zurück und verschränkt die Arme hinterm Kopf.

FRANZISKA: Gehen wir in den Landschaftspark?

LOTHAR: Gehen wir. Papa hat das für dich hingebogen.

FRANZISKA (umarmt ihren Vater stürmisch): Warum musst du eigentlich so viel arbeiten? Verdient Mama nicht genug?

LOTHAR: Doch. Mama verdient genug. Mama verdient richtig scheiß viel Kohle mit ihrer Arbeit.

FRANZISKA: Du sollst doch nicht fluchen.

LOTHAR: Ich kann fluchen, so viel ich will. Ich soll nur nicht fluchen, wenn du dabei bist.

FRANZISKA: Weil sonst meine Sprache scheiße wird.

LOTHAR: Kor-rekt.

FRANZISKA: Und warum arbeitest du jetzt so viel?

LOTHAR: Es geht nicht nur ums Geld, Töchterchen. Geld ist nicht das Wichtigste. Man braucht Geld, um sich Essen zu kaufen, aber um glücklich zu werden, da braucht man was anderes.

FRANZISKA: Was denn?

LOTHAR (denkt nach): Man braucht die richtigen Leute, zuerst mal. Und Begeisterung für die Sache, die man macht. Man darf sich nicht verbiegen lassen. Wenn du dich verbiegen lässt, haben sie dich am Arsch. Merk dir das, Töchterchen. Wenn du dich nicht verbiegen lässt, dann, vielleicht, wirst du auch glücklich.

FRANZISKA: Und, bist du glücklich?

LOTHAR (steht auf): Nee. Dazu hab ich zu wenig Geld.

Er zwinkert ihr zu und lächelt.

Vorhang.

IExposition:DIE GROSSE BÜHNE

1

Er ließ sich mit dem Taxi zum Bahnhof bringen und rauchte am Eingang eine Roth-Händle. Drei junge Mädchen, vielleicht fünfzehn, auf halbem Weg zur Frau, standen grundlos am Ausgang West. Eine von ihnen trug Stiefel, die eng anliegen sollten, aber wenn sie einen ihrer Ausfallschritte machte, schlackerten sie ihr lose um die Waden. Sie kicherte vor Aufregung darüber, hier und jetzt vorhanden zu sein und sich dazu irgendwas ausdenken zu müssen. Als sie Lothars Blick bemerkte, stieß sie ihre Freundinnen an und kicherte wieder. Er hatte sich längst daran gewöhnt, dass ihm seine unbekleideten Gedanken grenzenlos abgehalftert vorkamen.

Nur noch diese Kippe, dachte er, dann ist es Zeit. Du fährst mit der Rolltreppe hoch, dann wartest du auf den Zug, dann setzt du dich auf einen freien Zweiersitz. Das war erstmal der Plan, weiter dachte er nicht. Er hatte es weit gebracht mit der Methode. Aus einfachen Plänen folgt Übersicht, aus Übersicht folgt Sicherheit, aus Sicherheit folgt –

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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