Giora Feidman - Keines dieser Völker möchte, dass Bomben geschickt werden. - Heinz Michael Vilsmeier (D) - E-Book

Giora Feidman - Keines dieser Völker möchte, dass Bomben geschickt werden. E-Book

Heinz Michael Vilsmeier (D)

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Beschreibung

Frühstück mit Giora - Im Juli 2012 hatte ich das Privileg, den großen Klarinettisten und Instrumentalsolisten der Klezmer-Musik Giora Feidman in Bad Staffelstein, Oberfranken, zu treffen. Nach seiner beeindruckenden Darbietung bei "Songs an einem Sommerabend", die sowohl mich als auch etwa 5000 andere Besucher des Festivals auf der Wiese vor dem Kloster Banz verzaubert hatte, verabredeten wir uns für ein Frühstück am nächsten Morgen in seinem Hotel. Noch immer hallte der Klang seiner Klarinette in meinem tiefsten Inneren nach, ein Zeugnis seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, sein Publikum in den Bann zu ziehen. Giora Feidman, oft als "König des Klezmer" bezeichnet, wurde am 25. März 1936 in Buenos Aires geboren. Heute, mehr als acht Jahrzehnte später, erfreut sich Feidman weiterhin einer beeindruckenden Karriere und füllt mit seiner Musik nach wie vor große Konzertsäle weltweit. Dieses Gespräch, das nun zwölf Jahre zurückliegt, bleibt mir als ein wertvoller und aufschlussreicher Austausch in Erinnerung, der einen tiefen Einblick in das Schaffen und Wirken eines außergewöhnlichen Musikers bot.

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Seitenzahl: 44

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Heinz Michael Vilsmeier

im Gespräch mit

Giora Feidman

Keines dieser Völker möchte, dass Bomben geschickt werden.

E-Book

Impressum

HAMCHA art integration

Heinz Michael Vilsmeier

Spiegelbrunn 11

D-84130 Dingolfing

Erste deutschsprachige Ausgabe als E-Book:

© Copyright by Heinz Michael Vilsmeier, 2024

© Copyright by Heinz Michael Vilsmeier, 2012

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

https://interview-online.blog

[email protected]

Frühstück mit Giora

Im Juli 2012 hatte ich das Privileg, den großen Klarinettisten und Instrumentalsolisten der Klezmer-Musik Giora Feidman in Bad Staffelstein, Oberfranken, zu treffen. Nach seiner beeindruckenden Darbietung bei „Songs an einem Sommerabend“, die sowohl mich als auch etwa 5000 andere Besucher des Festivals auf der Wiese vor dem Kloster Banz verzaubert hatte, verabredeten wir uns für ein Frühstück am nächsten Morgen in seinem Hotel. Noch immer hallte der Klang seiner Klarinette in meinem tiefsten Inneren nach, ein Zeugnis seiner außergewöhnlichen Fähigkeit, sein Publikum in den Bann zu ziehen.

1 Giora Feidman mit Gitanes Blondes

Giora Feidman, oft als „König des Klezmer“ bezeichnet, wurde am 25. März 1936 in Buenos Aires geboren. Heute, mehr als acht Jahrzehnte später, erfreut sich Feidman weiterhin einer beeindruckenden Karriere und füllt mit seiner Musik nach wie vor große Konzertsäle weltweit. Dieses Gespräch, das nun zwölf Jahre zurückliegt, bleibt mir als ein wertvoller und aufschlussreicher Austausch in Erinnerung, der einen tiefen Einblick in das Schaffen und Wirken eines außergewöhnlichen Musikers bot.

Die Juden sind sehr gefährlich, wenn sie einander hassen.

HMV: Giora Feidman, Sie wurden 1936 in Buenos Aires geboren. Ihre Eltern sind Anfang des letzten Jahrhunderts nach Argentinien emigriert. Pogrome in ihrer osteuropäischen Heimat Bessarabien hatten sie zur Flucht gezwungen.

GIORA FEIDMAN: Was ist die Rolle des Judentums in der menschlichen Gesellschaft? Wenn jemand die Thora nicht studiert, wird er das heutige Judentum nicht verstehen. Im Hebräischen sagen wir Ki Mitzion Tetze Torah („Denn aus Zion geht die Torah hervor“) von Israel, von den Juden wird die Thora ausgehen. Das ist die Zukunft, denn bisher ist die Thora nicht von den Juden ausgegangen. Das Verständnis der Thora erfordert die Betrachtung des Judentums. Man sagt, es ist eine Religion, weil das ein Bezugspunkt ist, den man braucht, um zu verstehen. Man sagt zum Beispiel: „Dies ist ein Baum.“ – Doch wie viele Bäume gibt es da? Sind das alles Bäume oder sind es keine? Dieser Baum ist der Bezugspunkt. Man sagt auch, dies ist eine Blume. Doch wie viele Blumen existieren? Unendlich viele!

Wenn man heute vom Judentum spricht, meint man eine Nation, die die Thora besitzt. Dadurch ist es eine bestimmte Nation, nicht irgendeine. Sie ist nie irgendeine Nation gewesen. – Jetzt haben Sie Tacheles! – Wissen Sie, was Tacheles ist? Sie haben Tacheles. Tacheles ist das schlimmste hebräische Wort, man gebraucht es die ganze Zeit.

Wie kann eine Gesellschaft 2000 Jahre überleben? – Nicht mit dem Internet! Wie konnte diese Gesellschaft 2000 Jahre überleben!? Auf Grundlage der Thora! Wie ist das möglich? Es muss da eine Macht geben. Wir haben kein Telefon, um mit ihr zu kommunizieren. Wir wissen nicht, wann eine Stunde vorbei ist. Wir kennen nur die vergangenen Stunden. Außerhalb Israels machen wir aus dem Heute die Vergangenheit, um sicher zu sein, dass jetzt nicht das Heute, sondern das Morgen ist. In Israel machen wir nur einen Tag, weil wir wissen, dass er das heute ist. Unsere Gesellschaft versucht, seit zweitausend Jahren nach Hause zu gehen.

Der wahre Grund, übrigens, warum man uns aus Israel hinausgeworfen hat, ist der Hass zwischen Brüdern, wie wir im Hebräischen sagen. Die Juden sind sehr gefährlich, wenn sie einander hassen. Und das ist nicht erst einmal geschehen. Es ist mehr als einmal passiert! Als wir wegen des Hasses zwischen den Brüdern schwach wurden, hat man uns von dort vertrieben.

Zuerst bin ich Deutscher und danach bin ich Jude!

Unsere Gesellschaft überlebte zweitausend Jahre auf Grundlage der Thora. Da muss es etwas geben, etwas innerhalb der Thora. Ist die Thora für die Juden? – Nein, die Thora ist für die Menschen! Ist das, was in der Thora geschrieben ist geheim? – Es ist nicht geheim, weil es geschrieben ist! Ich muss schreiben. In der Zwischenzeit weiß ich nicht mehr, ob es ein Geheimnis ist. – Ich sage, dass es ein Wunder ist! Doch was ist ein Wunder? Was bedeutet es? Ich meine, wenn jemandem etwas passiert, sagt man, es sei ein Wunder. Das meine ich nicht, denn es steht geschrieben. Wenn wir die Thora nicht studieren, können wir der menschlichen Gesellschaft nicht dienen.

Heute besitzt jeder besondere Stärken. Es gibt fabelhafte Anwälte, fabelhafte Wissenschaftler in diesem Land. Deutschland stand einmal für das Ende des jüdischen Volkes. Aber die Juden hier sagen ‚zuerst bin ich Deutscher und danach bin ich Jude’. In der Synagoge, überall, sieht man den Einfluss der Gesellschaft.

Alles ist ein Akkord.

Die Kraft, die das jüdische Volk hat, liegt nicht darin, die besten Rechtsanwälte oder die besten Wissenschaftler zu stellen. Sie liegt darin, die Thora zu studieren und sie zu teilen. Dabei geht es nicht um einen Juden als einem menschlichen Wesen, es geht um die Schöpfung. Die Schöpfung! Das steht da geschrieben. Es ist geschrieben! Es ist sehr kompliziert, die Thora zu studieren, denn ohne Studium der Kabbala kann man sie nicht verstehen. – Wissen Sie, was die Kabbala ist? – Dagegen ist die Thora ein Buch für Kinder.