Gips und anderes Gestein - Walter Zirker - E-Book

Gips und anderes Gestein E-Book

Walter Zirker

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Beschreibung

Der vorliegende Band der Montafoner Schriftenreihe verweist im Rahmen der regionalen Bergbaugeschichte auf eine weitere Montantätigkeit im Montafon: Der Gipsbergbau war im vorderen Montafon, besonders in St. Anton, von einiger Bedeutung. Aus bescheidenen Anfängen im 18. Jahrhundert entwickelte sich kontinuierlich eine Bergwerkstätigkeit, die nach 1945 industrielle Ausmaße hatte. Jedoch führte der Abbau zu einer Instabilität des Berges, die letztlich das Ende des Bergbaus forderte. Heute ist der ehemalige Abbaubereich wieder Teil eines natürlichen Landschafts- und Naturschutzgebietes.

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Gips und anderes Gestein Bergbau in St. Anton i. M.

Walter Zirker

Montafoner Schriftenreihe 32

Universitätsverlag Wagner

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Entstehung und Vorkommen der Gipslagerstätten

2. Die Anwendungsmöglichkeiten von Gips

3. Früher Gipsbergbau in St. Anton und Umgebung

4. Der Gipsabbau der Gebrüder Battlogg

4.1. Von den Anfängen bis zur Jahrhundertwende

4.2. Die Gipsmühle

4.3. Die Verlegung des Bachbettes des Tränenbaches

4.4. Die Entwicklung der Firma Gebrüder Battlogg

4.5. Die Vermurungen im Steinbruchbereich 1939

5. Der Gipsbergbau durch Artur Breuss

5.1. Die Betriebsübernahme von der Firma Gebrüder Battlogg

5.2. Kritik der Arbeitsbedingungen

5.3. Der Konflikt der Gebrüder Battlogg mit Artur Breuss 1952

5.4. Entwicklung des Gipsbergbaus in den 1950er Jahren

5.5. Vom Untertagbau zum Tagbau

5.6. Die Entwicklung der Fördermenge

5.7. Das Verhältnis von Artur Breuss zum Stand Montafon

5.8. Bemühungen um einen Gipsabbau im Rellstal

5.9. Die Gipsdielenfabrikation

6. Das Ende einer Bergbautradition

6.1. Ursachen und Umstände der Stilllegung des Bergbaubetriebes

6.2. Abbaustopp und Konkurs

7. Nachklang – Wieder ein Stück Natur

8. Literatur- und Quellenverzeichnis

8.1. Literaturverzeichnis

8.2. Quellenverzeichnis

Vorwort

Der Bergbau ist eines der bedeutendsten Themen der Montafoner Geschichte. Im Vordergrund stand dabei bislang der Abbau von verschiedenen Erzen im Bereich von Bartholomäberg und Silbertal, der im ausgehenden Mittelalter zu Ende ging. Tatsächlich gehört zur regionalen Montangeschichte aber auch der Gipsbergbau in St. Anton, der vom 18. bis weit ins 20. Jahrhundert betrieben wurde und den Ort in mehrerlei Hinsicht geprägt hat.

Der Historiker Walter Zirker, der bereits verschiedene Aspekte der Montafoner Wirtschaftsgeschichte aufgearbeitet hat, widmet sich nun im vorliegenden Band der Montafoner Schriftenreihe dem Rohstoff Gips und der Geschichte seiner Gewinnung in St. Anton. Der Bogen reicht vom frühen Abbau über den Betrieb der Gebrüder Battlogg bis zur Ausweitung der Abbauaktivitäten und der Herstellung von Gipsdielen in der Nachkriegszeit sowie schließlich zur Einstellung des Betriebs.

Im Namen der Montafoner Museen bedanke ich mich bei Walter Zirker für die gelungene Aufarbeitung dieses Themas der regionalen Geschichte. Erstmals liegt somit ein Band, der sich insbesondere der Geschichte der Gemeinde St. Anton widmet, in der Montafoner Schriftenreihe vor.

Allen Förderern und Unterstützern, welche die Publikation möglich machen, sei an dieser Stelle ausdrücklich gedankt!

Michael Kasper

1. Entstehung und Vorkommen der Gipslagerstätten

Vor etwa 220 Millionen Jahren wurden weite Teile des in Mitteleuropa liegenden Tethys-Meeres abgeschnürt. In der Folge verdunstete das Wasser und es entstanden ausgedehnte Gipslagen, die bei folgenden Überflutungen durch Ton und Dolomit zugedeckt wurden. Geologisch gelagert sind diese Gipslagen in den Raibler Schichten, der karnischen Stufe der alpinen Trias.1 Die Ausfällung des Gipses aus dem Meerwasser erfolgte beim Eindunsten des Calciumcarbonats (Calcit). Dieser Prozess begann bei einer 3,3-fachen Konzentration, unterhalb einer Temperatur von 42 °C. Stieg jedoch die Konzentration auf das 4,8-Fache, bildete sich Anhydrit.2 Das Ausgangsmaterial für die Herstellung von Gips ist das Gipsgestein – CaSO4.2H2O. Dieses kommt in zwei natürlichen Formen vor: dem eigentlichen Gipsstein CaSO4.2H2O und Anhydrit CaSO4. Anhydrit, er wird auch als schwefelsaurer Kalk bezeichnet, ist für die Gipsgewinnung nicht geeignet, wird aber als Zuschlagstoff in Zement und anderen Baustoffen verwendet.

In Österreich sind ca. 140 Gipslagerstätten bekannt, 15 davon befinden sich in Vorarlberg. Diese liegen im Großen Walsertal, Lechtal, Rätikon und Montafon. Beginnend im Westen mit den Vorkommen auf der Parfins-Alpe, breiten sie sich in der Umgebung von Schruns und St. Anton aus und ziehen sich bis zum Arlberg.3 Im Bereich Montafon–Rätikon handelt sich im Wesentlichen um acht Vorkommen:

1. Lüner Krinne (nordöstlich des Lünersees auf 2100 m gelegen)

2. Gipsköpfle (über der Alpe Lün zwischen 1600 und 1800 m)

3. Vorkommen östlich des Gipsköpfles (auf 1600 m)

4. Vilifaualpe (Großlagerstätte im hinteren Rellstal, zwischen 1450 und 1900 m)

5. Vorkommen im Sacktobel (1700–1800 m)

6. Montafoner Jöchle (auf 1300 m gelegen, diese Lagerstätte ist von St. Anton im Montafon über den Venser Tobel zugänglich)

7. St. Anton im Montafon (nordöstlich der Ortschaft gelegen)

8. Wetterböden (1600–1800 m)4

Oberirdisch zeigen sich die Vorkommen dieses Minerals oft durch Gipstrichter. Da Gips in Wasser (schwach) löslich ist, entstehen im Laufe der Zeit unterirdische Hohlräume, bei deren Einsturz sich an der Erdoberfläche trichterartige Vertiefungen bilden. Diese so genannten „Gipslöcher“ gibt es auf der Gampalpe, der Tschengla bei Bürserberg oder (am bekanntesten) bei Oberlech.

Skizze der Vorarlberger Gipslagerstätten (Abb. Tschann, Das Gipsproblem im Montafon, S. 13).

 

___________

1 Vuckovic, Ursula: Gipsvorkommen und Gipskarst in Österreich. Dipl.-Arbeit Wien 1993, S. 91.

2 Tschann, Othmar: Das Gipsproblem im Montafon. (= Beiträge zur alpenländischen Wirtschafts- und Sozialforschung 1972, Folge 139), S. 1–62, S. 5.

3 Renner, Karl: Gipsbergbau in Österreich. In: Montan-Rundschau 1961, 9. Jg., Juni 1961, Sonderheft „Steine und Erden“, S. 157–159, S. 157.

4 Angerer, Hans/Haditsch, Johann Georg/Laskovic, Franz/Leichtfried, Wolfgang/Mostler, Helfried: Ein Beitrag zur Kenntnis der Gipslagerstätten des Montafons (Vorarlberg). In: Geologisch-Paläontologische Mitteilungen, Bd. 9, 7/8, Innsbruck 1980, S. 263–320, S. 278.

2. Die Anwendungsmöglichkeiten von Gips

Gips fand bereits seit Jahrtausenden bei den alten Hochkulturen in China und Mesopotamien im Bauwesen Verwendung. Die alten Ägypter nutzten ihn in gebrannter Form als Mörtel und in roher Form (Alabaster) zur Herstellung von Dekorplatten. Zu den ältesten schriftlichen Überlieferungen über dessen Verwendung zählen die Aufzeichnungen von Herodot, in denen er dessen Gebrauch bei den Bestattungsriten der Äthiopier schildert. In Europa war Gips als Baumaterial bekannt, fand aber lange keine besonders starke Verwendung. Dies änderte sich erst mit dem Aufkommen der Stuckarbeiten in der Rokokoepoche.5 In Südeuropa war im 19. Jahrhundert das „Gipsen“ des Rotweines gebräuchlich. Dem Most oder jungen Wein wurde dabei eine bestimmte Menge gebrannter oder gemahlener Gips beigefügt. Dies führte zu einer chemischen Reaktion mit dem Weinstein, wobei weinsaurer Kalk unlöslich abgeschieden wurde und schwefelsaures Kalium in Lösung ging. Es kam zu einer schnelleren Klärung der Weinmostes sowie zu einer früheren Flaschenreife und die Farbe des Weines wurde intensiver.6

Jedoch der weitaus größte Teil des Gipses fand, wie bereits erwähnt, Anwendung im Baubereich. Dies änderte sich in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts, als Versuche7 in der Landwirtschaft überzeugende Ergebnisse lieferten und Minerale als Düngemittel in der bäuerlichen Bildungsliteratur Erwähnung fanden.

„§. VIII. Vom Gips und seiner Dungkraft. Vormals sprache man den Steinen alle Dungkraft ab, und sie mußte terra iners seyn, welche ganz unkräftig schwach, oder unnüz sind: allein die mit besten Erfolg gemachte Versuche überzeigen mich des Gegentheils, dahero ich ihn, wie er es verdient, allen anpreisen muß. Der Gips, wie Kalchsteine: müssen nicht gebrennt werden, wenn man sich ihrer zum Dung bedienen will, ungebrennte und nur rohe Gipssteine unter Stampfen wie in Oel- oder Walkmühlen gestossen, thun gleiche Dienste, und wird ein Mezen8kaum einige Kreuzer kosten [...] und der Acker ist mit einem auf viele Jahre haltbaren Dung versehen.“9

Neben der Nährstoffzufuhr dient der Gips der Neutralisation von salinen und alkalischen Böden, und seine Neigung zur Wasserbindung verhindert ein Austrocknen des Ackers. Weiters begünstigt er die Samenentwicklung positiv, indem er die Lösung der im Erdreich vorhandenen Nährstoffe fördert. Neue Untersuchungen haben die alten Erfahrungswerte bestätigt und belegt, dass Samen bei weniger als 500 ppm10 Ca unterdurchschnittlich keimen.11

Für das Montafon hatte Gips aber nicht nur als abbaubares Gestein Bedeutung. Unter den Montafoner Handwerkern gehörten die Gipser und Verputzer zu jenen Berufsgruppen, die über Jahrhunderte ihren Verdienst in der Fremde suchen mussten. Als Saisonarbeiter waren sie vor allem in der Schweiz, Lothringen und Baden tätig. Zumeist wanderten sie schon im beginnenden Frühjahr aus und kamen nicht selten erst im Spätherbst nach Hause zurück. Es war nicht die Ausnahme, dass sie über Jahre in der Fremde an ihren Arbeitsplätzen blieben und teilweise dort sesshaft wurden. Diese Form der Saisonwanderung bestand im Montafon bis zum Ersten Weltkrieg. Die größte Zahl an Gipsern und Verputzern stellte die Gemeinde St. Gallenkirch. Um 1900 gingen 200 Männer alleine aus diesem Dorf als Saisonarbeiter diesem Gewerbe nach.12

Die Verwendung von Gips ist heute vielfältig, er wird in roher oder in gebrannter (calcinierter) Form verwendet. Rohgips wird in der Zementindustrie zur Abbindregelung, in der Landwirtschaft als Düngemittel sowie in der Farben- und Füllstoffindustrie zur Herstellung von Calciumfarben, hellen Füllstoffen und Schmier- und Glättungsmitteln verwendet.13 Als E 516, eine chemische Verbindung aus Kalzium und Schwefel (CaSO4), findet er in der Lebensmittelindustrie als Zusatzstoff und Säureregulator Verwendung.

Grundsätzlich sollte Rohgips mindestens 85 Prozent CaSO4.2H2O enthalten. Für feine Sorten werden 95 Prozent gefordert. Farbengipse dürfen keine abrasiven Minerale, quellfähigen Tonminerale und Karbonate oder Anhydrit enthalten. Beim Einsatz in der Zementindustrie muss der Rohgips auf eine Korngröße von weniger als einem halben Zoll gebrochen werden; in der Landwirtschaft und in der Füllindustrie wird auf eine Korngröße von weniger als 100 Mesh14 Korngröße gemahlen.15

Die Behandlung zum Endprodukt Gips erfolgt durch verschiedene Brennvorgänge. Dabei ist von besonderer Bedeutung die Höhe der Temperatur und ob der Brennvorgang mit oder ohne Luftzufuhr erfolgt. Die Entwässerung des Gipssteines beginnt bei 107 °C. Dabei entsteht CaSO4.1/2H2O, das als Halbhydrat bezeichnet wird, da es bei Kontakt mit Wasser oder feuchter Luft nach kurzer Zeit zu hydratisieren beginnt. Es bindet das angebotene Wasser wieder zu CaSO4.2H2O und erhärtet sich durch die Bildung feiner Kristalle zu einem sogenannten Kristallfilz. Bei 180 °C wird ca. drei Viertel des Kristallwassers ausgetrieben. Diese Gipse werden je nach Verwendungszweck Modell- oder Formgips genannt. Wird die Hitze auf 300 °C erhöht, ist der Gips bereits teilweise entwässert. Diese Gipse heißen dann, je nach Herstellungsart: Drehofen- oder Kesselgips. Bei weiterer Erhöhung der Brenntemperatur entsteht totgebrannter Gips, der alle Bindeeigenschaften verliert; der schnellbindende wasserlose Gips und bei 480 °C der langsambindende wasserlose Gips. Bei Temperaturen von über 1000 °C zerfallen Teile des Gipses zu Calciumoxyd, das entweicht, und Schwefelsäureanhydrid, das bei Wasserzutritt zu Schwefelsäure wird. Bei 1000 °C entsteht wasserfreier Estrichgips (Mörtelgips), der nur langsam abbindet, aber dafür verwitterungsbeständiger ist. Die Bezeichnung der im Handel erhältlichen Sorten richtet sich im Wesentlichen nach dem Verwendungszweck: Stuck-, Putz-, Estrichund Marmorgips sind die gebräuchlichsten Arten. Als Bauelemente findet das natürliche Gipsgestein verschiedenartige Verwendung. Gipsbausteine, -steine, -leichtsteine, Gipsdielen und -platten werden im Baugewerbe vielfältig eingesetzt.16

Brenntemperaturen des Gipsgesteins

17

Brenntemperatur (°C)

Bezeichnung der Gipssorte

Chemische Zusammensetzung

Einsatzgebiet und Verwendungsmöglichkeit

–140

Gips(stein) Rohgips

CaSO

4

.2H

2

O

Chem. Industrie (Herstellung von Schwefelsäure, Ammoniumsulfat, Farben, Papierindustrie (Füllstoff)

140–180

Halbhydrat (Bassanit)

CaSO

4

.1/2H

2

O

Stuckgips, Modellgips (mit Härtungszutaten)

180–300

entwässertes Halbhydrat

CaSO

4

Langsam abbindender, schnell erhärtender Putzgips (Brenntemp.

~

700 °C)

300–320

totgebrannter Gips

320–480

schnellbindender Anhydrit

480–780

langsambindender Anhydrit

780–1000

Estrichgips

für langsam abbindende und wetterbeständige Massen

 

___________

5 Pedrotti, Marco: Der Gips und seine Verwendung. Wien 1901, S. 1.

6 Ebenda, S. 5 f.

7 Johann Rudolf Tschiffeli, Mitbegründer der Ökonomischen Gesellschaft in Bern, war in den 1760er Jahren einer der Ersten, die mit Gips düngten und die Erfahrungen publizierten. Siehe: Wagner, Sigmund: Lebensgeschichte Herrn Johann Rudolf Tschiffeli, Stifter der ökonomischen Gesellschaft in Bern, Bern 1808, S. 15.

8 Me(t)zen, altes Hohlmaß, je nach Region unterschiedlich, in Österreich 61,487 Liter.

9 Baumann, Christian: Entdeckte Geheimnisse der Land- und Hauswirthschaft, für jedes Land zum Besten aller Inwohner Deutschlandes, Wien2 1788, S. 166.

11 Angerer et al., Ein Beitrag zur Kenntnis der Gipslagerstätten des Montafons, S. 268.

12 Tschann, Das Gipsproblem im Montafon, S. 9 f.

13 Angerer et al., Ein Beitrag zur Kenntnis der Gipslagerstätten des Montafons, S. 268.

14 angloamerikanisches Maßsystem, 10 Mesh entspricht einem Korndurchmesser von 2,0 mm. https://de.wikipedia.org/wiki/Mesh_(Einheit)/am 21.11.2021.

15 Angerer et al., Ein Beitrag zur Kenntnis der Gipslagerstätten des Montafons, S. 269.

16 Tschann, Das Gipsproblem im Montafon, S. 6.

17 Angerer et al., Ein Beitrag zur Kenntnis der Gipslagerstätten des Montafons, S. 270.

3. Früher Gipsbergbau in St. Anton und Umgebung

In St. Anton findet sich der größte Gipsbruch in einer Waldschlucht, 1,2 km nordnordöstlich der Gemeinde. Aus dem nahe liegenden Tobel fließt der sogenannte Gips- oder Tränenbach, der gelösten Gips mitführt und dadurch eine milchig-weiße Farbe erhält. Der Tobel steigt in nordöstlicher Richtung gegen den Hauptkamm Davennakopf–Itonskopf an. Dieser Kamm besteht aus Hauptdolomit, das Liegende sind Raibler Schichten. Das Gipsband zieht sich hinter dem Bergrücken Davenna– Itonskopf durch und tritt bei der Alpe Itons zu Tage, von wo es sich steil nach Dalaas hin absenkt. Das Gipsband ist bis in eine Seehöhe von ca. 1800 m zu verfolgen. Seine tiefsten Lagen reichen bis ca. 700 m, sind aber wegen Verwitterung unbrauchbar. Die Vertikalmächtigkeit beträgt also etwa 1100 m. Erschlossen sind zwei Abbrüche mit Stollenvortrieben.18 Der erste Abbruch liegt auf einer Seehöhe von 750 m, der zweite auf 850 m mit Stollenvortrieben und Schrägschächten. Der Bachlauf, der ursprünglich durch beide Brüche führte, wurde 1922 an die südliche Grenzzone des Lagers verlegt, um den ungestörten Abbau der Aufschlüsse entlang dem Schichtstreifen in östlicher Richtung vorzunehmen und die besten Mittelschichten des Gipslagers zu erreichen.19

Gipsgestein führt durch seine relative Wasserlöslichkeit leicht zu einer Instabilität des Geländes und dürfte die Bewohner dieses Talabschnittes schon immer geängstigt und verunsichert und so in die Sagenwelt Eingang gefunden haben. Der Pfarrer Johann Leonhard Widerin versuchte in seiner Gemeindechronik von 1817 in unterschiedlichen Erklärungsansätzen den gewaltigen Bergsturz, an den noch heute die Schuttmassen im Garnilentobel erinnern, und den Untergang der legendären Stadt Prazalanz zu erklären. Ein Bergsee im Inneren des Berges habe bei seinem Ausbruch die Talseite der Gipswand hinausgedrückt. So beruft er sich auf einen Zeugen, der