Glaubst du mir jetzt, Franziska? - Isabell Rohde - E-Book

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Isabell Rohde

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Beschreibung

In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. "Fürstenkrone" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken. »Die Bürger von Drostland«, dachte Freiherr von Ulzen, als er die Straße zum Königspalast hinauffuhr, »könnten wirklich zufrieden sein. Staat, Bildungs- und Verkehrswesen sind vorbildlich, und König Ansgar und Königin Luise dienen ihren Untertanen mit Herz und Verstand. Aber nein! Die Drostländer sind ein freches Völkchen! Sie machen sich über die Eskapaden des Kronprinzen lustig und ziehen damit ihr eigenes Land in den Schmutz!« Das Schloß, das mitten in der Hauptstadt auf einem von Gärten umgebenen Hügel lag, war aus Sandstein gebaut. Und weil die Fassade alle zwei Jahrzehnte restauriert werden mußte, verbarg sich das Gebäude jetzt hinter einer Schutzhülle. Gab das den Drostländern das Recht, diese Hülle mit einem Schleier zu vergleichen, hinter dem sich die königliche Familie aus Scham über die ständigen Liebschaften des Kronprinzen versteckte?! Wie auch immer, es war schrecklich! Waren der König und die Königin nicht leidgeprüft genug, weil ihr schon dreißigjähriger Sohn immer noch keine standesgemäße Frau erwählt hatte und sich lieber seiner Vorliebe für schrille Schönheiten hingab? Freiherr von Ulzen mußte durch einige Kontrollinstanzen, aber danach eilte er mit lang ausholenden Schritte durch die Gänge, um ja rechtzeitig zur Audienz bei Königin Luise zu erscheinen. Ein Lakai öffnete ihm die Tür zu einem der privaten Salons der Hoheiten, und schon verbeugte er sich vor Königin Luise. Sie war eine schlanke hochgewachsene Dame und empfing ihn in lässiger Hose und mit einem zierlichen Zigarillo in der Hand. Das ergraute Haar war leicht gelockt, das Gesicht dezent geschminkt. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die ihr Schicksal, dem König und dem Volk zum allgemeinen Leidwesen nur ein einziges Kind geboren zu haben, seit Jahren klaglos und mit erhobenem Kopf zu ertragen schien. »Nun, Freiherr«, begann sie mit ihrer sanften, etwas tiefen Stimme. »Was ist schon wieder los?« Als Pressereferent des königlichen Hofes bemühte sich der Freiherr, seine Position schon immer mit Klugheit und Würde zu erfüllen.

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Fürstenkrone – 294 –

Glaubst du mir jetzt, Franziska?

Isabell Rohde

»Die Bürger von Drostland«, dachte Freiherr von Ulzen, als er die Straße zum Königspalast hinauffuhr, »könnten wirklich zufrieden sein. Staat, Bildungs- und Verkehrswesen sind vorbildlich, und König Ansgar und Königin Luise dienen ihren Untertanen mit Herz und Verstand. Aber nein! Die Drostländer sind ein freches Völkchen! Sie machen sich über die Eskapaden des Kronprinzen lustig und ziehen damit ihr eigenes Land in den Schmutz!«

Das Schloß, das mitten in der Hauptstadt auf einem von Gärten umgebenen Hügel lag, war aus Sandstein gebaut. Und weil die Fassade alle zwei Jahrzehnte restauriert werden mußte, verbarg sich das Gebäude jetzt hinter einer Schutzhülle. Gab das den Drostländern das Recht, diese Hülle mit einem Schleier zu vergleichen, hinter dem sich die königliche Familie aus Scham über die ständigen Liebschaften des Kronprinzen versteckte?! Wie auch immer, es war schrecklich! Waren der König und die Königin nicht leidgeprüft genug, weil ihr schon dreißigjähriger Sohn immer noch keine standesgemäße Frau erwählt hatte und sich lieber seiner Vorliebe für schrille Schönheiten hingab?

Freiherr von Ulzen mußte durch einige Kontrollinstanzen, aber danach eilte er mit lang ausholenden Schritte durch die Gänge, um ja rechtzeitig zur Audienz bei Königin Luise zu erscheinen. Ein Lakai öffnete ihm die Tür zu einem der privaten Salons der Hoheiten, und schon verbeugte er sich vor Königin Luise. Sie war eine schlanke hochgewachsene Dame und empfing ihn in lässiger Hose und mit einem zierlichen Zigarillo in der Hand. Das ergraute Haar war leicht gelockt, das Gesicht dezent geschminkt. Sie war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die ihr Schicksal, dem König und dem Volk zum allgemeinen Leidwesen nur ein einziges Kind geboren zu haben, seit Jahren klaglos und mit erhobenem Kopf zu ertragen schien.

»Nun, Freiherr«, begann sie mit ihrer sanften, etwas tiefen Stimme. »Was ist schon wieder los?«

Als Pressereferent des königlichen Hofes bemühte sich der Freiherr, seine Position schon immer mit Klugheit und Würde zu erfüllen. Er sah ihr in die grauen freundlichen Augen und zögerte trotzdem, bevor er eine dünne Ledermappe auf den Teetisch schob. Er war ja nicht mehr der Jüngste, neigte zu Übergewicht und Glatzenbildung und, wenn er nervös wurde, sogar zu Atemnot.

»Seine Königliche Hoheit, der Kronprinz…«

»…ist gerade von einem Kurzurlaub aus Spanien zurück. Seitdem gibt

sein Verhalten der Presse wenigstens keinen Anlaß mehr zu diesen lach-

haft übertriebenen Skandalberichten, nicht wahr? Oder…?«

Er wich ihrem bohrenden Blick aus, nickte und schlug die Ledermappe auf. Luise warf nur einen kurzen Blick auf die Fotos. Sie seufzte. »Also doch. Schon wieder. Und wer ist diese, nun ja…, Dame?«

»Isabella Saroz, angeblich aus einer der besten Familien Madrids. Sie…, sie macht Werbefilmchen für Zahnpasta. Zur Begegnung zwischen ihr und dem Kronprinzen kam es in einer Bar, wie mir der Sicherheitsdienst berichtete. Diese Fotos am Strand wurden geschossen, als sich das Paar an einer Strandbucht unbeobachtet glaubte. Baron Plessing scheint seinen Pflichten wieder nicht mit dem nötigen Verantwortungsgefühl nachgekommen zu sein.«

»Das muß sich ändern.« Luise warf ihm einen mißmutigen Blick zu, während sie nach den Fotos griff. Baron Jörn Plessing war der Adjutant und beste Freund ihres Sohnes. Nur er war schuld, wenn Maximilian mal wieder seiner Leidenschaft für zweifelhafte Schönheiten nachging und sich dabei auch noch erwischen ließ.

Das Foto zeigte den Kronprinzen Arm in Arm mit einem rassigen Bikini-Mädchen. Da er nur eine Badehose trug, kam sein muskulöser Oberkörper sehr gut zur Geltung. Königin Luise konnte jedes Mädchen, das ihrem Sohn schöne Augen machte, gut verstehen. Sie war ja auch mal jung gewesen.

Sie seufzte. »Ist es schon in einer dieser Illustrierten erschienen?« Aufatmend schüttelte der Freiherr den Kopf. »Und wie sind Sie daran gekommen?«

»Der Verlagsleiter, ein Cousin meiner Frau, benachrichtigte mich. Der Fotograf, dem diese Fotos gelangen, verlangte zwanzigtausend Euro dafür. Als ich sie sah, war mein erster Gedanke, daß wir sie ihm eben für dreißigtausend abkaufen müssen. Ein unsauberes Geschäft, aber nun ja, Majestät.«

Sie nickte. »Das war einer Ihrer besten Gedanken, Freiherr.« Ihr Lob ließ die rundlichen Wangen des Freiherrn erröten. Er deutete eine Verbeugung an. »Nur werde ich den König davon unterrichten müssen.« Sie drückte auf die Tischklingel. Dem Diener, der erschien, legte sie in freundlichen Worten nahe, daß seine Majestät doch bitte seine Amtsgeschäfte für eine kurze Zeit ruhen lassen solle, um an dieser Unterredung teilzunehmen.

Minuten später trat König Ansgar ein. Er trug einen schlichten Straßenanzug wie ein seriöser Geschäftsmann. Das fast weiße volle Haar umrahmte sein schmales, fast hageres Gesicht, und daraus blickten seine braunen Augen den sofort aufspringenden Freiherrn forschend an. Der König ahnte wohl schon, daß sich da wieder etwas gegen seinen ungestümen Sohn zusammenbraute. Wortlos reichte ihm die Königin die beiden Fotos.

»Schon wieder!« Ansgar schnaubte wie ein wütender Stier. »Und ausgerechnet jetzt! Seit Monaten trifft Max sich doch mit Komteß Lengenberg! Waren wir nicht sehr zufrieden mit dieser sich anbahnenden Beziehung, Luise?«

»Ja, sogar sehr, mein Lieber.«

Franziska Komteß Lengenberg war attraktiv, galt als tüchtige Landwirtin, die mit ihrem Bruder Viktor das vom Vater ererbte riesige Landgut vorbildlich verwaltete und sich außerdem für die Jugendarbeit engagierte.

»Oder…, was war doch mit ihrem Bruder?« versuchte sich der König zu erinnern, während er die Fotos widerwillig betrachtete.

»Graf Viktor hat eine Gefängnisstrafe von drei Jahren abgesessen«, mußte die Königin einräumen. »Bilanzfälschung oder so. Als Bankier ist er erledigt. Aber sonst…«, versuchte sie milde hinzuzufügen.

»Furchtbar!« ächzte der König, legte die Fotos zurück und setzte sich neben seine Frau, so daß auch der Freiherr wieder in seinem Sessel Platz nehmen durfte. »Ich verstehe Maximilian wirklich nicht. Ich meine, über diese Sache mit der Bilanzfälschung wird ja mal Gras wachsen. Aber ob die Komteß über Maximilians Vorleben hinwegblicken kann, nur weil sie einmal Königin werden will?«

»Franziska ist recht gescheit, hat aber ein zurückhaltendes Wesen. Aber noch wissen wir ja nicht, wie weit die beiden sich näher gekommen sind, Ansgar. Und ob bei ihm überhaupt ein ernsthaftes Interesse besteht.«

»Hat er sie nicht letzten Herbst auf der Landwirtschaftsmesse kennengelernt?« Die Königin nickte, und Maximilians Vater fuhr mit einem zuversichtlichen Ton fort: »Seitdem war er einige Male mit ihr zum Essen aus. Sie haben auf zwei Hochzeiten bis in den frühen Morgen gefeiert. Alles das berechtigt doch zur Hoffnung. Aber wenn die Komteß diese Fotos entdeckt – und das wird sie selbst da draußen auf ihrem Landgut –, zieht sie sich bestimmt von ihm zurück.«

»Darum werden die Fotos gar nicht erst erscheinen, mein Lieber. Das kostet uns allerdings dreißigtausend Euro. Der Freiherr braucht nur deine Erlaubnis.«

»Hm. Diese Summe für einen guten Zweck auszugeben, wäre gewiß klüger. Und…«

Der König unterbrach sich. Aus dem Nebenzimmer klang die Stimme Maximillians zu ihnen. Blitzartig nahm die Königin die Mappe und verbarg sie hinter ihrem Rücken. Maximilian trat ein und schien in hervorragender Laune. Er verbeugte sich vor seinen Eltern, nickte dem Freiherrn kurz zu, holte sich einen der zierlichen Sessel heran und bat seinen Vater um einige Minuten Gehör.

»Franziska Lengenberg weiht das Kinderferienhaus, das sie auf ihrem Gelände errichten ließ, übernächstes Wochenende ein, verehrter Papa. Ich nehme an, ihr habt nichts einzuwenden, wenn ich ihrer Einladung folge.«

Ansgar sah Luise an. Die lächelte erleichtert.

»Natürlich nicht, Max.«

»Gut. Aber ich werde nur in Begleitung Plessings das Wochenende bei den Lengenbergs verbringen. Das übliche Aufgebot von zwei Leibwächtern sorgt nur für Aufsehen. Und gerade das möchte ich vorerst vermeiden. Ich nehme an, damit seid ihr einverstanden?« Die Antwort ließ auf sich warten. Max glaubte zu wissen, warum. »Wenn eure Bedenken auf das schwarze Schaf in Franziskas Familie, ihren Bruder Viktor, zielen, so versichere ich, daß Graf Viktor als Mitverwalter der Güter kaum noch in der Öffentlichkeit erscheint.«

Das Schweigen seiner Eltern schien ihm Zustimmung genug. Er richtete sich auf. In einer lässigen Lederjacke und in Jeans ähnelte er einem attraktiven Dreißiger, der seine Pflichten, Freizeit-Aktivitäten und auch sein Privatleben perfekt miteinander zu verbinden wußte und seine Privilegien in vollen Zügen genoß. Er lachte zufrieden über das Einverständnis seiner Eltern, wobei ihm eine Strähne des braunen Haars in die Stirn fiel, beugte sich zu seiner Mutter, um sie zärtlich zu umarmen, und verließ so eilig, wie er gekommen war, den Raum.

»Gut, dreißigtausend, Freiherr. Sie sind genehmigt.« Der König erhob sich.

»Die Fotos verwahre ich!« bestimmte die Königin. »Darüber werden der Kronprinz und ich noch sprechen müssen.«

Ihr Gesichtsausdruck ließ keinen Zweifel daran zu, wie ernst sie es meinte. Aber der Freiherr von Ulzen war wenigstens für heute entlassen.

*

Viktor Graf Lengenberg stieg schon hundert Meter vor dem Lengenberg-Schlößchen aus seinem Wagen.

Er schlenderte auf die große Wiese jenseits des Parks zu, wo das große Ferienhaus auf Veranlassung seiner Schwester Franziska erstanden war und in wenigen Tagen mit einem großen Fest eingeweiht werden sollte. Von da an sollte es Kindern aus sozial schwachen Familien und ihren Betreuern für jeweils einen Urlaubsmonat zur Verfügung stehen.

Die letzten Vorbereitungen wurden gerade getroffen. Lange Tische und Bänke, kleine Buden und sogar eine Plattform für musikalische Unterhaltung wurden errichtet. Viktor, schlaksig, blond, sommersprossig und wie ein junger Landwirt gekleidet, sah sich alles zufrieden an. Er stellte den Hilfskräften Fragen, gab letzte Anweisungen und stieg dann hochzufrieden wieder in seinen Wagen, um das letzte Stück zum Schlößchen zu fahren.

Seine geliebte jüngere Schwester Franziska hatte sich mit diesem Ferienheim tatsächlich ihren langgehegten Traum erfüllt. Das erfüllte ihn mit Stolz und Freude. Weil sie aber dazu neigte, sich zu einem Arbeitstier zu entwickeln, mußte er ihrem Organisationseifer allmählich Einhalt gebieten.

Hätte sie sich in den letzten Wochen nicht mal eine Verschnaufpause gönnen und ihren noch unverbindlichen Flirt mit dem Kronprinzen genießen können? Von wegen! Franziska, die fleißige Biene, ruhte nicht eher, bis ihr Projekt, das Kinderheim, im großen Stil eingeweiht war, spendenfreudige Menschen von nah und weit herbeilockte und sich damit als vorbildlich für andere Projekte dieser Art erwies.

Es war Frühling. Vor dem Schlöß-chen blühte der Flieder. Auf dem Rondell davor blühten die Tulpen und Narzissen, und in wenigen Wochen würden die vielen Rosen an den Hecken wieder an den romantischen Stil englischer Prachtgärten erinnern. Viktor lächelte, bis er merkte, daß er seinen Wagen neben einer protzigen Luxus-Limousine parken mußte. Wer war das denn?

Neugierig geworden eilte er durch die Halle und die beiden Salons, bog nach links ab und betrat das Arbeitszimmer, das er sich seit einem Jahr mit seiner Schwester teilte.

Franziska saß an ihrem Schreibtisch und unterhielt sich mit einem Mann, der der Besitzer dieser Protzkarosse sein mußte. Er hatte sein leicht ergrautes Haar zu einem Schwänzchen am Hinterkopf zusammengefaßt, ein unnatürlich sonnengebräuntes Gesicht, und da sein Oberhemd nicht ganz geschlossen war, bemerkte Viktor gleich ein Goldkettchen mit einem Herzchen-Anhänger auf seiner Brust.

Der Besucher stellte sich als Kilian Schwartz vor, gab sich eine Spur zu devot und machte Viktor auch gleich ein Kompliment:

»Die Komteß, Ihre entzückende Schwester, und ich sind uns schnell einig geworden, Graf. Ich bin begeistert und Ihnen zu Dank verpflichtet. Natürlich wird Cosma Conti mit einer Gage zufrieden sein, die weit unter unseren Erwartungen liegt. Aber es ist ja eine Wohltätigkeitsveranstaltung. Wir wissen, was wir der Jugend unseres Landes schuldig sind.«

»So? Was denn?« fragte Viktor kühl.

»Aber, Viktor!«

Franziskas Gesicht, schmal, edel und mit großen blauen Augen darin erinnerte an ein kleines Mädchen. Darauf war er schon oft reingefallen, wenn er mal wieder vergessen hatte, welch wacher Verstand und starker Wille sich hinter ihrer klaren Stirn verbarg. »Viktor!« mahnte sie. »Herr Schwartz ist der Manager der Sängerin!«

»… und auch ihr Lebensgefährte«, betonte Kilian Schwartz stolz.

»So. Von der Sängerin Cosma Conti? Kenn’ ich nicht!«

»Wir werden sie eben kennenlernen, Viktor! Sie wird Schwung für Alt und Jung auf unser Fest bringen. Ja, und die Gage hält sich wirklich in Grenzen. Cosma Conti nutzt jeden ihrer Auftritte, um bekannt zu werden, und wir nutzen ihre Bescheidenheit für eine besondere Stimmung bei unserer Einweihung. Ist doch super, nicht?«

Franziska hatte sich doch nicht etwa von diesem Galan einseifen lassen? Sie trug eine weiße Bluse zu ihren Jeans, und weil die unteren Räume des Schlosses seit zwei Wochen nicht mehr beheizt wurden, eine rote Strickjacke um die schmalen Hüften geschlungen. Sie wirkte wie ein Schulmädchen, und das konnte einen Typen wie diesen Schwartz schon in Versuchung führen, sie hinters Licht zu führen.

Viktor sah daher mit mulmigem Gefühl zu, wie sie ihre Unterschrift unter den Vertrag setzte.

Kurz darauf rauschte der Luxusschlitten des Managers davon. Viktor und Franziska blickten ihm vom Fenster aus nach, blinzelten sich zu und lachten. Dann schob sie ihren Arm unter den ihres Bruders.

»Schmieriger Typ, oder? Aber das wird ein Super-Programm, Viktor. Die Gruppe mit den Schifferklavieren haben wir ja auch noch. Und Cosma Conti…«

»Wie sieht sie denn eigentlich aus?«

Sie hob die Schultern. »Auf den Fotos? Na, wie die alle aussehen. Dürftig gekleidet und dick geschminkt.« Sie lachte. »So eine Rockröhre eben. Die Kinder werden jubeln.«

Auf dem Schreibtisch klingelte das Telefon. Franziska meldete sich, und Sekunden später beobachtete Viktor, wie sie vor Glück zu strahlen begann. »Du kommst wirklich, Max! Ja, Wahnsinn! Ich freue mich, Königliche Hoheit! Nur mit deinem Adjudanten? Tja, das geht wohl nicht anders!« Sie kicherte. »Natürlich, zwei Gästezimmer stehen bereit. Nur…, also das Essen bei dem Fest wird von unserer Küche zubereitet. Erwarte nicht zuviel. Es wird ländlich schlicht.« Sie hörte zu und krauste ihr Näschen. »Das gefällt dir sogar? Nein, das nehme ich dir nicht ab. Aber ich freue mich riesig auf dich! Tschüß, mein Max!«

Sie legte den Hörer zurück, warf sich in ihren Stuhl und streckte die Arme nach oben. »Viktor! Mein Prinz kommt! Und ohne großes Gefolge – ganz privat! Weißt du, was das bedeutet?«

»Er will kein Aufsehen.«

»Ja, weil ich ihm gefalle. Weil er mich nicht für eine dieser prominenten Luderchen hält, die sich an seiner Seite auf Illustriertenfotos präsentieren. Ich glaube, er meint es ernst, Viktor.«

Er setzte sich auf den Tisch. »Und du? Hast du dich wirklich in ihn verliebt? Bist du bereit, einmal Königin der Drostländer zu werden? Willst du von einem offiziellen Termin zum anderen hetzen und immer Würde und Anstand ausstrahlen?«

Sie legte ihren Kopf zur Seite, schloß die Augen und nickte mit einem seligen Lächeln. »So weit ist es noch lange nicht. Und außerdem – nenn mir eine, die sich nicht in ihn verliebt!«

»Aber Franziska! Er ist der Kronprinz und dazu ein Mann mit einem miserablen Ruf. Das ganze Land mokiert sich über seine Affären.«

»Die gewöhne ich ihm schon ab. Schau doch, Viktor! Er kommt privat, er will kein Aufsehen. Er will nur ein Wochenende mit uns verleben.«

»Mit mir, dem Vorbestraften, bestimmt nicht.«

»Ach, deine Vergangenheit gehört doch der Vergangenheit an!« lachte sie glücklich.

Viktor schmunzelte. »Und wenn diese Cosma Conti mit Fotoreportern ankommt, damit sie mit ihrem Auftritt bei uns Furore machen kann?«

»Ph!« machte Franziska. »Das interessiert den Kronprinzen doch nicht. Er will doch nur in meiner Nähe sein! Hier auf dem Land, weitab von jedem Trubel, wo ich zu Hause bin.« Sie sprang auf und umarmte ihn. »Außerdem bist du doch immer an meiner Seite, mein liebster Bruder! Du paßt schon auf mich auf.«

*