GLOBALE PROVINZ - Georg Rainer Hofmann - E-Book

GLOBALE PROVINZ E-Book

Georg Rainer Hofmann

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Beschreibung

Zu Beginn der 2020er-Jahre hat die digitale Transformation unseren Alltag und fast alle Bereiche von Wirtschaft und Verwaltung erreicht. Die Informationsgesellschaft ist eine selbstverständliche Realität geworden. Die sozio-ökonomische Bedeutung der Internet-basierten Systeme und der »Elektronengehirne« ist vergleichbar mit der Bedeutung der großen Entdeckungen der Renaissancezeit und anderen epochalen Entwicklungen wie der Weltraumfahrt, der Nutzung der Atomenergie, oder auch den Erfindungen von Eisenbahn und Automobil. Dieser Bericht vom Werden unserer Informationsgesellschaft basiert auf den Erinnerungen eines Vertreters der »Generation X«, die erlebt hat, wie in circa 40 Jahren das private, berufliche und öffentliche Leben vom Gebrauch des sogenannten »Netzes« und der Mensch-Maschine-Symbiose immer mehr – sowohl positiv als auch negativ – geprägt wurde. Georg Rainer Hofmann, einer der Aktivisten dieser Entwicklung in Deutschland, zeichnet in einem komplexen Bild die technischen, ökomischen, sozio-politischen, und auch ethisch-philosophischen Hintergründe und Herausforderungen. Ein wichtiger Beitrag zur Geschichte unserer digitalen Welt. Mit einem Geleitwort von Alexander Rabe und mit Beiträgen von: Wolfgang Alm, Bernd Becker, Christof Blum, Ralf Cordes, Peter Egloff, José Luis Encarnação, Lucia Falkenberg, Andreas Hufgard, Andreas Kindt, Richard Knapp, Günter Koch, Detlef Krömker, Guerino Mazzola, Radu Popescu-Zeletin, Olaf Reubold, Gerd Rossbach, Gerd Schürmann, Hans-Georg Stark, Harald Summa, Rainer Thome, Thomas Wolf, Ruben Zimmermann.

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Georg Rainer Hofmann

GLOBALE PROVINZ

ENTDECKUNG UND BESIEDLUNG DER DIGITALEN WELT 1980 BIS 2020

Impressum

Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über

http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN: 978-3-86408-277-1 (Print) / 978-3-86408-278-8 (E-Book)

Korrektorat: Dr. Ute Schulz

Grafisches Gesamtkonzept, Titelgestaltung, Satz und Layout: Stefan Berndt – www.fototypo.de

© Copyright: Vergangenheitsverlag, Berlin / 2022

www.vergangenheitsverlag.de

Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.

Inhalt

Die skurrile Normalität der »Globalen Provinz« – ein Geleitwort

Vorwort – Motivation

Prolog: Plus Ultra – Terra Incognita

Ein Computer in der Schule – am Gymnasium in Michelstadt (1980 – 1981)

Darmstädter Computergraphik – Symmetrien und Perspektiven (1982 – 1986)

Computer machen Musik in Wien und in Zürich (1987 – 1988)

Pioniere in Berlin – Multimedia, Teledienste, Phantasien (1986 – 1989)

Realismus und Idealismus in der Computergraphik (1988 – 1991)

Offene Systeme – Internationale Standards und Normen (1990 – 1992)

Business in Frankfurt – IT-Transfer und das WWW (1993 – 1996)

Ein Hot Spot – das IKTT im Gräflichen Schloss in Erbach (1994 – 2000)

Der Neue Markt der Börse und Wissenstransfer in Aschaffenburg (1997 – 2000)

Im neuen Jahrtausend – neue Wirtschaft und neuer Staat (2000 – 2004)

Vom Wert des Wissens – Computer wissen nichts (2005 – 2011) (2018 – 2020)

Die Opfer des Netzes (2000 – 2020)

Das Internet liegt in der Luft – Case-based Evidence (2012 – 2016)

Lebenslanges Lernen, »New Work« und die neue Provinz (2018 – 2020)

Digitale Ethik und Jesuanische Philosophie (2012 – 2020)

Epilog: Tranquility Base here – the Eagle has landed

Register der handelnden Personen – zum Ende des Jahres 2020

Nachweise der Abbildungen

Die skurrile Normalität der »Globalen Provinz« – ein Geleitwort

Vor einigen Wochen hat mir Georg Rainer Hofmann, den ich persönlich sehr gut kenne, am Telefon von seiner Arbeit am Skript »Globale Provinz« erzählt: Es gehe ihm um einen »Bericht über die Entdeckung und Besiedlung der digitalen Welt in den Jahren 1980 bis 2020« und es kämen darin viele auch mir bekannte Personen und Institute vor.

In der Tat haben sich die Wege von Georg Rainer Hofmann und mir im letzten Jahrzehnt oft gekreuzt, wir waren in verschiedenen Rollen für verschiedene Organisationen tätig – und meist in ähnlicher Mission.

Ich selbst bin seit vielen Jahren in verantwortlichen Positionen im Themenumfeld der Digitalisierung aktiv, zuletzt bei der »Gesellschaft für Informatik (GI)« und aktuell beim »eco – Verband der Internetwirtschaft e.V.« und hatte von daher keine allzu großen Erwartungen an nochmal »eine weitere Chronik« zur Entwicklung der Computer und des Internets. Überraschenderweise war aber die Lektüre des Skripts von Georg Rainer Hofmann nicht nur unterhaltsam – ich habe durchaus einige mir neue Dinge gelernt. Das Lesen dieses Berichts war an vielen Stellen auch ein »Wiedersehen« mit zahlreichen Wegbegleiter*innen, deren Wirken mir – zu früheren Zeiten und diversen Kontexten – Inspiration und Vorbild war.

Georg Rainer Hofmann schildert auf erfrischende Art und Weise mit einem gewissen ironischen Understatement seine persönlichen Erlebnisse von gut 40 Jahren. Er zeigt seine offenbar nicht geringe Freude, an global-technologischen Entwicklungen mitgewirkt zu haben, die sowohl in der »Weiten Welt« als auch in der »Provinz« Süddeutschlands, in Darmstadt, im Odenwald, in Aschaffenburg, stattfanden.

Also eine »Provinz der Weltklasse« oder etwa eine »Weltklasse der Provinz«?

Die Bewertung sei dem Publikum überlassen, doch feststeht, dass für die Entstehung der – nun normalen – Digitalen Welt oft in beinahe schon skurriler Weise sowohl Zufälle als auch Glücksfälle mitverantwortlich waren und sind.

Das beharrliche Verfolgen großer Ideen durch engagierte Akteure, wie die in diesem Bericht erwähnten Persönlichkeiten José Luis Encarnação, Günter Koch, Guerino Mazzola, Radu Popescu-Zeletin und nicht zuletzt des Gründers des eco, Harald A. Summa, spielten immer wieder eine nicht unwesentliche Rolle hierbei.

Viele der Personen, denen Georg Rainer Hofmann begegnet ist, waren sich der – gegenwärtigen oder künftigen – Bedeutung ihrer Erkenntnisse und Arbeiten damals gar nicht so recht bewusst. Doch haben diese Akteure aus Forschung und Lehre sowie Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an vielen relevanten Entwicklungen der digitalen Welt mitgewirkt und so unsere heutige, allgegenwärtige digitale Informationsgesellschaft mitgeprägt.

Der in Teilen sehr persönliche Bericht von Georg Rainer Hofmann zeigt nicht zuletzt die menschliche Seite der technologischen Entwicklung. Denn es wurde an der Digitalisierung in all ihren Facetten stets mit großer Motivation und viel Herzblut, mit Geist und Witz von Menschen für Menschen gearbeitet.

Ich wünsche mir, dass die Entdeckung und Besiedelung der digitalen Welt, die noch lange nicht beendet ist, auch in den kommenden 40 Jahren von vielen engagierten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten weiterhin vorangetrieben wird. Die Aufgaben und Herausforderungen, die es für die kommenden Generationen zu lösen gilt, so bin ich fest überzeugt, sind nur lösbar durch den gewinnbringenden Einsatz digitaler Technologien.

Der Bericht lehrt aber auch, dass die Vorhersage der Zukunft der Digitalen Welt so ihre eigenen Tücken hatte – und hat.

Ich hoffe, dass wir gemeinsam aus diesem Bericht lernen, dass es auf jede einzelne Person ankommt und wir unsere digitale Zukunft nur gemeinsam gestalten können. Von daher möchte ich Georg Rainer Hofmann zustimmen, wenn er schreibt, dass uns nach 40 Jahren fortwährender und intensiver Entwicklung der Informationsgesellschaft der Weg von der Betrachtung eher kleinteiliger, oft technischer Details hin zu der holistischen Lösung der anstehenden Probleme führen muss. Die weitere Entwicklung der digital vernetzten Informationsgesellschaft, die Adressierung der zahlreichen offenen Fragen einer solchen internetbasierten Informationsgesellschaft wird wohl nur gemeinsam von Informatiker*innen, Techniker*innen, Ökonom*innen und Geisteswissenschaftler*innen jeglicher Couleur angegangen werden können.

An einer Stelle wird Guerino Mazzola zitiert, der richtigerweise meinte, es sei nun gar nicht so wichtig, wo man herkommt, sondern viel mehr, wo man hingeht. Provinz sei überdies keine Frage der Geographie, sondern eine Frage der Geisteshaltung.

Schlussendlich gebe ich damit auch Helmut Krcmar recht: Das Werk wird man mit Gewinn lesen!

Berlin, im August 2021

Alexander Rabe

Vorwort – Motivation

Zu Beginn der 2020er-Jahre lässt es sich kaum noch leugnen, dass auch der ehemals so innovative »Digitale Wandel« langsam in die Jahre kommt. Eine ganze Reihe der progressiven Personen, die in Forschung und Wirtschaft zu den maßgeblichen Pionieren in diesem Bereich zählen – oder zählten – erreichen nun das Pensionsalter und das Ende ihres aktiven Berufslebens. Immer wieder kam es bei Gesprächen zu einem »man müsste« – ja, man müsste einmal »diese Geschichten« der wichtigen Begebenheiten der Entwicklung von Multimedia, der Offenen Systeme, des Internets, des WWW, des E-Commerce und anderem mehr aufschreiben.

Nach einigem Recherchieren in »alten Sachen« war klar geworden, dass eine Betrachtung etwa mit dem Jahr 1980 beginnen könnte. Bis zum Erreichen der »Entwickelten Informationsgesellschaft« des Jahres 2020 ergibt sich damit ein Berichtszeitraum von circa 40 Jahren.

Der vorliegende Bericht enthält Erlebnisse und Erinnerungen, die sicherlich von vielen Lesern geteilt werden dürften. Für die Entstehung der Informationsgesellschaft wichtig sind die Leistungen von Persönlichkeiten und Wissenschaftlern, die mit großartigen Erfolgen – und auch Rückschlägen, Fehleinschätzungen und Wunderlichkeiten – gearbeitet haben.

Einige der in diesem Bericht erwähnten Persönlichkeiten haben sich freundlicherweise bereiterklärt, den Bericht mit eigenen Beiträgen, thematischen Exkursen, nach dem Motto »wenn man das liest, dann«, zu reflektieren und zu ergänzen. Ich darf mich an dieser Stelle für diese – zum Teil sehr individuellen und spezifischen, aber immer sehr interessanten – Beiträge auf das Allerherzlichste bedanken!

Die Rückschau auf die Verhältnisse der 1980er- und 1990er-Jahre dürfte Vergnügen bereiten, wenn man die noch wenig entwickelten informationstechnischen Verhältnisse von damals mit den heute alltäglichen Resultaten der technischen Entwicklung vergleicht. Dieser Effekt relativiert sich freilich immer mehr im Laufe des Berichts. Einige der Arbeiten ab circa den 2010er-Jahren können naturgemäß bezüglich ihrer Entwicklung und schlussendlichen Bedeutung noch nicht beurteilt werden. Das macht die Lektüre der aktuelleren Teile dieses Berichts etwas aufwändiger, aber hoffentlich auf lange Sicht doch lohnend.

Es können natürlich nicht alle Details der Ereignisse der hier betrachteten circa 40 Jahre geschildert werden. Nicht alle beteiligten Personen können erwähnt werden, obwohl die Verdienste der hier nicht Erwähnten sicher nicht gering zu schätzen sind. Diejenigen mögen sich trösten. Der Bericht des Antonio Pigafetta von der ersten Weltumrundung vor etwa 500 Jahren erwähnt den Kapitän Juan Sebastian Elcano, der nach Magellans Tod das Kommando übernahm, kein einziges Mal, obwohl es Elcano war, der die erste Expedition der Umrundung der Erde vollendete und so die wenigen Überlebenden nach Hause brachte.

Im Sommersemester des Jahres 2021

Georg Rainer Hofmann

Prolog: Plus Ultra – Terra Incognita

Der Prolog greift die Bedeutung der großen Entdeckungen und Fahrten in die Neue Welt vor etwa 500 Jahren auf. Es wird auf den Bericht des Antonio Pigafetta von der ersten Weltumseglung unter Ferdinand Magellan verwiesen.

Vergegenwärtigen wir uns einige der wichtigen Ereignisse in den etwa 40 Renaissance-Jahren von 1490 bis 1530, so sehen wir das Wirken des Universalgelehrten da Vinci, die Fahrten von Kolumbus nach Amerika, da Gama segelt in den Südatlantik und um Afrika herum nach Indien. Die Entwicklung des Kopernikanischen Weltbildes fällt in diese Zeit, genauso wie seine operative Verifikation durch Magellans Expedition und deren Weltumrundung. Gutenberg erfindet eine Methode des Buchdrucks, mit der eine neue Medienwelt geschaffen wird. Es entsteht ein neues Kultur- und Kunstverständnis in der Musik durch Monteverdi und Gabrieli, aber auch in der Architektur durch Bramante und in der Malerei durch Raffael, Dürer, Grünewald, Michelangelo. Es entsteht eine durch Fugger und andere international tätige Kaufleute geprägte globale Ökonomie. Nicht zuletzt entstehen damals neue Formen der Religion, nach Maßgabe des Wirkens von Luther, Melanchthon, Zwingli, Calvin.

Alles das geschah zu wesentlichen Teilen unter der Ägide Kaiser Karls V. und dessen revolutionärer, expansiver Globalpolitik. In seinem neuen, weltweiten Reich ging sprichwörtlich »die Sonne nicht unter«. Karl V. hatte mit seinem Wahlspruch »plus ultra« das antike »non plus ultra« an den Säulen des Herkules bei Gibraltar relativiert. Ging es früher hier, am Ausgang des Mittelmeeres nicht mehr weiter, so war nun – gerade hier – das »plus ultra« und der Ausgangspunkt für den Aufbruch in die »terra incognita«, in das nicht mehr lange unbekannte Neue Land. Unter diesem »plus ultra« sollten sich bislang unbekannte, politische Machtverhältnisse etablieren und fantastische, wirtschaftliche Möglichkeiten ergeben, mit denen sich ein sagenhafter Reichtum erwerben ließ. Das »plus ultra« ist bis heute das Motto im Wappen des spanischen Königreichs.

Eine Reihe von Analogien dieser Renaissancejahre zur Moderne drängt sich geradezu auf. Die Digitale Transformation der Jahre 1980 bis 2020 hat unser politisches, wirtschaftliches, kulturelles und privates Leben ebenfalls völlig gewandelt. Viele Dinge des Alltags sind neu entstanden, eine vormals unbekannte »terra incognita« wurde besiedelt. Auch wir leben in einer sehr interessanten Zeit, die ebenfalls unter dem Motto »plus ultra – immer weiter!« zu stehen scheint. Die Frage, wohin die Reise des »plus ultra« in der nächsten – so schrecklichen wie wunderbaren – Zeit gehen wird, stellt sich heute ebenso wie vor 500 Jahren.

Ferdinand Magellan – portugiesisch »Fernão de Magalhães« – ist der große Planer und Generalkapitän der ersten dokumentierten Weltumsegelung, die die Neue Welt als »rund« verifizierte. Mit fünf Schiffen startete die Expedition im Jahr 1519 in Spanien, es ging immer nach Westen. Nachdem Magellan südlich an Amerika vorbeigefahren und den Pazifik durchquert hatte, wurde er auf den Philippinen getötet. Im Jahr 1522 kehrte unter dem Kommando von Juan Sebastián Elcano nur ein letztes verbliebenes der fünf Schiffe über das Kap der Guten Hoffnung mit 18 Personen nach Spanien zurück – von den etwa 240 Leuten, die drei Jahre zuvor gestartet waren. All das liegt bei Verfassung dieses Textes ziemlich genau ein halbes Jahrtausend zurück.

Man weiß heute von der Reise vor allem durch den detaillierten Bericht eines Überlebenden namens Antonio Pigafetta. Er war auf dem letzten verbliebenen Schiff mitgefahren, hatte also die ganze Expedition erleben dürfen. Pigafetta war keiner der kommandierenden Führungspersonen und er war kein Schiffstechnik-Fachmann, eher ein »Abenteuerlicher Simplicissimus«. Er berichtete stets aus der zweiten Reihe und auf der Basis seiner subjektiven und persönlichen Erlebnisse auf der Magellan-Expedition. Einige seiner Beobachtungen zeigen eine fast naive Sicht auf das epochale Ereignis der ersten Weltumrundung. So war er etwa fest davon überzeugt, dass man sicher nicht noch einmal das Wagnis einer Weltumseglung eingehen würde. Es habe sich eine solche Reise als viel zu gefährlich und aufwändig herausgestellt.

Die Betrachtung der Historie erlaubt Schlüsse für künftige Handlungsoptionen. Das ist der bekannte Sinn jeder Erinnerung – und jeglicher Geschichtsschreibung schlechthin. In den hier betrachteten etwa 40 Jahren des »Werdens der Informationsgesellschaft« zeigt sich eine eigentümliche Dialektik. Einerseits stellen sie in historischer Perspektive eine sehr kurze Zeitspanne dar, andererseits dauerten diese Jahre sehr viel länger an als andere historische »Sternstunden der Menschheit« – in der Diktion Stefan Zweigs. Einige der Einzelereignisse des »allmählichen Urknalls« der Informationsgesellschaft fanden quasi »einfach so« und in der Provinz statt, hatten aber doch eine globale Bedeutung. Andere Entwicklungen der Informationsgesellschaft sind blanker Zufall gewesen. Es hätte auch ganz anders kommen und weitergehen können.

Die Geschichte der Technik der Rechenmaschinen und der Computer, sowie der Informations- und Kommunikationstechnik im Allgemeinen, wurde an anderer Stelle bereits hinreichend gewürdigt. Hier soll von der Akzeptanz und Verbreitung der Digitalen Technik und dem damit verbundenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel berichtet werden. Dieser Wandel kam ganz allmählich, aber doch fundamental und eigenartig plötzlich. Ein nicht geringer Anteil der Dinge, die wir täglich benutzen, wurde in nur wenigen Jahrzehnten erfunden oder ist in dieser Zeit wesentlich weiterentwickelt worden.

Technische Entwicklungen wurden in Bezug auf ihr künftiges Potenzial manchmal völlig falsch eingeschätzt. Einige wurden unterschätzt, und man hat noch viele Jahre gebraucht, um eine Erfindung wirklich sinnvoll zu nutzen. Andere wurden hingegen überschätzt, man glaubte Zeichen einer neuen Zeit vor sich zu haben. Diese überschätzten Erfindungen verschwanden aber bald wieder aus der allgemeinen Aufmerksamkeit, weil ihr Nutzwert halt doch nicht so hoch war.

Zwei Rechenstäbe aus der Zeit vor dem Werden der Informationsgesellschaft. Solche Geräte waren vor der Entwicklung der elektronischen Taschenrechner in der Praxis unentbehrlich. Das hier oben abgebildete Exemplar – Fabrikat Aristo – war (m)ein Schulrechner in den 1970er-Jahren. Unten ein komplizierteres Modell – Fabrikat Faber-Castell – wohl vom Anfang der 1980er-Jahre. Es ist eine Leihgabe von Prof. Dr. Christine Giger-Hofmann.

Ein Computer in der Schule – am Gymnasium in Michelstadt (1980 – 1981)

Es wird von der Akzeptanz und der Wertschätzung der ersten Computer im betrieblichen und schulischen Alltag berichtet und wie man damit begann, ein Fach »Programmieren« in der Schule anzubieten und zu lehren.

Zu Beginn der 1980er-Jahre wurde an einigen – allerdings noch sehr wenigen – Schulen ein neues, damals super-fortschrittliches Wahlfach angeboten. Man konnte als Schüler nun »das Programmieren« lernen. Am Gymnasium in Michelstadt im Odenwald, das ich damals besuchte, besaß man bereits einen Schulcomputer. Er war der zweite an einer Schule in Hessen überhaupt, nur ein Gymnasium in Darmstadt hatte bereits vor der Odenwälder Schule einen Computer beschafft. Dies ist ein erster der unglaublichen Zu- und Glücksfälle, von denen dieser Bericht mitunter handelt. Dieser Umstand rechtfertigt es, dass in diesem Bericht manchmal eine subjektive auf Erinnerungen basierende Perspektive »eingenommen werden muss«. Die damaligen Anfänge des Programmier-Unterrichts sind sehr schlecht bis gar nicht dokumentiert. »Das weiß niemand mehr«, war die Auskunft von befragten Fachkollegen der »Gesellschaft für Informatik e.V.« (GI). Im Regelfall war ein Schüler meines Alters in der Schule im Mathematik- und Physik-Unterricht noch mit Rechenstäben, auch »Rechenschieber« genannt, vertraut gemacht worden. Diese Geräte hatten ein Plastik-Etui, um ihre empfindliche Mechanik zu schonen.

Natürlich gab es Anfang der 1980er-Jahre in den größeren Unternehmen und Behörden schon eine Elektronische Datenverarbeitung (EDV) als eine eigene spezielle Abteilung. In diesen EDV-Abteilungen saßen die Jünger des Herman Hollerith und wandelten Handschriftliches in maschinenlesbare Lochkarten um. Sie ließen Programme auf riesigen und wahnsinnig teuren Rechnern laufen und produzierten damit Listen auf seitlich gelochtem grünlichem Endlos-Papier. Der Gebrauch von Computern war absolut nicht jedermanns Sache. In privaten Haushalten gab es einen – höchstens einen – Taschenrechner, aber darüber hinaus im Alltag praktisch überhaupt noch keine Computer. Sie waren noch eine echte »rocket science«. Nur Raumschiffe, wie die des Apollo-Programms, hatten seinerzeit einen Bordcomputer. An Bordcomputer in einem normalen PKW oder gar an Computer am Lenker eines Fahrrads – an so etwas dachte damals niemand. Solche Anwendungen waren noch Lichtjahre entfernt. Personen, wie Professor Thomas Wolf, waren aber schon zu Beginn der 1980er-Jahre echte »EDV-Profis«.

Professor Dr. Thomas Wolf, Berlin

Exkurs – Die IT-Abteilung und ihre Leitung im Wandel der Zeit. Der teure, aber kostenoptimierte Zentralrechner im Batch-Betrieb

Wenn man das liest, dann sollte der Bericht von Georg Rainer Hofmann durch einen Bericht vom Wandel der Funktion der Informationstechnik (IT) in den gewerblichen Betrieben ergänzt werden. In der entwickelten Informationsgesellschaft wird die betriebliche IT kaum noch bewusst wahrgenommen, obwohl sie von fast allen Berufstätigen intensiv genutzt wird. Aus meinen eigenen Erinnerungen kann ich diesen nicht unwichtigen Aspekt gerne erläutern.

Nach meiner Assistentenzeit an der Universität Freiburg begann ich im Jahr 1977 meine Berufslaufbahn in der Abteilung »Wissenschaftliche Datenverarbeitung« bei der Firma Merck KGaA in Darmstadt. Ich war als Biostatistiker ein Nutzer der IT und gleichzeitig ein Entwickler von Computerprogrammen für statistische Verfahren. Mein Mentor bei Merck war damals Prof. Dr. Wolffried Stucky, der spätere Gründer und langjährige Leiter des Instituts für angewandte Informatik und formale Beschreibungsverfahren (AiFB) an der Universität Karlsruhe. Im Jahr 2009 sollte ein »Karlsruhe Institut für Technologie« (KIT) als Fusion der Universität Karlsruhe mit dem Forschungszentrum Karlsruhe gegründet werden. Später war ich selbst lange Jahre am AiFB des KIT als Honorarprofessor tätig.

Die Gesamtheit der IT bestand damals bei Merck aus einem Zentralrechner für primär kommerzielle Anwendungen. Er war aber auch für wissenschaftliche Anwendungen, wie meine Statistik, der einzige verfügbare Rechner. Diese Art »Statistik« umfasste dabei sowohl die statistische Auswertung von Tierversuchen und klinischen Studien als auch frühe »Big Data« Anwendungen, wie Untersuchungen zur Effektivität des Einsatzes von Ärztebesuchen. Mit dem Rechner kommunizierte man mittels Lochkarten – als Eingabemedium – und grüngestreifter 132-stelliger Listen, gedruckt auf dem sogenannten »Schlafanzugpapier« als Ausgabemedium.

Mit dem Rechner gab es also keinen isochronen Dialogbetrieb in Echtzeit, das war damals noch nicht möglich. Der Rechner wurde im sogenannten »Batch« betrieben. Ein Batch ist auf Englisch ein »Stapel«. Und die Daten hatten ja in der Tat die Form von Lochkarten- oder Papier-Stapeln. Die Eingaben als Lochkartenstapel arbeitete der Rechner pro Auftrag vollständig und sequenziell ab. Der Begriff der »Stapelverarbeitung« wurde noch viele Jahre später generell für nicht-interaktive Systeme benutzt. Die Logistik für beide Batch-Medien, also der Weg von meinem Schreibtisch über das Werksgelände zum Rechenzentrum und zurück, wurde per PKW abgewickelt.

Dem eigentlichen Management der IT kam ich erst gegen Ende der 1970er-Jahre näher. Der Grund dafür war meine Unzufriedenheit mit der IT. Mit der Möglichkeit der dezentralen Eingabe von Lochkarten und dezentralem Ausdruck wurden mir als Nutzer die unsagbar langen Brutto-Rechenzeiten transparent. Es war ein ziemlicher »waste of time«, an meinem Schreibtisch auf die Antwort des Zentralrechners auf einen Rechenauftrag zu warten. Zugegebenermaßen stellten meine statistischen Verfahren eine gewisse Herausforderung für die damalige IT dar. Auf jeden Fall wollte ich als Anwender wissen, warum IT so arbeitet, wie sie arbeitet.

Ziemlich schnell lernte ich, dass der Fokus der verantwortlichen Leitung der IT – »narrow minded« – nur auf den Kosten des Großrechners lag. Mehr als ein Jahr lang wurde etwa diskutiert, ob man den Hauptspeicher des Zentralrechners von 800 KB auf 1,5 MB aufrüsten sollte. Die Wartezeiten der Nutzer spielten in diesen Überlegungen kaum eine Rolle, die Kosten von deren Leerlaufzeiten auch nicht. Man versuchte damals, um das Jahr 1980 herum, stattdessen durch ein eigenes quasi »Datenbanksystem« die Plattenumdrehungen und damit Zugriffszeiten auf den Speicher zu optimieren.

Sogenannte »Strategische Überlegungen« zur IT-Entwicklung fanden im Gespräch mit Vertretern des Hauptlieferanten »International Business Machines« (IBM) statt – die Frage, welche neue technische Rechnergeneration wann beschafft werden sollte. Ab dieser Zeit – und noch weitere Jahrzehnte lang – vertrat ich die Position: »Wenn man die IT-Kosten ohne Rücksicht auf den Nutzen der Anwender optimieren will, dann sollte man besser gleich die gesamte IT abschaffen.« Das wäre die konsequenteste und gleichzeitig sparsamste Lösung. Denn unabhängig von der zu erbringenden Leistung nur »sparen zu wollen«, das ist ein sehr triviales Ziel.¶

Das Paradigma »die Schüler müssen das Programmieren lernen« war einer der ersten Funken des Urknalls der Informationsgesellschaft. Denn damit begann die »Popularisierung der Informationstechnologie« außerhalb der gewerblichen Wirtschaft. Mein Gymnasium in Michelstadt hatte mithilfe von Spenden einen Computer des Fabrikats WANG beschaffen können. Freilich gab es im Lehrerkollegium Bedenken – die Ausbildung an einem solchen neumodischen, technischen Gerät hätte an einem ordentlichen Gymnasium einfach nichts verloren. Dieses ganze Computer-Zeug werde derzeit ja offenbar maßlos überbewertet und gefährde den Stellenwert der wahren, klassischen Bildung. Der Computer galt als das Zeichen einer schrecklichen, neuen Zeit. Die Computer-Befürworter unter den Lehrern argumentierten mit dem unglaublichen Nutzwert der Maschine. Sie könne sogar bei der Verwaltung der Schule helfen, so bei der leidigen und aufwändigen Aufstellung der Stunden- und Raumpläne. Der WANG-Computer galt als ein alleskönnendes »Elektronengehirn«, dessen Möglichkeiten damals aber völlig überschätzt worden sind.

Einer der befürwortenden Lehrer hatte sogar eine elektronische Quarz-Armbanduhr am Handgelenk. Diese Uhr hatte eine rot leuchtende, digitale Vier-Ziffern-LED-Anzeige, die aber nur per Druck auf einen seitlichen Knopf am Gehäuse sichtbar wurde. In der Auslage eines Uhrengeschäfts in Michelstadt stand eine Quarz-Armbanduhr, die hatte eine damals hochmoderne, »permanent sichtbare« LCD-Anzeige mit sechs Ziffern – Stunden, Minuten, Sekunden. Diese Quarzuhr war – für einen Schüler unerschwinglich – sehr teuer, sie kostete um die 650 D-Mark. Wir Schüler standen fasziniert und quasi »ewig« vor dem Schaufenster und beobachteten das Umschalten der Sekunden in diskreten Schritten auf dem kleinen Liquid Crystal Display – im Gegensatz zu den bekannten analogen Zeigerbewegungen der normalen mechanischen Uhren. Besonders interessant sah die Uhrzeitanzeige »11:11:11« aus – auf einem analogen Ziffernblatt ist diese Uhrzeit ja nichts Besonderes. Das war vor über 40 Jahren für uns so faszinierend, weil es im normalen Alltag einfach noch gar keine digitalen Displays gab. Auf den Bahnsteigen der größeren Bahnhöfe gab es – beispielsweise – analoge Anzeigen mit mechanischen Klappbuchstaben. Auf den kleineren Bahnhöfen wurden die Zugverbindungen per Lautsprecher »live« angesagt. Ein digitales Display als Bandenwerbung in einem Stadion war technisch noch völlig undenkbar.

Exkurs – Musik-Erleben in der Globalen Provinz zu Beginn der 1980er-Jahre

Wenn man das liest, dann können wir uns die Entwicklung der Informationsgesellschaft nicht zuletzt daran verdeutlichen, mit welchen Medien man »Große Welt-Musik« in der südhessischen Provinz etwa im Jahr 1980 konsumiert hat. In der Nacht vom 19. auf den 20. April 1980 trat in der Grugahalle in Essen im Rahmen einer »Rockpalast«-Veranstaltung des WDR die US-amerikanische Band »ZZ Top« auf. Die Band aus Texas war in Deutschland noch relativ unbekannt und zum ersten Mal in Europa. Natürlich konnte man im südhessischen Odenwald den WDR nicht direkt per Antenne empfangen. Die Sendung wurde aber vom Hessischen Fernsehen im Rahmen der »Eurovision« übernommen und war daher regional verfügbar. Am damaligen Schwarzweiß-Fernseher gab es keinen Stereo-Ton. Deshalb wurde die Musik zur Fernsehsendung parallel per UKW-Radio in Stereo gehört. Musik zum Mit-Nachhause-Nehmen konnte man stückweise im Plattenladen auf Vinyl-LPs kaufen. Nicht unüblich war der Mitschnitt von Radiomusik per Tonband-Kassettenrekorder. Die Audio-Qualität dieser privaten »bootlegs« war allerdings lausig.

Die Musik von ZZ Top war in der Odenwälder »Szene« allerdings doch schon ein wenig bekannt geworden. In dieser Zeit, das mag ebenfalls etwa im Jahr 1980 gewesen sein, trat im Saal des eigentlich recht biederen Odenwälder Gasthauses »Zur Spreng« eine Band »Rodgau Monotones« auf. Und diese Leute – »crazy enough« – spielten auch Stücke von ZZ Top. Nach einem ersten Auftritt der Rodgau Monotones fragten die Gasthaus-Inhaber, ob diese Musik »denn soweit OK« wäre. Nachdem dies durchweg bejaht wurde, hatten die Rodgau Monotones sogar einen zweiten Auftritt in der »Spreng«. Im April 1980 in der Grugahalle in Essen war – nach einem Kameraschwenk – im Rockpalast-Publikum ein Transparent zu sehen, auf das die Worte »RODGAU MONOTONES grüssen ZZTOP« gepinselt waren. Das war schon »more crazy«, aber »most crazy« war, dass eben diese Rodgau Monotones – »Die Hesse komme!« – im Oktober 1985 selbst auf der Bühne des Rockpalast in Essen stehen sollten. Spaßvögel im Publikum in der Grugahalle schwenkten nun ein Transparent mit »ZZ Top grüßt die Rodgau Monotones«. Diese Dialektik der »Weltklasse der Provinz« und der »Provinz der Weltklasse« ist faszinierend – und sie ist für die Besiedlung der Digitalen Welt und der »Globalen Provinz« nicht untypisch.¶

Der WANG-Computer am Gymnasium in Michelstadt war ein Kasten von ungefähr der Größe eines Pilotenkoffers und er verfügte über vier Kilobyte Hauptspeicher. Ein ausrangierter Fernschreiber, ein Telex-Gerät, stand für die Ein- und Ausgabe von Daten am WANG zur Verfügung. Das Telex hatte eine Tastatur, einen Zylinderkopf-Drucker sowie einen Schreiber und Leser für fünf-kanalige Lochstreifen. Die Lochstreifen waren die einzige Möglichkeit, größere Datenmengen, und damit auch Programm-Quellcode, dauerhaft zu speichern. Der Schulcomputer hatte notabene noch keine Festplatte oder andere elektromagnetische oder gar optische Speichermedien. Ein altes Fernsehgerät, dessen Empfangsteil kaputt war, diente als zusätzlicher Monitor.

Man musste sparsam sein, denn man war für den Betrieb des WANG auf Spenden angewiesen. Öffentliche Mittel gab es für einen Computer an einer Schule natürlich noch nicht. Der Computer hatte immerhin etwa 20 000 D-Mark gekostet, was im Jahr 2020 etwa 25 000 EURO entspräche. Der teure Computer erhielt einen eigenen »Computerraum«. Solche Spezialräume gab es bislang nur für den Musikunterricht, mit einem Klavier darin, oder für die Naturwissenschaften, mit Sammlungen und Geräten für diverse Experimente. In seinem »Computerraum« hatte es der Computer gemütlich, dort konnte er nachts schlafen und sich am Wochenende ausruhen. Er konnte ja nicht ahnen, dass für Computer sehr bald eine 7-Tage-24-Stunden-Arbeitszeit üblich sein würde.

Die Schüler, die das nagelneue Fach »Programmieren« belegten und damit, wie man sagte, »an den Computer durften«, trugen die zusammengewickelten Lochstreifenrollen der von ihnen erstellten Programme mit sich herum. Es war das »Statussymbol« der einschlägig Inaugurierten. Im Fach Programmieren wurde man als Schüler unterrichtet, was ein Programm ist und macht, und man lernte die Programmiersprache BASIC kennen. Algorithmen wurden als Daten-Flussdiagramme und Programm-Ablaufpläne in die Schulhefte gemalt. Wir Schüler hatten übungshalber Programmieraufgaben zu lösen. Ich realisierte damals ein Programm, das zu einer gegebenen Wertetabelle als Input feststellte, ob diese Wertetabelle, also die Elemente und ihre Verknüpfung in der Tabelle, eine sogenannte »Abelsche Gruppe« darstellte – oder eben nicht, »Ja« oder »Nein«. Der Output meines Programms war also ein einziges Bit. Aber auch so ein einziges Bit kann eine wertvolle Information darstellen.

Als eine zusätzliche Möglichkeit der Dateneingabe verfügte der Schulcomputer noch über einen Markierungskartenleser. Einer der Physiklehrer ließ uns – von ihm sogenannte – »Computerklausuren« schreiben. Die Ergebnisse der Aufgaben wurden von uns Schülern kodiert mit Bleistift auf eine Markierungskarte übertragen und vom WANG-Schulcomputer ausgewertet. Innerhalb weniger Minuten lagen die Noten vor – ein Vorgang, der bei einer regulären Korrektur durch den Lehrer einige Tage gedauert hätte. Ich hatte mich mit den Markierungen auf meiner Karte vertan und erhielt in einer Physikklausur die – nun gar nicht so gute – Note 3. Natürlich habe ich gegen das skandalöse und offensichtliche Fehlurteil protestiert. Der Lehrer wiegelte ab, er könne da leider nichts mehr machen. Das Verfahren sei nun einmal so »programmiert«. Ich war zum Opfer eines starr programmierten und daher inhumanen Prozesses geworden. Dieser Kartenmarkierungs-Fehler ist mir unvergesslich – und nur(!) deshalb kann an dieser Stelle davon berichtet werden.

Ein Original-Computer WANG mit Peripherie vom Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre. Er ist ein Exponat des »technikum29 Computermuseum« in Kelkheim (Taunus). Abgebildet ist eine funktionsfähige Computer-Anlage WANG 2200B mit umfangreicher Peripherie, wie Monitor (mit einem niedlichen Bildschirm, ohne eine Tastatur, aber mit einem Kassettenlaufwerk als Speicher), separater Tastatur, Kartenlesern – das alles steht im oberen Regal. Der eigentliche Computer steht unten in der Mitte. Neben dem riesigen dreifachen 8-Zoll Diskettenlaufwerk – unten links – ist insbesondere das Plattensystem – unten rechts – bemerkenswert. Es ist gigantisch und hat eine Masse von circa 100 kg und kann – damals sehr komfortable – 5 Megabyte an Daten speichern. Am Gymnasium in Michelstadt hingegen wurde der Schulcomputer WANG fast 40 Jahre im Magazin auf dem Dachboden aufbewahrt. Dann verliert sich seine Spur. Ein banales Ende eines verdienstvollen Lebens – um es anthropomorph auszudrücken.

Nichtsdestoweniger stellte es für die Schüler einen absoluten Glücksfall dar, dass sie schon so früh mit dem Metier »Computer« in Kontakt gekommen waren. Noch Jahre später hat man bei den diversen Abitur-Ehemaligen-Jubiläen Personen treffen können, die in diversen Bereichen der Informationstechnologie sehr erfolgreich tätig waren. Das Fach »Programmieren« in der Schule hatte schon einen Nutzen für den späteren Berufsweg. Allerdings gab es unter Absolventen auch den Geschäftsführer eines erfolgreichen IT-Unternehmens, der am Gymnasium seinerzeit in »Programmieren« die Note 5 geerntet hatte – und damit gerne kokettierte. Ein einfacher Kausalzusammenhang zwischen Programmierunterricht und beruflichem Erfolg in der IT scheint also auch nicht unbedingt gegeben zu sein.

Der WANG-Schulcomputer hatte ausgesprochene Verehrer. Typischerweise waren das solche Mitschüler, die dem Taxon der Schlaumeier-Artigen zuzurechnen waren. Diese jungen Leute waren das, was man viele Jahre später als »Nerds« bezeichnen sollte. Sie hatten Lochstreifenrollen mit riesigem Durchmesser bei sich und erheischten, damit auftretend, schon einigen Respekt. Einer hatte sogar ein BASIC-Programm geschrieben, mit dem man das Brettspiel »Dame« spielen konnte. Nicht nur mir war völlig unverständlich, was das sollte. Einerseits war der Computer nicht in der Lage, die interessanten, menschlichen Regungen kundzutun, die mit einem Gewinnen oder Verlieren des Spiels verbunden waren. Andererseits kam mir das so vor, als wolle man in einem Hundertmeterlauf gegen ein Motorrad antreten. Das mag ja zu Gottfried Daimlers Zeiten gerade noch lustig gewesen sein. Aber eines Tages würden die Programme und Maschinen formale Spiele, wie »Dame« oder auch »Schach«, sowieso immer gewinnen. Ein Spielen mit einem Computer kann zu einem gigantischen »waste of time« werden. Und so wurde ich in Sachen Computerspiele quasi ein »Abstinenzler« – was sich im Laufe der Jahre als sehr nutzbringend erwiesen hat. Aus der Sicht der Schulleitung schildert an dieser Stelle nun Richard Knapp, was aus der Computerbenutzung an der Schule zu Beginn der 2020er-Jahre geworden ist.

Studiendirektor Richard Knapp, Leiter des Gymnasiums Michelstadt

Exkurs – Computer in der Schule

Wenn man das so liest, so erinnert man sich zurück an die ersten Schulcomputer zu Ende der 1970er-, Anfang der 1980er-Jahre als die damaligen Vorboten einer neuen Zeit. Es war Ende der 1970-er-, Anfang der 1980-er- Jahre, als die ersten Computer ihren Weg in die Schulen fanden. Das waren keine wirklichen Arbeitsgeräte, sondern eher Maschinen, an denen sich kleine Gruppen von mathematisch Interessierten in Sachen Logik und Programmierung ausprobierten. Diese ersten Computer verschwanden irgendwann auf den Dachböden der Schulgebäude, denn sie wurden schnell von der nächsten Generation der Informationstechnik verdrängt, die leistungsfähiger und günstiger waren, das Betriebssystem war nutzerfreundlicher. Die PCs hielten langsam Einzug in die Schulen und zwar in zwei Bereichen. In der Verwaltung ersetzte der PC zunächst die Schreibmaschine. Es folgte eine einfache Datenverarbeitung, die zur Stundenplanerstellung genutzt werden konnte. Von dort führte ein direkter, aber langsamer Weg zur weitgehenden Digitalisierung der Verwaltung. Parallel dazu nutzten immer mehr Lehrkräfte den PC zur Erstellung von Unterrichtsmaterialien. Auch hier nahmen die Möglichkeiten mit zunehmender Leistungsfähigkeit der Geräte zu, ohne dass diese jedoch wirklich den Weg in die Klassenzimmer gefunden hätten. Eine Ausnahme bildeten die sogenannten »Computerräume«, in denen den Lernenden informationstechnische Grundkompetenzen beigebracht wurden.

Zwei Neuerungen leiteten dann – so ab dem Jahr 2010 – einen fundamentalen Wandel ein. Die erste Neuerung war die zunehmende Bedeutung des Internets für die Lernenden. Es war zunächst als Informationsquelle wichtig, aber auch als Kommunikationsmedium über soziale Plattformen, wie zunächst Schüler-VZ und später Facebook und Instagram. Letztlich kamen die Schülerinnen und Schüler damit erst so richtig »ins Boot« der Informationsgesellschaft. Verstärkt wurde diese Entwicklung durch eine zweite Neuerung. Die Verbreitung von Smartphones ermöglichte die Nutzung des Internets – vor allem für diese genannten Zwecke – auch mobil, immer und überall. Die Schulen arbeiteten an Regelungen, wie mit diesen Handheld-Computern umgegangen werden soll, ob sie im Unterricht und auf dem Pausenhof erlaubt oder verboten sein sollten. Für Schülerinnen und Schüler waren und sind Computer zuallererst Geräte für die Kommunikation und Unterhaltung. Es muss ihnen – zum Teil recht mühsam – erst noch beigebracht werden, dass man damit auch arbeiten kann.

Die Informationsgesellschaft hat in den Jahren von 2015 bis 2020 den Unterricht in der Schule gewandelt. Im Schulunterricht kamen leistungsfähige Präsentationsgeräte, wie das interaktive Whiteboard auf. Ein weiterer Wandel wurde vor allem durch die Corona-Pandemie des Jahres 2020 beschleunigt. Bessere Endgeräte und Internetanbindungen ermöglichen die Nutzung von Online-Lernplattformen, Cloud-Lösungen und Videokonferenzsystemen im schulischen Alltag. Damit ergibt sich aktuell eine Situation mit großem Potenzial, aber auch nicht zu unterschätzenden Risiken.

Durch finanzielle Unterstützungsprojekte, wie den sogenannten »Digitalpakt«, werden Schulen nach und nach in allen Räumen mit digitaler Infrastruktur, von Computern über Anzeigegeräte bis hin zu WLAN, ausgestattet. Gleichzeitig verfügen fast alle Schülerinnen und Schüler über private und portable Endgeräte, wie Smartphones, Tablets, Laptops. Der Ausdruck »bring your own device« kennzeichnet diese Situation. Es gibt Leihgeräte, um eventuelle Ausstattungslücken zu decken, und je nach Konzept, »Tablet-Koffer« oder Ähnliches zur Arbeit mit digitalen Medien im Klassenraum. So verlieren die ehedem modernen »Computerräume« paradoxerweise wieder ihre Bedeutung, da viele Nutzungen nun in den regulären Klassenräumen stattfinden können.

Das Strategiepapier »Bildung in der digitalen Welt« der Kultusministerkonferenz aus den Jahren 2016 und 2017 legt sehr detailliert fest, über welche Kompetenzen in Bezug auf digitale Medien die Lernenden heute verfügen sollen. Spätestens seitdem stehen Schulen vor der Herausforderung, in Konzepten zu präzisieren, wie sie sich die »Bildung mit digitalen Medien«, aber auch die »Bildung über digitale Medien« vorstellen. Von der Architektur des Internets über soziale Aspekte, Medienkritik, Spielsucht bis zum Datenschutz ist dies eine gewaltige, aber eminent wichtige Bildungsaufgabe, die Schulen bewältigen müssen. Bedauerlicherweise stehen dafür kein eigenes Fach »Informationsund Medienkompetenz« oder zusätzliche Unterrichtsstunden zur Verfügung.

Die Nutzung von digitalen Medien für den Unterricht vor Ort oder auch zu Hause ermöglicht völlig neue, auch individuelle Lernzugänge, die das Lernen bereichern und effizienter machen können. Den sozialen Kontakt jedoch können digitale Medien weder zur Lehrperson noch zu Mitschüler*innen dauerhaft ersetzen und ihre extensive Nutzung birgt sehr wohl ernsthafte Gefahren für die psychische und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen.

Hier eine gute Balance zu finden, ist eine der großen Gegenwarts- und Zukunftsaufgaben der Schulen.¶

Am 12. Mai 1941 hatte Konrad Zuse seinen Z3, den ersten »echten«, programmierbaren, elektronischen Computer, der Öffentlichkeit vorgestellt. Das war im Frühjahr des Jahres 1981 gerade erst 40 Jahre her. Die Bedeutung dieser Erfindung sollte in den kommenden(!) 40 Jahren eine ungleich größere als in den vergangenen(!) 40 Jahren werden. Für Schüler wie mich war im Frühjahr 1981 vor allem das Ablegen der diversen Abiturprüfungen wichtig. Zum Schluss der Schulzeit war eine große Feierstunde anberaumt, bei der die frischen Abiturienten der Schule – es waren immerhin über 150 – ihre Zeugnisse erhielten. Die Jahrgangsbesten wurden gewürdigt. Vertreter der Lehrer, der Elternschaft und der Schüler hielten jeweils eine kleine Rede. Ich sprach für die Schüler, denn man meinte, diese Aufgabe fiele dem »Schüler Hofmann« ja sicher ganz leicht. Das Thema meines Vortrags war »Vermassung, Vereinsamung und Entfremdung«. Ich erläuterte, dass die – damals noch relativ neue – Struktur des Kurssystems, das die alten Schulklassen abgelöst hatte, die von Karl Marx für die Lohnarbeiter geschilderten Entfremdungsphänomene fördert. »Der Schüler ist in der Schule außer sich und außer der Schule bei sich« – so eine meiner Formulierungen. In den quasi »kontextfreien« Kursen wurde der übergreifende Sinn der Lerninhalte nicht mehr in dem Maß wie früher vermittelt, als die Lehrpersonen eine Schulklasse über Jahre hinweg »kontextsensitiv« begleiteten und prägten. Der Dreikampf »Lernen, Prüfen, Vergessen« konnte bei vom Lehrgegenstand quasi »entfremdeten« Schülern verstärkt beobachtet werden. In der zuhörenden Elternschaft gab es einige reaktionäre Elemente, die allein schon die Erwähnung von Karl Marx in meiner Rede zum Anlass nahmen, meine Ausführungen in Grund und Boden zu verdammen. Verstanden hatten sie zwar relativ wenig, aber zu einem diskreditierenden Protest sahen sie sich allemal qualifiziert.

Auf den philosophischen Weg – und damit auch zu Karl Marx – war ich damals gelangt, weil ein – weiteres – Wahlfach »Philosophie« am Gymnasium angeboten wurde. Es wurde vom späteren Direktor der Schule, Ernst Ruppert, angeboten. Wir Schüler hatten als Basislektüre das Buch von Wilhelm Weischedel »Die philosophische Hintertreppe: Die großen Philosophen in Alltag und Denken« erhalten. Im Unterricht von Ernst Ruppert wurden wir auch mit dem von Karl Raimund Popper geprägten Kritischen Rationalismus bekannt gemacht. Die Frage ist – nach Popper – nicht die absolute Korrektheit einer wissenschaftlichen Theorie, sondern was zu tun sei, wenn man eventuell Fehler in einer Theorie findet. Dieser Ansatz des Kritischen Rationalismus sollte viele Jahre später im Metier der Digitalen Ethik und der Ethik der Automatisierung eine wichtige Rolle spielen. Der kritische Rationalismus fragt danach, wie fehlerhafte Automaten als solche erkannt und verbessert werden können.

Einige Monate nach dem Abitur passierte etwas, was viele Jahre später ein »Posting« genannt werden sollte. Eine Mitschülerin hatte das Manuskript meiner Abiturrede, das ich ihr im Entwurf zwecks Kommentierung überlassen hatte, ohne Rücksprache an die Wochenzeitung »Die Zeit« geschickt. Der Zeit-Redakteur Michael Schwelien bereitete gerade die Herausgabe des Buches »Vorbereitet fürs Leben? Deutsche Abiturreden heute« vor – und meine Rede wurde darin abgedruckt. Ohne mein weiteres Zutun war das (m)eine erste echte Publikation. Zu Beginn der 2020er-Jahre würde ein Abiturient einen solchen Text einfach in ein Netzwerk stellen – dann wäre er auch von quasi »allen Leuten« lesbar.

Im Sommer 1981 war die Schule dann aus – die Schulzeit vorbei. Von bleibendem Wert waren ausgerechnet die zwei – damals eigentlich ganz nebensächlichen – Wahlfächer »Programmieren« und »Philosophie«. Sie spielten für das Arbeiten und Zurechtfinden in der kommenden Informationsgesellschaft eine wichtige Rolle.

Darmstädter Computergraphik – Symmetrien und Perspektiven (1982 – 1986)

Die neue Wissenschaft »Informatik« ist zunächst eher am Rand des allgemeinen Studien- und Hochschulbetriebs positioniert. Ein wichtiger Impuls für ihre allgemeine gesellschaftliche Wahrnehmung ist die Entwicklung von Graphik-Computern, die vielfarbig-bunte Bilder berechnen und verarbeiten können.

Auch in der ersten Hälfte der 1980er-Jahre hatte ein Abiturient den Wunsch, ein Studium zu beginnen, welches Aussichten auf eine einigermaßen zukunftsfähige und einträgliche berufliche Tätigkeit mit sich brachte. Nicht nur meine Überlegungen gingen in Richtung Physik. Der bevorstehende Ausbau der Nutzung der Atomenergie und eine Tätigkeit in einem der neuen Kraftwerke erschien vielen Abiturienten sehr lukrativ zu sein. Auch hielt ich mich hier für absolut qualifiziert – hatte ich doch in der Physik-Abiturprüfung, zum Thema der Gleichungen des Erwin Schrödinger, die Note »sehr gut« erhalten. Ich ahnte noch nicht, wie sehr sich der Wert einer solchen Leistung im Laufe des Lebens relativieren würde.

Aus reiner Bequemlichkeit kam für mich nach der Schulzeit nur der naheliegende Studienort Darmstadt in Frage. So konnte ich weiterhin zu Hause im Odenwald wohnen bleiben und täglich mit dem PKW hin und her pendeln. In Darmstadt gab es die zur Kaiserzeit gegründete Technische Hochschule Darmstadt (THD). Diese THD sollte etwa 15 Jahre später, im Oktober 1997, in »Technische Universität Darmstadt« (TUD) umbenannt werden. Umgekehrt nahmen einige nicht-universitäre Hochschulen – als Fachhochschulen ohne Promotionsrecht, aber mit der Lizenz zum Pragmatismus – nun ihrerseits eine Umbenennung in »Technische Hochschule« vor.

An der TH Darmstadt erschien damals nicht nur ein Studium der Physik, sondern auch anderer technischer Fächer ganz attraktiv zu sein. Ich war mir alles andere als gewiss, was zu tun wäre. Im Herbst des Jahres 1982 trat ich schließlich ein Studium – ausgerechnet – der Informatik an. Ein Onkel arbeitete bei der Deutschen Lufthansa und meinte: »Computer sind die Zukunft!« Vielleicht gab das den Ausschlag. Im Jahr 1982 war das Fach Informatik an der THD noch ein absoluter »second choice«. Sie erschien als ein gerade noch brauchbarer Kompromiss aus akademischem Anspruch, praktischer Umsetzbarkeit und ökonomischer Relevanz. Mit dem Studium der Informatik verband ich – für meinen Teil – damals keine besonderen Erwartungen. Ich habe sowohl das Studienfach Informatik als auch den Studienort TH Darmstadt (THD) aus absolut niederen Beweggründen gewählt. Es war sowohl ein weichenstellender Zu- als auch Glücksfall. Aber, »die Welt ist alles, was der Fall ist« – wie es ein Österreichischer Philosoph einmal auf den Punkt gebracht hat.

Im Jahr 1982 besaßen viele Studierende Autos, wie einen VW Käfer oder einen Opel Kadett. An den Autos kann der Stand der Technik im Alltag der damaligen Zeit erläutert werden. Der typische Motor war ein Ottomotor mit etwa 30 bis 40 PS. Es gab keine Servobremse oder Servolenkung, keine elektrischen Fensterheber, keinen Airbag, irgendwelche Computer waren schon gar nicht in diesen Autos vorhanden. Die Vergaser-Motoren verbrauchten verbleites Benzin – locker mehr als 10 Liter pro 100 km. Um den kalten Motor starten zu können, musste die in den Vergaser einströmende Luft mit einer Seilzug-Starterklappe namens »Choke«, der »Würgung«, zunächst begrenzt werden. War der Motor warm, konnte man den Choke wieder zurückstellen. Die Karosserien rosteten an allen Ecken und Enden. Immerhin waren diese Autos schon etwa einige Jahre benutzbar. Das modernste Auto war damals wohl der »Audi quattro« – er hatte zwar schon einen Allradantrieb, aber (noch) keinen Abgaskatalysator.

Noch auf Jahre hinaus sollte die akademische Informatik – nicht nur an der THD – von Personen geprägt werden, die irgendetwas anderes gelernt oder studiert hatten, und dann im langsam aufkommenden Boom des Metiers Informatik als Quereinsteiger auftraten. Einer der Mitarbeiter im Rechenzentrum der THD war ein gelernter Frisör, der uns – als ich später wissenschaftlicher Mitarbeiter war – am frühen Morgen im Rechnerraum durchaus die Haare schneiden konnte, so dies gewünscht wurde. Auch die meisten Informatik-Professoren an der THD waren selbstredend noch keine echten Informatiker. Studierte Elektrotechniker waren für die Praktische Informatik zuständig, die Theoretische Informatik wurde von Mathematikern vertreten. Informationstechnologie wurde damals von (vor allem männlichen) Experten für (hauptsächlich männliche) Nutzer gemacht. Der Frauenanteil in der Informatik-Professorenschaft an der THD lag bei exakt null Prozent.

Die Informatik war erst wenige Jahre zuvor überhaupt in das Portfolio der akademischen Lehre aufgenommen worden. Die THD hatte dabei allerdings eine wichtige Vorreiterrolle gespielt. Die Darmstädter Hochschullehrer Alwin Walther und Robert Piloty waren frühe Informatik-Pioniere. Es war indes nicht klar, ob sich die Informatik dauerhaft an den Hochschulen würde etablieren können. Sie hätte durchaus das gleiche Schicksal wie die einst mit vielen Hoffnungen bedachte Kybernetik erleiden und wieder in der Versenkung verschwinden können. Die THD hatte mit großem Mut eine der ersten Informatik-Fakultäten namens »Fachbereich Informatik« in Deutschland gegründet. Das war zu meinem Studienbeginn gerade erst zehn Jahre her. Der erste Doktorand in der Informatik in Darmstadt war im Jahr 1975 übrigens Wolfgang Coy, der später als Professor an der Universität Bremen und an der Humboldt-Universität zu Berlin tätig wurde. Viele Jahre später sollte, nach der Anzahl der Studierenden gerechnet, das Fach Informatik eine sehr wichtige Rolle in der akademischen Ausbildung spielen – und das nicht nur am Hochschulstandort Darmstadt.

Exkurs – Das Informatik-Lehrbuch von Koch und Rembold aus dem Jahr 1977

Wenn man das so liest, dann muss man sehen, dass in diesen frühen Jahren so etwas wie die »wissenschaftliche Literatur« der Informatik nur rudimentär existierte. Gegen Ende des Jahres 2013 würdigte man das Erscheinen eines der ersten Lehrbücher im Carl Hanser Verlag, München. Seitens des Verlags war man fast überrascht, dass die Informatik als universitäre Disziplin mit der Gründung der ersten Informatikfakultät an der TU Karlsruhe erst gut 40 Jahre alt war. Wir erleben erst seit den letzten 40 Jahren das Aufkommen der »Computerwissenschaften« in Deutschland mit allen massiven Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft.

Die unglaublich breite und schnelle Expansion eines neuen Faches und seine Durchdringung aller Bereiche wurden durch eine erste Generation von Informatikern in Gang gesetzt, die von ihrer Ausbildung her noch eher Mathematiker oder Elektroingenieure waren. In diesem Kontext war das erste, 1977 im Carl Hanser Verlag erschienene Buch zur Ausbildung von angewandten Informatikern ein Wegbereiter. Es war die »Einführung in die Informatik für Naturwissenschaftler und Ingenieure« von Günter Koch und Ulrich Rembold, wobei dem Ersteren, als »Zeitzeugen« der Geschichte der Informatik als Studienfach, das Verdienst zukommt, die Initiierung, Konzeption und den größten Teil der Texte des Buches verfasst zu haben. Dieses Pionierwerk wird bis heute verlegt und ist aktuell unter seinem Ursprungstitel lieferbar.

Es konnte sich als Lehrbuch der Informatikingenieure vieler Generationen so lange halten, weil die in den 70er-Jahren von Koch und Rembold dazu verfassten Konzepte und Grundlagen weitsichtig geplant und formuliert worden waren. Die »Einführung in die Informatik für Naturwissenschaftler und Ingenieure« gehört zu den publizistischen Meilensteinen der Informatik und ihre Autoren zu den maßgeblichen Pionieren.¶

Das Rhein-Main-Gebiet und auch die Stadt Darmstadt waren in den 1980er-Jahren noch stark vom Kalten Krieg geprägt. Wiesbaden, Darmstadt, auch Babenhausen und Aschaffenburg waren wichtige US-amerikanische Garnisonsstädte. Einen nicht geringen Teil des Frankfurter Flughafens hatte die U.S. Air Force in Benutzung. Mein Auto hatte ein recht einfaches UKW-Radio, das war meistens auf »AFN Frankfurt« (American Forces Network Frankfurt) eingestellt. Ein eher einfaches Radio war nicht so diebstahlgefährdet – teure Autoradios wurden damals gerne und öfters aus den Autos gestohlen. Der AFN residierte in der Frankfurter Bertramstraße neben dem Hessischen Rundfunk. Sonntagnachmittags lief bei AFN immer »Casey’s coast to coast«. Das war die US-amerikanische Hitparade, präsentiert von Moderator Casey Kasem.

Man kann sich den Entwicklungszustand der Informationsgesellschaft um das Jahr 1982 klarmachen, wenn man bedenkt, was es damals alles noch nicht gab und wie Studierende damit zurechtkamen. Es gab keine Mobiltelefone, zum Telefonieren musste man entweder zu Hause sein – oder aber einen öffentlichen Telefonzellen-Münzfernsprecher benutzen. Die Telefone in den Büros der THD waren für Studierende tabu. Zuhause im Odenwald hatten wir erst seit wenigen Jahren ein privates Telefon zur Verfügung. Ein Telefonapparat und sein Anschluss wurden von der staatlichen Deutschen Bundespost auf Antrag zugeteilt und quasi »amtlich« installiert. Der Telefondienst war eine staatliche Leistung, für die kein »Preis«, sondern »Gebühren« zu bezahlen waren. Dokumente wurden per Briefmarkenpost verschickt. Wenn es schneller gehen sollte, konnte man die Zustellung am Zielort per rotem »EXPRESS«-Aufkleber beschleunigen, der natürlich extra Porto kostete. Die SMS der damaligen Zeit waren umschlaglose Papp-Postkarten, die man mit bereits aufgedruckter Briefmarke im Postamt kaufen konnte. Kurze Texte ließen sich auch mithilfe von Fernschreibern »Telex« national – und auch international – elektronisch in Echtzeit verschicken.

Es gab noch keinerlei elektronische Kommunikation zwischen den Hochschullehrern der Informatik und den Studierenden. Übungsaufgaben wurden als kopierte Übungsblätter im Anschluss an die Vorlesungen ausgeteilt. Sie wurden zum Teil in Live-Tutorials von Studenten der höheren Semester betreut. Musterlösungen dazu gab es als Papier-Aushänge in den spezifischen »Schaukästen« in den Gängen der Institute – zum Ansehen oder manuellen Abschreiben vor Ort. Studien-Skripte und Materialien konnte man im Institut des Professors als Kopiervorlage ausleihen oder aber als Buch, das der Professor verfasst hatte, im Handel kaufen. Studierende erhielten einen kleinen Rabatt, wenn sie per vom Professor ausgestellten »Hörerschein« im Buchhandel nachweisen konnten, dass sie die zum Buch passende Vorlesung besuchten.

Selbst in der Informatik war die notwendige Literatur damals nur in Papierform verfügbar. Studierende konnten sie in der »Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt« ausleihen. Der Zugriff auf wissenschaftliche Arbeiten war ein ultra-langsamer Vorgang, der pro Zugriff einige Tage Zeit kostete. Manche Bücher waren ständig anderweitig ausgeliehen und standen damit faktisch nicht zur Verfügung. Zeitschriften waren oft gar nicht ausleihbar, sondern wurden nur in den Lesesaal der Hochschulbibliothek ausgegeben. Da saß man dann stundenlang und schrieb zu zitierende relevante Textstellen per Hand ab. Die einzige Alternative zur Handschrift war die mechanische Schreibmaschine. In der Stadt gab es Schreibbüros, die die handschriftlichen Vorlagen der Abschlussarbeiten und Dissertationen der THD-Absolventen mit Schreibmaschinen abtippten und in einen ordentlichen Schriftsatz brachten. Für Vervielfältigungen existierten aber schon Xerographie-Kopierer. Das waren riesige Apparate, man konnte sie per Münzeinwurf in Betrieb nehmen. Sie standen an zentraler Stelle in der Nähe der großen Hörsäle. Kopien waren teuer – der Preis von einer D-Mark pro Seite war nicht ganz unüblich.

In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre gab es noch lange nicht das, was später als »Social Network« oder als »Messenger Service« bekannt werden sollte. Daher war die Kommunikation in der Studentenschaft noch sehr viel mehr als in den 2010er-Jahren, oder gar zu Beginn der 2020er-Jahre, auf persönlicher Präsenz basierend. Dauernd war irgendwo ein »Happening« oder ein »Event« fällig. Angekündigt werden konnte das damals nur per Plakataushang oder über das Verteilen von Handzetteln, also nicht elektronisch. Die Mensa war in der Regel den ganzen Tag über sehr gut besucht, also nicht nur zur Nahrungsaufnahme. In der Mensa traf man sich als Peer-2-Peer-Lerngruppe zur Bearbeitung von Übungsaufgaben und Klausurvorbereitung. Man erklärte sich die Lehrgegenstände gegenseitig. Man kann ja durchaus zufrieden sein, wenn es gelingt, den Kommilitonen einen Sachverhalt zu erklären. Denn wenn man etwas erklären kann, dann müsste man es auch selbst verstanden haben.

Die Studierenden waren in einem hohen Maße politisch organisiert. Wenn Hochschulwahlen anstanden, dann gab es für die studentischen Vertretungen in Senat oder Fachbereichsrat Bewerberlisten des »Marxistischen Studentenbunds Spartakus« (DKP-affin – DDR-UdSSR-orientiert), der »Hochschulorganisation Kommunistische Studenten« (KPD/ML-affin – albanisch orientiert), einer »Kommunistischen Hochschulgruppe« (KBW-affin – China-orientiert), des »Sozialistischen Deutschen Studentenbunds« (SPD-affin), des »Liberalen Hochschulverbands« (FDP-affin – einige Leute firmierten meiner Erinnerung nach noch unter dem schönen Kürzel LSD – Liberaler Studentenbund Deutschland) und natürlich des »Rings Christlich-Demokratischer Studenten RCDS« (CDU-affin). Hinzu kamen Studentenvereine, die ihre Nationalität mit einer politischen Botschaft verbanden und dahingehend politisch-missionarisch auftraten. Das war damals etwa bei Studierenden aus dem Iran oder aus Vietnam der Fall.

Das »health management«, eine »Gerechte Sprache« und die »political correctness« waren für die Studierenden noch nicht erfunden. In der Mensa waren alkoholische Getränke absolut üblich, und geraucht wurde dort auch. Zigaretten wurden von Werbeleuten in kleinen Dreier-Päckchen am Eingang der Mensa an die Studierenden verschenkt – zum Probieren. Das krasseste technische Lifestyle-Feature des damaligen modernen Lebens war der »Sony Walkman«, mit dem man unterwegs Tonbandkassetten hören konnte. Michael Jackson hatte mit »Thriller« einen Hit und in Deutschland kam Nena mit »99 Luftballons« gerade groß heraus. Ich fand diese Art von Musik nicht so sehr spannend, sondern eher die Neue und Elektronische Musik. Auch die surrealistische Lyrik von Bob Dylan (»Gates of Eden, Desolation Row«) war faszinierend.

Ich hielt es – und halte es immer noch – generell für einen schweren Irrtum, anzunehmen, dass das Hören von Musik vor allem der Erholung dienen solle. In Darmstadt spielte im SV-Darmstadt-98-Fußballstadion am Böllenfalltor im September 1984 eine Band namens »The Police«. Deren Musiker Sting und Andy Summers kannte ich von Eberhard Schoener und seiner Art (»Video Magic«) der Elektronischen Musik. Der Kartenverkauf am Eingang hatte seine Stellung aufgegeben, denn keiner wollte damals in Darmstadt so etwas wie »The Police« hören. Man ließ uns, wie alle anderen zufällig vorbeikommenden Passanten, gerne gratis zum Konzert, damit es wenigstens ein paar Zuhörer gäbe. Vorne auf der Bühne zeigte Sting zum sichtbaren Mond und fragte das Publikum: »can you see the moon?«, um dann mit seinem Lied fortzufahren:

»Giant steps are what you take,

Walking on the moon,

I hope my leg don’t break,

Walking on the moon,

We could walk forever.«

Ist das der Zeiten eigener Geist, den man den Geist der Zeiten heißt? Wie wäre der Eintrittskartenverkauf wohl verlaufen, wenn damals schon Facebook und Twitter verfügbar gewesen wären?

Im Jahr 1981 stellte die Firma IBM einen »Portable Computer« PC vor. Damit wurde auf ein Angebot reagiert, dass eigentlich schon seit 1977 auf dem Markt war, nämlich die »Personal Computer« der Firma Apple – die hießen auch »PC« und das schon länger. IBM hatte sich, wie andere Großrechnerhersteller der damaligen Zeit, mit Skepsis die Frage gestellt, wozu in aller Welt ein Mensch einen »persönlichen Rechner« auf seinem Schreibtisch brauchen könnte. Wofür sollte ein solcher PC wirklich gut sein? Was sollte denn damit bitteschön berechnet werden können – oder gar müssen? Man ging deshalb das Thema PC seitens IBM ein wenig halbherzig an. Ein eigenes PC-Betriebssystem wollte IBM nicht entwickeln, man ließ sich deshalb ein »Disc Operating System« (DOS) von einem Jungunternehmer namens Bill Gates liefern.

Professor Dr. Thomas Wolf, Berlin

Exkurs – Die IT-Abteilung und ihre Leitung im Wandel der Zeit – Der PC auf dem Schreibtisch erscheint

Wenn man das so liest, dann muss man wissen, dass der »Computer am Arbeitsplatz« sozusagen über Umwege eingeführt worden ist. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre bahnte sich in der wissenschaftlichen Welt – nicht nur bei meinem damaligen Arbeitgeber Merck in Darmstadt – eine Revolution in der IT an. Man könnte sagen, dass die langen Anwendungs-Entwicklungszeiten und die langen Antwortzeiten der Zentralrechner durch eine quasi »Guerilla-Taktik« überwunden werden konnten. Die Beschaffung und Inbetriebnahme von komplexen und teuren Messgeräten in den Laboren erforderte eine dezentrale IT zu deren Steuerung und Betrieb. An diesen Geräten gab es eigene Prozessrechner.

Diese relativ kleinen betrieblichen Prozessrechner sollten später als »PC« bekannt werden. Sie konnten als Laborausstattung »under cover« an der zentralen IT vorbei als Auswerteeinheiten beschafft werden. Ihre Kosten galten nicht als IT – sondern als Labor-Kosten und fielen daher nicht weiter auf. Aber man konnte – welch ein Wunder – damit alles Mögliche machen, wofür man vorher die Leistungen der zentralen IT brauchte. Allerdings reagierte das zentrale IT-Management wenig zielführend. Statt diese Entwicklungen der dezentralen IT zum Nutzen des Unternehmens zu kanalisieren, sah es seine Aufgabe vor allem darin, die dezentralen Beschaffungswege zu behindern. Es sollte möglichst die »ganze IT« weiterhin auf den bewährten Produkten der Firma IBM basieren.

Ein – wie es auf dem Gehäuse steht – »Personal Computer« des Fabrikats Casio. Er ist mittels BASIC programmierbar, hat eine Tastatur und einen kleinen graphischen Bildschirm. Abgebildet ist das Exemplar, das ich mir ungefähr im Jahr 1983 zum Beginn des Studiums gekauft hatte.

Diese erste Generation der Rechenzentrumsleitung, die »Chief Information Officers« (CIOs), hatten vor allem die beiden Aspekte der Technik und der Kosten im Blick. Solange alles zentral lief, war dieses CIO-Monopol der Technik und Kompetenz unangreifbar. Es erodierte stark ab Mitte der 1980er-Jahre, spätestens mit der Verbreitung der PCs. Mit der explosionsartigen Verbreitung der PCs begann die große Zeit der dezentralen IT, die scheinbar viel billiger war als die zentrale. Der Aufwand für Entwicklung und Betrieb wurde von Anwendern nebenher erledigt, und deren Gehälter tauchten nicht als IT-Kosten auf. Einige »PCs« erreichten die Leistungsfähigkeit von kleinen dezentralen Rechenzentren.

Auf der Herstellerseite hatte diese Entwicklung einen massiven Umbruch zur Folge. Die Zeit des Quasi-Monopols der IBM endete, es folgte der Aufstieg von Firmen, wie erst HP, dann auch Microsoft, Compaq oder auch Dell. Apple betrat den Weltmarkt. Andere Firmen, wie etwa Digital Equipment, verschwanden ganz.

Nach der Erosion und dem Wandel der IT von zentral zu dezentral in den 1980er-Jahren konnte man einen ähnlichen Effekt in den 2010er-Jahren beobachten. Diesmal erfolgte eine Erosion der IT von dienstlich zu privat. Der Grund hierfür war das Aufkommen der Smartphones und die damit verbundene unmittelbar personenbezogene IT. So erfolgte etwa die Kommunikation zwischen Beschäftigten untereinander und wiederum mit der Kundschaft über Apps der – notabene privat beschafften – Smartphones. Auf der Herstellerseite wurde diese Zeit des »bring your own device« vor allem von der Firma Apple und ihren Produkten maßgeblich mitgestaltet.¶

Im Informatik-Grundstudium der Jahre 1982 bis 1984 hatte man in aller Regel keinen eigenen PC zur Verfügung. Denn ein solches Gerät war noch ziemlich teuer in der Anschaffung. Ein Computer, den man sich eventuell leisten konnte, war seit dem Ende der 1970er-Jahre in der Form von programmierbaren Taschenrechnern verfügbar. Es gab auch bereits die sogenannten »Taschencomputer«, »Pocket Computer« (PC), die mit BASIC programmierbar waren. Sie kamen etwa ab dem Jahr 1982 in den Verkauf und kosteten einige Hundert D-Mark. Solche Geräte konnten sich Studierende durchaus leisten. Sie waren für die Lösung ingenieurmathematischer Probleme ganz hilfreich.