Glück allein genügt nicht! - Reiner Dittrich - E-Book

Glück allein genügt nicht! E-Book

Reiner Dittrich

0,0

Beschreibung

Reisen in ferne exotische Länder, arbeiten, wo andere Urlaub machen, Abenteuer an beeindruckenden Naturschauplätzen weltweit bestehen: Wer träumt nicht von solch einem Leben? Doch Reiner Dittrich, Projektmanager im Entwicklungsdienst a. D. stellt in diesem Buch klar: Dieses und mehr kann jeder erreichen, der sich Ziele setzt, die ambitioniert genug sind und Schritt für Schritt darauf hinarbeitet. In seiner Autobiografie berichtet der heute 74-jährige Technische Betriebswirt von organisatorisch-diplomatischen Glanzleistungen und leidenschaftlichen Begegnungen in Zeiten internationaler politischer Umbrüche. Er nimmt uns mit auf spannende Expeditionen nach Asien, Afrika und Europa und zeigt, wie man mit der nötigen Entschlossenheit und Zielstrebigkeit auch unter widrigsten Bedingungen zum Schmied seines eigenen Glückes werden kann, getreu dem Motto: "Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!"

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 158

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Lebe jetzt – und tue was du willst!
Der Entschluss
Marine – der erste Schritt,
Wem Gott will rechte Gunst erweisen
Wieder so ein mutiger Entschluss
„Blanke“ Lust, statt blanker Hans
Ein Kühlschrank auf Abwegen
Tigerjagd statt Kühlschrank
Mahandri
Mit Maggie im Paradies
Ein paar neue Schuhe mit Zugabe
Weiter auf dem Weg rund um den Globus
Ein kurzes Wiedersehen mit Sylvia
Entschlossenheit – der nächste Schritt,
Mit Anzug und Krawatte in den 7. Stock
Die schöne Bettina, Hauptfach neben BWL
1973 – Brief – Maggie – Gedanken
Die falsche Entscheidung –
Wieder mal eine positive Entscheidung
Glück gehabt?
Liebe mit Umwegen oder:
Endlich angekommen – mein Traumjob
Wie Abenteuer von innen aussehen
Warum tue ich das?! –
Noch einmal (fast) ein Neubeginn:
Ein Gesundheitscheck der besonderen Art
Ein Fazit und eine Zwischenbilanz
Abschied vom Berufsleben
Rede beim Ausscheiden aus der GTZ (2000) –
Die Alpenüberquerung
Vielleicht so etwas wie ein Fazit

Reiner Dittrich

Glück allein genügt nicht!

Impressum

Alle Rechte vorbehalten

© 2016 Laudatio Verlag, Frankfurt am MainAutor: Reiner DittrichLektorat: Andreas Grunau

Korrektorat: Manfred Enderle

Umschlagbilder: © byrdyak, © subinpumsom (fotolia.de)

Wenn nicht anders bezeichnet: © Reiner Dittrich

Map of Europe: © Carlosblh, Africa: © Andreas 06,

Russia © carol, USA © Spitfire 19, India © Shinas,

Greece © SilentResident,Philly boy92, (wikimedia.org) www.laudatio-verlag.de

Lebe jetzt – und tue was du willst!

Es gibt viele unglückliche Versuche, glücklich zu werden. Doch Glück allein genügt nicht, um glücklich zu werden. Viele dieser alten – uralten – Weisheiten von Zarathustra und Konfuzius habe ich gelesen und versucht zu verstehen, auf mich zu beziehen. Mein Ergebnis ist: Mach es doch einfach! Tue, was du willst.

Aber was willst du?! Stelle dich vor den Spiegel und frage dich das jeden Tag und immer wieder: „Was will ich? Nehme ich die Treppen oder den Fahrstuhl, laufe ich heute bei miesem Wetter meine zehn Kilometer oder warte ich, bis die Sonne mal wieder scheint? Muss ich dem aktuellen Trend hinterher jagen, das neueste Handy besitzen, nur weil andere es schon haben, oder erfüllt das alte noch voll und ganz meine Bedürfnisse?

Bestimme ich, was ich will – oder bestimmen andere, das Wetter, die Medien, meine Freunde, die Umwelt, was ich zu tun habe? Bin ich Fatalist oder Determinist? Kann ich eh nichts ändern? Bin ich schon ein toter Fisch, der nur noch mit der Strömung treibt oder bestimme ich die Richtung?“In der modernen Welt mit dieser Flut an Medien – die alle nur Geld an uns verdienen wollen – geht es immer nur darum, mir zu suggerieren, was ich tun soll, damit sie davon profitieren.

Man muss nicht zurückgezogen und alleine im Wald leben, sich Stöpsel in die Ohren stopfen oder sich Scheuklappen anlegen, um seine Persönlichkeit zu leben, sich Wünsche zu erfüllen, möglichst frei zu sein von Manipulationen. Im Gegenteil: Gestalte dein Leben nach deinen Vorstellungen! Nutze die Chancen, die dir heute geboten werden! Mach dich frei von dem, was andere von dir wollen, von dir erwarten, von dir verlangen!

Ich habe mal einer Frau geantwortet, als sie mich anflehte: „… aber ich brauche dich doch!“

„Wieso und wozu brauchst du mich? Mach dich stark, dann brauchst du mich nicht.“

Der einzige Mensch, den du wirklich brauchst, bist du selbst. Schon in der Bibel heißt es: „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.“ Nur wenn du dich selbst liebst, kannst du andere lieben, nur wenn du selbst stark bist, kannst du Schwachen deine starke Schulter anbieten, nur wenn du schwimmen kannst, kannst du Ertrinkende retten.

Diese Einstellung ist kein Egoismus, denn egoistisch zu sein bedeutet, zulasten und auf Kosten anderer zu leben. Nein, das meine ich aber nicht.

Das besser passende Wort lautet: selbstzweckorientiert. Ich setze voraus: „Der wichtigste Mensch bin ich.“

Also: Glaube an dich! Steck dir jeden Tag kleine, neue Ziele, – auch solche, die dir zunächst unerreichbar erscheinen! Auch wenn du sie vielleicht erst in einigen Jahren, Jahrzehnten erreichen wirst. Behalte sie im Kopf, in Erinnerung, sie geben dir den nötigen Antrieb für den heutigen Tag, die nächsten Tage, Wochen und dafür, dein Ziel irgendwann tatsächlich zu erreichen.

Mit 16 wollte ich die Welt umrunden, einmal um den Globus. Damals völlig unvorstellbar. Bereits mit 26 war ich einmal rund um den Erdball und hatte mir diesen Traum erfüllt! Als 18-Jähriger hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, irgendwann einmal in die „Etosha-Pfanne“ in die damalige Republic of South Africa (heute: Namibia) zu reisen.

Im Alter von 72 Jahren war ich dann tatsächlich dort gewesen. Warum ich dorthin wollte, hatte ich zwischenzeitlich längst vergessen. Und was habe ich dort gesehen? Nichts! Nichts als eine Salzebene, 120 mal 60 Kilometer, 7200 Quadratkilometer, 13-mal größer als der Bodensee. Egal, ich war dort, ich hatte mein Ziel erreicht.

Darum geht es: Setz dir Ziele, viele kleine jeden Tag und auch große. Jedes Ziel, das du dir steckst und erreichst, macht dich reicher, stärker und selbstbewusster:

„Heute habe ich wieder die vier Etagen zu meinem Büro zu Fuß bewältigt – und nicht den Fahrstuhl genommen. – „Ich habe mir heute nicht die Zigarette direkt nach dem Essen angesteckt, wie sonst immer, sondern erst eine Stunde danach.“ – „Ja, ich habe es gemacht und ich bin stolz auf mich! Wieder ein kleiner Sieg!“

Und Siege, mögen sie auch noch so klein sein, machen stolz – und glücklich.

Natürlich gehört zum Glücklichsein auch ein bisschen Glück. Das Glück, in einem Land geboren worden zu sein und aufwachsen zu können, das nicht, wie viele andere Länder, wie etwa Bangladesch oder Nigeria von Hunger, Dürre und Krieg gezeichnet ist. Das Glück, weitestgehend gesund und unversehrt an Leib und Leben sein zu dürfen. Das Glück, von vernünftigen Eltern abzustammen, mit mittlerer Intelligenz und einer normalen durchschnittlichen körperlichen Gestalt ausgestattet zu sein. Manche glauben auch, dass es Glück sei, zum Beispiel im Sternzeichen Zwillinge mit Aszendent Waage geboren zu sein oder das Pech zu haben, als erstgeborener Sohn nach drei älteren Schwestern das Licht der Welt zu erblicken.Reiche Eltern zu haben ist keine Voraussetzung, um glücklich zu sein. Im Gegenteil, es kann eine unerträgliche Last oder eine Verführung zum Unglück sein, eine Verführung zum Müßiggang.

Was bezeichnen Sie für sich als Glück in Ihrem Leben?

Ich möchte Sie mit meinen folgenden Aufzeichnungen einladen, ein paar Erinnerungen aus meinem Leben mit mir zu teilen und anschließend selbst zu urteilen: War das alles nur pures Glück oder haben meine Entscheidungen und entschlossenen Handlungen einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, dass ich heute, im fortgeschrittenen Abschnitt eines reichen und erfüllten Lebens, von so vielen Momenten des Glückes berichten kann?

Vielleicht entdecken Sie ja die eine oder andere Parallele zu Wegkreuzungen oder Umwegen in Ihrem eigenen Leben? Oder Sie bekommen Lust, den einen oder anderen Weg, den ich in meinem Leben zum Glück eingeschlagen habe, auf Ihre eigene Art und Weise selbst zu verfolgen? Haben Sie den Mut, sich eigene Ziele zu setzen. Dann hätte sich das Aufschreiben meiner Lebenserinnerungen für mich noch einmal mehr gelohnt und Sie könnten ebenso wie ich feststellen: „Es geht nicht darum, dem Leben mehr Tage zu geben, sondern den Tagen mehr Leben.“ (Cicely Saunders)

Der Entschluss

Von meinem Schraubstock in der Lehrwerkstatt der Werkzeugmacherei – Herzstück jedes Produktionsbetriebes – sah ich auf die lange Werkbank mit den Gesellen. Vorn die Jung-Gesellen, hinten mit 63 Jahren Emil, der Alt-Geselle. Alle im „Blaumann“, dem klassischen blauen Arbeitsanzug. Ganz hinten, am Ende der Werkstatt befand sich die Glasbude, darin Meister Schürmann im grauen Kittel.

Ab und zu kam jemand im weißen Kittel aus dem Zeichenbüro und brachte neue Pläne oder Zeichnungen, die Meister Schürmann dann prüfte und an einen Gesellen weitergab. Ganz selten kam ein Herr im Anzug mit Krawatte. Dann wurde getuschelt: „Der Herr Ingenieur!“

Das wollte ich auch erreichen. Ich wollte später einmal der Mann mit Anzug und Krawatte sein.

Doch wenn sich nichts veränderte, sollte meine Zukunft anders aussehen: Ich dürfte mich die nächsten 40 bis 45 Jahre an der langen Werkbank langsam immer einen Platz weiter nach hinten dienen.

Nein, dazu war ich nicht geschaffen.

Die Angestellten im weißen Kittel und im Anzug kamen und gingen durch die Tür ins Hochhaus. Wir, die aus der Werkstatt, gingen durch das Werkstor. Ja, ich wollte auch durch die Tür ins Hochhaus gehen. Dies zu erreichen, war ich fest entschlossen!

Marine – der erste Schritt,

vielleicht der wichtigste

Meine Lehre hatte ich mit gut bzw. sehr gut bestanden und war mit 17 ins wehrpflichtige Alter gekommen. Der Abschied vom Leben als Jugendlicher, der Übergang zum Mann fiel mir schwer. Ich hatte Pickel und mein krauses, wildes Haar eignete sich nicht zur Elvis-Locke. Mit meinem Freund Jimmy, der eigentlich Frank Peter heißt, fuhren wir mit unseren Rädern richtige Radrennen – eine Not, denn unsere Eltern erlaubten uns kein Moped. Das war gut so, denn so gerieten wir nicht in kleinkriminelle Cliquen, die Autos knackten und andere Straftaten begingen.

Jimmy und ich beschlossen, uns freiwillig zur Bundeswehr zu melden und nicht zu warten, bis man uns zu den „Grauen“ holen würde. Jimmy wollte unbedingt zu den Fallschirmspringern, ich zur Marine, weil ein Onkel von mir bei der Marine war und mir erklärt hatte, dass man bei der Marine das beste Essen, die schickste Uniform und das meiste Geld bekäme. Außerdem reizte mich die Möglichkeit, fremde Länder zu bereisen.

So bewarb ich mich und wurde zur dreitägigen Musterung nach Wilhelmshaven eingeladen. Mit wenig Hoffnung, denn ich hatte inzwischen erfahren, dass zwei Drittel aller Bewerber durchfielen. Es gab einfach noch zu wenig Schiffe im Verhältnis zu der Menge an Anwärtern. Doch ich wurde genommen. Glück gehabt?

Gerade 18 Jahre alt geworden, fuhr ich also am 30. Juni zur Grundausbildung nach Glückstadt an der Elbe. Es folgten drei sehr harte Ausbildungsmonate in einem heißen Sommer. Hat man uns schikaniert, geschliffen? Nein! Provoziert, ja! Ich war durch mein Radfahren topfit und entschlossen, diese Ausbildung zu überstehen. Ja, man wollte auch aussortieren. Doch wir waren ja freiwillig hier und hätte man mich heimgeschickt, wäre das für mich eine Niederlage gewesen.

Nach der Grundausbildung, die mir alles abverlangt hatte, und dem ersten technischen Lehrgang von noch einmal drei Monaten in Kiel gab es über Weihnachten den ersten Urlaub in Bielefeld.

Ich ging einen alten Freund besuchen, dessen Eltern einen Friseursalon hatten. Als ich den Laden betrat, sah ich ein Mädchen, das gerade damit beschäftigt war, den Fußboden zu wischen. Ich wollte sie fragen, wo ich den Juniorchef finden könne, doch als sie mich ansah, vergaß ich meine Worte. Sie hatte grüne Augen, wunderbar rote Haare und eine Haut fein wie Samt, zart wie Pfirsich. Ich muss sie angestarrt haben, als sei sie ein außerirdisches Wesen, doch sie schaute mit ihren grünen, klaren Augen einfach nur zurück. Plötzlich wurde sie verlegen und blickte hinab auf den Scheuerlappen in ihrer Hand. Es war ihr sichtlich peinlich, dass ich sie bei dieser niedrigen Arbeit antraf.

„Was möchten Sie, bitte?“

„Ach, äh, ich möchte zu Herrn L.“

„Gehen Sie bitte durch, er ist in der Wohnung.“

Ich fragte meinen Freund, wer das Mädchen sei, das draußen den Fußboden scheuerte.

„Sie ist Kosmetikerlehrling im zweiten Jahr. Tolles Mädchen, was? Habe sie auch schon ein paar Mal eingeladen, wird aber zu Hause sehr streng gehalten. Gefällt dir wohl? Übermorgen geben wir für die Angestellten eine Weihnachtsfeier. Wenn du willst, lade ich dich ein, wir haben eine Menge netter Mädchen.“

„Mich interessiert im Moment nur diese eine.“

Auf jeden Fall saß ich zwei Tage später bei der Weihnachtsfeier neben ihr. Ihr Name war Sylvia.

Es fiel mir schwer, ein Gespräch mit ihr anzufangen. Obwohl ich sonst anderen Mädchen gegenüber immer sehr aufgeschlossen und nicht schüchtern war, verspürte ich eine eigenartige Befangenheit. Zum Glück brachte mein Freund das allgemeine Gespräch schließlich auf mich. Zwar erzählte er etwas übertrieben, dass ich einer von wenigen Bewerbern sei, die man bei der Marine angenommen hatte. Er lobte meine früheren sportlichen Leistungen, meinen Mut aus der Jungenzeit und meine Ausdauer, Dinge zu tun, die ich mir einmal vorgenommen hatte. Mir war das nicht angenehm, dass er mich vor all den Mädchen in so ein Licht stellte. Was mochten die von mir denken? Sollte ich mal eine näher kennenlernen, könnte ich sie vielleicht zu schnell enttäuschen.

Die ganze Zeit hatte die kleine Kosmetikerin neben mir gesessen und mich angehimmelt. Als die Unterhaltung dann endlich wieder auf ein anderes Thema wechselte, fragte sie mich nach Einzelheiten und so entstand doch noch ein flüssiges Gespräch mit ihr. Bevor wir uns verabschiedeten, verabredete ich mich mit ihr für einen der nächsten Tage.

In den folgenden zwei Wochen Urlaub holte ich sie hin und wieder abends vom Geschäft ab, wir gingen spazieren oder saßen in einem kleinen, netten Lokal. Aber immer musste sie schon um zehn Uhr zu Hause sein.

Noch nie zuvor hatte ich ein Mädchen so gerne geküsst wie sie. Nun ja, ich hatte ja auch kaum Erfahrung. Ihre Küsse waren voller Zärtlichkeit und Verlangen. Aber es blieb nur bei diesen Küssen und als ich schließlich an Bord ging, schrieb sie mir Briefe, mit roter Tinte auf grünem Papier, voller Liebe und Sehnsucht.

Anfang Januar trat ich mein erstes Bordkommando in Cuxhaven beim „Ersten Ausbildungsgeschwader“ auf der „Bremse“ an. Drei Monate lang sollten wir mit 150 Kadetten mehrere europäische Länder besuchen. Genau am 12. Januar fuhren wir durch den Nord-Ostsee-Kanal nach Kiel in den Tirpitzhafen ein und am 15. Januar liefen wir von dort zu unserer ersten Auslandsreise aus. Auf dem Pier spielte bei miesem Schneeregen die Kapelle „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt“. Gott würde mir in meinem Leben wahrlich noch viel Gunst erweisen! Doch das konnte ich an diesem Tag noch nicht ahnen. Ja, ich gebe es zu, ich hatte Tränen in den Augen und musste mehrfach schwer schlucken.

Wem Gott will rechte Gunst erweisen

Unser erster Hafen war Karlskrona in Schweden. Es war fürchterlich kalt. Ohne Eisbrecher wären wir gar nicht in den Hafen gekommen. Sehr herzlich und mit großer Ankündigung wurden wir im kühlen Schweden empfangen.Meine zunächst dreijährige Verpflichtung hatte ich noch mal um drei Jahre verlängert. Es war eine wilde Zeit mit viel Bier, rauen Seefahrten bei Sturm, Eis und Schneetreiben, Tag- und Nachtfahrten mit bis zu 40 Std. ohne Schlaf. Fahrten bis an die Grenze der Sowjetunion zu den Inseln Dagö und Ösel, dem heutigen Estland.

Ich fuhr zunächst drei Monate auf einem Ausbildungsschiff, dann auf verschiedenen Schnellbooten, hauptsächlich in der Ostsee. Später zwei Jahre auf der Fregatte „Augsburg“. Dazwischen machte ich immer wieder Fortbildungen und technische Lehrgänge. Als junger Mensch hatte ich gelernt, Verantwortung für Material und für Menschen, „Untergebene“, zu übernehmen.

Trotzdem wusste ich nach den sechs Jahren immer noch nicht genau, was ich anschließend machen wollte. Die Stimmung bei der Marine war nicht mehr so toll; wir fühlten uns nicht mehr als „Auserwählte“, es gab inzwischen auch „Gezogene“ auf dem Schiff, was für das Klima nicht gut war.

Wieder so ein mutiger Entschluss

Nach sechs Jahren Dienstzeit hatte ich also die Wahl zwischen einer Abfindungssumme oder der Erlangung der Fachschulreife. Ich entschied mich für die Weiterbildung. Dazu bekam ich in den letzten 18 Monaten mehrere Wochen dienstfrei und musste nach Ablauf meiner Dienstzeit anschließend noch für drei Monate in Cuxhaven auf die Bundeswehrfachschule gehen, um schließlich meinen Fachschulabschluss zu machen. Das tat ich gern und es war, wie sich später herausstellen sollte, eine kluge Entscheidung. Doch was nun?

Ich erfuhr, dass der Deutsche Entwicklungsdienst DED junge qualifizierte Menschen für zwei Jahre ins Ausland vermittelt. Ich bewarb mich und musste etwa 20 Seiten Bewerbungsunterlagen ausfüllen. Kurz darauf wurde ich aufgefordert, mich in Hamburg im Tropeninstitut auf Tropentauglichkeit untersuchen zu lassen. Ich wurde in allen Punkten für tauglich befunden und im Oktober zu einem dreitägigen Einstellungstest nach Bad Godesberg eingeladen. Ich wurde genommen. Glück gehabt?

„Blanke“ Lust, statt blanker Hans

Ein wichtiger Abschnitt in meinem Leben ging zu Ende und auch der Abschied von Dagmar rückte näher. Dagmar war ein etwas burschikoses Mädchen. Sie war gerade aus Frankreich zurück, wo sie ein Jahr als Au-pair-Mädchen tätig war, und sie arbeitete jetzt in der Cuxhavener Niederlassung einer Hamburger Brauerei. Kennengelernt hatten wir uns gut ein Jahr vor Ende meiner Dienstzeit bei der Marine.

Cuxhaven mit der „Alten Liebe“ und den Ortsteilen Döse und Duhnen ist im Sommer ein beliebter Urlaubsort. In den Sommermonaten gingen wir – meine Freunde und meistens Dagmar als einziges Mädchen – so oft es ging an den Strand. Mein Freund Ali, der eigentlich Albert heißt, ein kräftiger Kerl, der nur Einsen in der Schule schrieb, nahm mich artistisch stehend auf seine Schultern und so gingen wir am Strand entlang, bis Ali ein paar Mädchen sah. Dann stolperte er und ich purzelte von ganz oben herunter, direkt zwischen die Mädchen. Ein Riesenspaß, den wir in der Folge, so oft es ging, wiederholten.Wegen dieser und anderer netter Scherze, die ich mir mit den Mädchen erlaubte – wobei ich aber nie ordinär oder gar aufdringlich wurde –, war ich in Cuxhaven bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Jeder – oder jede – kannte auch mein Auto: ein weißer VW-Käfer, Kennzeichen: CUX-N 9.

Nach besonders heißen Tagen, in milden Nächten, gingen wir nachts baden – wenn bei Flut Wasser da war. Wir zogen uns aus – viel hatte man ja nicht an –, deponierten unsere Sachen in einem Strandkorb und rannten ins Wasser. Ein bisschen planschen, viel lachen und Spaß und zurück in den Strandkorb. Wir umarmten uns und versuchten, uns trocken zu reiben. Dagmar setzte sich auf meinen Schoß, doch ich konnte nicht in sie eindringen: Uns war es zu kalt.

Sie sprang von meinem Schoß, kniete sich vor mich auf die Fußstütze des Korbes und sagte: „Komm, ich wärme dich ein bisschen.“

Ich fasste es nicht. Das hatte ich noch nie erlebt. Ich holte ganz tief Luft, hielt sie an und zog den Bauch ein. Das Gefühl in der Lendengegend war unbeschreiblich. War es Lust, war es Schmerz, war es gut, war es böse?

Sie stand auf, gab mir einen flüchtigen Kuss und sagte:

„Das hab ich in Paris gelernt. Komm, lass uns anziehen, mir ist kalt.“

Dagmar war eine Frau, die gern mal energisch die Führung übernahm. Aber sich auch gern willenlos hingab. „Mach es mir, mach, was du willst“, sagte sie dann. Doch meistens waren unsere Spielchen ausgeglichener Natur.Einmal, als ich sie von zu Hause abholte – sie wohnte im Haus ihrer Eltern, aber in einer eigenen kleinen Wohnung –, kam ich zu früh. Sie sagte: „Ach, du bist schon da? Ich wollte mir gerade noch die Beine etwas rasieren.“

„Das kann ich doch machen“, sagte ich frech.

„Dann hättest du eher kommen müssen.“

„Dann komme ich nächstes Mal eher.“

Also kam ich, wie verabredet, zwei Wochen später eher. Sie war im Bademantel. „Die Haare müssen erst eingeweicht werden.“

Sie ging und ließ Wasser mit viel Schaum in die Wanne einlaufen. Ich hatte umsichtig mein Rasierzeug mitgebracht und am Wannenrand bereitgelegt.

„Ordentliches Werkzeug“, bemerkte sie.

Wir kletterten in die Wanne und tauchten in den Schaum. Unter Wasser war alles warm und weich.

Es war deutlich angenehmer als in der kalten Nordsee. Nach einer Weile streckte sie ein Bein aus dem Schaum und legte ihren Fuß auf meine Schulter: „Und nun? Ans Werk!“