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Die Insel der Schönen und Reichen. Hippie-Hochburg. Unwiderstehliches Pauschalreiseziel. Und die ultimative Party-Destination. Mit Schlagwörtern dieser Art ist es der Tourismusindustrie in der jüngeren Vergangenheit gelungen, Ibiza permanent im Gespräch zu halten. Und natürlich ist an all den Begriffen etwas Wahres dran. Gleichzeitig aber greifen alle Versuche einer Kategorisierung zu kurz, denn die Baleareninsel ist auch heute noch ein Sehnsuchtsziel. Wer das Eiland auf eigene Faust erkundet, kann sich der Magie kaum entziehen. Auch in der Gegenwart scheinen viele Ecken der Insel noch weitgehend unberührt – vor allem in der Nebensaison, wenn das Erholungspotenzial am größten ist. Von März bis Mai lädt der Nordosten Ibizas zu herrlichen Wanderungen. Die rote Erde der Insel, die mit Olivenbäumen bewachsen ist, der Duft nach Rosmarin, den Frühlingsblumen und dem Salz des Meeres, das intensive Blau des Himmels, die überraschend hügeligen Landschaften, die oft in Form ruppiger Klippen ins Meer abfallen, dazu die changierenden Farbtöne des Wassers, all dies ist ein Fest für die Sinne. Sogar im Hochsommer lassen sich mit ein wenig Anstrengung im Norden und Osten der Insel noch Badebuchten finden, die ein wenig an die Abgeschiedenheit erinnern, in der sich das Eiland bis weit ins 20. Jahrhundert befunden hat. Die Entwicklung des Tourismus bringt natürlich keineswegs nur Nachteile mit sich. So sind die kulinarischen Angebote auf Ibiza besser denn je zuvor. Von der einfachen Inselküche bis zum angeblich teuersten Restaurant der Welt ist die Auswahl enorm. Ähnlich breit gefächert sind die Auswahlmöglichkeiten bei den Unterkünften, wobei vor allem die sogenannten Agroturismos herrlich sind: umgebaute Fincas, die oft fernab von der Zivilisation hohen Komfort bieten. Zu guter Letzt bliebe da die herrliche Inselhauptstadt. Weit über 2000 Jahre alt und spektakulär auf einem Hügel gelegen, besitzt Eivissa alle Vorzüge einer mediterranen Stadt. Als wäre das noch nicht genug, ist die Nachbarinsel mit der Fähre schnell erreichbar. Dabei hebt sich Formentera mit seinen langen Stränden, einer Wasserfarbe, die an die Karibik erinnert, charmanten Ortschaften wie Sant Francesc und einer sehenswerten Steilküste derart von Ibiza ab, dass man dort ohne Weiteres einen gesonderten Urlaub verbringen kann. Weil zudem das Wetter verlässlich gut ist, darf es nicht überraschen, dass die beiden Baleareninseln beliebter sind als je zuvor.
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Seitenzahl: 149
IBIZA FORMENTERA
DER AUTOR
Ralf Johnen ist gelernter Tageszeitungsjournalist. Heute hat er sein Tätigkeitsspektrum auf das Schreiben von Büchern und seinen Blog www.boardingcompleted.me erweitert. Ibiza hält er für einen der spannendsten Orte des Kontinents: Die Natur des Baleareneilands ist völlig unterschätzt und vor allem in der Nebensaison hinreißend. Formentera überrascht derweil mit weitläufigen Stränden und einer Wasserfarbe, die an die Karibik erinnert. Gemeinsam bilden die Inseln ein attraktives Urlaubsziel mit hohem Glamourfaktor.
Willkommen
Willkommen auf Ibiza und Formentera
Chronik
Daten zur Geschichte
Stadttour Eivissa
Ein Rundgang durch die historische Altstadt
Service-Informationen Eivissa
Vista Points – Sehenswertes
Reiseregionen, Orte und Sehenswürdigkeiten
IBIZA
Der Süden
Sant Antoni und der Westen
Der Norden
Der Südosten und die Inselmitte
FORMENTERA
Service von A bis Z
Ibiza und Formentera in Zahlen und Fakten
Anreise, Einreise
Auskunft
Automiete, Autofahren
Diplomatische Vertretungen
Einkaufen
Essen und Trinken
Feiertage, Feste, Veranstaltungen
Geld, Kreditkarten
Hinweise für Menschen mit Handicap
Internet
Klima, Kleidung, Reisezeit
Medizinische Versorgung
Mit Kindern auf Ibiza und Formentera
Nachtleben
Notfälle, wichtige Rufnummern
Öffnungszeiten
Post, Briefmarken
Presse
Rauchen
Sicherheit
Sport und Erholung
Strom
Telefonieren
Trinkgeld
Unterkunft
Verkehrsmittel
Zeitzone
Zoll
Sprachführer
Die wichtigsten Wörter für unterwegs
Extras – Zusatzinformationen
UNESCO-Welterbe
Pacha:Die Mutter aller Clubs
Die Salinen als Wirtschaftsfaktor
Die Insel der Schönen und Reichen
Sant Antoni – Die Hauptstadt der Engländer
Sonica FM:Der Ibiza-Sound
Balearen? Katalonien? Spanien? Die permanente Identitätsfrage
Die Wehrkirchen Ibizas
Weiß und kubisch:Die Ibiza-Architektur
Die Hippies und ihre Märkte
Wasser:Ein kostbares Gut
Kostbarer Schatz auf dem Meeresboden:Die Posidonia
Wein aus Formentera und Ibiza
Adressangaben
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
Top 10Das müssen Sie gesehen haben, s. vordere innere und hintere Umschlagklappe im Buch.
Vista PointReiseregionen, Orte und Sehenswürdigkeiten
SymboleVerwendete Symbole s. hintere innere Umschlagklappe im Buch.
Kartensymbol:
Die Insel der Schönen und Reichen. Hippie-Hochburg. Unwiderstehliches Pauschalreiseziel. Und natürlich die ultimative Party-Destination. Mit Schlagwörtern dieser Art ist es der Tourismusindustrie in der jüngeren Vergangenheit gelungen, Ibiza permanent im Gespräch zu halten. Und natürlich ist an all den Begriffen etwas Wahres dran. Gleichzeitig aber greifen alle Versuche einer Kategorisierung viel zu kurz, denn die Baleareninsel ist ganz nebenbei auch heute noch ein Sehnsuchtsziel. Wer das Eiland auf eigene Faust erkundet, kann sich der Magie kaum entziehen. Auch in der Gegenwart scheinen viele Ecken der Insel noch weitgehend unberührt – vor allem in der Nebensaison, wenn das Erholungspotenzial am größten ist.
Von März bis Mai etwa lädt der Nordosten zu herrlichen Wanderungen. Die rote Erde der Insel, die mit Olivenbäumen bewachsen ist, der Duft nach Rosmarin, den Frühlingsblumen und dem Salz des Meeres, das intensive Blau des Himmels, die überraschend hügeligen Landschaften, die oft in Form ruppiger Klippen ins Meer abfallen, dazu die changierenden Farbtöne des Wassers, all dies ist ein Fest für die Sinne. Sogar im Hochsommer lassen sich mit ein wenig Anstrengung im Norden und Osten der Insel noch Badebuchten finden, die ein wenig an die Abgeschiedenheit erinnern, in der sich das Eiland bis weit ins 20. Jahrhundert befunden hat.
Die Entwicklung des Tourismus bringt natürlich keineswegs nur Nachteile mit sich. So sind die kulinarischen Angebote auf Ibiza besser denn je zuvor. Von der einfachen Inselküche bis zum angeblich teuersten Restaurant der Welt ist die Auswahl enorm. Ähnlich breit gefächert sind die Auswahlmöglichkeiten bei den Unterkünften, wobei vor allem die sogenannten Agroturismos herrlich sind: umgebaute Fincas, die oft fernab von der Zivilisation hohen Komfort bieten. Zu guter Letzt bliebe da die herrliche Inselhauptstadt. Weit über 2000 Jahre alt und spektakulär auf einem Hügel gelegen, besitzt Eivissa alle Vorzüge einer mediterranen Stadt.
Als wäre das noch nicht genug, ist die Nachbarinsel mit der Fähre schnell erreichbar. Dabei hebt sich Formentera mit seinen langen Stränden, einer Wasserfarbe, die an die Karibik erinnert, charmanten Ortschaften wie Sant Francesc und einer sehenswerten Steilküste derart von Ibiza ab, dass man dort ohne Weiteres einen gesonderten Urlaub verbringen kann. Weil zudem das Wetter verlässlich gut ist, darf es nicht überraschen, dass die Pityusen (wie beide Inseln gemeinsam genannt werden) beliebter sind als je zuvor. Genießen Sie es!
Platja de Comte im Westen von Ibiza
Ab 2000 v. Chr.
Erste Spuren einer Zivilisation auf dem heutigen Ibiza reichen weit zurück in die Geschichte. Schon vor rund 4000 Jahren haben sich iberische Hirtenvölker auf dem Eiland niedergelassen. Zu ihren Hinterlassenschaften gehören unter anderem die Höhlenmalereien in Ses Fontanelles bei Sant Antoni. Etwa zeitgleich ist auch die Nachbarinsel Formentera bereits besiedelt.
654 v. Chr.
Phönizier aus dem kathargischen Reich besiedeln die Baleareninsel. Im Südwesten des üppig mit Pinien bewachsenen Eilands gründen sie eine Siedlung, die als Ebusim bzw. Ibes überliefert ist. In der Sprache der Phönizier bedeutet i busim Insel des Wohlgeruchs, was wohl auf die Bewaldung und das Meer zurückzuführen ist. Die noch junge Stadt steigt in den folgenden Jahrhunderten zu einem bedeutenden Handelshafen auf. Wichtigstes Zeugnis der Phönizier ist die Nekropolis Puig des Molins, die heute über einen Zugang im Monografischen Museum besucht werden kann.
Besterhaltene Anlage aus phönizisch-punischer Zeit: die Nekropole von Puig des Molins
247 v. Chr.
Der karthargische Heerführer Hannibal wird vermutlich auf der vorgelagerten Insel Sa Conillera nahe Sant Antoni geboren. Chronisten schreiben ihm die Erfindung der Steinschleuder »Els Foners Balears« zu, die den Balearen ihren Namen geben sollte. Während der phönizischen Zeit ist Formentera nicht oder nur höchst spärlich besiedelt, was möglicherweise auf das im Winter zuweilen garstige Klima zurückzuführen ist.
202 v. Chr.
Die Vorherrschaft der Phönizier im Mittelmeerraum endet, als Hannibals Truppen im Zweiten Punischen Krieg den Römern unterlegen sind. Ausschlaggebend war die Schlacht von Zama im heutigen Tunesien.
123. v. Chr.
Die Römer erobern die Insel und nennen die Hauptstadt Ebesus. Verantwortlicher Feldherr ist Quintus Caecilius Metellus. Er erhält den Auftrag, die immer wieder durch Seeräubereien auffällig gewordenen Balearenvölker zu bändigen. Nach erfolgreicher Mission erhält er den Beinamen Balearicus. Ebesus erlangt jedoch den Status einer konföderativen Stadt, wodurch ihr autonome Freiheiten bleiben: Die Stadt muss keinen Tribut zahlen und besitzt weiterhin das Münzrecht.
Rekonstruktion einer Els Foners Balears (Steinschleuder)
70 v. Chr.
Ebesus wird unter dem Namen Flavia Augusta ins Römische Reich eingegliedert. Wirtschaft und Infrastruktur wachsen. Der Hafen des heutigen Sant Antoni wird als Portus Magnus in Betrieb genommen. Als 380 das Christentum offizielle Staatsreligion wird, werden auch die Balearen christianisiert. Anders als die Phönizier erkennen die Römer auch die Vorzüge Formenteras. Sie taufen das Eiland Frumentaria (»Weizeninsel«), entdecken ergiebige Trinkwasservorräte und etablieren mehrere Siedlungen.
426
Als das Römische Reich bereits schwächelt, werden Ibiza und Formentera von Vandalen vollständig verwüstet. Erst 533/534 unternehmen die Römer einen erfolgreichen Versuch, die Vandalen wieder zu vertreiben. Danach gerät die Insel unter den Einfluss von Byzanz, dem oströmischen Reich. Die Quellenlage aus dieser Zeit ist dünn.
711
Die Mauren erobern beide Inseln. Ibiza taufen sie auf den Namen »Yabisa«, was so viel wie »die Trockene« bedeutet. In den folgenden Jahrhunderten breitet sich eine arabisch beeinflusste Kultur aus. Als Las Islas Orientales de El-Andalus gehören die Balearen fortan zum Kalifat Cordoba.
Dama de Ibiza, ein Fundstück aus Puig des Molins, heute im Nationalmuseum für Archäologie in Madrid ausgestellt
859
Wieder macht sich ein Volk in Form eines Raubzugs über die Pityusen her, wie Ibiza und Formentera heute gemeinsam genannt werden. Diesmal sind es die Wikinger, die zum Plündern kommen.
1229–35
Im Zuge der Reconquista (Rückeroberung) geraten die Pityusen wieder unter die Vorherrschaft der spanischen Krone. Zwischenzeitlich ist der Erzbischof von Tarragona Machthaber, zu diesem Zeitpunkt wird Katalanisch als offizielle Sprache eingeführt. Eine Entscheidung, die bis heute Bestand hat.
1256
Mit der Ausrufung des Königreichs Mallorca durch Jaume II. beginnt ein neues Kapitel der Geschichte, denn auch Ibiza und Formentera gehören dazu. Rund hundert Jahre danach findet die Autonomie ein Ende. Die Inseln fallen zurück an die spanische Krone.
Am Tor zur Altstadt (Dalt Vila) von Eivissa
1492
Nach der »Entdeckung« Amerikas durch Christoph Kolumbus verlieren das Mittelmeer und die Balearen an Bedeutung. Weil der Schutz durch das spanische Königshaus nachlässt, haben Piraten hier ein zunehmend leichtes Spiel. Formentera wird durch die andauernden Überfälle bis zum 17. Jahrhundert abermals entvölkert. Auf Ibiza hingegen weiß sich die Bevölkerung zu verteidigen: Zum Schutz gegen die Piraten errichten die Bewohner Wehrtürme und Wehrkirchen, die noch heute vielerorts zu sehen sind.
1556
Beginn der Bauarbeiten der neuen Stadtmauern von Dalt Vila. Auftraggeber ist Philipp II. Durch seinen Einfluss wird der katholische Glaube zu einer Art Staatsreligion, die keine Abweichler duldet.
1652
Die Pest löscht fast die Hälfte der Bevölkerung Ibizas aus.
1701–17
Im Spanischen Erbfolgekrieg schlagen sich die Balearen auf die Seite der Habsburger. Siegreich jedoch ist König Philipp V. von Kastilien, der die Balearen abstraft: Die Universität von Palma de Mallorca wird geschlossen, Kastilisch wird als Amtssprache eingeführt und die Salinen von Ibiza werden beschlagnahmt.
Finca Ibicenca: das traditionelle Landhaus von Ibiza
1830
In den zurückliegenden Jahrzehnten hat sich Ibiza zu einer Hochburg der Piraten gemausert. Das Zeitalter der Seeräuber im Mittelmeer endet erst, als die Franzosen die algerische Hauptstadt Algiers erobern.
Anfang des 20. Jh.
Ibiza und Formentera profitieren von einer politischen und wirtschaftlichen Stabilität.
Ab 1930
Auf den Inseln werden erste Reisende gesichtet. Zu den Pionieren gehört auch Walter Benjamin. Der Philosoph findet eine Insel vor, die »noch ganz sie selbst ist«, ja sie »döst im sanften Schlaf jahrhundertealter Unberührtheit«. Immer noch ist die Salzgewinnung in den Salinen Ibizas die wichtigste Erwerbsquelle.
1939
Machtergreifung Francos. Der spanische Diktator verbietet die katalanische Sprache und lässt die regionale Kultur unterdrücken.
Ab 1960
Mit der Eröffnung des Flughafens hält die Moderne Einzug auf Ibiza. Der Pauschaltourismus setzt sich durch. Erst nach der Jahrtausendwende schlägt man neue Wege ein: Von nun an wird auch Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Wohlhabende Gäste begünstigen eine ökologischere Form des Reisens, den Agroturismo.
1999
Dalt Vila wird von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Dazu gehört auch die kathargische Nekropolis Puig des Molins. Die Posidonia-Seegraswiesen (Neptungras) zwischen Ibiza und Formentera werden unterdessen zum Weltnaturerbe.
2013
Erst nach heftigen Protesten kann der geplante Bau einer Bohrinsel vor der Küste Ibizas abgewendet werden.
2016
In Eivissa finden im April große Razzien im Stadtteil Sa Penya statt. Besetzte Häuser werden geräumt, Waffen und Drogen beschlagnahmt.
Im Juli tritt die Erhebung einer Tourismussteuer auf den Balearen in Kraft.
Der Flughafen von Ibiza erreicht mit 1,4 Millionen Passagieren im August seine Kapazitätsgrenze.
2017
Katalonien will durch ein Referendum seine Unabhängigkeit von Spanien erreichen. Dies löst eine schwere Krise des spanischen Staates aus. Die Baleareninseln, die in gewissen Lesarten zu Katalonien gezählt werden, signalisieren zunächst keine Unterstützung des Vorhabens.
2018
Nach einem erfolgreichen Misstrauensvotum gegen Premier Mariano Rajoy kommt es im Juni zu einer neuen Minderheitsregierung unter Sozialistenchef Pedro Sánchez.
Geschichtstafel vor dem Hippiemarkt »Las Dalias«
Vormittag
Hafen – Sa Penya – Casa Broner – S’Eixample.
Mittag
Comida Bar Jan Juan.
Nachmittag
Dalt Vila – Museu Puget – Museu Arqueológico de Ibiza – Catedral de Santa Maria – Passeig de Vara de Rey.
Nicht zu groß, nicht zu klein. Ausgestattet mit historischen Bauten und verwinkelten Gassen. Dazu Strände, ein Hafen und ordentliche Steigungen, die für Überraschungsmomente bürgen. All dies vereint Eivissa und wird somit zu einem herrlichen Ort für einen ausgedehnten Rundgang.
Als Startpunkt drängt sich der Übergang vom HafenbeckenG7 zur historischen Altstadt auf. Hier legen bis heute die Fähren zur Nachbarinsel Formentera ab. Weiter nördlich beginnt nach einem unerklärlichen Stück Brache der streng moderne Teil von Eivissa. Dort befindet sich die mondäne Marina de BotafochG7, wo die Yachten der Reichen und Schönen vor Anker gehen, aber auch die legendäre Disco Pacha.
Hier im Südwestwinkel des Hafens entfaltet sich hingegen ein eher alltägliches Leben: Der unlängst renovierte und dabei verkehrsberuhigte Carrer Lluís Tur i PalauaA3–7 ist ein würdiger Uferboulevard mit Cafés, Bars, Restaurants und ausreichend Platz für dazugehörige Terrassen. Im Winter kann er fast einsam anmuten. Während der Saison jedoch geht es turbulent und touristisch zu. Palmen und die weiß getünchten Stadthäuser mit den bunt umrahmten Fenstern säumen den Boulevard bis zu jener Kaimauer, die den Naturhafen vor den unterschätzten Launen des Mittelmeers schützt.
Vor dem Schutzbauwerk befindet sich ein Wendehammer mit einer Sitzgelegenheit, die zur Beobachtung von einlaufenden Schiffen oder einfach nur der Brandung einlädt. Dahinter steht auf den Klippen eine Häuserzeile, deren Bewohner das Privileg besitzen, zugleich auf das Meer und auf die mächtige Stadtmauer zu blicken. Am hintersten Haus führt eine kleine Treppe auf die Klippe. Obwohl ein Schild den Zugang zu verbieten scheint, sollten Sie dort hinaufgehen, denn es handelt sich de facto um öffentlichen Raum. Der Warnhinweis soll lediglich die vielen Pärchen davon abhalten, den romantischen Ort für sich in Beschlag zu nehmen. Die Anwohner sind eben gerne unter sich an diesem exklusiven Ort.
Einmal auf der Klippe angekommen, führt nach weniger als 100 Metern eine weitere Treppe in den Carrer de la Mare de Déu. Die Straße führt in Richtung Westen in den Stadtteil Sa PenyaaA/aB5/6. Das unübersichtliche Geflecht von Gassen, Treppen und Traversen ist bis heute das wohl authentischste Viertel des alten Eivissa mit sehr gemischten Strukturen. Hier, hinter der zweiten Häuserzeile, befinden sich vor allem Geschäfte, Bars und Ferienwohnungen. Weiter bergauf aber konnten sich auch unschöne Überbleibsel der Vergangenheit behaupten: verfallene Häuser und dunkle Ecken, an denen zuweilen Drogenhändler auf Kundschaft warten. Kameras und allzu neugierige Blicke sind hier wenig erwünscht. Gerade bei Dunkelheit ist dies der einzige Ort auf der Insel, an dem man nicht unbedingt alleine umherstreunen sollte und an dem sogar in Gesellschaft Vorsicht geboten ist.
Das alte Fischerviertel Sa Penya von Eivissa
Der Travessio Sa Penya führt hinauf in diese Gefilde. Doch er bahnt auch den Weg zu einer Sehenswürdigkeit, der Casa BroneraB7. Dabei handelt es sich um das ehemalige Studio des deutschen Architekten Erwin Broner, der 1960 vorausschauend genug war, sich in dieser Premiumlage eine mittlerweile zum Museum aufgestiegene Villa zu errichten. Zurück im Carrer de la Mare folgen Sie links dem Verlauf bis zum Ende, um dort nach links in den Carrer de Manuel Sorà, um anschließend die nächste rechts in den Carrer d’Antoni Palau einzubiegen.
Nach wenigen Schritten öffnet sich der Mercat VellaB5, der Alte Markt. In dem überschaubaren Bau bieten einheimische Händler frische Waren an. Drumherum genießen Lebenskünstler den Tag auf den Terrassen der Cafés, wobei ihr Blick unweigerlich auf die mächtige Rampe zum Portal de ses TaulesaB5 fällt. Das 1585 fertiggestellte Stadttor gewährt Zugang zur Dalt Vila aC4/5, wie die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörende Altstadt allgemein genannt wird.
Geschäfte säumen die Gassen der Dalt Vila von Eivissa
Blick von der Stadtmauer auf den ehemaligen Palast von Dalt Vila, dahinter der Turm der Kathedrale
Das Portal wird meist von Feuerschluckern, Jongleuren oder ähnlichen Statisten des Gegenwartstourismus bewacht. Direkt dahinter aber wird das Leben wieder authentisch: Der Ausgang führt auf die Plaça de VilaaC5, wo sich in früheren Jahrhunderten hinter dem Schutz der Mauern das öffentliche Leben abgespielt hat. Hier haben sich einige gute Restaurants niedergelassen, deren Publikum vor allem in langen Sommernächten vor mediterraner Lebensfreude sprüht.
Nach einigen Schritten führt ein Durchbruch nach rechts, wo das architektonisch auffällige Museum für moderne Kunst, das Museu d’Art ContemporaniaB/aC5, zum Besuch bittet. Schräg gegenüber erleichtert derweil eine Treppe den Aufstieg zur Stadtmauer, die an dieser Stelle aus rätselhaften Motiven als Parkraum zweckentfremdet wird. Abermals nach rechts führt der Weg nun ebenerdig zum Baluard de Santa LlúciaaB6. Die wuchtige Bastion ist mit Kanonen bestückt und ein beeindruckendes Symbol für die Wehrhaftigkeit Ibizas. Auch gewährt sie einen wunderbaren Ausblick auf die Häuser der Altstadt, das Hafenbecken und die Hügelketten der Insel.
Von hier aus geht es über den Carrer General Balanzat und den Carrer de Pere Tur immer weiter bergauf, wobei es überwiegend hübsch restaurierte Stadthäuser sind, die den Weg säumen. Nur gelegentlich bieten Baulücken Platz für mediterrane Vegetation. Auch stehen in Dalt Vila immer noch die Ruinen einiger Häuser. Deren Tage aber dürften angesichts explodierender Immobilienpreise bald gezählt sein. Gelegentlich protestieren die Alteingesessenen mit Plakaten gegen die sogenannte Gentrifizierung.
UNESCO-Welterbe
Der 4. Dezember 1999 ist für Ibiza ein Datum von einschneidender Bedeutung: An diesem Tag nämlich hat die UNESCO Teile von Ibiza für seine »Biologische Vielfalt und Kultur« zum Welterbe ausgerufen. Konkret handelt es sich um die Akropolis von Eivissa (Dalt Vila), um die Neptungraswiesen im Mittelmeer zwischen Ibiza und Formentera, um die phönizische Grabungsstätte Sa Caleta sowie um die punische Totenstätte Puig des Molins. Alle vier Orte stehen seitdem unter Schutz, um sie in möglichst unveränderter Form der Nachwelt zu erhalten. Doch die Bedeutung geht weit darüber hinaus: Seit dem denkwürdigen Tag hat die Baleareninsel ein wichtiges Stück Identität hinzugewonnen. Ibiza ist seitdem nicht mehr nur ein Ziel für Sonnenanbeter, »Party People« und Clubtouristen, sondern auch eine Destination für Kulturreisende und Naturfreunde. Auch das Tourismusministerium versucht die Besucherströme seitdem verstärkt in diese Richtung zu lenken. Eine Initiative, die mit einer Zunahme des Individualtourismus belohnt wird.
Phönizische Ausgrabungsstätte Sa Caleta
Am Convent de Sant CristòfolaC/aD3/4 macht die Straße abermals eine scharfe Wendung, um sich als Carrer Major weiter den Berg hinaufzuschrauben. Besucher können in dem Kloster klingeln, um von Nonnen gebackenen Kuchen und Pizza zu erwerben.
Hier oben ist die Gasse bereits so eng, dass Lieferwagen und andere breitere Autos regelmäßig Schrammen an den Fassaden der Häuser hinterlassen. Hier oben beginnt aber auch der Museumsdistrikt der Altstadt. Zunächst erscheint auf der linken Seite das Museu PugetaD4, das den Gemälden eines einheimischen Vater-Sohn-Paars gewidmet ist. Nur zwei Häuser weiter folgt mit dem Torre del CanónigoaC5 die wohl eleganteste Unterkunft der Altstadt. Kurz vor der Hügelkuppe schließlich wartet das Museu ArqueológicaC/aD5, das Besuchern einen schlüssigen Einblick in die lange Inselhistorie gewährt.
Ein Citroën Méhari wirbt für das Delikatessengeschäft »Can Gourmet« in der Altstadt von Eivissa
Nun befinden Sie sich bereits auf dem Vorplatz der Catedral de Santa Marí