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Unser Reisetagebuch ist keine Aufzählung, was es im Westen alles zu sehen gibt. - Das gibt es schon 100-fach. Auch nicht die 111 Empfehlung, was man dort alles machen müsste, sollte, könnte..., sondern beschreibt das, was wir gesehen, gemacht, erlebt und empfunden haben. Kein trockener, langweiliger Reisebericht, sondern unser sehr persönliches Reisetagebuch, 1:1, lebendig, authentisch ehrlich, spritzig, humorvoll und launig, aufgelockert durch zahlreiche Fotos. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie, gespickt mit Anekdoten, Vergleichen, Erfahrungen und Erlebnissen im Westen bei meinen früheren Besuchen vor rund 30 Jahren. Mit gemachten Fehlern und Fehleinschätzungen, sowie auch Tipps, solche zu vermeiden. In schonungsloser Offenheit. Wir schreiben über Dinge und Kleinigkeiten, die links und rechts des Weges unsere Aufmerksamkeit erregten. Uns zu manchem Abstecher oder Umweg anregten, um neue Erfahrungen zu machen. Über -meistens liebenswerte- Menschen, die unseren Weg gekreuzt haben. Also ein ganz persönliches, individuelles Reise-Tagebuch. Und wir nehmen die Leser mit auf diese Reise.
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Seitenzahl: 363
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen … … oder aufschreiben
Unser Reise-Tagebuch ist weder ein Reiseführer, noch ein Restaurantführer, auch wenn es hin und wieder den Anschein erweckt. Davon gibt es jeweils schon genug und jeder Autor hat andere Schwerpunkte.
Hier sind lediglich auf unterhaltsame Weise unsere ganz persönlichen Erlebnisse, Erfahrungen, Eindrücke und Empfindungen widergegeben. Ganz nach Belieben kann der geneigte Leser aber auch für sich interessante Empfehlungen darin finden.
Dieses Buch hat keinen Anspruch auf literarische Perfektion. Der Schreibstil entspricht meinem normalen Umgangston, ist also so, wie ich rede und wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Bei unseren Reisen richten wir unseren Blick nicht nur starr auf die Straßen, um möglichst schnell von A nach B zu kommen, sondern achten auch auf viele Dinge rechts und links des Weges.
Das Reise-Tagebuch über unseren Florida-Trip 2015 fand bei unseren Kindern, Freunden und Verwandten großen Anklang. Demzufolge lag nichts näher, als auch über unseren ’Wild-West-Trip‘ fleißig Notizen zu machen und die Erlebnisse festzuhalten.
Vor allem auch, weil bei der Fülle an Eindrücken die körpereigene Festplatte irgendwann nicht mehr aufnahmefähig ist und viele Erlebnisse und Einzelheiten verblassen oder ganz in Vergessenheit geraten.
Dann bleibt gerade noch Platz für spektakuläre Dinge. Viele Kleinigkeiten, die gewissermaßen das Salz in der Suppe darstellen, sind dann tief unten in einer Schublade der Erinnerungen versteckt.
Und ganz besonders die berühmten Nationalparks des Westens bieten so viele einmalige und abwechslungsreiche Erfahrungen, dass neue Eindrücke schnell die gestern erst gewonnenen überlagern.
So aber können wir in ein paar Jahren einmal zurückblicken und in Erinnerung rufen, was wir außer den großartigen Dingen sonst noch alles erlebt haben.
Kerstin hat den größten Teil der Fotos gemacht und am Text hier und da noch ein paar Verbesserungen vorgenommen. Deshalb betrachten wir das Ergebnis als Gesamtwerk.
Es würde uns freuen, wenn Dir dieses Buch gefällt und der/die eine oder andere von unseren Erlebnissen animiert wird, auch einmal den ‘Wilden Westen‘ zu besuchen.
Kleine Hilfen
Die Vorgeschichte
Anreise nach Los Angeles
Los Angeles
Los Angeles – Palm Springs
Palm Springs – Phoenix-Scottsdale
Phoenix - Sedona
Sedona – Grand Canyon
Grand Canyon – Monument Valley
Monument Valley – Bryce Canyon
Bryce Canyon
Bryce Canyon – Zion NP – Las Vegas
Las Vegas
Las Vegas – Death Valley – Lone Pine
Lone Pine - Visalia
Visalia – Sequia NP – Oakhurst
Yosemite NP
Oakhurst – Sonora – Santa Rosa
Santa Rosa – San Francisco
San Francisco
San Francisco – Monterey
Monterey – Santa Barbara
Santa Barbara
Santa Barbara – Los Angeles – Paris
Rückflug - Paris – Hamburg
Fazit
‘Paulina‘:
ist unser Navigationsgerät, oder, wie die Ami’s sagen, GPS.
Uhrzeit:
Die Amerikaner rechnen nicht mit 24 Stunden,
sondern nur mit 12 Stunden. (Dutzend)
Es ist 8.00 vormittags (a.m.) oder nachmittags/abends (p.m.)
‘Eigennamen‘ habe ich in Anführungszeichen gesetzt, zumindest bei der ersten Nennung.
Maßangaben:
Autobahnen, Highways und Straßen sind nummeriert.
Z. B.: Interstate 15, auch I 15
Highway 101, auch Hwy 101
State Route 60, auch SR 60
Trennzeichen bei Geld oder Entfernung:
Im Gegensatz zu uns kehren die Amerikaner . und , um.
Eintausend Dollar wird 1,000.00 geschrieben
Ein Berg ist 6,000 Fuß hoch usw.
Preise werden stets netto ausgezeichnet.
Wie ihr wisst, ist Kerstin in der DDR aufgewachsen. Dort gab es eine Comic-Serie mit den Digedags. Das waren drei Jungs, Dig, Dag und Digedag. Es drängt sich der Verdacht auf, dass die Jungs ein Adäquat zu Tick, Trick und Track sein sollten, den Neffen von Donald Duck.
However (Wie auch immer), diese drei verwegenen Jungen erlebten Abenteuer in der ganzen Welt. Aber die Hefte mit den zahlreichen Sehnsuchtsgeschichten waren im Handel praktisch nicht zu kaufen.
Nun hatte Kerstins Papa entsprechende Beziehungen und er konnte seine Tochter mit den so begehrten und geliebten Bildergeschichten versorgen.
Bei den zahlreichen Abenteuern waren für Kerstin die Geschichten von den Digedags im fernen Amerika am interessantesten. Sie hat die Hefte geradezu verschlungen. Die Digedags bei den Indianern, in den Rocky Mountains, bei den Goldsuchern, bei Häuptling Rote Wolke, und…, und…, und.
Das war alles so aufregend, so anders als daheim und ihr Wunsch war riesig, das alles selbst einmal in Natura zu erleben.
Aber, wie man weiß, war es zu jener Zeit für normalsterbliche DDR-Bewohner einfach unmöglich, Reisen ins nicht-sozialistische Ausland zu machen. Demzufolge blieb es ein sehnsuchtsvoller, unerfüllbarer Traum.
Die Reisen der Digedags verschwanden in einer der zahlreichen Schubladen der Kindheits-Erinnerungen, die wohl jeder Mensch hat. Und so gerieten sie im Laufe der Jahre fast ganz in Vergessenheit.
Vor 2 ½ Jahren waren wir dann das erste Mal gemeinsam in Florida. Das Land und die Menschen haben Kerstin so begeistert, dass sie jetzt unbedingt auch einmal in den Westen der USA reisen wollte. Sozusagen auf den Spuren der ‘Digedags‘.
Ich war zwar schon zweimal dort, aber das ist auch schon sehr lange her. Die Natur in den Nationalparks hat mich damals schon ungeheuer beeindruckt. Ich hatte Kerstin auch oft davon erzählt. Warum sollte ich mich denn dagegen wehren?
Aufgrund der guten Ausarbeitung unseres Florida-Urlaubs lag auch nichts näher, als dass wir uns wieder in die bewährten Hände von Tamara begeben haben. Der Insider weiß noch, dass das die nette, kompetente Mitarbeiterin vom Reisebüro ist.
Wir haben uns aus unterschiedlichen Reiseangeboten das für uns interessanteste ausgesucht und nach unseren Wünschen angepasst. Das heißt, hier und da ein paar Routen geändert, andere Orte und Hotels ausgewählt.
Eine 22 Tage Mietwagen-Rundreise durch den Südwesten der USA. Vier Staaten, mehrere Nationalparks, Sehnsuchts-Städte und - Stätten, Naturwunder bis zum Abwinken.
Ich habe Kerstin schon viel erzählt von den Nationalparks, zum Beispiel dem Grand Canyon oder dem Bryce Canyon. Man kennt diese imposanten Naturschönheiten ja von Bildern.
Aber es ist ein Riesen-Unterschied, ob man sich das auf Bildern oder Videos ansieht, oder selbst davorsteht. Das ist einfach überwältigend.
Ich habe ihr auch erzählt von den einsamen Straßen, wo man das einzige Auto auf einer schnurgeraden Straße ist, die bis zum Horizont oder der nächsten Bergkette geradeaus geht. Man denkt, die Fotos/Filme sind gestellt, aber es ist wirklich so.
Wegen ihrer mangelnden Sprachkenntnisse bei unserer Reise nach Florida hatte sich Kerstin zum Geburtstag einen Audio-Lehrgang in amerikanischem Englisch gewünscht.
Der Wunsch wurde erfüllt und Kerstin hat unentwegt und fleißig bei jeder Gelegenheit Amerikanisch gelernt.
Jeden Tag im Auto auf der Fahrt zu ihren Kunden lief die CD mit Vokabeln und einfachen Texten. Abends hat sie oft noch am Computer die Aussprache geübt. Schließlich will Frau ja mitreden können und sich nicht nur auf ihren Mann verlassen.
In dem Zusammenhang haben wir beschlossen, dass es doch toll wäre, diese Highways ganz entspannt entlang zu rollen, möglichst mit offenem Fenster, und dabei Johnny Cash, Dave Dudley, Hank Snow und Charlie Pride zu hören. – Und viele andere.
Aber CDs und Schallplatten mitzuschleppen ist nicht sehr sinnvoll. Also haben wir unsere gesamte Country-Musik von unseren Schallplatten und CDs auf einen USB-Stick formatiert. Klein, handlich und viele Stunden Musik, die einfach in diese Gegend gehört.
Und was wir natürlich noch alles so brauchen für so einen Trip? Kerstin packt unter Anderem Unmengen von Tempo-Taschentüchern ein. Ich frage: „Was soll das? Erstens fahren wir in die Wüste, da ist es sowieso heiß und zweitens habe ich gar keine Absicht, mich im Urlaub mit Schnupfen aufzuhalten.“
02.15 Uhr, eine absolut unchristliche Zeit, als uns der Wecker aus dem unruhigen Schlaf reißt. Aber die Erwartung auf einen erlebnisreichen Urlaub lässt alle Müdigkeit verschwinden. Wir frühstücken noch in aller Ruhe, (wer hätte wohl etwas anderes von uns erwartet), erledigen noch die letzten Kleinigkeiten, als es schon an der Tür klingelt.
Unser Nachbar Matthias arbeitet am Airport Hamburg, hat heute gerade zufällig Frühschicht und hatte sich angeboten, uns mitzunehmen. Das nennt man mal Glück. Koffer einladen und los geht’s.
Die Fahrt zum Airport Fuhlsbüttel geht flott. Kein Wunder, um diese morgendliche frühe Stunde sind noch nicht viele Leute unterwegs. Um kurz nach 4.00 Uhr sind wir schon da.
Wir suchen das KLM-Terminal. Das Einchecken geht hier per Self-Check-In, (böse Falle, wir haben uns aus Versehen in der Reihe ‘First Class/Business‘ eingeordnet.) Matthias hilft uns ein wenig dabei, den richtigen Weg zu finden.
Weil wir nicht so oft fliegen, stehen wir erst einmal ratlos vor dem Self-Check-In Terminal. Eine freundliche KLM-Mitarbeiterin fängt unsere ratlosen Blicke auf, hat Mitleid mit uns und hilft uns beim Einchecken.
Die Gepäckaufgabe samt Sicherheitskontrolle mit Körperscanner und Gepäck-Check sind schnell absolviert.
Wegen der Gepäckverladung muss man schon zwei Stunden vor Abflug da sein, obwohl die Abfertigung gerade mal 20 Minuten in Anspruch nimmt.
Eine Gepäckaufgabe am Vortag, wie wir es bei anderen Fluglinien schon gemacht haben, ist hier leider nicht möglich.
Endlich wird das Gate geöffnet. Wir steigen in den Airbus A 320 ein. Nach Amsterdam ist es ja nur ein Katzensprung.
Alles geht wunderbar glatt, nach einer knappen Stunde landen wir pünktlich in Schiphol. Wir müssen das Terminal wechseln. Mit Abfertigung per Gesichts-Scanner und Passkontrolle geht es hier ganz fix und wir sind schnell durch.
Wenn ich da an unseren Flug über London-Heathrow nach Florida mit British Airways denke, wie lange und pingelig (Hamburgisch für kleinlich) das dort gehandhabt wurde. Dazwischen liegen Welten.
Unser Flieger steht schon bereit, eine ältere Boeing 747. Wir steigen ein, verstauen unser Handgepäck und machen es uns auf unseren Plätzen bequem. Bequem, naja, vor 2 ½ Jahren nach Florida sind wir mit einer Boeing 777 geflogen, die war aber deutlich komfortabler.
Wir sind bereit, Los Angeles wir kommen. Aber der Flieger will einfach nicht starten. Was ist da los, etwa ein technisches Problem?
Nach schier endlos langer Zeit kommt eine Durchsage. Mit den Papieren eines Passagiers ist etwas nicht in Ordnung. Wir müssen weiter warten.
Dann endlich, nach einer guten Stunde, werden die Triebwerke angelassen, das Flugzeug setzt sich in Bewegung. Start frei und jetzt geht es tatsächlich los.
Wir erleben einen sehr ruhigen Flug und der Pilot legt in Los Angeles eine butterweiche Landung hin. Sehr gut. Ich habe mich beim Aussteigen bei ihm kurz bedankt für einen perfekten Flug und eine perfekte Landung. Er freut sich über das Lob.
Wir holen unsere Koffer vom Bagage Claim und werden mit Bussen von dem Ankunft-Terminal zu der Halle mit der Einwanderungs-Behörde gefahren, über eine geradezu endlose Betonfläche.
Nun ist wieder einmal warten angesagt. Eine lange Schlange von Menschen aller Nationalitäten und Hautfarben schiebt sich langsam in Richtung Abfertigungsschalter der Einwanderungsbehörde.
Es geht verhältnismäßig zügig voran. Kein Vergleich zu unserer Einreise seinerzeit in Miami. Der junge Officer ist sehr freundlich, checkt unsere Pässe, ESTA-Visa, nimmt Fingerabdrücke und winkt uns durch.
Auch bei der Zollanmeldung geht das ganz fix. Wir geben unsere Zollerklärungen ab, ein kurzer Blick darauf und gut ist. Los Angeles, da sind wir.
Wir gehen aus dem Gebäude nach draußen. Busse, Autos, Taxis in einem für uns unübersichtlichen Gewirr. Wo befindet sich das Car Rental? Wie kommen wir jetzt dorthin? Keine Ahnung, ist nirgends angeschrieben, oder vielleicht sehen wir es auch einfach nicht.
Aha, da kommt von links ein gelber Bus mit einer unübersehbaren Beschriftung: ‘Hertz‘. Unsere Autovermietung holt ihre Kunden am Terminal ab. Aber wir stehen am falschen Platz, der Bus fährt vorbei. Wo ist denn nun wieder die Station für den Bus?
Rechts ‘rüber geht es zum Bus Stop. Dort hält eine Reihe gleicher Busse, nur von anderen Mietwagen-Firmen. Jetzt hab ich’s. Jeder Bus hält an jedem Bus Stop und die Car-Rental Kunden steigen in den Bus ihres jeweiligen Autovermieters.
Es kommt auch schon der nächste Bus mit ‘Hertz‘ - Beschriftung. Wir nehmen unsere Koffer, steigen ein und der Bus bringt uns geradewegs zum Car Rental.
Wir hatten unseren Mietwagen über den ADAC gebucht. Ich gehe zu einem Mitarbeiter und gebe ihm meinen Voucher und ein Anschreiben vom ADAC, dass alles Erforderliche an Versicherungen usw. bereits abgedeckt ist.
Das beeindruckt ihn in keiner Weise. Er versucht, mir noch eine Versicherung zusätzlich zu verkaufen, kostet auch nur $ 8.00 pro Tag. Bei 21 Tagen Mietdauer sind das immerhin $ 168.00. Das Geld können wir wahrhaft anderweitig besser anlegen.
Der ADAC hatte mich in einem Begleitschreiben schon vorgewarnt, dass die Autovermieter immer noch zusätzliche Leistungen verkaufen wollen. Er macht einen zweiten Versuch, der aber ebenso erfolglos ist.
Natürlich will er uns auch noch ein GPS (Navi) aufschwatzen, aber hier hat er ebenfalls Pech, der arme Kerl. Wir haben unser eigenes mitgebracht, das wir vorsorglich zu Hause schon auf den neuesten Stand gebracht haben.
Ich bestehe darauf, dass wir das Auto so übernehmen, wie bestellt. Da bleibt ihm nichts anderes übrig, als mir den Mietvertrag auszudrucken und den Schlüssel auszuhändigen. Die Stellplatz-Nummer 216 hat er uns freundlicherweise auf einen Zettel geschrieben.
Bevor wir lange suchen, fragen wir eine Mitarbeiterin, die draußen herumläuft. Sie führt uns zu unserem Auto. Es ist ein weißer Nissan ‘Rogue‘, ein mittelgroßes SUV. Diesen Autotyp gibt es bei uns in Deutschland gar nicht.
Wir laden unsere Koffer ein, Platz hat er reichlich. Eine Einweisung, wir kennen das ja schon aus Miami, findet natürlich nicht statt. Aber immerhin, im Handschuhfach liegt eine Bedienungsanleitung. Ich freunde mich schon mal mit dem Auto an.
Kerstin fotografiert als erstes das Nummernschild von dem Wagen. Das kann sehr hilfreich sein, um auf den riesigen Parkplätzen das Auto besser zu finden. Zweitens ist das von Vorteil, falls etwas passieren oder das Auto gestohlen werden sollte. Man muss nicht erst lange suchen, um die Autonummer herauszufinden.
Danach installiert sie schon einmal Paulina (unser Navi) und gibt die Adresse von unserem Hotel ein.
Ich drehe den Zündschlüssel. Im Radio läuft Country Musik, so brauchen wir keinen entsprechenden Sender zu suchen. Perfekt. Und für alle Fälle haben wir ja noch den USB-Stick, auf den wir uns zu Hause ein paar Stunden Country Musik aufgespielt haben.
Bei der Ausfahrt von dem großen Hertz-Parkplatz müssen wir vor der Schranke an einem Wärterhäuschen anhalten. Ich gebe den Mietvertrag ‘rüber, der Mitarbeiter fragt den Meilenstand ab und gibt den Vertrag zurück.
Die Schranke öffnet sich und jetzt können wir endlich zu unserem Hotel fahren. Wir wollen erst einchecken, bevor wir irgendwo etwas essen gehen.
Wir fahren beim Renaissance-Hotel vor und laden unsere Koffer aus. Ein Hoteldiener sagt mir, ich soll das Auto noch ein Stück vorfahren, damit der Eingang nicht für andere Gäste blockiert wird.
Nach dem Einchecken beziehen wir unser Zimmer, machen uns erst einmal etwas frisch und ziehen neue Sachen an. Zum einen haben wir die Kleidung fast 24 Stunden am Leib getragen und zum anderen ist es in Los Angeles doch deutlich wärmer als in Hamburg.
Für langes Ausruhen haben wir aber keine Zeit, weil sich so langsam ein Hungergefühl einstellt. Irgendetwas essen, das schnell geht.
Wir gehen zum Auto und geben Paulina den Auftrag: Restaurant ‘FRIDAY‘. Diese Restaurant-Kette kennen wir von unserem Besuch in Florida und waren dort begeistert. Na bitte, Treffer.
Paulina führt uns wieder geradewegs zum Airport LAX in das Gewusel von Departures und Arrivals. Du lieber Himmel, was sollen wir denn hier? An einer Kehre führt die Straße wieder hinaus aus dem Dunstkreis und Paulina meint, das Ziel ist rechts.
Aha, das ‘FRIDAYS‘ entpuppt sich mehr so als Imbiss, als nach einem Restaurant, wie wir es kennengelernt haben. Wir fahren vorbei.
Jetzt ist uns fast alles egal, Hauptsache etwas zu essen. Der nächste Restaurant- Vorschlag von Paulina heißt Burger King und ist bekanntermaßen ein Schnellrestaurant. Okay, machen wir.
Nun ist die Gegend um den LAX-Airport nicht unbedingt die vornehmste. Und somit ist es nicht verwunderlich, dass dieser Burger King nicht gerade der modernste ist. Egal, wir wollen ja nur schnell etwas zu essen haben, also gehen wir ‘rein.
Drinnen sehen wir dann schwarz. Nicht, dass es nichts zu essen gäbe, nein. Aber es sind nur Dunkelhäutige Menschen in dem Restaurant. Hinter dem Tresen, in der Küche, im Gastraum. Wir sind die einzigen Leute mit heller Hautfarbe hier.
Von der Sauberkeit her sieht es allerdings ganz passabel aus, also bestellen wir unsere Menues.
Wir setzen uns in der Mitte des Restaurants vis à vis an einen Tisch. So kann ich Kerstin sehen und sie mich. Und ganz nebenbei habe ich die eine Hälfte des Gastraumes im Blick und Kerstin die andere Seite.
Unsere Burger werden uns gebracht und während des Essens schauen wir uns ein wenig um.
Die anderen Gäste, einzeln oder in kleinen Gruppen wirken ein wenig nervös. Wir beide sind hier so etwas wie Fremdkörper.
Ein junges Mädchen kommt herein, hellhäutig und dünn, ja geradezu ausgemergelt. Sie holt sich einen Burger und setzt sich an einen Platz am Fenster. Einige der Schwarzen schauen häufiger zu uns ‘rüber und verlassen recht zügig das Restaurant.
Hoppla, sind wir hier in einen Drogen-Umschlagplatz ‘reingeraten? Ein Paar, das das ganze Restaurant im Blick hat, ist verdächtig. – Womöglich Drogenfahnder oder so?
Geht jetzt die Fantasie mit mir durch? Habe ich zu viele Kriminalfilme gesehen? Schließlich sind wir ja in der Nachbarschaft von Hollywood.
However, wir sind fertig mit unserem Menue und wollen eigentlich jetzt bald nur noch schlafen.
Nach dem Essen fahren wir zum Hotel in das hoteleigene Parkhaus, gleich um die Ecke. Ich nehme nicht den Service des Valet Parking in Anspruch, sondern suche mir selbst einen Stellplatz. Statt 2 x $ 10.00 Mehrkosten zu bezahlen, können wir auch ein paar Schritte laufen.
Wir gehen in unser Zimmer und hängen/legen uns die Sachen für morgen griffbereit zusammen.
An der Zimmerwand sehe ich den Sprinklerkopf einer automatischen Feuerlösch-Anlage. Darunter ein Verbotsschild, an diesem keine Kleiderbügel anzuhängen und dem Hinweis, dass ein Kontakt den Fußboden überflutet. – Danke, da wäre ich ja nie ’drauf gekommen.
Nachdem wir uns bettfein gemacht haben, sinken wir erst auf die weiche Matratze und anschließend unmittelbar in Morpheus Arme. Schließlich sind wir ja schon etliche Stunden unterwegs und entsprechend müde.
Das Hotel:
Das RENAISSANCE Los Angeles Airport Hotel liegt zwischen den zwei Haupt-Einflugschneisen ziemlich dicht am Airport. Es ist dafür erstaunlich ruhig. Von den Startgeräuschen der Flieger hört man auch kaum etwas. Das Zimmer ist klein, 1 Queen-Size Bett, aber alles durchweg sauber.
Das Personal ist sehr freundlich und hilfsbereit.
Ein Stellplatz im hoteleigenen Parkhaus kostet $ 40.00 pro Tag/Nacht. Wenn man keine Lust hat, sich selbst im Parkhaus einen Platz zu suchen, nimmt man das Valet Parking in Anspruch. Das heißt, ein Hotelangestellter nimmt das Auto in Empfang und fährt es in das Parkhaus. Das kostet dann allerdings gleich $ 10.00 mehr, also $ 50.00 pro Tag/Nacht.
Man bekommt einen Zettel mit einer Nummer und wenn man das Auto braucht, holt der Angestellte es aus dem Parkhaus und stellt es einem abfahrbereit vor den Eingang. Dafür erhält er dann noch ein Trinkgeld von ein bis zwei Dollar.
Zunächst bin ich erst einmal um 1.00 Uhr nachts Ortszeit (10.00 Uhr MESZ) hellwach. Das geht natürlich gar nicht. Die Nacht zuvor war ja auch nicht so üppig mit Schlaf. Da muss ich wohl besser noch ein paar Stunden nachlegen.
Als wir dann um circa 6.00 Uhr Ortszeit wach werden, ist es zu Hause schon 15.00 Uhr, also Nachmittag. So lange habe ich in meinen besten Party-Zeiten nicht gepennt.
Immerhin haben wir gut und lange geschlafen. Normalerweise ist man aufgrund der Zeitverschiebung an den ersten Tagen immer sehr viel früher wach.
Heute wollen wir ein wenig in LA herumfahren. Von größeren Unternehmungen haben wir abgesehen, zumal wir auch nur einen Tag Zeit haben.
Wir haben schon in Orlando/Florida das Magic Kingdom in der ‘Walt Disney World‘ besucht; viel größer und schöner als die Urzelle Disneyland hier in Anaheim.
Auch in den ‘Universal Studios‘ waren wir schon in Orlando. Das Areal dort ist bei weitem nicht annähernd so groß und lange nicht so gut, wie ‘Universal City‘ hier in Hollywood.
Für uns stehen heute der Walk of Fame in Hollywood, Beverly Hills und Santa Monica auf dem Programm. Da gibt es auch schon jede Menge zu sehen und zu erleben.
Wir machen uns stadtfein und holen unser Auto aus dem Parkhaus.
Bevor wir unsere große Entdeckertour starten, wollen wir natürlich erst einmal frühstücken. Das Frühstück im Hotel für $ 26.00 pro Person ist uns aber einfach zu teuer.
In Florida sind wir häufiger bei ‘IHOP‘ frühstücken gewesen. Dort war das Frühstück immer sehr gut, günstig und reichlich.
Während ich schon einmal losfahre, gibt Kerstin Paulina den Suchauftrag IHOP ein. Was ist das denn, kein Treffer? Gibt es hier in einem größeren Umkreis kein IHOP Restaurant? Wir sind enttäuscht.
Während ich mit unbekanntem Ziel weiterfahre, wird uns von Paulina außer McDonalds und Burger King nichts angeboten, wo wir vernünftig frühstücken können. Das Frühstück bei MD und BK ist nicht so richtig was für uns.
Als Alternative bietet uns Paulina ‘Wendy’s‘ ein paar Blocks weiter an. Wendy’s ist ebenfalls eine bekannte Kette und ist auch okay. Ergo steuern wir Wendy’s an - und landen auf einer Tankstelle.
Nein, so ein besserer Stehimbiss an der Tankstelle ist nicht das, was wir uns an unserem ersten Tag in den USA unter einem ordentlichen amerikanischen Frühstück vorgestellt haben. Wir steigen gar nicht erst aus und fahren gleich weiter.
Inzwischen bin ich schon ein paar Meilen nordostwärts gefahren. Wo um alles in der Welt frühstücken die Bewohner in dieser Gegend hier eigentlich? Dort vorne ist ein Einkaufzentrum, da gibt es bestimmt so etwas.
Ich fahre auf den großen Parkplatz und einmal rund ‘rum an den ganzen Ladenzeilen vorbei. Kein ausgesprochenes Frühstücksrestaurant ist zu finden. Das kann doch wohl nicht wahr sein. Ich dachte, wir sind hier in einer Weltstadt.
Mittlerweile habe selbst ich Hunger. Kerstin sowieso schon lange. Da sehe ich einen dunkelhäutigen Mann über den Parkplatz gehen. Ich fahre in die nächste Parklücke, steige aus, gehe auf ihn zu und frage ihn nach einem Frühstücksrestaurant hier in der Gegend.
Er hat ein breites Lachen im Gesicht und legt sofort los. Ich sage stopp, nicht so schnell, wir sind deutsche Touristen und er möge bitte langsam, einfach und deutlich sprechen.
Sein Lachen wird noch breiter und er erklärt mir, dass es gleich um die Ecke das ‘Pann‘s‘ gibt. Ich sehe das nicht sofort und er geht mit mir ein Stück über den Parkplatz und zeigt an einem Gebäude vorbei auf das Restaurant.
Das Pann‘s sieht von der Farbgebung ein wenig blass aus und ich frage ihn, ob es gut ist. „Oh yes, very delicious (delikat).“
Bevor ich mich bei ihm bedanken kann, gesellt sich ein weiterer Mann zu uns und fragt, ob er helfen kann. Ich erkläre ihm, dass dieser Gentleman uns das Pann’s empfohlen hat.
Oh ja, sagt auch dieser, eine gute Wahl. Na, dann kann ja nichts mehr schiefgehen. Ich bedanke mich für ihre Hilfe. Einmal mehr erleben wir diese für uns ungewöhnliche Offenheit, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Amerikaner.
Durch diese Aktion bin ich aus Kerstins Blickfeld entschwunden. Sie bekommt einen riesigen Schreck. Allein auf einem großen Parkplatz, in einem ihr fremden Auto, in einer fremden Stadt und ihr Mann ist weg. Gekidnappt gar? – Aber Entwarnung.
Ich setze mich wieder zu Kerstin ins Auto und wir fahren zu dem Pann’s. Naja, sind ja auch immerhin etwa 300 Meter. Sooo weit kann man in den USA unmöglich zu Fuß gehen.
Wir parken das Auto auf dem Restaurant-Parkplatz und ich gehe zielstrebig auf den Eingang zu. Kerstin will noch ein Foto von dem Restaurant machen. Zu diesem Zweck sucht sie sich, ohne es zu merken, ausgerechnet die Zufahrt zu dem Parkplatz aus.
Es kommt ein Auto angefahren mit einem älteren Paar darin. Das Auto bleibt auf der Straße stehen und die beiden darin warten geduldig, bis Kerstin mit dem Fotografieren fertig ist.
Dann biegen sie auf den Parkplatz ein und winken uns freundlich zu. Ziemlich unvorstellbar bei uns in Deutschland. Kein Hupen, kein Drängeln, gar nichts; nur ein freundliches Lächeln.
Im Restaurant herrscht lebhaftes Stimmengewirr. Ich will gleich auf einen freien Tisch zugehen, da hält Kerstin mich zurück. Ach ja, hier vorne steht doch das übliche Schild: ‘Please wait tobe seated‘. Man wartet, bis ein Mitarbeiter die Gäste an einen Tisch führt.
Die Kellnerin, Brenda, dunkelhäutig mit blondierten Haaren, ist super freundlich und richtig locker ‘drauf. Es macht ihr auch nichts aus, dass wir ein wenig länger für die Auswahl unseres Frühstücks brauchen. Bei mir ist das ja jedes Mal ganz einfach…
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie die amerikanischen Servicekräfte in den Restaurants die Balance finden zwischen sehr aufmerksam und unaufdringlich. Daran könnten sich viele unserer deutschen Restaurant-Fachkräfte einmal ein Beispiel nehmen.
Das Frühstück ist gut und reichlich, der Service tiptop. Brenda freut sich über ein etwas höheres Trinkgeld. (Dazu muss man wissen, dass das Einkommen der Servicekräfte fast ausschließlich aus dem Trinkgeld besteht.) Ein sehr zufriedener Gast zahlt natürlich gern etwas mehr für guten Service als ein unzufriedener Gast.
Obwohl wir morgen in eine andere Richtung unterwegs sein werden, beschließen wir, wieder hier zu frühstücken.
Nun kann die Entdeckungsreise in Los Angeles ja losgehen. Naja, LA ist es eigentlich ziemlich egal, ob wir es entdecken oder nicht.
Einmal quer durch, da stehen wir erst einmal im Stau. In LA ist überhaupt immer Stau, egal wo man hinwill. zehnspurige Straßen und alles verstopft. Kein Wunder, dass LA so oft im Dunst versinkt.
Wir kommen auf den ‘Sunset Boulevard‘. Gab das früher nicht mal so eine Fernsehserie vom Sunset Boulevard? Der Glanz früherer Zeiten ist hier ein wenig verblasst. Die Häuser dort sind nicht so prickelnd, dafür sind die Häuser am ‘Sunset Plaza‘ sehr viel schöner.
Wir haben uns durch Dunst und Autoschlangen durchgekämpft bis Beverly Hills. Bei der Fahrt in die Hills schauen wir einmal hinunter über LA Downtown. Die Stadt liegt schon an diesem frühen Vormittag unter einer Dunstglocke.
Als wir uns der Straße folgend immer weiter nach oben begeben, wird mir auch klar, warum es dort so verheerende Feuer gibt. Etliche Hügel laufen von oben nach unten praktisch V-förmig ins Tal.
Das heißt, wenn dort unten ein Feuer ausbricht, bietet die canyonartige Form der Hügel dem Feuer einen gewissen Kamin-Effekt. dadurch breitet es sich so wahnsinnig schnell aus. Die Trockenheit in der Region verstärkt das Ganze noch.
Aber wir wollen nicht über Feuersbrünste nachdenken, sondern lieber unsere Urlaubseindrücke genießen.
Also zurück zu unserer Tour durch die Wohnwelt der Stars. Einige der Häuser sind hochmodern, andere eher blass, so wie der Ruhm deren Besitzer wohl auch verblasst sein dürfte.
Bei einigen Anwesen stehen kunstvolle Skulpturen und Kunstwerke im Vorgarten, andere Häuser sind absolut nüchtern und schmucklos. Eine kolossale Vielfalt an Baustil, Kitsch und Kunst.
Wir schlängeln uns die einspurige Straße hinauf, in Serpentinen durch die Hills. Kommt dir hier eine/r entgegen, musst du, oder sie/ er, zurück bis zur nächsten Ausweichmöglichkeit.
Wenn die Scheiben dann, wie hier bei vielen Autos, abgedunkelt sind, weißt du auch nicht, wer gerade in dem Auto sitzt, das an dir vorbeifährt. Vielleicht ein Filmstar, wer weiß.
Bei unserem Auto sind die Scheiben nicht abgedunkelt. Es ist auch relativ unwahrscheinlich, dass hier irgendjemand Autogramme von uns haben will.
Einige Häuser sind absolut unscheinbar, bei anderen zeigt der Besitzer, dass er vermögend ist. Manchmal kann man von der Straße nur das Garagentor sehen, bei anderen wiederum gibt es eine imposante Auffahrt. Es ist alles dabei.
Wir wissen natürlich nicht, wer da wo wohnt, aber wir fühlen uns auf jedem Meter (hier natürlich Yard) von Kameras beobachtet. Jedes Haus, jede Einfahrt, jede Garage.
Selbstverständlich fahren wir auch den berühmten ‘Mulholland Drive‘ entlang, allerdings nur ein kleines Stück. Das wurde uns von unserem Reiseplaner empfohlen und ist wirklich sehenswert. Echt schön, hübsche Häuser, gepflegte Grundstücke. Alles sehr sauber.
Der gesamte Drive geht aber über circa 35 Meilen von den Hollywood Hills bis ‘raus aus Los Angeles in die Berge. Das wollen wir uns ersparen, so hübsch, wie es dort auch sein mag.
Wenn wir den Hollywood Boulevard besuchen und auch noch nach Santa Monica wollen, dürfen wir die Zeit auch nicht ganz aus den Augen verlieren.
Vielleicht werden wir ja nachher am Hollywood Boulevard noch für die eine oder andere Filmproduktion entdeckt.
Also machen wir uns auf den Rückweg nach Hollywood, fahren zurück durch den dichten Verkehr von LA und begeben uns in das Zentrum der Stars und Schönen, zum Hollywood Boulevard.
Ohne Paulina wären wir hier völlig aufgeschmissen. Zuverlässig leitet sie uns direkt zum Boulevard. Nur leider dürfen wir dort nicht ‘reinfahren, der ist gesperrt wegen einer Veranstaltung.
Also in die nächste Straße. Dort steht ein Mann und winkt mit einem Schild ’Public Parking‘. Na also, geht doch, ein Parkplatz mitten in der Stadt. Es sind sogar noch ein paar Plätze frei.
Ich stelle das Auto ab und frage an dem Kassenhäuschen nach dem Preis. $ 20.00. How much? (Wie viel?) 20.00 Dollar? Ich sage, wir wollen doch höchstens zwei Stunden hier parken. - Egal, $ 20.00.
Jetzt weiß ich auch, warum hier noch Plätze frei sind. Ich sage: „No, für 2 Stunden viel zu teuer.“ Ich gehe zum Auto und sage zu Kerstin: „Wir gucken noch mal woanders. Das ist ja hier das reinste Raubrittertum.“
Ich fahre nach rechts vom Parkplatz hinunter, an der nächsten Kreuzung links und wir befinden uns auf der zweiten Parallelstraße vom Hollywood Boulevard. Dort sind rechts am Straßenrand Parkplätze mit Parkuhren.
Einer davon ist frei, aber in der Parkuhr blinkt ein rotes Licht. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Vielleicht ist diese Parkuhr kaputt, also fahre ich weiter.
Auf dem nächsten Platz steht ein Auto, an der Parkuhr blinkt ein grünes Licht. Ein Stückchen weiter wieder ein leerer Platz, die Parkuhr blinkt rot.
Ich fahre auf den Platz und gehe der Sache auf den Grund. Aha, parken kostet pro Stunde $ 1.00. Ich suche meine Quarters (1/4 $ Münzen) zusammen. Es sind 7, also können wir 1 ¾ Stunden parken. Das muss dann eben reichen.
Als ich die Münzen einwerfe, blinkt das Licht in der Parkuhr grün. Ah ja, so funktioniert das also. Prinzip verstanden.
Eine kleine Weile müssen wir dann doch noch zum Hollywood Boulevard laufen. Es sind ja immerhin zwei Häuserblocks und in den USA ist alles bekanntermaßen etwas weitläufiger.
Jetzt sind wir am Ziel, direkt auf dem ‘Walk Of Fame‘. Die Straße mit den zahlreichen, in den Boden eingelassenen Messingsternen mit den Namen der Stars.
Als Kerstin auf dem Spaziergang einmal anhält und hinguckt, wo sie gerade stehen geblieben ist, steht sie genau an dem Stern von Robin Williams, einem ihrer Lieblings-Schauspieler.
Ein Stückchen weiter gibt es einen Laden ’Hollywoodland‘. So ein Touristen-Beglückungs-Shop wo es alles Mögliche gibt, was man eigentlich gar nicht braucht. Und/oder Dinge, die zu Hause dann irgendwo herumstehen und einstauben. Wir gucken nur kurz, gehen aber gar nicht erst ‘rein.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite steht das weltberühmte ‘Chinese Theater‘, das älteste Kino der Stadt.
Dort befindet sich auch der Platz mit den frisch gegossenen Betonplatten, wo die Stars ihre Hand- und Fußabdrücke in den noch weichen Beton pressten.
Dazu kratzten sie noch ein Autogramm und das Datum in die feuchte Masse. Hier hat der Begriff ‘verewigt‘ absolute Berechtigung. Selbstverständlich machen wir von einigen Betonplatten bekannter Stars Fotos und schlendern den Hollywood Boulevard weiter.
Auf der rechten Seite der Straße liegen so etwas wie Zeltstangen. Wird hier ein Festzelt aufgebaut oder ein Film gedreht? Keine Ahnung, alles ist möglich.
Den wichtigsten Teil des Boulevards haben wir wohl hinter uns. Die Gegend wird langsam etwas ruhiger. Wir haben mittlerweile auch Durst bekommen und Kerstin würde auch gern einmal für kleine Mädchen.
Geschäfte, Geschäfte, Geschäfte, gibt es denn hier nichts, wo man mal einfach so reingehen und zur Toilette gehen kann?
Ja, wir kommen zu einer Pizzeria mit einem Fenster für den Straßenverkauf und einem Restaurant. Vielleicht haben wir hier ja Glück.
Wir gehen durch die Eingangstür. Eine Pizzeria wie sie im Buche steht. - In einem Drehbuch für einen Film von 1955, so kommt es mir jeden-falls vor. Rote Kunstlederbänke an braun gemaserten Resopal-Tischen.
Das Restaurant ist bis auf die Küche komplett leer. Wir sind die einzigen Gäste.
Kein Wunder. Das Mittagsgeschäft ist vorbei, das Abendgeschäft kommt viel später. Eine Pizza können wir jetzt leider nicht bestellen, wird uns erklärt. Selbst wenn es möglich wäre, möchten wir das lieber auch nicht, - nach einem Blick in die Pizza-Küche.
Aber für gekühlte Getränke ist das schon okay. Ich bestelle mir eine Dose Cola, Kerstin einen Ice Tea und wir setzen uns an einen Tisch. Es steht nämlich ein Schild bei den Toiletten, dass die nur für Gäste zugänglich sind.
Kerstin geht als erste und kommt gleich wieder zurück. Die Toilette ist versperrt. Die nette Kellnerin (Inhaberin?) ‘Stephanie‘ kommt und erklärt, dass die Toilette kaputt ist, Kerstin müsste auf die Herrentoilette. Na gut, dann eben Herrentoilette, Hauptsache überhaupt.
Ich nuckele an meiner Cola, Kerstin kommt wieder und ist ‘total begeistert‘. So etwas von Toilette hat sie bisher noch nie erlebt, und schon gar nicht in den USA.
Auch ich will das Keramik-Studio mal besuchen. Der Norddeutsche sagt dazu: „Oh haue haue ha“. Mein lieber Schwan, wie gut, dass wir hier sowieso nicht essen wollten. Wenn die Küche so ist wie die Toilette? ... Na dann ‘Prost Mahlzeit‘.
Wir bezahlen am Eingang unsere Getränke und Stephanie kriegt mit, dass wir Deutsche sind. Sie verabschiedet sich lachend von uns mit ‘Auf Wiedersehen‘.
Jetzt müssen wir nur noch den Weg zurück zu unserem Auto finden. Das ist in den amerikanischen Städten immer sehr einfach, weil die Straßen fast ausnahmslos rechtwinklig zueinander verlaufen. Jede Querstraße führt automatisch auf die Parallelstraße.
Ein paar hundert Meter weiter steht unser Nissan. Die Parkuhr blinkt ‘Rot‘. Mist, wir haben die Parkzeit überschritten. Aber es sind zwischenzeitlich keine Cops hier unterwegs gewesen und haben Tickets verteilt. - Glück gehabt.
Mittlerweile ist es schon Nachmittag. Schließlich steht noch Santa Monica und Venice Beach auf dem Wunschzettel. Also los.
Wir verlassen das Star-Ensemble ohne für den nächsten Film entdeckt worden zu sein und wenden uns nach Süd-West, Richtung Pacific. An den Verkehrsstau auf dem Weg dorthin haben wir uns zwischenzeitlich gewöhnt.
Rush Hour in Los Angeles, wir stecken im schönsten Feierabend-Verkehr. Zehnspurige Autobahn und richtig voll. Wobei ich sagen muss, es ist alles viel gelassener als bei uns in Deutschland zum Feierabend.
Sozusagen Entspannung pur. Liegt es nur daran, dass wir Urlaub haben oder ist die Gelassenheit der Amerikaner beim Autofahren ansteckend? Ich tippe mal auf letzteres.
So kommen wir über den ‘Santa Monica Boulevard‘ völlig stressfrei in Santa Monica an. Das Pflichtprogramm in Santa Monica ist natürlich die Pier.
Wir können sogar auf der Pier parken, aber $ 8.00 pro Fahrzeug für eine Stunde ist ja auch wiederum sehr teuer. Ich habe das Gefühl, wir haben es heute mit Parkplatz-Piraten zu tun.
Wenn das mit den Parkgebühren so weitergeht, haben wir nach Mitte des Urlaubs kein Geld mehr für’s Essen.
Ich fahre zwei Straßen weiter nach links Richtung Stadtmitte und siehe da, nach zwei Blocks ist rechts ein freier Parkplatz. Auch wieder einer mit Parkuhr. Dazu sogar noch direkt vor einem mexikanischen Restaurant. Das gefällt uns.
Ich gehe in das Restaurant und bitte darum, mir $ 2.00 in Quarters zu wechseln. Anstandslos wird meine Bitte erfüllt. Ich füttere die Parkuhr, während Kerstin schon mal einen Blick auf die ausgehängte Speisekarte wirft.
Statt $ 36.00 Parkgebühren heute (Hollywood und hier) nur $3,75. Da ist das halbe Essen für heute Abend schon ‘drin.
Erstaunlich ist es schon, dass wir selbst in Santa Monica so schnell noch einen freien Parkplatz finden. Allerdings, bei meinem sprichwörtlichen Parkplatz-Glück (frag mal meine Familie), ist das wiederum auch nicht besonders verwunderlich.
Jetzt wollen wir erst einmal auf die Pier und marschieren die Straße Richtung Strand hinunter. Die Amis sind ja nicht so richtig auf Fußgänger eingerichtet, der Bürgersteig ist recht schmal bis nicht vorhanden.
Wir überqueren den berühmten Highway No. 1 und kommen zum Strand. Schöner, feinkörniger Sand und wir ziehen gleich unsere Schuhe und Socken aus.
Parallel zur Straße und der Promenade führt ein geteerter Weg im Sand entlang, auf dem Radfahrer, Rikschas, Skater, Inliner und allerlei sonstige Gefährte den Strand entlang rollen.
Daneben gibt es für die Fußgänger einen Bohlenweg über weite Strecken des Strandes, auf dem Leute spazieren können, ohne die Schuhe bis oben hin voller Sand zu haben.
Wir folgen dem Weg bis zu einer Stelle, wo man über eine Treppe auf die Pier hinauf kommt.
Bekannt von Bildern, aus Filmen und vom Fernsehen. Es wurde hier die Schlussszene eines ganz bekannten Films hier gedreht. An die Szene erinnere ich mich noch, den Titel des Films habe ich aber vergessen.
Oben auf der Santa Monica Pier befindet sich am Ende ein Miniatur Vergnügungspark mit Karussells, einer Miniatur-Achterbahn, Ständen, Buden und einem Riesenrad (die Bezeichnung ‘Riesenrad‘ ist bei diesem Fahrgeschäft schon mehr als geschmeichelt).
Mein lieber Schwan, eine einzige Fahrt auf den Attraktionen kostet zwischen $ 5.00 und $ 10.00. Das ist für uns schon ein mehr als sportlicher Preis. Wir sind dafür zu geizig. – Oder, wie man den Hamburgern nachsagt, haben wir ein gesundes Gegenwerts-Gefühl. Aber okay, wenn man das haben muss, wir jedenfalls nicht.
Auch die anderen Angebote dort sind völlig überteuert. Naja, in Santa Monica gibt es eben auch viele Touristen.
Etwas weiter draußen auf der Seebrücke präsentieren sich etliche Kleinkünstler. Vom Musikus, der mehr oder weniger bekannte Melodien mehr oder weniger gut singt und/oder spielt, bis hin zu Portrait-Malern, Zauberern und Puppen-Schnitzern.
Wirklich alles dabei, was es in anderen Touristen Hochburgen auch gibt. - Oder was wir bei uns zu Hause vom Hamburger Dom kennen.
Zahlreiche Souvenir-Verkäufer sind hier ebenfalls vertreten. Und selbstverständlich wird alles für das leibliche Wohl angeboten.
Dazwischen sitzen Angler, die in stoischer Ruhe auf den Fang ihres Lebens warten. Umflogen von Möwen, die den Anglern die Beute abjagen wollen.
Und noch ein ganz besonderes Highlight bietet die Santa Monica Pier. Hier endet die weltberühmte Route 66. – ‘End of the Trail‘. Diese legendäre Straße, die fast die ganzen USA durchquert. Von Chicago bis nach Los Angeles. Jeder Biker (und manch Anderer auch) träumt davon, diese Straße nur einmal im Leben zu fahren.
Mein Freund Fritz aus Florida ist die gesamte Strecke von Chicago bis hierher einmal mit seiner Harley-Davidson abgefahren.
Er erzählte uns, man müsse unheimlich gutes Sitzfleisch haben, um diese Tortour durchzustehen.
Natürlich machen wir von dem Schild Fotos, wenngleich wir sie auch nicht mit dem Motorrad bezwungen haben. (Aber wer weiß? Kommt ja vielleicht noch.)
Bevor wir uns zurück zu unserem Auto begeben, spazieren wir noch ein wenig am Strand hinunter zum Wasser.
An unserem letzten Urlaubstag mit Aufenthalt in Santa Barbara haben wir zwar noch einen abschließenden Relax-Tag am Strand eingeplant, aber wir können hier ja schon mal eine kleine Kostprobe im Pacific Wasser nehmen.
Zudem hat Kerstin ihre Füße schon auf der Westküste und auch der Ostküste des Atlantiks ins Wasser gehalten, aber in den Pazific noch nie. Also los.
Das Wasser ist nicht so richtig warm, aber allemal noch akzeptable Badetemperatur für die temperaturtechnisch nicht so überaus verwöhnten Nordlichter wie uns.
Nachdem wir ein wenig an der Wasserlinie entlang spaziert sind, wenden wir uns wieder Richtung Bohlenweg.
Dieser Bohlenweg über den Strand wäre ein Fall für unseren TÜV. Der würde sofort alles sperren. 1 cm hoch aus dem Holz ragende Befestigungsschrauben, lose Holzspane, wackelige Bohlen. Da muss man schon ganz schön aufpassen.
Wenn man im Gegenzug bedenkt, wegen welcher Kleinigkeiten die Amerikaner gleich um irrwitzige Entschädigungen klagen, wenn was passiert, geht so was eigentlich schon ganz und gar nicht.
Nach unserem Ausflug auf die Santa Monica Pier orientieren wir uns wieder Richtung Auto. Erster Grund: die Parkzeit ist bald um, zweiter Grund: HUNGER.
Ich merke mir ja immer recht gut, wo ich entlang gehe, und so finden wir zielstrebig den Weg zu unserem Parkplatz.
Kerstin hatte ja vorhin die ausgehängte Speisekarte studiert und das Personal war so freundlich, mir Geld für die Parkuhr zu wechseln. Was liegt also näher, als hier auch gleich zu Abend zu essen.
Wir entern das Restaurant, nachdem ich unsere Parkzeit um zwei Quarters an der Parkuhr verlängert habe.
Der Kellner, der mir die Dollars vorhin gewechselt hatte, begrüßt uns, als erkenne er mich wieder und führt uns an einen freien Tisch.
Nebenan sitzt eine Familie mit zwei sehr lebhaften Kindern. Eigentlich ist es im ganzen Restaurant recht lebhaft, also ganz anders, als wir es in Deutschland von Restaurants gewohnt sind.
Der sehr freundliche Kellner bringt uns die Speisekarten und gleich zwei Gläser mit Wasser. (Leitungswasser mit Eiswürfeln, gibt es oft kostenlos zum Essen.)
Wir bestellen aber lieber Limonade und Orangensaft. Das Leitungswasser schmeckt immer mehr oder weniger nach Chlor.
Dann suchen wir uns aus der Karte unsere Speisen aus und bestellen Pacos und Chili Colorado.
Während wir warten, bekommen unsere Tischnachbarn ihr Essen. Oh, Mann, das sind Portionen. Für Erwachsene ist das gerade noch okay, aber für die Kinder solche Mengen?
Das geht dann auch erwartungsgemäß ab. Der etwa 8-jährige Junge isst ein paar Happen und hat fertig. Das wohl 10-jährige Mädchen isst nicht einmal die Hälfte auf.
Jetzt kommt unsere Bestellung. Tortillas und Chili, schließlich sind wir hier beim Mexikaner. Unsere Portionen sind nicht ganz so gewaltig. Gut zu schaffen, aber nicht zum überfressen. Auf jeden Fall schmeckt es gut.
Als wir das Restaurant verlassen, steht die Abendsonne schon tief hinter den Palmen.
Auf unserem Weg wollen wir über Venice Beach fahren, den weltberühmten Strand mit Stars und Sternchen, Dressmen und Bodybuilder. Bezeichnenderweise heißt das dort: ‘Venice Beach City – Muscle Beach Boardwalk‘.
Wir stoppen kurz beim Strand, aber es sind kaum noch Leute da. Kein Wunder, es ist ja auch schon spät. Also halten wir uns hier auch gar nicht lange auf. Ein kurzer Rundblick und weiter geht’s.
Unser Weg führt uns an der ‘Delray Marina‘ vorbei, einem sehr großen Yachthafen, gesäumt von einer Menge Appartementhäuser.
Kerstin hätte sich das gerne etwas näher angesehen, aber es gibt in Sichtweite keine Parkmöglichkeit und außerdem ist es auch schon dämmerig. Die Dämmerung ist hier sehr kurz. Die Sonne geht unter und gleich darauf ist es dunkel.
Nur ein paar Meilen sind es von hier bis zu unserem Hotel.
Zurück im Hotel beratschlagen wir, welche Route wir morgen nach Palm Springs nehmen werden. Unser TourBook vom Reiseveranstalter bietet dafür drei Möglichkeiten an.
Einmal den direkten Weg, über San Bernadino und die Interstate 10 nach Palm Springs. Das ist der kürzeste Weg und geht natürlich am schnellsten.
Aber wir wären nicht wir, wenn uns das genügen würde. Bei dem, was wir alles als Programm auf dem Plan haben, werden wir noch genug Gelegenheit haben, endlose Meilen auf der Autobahn zuzubringen.
Also bleiben die Alternativen: Die nördliche Route auf einer Bergstrecke durch die San Bernadino Mountains oder die südliche Route durch das ländliche Kalifornien über die alte Missionsstadt ‘San Juan Capistrano‘.
So schön wie es auch ist, durch das Gebirge zu fahren, entschließen wir uns, die südliche Route zu wählen.
Schließlich ist diese Mission eine der ältesten Ansiedlungen der Europäer in Kalifornien.