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Phil Humor

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  • Herausgeber: BookRix
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
Beschreibung

Goethe, ZM40 und Suleika Mit der Zeitmaschine zu Goethe Zeitreise. Ziel: Heidelberger Schlosspark am 24. September 1815. Zielpersonen: Goethe und Marianne von Willemer.

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Phil Humor

Goethe, ZM40 und Suleika

Mit der Zeitmaschine zu Goethe

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Inhalt

 

Goethe, ZM40 und Suleika

Mit der Zeitmaschine zu Goethe

 

Zeitreise.

Ziel: Heidelberger Schlosspark am 24. September 1815.

Zielpersonen: Goethe und Marianne von Willemer.

INNEN - IM REISEBÜRO - TAG

Fünf Personen sitzen im Reisebüro um einen großen Marmortisch. Es sind die vier Kunden: JERRY, KATJA, BIANCA, BRUNO. Sowie URSULA, die Reiseleiterin. Ursula gibt jedem Kunden einen Vertrag.

 

Ursula

Das ist der Reisevertrag. Paragraf 10: Wenn etwas schiefgeht, dann habt Ihr Schuld und nicht mein Reisebüro. Wir haften für gar nichts. Diese Vergangenheitsreisen sind unkalkulierbar. Kunden verschwinden in Zeit-Löchern; dann muss ich wieder los und sie suchen. Aber Ihr habt ja das Ortungsgerät dabei. Keine Sorge, damit finde ich Euch wieder - der Akku hält 70 Jahre.

Jerry

Also nächste Woche zur Buchmesse wollte ich wieder hier sein. Ich liebe die Gegenwart. Ich will hier eigentlich auch gar nicht weg. Aber Goethe kommt ja nicht hierher. Oder gibt es da bald schon eine Technik, dass wir Gäste aus der Vergangenheit einladen können zu uns ins Jahr 2040?

Ursula

Die ersten Versuche endeten erbärmlich. Ich kann Dir bisher keine Alternative anbieten: Du musst selber in den Zeitkanal.

 

Bruno steht auf und geht zur Schaufensterscheibe.

 

Bianca (zu Bruno)

Die Risiken sind minimal. Ich habe das Reiseprospekt gelesen. Alle Touristen sind begeistert.

Bruno

Das sind die, die überlebt haben. Die anderen können sich nicht mehr kritisch äußern. Aber ich gebe zu, die Reise reizt mich. Goethe zu treffen; ihn zu erleben. Ich fühle mich ihm geistesverwandt – aber ich bin kein schaffender Geist. Ich bin nur Schauspieler, ein Nachahmer. Ich bin kein Original. Mein Leben verbringe ich in den Fußstapfen von Geistesgrößen. Zeit, etwas zu wagen.

 

Bruno setzt sich wieder zu den anderen an den Marmortisch.

 

Ursula

Ich brauche dann noch das Kautionsgeld. Das ist für das Reparatur-Team. Falls Ihr die Zeitgeschichte beschädigt. Eure Reise ist einfacher als alle anderen. Denn Start und Ziel sind identisch: wir sind in Heidelberg und wollen nach Heidelberg.

Katja

Schade, dass die Zeitreisen so teuer sind. Ich hätte mir so gerne die ganze Weltgeschichte angesehen. Live, hautnah. Vierzig Prozent Rabatt bekommen wir bei dieser Heidelberg-Reise?

Ursula

Es ist ein Schnupper-Preis. Und danach seid Ihr Stammkunden und Wiederholungstäter. Zeitreisen macht süchtig. Es ist dieses Überlegenheitsgefühl. Wir kennen die Zukunft. Wie im Kasperle-Theater. Wir wissen, wo das Krokodil lauert.

 

Jerry unterschreibt den Vertrag und gibt ihn Ursula.

 

Jerry

Ich habe gar keine Wahl. Das ist eine günstige Gelegenheit, um Goethe kennenzulernen. Ich bin Schriftsteller, aber meinem Schreiben fehlt die Tiefe. Es ist nur noch Rhetorik, Wortzauberei. Völlig inhaltsleer.

Bianca

Warum sind Zeitreisen so teuer?

Ursula

Es sind die hohen Lizenzgebühren. Deswegen bieten wir fast nur noch Gruppenreisen an. Doch bei mehr als fünf Personen wird das Kraftfeld instabil. Dann gibt es kuriose Ereignisse.

Jerry

Vertauschte Seelen und vertauschte Körperteile. Es wurde schon erwogen Zeitreisen zu verbieten. Wir sollten uns vor unserer Reise besser kennenlernen. Nur für den Fall, dass ich hinterher mit der Seele eines anderen umherlaufe. Ich heiße Jerry und meine Seele ist nicht im Bestzustand. Vielleicht mache ich ja einen ganz guten Tausch hier bei dieser Reise. Wenn es einen Fehlstart gibt, bekomme ich die Seele einer attraktiven Mitreisenden oder deren Körperteile. Nette Aussicht.

Katja

Ich heiße Katja. Studiere Germanistik. Meine Abschlussarbeit schreibe ich über Goethe. Ich werde ihn gleich mal interviewen. Ich hoffe, er nimmt sich Zeit für mich.

Bianca

Wir kommen ganz unangemeldet. Wahrscheinlich ignoriert er uns.

Ursula

Heidelberger Schlosspark am 24. September 1815. Zielpersonen: Goethe und Marianne von Willemer. Noch Fragen?

Bianca

Mich interessiert Marianne. Sie ist Schauspielerin wie ich. Und sie ist so alt wie ich: 30 Jahre.

Bruno

Ich dachte, Du wärst 27?

Bianca

Ich sehe ja auch wie 27 aus. Und Goethe ist so alt wie Du: 66 Jahre.

Bruno

Ich bin erst 61. Jedenfalls für meine Fans. In Wirklichkeit bin ich 68.

Bianca

Du hast mich angelogen? Nun ja, Marianne und Goethe sind in einer ähnlichen Situation wie wir beide. Der große Künstler und die bezaubernde Muse.

 

Der ROBOTER ZM40 schwebt in das Reisebüro.

 

Ursula

Das ist ZM40, Eure Zeitmaschine.

(zu ZM40)

Du bist pünktlich. Wie kommt das?

Jerry

Ist ZM40 sonst unpünktlich? Wie beunruhigend. Ist er mit den Zeitkoordinaten auch so nachlässig? Und ich hab den Vertrag schon unterschrieben. Wir sind verloren im unendlichen Zeitenmeer.

ZM40

Ich bin pünktlich, okay.

Ursula

ZM40 erzeugt gleich das Energiefeld, dass uns hinauskatapultiert aus unserer Jetztzeit.

ZM40

Mal sehen, wo wir landen werden.

Ursula

Das war selbstverständlich ein Scherz.

ZM40

Nein, ich bin wirklich immer wieder unangenehm überrascht, wenn ich ganz woanders lande, als geplant.

(zu Ursula)

Ist mein Akku schon aufgeladen?

Ursula

Ja. Und ich habe auch noch zwei Reserveakkus. ZM40 kommt mit uns ins Jahr 1815. Und bringt uns von dort auch wieder zuverlässig zurück ins korrekte Jahr. Wir haben jetzt 2040. Kannst Du Dir das irgendwie merken? Voriges Mal landeten wir etwas zu weit: 2140. Und dann war der Akku leer.

Katja (zu ZM40)

Ich habe auf der Autobahn auch schon öfters die Ausfahrt verpasst.

Jerry

‚ZM40‘. Bedeutet die 40, dass Du Baujahr 2040 bist? Womöglich erst einige Wochen alt und ohne nennenswerte Erfahrung?

ZM40

Ohne meinen Anwalt sage ich gar nichts.

 

Bianca unterschreibt den Vertrag und gibt ihn Ursula.

 

Bianca

Ich spüre ganz deutlich, wenn ich noch länger zögere, dann wird das nie was. Bis jetzt habe ich immer Glück gehabt mit meinem Prinzip: Augen zu und durch. Nur wer wagt, gewinnt. Wer kennt noch mehr Sprüche, die mir Mut machen?

Jerry

Sorge Dich nicht, lebe.

ZM40

Ich sorge mich nach Belieben.

Jerry

Du lebst ja auch nicht.

ZM40

Du aber auch nicht. Ich blättere gerade in Deiner Personalakte. Wie kann jemand in 30 Jahren so wenig erleben?

Jerry

Hang zur Bequemlichkeit. Es war nie nötig, dass ich meine Gewohnheiten ändere.

Bruno

Rückblickend weiß man eine Krise zu schätzen. Es ist, als würde man wachgerüttelt aus einer Lethargie. Die Krisen sind es, die mich vor der Gleichgültigkeit bewahrt haben. Das Leben darf einem nicht gleichgültig sein. Es ist kostbar. Doch man hat das Leben jeden Tag – und es wird zu etwas Alltäglichem.

 

Ursula geht zum Kühlschrank und holt eine Flasche Wodka.

 

Ursula

Dieser Wodka müsste die restlichen Bedenken wegspülen. Den nehme ich vor jeder Reise. Die Gläser sind unter dem Marmortisch.

Jerry

Die Gläser sind ungewöhnlich groß.

 

Ursula füllt die Gläser mit Wodka. Sie trinkt einige Schlucke.

 

Ursula

Die Turbulenzen im Zeittunnel sind groß. Meine Schulden sind groß. Meine Berufswahl war ein großer Fehler. Dafür brauche ich große Gläser.

 

Die vier Kunden prosten einander zu und trinken etwas Wodka. ZM40 schwebt tiefer und fällt dann auf den Fußboden.

 

Jerry

Du hast doch gar keinen Wodka getrunken.

ZM40

Akku leer.

 

Ursula geht zum Kühlschrank und holt einen Akku.

 

ZM40

Schieb ihn mir rein.

Katja

Ich glaub, ich bin im falschen Film.

 

Ursula schiebt den Akku in ZM40.

 

ZM40

Ganz tief rein.

Bianca