Gossip Girl 6 - Cecily Ziegesar - E-Book

Gossip Girl 6 E-Book

Cecily Ziegesar

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Beschreibung

Band 6 der Kultserie

Blairs größter Wunsch: Die Zulassung zur Uni in einer heißen Liebesnacht mit Nate feiern. Blöderweise landet sie in Yale aber nur auf der Warteliste. Nate wiederum weiß genau: Wenn Blair erfährt, dass er in Yale zugelassen wurde, wird es nichts mit der lang ersehnten gemeinsamen Nacht. Serena hingegen hat die freie Uni-Wahl. Sie tourt von Eliteuni zu Eliteuni und hinterlässt auf jedem Campus tausend gebrochene Herzen …

Macht süchtig wie sonst nur TV-Soaps!

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Seitenzahl: 284

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Cecily von Ziegesar

Ich lebe lieber hier und jetzt

Aus dem Amerikanischen von Katarina Ganslandt

DIE AUTORIN

Foto: © Roger Hagadone

Cecily von Ziegesar weiß genau, wovon sie schreibt. Wie ihre Figuren besuchte sie eine Elite-Schule der New Yorker Oberschicht und gehörte zum Kreise der Erlauchten. Heute lebt sie mit ihrer Familie in Brooklyn.

Weitere Informationen zu Gossip Girl unter

www.gossipgirl.de

cbt - C. Bertelsmann Taschenbuch Der Taschenbuchverlag für Jugendliche Verlagsgruppe Random House

1. Auflage Erstmals als cbt Taschenbuch Januar 2009 Gesetzt nach den Regeln der Rechtschreibreform © 2004 für den Originaltext Alloy Entertainment © 2005 für die deutschsprachige Ausgabe cbj Verlag, München in der Verlagsgruppe Random House GmbH Alle deutschsprachigen Rechte vorbehalten Die amerikanische Originalausgabe erschien 2004 unter dem Titel »You’re the one that I want« bei Little, Brown and Company, New York Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30827 Garbsen. Übersetzung: Katarina Ganslandt Lektorat: Stefanie Rahnfeld st · Herstellung: ReD Satz: Uhl+Massopust, Aalen E-Book-Umsetzung: GGP Media GmbH, Pößneck ISBN 978-3-641-04109-0 www.cbt-jugendbuch.de

Wenn Liebe schön ist, woher kommt dann mein Kummer?Geoffrey Chaucer, Troilus und Criseyde

gossipgirl.net

erklärung: sämtliche namen und bezeichnungen von personen, orten und veranstaltungen wurden geändert bzw. abgekürzt, um unschuldige zu schützen. mit anderen worten: mich.

ihr lieben!

kennt ihr den spruch »heute ist der erste tag vom rest deines lebens«? ich hab ihn ja immer für lahmes hippiekuschelgelaber gehalten, aber heute kommt er mir richtig tiefgründig vor. und was ist eigentlich schlimm an ein bisschen hippiekuschelei? ist doch voll okay, dem portier einen schönen tag zu wünschen, wenn er euch morgens die tür aufhält, oder? was spricht dagegen, auf dem schulweg innezuhalten, um in der fifth avenue am flieder zu schnuppern, ein paar blüten abzuzwicken und sie sich hinters ohr zu stecken? obwohl erst april ist, habt ihr ab heute die erlaubnis, eure mintgrünen leder-flipflops von coach mit den aufgestickten gelben röschen (in denen ihr schon seit einem monat zu hause rumschlappt)im freienanzuziehen! natürlich riskiert ihr ärger in der schule – flipflops sind nicht gerade schuluniform-konform –, aber wie sollt ihr denn sonst eure nigelnagelneu brasilianisch pedikürten zehen herzeigen?

ich weiß, ich weiß. bestimmt fragt ihr euch entgeistert, wie ich so munter sein kann, wo dies doch die schicksalswoche ist, in der sich endlich klärt, ob wir an unseren wunschunis angenommen werden. wir nähern uns mit riesenschritten der ersten entscheidenden gabelung unseres lebenswegs. von nun an werden wir an der universität gemessen, die wir uns ausgesucht haben – oder besser gesagt, die sich uns ausgesucht hat: das strebermäuschen, das es nach yale geschafft hat; die durchschnittlich begabte, volleyball spielende lesbenschwester, die ans smith college geht; das mental minderbemittelte millionärstöchterlein, dem daddy einen platz an der brown gekauft hat. trotzdem finde ich, wir sollten es positiv sehen. die briefe sind in der post, ändern können wir eh nichts mehr und ich würde das thema für mich auch ganz gern mal abhaken.

deswegen ein kleines albernes spielchen zur entspannung

nachdem der bewerbungsmarathon also bald hinter uns liegt, können wir unsere volle aufmerksamkeit einer anderen, nicht weniger wichtigen Angelegenheit widmen: unserem liebesleben. seid ihr bereit?

stellt euch ein paar lustige aktivitäten vor, die ihr mit dem heißsporn eurer träume unternehmen könnt, und beendet den satz jeweils mit »und zwar im bett«. probiert es aus!

bis zum morgengrauen fuzzy navels trinken… und zwar im bett

euch gegenseitig vanilleeis mit heißer karamellsoße füttern…

alte filme schauen…

euch splitternackig machen…

rauchringe blasen…

twister spielen…

euch gegenseitig mit henna tätowieren…

euch namen für künftige kinder ausdenken…

sport schwänzen…

bikram-yoga (gerne auch schwitz-yoga genannt) ausprobieren…

spaßig, was? dennoch ein wort der warnung: treibt es nicht zu bunt. jetzt ist definitiv nicht der richtige zeitpunkt, um über die stränge zu schlagen. ich erinnere nur an die viel versprechende jungmimin, die letztes jahr einen studienplatz in harvard bekam, worauf sie mal eben nach

l.a. jettete, um sich den ganzen wonnemonat mai über mit ihrem schauspieler-schatz zu vergnügen. und was war? der platz in harvard… aberkannt!!! obige liste ist trotzdem die beste mir bekannte methode, den tonnenschweren druck abzuwerfen, der uns seit wochen niederdrückt. das ist doch mal eine richtig angenehme art, gewicht zu verlieren.

eure mails

danke, liebes gossipgirl,

dass du mich immer wieder aufrichtest, wenn ich mit den nerven am ende bin. ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich hab mich an ingesamt zwölf unis beworben und hab gestern geträumt, keine einzige hätte mich genommen. sag mir bitte einen grund, warum ich nicht gleich nach mexiko abhauen sollte. ach so, und du bist die coolste.

rosa

¡hola rosa!

mexiko klingt zwar klasse, aber zwölf unis? ich bitte dich. eine davon wird dich schon nehmen, vielleicht sogar alle zwölf! falls gefahr besteht, dass du dich von einer brücke stürzt, bevor die zwölf briefe bei dir eintrudeln, rate ich dir, immer in der nähe deiner freunde zu bleiben… es sei denn, du hättest angst, sie könnten dich schubsen. wir sind ja zurzeit alle ziemlich nervös.

gg

hallo, klatschkolumnistin,

hat N diese kaputte koksnudel aus connecticut eigentlich endlich abserviert? falls ja, melde ich hiermit schon mal ernste absichten an.

b-reit

liebe b-reit,

sorry, liebchen. musst dich leider hinten anstellen – vordrängeln gilt nicht! uns ist nämlich jemand zuvorgekommen, oder sollte ich sagen, sie ist immer schon da gewesen und wird es wahrscheinlich auch immer sein? ich denke mal, du weißt, von wem ich rede. trotzdem gibt es keinen grund, neidisch zu sein. ihr leben ist alles andere als perfekt.

gg

gesichtet

N, auf der treppe des met, rauchend sein bewusstsein erweiternd. seit er kapitän der lacrosse-mannschaft ist und nicht mehr mit dieser grandios gestörten dauerreha-insassin abhängt, kann er sich wohl wieder entspannt was gutes gönnen. B, die heute morgen plötzlich aus der schule nach hause zum briefkasten rannte. etwa in der absurden hoffnung, die von yale wären so scharf auf sie, dass sie ihre zusage per express schicken? ich sag's ja, wir sind alle nervliche wracks! später dann: B bei barneys in der dessous-abteilung, wo sie etwas erstand, das bei aller liebe nur als reizwäsche bezeichnet werden kann. S, die auf der sheep meadow in der sonne und der aufmerksamkeit aller anwesenden jungs badete und nägel kaute. worüber zerbricht sie sich bloß das hübsche köpfchen? D und V in der kassenschlange des angelica film center, wo sie sich tickets für den neuen ken-mogul-film kauften und sich angestrengt gegenseitig übersahen. zu guter letzt J, die bei bergdorf-goodman ein paar pythonleder-manolos anprobierte, die es nur auf bestellung gibt. frage am rande: wie will sie die jemals bezahlen und wo will sie die jemals anziehen? die kleine ist zwar erst in der unterstufe, aber sie will eindeutig ganz nach oben.

falls ihr diese spannende lebensphase für die nachwelt konservieren wollt…

V dreht aktuell eine doku über die stimmungslage junger menschen zwischen schule und uni. seht es als chance zum stressabbau und zu vierminütiger berühmtheit. sie trifft sich täglich nach der schule im c-park am bethesdaspringbrunnen mit euch zum interview.

ich drücke euch sämtliche daumen und zehen und wünsche allen VIEL, VIEL GLÜCK!

ihr wisst genau, dass ich das auch so meine

b ist der star ihres eigenen kleinen films

»Beschreib einfach, wie es dir im Moment so geht. Du weißt schon, ob du nervös bist, weil diese Woche die Briefe von den Unis kommen oder so was.« Vanessa Abrams blickte mit zusammengekniffenem Auge durch den Sucher der Kamera und schraubte am Objektiv herum, bis Blairs opulente Ohrringe aus Jade und Swarovski-Kristallen mit im Bild waren. Im Park war an diesem sommerlich milden Aprilnachmittag der Teufel los. Vanessa und Blair saßen am Springbrunnen. Im Hintergrund jagten ein paar Zwölftklässler aus der St.-Jude-Schule pöbelnd mit einer Frisbeescheibe die Treppe zur Bethesda-Terrasse hinauf und arbeiteten so ihren aufgestauten Bewerbungsstress ab. Rund um den Brunnen lagerten perfekt gebräunt und gestylt die Schülerinnen sämtlicher Privatschulen der Upper East Side, rauchten und cremten sich die Beine mit dem neuesten Bräunungsbeschleuniger von Lancôme ein, während der Bronzeengel in der Mitte des Wasserbeckens milde auf sie herabblickte.

Vanessa drückte auf Aufnahme. »Okay, wenn du willst, kannst du jetzt loslegen.«

Blair Waldorf leckte sich über die geglossten Lippen und strich die mittlerweile ziemlich langen dunkelbraunen Strähnen ihres Kurzhaarschnitts hinter die Ohren. Unter ihrem schlichten schwarzen Polohemd und dem grauen Faltenrock der Constance-Billard-Schuluniform trug sie das BH-und-Stringtanga-Set aus türkisgrüner Seide und schwarzer Spitze, das sie sich gerade bei Barneys gekauft hatte. Sie drückte den Rücken an die Mauer des Brunnens und ruckelte sich auf dem gefalteten Badetuch, das Vanessa ihr als Sitzunterlage gegeben hatte, in eine bequeme Position.

Stringtangas und sommerliche Temperaturen sind eine ganz böse Kombi.

»Ich hab mir geschworen, dass ich endlich mit Nate schlafe, wenn ich die Aufnahmebestätigung von Yale hab«, erzählte sie. Sie betrachtete ihre linke Hand und spielte mit dem Rubinring am Mittelfinger. »Wir sind im Moment zwar getrennt – noch –, aber wir wissen beide, dass wir zusammengehören, und sobald die Zusage kommt…« Sie guckte direkt in die Kamera und ignorierte den merkwürdig eindringlichen Springerstiefelblick dieser kahl geschorenen Vanessa. »Mir geht es nicht um den Sex. Es geht um meine Zukunft. Yale und Nate – etwas anderes hab ich nie gewollt.«

Sie neigte den Kopf etwas zur Seite. Na gut, in Wahrheit gab es eine ganze Menge anderer Dinge, die sie außerdem wollte. Aber neben den extrem fabulösen silbernen Echsenleder-Plateausandaletten von Christian Louboutin waren dies ihre beiden Hauptwünsche.

»Das hast du dir so gedacht, du Loser!«, höhnte ein Typ neben ihr und schnappte seinem Kumpel die Frisbeescheibe unter der Nase weg.

Blair schloss kurz die blauen Augen und öffnete sie dann wieder. »Und falls ich nicht genommen werde…«,

sie legte eine theatralische Pause ein, »…dann wird jemand dafür büßen.«

Oha. Vielleicht sollte man ihr diese Woche lieber einen Maulkorb anlegen.

Blair fuhr mit Daumen und Zeigefinger seufzend unter den Kragen ihres Poloshirts und rückte einen BH-Träger zurecht. »Von meinen Freunden sehen viele das mit den Bewerbungen viel lockerer – Serena und Nate zum Beispiel. Aber bei denen hockt zu Hause auch keine hochschwangere Mutter rum, die viel zu alt zum Kinderkriegen ist, und die haben auch keinen fetten, nervtötenden Stiefvater. Ich meine, das muss man sich mal vorstellen: Ich hab noch nicht mal mehr ein eigenes Zimmer!« Sie wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel und blickte mit trauernder Miene direkt in die Kamera. »Das ist meine einzige Chance, glücklich zu werden, verstehst du? Und ich glaub, das hab ich verdient.«

Applaus aus dem Off.

n gelüstet es nach gloss

Als Nate Archibald das Ende der ulmengesäumten Allee erreichte, die zur Bethesda-Terrasse mit dem vorgelagerten Springbrunnen führte, schnippte er den Stummel des eben gerauchten Joints auf die Erde und schlenderte an seinen Frisbee spielenden Freunden vorbei, ohne sie zu beachten. Keine vier Meter entfernt saß Blair im Schneidersitz am Brunnen und redete in eine Kamera. Sie sah nervös aus und irgendwie unschuldig. Mit ihren schmalen Händen gestikulierte sie fahrig vor ihrem fuchsartigen, spitzen Gesicht herum. Ihr kurzer grauer Faltenrock bedeckte kaum ihre durchtrainierten Oberschenkel. Nate schüttelte sich die honigbraunen Haare aus den smaragdgrünen Augen und schob die Hände in die Taschen seiner Khakihose. Blair war verdammt sexy, keine Frage.

Natürlich dachte in diesem Moment jedes einzelne weibliche Wesen im näheren Umkreis ganz genau dasselbe – über ihn.

Nate kannte das komische kahl geschorene Mädchen hinter der Kamera nur flüchtig. Normalerweise gab sich Blair nicht mit ihr ab, aber sie ergriff begierig jede Gelegenheit, über sich selbst zu reden. Blair brauchte Aufmerksamkeit, und obwohl Nate nicht mehr mit ihr zusammen war und mit diversen anderen Mädchen was gehabt hatte, war er immer noch gerne bereit, ihr diese Aufmerksamkeit zu geben. Er tauchte eine Hand in das Wasser des Brunnens, schlich sich von hinten an sie heran und schnalzte ihr ein paar Tropfen auf den nackten Arm.

Blair fuhr herum. Hinter ihr stand Nate, unwiderstehlich wie immer, in einem blassgelben, offenen, über die Hose hängenden Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln, das seine gebräunten Muskeln und sein hübsches Gesicht famos zur Geltung brachte. »Hast du etwa gehört, was ich gesagt hab?«, fragte sie streng.

Als er den Kopf schüttelte, stand Blair auf, ohne Vanessa noch eines Blickes zu würdigen. Soweit es sie anging, war der Dreh beendet.

»Hey.« Nate beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie auf die Wange. Er roch nach Tabak und sauberer Wäsche und neuem Leder – all den leckeren Jungsdüften.

Mhmmm.

»Hallo.« Blair zupfte an ihrem Faltenrock herum. Verdammt! Wieso war die Zusage von Yale nicht heute gekommen?

»Ich musste gerade daran denken, dass du letzten Sommer total süchtig nach Sandwich-Eis warst.« Nate überkam plötzlich das Bedürfnis, ihr das bonbonsüß duftende Lipgloss von den Lippen zu lecken und mit der Zunge über ihre Zähne zu gleiten.

Blair tat so, als müsse sie den Sitz ihrer neuen Ohrringe überprüfen, damit Nate sie bemerkte. »Ich bin zu gestresst, um was zu essen, aber was Kaltes trinken wär jetzt echt gut.«

Als Nate lächelte, hakte sich Blair bei ihm unter, wie sie es früher immer gemacht hatte, wenn sie irgendwo hingegangen waren. Ein altvertrautes Kribbeln durchströmte sie. So war es immer gewesen, wenn sie wieder zusammengekommen waren – vertraut und erregend zugleich. Sie gingen zu dem Getränkestand an der Freitreppe, wo Nate zwei Dosen Country Time kaufte. Dann setzten sie sich auf eine Bank und er zog einen silbernen Flachmann aus seinem olivgrünen Jack-Spade-Leinenrucksack.

Cocktailstunde!

Blair ignorierte die Dose und griff nach dem Flachmann. »Ich weiß gar nicht, warum du so gestresst bist«, versuchte Nate, sie zu beruhigen. »Du bist doch Jahrgangsbeste.« Er selbst dachte mit gemischten Gefühlen an die Zukunft. Er hatte sich insgesamt an vier Universitäten beworben und hoffte natürlich, wenigstens von einer genommen zu werden. Andererseits war er sich ziemlich sicher, dass er überall seinen Spaß haben würde.

Blair trank noch einen Schluck, bevor sie den Flachmann zurückgab. »Hallo? Vielleicht hast du vergessen, dass ich meine beiden Auswahlgespräche komplett in den Sand gesetzt hab?«

Nate hatte von ihrem kleinen Nervenzusammenbruch beim ersten Gespräch in Yale gehört und von dem Kuss, mit dem sie sich von dem Dozenten verabschiedet hatte. Er wusste auch von dem kurzen Flirt im Hotelzimmer des Yale-Ehemaligen, der das zweite Gespräch mit ihr geführt hatte. In gewisser Weise war beide Male er schuld an dem Fiasko. Wenn sie getrennt waren, verlor Blair jedes Mal die Nerven.

Er griff nach ihrer Hand und drehte den Rubin an ihrem Ring nach vorne. »Entspann dich. Das wird schon klappen«, tröstete er sie. »Ich versprech's dir.«

»Okay.« Blair nickte, obwohl sie genau wusste, dass sie sich erst dann entspannen würde, wenn die schriftliche Zusage von Yale in einem eigens bei Tiffany angefertigten Silberrahmen über ihrem Bett hing. Sie würde die neue Raves-CD auflegen, die sie immer total scharf machte, obwohl sie eher laut und nervig war, sich aufs Bett legen und den Brief immer und immer wieder lesen, während sich Nate gierig über ihren nackten Körper hermachte…

»Gut.« Nate beugte sich zu ihr hinüber und unterbrach ihre kleine, nicht ganz jugendfreie Fantasie mit einem ausgedehnten Kuss.

Blair stöhnte in sich hinein. Ach, könnte sie sich doch nur jetzt und hier auf dieser versifften Holzbank im Central Park von ihm entjungfern lassen! Aber nein, sie musste warten, bis sie Nachricht von Yale hatte. Sie hatte es sich geschworen. Das war der Deal.

nur eines fehlt s noch

Am anderen Ende der Allee bummelte Serena van der Woodsen vor sich hin und schleckte gedankenverloren ein Eis am Stiel, als sie in der Ferne plötzlich die beiden Menschen entdeckte, die ihr auf der Welt am meisten bedeuteten. Sie saßen innig knutschend auf einer Parkbank und sahen aus wie eine Lebendwerbung für wahre Liebe. Serena seufzte und ging langsamer, während sie mit der Zungenspitze herabsickernde Milcheis-tropfen auffing. Ach, wenn wahre Liebe doch nur käuflich wäre.

Nicht dass es nicht zigzillionen Jungs gab, die alle wahnsinnig in sie verliebt waren und mit denen sie sich bestens vergnügen konnte. Da war zum Beispiel der Franzose Nicholas, der ihr in den letzten Sommerferien mit seinem kleinen orangen Fiat quer durch Europa hinterhergebraust war. Oder Guy, der junge englische Lord, der sie überreden wollte, auf Barbados ein neues Leben mit ihm anzufangen. Conrad aus ihrem ehemaligen Internat in New Hampshire, mit dem sie oft Zigarren rauchend die Nacht durchgemacht hatte. Dan Humphrey, der morbide Jungdichter, der verzweifelt nach einer Metapher gesucht hatte, die ihr gerecht wurde. Flow, der Rockstar, der sie penetrant verfolgt hatte – wobei es ihr nicht wirklich viel ausgemacht hatte, einen derartig berühmten und so blendend aussehenden Verfolger zu haben. Nate Archibald, an den sie ihre Unschuld verloren hatte und den sie immer lieben würde – wenn auch nur als guten Freund.

Und das war bloß die engere Auswahl.

Aber die wahre Liebe, die Art von Liebe, die Blair und Nate verband, die hatte sie nie kennen gelernt.

Serena warf das restliche Eis in einen Mülleimer und ging schneller. Ihre pinkfarbenen Frottee-Flipflops von Mella schnalzten auf dem Pflaster, ihre langen fahlblonden Haare wehten hinter ihr her und ihr kurzer brauner Schuluniformrock wippte um ihre sagenhaft langen Beine. Als sie näher kam, drückten die Jungs, die auf ihren Skateboards die Allee entlangbretterten und am Bethesda-Springbrunnen herumtobten, auf ihre innere Pause-Taste und starrten mit großen Augen. Serena, Serena, Serena – sie verkörperte alles, was sie sich je gewünscht hatten.

Nicht dass sie den Mut aufgebracht hätten, auch nur »Hi« zu ihr zu sagen.

»Warum nehmt ihr euch nicht ein Zimmer im Mandarin? Das ist hier ganz in der Nähe«, spottete Serena, als sie das verliebte Paar auf der Bank erreicht hatte.

Nate und Blair sahen selig entrückt zu ihr auf.

»Und? Hast du's schon hinter dir?«, fragte Serena Blair in dem vertraulich-knappen Code, in dem sich beste Freundinnen verständigen.

»Hmm-hmm.« Blair nickte. »Ich hab aber nicht viel gesagt, weil Nate mich voll belauscht hat.«

»Hab ich überhaupt nicht!«, protestierte Nate.

»Ich bin eigentlich hier, um Blair ein bisschen abzulenken«, sagte Serena zu ihm. »Wenn ich gewusst hätte, dass du da bist, hätte ich mir keine Sorgen gemacht. Du schaffst es irgendwie immer, sie zu beruhigen.«

Blair trank einen Schluck Limo. »Hast du schon was gehört?«

Serena nahm ihr die Dose aus der Hand. »Zum fünfzigsten Mal heute – nein, ich hab noch nichts gehört.« Nachdem sie getrunken hatte, wischte sie sich mit dem Ärmel ihrer rosa Bluse von Tocca über den Mund. »Du etwa?«

Blair schüttelte den Kopf. Plötzlich leuchteten ihre Augen. »Hey, ich hab eine Idee! Wir gucken nicht sofort in die Briefe rein, wenn wir sie bekommen, sondern treffen uns und machen sie dann alle gleichzeitig auf, okay? Dann können wir kollektiv ausrasten.«

Serena nahm noch einen Schluck aus der Dose. Das klang nach der schlechtesten Idee, die sie je gehört hatte, aber wenn es Blair glücklich machte, ging sie sogar das Risiko ein, sich von ihr die Augen auskratzen zu lassen. »Wenn du willst«, stimmte sie widerstrebend zu.

Nate sagte nichts. Er wollte bei dieser kleinen Party auf keinen Fall dabei sein. Er hielt Serena seinen Flachmann hin. »Auch einen Schluck?«

Serena zog ihre vollkommene Nase kraus und wackelte mit ihren unlackierten Zehen. »Nein, danke. Ich muss los – ich komme sonst zu spät zur Pediküre.« Sie drehte sich um und schlenderte, die halb leere Limonadendose in der Hand, in Richtung Südausgang davon.

Serena hatte die Angewohnheit, gedankenlos das ein oder andere mitgehen zu lassen. Limonadendosen, Jungs…

d rettet v – oder umgekehrt

Vanessa wartete geduldig, bis Chuck Bass das rote Halsband seines schneeweißen Äffchens so hingedreht hatte, dass das ins Leder geprägte »S« sichtbar war. Chuck war angeschlendert gekommen, nachdem Blair ihren Platz am Brunnen verlassen hatte. Er hatte noch nicht einmal »Hallo« gesagt, sondern sich wortlos mit seinem Affen auf das Badetuch gesetzt und losgeredet.

»Ich hoffe mal schwer, dass die Säcke an der NYU mich aufnehmen, dann kann ich nämlich in dem Apartment wohnen bleiben, das meine Eltern mir gerade gekauft haben, und Sweetie und ich müssen uns nicht trennen.« Der goldene Siegelring an seinem kleinen Finger blitzte im Sonnenlicht, als er dem Äffchen über das kurze weiße Fell streichelte. »Ich weiß, dass er bloß ein Affe ist, aber er ist mein bester Freund.«

Vanessa zoomte das Prada-Logo auf Chucks schwarzen Herrensandalen heran. Seine Zehennägel glänzten poliert und um sein solariumgebräuntes Fußgelenk hing ein zartes Goldkettchen. Vanessa hatte schon seit Januar eine feste Studienplatz-Zusage von der NYU. Die Vorstellung, dass sie und Chuck möglicherweise bald an derselben Uni studierten, war ziemlich verstörend.

»Natürlich würde ich sowieso nie in ein Studentenheim ziehen, sondern mir immer was Eigenes mieten, egal wo ich lande«, stellte Chuck klar. »Aber ich hatte gerade erst einen Einrichtungsberater von Armani Casa da, der mir das Apartment komplett durchgestylt hat… und außerdem, wer will schon auf eine Uni wie die Brown, wo man dann nach Rhode Island in ein Kaff wie Prov – inz-idence ziehen müsste?«

Daniel Humphrey warf die aufgerauchte Camel in den zusammengerechten Haufen nassen grünen Laubs, der die Allee säumte. Zeke Freedman und ein paar andere aus seiner Klasse an der Riverside-Knabenschule spielten in der Nähe Roller-Hockey, und für den Bruchteil einer Sekunde kam ihm der Gedanke, mitzumachen. Immerhin war Zeke sein bester Freund gewesen – früher, bevor Dan mit Vanessa Abrams zusammengekommen war, seiner bis vor kurzem besten Freundin. Mittlerweile war er mit beiden nicht mehr befreundet und das alles schien unheimlich lang her zu sein. Er wandte sich ab, zündete sich die nächste Camel an und setzte seinen einsamen NachSchulschluss-Spaziergang durch den Park fort, der für ihn mittlerweile zu einem Ritual geworden war.

Die Szene, die sich an sonnigen Nachmittagen rings um den Bethesda-Springbrunnen traf, war auch nicht wirklich nach seinem Geschmack – zu viele zugekiffte Sports-freunde mit nackten Oberkörpern, zu viele gebräunte Mädels in Missoni-Bikinis mit iPod-Steckern im Ohr. Andererseits war es ein wirklich schöner Tag, und er hätte nicht gewusst, wo er sonst hätte langgehen sollen.

Er kam an seiner kleinen Schwester Jenny und ihrer Schulfreundin Elise Wells vorbei, die sich gegenseitig die Fußnägel lackierten. Und da am Brunnen saß der Oberwiderling Chuck Bass aus seinem Jahrgang an der Riverside-Schule. Er hatte sein Äffchen im Schoß und redete mit…

Dan fuhr sich mit zitternder Hand durch seinen herausgewachsenen Boho-Poeten-Haarschnitt und zog angestrengt an seiner Zigarette. Vanessa hasste die Sonne, und Typen wie Chuck Bass hasste sie noch viel mehr, aber für einen guten Film brachte sie jedes Opfer. Ihre Bereitschaft, für die Kunst zu leiden, war eine der vielen Eigenschaften, die sie mit Dan gemeinsam hatte.

Er wühlte in seiner Kuriertasche und zog einen Kuli und das kleine schwarzlederne Notizbuch hervor, das er immer dabeihatte. Rasch warf er ein paar Gedanken aufs Papier, zu denen ihn die abgeschabten Kappen von Vanessas Springerstiefeln inspirierten, durch die das Metall hindurchschimmerte. Vielleicht der Anfang eines neuen Gedichts.

schwarz

stiefel mit stahlkappen

tote tauben

schmutziger regen

Als Vanessa Dan sah, unterbrach sie Chuck mitten im Satz. »Ich drehe einen Dokumentarfilm, willst du auch mitmachen?«, rief sie Dan zu. Er hatte ein weißes Unterhemd mit Brandlöchern und schlabberige braune Kordhosen an und sah wieder wie der versiffte, verstrubbelte Dichter aus, als den sie ihn immer gekannt und geliebt hatte. Nachdem sein Gedichtschlampenim renommiertenNew Yorkerveröffentlicht worden war, hatte er vorübergehend gesteigerten Wert auf seinen Look gelegt. Damals hatte er sich bei französischen Designern wie agnès b. oder A.P.C. eingekleidet und Vanessa mit der magersüchtigen, gelbzahnigen Dichterhure Mystery Craze betrogen. Aber Mystery war Vergangenheit und vielleicht war Dan wieder ganz der Alte.

Der Gedanke, sich hinzusetzen und Auge in Auge mit Vanessa zu sprechen, machte Dan zwar unglaublich nervös, aber vielleicht mussten sie die ganze hässliche Geschichte gar nicht noch mal ans Licht zerren, wenn sie sich auf das Filmthema beschränkten. Chuck striegelte seinem Affen mit einer rosa schimmernden Schildpatt-Kinderhaarbürste von Mason Pearson das Fell. Dan warf ihm einen unsicheren Blick zu. »Seid ihr denn…?«

»Klar, wir sind fertig.« Vanessa verabschiedete Chuck ziemlich unmissverständlich. »Komm doch wieder, wenn sich was ergeben hat, ja?«

Das hätte sie nicht extra sagen müssen. Chuck würde sowieso wieder kommen. Sie würden alle wieder kommen. Sie konnten gar nicht anders. Selbstverliebte Leute dazu zu bringen, über sich selbst zu reden, ist so lächerlich einfach, dass es eigentlich verboten gehört.

»Aber ich hab noch gar nichts von dem PR-Agenten erzählt, bei dem ich mit Sweetie war«, schmollte Chuck. »Wir bringen ihn nämlich ins Fernsehen…«

»Heb dir das für nächstes Mal auf!«, blaffte Vanessa. Sie schob den Ärmel ihres schwarzen Männerhemds zurück und tat, als würde sie einen Blick auf ihre Armbanduhr werfen, die sie – wie Dan genau wusste – gar nicht besaß. »Der Nächste bitte.«

Chuck stand auf, setzte sich den Affen auf die Schulter und stakste davon. Als Dan seinen Platz einnahm, waren seine Handflächen schweißnass. »Worum geht es in deinem Film überhaupt?«

Einem Mädchen, das sich am Brunnenrand sonnte, fiel das Feuerzeug aus der Hand, und Vanessa schubste es ihr mit der Stiefelspitze hin. »So ein ganz klares Konzept hab ich noch nicht. Irgendwie darüber, dass sich alle total verrückt machen. Du weißt schon, wegen der Briefe von den Unis.« Sie dachte nach. »Aber nichtnurdarüber.«

»Hm-hm.« Dan nickte. Vanessas Projekte waren nie bloß eindimensional. Er kramte in der Tasche nach seinen Camels und zündete sich eine an. »Ich bin in letzter Zeit auch ziemlich nervös, wenn ich zum Briefkasten gehe«, räumte er ein.

Vanessa schaute durch den Sucher und begann aufzuzeichnen. Im Sonnenlicht sah Dans bleiches Gesicht so verletzlich aus. Es fiel ihr schwer zu glauben, dass er sie tatsächlich betrogen hatte – dass er überhaupt in der Lage war, etwas Grausames zu tun. »Red weiter.«

»Ich glaub, was mich zurzeit am meisten verrückt macht, sind diese Ansagen, die man in der Schule ständig hört… ›Mensch, Alter, ich werd dich nächstes Jahr vermissen‹ und so.« Dan nahm einen tiefen Zug von seiner Zigarette. Das Apfelweiß der Innenseite von Vanessas Armen ließ ihn vergessen, wovon er sprach. Apfelweiß – gutes Wort.

»Ja?« Vanessa wartete.

Dan blies den Rauch direkt auf die Kamera. »Mich wird keiner vermissen und ich werde auch keinen vermissen… also, außer meinem Vater und vielleicht meiner Schwester.« Er schwieg und schluckte trocken. Und dich und deine apfelweißen Arme, wollte er sagen, entschied dann aber, es stattdessen lieber aufzuschreiben.

Vanessa wollte eigentlich gar nichts sagen, aber Dans kurzer spontaner Monolog hatte sie gerührt – auch ohne die Erwähnung ihrer Arme. »Mich wird auch keiner vermissen«, verkündete sie, das Auge ans Gummi des Suchers gepresst, um Dan nicht ansehen zu müssen.

Dan schnippte Zigarettenasche auf den Boden und verrieb sie mit der Sohle seiner abgelatschten blauen Pumas. Es war ein merkwürdiges Gefühl, so distanziert mit Vanessa zu reden, als wären sie Fremde, obwohl sie vor etwas über einem Monat noch total verliebt gewesen waren und sie das erste Mädchen war, mit dem er geschlafen hatte.

»Ich werde dich vermissen«, sagte er leise. »Ich vermisse dich jetzt schon.«

Ach, wieso war er nur so verdammt süß?

Vanessa musste den Dreh abbrechen, bevor sie sich verplapperte. »Der Akku ist leer«, verkündete sie brüsk. »Vielleicht machen wir wann anders weiter.« Gleichzeitig ärgerte sie sich darüber, dass sie immer so ruppig klang.

Dan stand auf. Er hängte sich seine Kuriertasche um. »War schön, dich mal wieder gesehen zu haben.« Er lächelte scheu.

Vanessa konnte nicht anders, sie musste auch lächeln. »Fand ich auch.« Sie dachte kurz nach. »Versprichst du mir, wieder zu kommen, sobald du von den Unis Bescheid bekommen hast?«

Es war irgendwie nett, wieder von ihr angelächelt zu werden. »Versprochen«, sagte er ernst, drehte sich um und ging mit federnden Schritten die Allee hinunter.

Vielleicht stellte sie ja auch nur das Objektiv scharf, während er sich langsam entfernte, aber es sah beinahe so aus, als hätte sie seinen knackigen Hintern im Visier.

ach jugendzeit, du schönste zeit!

»Echt nett von Daniel, uns Hallo zu sagen«, sagte Elise Wells sarkastisch zu Jenny Humphrey. Sie streckte ihre langen, sommersprossenbesprenkelten Arme in die Höhe und ließ sie wieder fallen. »Ich glaub, dein Bruder hat Angst vor mir.«

Jenny zog ihre Füße aus Elises Schoß und begutachtete ihre frisch lackierten Zehennägel. Elise hatte den roten New-York-Apple-Nagellack von M•A•C so großzügig über den winzigen Nagel ihres kleinen Zehs geschmiert, dass er aussah, wie mit einem Hammer blutig gehauen. »Dan ist in letzter Zeit sowieso voll neben der Spur«, erklärte sie. »Ich sag es dir ja nur ungern, aber ich glaub nicht, dass das was mit dir zu tun hat. Er wartet auf die Briefe von den Unis, die diese Woche kommen sollen.«

Die beiden Mädchen saßen gegenüber von Vanessas improvisiertem kleinen Filmstudio am Bethesda-Springbrunnen. Jenny beschattete die Augen mit der Hand und spähte über die Mauer des Beckens, um zu sehen, wie es voranging.

Vanessa filmte gerade Nicki Button, eine Zwölftklässlerin aus der Constance-Billard-Schule. Wie allgemein bekannt war, hatte Nicki schon zwei Nasenkorrekturen hinter sich. Wenn man die Fotos in den Jahrbüchern der letzten drei Jahre nebeneinander legte, war es nicht zu übersehen.

»Sie interviewt bloß Leute aus der Abschlussklasse«, stellte Elise fest und klemmte sich ihre kinnlangen strohigen, blonden Haare hinter die sommersprossigen Ohren. »Ich hab sie vorhin in der großen Pause gefragt.«

Jenny guckte unzufrieden. Immer waren es nur die Zwölftklässler, die coole Sachen machen durften. Sie zerrte an ihrem BH, der ihr ständig in die Achselhöhlen rutschte. Der Stoff hatte sich mit Schweiß voll gesogen, und sie fühlte sich, als hätte sie einen Surfanzug an und keinen ultrabequemen Bali-Stütz-BH für vollbusige Frauen. »Ich hätte auch gar keinen Bock, bei ihrem blöden Film mitzumachen«, brummelte sie.

»Glaub ich dir sofort.« Elise schnaubte. »Weil du ja auch überhaupt nicht versuchst, Serena van der Woodsen immer alles nachzumachen.«

Da hatte aber jemand eine ganz schön spitze Zunge.

Jenny zog die Knie an die Brust und guckte trotzig. War sie ein international bekanntes Model? War sie blond? Trug sie einen knielangen Burberry-Trenchcoat, rauchte französische Zigaretten und lief herum, als wäre nichts, obwohl alle Jungs ihr mit hängender Zunge hinterherstarrten? War sie insgeheim das intelligenteste Mädchen ihres Jahrgangs? Nein!

Wobei Jenny durchaus das intelligenteste Mädchen ihres Jahrgangs war, aber das war kein Geheimnis.

»Ach? Wann mache ich sie denn nach? Sag mir nur ein Beispiel.«

Elise stellte das Nagellackfläschchen auf den Rand des Brunnenbeckens und begann, sich die Fingernägel zu lackieren. Das grelle Rot passte überhaupt nicht zu ihrer blassen, sommersprossigen Haut. »Es ist gar nicht das,wasdu machst…« Sie dachte nach. »Aber wie du dich in der Diskussionsgruppe immer an sie ranschmeißt, als wärt ihr allerbeste Freundinnen. Bloß damit alle denken, dass du mit einemModelbefreundet bist. Und beim Shoppen probierst du immer so superteure Designerteile an, als würdest du ein Leben führen wie Serena.« Jennys kurzes Techtelmechtel mit dem um einiges älteren Nate Archibald erwähnte sie erst gar nicht, weil es ein so peinlicher Fall von klassischer Jungmädchenschwärmerei war.

Scheinbar aus dem Nichts flog in diesem Moment ein Fußball durch die Luft und prallte gegen Jennys Kopf.

»Aua!«, brüllte sie empört und lief knallrot an. Sie sprang auf und schlüpfte ohne Rücksicht auf ihre frisch lackierten Zehennägel in die pinken Wildledermules von DKNY, die sie bei Bloomingdale's im Ausverkauf erstanden hatte. »Keine Ahnung, was du für ein Problem hast!«, fuhr sie Elise an. »Aber wenn du bloß an mir rummeckern willst, mach ich lieber was mit meinem bescheuerten Bruder.«

Elise lackierte ungerührt ihre Nägel weiter, was Jenny nur noch wütender machte.

»Ich hab verstanden«, schnaubte sie. Ich und Serena nachmachen! Sie marschierte so wutentbrannt in Richtung Westausgang davon, dass ihre beeindruckenden Doppel-D-Brüste bei jedem Schritt bedrohlich auf und ab wogten. Als würde ich auch nur annähernd an sie rankommen.

Trotzdem war ihr Kampfgeist geweckt. Nichts würde ihr größere Befriedigung verschaffen, als Elise zu beweisen, dass sie eben kein kleines Möchtegernchen war, das Serena nachzumachen versuchte und dabei kläglich versagte. Ein Typ, an dem sie vorbeirauschte, stieß einen schrillen Pfiff aus. Jenny schüttelte sich die braunen Locken aus dem Gesicht, als hätte sie ihn nicht gehört. Na bitte! Vielleicht war sie nicht langbeinig und blond und schön, aber ihr pfiffen die Jungs trotzdem hinterher. Und das bedeutete ja wohl, das sieirgendetwasBesonderes an sich hatte, oder? Außerdem gab es auch Models, die nicht groß und blond waren. Sie schob trotzig das Kinn vor und baute einen kleinen, stolzen Hüftschwung in ihren Gang ein, den sie den Models bei den Modeschauen im Fernsehen abgeschaut hatte. Elise würde ihre Worte noch bitter bereuen, wenn sie ihr Gesicht in derVogueund in derEllewiedersah. Ha! Sie würde so großen Erfolg haben, dass selbst Serena neidisch werden würde.

Wobei Serena bestimmt nicht auf die Hundekacke neidisch gewesen wäre, in die Jenny bei ihrem Versuch, die nächste Gisele zu sein, beinah getreten wäre.

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erklärung: sämtliche namen und bezeichnungen von personen, orten und veranstaltungen wurden geändert bzw. abgekürzt, um unschuldige zu schützen. mit anderen worten: mich.

ihr lieben!

die beknackteste idee aller zeiten

heute ist schon donnerstag und bis jetzt hat noch niemand nachricht von irgendeiner uni. hallo?? schuld daran sind die leute von der post, die eine unglaublich beknackte idee hatten. anscheinend haben letztes jahr um diese zeit millionen verzweifelter studienplatzbewerber angerufen und die post beschuldigt, die benachrichtigungsschreiben verschlampt oder sogar geöffnet und manipuliert zu haben. na klar. als würde es euren postzusteller interessieren, ob ihr von princeton aufgenommen werdet oder nicht. jedenfalls wurde daraufhin beschlossen, dieses jahr sämtliche briefe in einem so genannten landesweiten »pool« zu sammeln – was sich intelligenter anhört, als es ist. im grunde genommen bedeutet es nichts anderes, als dass alle unis ihre briefe nach postleitzahlen gebündelt abschicken müssen, damit sie zeitgleich zugestellt werden können.

als hätten wir nicht schon genug gelitten! dem vernehmen nach sind die briefbündel montag rausgegangen, und da wir alle praktisch im selben postleitzahlenbereich wohnen, kriegen wir sie aller voraussicht nach… HEUTE!!!!!

eure mails

gossipgirl,

1. du bist der knaller! und jetzt 2. eine info an alle: party heute abend in der bar von meinem daddy. true west, pier hotel, oberster stock, west street. ich hab außerdem auch ein paar suiten reserviert, es ist also genug platz da, um dampf abzulassen. bleibt cool.

jay

hey jay, nein – du bist der knaller. ich seh dich heute abend!

gg

gesichtet

B