Gott ist bunt - Helmut Schlegel - E-Book

Gott ist bunt E-Book

Helmut Schlegel

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Beschreibung

Der Franziskanerpater Helmut Schlegel sagt, "dass Liturgie oft nicht lebendig genug, und ja, auch nicht mystisch genug ist. Eine fertige Sprache, ein abgehobener Ritus, der Mangel an Stille – das spricht offensichtlich Menschen nicht im Kern ihrer Seele an." Alternativen zu schaffen, ist das Anliegen seiner "kreativen Gottesdienste". Dafür bietet das Kirchenjahr zahlreiche Anlässe, Themen und Orte an: vom Dreifaltigkeitsfest bis Allerheiligen; vom Schöpfungsfest bis zum Totengedenken; vom Flurgottesdienst bis zur Mitternachtsandacht. "Helmut Schlegel schöpft aus reicher Erfahrung im Begleiten heutiger Menschen und im Gestalten meditativ-ganzheitlicher Feiern. […] Nicht Kreativität um jeden Preis ist ihr Ziel, sondern das besinnliche, lebensnahe und gemeinsame Feiern: verständlich, meditativ und ganzheitlich." (Niklaus Kuster)

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Seitenzahl: 144

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KONKRETE LITURGIE

herausgegeben von Guido Fuchs

HELMUT SCHLEGEL OFM

Gott ist bunt

Kreative Gottesdienstefür besondere Zeiten und an besonderen Orten

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2021 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

Gutenbergstraße 8 | 93051 Regensburg

Tel. 0941/920220 | [email protected]

ISBN 978-3-7917-3283-1

Reihen-/Umschlaggestaltung und Layout: Martin Veicht, Regensburg

Umschlagbild: © Raina Graf – stock.adobe.com

Satz: Medienbüro Monika Fuchs, Hildesheim

Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg

Printed in Germany 2021

eISBN 978-3-7917-6204-3 (epub)

Unser gesamtes Programm finden Sie im Webshop unter www.verlag-pustet.de und unter www.liturgie-konkret.de

INHALT

VORWORT

BESONDERE FESTE IM KIRCHENJAHR

GOTT IST BUNT

Heiligste Dreifaltigkeit

DAS GETEILTE BROT

Fronleichnam

DIR ZUGEWANDT

Johannes der Täufer

VOM LICHT GESTÄRKT

Verklärung Christi

HOFFEN KÖNNEN WIR DU

Aufnahme Mariens in den Himmel

DU TRÄGST DIE LAST

Kreuzerhöhung

KLAR WIE WASSER

Franziskus von Assisi

DURCHLÄSSIG FÜR DAS LICHT

Allerheiligen

WO WOHNST DU?

Kirchweih

DER HIRTE ALS KÖNIG

Christkönig

BESONDERE ORTE, BESONDERE ZEITEN, BESONDERE ANLIEGEN

WEIZENKORN UND ACKERBODEN

Flurgottesdienst

VON UNSEREN KINDERN GELIEHEN

Schöpfungsfest in der Natur

GOTTES BUNTER REGENBOGEN

Versöhnung in der Natur

DOCH, DU BIST WÜRDIG!

Mutmach-Feier am frühen Morgen

BRÜCKEN DER GERECHTIGKEIT

Geld und Ethik

IN DER MITTE DER NACHT

Zur Mitternacht oder am frühen Morgen

STÄRKE UNSEREN GLAUBEN!

Aufnahme in die katholische Kirche

MITTELPUNKT DES KREISES

Interreligiöse Begegnung

DAS ALLERWICHTIGSTE

Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe

DAS EINE TALENT

Totengedenken

LITERATURNACHWEIS

VORWORT

Ausgerechnet eine Zeit, in der Liturgie und Seelsorge massiv eingeschränkt sind, ermutigt uns, im Gottesdienst kreativ zu sein. In der Zeit der Corona-Pandemie ist uns bewusst geworden: Liturgie an Andersorten und zu Anderszeiten sind keine Notlösungen, sie sind eine Bereicherung und zeigen die Vielfalt der Möglichkeiten auf. Im Letzten hat die Farbigkeit in der Gottesdienstgestaltung einen theologischen Grund, denn GOTT IST BUNT. So wie das eine Licht sich in vielen Farben zeigt, so zeigt sich uns Gott in vielerlei Weise.

Das vorliegende Buch möchte einladen, an gewohnten und ungewohnten Orten, zu gewohnten und ungewohnten Zeiten im Gottesdienst zu experimentieren. Es bietet Modelle zu großen Festen im Jahreskreis wie Fronleichnam, Johannes der Täufer, Verklärung Christi, Kirchweih, Christkönigsfest u. a. sowie Vorschläge für liturgische Feiern in freier Natur, auf dem Friedhof, zum Thema „ethische Geldanlagen“, anlässlich interreligiöser Begegnungen u. a.

In der Buntheit der Gottesdienste mag erfahrbar werden, was Alfred Delp 1944 im Gefängnis aufgeschrieben hat: „Die Welt ist Gottes so voll.“

Juli 2021                                                                              Helmut Schlegel OFM

BESONDERE FESTE IM KIRCHENJAHR

GOTT IST BUNT

HEILIGSTE DREIFALTIGKEIT

Vorbereiten

An drei Stellen der Kirche sind Felder aus Tüchern ausgelegt. Das erste Feld ist gelb, das zweite rot, das dritte blau.

In einer Ecke der Kirche (oder in einem nahe liegenden Raum) ist ein Stuhlkreis aufgestellt, auf den Stühlen Wollfäden in gelber, roter und blauer Farbe.

Singen

Gott wohnt in einem Lichte (GL 429,1–2)

Einstimmen

Mit Augen suchen wir ihn – und sehen ihn nicht. Dreifach ist er, aber die drei zu trennen vermögen wir nicht. In sich verschlungen ist seine Dreiheit, seine Einheit erkennen wir, seine Dreiheit betrachtend. Im Wesenlosen hat er sein Wesen, er, des Gestaltlosen Bild. Geheimnisreich ist er und unbegreiflich. Ihm entgegen geht unser Weg, doch finden wir nicht seinen Anfang. Ihm folgen wir, doch finden wir nicht sein Ende.

Lao-Tse (6. Jh. v. Chr.)

Hören

Evangelium des Festtags

Beten

Gott,

Du bist der dreifaltige und eine Herr,

Gott aller Götter.

Du bist das Gute, jegliches Gut, das höchste Gut,

der Herr, der lebendige und wahre Gott.

Du bist die Liebe, die Minne.

Du bist die Weisheit.

Du bist die Demut.

Du bist die Geduld.

Du bist die Schönheit.

Du bist die Milde.

Du bist die Sicherheit.

Du bist die Ruhe.

Du bist unsere Hoffnung.

Du bist die Freude und Fröhlichkeit.

Du bist die Gerechtigkeit.

Du bist unsere Hoffnung.

Du bist unser Glaube.

Du bist unsere Liebe.

Du bist unsere ganze Wonne.

Du bist unser ewiges Leben:

großer und wunderbarer Herr,

allmächtiger Gott, barmherziger Retter.

Franz von Assisi

Vertiefen

Bei der Vorbereitung dieses Gottesdienstes hat jemand gesagt: „Vielleicht ist es bei Gott wie beim Licht. Das Licht ist eines und setzt sich doch aus vielen Farben zusammen. Gott ist der Eine und zeigt sich doch verschieden.“ Das brachte uns auf die Idee: Wie wäre es, wenn wir einmal vom bunten Gott sprächen?

STATION 1: DIE SPRACHE DER FARBEN

Alle gehen zu dem gelben Farbenfeld. (Alternative: Es wird ein gelbes Tuch für alle sichtbar aufgehängt).

Meditation

I

Gelb: Farbe der Sonne und des Lichtes.

Farbe der Klarheit und der Entscheidung.

Licht – das Erste, was Gott geschaffen hat.

Er sprach: Es werde Licht! – Und es ward Licht.

Die Wissenschaft weiß nur in etwa, was Licht ist.

Eines wissen wir: Licht ist ein großartiges Geschöpf.

Licht ist Leben.

II

Die genialste Idee Gottes aber ist er, von dem es heißt: Licht vom Licht, gezeugt, nicht geschaffen. Und der von sich sagt: Ich bin das Licht der Welt – Jesus.

Seit dieses Licht in unserer Welt leuchtet, ist alles anders.

Jesus sagt: „Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren geht, sondern ewiges Leben hat.“ (Joh 3,16)

III

Liebe? Glaube? Mut? Ewiges Leben? Schöne Worte.

Ich höre da aber auch Sätze, die mir wehtun.

Ist es der gütige Gott, der, wie es heißt „seinen einzigen Sohn hingab“? – Warum, wenn er die Welt so sehr geliebt hat? Ist das der Preis der Liebe?

Gott, ich möchte dich kennenlernen als eine liebende Mutter und einen gütigen Vater. Ich möchte glauben. Hilf meinen Unglauben.

Singen

Heiliger Herre Gott (GL 300)

Alle gehen zu dem roten Farbenfeld (Alternative: Es wird ein rotes Tuch für alle sichtbar aufgehängt).

Meditation

I

Rot – Farbe der Liebe und der Leidenschaft.

Rot – das ist jung sein und das Leben wagen.

Rot – das sind Kinder und Zukunft.

Rot – das ist Christus, der Sohn.

Farbe des Kreuzes und des Blutes.

Durch seinen Tod und seine Auferstehung sind wir erlöst.

II

Jesus sagt: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richtet, sondern damit die Welt durch ihn gerettet wird.“ (Joh 3,17)

III

Warum muss die Welt gerettet werden?

Hat Gott die Welt nicht gut geschaffen?

Und warum musste Christus sterben?

Gab es keinen anderen Weg?

Und warum sind wir so dumm, dass wir unsere Erde ruinieren?

Christus, ich möchte dich kennen lernen als meinen Bruder und dir folgen. Ich möchte glauben. Hilf meinen Unglauben.

Stille

Singen

Heiliger Herre Gott (GL 300)

Alle gehen zu dem blauen Farbenfeld. (Alternative: Es wird ein blaues Tuch für alle sichtbar aufgehängt).

Meditation

I

Blau ist die Farbe des Himmels.

Durchsichtig blau sind die Luft und der Wind –

so wie der Geist, der weht, wo er will,

der wirkt und den wir doch nicht fassen können.

Der Geist, der uns trunken macht und ganz tief in unserem Herzen wohnt.

II

Jesus sagt: „Der Wind weht, wo er will; du hörst sein Brausen, weißt aber nicht, woher er kommt und wohin er geht. So ist es mit jedem, der aus dem Geist geboren ist.“ (Joh 3,9)

III

Wenn ich nur wüsste,

woher sie kommen und wohin sie gehen –

die Geister und die Ungeister.

Wenn ich sie nur unterscheiden könnte –

den Geist der Wahrheit vom Geist der Lüge,

den Geist der Liebe vom Geist des Hasses.

Heiliger Geist, ich möchte deine Kraft in mir spüren.

Ich möchte glauben. Hilf meinen Unglauben.

Stille

Singen

Heiliger Herre Gott (GL 300)

I

Mit vielen Fragen, aber auch mit Sehnsucht nähern wir uns dem Geheimnis Gottes. Unsere Fragen werden wohl bleiben. Einen Gott, den wir begreifen könnten, gibt es – Gott sei Dank – nicht. Wir bitten ihn, dass wir ihn als Mutter und Vater, als Freund und Bruder, als Kraft, aus der wir leben, erfahren dürfen. Wir bitten ihn, dass er uns im Herzen berührt.

Gehen Sie nochmals zu den drei Farbfeldern. (Alternativ: Schauen Sie sich nochmals mit Ruhe die drei Farbfelder an). Spüren Sie Ihre Fragen und Ihre Sehnsucht. Spüren Sie, welche Farbe Gottes Sie heute anspricht.

Instrumentalmusik

STATION 2: BÄNDER DER FREUNDSCHAFT

Alle versammeln sich in einer freien Ecke der Kirche, wo ein Kreis mit Stühlen aufgestellt ist, oder in einem Raum des Gemeindehauses. Auf den Stühlen liegen je drei Wollfäden in den Farben gelb, rot und blau.

Meditative Aktion

I

Sie finden Wollfäden in den drei Farben, in denen wir Gottes Farben meditiert haben. Vielleicht wollen Sie von jeder Farbe einen Faden in die Hand nehmen und damit spielen. Vielleicht wollen Sie auch die Fäden zusammenbinden, einen Zopf daraus flechten oder ein Freundschaftsband knüpfen. Es gibt eine Vielfalt von Möglichkeiten, mit den Wollfäden umzugehen. Wir können uns so kreativ dem Geheimnis Gottes nähern.

Instrumentalmusik

Mit dem Zeichen der Klangschale versammeln sich alle um den Altar. Ein weißes Tuch wird auf dem Altar ausgebreitet.

I

Alle Farben vereinigen sich im weißen Licht.

Gott ist Licht, das reinste Licht.

Viel reiner noch als dieses weiße Tuch.

Gott vereint alle Farben der Welt,

alle Unterschiede der Menschen und Geschöpfe.

Gott ist alles in allem, er ist in uns und wir sind in ihm.

Singen

Nun darfst du in ihm leben (GL 429, 5)

Der Gottesdienst kann mit der gemeinsamen Eucharistie weitergeführt oder mit dem Vaterunser und dem Segensgebet abgeschlossen werden.

Segnen

Wir bitten Gott:

Du Quelle des Segens, erfülle uns.

Du Quelle der Kraft, stärke uns.

Du Quelle der Liebe, wecke uns.

So spricht Gott:

Ihr seid gesegnet – ich gebe euch Kraft.

Ihr seid gesegnet – ich erwecke euch zum Leben.

Ihr seid gesegnet – ich bin bei euch auf dem Weg.

Das gebe uns der dreifaltige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

DAS GETEILTE BROT

FRONLEICHNAM

Einstimmen

Wenn heute mancherorts das eucharistische Brot durch die Straßen der Dörfer und Städte getragen wird, ist das alles andere als eine Machtdemonstration. Es ist der demütige Gott, den wir der Welt zeigen. Es ist der Auftrag Jesu, nicht nur still für sich zu kommunizieren, sondern miteinander: mit den Menschen aller Konfessionen und Religionen, mit den Geschöpfen, mit denen wir partnerschaftlich verbunden sind und für die wir Verantwortung tragen. Das Wunder der Brotvermehrung, das Jesus gewirkt hat, geht weiter. „Gebt ihr ihnen zu essen“, sagt er auch heute zu uns.

Um Erbarmen bitten

Verschiedene Brote werden vor den Altar gebracht.

I

Es gibt hunderte von Brotsorten.

Sie werden angeboten, gekauft und gegessen.

Wir leben vom Brot.

Wir brechen und teilen Brot.

Aber wir können es nicht machen, unser Brot.

Es ist geschenkt.

Viele Hände haben daran gearbeitet.

Der Schöpfer hat es uns gegeben.

II

Brot steht für vieles:

für den Wecker, der mich wach werden lässt,

für das Wasser und die Zahnpasta,

für das Frühstück,

für den Bus und für die Arbeitsstelle.

Für das alles steht Brot.

III

Brot steht für das Gespräch,

das einen Konflikt klärt,

für meine Ausbildung,

für die Freunde

und das Buch,

das ich gerade lese.

IV

Unser tägliches Brot ist dein Geschenk, Gott. Das Geheimnis des Brotes ist dein Geheimnis. So erbitte ich mir; Herr, in aller Bescheidenheit, dass ich nicht selbstzufrieden werde. Ich bitte, dass der Stachel der Ungerechtigkeit in meiner Seele sticht und ich mich nicht vor den Fragen drücke mit einfachen Antworten.

Ich bitte um den Mut und die Kraft, zu arbeiten und zu bauen an deinem Reich.

Beten

Guter Gott, alles, was wir sind, entspringt aus dir. Alles, was wir werden, mündet in dir. Alles, was wir können, ist deine Gabe. Alles, was wir suchen, findet Ruhe in dir.

Hilf uns, damit alles, was wir denken, dich umkreist. Damit alles, was wir fühlen, dich liebt. Damit alles was wir wollen, in dir vollendet wird. So bitten wir dich im Namen Jesu, deines Sohnes, der für uns das Brot des Lebens ist und der mit dir und dem Heiligen Geist lebt und Leben schenkt, jetzt und in Ewigkeit.

Hören

Schrifttext des Festtags

Vertiefen

Thomas von Celano erzählt in seiner ersten Lebensbeschreibung der heiligen Klara eine schöne Legende.

Nur noch ein einziges Brot war im Kloster, es war Zeit zum Essen und die Schwestern hatten Hunger. Da gab Klara einer Schwester den Auftrag, das Brot in zwei Teile zu schneiden und die eine Hälfte den Brüdern, die in der Nähe lebten, zu schicken. Die andere Hälfte sollte sie so aufteilen, dass jede Schwester ein Stück bekommt.

„Aber das geht doch gar nicht, wir sind fünfzig Schwestern“, gab die Schwester zur Antwort. „Tu halt, was ich dir sage!“, antwortete Klara, und die Schwester teilte also das Brot in fünfzig Stücke. Da geschah das Wunder – es reichte für alle, jede Schwester wurde satt. Und vermutlich die Brüder auch.

frei nach Thomas von Celano, Leben der heiligen Klara

Wie gesagt, die Geschichte ist eine Legende – und trotzdem ist sie wahr. Das wirkliche Wunder war nicht mit den Augen zu sehen, sondern nur mit dem Herzen. Kann aus einem „Weniger“ ein „Mehr“ werden? Aus einem Mangel eine Fülle? Genau diese provokative Frage hat Klara gestellt.

Papst Franziskus sagt in der Enzyklika „Laudato si’“: „Wenn wir uns der Natur und der Umwelt ohne diese Offenheit für das Staunen und das Wunder nähern, wenn wir in unserer Beziehung zur Welt nicht mehr die Sprache der Brüderlichkeit und der Schönheit sprechen, wird unser Verhalten das des Herrschers, des Konsumenten oder des bloßen Ausbeuters der Ressourcen sein, der unfähig ist, seinen unmittelbaren Interessen eine Grenze zu setzen. Wenn wir uns hingegen allem, was existiert, innerlich verbunden fühlen, werden Genügsamkeit und Fürsorge von selbst aufkommen. Die Armut und die Einfachheit des heiligen Franziskus waren keine bloß äußerliche Askese, sondern etwas viel Radikaleres: ein Verzicht darauf, die Wirklichkeit in einen bloßen Gebrauchsgegenstand und ein Objekt der Herrschaft zu verwandeln.“

Papst Franziskus, Enzyklika Laudato Si’, Nr. 11

Damit kommen wir wieder zur Legende, die Thomas von Celano erzählt. Das Wunder in dieser Geschichte hat zwei Seiten. Die eine Seite ist der Mut, mit allen zu teilen. Zwei Hälften – für Schwestern und Brüder. Fünfzig Stücke aus einem halben Brot. Verrückt, aber wagemutig. Der Mut der Gerechtigkeit. Was uns gehört, gehört allen.

Die andere Seite des Wunders ist das Vertrauen. In ihrer Armut setzt Klara alles auf Gott. Aus diesem Vertrauen entspringt die Tat. Der starke Impuls, das Brot zu teilen.

Bitten

Mit dem folgenden Gebet für unsere Erde beschließt Papst Franziskus seine Enzyklika Laudato si’:

Allmächtiger Gott, der du in der Weite des Alls gegenwärtig bist und im kleinsten deiner Geschöpfe, der du alles, was existiert, mit deiner Zärtlichkeit umschließt, wir bitten dich:

Gieße uns die Kraft deiner Liebe ein, damit wir das Leben und die Schönheit hüten.

Überflute uns mit Frieden, damit wir als Brüder und Schwestern leben und niemandem schaden.

Gott der Armen, hilf uns, die Verlassenen und Vergessenen dieser Erde, die so wertvoll sind in deinen Augen, zu retten.

Heile unser Leben, damit wir Beschützer der Welt sind und nicht Räuber, damit wir Schönheit säen und nicht Verseuchung und Zerstörung.

Rühre die Herzen derer an, die nur Gewinn suchen auf Kosten der Armen und der Erde.

Lehre uns, den Wert von allen Dingen zu entdecken und voll Bewunderung zu betrachten; zu erkennen, dass wir zutiefst verbunden sind mit allen Geschöpfen auf unserem Weg zu deinem unendlichen Licht.

Danke, dass du alle Tage bei uns bist. Ermutige uns bitte in unserem Kampf für Gerechtigkeit, Liebe und Frieden. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Papst Franziskus, Enzyklika Laudato si’ – Gebet für unsere Erde

Bereiten

Gott des Lebens, wir empfangen alles von dir: das Leben, das Licht, die Nahrung, die Talente, die Zukunft. In den Zeichen dieser Gaben, Brot und Wein, geben wir dir alles zurück, was wir sind und haben. Lass uns dankbar und gemeinsam an der Zukunft arbeiten, dass dein Reich Gestalt annehme. So bitten wir durch Christus, unseren Herrn.

Um Frieden bitten

„Sammelt die übrig gebliebenen Stücke, damit nichts verdirbt“. So sagt Jesus zu den Seinen bei der Brotvermehrung. Sammeln und geben, empfangen und verschenken: das Brot, den Frieden, die Gaben, uns selbst.

Jesus, du bist das lebendige Brot und der Friede, der Bestand hat.

Gib uns die Fantasie und den Mut, dass wir das Brot achten und den Frieden teilen. Dass wir einander geben, was wir zum Leben brauchen: Aufmerksamkeit und Liebe.

Meditieren und anbeten

Eine große konsekrierte Hostie wird, bevor sie in die Monstranz eingesetzt und zur Meditation ausgesetzt wird, hochgehalten und den Gläubigen gezeigt. Dazu wird – vielleicht zu leiser Meditationsmusik – folgender Text gesprochen:

I

Christus, du hast gesagt:

„Ich bin das Brot des Lebens; wer zu mir kommt, wird nie mehr hungern, und wer an mich glaubt, wird nie mehr Durst haben.“ (Joh 6,35)

Lass uns dich erkennen in diesem Brot. Stärke und nähre uns.

II

Christus, du hast gesagt:

„Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird in Ewigkeit leben.“ (Joh 6,51)

Lass uns in der Ungewissheit des Lebens auf das ewige Leben hoffen.

I

Christus, du hast gesagt:

„Nehmt und esst; das ist mein Leib.“ (Mt 26,26)

Lass uns im Brotbrechen dich erkennen und selbst zu deinem Leib werden.

II

Der Apostel Paulus sagt: