Verwandlung feiern - Helmut Schlegel - E-Book

Verwandlung feiern E-Book

Helmut Schlegel

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Beschreibung

Die österliche Verwandlung will mit allen Sinnen gefeiert werden. Gerade in der liturgischen Intensivzeit von Aschermittwoch bis Pfingsten wollen Menschen ihre konkreten Lebenserfahrungen betend und feiernd in das Geheimnis von Wachsen und Neuwerden, Sterben und Auferstehen, Sehnsucht und Erfüllung einbringen. Dieser Band enthält ausgearbeitete Gottesdienste mit einer Vielzahl von Elementen, die auch einzeln verwendet werden können. Die Fülle von Texten, Gebeten, Anregungen, Symbolen und Anschauungsmaterialien ermöglicht, die Gottesdienste im Osterfestkreis meditativ und kreativ zu feiern. Dabei legt der Autor Wert auf eine verstehbare und geschlechtergerechte Sprache.

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Seitenzahl: 137

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KONKRETE LITURGIE

herausgegeben von Guido Fuchs

HELMUT SCHLEGEL OFM

Verwandlung feiern

Kreative Gottesdienstein der Fasten- und Osterzeit

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

© 2021 Verlag Friedrich Pustet, Regensburg

Gutenbergstraße 8 | 93051 Regensburg

Tel. 0941/920220 | [email protected]

ISBN 978-3-7917-3240-4

Reihen-/Umschlaggestaltung und Layout: Martin Veicht, Regensburg

Satz: Medienbüro Monika Fuchs, Hildesheim

Druck und Bindung: Friedrich Pustet, Regensburg

Printed in Germany 2021

eISBN 978-3-7917-6202-9 (epub)

Unser gesamtes Programm finden Sie im Webshop unter

www.verlag-pustet.de und unter www.liturgie-konkrekt.de

INHALT

VORWORT

WIE PHÖNIX AUS DER ASCHE

Aschermittwoch

IN SACK UND ASCHE GEHEN?

Aschermittwoch

GOTTES NAME IN DEN STAUB GESCHRIEBEN

Aschermittwoch

UND FÜHRE UNS DURCH DIE VERSUCHUNG

Erster Fastensonntag

VERWANDLUNG FEIERN

Zweiter Fastensonntag

IM SCHAUEN AUF DEIN ANTLITZ

Zweiter Fastensonntag

GOLDKÖRNER DES HERZENS

Dritter Fastensonntag

UMARMT VOM GEKREUZIGTEN

Vierter Fastensonntag

PROPHETEN GESUCHT

Fünfter Fastensonntag

„JA, UND“ STATT „JA, ABER“

Umkehrfeier

DAS RECHT STRÖME WIE WASSER

Solidarisches Nachtgebet

ECCE HOMO – SEHT DA DIE FRAU!

Passion der Frauen

DIE KRAFT DER PALME

Palmsonntag

WENN WIR DAS BROT BRECHEN, REICHT ES FÜR ALLE

Gründonnerstag

AUCH DU EINE*R VON IHNEN?

Karfreitag

DEIN LICHT VERKLÄRT UNSRE SCHATTEN

Osternacht

DIE ERDE-HIMMEL-BRÜCKE

Christi Himmelfahrt

UM FEUER AUF DIE ERDE ZU WERFEN

Pfingsten

QUELLENVERZEICHNIS

VORWORT

Verwandlung ist mehr als Bewegung. Unser inneres Leben bewegt sich nicht linear wie ein Strahl, es entwickelt sich wie eine Spirale. Die Spirale kehrt immer wieder zurück und beginnt von Neuem. In der christlichen Liturgie wird diese Entwicklung vor allem im Kirchenjahr sichtbar. Jahr um Jahr wiederholen sich dieselben Feste – und doch sind wir jedes Jahr weiter. Die Bewegung der Verwandlung zeigt sich vor allem in der Fasten- und Osterzeit: Sie beginnt als ein Umkehrweg, durchschreitet die Passion, in der Gott mit uns die Tiefenerfahrungen des Lebens und Sterbens teilt, bis er uns hinführt zur befreienden Klarheit des Ostermorgens und weiter zum inspirierenden Geschehen der Geistsendung.

Möge dieses Buch dazu beitragen, dass sich Menschen im Glauben, Beten und Feiern hineinnehmen und verwandeln lassen in das Christusereignis, das uns befreien will aus der Müdigkeit und Resignation hin zu einem erlösten Glauben. Das Bild auf dem Cover dieses Buches – der Schmetterling, der nach einer Zeit der inneren Verwandlung aus dem Kokon hervorgeht, mag ein Symbol sein für das Geschehen, das wir jedes Jahr im Osterfestkreis feiern.

Allen, die mir bei der Erstellung und Durchsicht der Texte geholfen haben – vor allem Dr. Rudolf Zwank von Verlag Friedrich Pustet und Ricarda Moufang – sowie all jenen, mit denen ich einen Teil dieser Gottesdienste in Heilig Kreuz, Frankfurt, vorbereiten und feiern durfte, sage ich Dank.

Helmut Schlegel

WIE PHÖNIX AUS DER ASCHE

ASCHERMITTWOCH

Vorbereiten

Vor der Kirche: eine Wanne mit Palmzweigen vom letzten Jahr

In der Kirche: ein Bild des „Phönix in den Flammen“ (12. Jahrhundert, Aberdeen Bestiarium)

Alle versammeln sich vor der Kirche und bilden einen Kreis. Die Zweige werden angezündet. Alle verweilen in Stille.

Einstimmen

Hier vor der Kirche begrüße ich Sie. Das mag Sie verwundern, gewöhnlich treffen wir uns nur in der Osternacht um das Feuer vor der Kirche. Heute verbrennen wir die Palmzweige vom letzten Jahr. Was vom Feuer bleibt, ist nur Asche. Beides gehört zusammen – Feuer und Asche. Und beide sind urreligiöse Symbole. Das Feuer steht für Energie und Leidenschaft. Und auch für den Heiligen Geist. Die Asche steht für Vergänglichkeit und Tod. Aber auch in der Asche steckt Zukunft. Darin sind wertvoll Mineralien enthalten. Viele Menschen tragen Asche in ihre Gärten und düngen damit den Boden. So wird aus Totem neues Leben.

Segnen

Gott, im Feuer hat dich Mose erkannt, als du im brennenden Dornbusch deinen Namen geoffenbart hast: Ich bin der ICH-BIN-DA. Im Zeichen des Feuers ist am Pfingstfest der Heilige Geist über die Jüngerinnen und Jünger gekommen. Für uns wird im Feuer das Geheimnis deiner Kraft und deiner Wärme spürbar. Segne dieses Feuer.

Segne auch die Asche, die von den brennenden Zweigen übrigbleibt. Sie erinnert uns daran, dass alles vergänglich ist und sich wandelt.

Im Zeichen des Kreuzes wird Asche auf unser Haupt gestreut. So erinnern wir uns an Jesus Christus, der wie wir den Weg alles Vergänglichen ging und den Tod auf sich nahm, um der Welt das Leben zu schenken. Er sei mit uns in den heiligen vierzig Tagen, die heute beginnen.

Segne auch uns und erneuere uns in Jesus Christus, deinem Sohn, damit wir ihm ähnlich werden.

Alle gehen schweigend in die Kirche und nehmen ihre Plätze ein.

Hören

Joh 12,20–26

Vertiefen

Dazu kann das Bild vom „Phönix in den Flammen“ ausgeteilt werden.

In der Antike wurde in verschiedenen Kulturen – so in Ägypten, China und Griechenland – die Geschichte von einem wundervollen, einzigartigen Vogel erzählt. Der Vogel heißt Phönix. Er wird, so die Legende, aus den reinigenden Flammen des Feuers geboren. Das flammende Gefieder leuchtet in seinen goldenen, feuerroten und blauen Tönen. Der Vogel ist ein Symbol von Weisheit, von Gelassenheit und Urvertrauen. Aber auch der Phönix ist vergänglich. Wenn sich die Zeit seines Lebens zum Ende neigt, fliegt der Vogel am Abend in die Wüste hinaus und bereitet sich ein Nest in den grünen Wedeln der größten Palme. Zum Bau des Nestes verwendet er kostbare Gewürze und duftende Harze. Die ganze Nacht baut er und vollendet sein Nest mit der Morgendämmerung. Er beginnt zu singen, und der Gesang zieht die Strahlen der Sonne in seinen Bann. Diese aber entflammen das Nest und den unermüdlich singenden Feuervogel, der eingebettet in den Gerüchen aus Zimt, Weihrauch und Myrrhe unter Schmerzen dieses Leben verlässt. Schon nach drei Tagen wird aus der Asche ein neuer Phönix geboren. Der junge Vogel entsteigt ihr in strahlender Schönheit und fliegt in seine Heimat zurück.

Warum erzähle ich Ihnen diese Legende? „Wie Phönix aus der Asche steigen“ – dies ist eine bekannte Redewendung. Sie besagt, dass es immer Hoffnung auf einen neuen Anfang gibt. Ja, dass sogar das Tote – dafür steht das Symbol der Asche – fruchtbar werden kann.

Es wundert nicht, dass diese Legende von den Christen der ersten Jahrhunderte aufgegriffen wurde. Der wahre Phönix, sagten sie, ist Christus. Er hat sein Leben hingegeben. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt, seine Gestalt verliert und stirbt. Aber das ist nicht das Ende. Christus steigt aus dem Grab und verheißt uns allen neues Leben. Wer ihm nachfolgt, wer wie er die Verwandlung auf sich nimmt, der geht mit ihm auch den Weg der Auferstehung.

Um Erbarmen bitten

Du, unser Gott, gib uns reinen Geist;

gib uns deinen Atem, damit wir in allem dich sehen. Herr, erbarme dich.

Du unser Gott, gib uns demütigen Geist;

gib uns deine Liebe, damit wir uns öffnen und dich hören.

Herr, erbarme dich.

Du unser Gott, gib uns liebenden Geist;

gib uns dein Wort, damit wir dir glauben und dich lieben.

Herr, erbarme dich.

(nach einem Text von Dag Hammarskjöld)

Bezeichnung mit dem Aschenkreuz

Die aus der Wanne vor der Kirche entnommene Asche wird vor den Augen der Gläubigen mit einem Sieb gereinigt und in eine oder mehrere Schalen gefüllt. Der*die Leiter*in zeichnet den Gläubigen mit Asche ein Kreuz auf die Stirn und spricht jedem*jeder zu:

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,14)

Bitten

Christus, um eines bitten wir dich vor allem: Bleibe bei uns!

Bleibe bei uns! Wir sind müde vom Weg. Du bestärkst uns durch dein gutes Wort.

Bleib bei uns! Entmutigung schleicht in unsere Herzen ein. Du entflammst in uns neuen Mut durch die österliche Gewissheit.

Bleibe bei uns! Wir können oft nicht an unsere Berufung glauben. Du sendest uns, Zeugen deiner Auferstehung zu sein.

Bleibe bei uns! Wir wissen um die Menschen, die in unserer Gesellschaft am verwundbarsten sind. Du ermutigst uns zu heilen.

Bleibe bei uns! Wir haben Sorge um die Kinder und Jugendlichen, die in eine ungewisse Zukunft gehen. Du festigst in uns die Verantwortung für unsere Erde.

Bleibe bei uns, Herr! In unserer Stadt / unserem Dorf leben Menschen, die alt und krank sind. Viele fühlen sich einsam. Du gibst uns die Kraft, sie aufzurichten.

Mit dir, Christus, rufen wir zu deinem Gott und zu unserem Gott:

Vaterunser

Segnen

Meister Eckhardt hat die Seele des Menschen als einen großen Raum beschrieben, den Gott mit seiner Gegenwart erfüllen möchte. Mit den Worten von Meister Eckhardt bitten wir um Gottes Segen.

Wäre ich so bereit und fände Gott so weit Raum in mir wie in Jesus Christus, er würde mich ebenso völlig mit seiner Flut erfüllen.

Denn der Heilige Geist kann sich nicht enthalten, in all das zu fließen, wo er Raum findet und so weit, wie er Raum findet. Nie hat ein Mensch nach irgendetwas so begehrt, wie Gott danach begehrt, den Menschen dahin zu bringen, dass er ihn erkenne.

Wir bitten darum, dich, Gott, in allem zu erkennen. Schenke uns deinen Segen und deine Kraft. Amen.

IN SACK UND ASCHE GEHEN?

ASCHERMITTWOCH

Vorbereiten

Asche auf einem oder mehreren Tabletts

Wasser zum Händewaschen

Einstimmen

Staub und Asche – Symbole der Vergänglichkeit. Dass alle Dinge vergänglich sind, wissen wir: Unsere Mülleimer und Schutthalden zeugen davon. Dass wir selbst vergänglich sind, tut uns weh und bedroht uns. Und doch ist es die Wahrheit – die halbe Wahrheit. Die andere Hälfte heißt: Aus dem Staub wächst neues Leben. Gottes Leben.

Um Vergebung bitten

Asche und Staub – Vom abendlichen Feuer im Kamin bleibt am nächsten Tag nur kalte Asche. Auch unsere Tage werden zu Staub. Auch von unseren glühenden Worten bleibt nicht viel. Ja, manche Liebe, die einmal Menschenherzen erwärmte, stirbt und erkaltet.

Ach Mensch, erkenne, wer du bist.

Asche und Staub – Zeichen verlorener Kriege. Zeichen für Dresden, Sarajewo und Hiroshima. Schuld der Geschichte und auch unsere persönliche Schuld. Ach Mensch, erkenne, wer du bist.

Asche und Staub – Wie das Erz im Feuer geläutert wird, damit es Silber und Gold freigibt, so wird vieles in uns geprüft und ausgebrannt, damit aus der Asche der neue Mensch in uns geboren wird.

Ach, Mensch, erkenne, wer du bist: für das Leben bist du bestimmt.

Beten

Jesus Christus, wir brauchen dich als unseren Lehrer, tagtäglich brauchen wir dich. Gib uns die Klarheit des Gewissens, die allein deinen Geist erspüren kann. Unsere Ohren sind taub, wir können deine Stimme nicht hören. Unser Blick ist getrübt und wir können deine Zeichen nicht sehen. Du allein kannst unser Ohr schärfen, unseren Blick klären und unser Herz reinigen. Lehre uns, zu deinen Füßen sitzen und auf dein Wort hören.

(nach John Henry Newman)

Hören

Ester 4,1–4

Vertiefen

In Sack und Asche gehen – ein Sprichwort, das alle kennen. Sein Ursprung liegt in einer biblischen Geschichte, die uns im Buch Ester erzählt wird. Es handelt sich um eine Art Mahngeschichte, die die Hörenden anregt, mit drohender Gefahr und vor allem mit Ängsten umzugehen. In der Zeit, da Israel von dem Perserkönig beherrscht wurde, geschah es, dass eine junge schöne Frau – Ester – zur Königin aufstieg. Sie verhinderte eine furchtbare Katastrophe, da von einem persischen Großwesir, Haman mit Namen, ein Genozid, die Vernichtung der Juden, geplant wurde. Haman spann eine Intrige und erwirkte vom König den Erlass, die jüdische Bevölkerung auszurotten. Ester wird von ihrem Vetter Mordechai verständigt, sie betet inständig zu Gott um Hilfe und hat dann den Mut, zum König zu gehen und die Intrige aufzudecken.

Die Geschichte findet im Buch Ester eine gute Wendung. Der gottgläubigen und mutigen Frau Ester gelingt es, den König von den verbrecherischen Absichten abzubringen und das Blatt zu wenden. Er geht – wie es in der Geschichte heißt – in Sack und Asche. Dies war der Anfang einer wunderbaren Wendung. Und so ist das In-Sack-und-Asche-Gehen der Beginn einer Hoffnungsgeschichte. Diese Erzählung wird bis heute am Purimfest in den jüdischen Gemeinden vorgelesen. Purim ist das Fest der Befreiung, ein sehr ausgelassenes Fest, bei dem die Gläubigen sich verkleiden und die Kinder allerlei Streiche spielen. In Sack und Asche gehen – ein Wendepunkt. Ein Zeichen zum Aufbruch. Und die Aufforderung, der Freiheit und Gerechtigkeit freie Bahn zu geben.

Dies ist ein wichtiger Gedanke für den Aschermittwoch. Bis heute hat die Ester-Geschichte einen politischen Hintergrund. Antisemitismus – Genozid – Ausgrenzung von Minderheiten – Schuldzuweisung an Fremde: Wir kennen das nur zu gut.

Der Aschermittwoch ist kein Trauertag, sondern ein Tag der Neuorientierung. Das Lebenszeichen, das mit Jesus Christus in die Welt kam, das Kreuz, wird uns auf die Stirn gezeichnet. Es sagt uns: Bedenke, der Gott des Lebens hat dich gezeichnet mit dem Zeichen der Erlösung.

Segnen

Gott, du willst nicht, dass wir ins Nichts gehen, du willst, dass wir die Fülle des Lebens finden in dir. So kehren wir um in deiner Kraft und gehen den Weg der Liebe. Segne diese Asche, mit der wir uns bezeichnen. Das Zeichen der Vergänglichkeit werde für uns zum Zeichen deiner lebendigen Kraft. Erneuere uns in Jesus Christus, deinem Sohn, und lass uns ihm ähnlich werden.

Bezeichnung mit dem Aschenkreuz

Der*die Leiter*in zeichnet den Gläubigen mit Asche ein Kreuz auf die Stirn und spricht:

„Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe.

Kehrt um und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,14)

Bitten

Herr Jesus Christus, dein Evangelium bewirkt, dass wir uns dir anvertrauen und uns hinwenden zur Liebe Gottes. Deshalb bitten wir dich:

Um genügend Zeit zur Stille und Einkehr für uns und alle, die nach der Tiefe des Lebens suchen.

Um den Glauben an die Möglichkeit des Neuanfangs für uns und alle, die am Sinn ihres Lebens zweifeln.

Um offene Augen für uns und alle, die in unserer Gesellschaft und unserer Welt Verantwortung tragen.

Um wache Ohren für uns und alle, die mit den Sorgen und Nöten ihrer Mitmenschen konfrontiert sind.

Um ein liebevolles Herz für uns und alle, denen es gegeben ist, den Armen und Bedrängten zu helfen.

Vaterunser

gemeinsam beten

Beten

Du, Gott, wirst uns nicht verurteilen, wenn wir mit unseren Brüchen zu dir kommen. Du wirst uns freisprechen, wenn wir uns dir zuwenden und unser Herz dir öffnen. So heile uns und lass uns mit frohem Herzen Christus, den Auferstandenen erwarten. Amen.

GOTTES NAME IN DEN STAUB GESCHRIEBEN

ASCHERMITTWOCH

Vorbereiten

Eine große Schale mit Staub (möglichst breit verteilt) steht in der Mitte des Raumes, daneben ein kleiner Stock.

Schalen mit Staub auf dem Altar, Blumen in einer Vase

Singen

Gott wohnt in einem Lichte (GL 429)

Einstimmen

Mit dem aussagestarken Lied von Jochen Klepper haben wir die Liturgie am heutigen Aschermittwoch begonnen, zu der ich Sie herzlich begrüße.

Ich möchte die fünfte Strophe wiederholen:

„Nun darfst du in ihm leben

und bist nie mehr allein,

darfst in ihm atmen, weben

und immer bei ihm sein.

Den keiner je gesehen

noch künftig sehen kann,

will dir zur Seite stehen

und führt dich himmelan.“

So ist es: Wir suchen Gott, brauchen ihn, wollen an ihn glauben. Aber wir sehen ihn nicht, hören ihn nicht, begreifen ihn nicht. In dieser Spannung beginnen wir heute eine Zeit der Vergewisserung. Ohne zu wissen, glauben wir: Wir leben in Gott. Die vierzig Tage vor Ostern sind auch eine Zeit der Läuterung, so viel Unerlöstes ist noch in uns.

Das Aschenkreuz ist ein Symbol für beides: Die Asche bezeichnet Vergänglichkeit und Sterben. Das Kreuz bezeichnet die Erlösung, die uns in Jesus geschenkt ist.

Vor Gott bringen

Gott, wir tasten nach dir und wagen, dir zu vertrauen. So beginnen wir die 40 Tage der Unterbrechung und Umkehr. Wir bitten um das Staunen und die Ehrfurcht vor deiner Schöpfung. Wir bitten um den Mut, uns dir zu öffnen und deinen Geist in uns wirken zu lassen. Dann werden wir auch Wege finden, die der Welt dienen und den Geschöpfen dieser Erde ein gutes, würdiges Leben ermöglichen. Darum bitten wir durch Christus, unseren Herrn. Amen.

Hören

Joh 8,1–11

Vertiefen

Ich möchte in diesem Evangelium einer Spur nachgehen, die nur am Rand aufgezeigt wird: Jesus schreibt auf den Boden. Zwei Mal steht es da. Was hat er wohl geschrieben? Manche meinen, er wollte sich einfach von der Gruppe der Schriftgelehrten abwenden und schweigen.

Andere weisen auf einen Vers hin, der beim Propheten Jeremia steht: „Die sich von mir abwenden, werden in den Staub geschrieben, denn sie haben den Herrn verlassen, den Quell lebendigen Wassers“ (Jer 17,13b). Alle Namen also, der Name der Ehebrecherin, der Name der Schriftgelehrten, mein Name, Ihr Name – in den Staub geschrieben. Damit wir uns „aus dem Staub machen“ und zur Quelle zurückkehren. Dorthin, wo Gott sprudelt.