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Entgegen manch aktueller Meinungen regiert Gott, doch häufig anders als erwartet. Schauen Sie sich sein eigenes Zeugnis an, das er uns vor ca. 2000 Jahren offenbart hat. Es ist eigentlich jetzt erst gültig. Ich habe es auf der Basis des Evangeliums und nicht unter dem Zwang eines Lehrgebäudes nachempfunden und lege Ihnen hier das Ergebnis dazu vor. Trotzd der 'intuitiven' Herangehensweise ist auch für Sie Verstand erforderlich, um die aufgedeckten Zusammenhänge zu durchdringen, in ihrer Bedeutung und Gewichtung zu erkennen und zu einem Gesamtbild zusammenzufügen. Ich lasse Sie dabei aber nicht allein. - Diese unkonventionelle, aber textgetreue Darbietung wird Sie sicherlich ansprechen. Also: Viel Freude und Recherchieren beim Lesen!
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Wenn ihr nun den Sohn des Menschen dahin auffahren sehet, wo er zuvor war? Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben;
2.Kor.2,14-16.
Da antwortete er und sprach zu mir und sagte: Dies ist das Wort Jahwes an Serubbabel: Nicht durch Macht und nicht durch Kraft, sondern durch meinen Geist, spricht Jahwe der Heerscharen.
Sach.4,6.
Gott aber sei Dank, der uns allezeit im Triumphzuge umherführt in Christo und den Geruch seiner Erkenntnis an jedem Orte durch uns offenbart! Denn wir sind Gott ein Wohlgeruch Christi in denen, die errettet werden, und in denen, die verloren gehen; den einen ein Geruch vom Tode zum Tode, den anderen aber ein Geruch vom Leben zum Leben. Und wer ist dazu tüchtig?
Joh.6,62.
Dies ist lediglich eine Übersicht über die Themen dieses Buches, die Ihrer Orientierung dienen soll. Sie enthält keine Verweise und Sprungadressen. Das Aufrufen und Öffnen von Kapiteln erreichen Sie über das systemeigene Inhaltsverzeichnis.
(Inhaltsübersicht überspringen zum nächsten Kapitel) [‑>]
1. Vorwort
Vorwort
2. Zur Vorgeschichte
Einleitung
Gott
Satan
Jesus und der Mensch
Der Mensch in der Erlösung
Überleitung zur Auslegung
3. Einstieg in die Auslegung
Einführung
Die Worte des Johannes
Übergang zu den Offenbarungen
4. Christus
Die wunderbare Erscheinung
Einführung zu den Sieben Sendschreiben
Die SiebenSendschreiben
Die Struktur des Christus
5. Die Spiegelstrukturen
Benennungen
Christus in uns
Christus der Leib
Christus der Tempel
Diskussion
6. Die Praxis der Spiegelstrukturen
Christus in uns
Christus der Leib
Christus der Tempel
Zusammenfassung
Abschluß
7. Im Thronraum
Vor der Erlösung
Ursprung der Heilszeit
8. Die ersten sechs Siegel und die Zwischengesichte
Vorbemerkung
Die apokalyptischen Reiter
Wegmarken Gottes
Schlußbetrachtung
9. Die ersten sechs Posaunengerichte
Das Brechen des siebten Siegels
Die Posaunengerichte
10. Gottes Reich während der Entscheidungszeit
Erläuterungen
Der starke Engel
Das Büchlein
Das Ausmessen des Tempels
Die zwei Zeugen Jesu
Zwangsläufige Geschichte?
11. Das siebte Posaunengericht
Im Thronsaal
Das Weib und ihr 'männlicher' Sohn
Die Niederlage des Drachens
Übergang zum Zorngericht
12. Einblick in die Weltgeschichte
Einleitung
Das Tier aus dem Meer
Das Tier aus der Erde
Zwischenbetrachtung
Die dritte Möglichkeit
Geschichtliche Zusammenhänge
Der Untergang Babylons
Zusammenfassung
13. Die neue Situation
Vorschau
Die Erstlingsfrucht
Das ewige Evangelium
Das Ende menschlichen Selbstherrlichkeit
Läuterung
14. Der Abschluß des Zorngerichts
Wiederherstellung des Tempels
Die sieben Zornschalen
Zusammenschau
15. Das Ende der Selbstherrlichkeit
Das 1000jährige Reich
Der letzte Kampf
Das Ende der bisherigen Welt
Das Neue und Ewige
16. Abschluß
Der Einschub
Schluß des Rundbriefes
17. Anhang A
Der Siebenarmige Leuchter
18. Anhang B
Das Ablaufdiagramm
19. Anhang C
Ein Vorschlag
20. Anhang D
Hingabe
21. Anhang E
Struktur
22. Anhang F
Abschließende Gedanken
23. Anhang G
Literaturverzeichnis
24. Anhang H
Impressum
Nachtrag: Kontakte knüpfen
Gott macht Zukunft. Wie er sie gestalten will, hat er vor Jahrhunderten seinem Sohn Jesus offenbart. Und Jesus hat dies durch seinen Engel dem Johannes, seinem Lieblingsjünger, mitgeteilt.[1] Diese Mitteilung Gottes ist als 'Die Offenbarung des Johannes' im letzten Buch in unserer Bibel aufgezeichnet und wird allgemein als schwer oder gar nicht verständlich angesehen. Ich kann jedoch nicht annehmen, daß Gott uns eine Botschaft zukommen ließe, die wir nie verstehen werden. Ein solches Verhalten läßt sich nicht in Einklang bringen mit Gottes Liebe und der Rettung, die er uns in Jesus erweist.
Neben die Kritik der mangelnden Verständlichkeit tritt die unglückliche Neigung, die Offenbarung mit Tod und Verderben in Verbindung zu bringen. Wir können dies zum Beispiel bei Albrecht Dürer erkennen, der die vier apokalyptischen Reiter in seinem Holzschnitt von 1498 drastisch in diesem Sinne darstellt.[Bild] Bei einer Versbetrachtung müssen wir allerdings eine Verzerrung des Textes durch diese Darstellung feststellen.[2] Nur der zweite und vierte Reiter bieten Grundlagen für ein Schreckensbild. Der erste Reiter hingegen zieht mit einem Bogen als Sieger aus. Zielt er auf soziale Mißstände, Armut, Seuchen, die er besiegt? Ihm wird jedenfalls eine Krone zuerkannt. Die Fragen in Verbindung mit dem dritten Reiter sind wegen der Gegensätzlichkeit der Fakten - einerseits Teuerung und Hunger, andererseits geschützter Luxus, und beides unter der Waage der Gerechtigkeit - sicherlich noch drängender. Ein schlichtes Schreckensszenario ist jedoch angesichts dieser Textlage nicht gegeben. Und der gesamten Offenbarung ein solches überzustülpen, würde einem Vorurteil gleichkommen.
Innerhalb der Offenbarung können wir zwei Entwicklungslinien erkennen, deren Reifung sie bis zu ihrem Abschluß verfolgt: Zum einen die Entfaltung des Evangeliums und zum anderen die Überwindung Satans als des Widersachers Gottes. Das Evangelium erreicht in den zwei Zeugen Jesu ein erstes Ziel. Diese beiden Gläubigen sind völlig vom Wesen der Welt gelöst und lieben ihr natürliches Leben um Gottes willen nicht bis in den Tod. In den zwei Zeugen Jesu verschränkt sich die Entfaltung des Evangeliums mit der Ausgestaltung der Überwindung von Gottes Widersacher. Denn die Hingabe der zwei Zeugen an die vollständige Realisierung des Evangeliums an und in ihnen bewirkt zugleich die Ausweisung Satans aus dem Himmel.[3]
In dieser Verknüpfung zeigt sich ein Prinzip, das die Offenbarung in ihrer gesamten Erzählung erkennen läßt: Jeglicher Gewinn an Annahme des Evangeliums unter den Menschen erbringt für Satan einen Verlust an Einfluß und Stand vor Gott. Als das Evangelium die Fülle der Annahme unter den Menschen erreicht hat, was die Offenbarung gegen Ende ihrer Erzählung darstellt, wird Satan entmachtet und muß mit seinem Anhang in die Verbannung weichen. Damit endet auch die Geschichte der Erde samt ihren heutigen Bewohnern. Denn Gott schafft, nachdem er das Jüngste Gericht gehalten hat, einen Neuen Himmel und eine Neue Erde[4] als Wohnorte für die Seinen.
Die Zeit vor dem Auftreten der zwei Zeugen Jesu ist in der Offenbarung als Vorbereitungszeit anzusehen. Mit ihrem Erscheinen beginnt eine Entscheidungszeit, die mit der Wiederkunft Jesu abschließt.[5] Anschließend führt eine Zeit der Reifung und Festigung im Guten wie im Bösen auf das Ende.Und da ist noch manches Detail hinsichtlich der Vorgänge und Entwicklungen auszulegen und darzulegen, bis sich letztendlich ein zusammenhängender Ablauf wie auch ein homogenes Bild der Offenbarung herausschält. Unverständlich ist die Offenbarung aber keinesfalls.
Nach dem oben genannten Prinzip ist das Evangelium die Triebfeder der Erzählung der Offenbarung. Ihre Darstellung beginnt im Anschluß an das Erlösungswirken Jesu. Doch enthält die Offenbarung einen Abschnitt, der auf die Existenz von Gottes Heilsbeschluß und dessen Inhalt seit alters hinweist.[6] Ich stelle deshalb der Auslegung der Offenbarung eine Skizze der Geschichte von Satan und Menschen von ihrem Anfang bis in die Zeit der Offenbarung voran, wie ich sie aus dem Alten und Neuen Testament erkennen kann. Aus demselben Rahmen gewinne ich zudem eine kurze Darlegung vom Wesen und Handeln Gottes. Dabei werden auch jene Bemühungen Gottes deutlich, die in die Menschwerdung Jesu und seine Erlösungstat münden.
Der Text der Offenbarung zeigt, daß sie nicht nur von ihrer Position her sondern auch nach ihrem Inhalt den Abschluß des Neuen Testamentes darstellt. Sie bringt sowohl zusammenfassend die vollkommene Ausgestaltung von Gottes Heilshandeln in Christus als auch die Bereinigung der Schöpfung Gottes von aller Unbotmäßigkeit und Selbstherrlichkeit zum Ausdruck. Das hat bisher weder Beachtung gefunden noch die daraus folgende Wirkung unter den Gläubigen entfaltet. Allerdings wurde die Offenbarung m.E. bisher nicht in dieser Hinsicht ausgelegt und angenommen. Mit einer solchen Annahme würde sich jedoch eine Erweiterung in der Beurteilung von Inhalt und Aufgabe des Christentums verbinden.
Ein wesentlicher Faktor zum Verständnis der Offenbarung ist unsere Einschätzung der Stellung vor Gott. Sie wird vielfach von einem Schuldverhältnis gegenüber Gott gesehen. Die Reaktion darauf ist das ernste Bemühen um Erfüllung von Sitte und Gesetz, wodurch ein Gefühl des Fehlens vor Gott überwunden werden kann. Doch das erreicht und beseitigt die inneren Schwierigkeiten des Menschen nicht, weil seine Veranlagung bei diesem Bemühen die gleiche bleibt. Immer erneut aufbrechende Konflikte im Kleinen wie im Großen beweisen das.
Der eigentliche Schaden des Menschen ist in seiner Vereinzelung begründet, in die er durch das Selbst-so-sein-wie-Gott im Sündenfall geraten ist.[7] Gott bestätigt diese Position im Anschluß an den Fall mit den Worten: "Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner, …"[8] - 'wie unsereiner', darin liegt die Crux: Abgesehen von der Größe Gottes haben wir seine Eigenschaften bei dieser Wandlung erhalten. Doch leben wir sie nicht wie Gott in der Gemeinschaft der Dreieinigkeit sondern jeweils nur als 'einer'. Und damit verkehrt sich die Gottesliebe in Eigenliebe, wird aus seiner Weisheit das Selbstwissen um Gut und Böse, natürlich aufgrund der Eigenliebe im Sinne des Eigennutzes. Und aus der Souveränität Gottes, in der er in Liebe und Weisheit seine Schöpfung regiert, wird die Souveränität des Einzelnen, die er unter Selbstbehauptung gegenüber allen gleich veranlagten Mitmenschen durchzusetzen sucht. In einer solchen Verfassung befinden sich alle Menschen aufgrund ihrer natürlichen Geburt, auch jene, welche die oben beschriebenen Schuldgefühle vielleicht nie kennengelernt haben.[9] Gott hat uns zwar Sitte und Gesetz an die Hand gegeben, um in dieser latenten oder offenbaren Konkurrenzsituation überdauern zu können. Doch wie bereits angesprochen, weisen die immer wieder mehr oder minder umfangreich untereinander ausgetragenen Konflikte auf eine ständige untergründige Gefährdung der Menschen. Wir können uns auch nicht aus dieser Situation befreien - wir brauchen Erlösung.
Jesus hat uns diese Erlösung bereitet, indem er mit seinem Tod am Kreuz für unsere Schuld wegen des Sündenfalls bezahlt und uns den Weg zu Gott Vater wieder eröffnet hat.[10] Der Vater nimmt uns freudig wieder auf,[11] wenn wir uns vor ihm von unserer persönlichen Souveränität als der Erbsünde trennen und unsere Selbstherrlichkeit aufgeben. Er gliedert uns wieder in seine Gemeinschaft ein, indem er mit seinem Geist in Jesu Namen in uns Wohnung macht[12] - und zwar real und keinesfalls allegorisch.
Gott setzt diesen Vorgang in der Offenbarung voraus und erzählt uns, wie diese Innewohnung des Geistes Gottes in einer an den dreieinigen Gott hingegebenen Christenheit[13] zur Fülle gelangen kann. Und Gott deckt uns auf, welche Folgen die Fülle dieser erneuten Gemeinschaft des Menschen mit Gott für eine gottferne Welt und ihren Regenten, den Widersacher Gottes, hat. Nur die Voraussetzung der tatsächlichen Innewohnung des Geistes Gottes im Menschen läßt uns die Einzelheiten der einen Entwicklungslinie der Offenbarung, ihres Erzählstranges vom Heil, wahrhaft einsehen. Damit ist aber auch der Grund gelegt, die Herkunft der Einwirkungen und ihrer Dynamik zu erkennen sowie deren Folgen zu verstehen, die in ihrer zweiten Entwicklungslinie, in dem Erzählstrang der Selbstherrlichkeit, aktiv sind.
In dem zweiten Erzählstrang enthält die Offenbarung auch historische Ereignisse, die ich nach meiner Auffassung und meiner Kenntnis der gegebenen Historie auslege. Diese Auslegung sehe ich aber als zweitrangig an und bitte auch Sie, dasselbe zu tun. Die damit verbundenen Darstellungen haben keinesfalls das Gewicht, daraus Schlüsse für persönliches Verhalten zu ziehen. Allein die Darstellungen von Gottes Wirken in Christus mögen als Hilfe dienen, das eigene Leben in der Liebe Gottes zu gestalten, was in eine immer tiefere Lebens- und Liebesgemeinschaft mit Gott im Geist und dem Mitmenschen führt.[14]
(Endnoten überspringen zum nächsten Kapitel) [‑>]
[1] Offb.1,1.[←]
[2] Offb.6,1-8.[←]
[3] Offb.11,7-12; 12,9-11.[←]
[4] Offb.20,10-21,1.[←]
[5] Offb.19,11-16.[←]
[6] Offb.4,5; vergl. Offb.5,6.[←]
[7] 1.Mo.3,5-7.[←]
[8] 1.Mo.3,22.[←]
[9] Röm.3,23.[←]
[10] Röm.5,10; Joh.14,6.[←]
[11] Luk.15,7.10.[←]
[12] Apg.2,1-4; Tit.3,4-6.[←]
[13] Mat.28,19.[←]
[14] Mat.22,37-39.[←]
Die Apokalyptischen Reiter
Holzschnitt von
Albrecht Dürer, 1498
In der Offenbarung des Johannes handeln vornehmlich drei Personen bzw. Personengruppen: Gott, Satan und die Menschen. In dieser Vorgeschichte möchte ich im Hinblick auf die Auslegung dieser Offenbarung einige Eigenarten und Verhaltensweisen von ihnen herausstellen, um das Verständnis von Offenbarung und Auslegung zu fördern.
Mit diesen Worten ist zugleich gesagt, daß diese Vorgeschichte lediglich Teilaspekte des jeweiligen Themas bietet und durch den Inhalt von Offenbarung und Auslegung beeinflußt ist. Ich belege jedoch die Darstellungen in der Vorgeschichte durch Bibelstellen aus dem Neuen und Alten Testament sowie durch Fakten aus der Kirchengeschichte, um so ihre generelle Gültigkeit zum Ausdruck zu bringen.
In der gesamten Arbeit, in Vorgeschichte und Auslegung, werden Ihnen die Begriffe 'Selbstherrlichkeit' und 'Hingabe' häufig begegnen. Es erscheint mir deshalb wichtig, diese beiden Begriffe noch vor allem anderem zu betrachten und in ihrer Bedeutung zu umreißen - sie gewissermaßen für diese Arbeit zu definieren.
Jeder der beiden Begriffe bringt eine Haltung zum Ausdruck, die in einem bestimmten geistigen und dem entsprechenden irdischen Bereich eingenommen wird. Er ist jeweils ein Oberbegriff, der weitere verwandte Verhaltensweisen und Aktivitäten logisch umschließt.
Die Selbstherrlichkeit herrscht im Bereich Satans. Satan ist ihr initialer Träger, weil er sich von Gott getrennt hat und danach strebt, Gott gleich zu sein. Er verbindet diese Haltung mit Selbstbehauptung und Abgrenzung. Damit verteidigt er seine Position vor Gott wie vor seinem Umfeld und bringt seinen Durchsetzungswillen in Aktion. Seit seinem Sündenfall ist der Mensch auch der Selbstherrlichkeit verfallen und verteidigt mit Durchsetzungswillen seine Position so wie gleicherweise durch Selbstbehauptung und Abgrenzung. Wird dieses Verhalten in der Gemeinschaft ausgeübt, herrscht aufgrund der Selbstbehauptung jedes Einzelnen Konkurrenz untereinander, in der jeder der Größte sein will. Dies Verhalten des Menschen ist oben bereits dahingehend erläutert, daß sich seine Liebe, die sich ehemals in seiner Gemeinschaft mit Gott als Gottesliebe offenbarte, sich im Abfall in Eigenliebe gewandelt hat. Das ist dann ebenfalls ein Antrieb für den Durchsetzungswillen, aufgrund dessen der Mensch hinsichtlich des 'selbst-wie-Gott-sein' um der Position und des Ansehens willen, der Größte zu sein, mit dem Nächsten in Konkurrenz steht.
Selbstverständlich haben wir gelernt, unsere Selbstbehauptung und unseren Durchsetzungswillen zu begrenzen, um zu überdauern. Es hat sich eine Art 'höherer Egoismus' entwickelt, der zum Teil verzichtet, um auf Dauer seine wichtigeren Interessen wahrnehmen zu können. Wir haben gelernt, Konkurrenz zur Förderung von Effektivität zu nutzen, um das Niveau zu heben. Wir haben gelernt, Ethik zu entwickeln und einzusetzen, um die Schwächeren zu schützen, die für das Funktionieren des Systems unentbehrlich sind. Wir haben aber auch gelernt, unseren erfolgreichen Einsatz für die Ethik zur Aufbesserung unseres Ansehens, unserer Position zu nutzen. Zumindest im westlichen System deutet der Einsatz von Konkurrenz unter Verwendung von Effektivitätssteigerung zur Gewinnmaximierung zunehmend jedoch auf Systemschwächen: Die Reichen werden reicher, die 'Weniger-Reichen' ärmer. Im Leben herrscht zunehmend Fried-, Ruhe- und Orientierungslosigkeit. Krieg ist immer noch die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Um Kriege zu vermeiden, hilft nicht Einsicht und Bescheidung sondern weitere Aufrüstung. In Notzeiten, je intensiver sie sind, bricht umso mehr das ethische Verhalten ein und kann von Selbstbehauptung und Durchsetzungswillen schließlich restlos überdeckt werden.
Dem gegenüber steht im Reich Gottes die Hingabe an einander. Die Liebe Gottes ist ihre Basis und ihr Treibmittel. Beide wohnen und wirken ursächlich in unserem dreieinigen Gott, der damit Hort und Urquell von Liebe und Hingabe ist, denn sein Wesen füllt sein Reich. So erwartet Jesus Christus von uns Menschen, daß wir Gott über alles mit all' unserem Vermögen lieben und den Nächsten mit derselben Intensität wie uns selbst. Das bedeutet eine völlige Hingabe des Menschen an Gott und den Nächsten in Christus.
Nur um diesen Zusammenhang geht es, wenn in diesem Buch von 'Hingabe' gesprochen wird. Es handelt sich nicht um eine Hingabe an eine Idee oder Ideologie, an ein Werk oder Organisation, an Menschen z.B. in sozialen Diensten, wenn es nicht in der Gemeinschaft mit Gott in Christus geschieht. - Was eingangs im Zusammenhang mit 'Selbstherrlichkeit' und 'Hingabe' geschrieben ist, zeigt Basisgedanken auf, von denen der Inhalt dieses Buches durchzogen ist und von denen ausgehend es verstanden werden kann.
In Jesu Augen ist jener in seinem Umfeld der Größte, der allen zu dienen vermag. Diese Erwartung ist jedoch nur erfüllbar, wenn das Wesen Gottes mit seiner Gottesliebe und Weisheit umfassend im Menschen wohnt und wirkt. In den obigen Aussagen dürfen deshalb keine Gebote, keine Forderungen gesehen werden. Sie sind ein Hinweis auf eine unumgängliche Notwendigkeit einer vollständigen Hingabe des Menschen an Gott im Geist. Denn darin erfolgt die Wandlung zum Menschen Gottes. Nur so gewinnt ein integres Gottesreich auf der Erde Gestalt und Bestand: Eine bewußte und gewollte Annahme, eine ständige und aufmerksame Pflege und eine angelegentliche Bitte um Erweiterung und Vertiefung dessen, was der Geist Gottes in uns hineinlegt. Hingabe ist und bleibt das einzig christliche Verhalten, um vollständig im Willen Gottes zu leben. Die Gnade Gottes kann sich nur auf dem Boden unserer Hingabe erfüllen.
Jesus spricht in diesem Zusammenhang im Gleichnis vom Weinstock und den Reben von 'ich in euch und ihr in mir'. Er beleuchtet darin die Gemeinschaft von Menschen mit unserem dreieinigen Gott im Geist, in die sich Menschen hingeben. Dieser Ausspruch Jesus offenbart aber auch eine Hingabe Gottes an den Menschen, in der eine Leitung des Menschen durch Gott in seiner weisen Einsicht und Voraussicht liebevoll eingeschlossen ist. Jesus hat in der Fülle der Hingabe an den Vater und den Heiligen Geist gelebt, sie bis zum Tod am Kreuz durchgetragen und damit Selbstherrlichkeit, Selbstbehauptung und Durchsetzungswillen, also das Wesen der Welt, überwunden. Der Vater im Himmel hat Jesus nach seinem Kreuzestod auferweckt und in den Himmel gerufen. Von dort sendet der Vater die Überwindung Jesu in der Ausgießung des Heiligen Geistes unter uns Menschen, damit sie uns zur Hingabe in die Gemeinschaft mit ihm im Geist befähigt, wenn wir dem Heiligen Geist Wohnung in uns bieten.
Diese Darlegungen sind Einsichten, die ich aus der Bibel gewinne. Ich habe bisher jedoch keine Bezüge zur Bibel angeführt, um diese Gedanken knapp und flüssig vorzustellen. Im Rahmen dieser Vorgeschichte will ich nachfolgend von den oben angeführten Herrschern der Bereiche und von deren Bewohnern, von Engeln und vornehmlich von den Menschen, berichten. Damit bringe ich einen Teilbericht vom Wirken Gottes, in welchem das abhängige Schicksal von Satan und von Menschen eingeschlossen ist. Dieser Bericht beginnt mit der Schöpfung und reicht bis zum Erlösungshandeln Gottes in Jesus Christus sowie dessen ersten Auswirkungen unter den Menschen.
Die Inhalte dieses Teilberichts dienen einesteils dem Verständnis des Anliegens Gottes, welches er uns in der Offenbarung mitteilen will. Andernteils sind die darin geschilderten Vorgänge die Vorbereitungen für die Abläufe in der Offenbarung. Die Inhalte der Vorgeschichte und jene in der Offenbarung zusammengesehen erweisen ein durchgängiges Wirken Gottes wie 'aus einem Guß'. - Im Verlauf dieser Darlegung werde ich dann alle oben angesprochenen Umstände und Verhalten im Zusammenhang mit den betreffenden geistigen und irdischen Personen erneut berühren und durch entsprechende Bibelstellen in den biblischen Zusammenhang stellen.
Die Quelle dieser Vorgeschichte ist deshalb die Bibel aber auch der Beginn der Kirchengeschichte. Hinsichtlich der Bibel erlaubt es die Vorgeschichte, zum Teil ein erweitertes Verständnis der Schrift zu gewinnen, als es traditionell gepflegt wird. Neue Perspektiven eröffnen sich, in deren Rahmen Gottes durchgängiges Handeln deutlicher aufgezeigt wird aber auch ein Wesen Gottes, das von unserem zum Teil sehr menschlichen Verständnis Gottes deutlich verschieden ist. Sein Wille, sein Vorgehen und seine Kraft, Menschen in Jesus Christus zu erlösen, wird dabei keinesfalls berührt. Doch ist seine Liebe in ungewohnter Weise frei von Ausnahmen, weshalb an manchen Stellen ein unerwartetes Verhalten Gottes offenbar wird.
Nach menschlichen Vorstellungen sowie nach der Logik und gewohntem menschlichen Verhalten geurteilt handelt Gott oft anders als erwartet. Aber Gott ist in seinem Wesen und dem daraus folgenden Handeln in mancher Hinsicht vom menschlichen sehr verschieden. Er handelt aus einer Liebe, die wir Menschen natürlicherweise nicht haben. Deshalb versuche ich, das Wesen Gottes auf der Basis der Schrift soweit herauszuarbeiten, daß uns eine Möglichkeit an die Hand gegeben ist, das teils nicht erwartete Verhalten Gottes auf der Basis seiner eigenen Voraussetzungen nachvollziehen zu können. Ich kann diese Absicht jedoch im Kapitel über Gott nicht ausreichend umsetzen, weil erst in späteren Kapiteln Gelegenheiten dafür ins Blickfeld kommen.
Diese Gedanken werde ich unter anderen im zweiten Kapitel bearbeiten, das ich unserem dreieinigen Gott widme: Gott Vater, Gott Sohn und Heiliger Geist. Unser Gott ist, - wenn auch selbst unwandelbar[1] - mit einem Zeitbezug behaftet.[2] Daraus folgt zumindest zweierlei: Gott wirkt innerhalb der Zeit, und das Bild von Gott ändert sich aufgrund des Fortschritts und der Ergebnisse seines Wirkens.
Satan wird im dritten Kapitel aus der Position des schlichten, Gott in allem störenden Teufels herausgerückt. Er wird zum einen als hochstehender Engelsfürst mit großem Aufgaben‑ und Herrschaftsbereich gesehen, zum anderen aber gerade darin als ein sehr einflußreicher, hartnäckiger Widersacher Gottes erkannt, der seine Selbstherrlichkeit gegenüber Gott verteidigt. Somit konnte nur Gott selbst im von der Jungfrau Maria geborenen Gottessohn Jesus den Widersacher Satan in der Welt als seinem zugewiesenen Herrschaftsbereich[3] erfolgreich entgegentreten und für die Menschen die Erlösung erreichen, d.h. die Löschung ihrer Sündenschuld wie auch die Lösung von der Bindung an die Welt durch die Wiederherstellung der ursprünglichen Gemeinschaft der Menschen mit dem liebenden dreieinigen Gott im Geist.
Für den Menschen bzw. die Menschheit werden zwei Abschnitte im vierten Kapitel bereitgestellt. Der erste skizziert seinen geschichtlichen Weg von der Schöpfung bis zur Erlösung. Dabei kommt Jesus, dem wir im Zusammenhang mit Gott bereits begegnen, in diesem Kapitel als unser Erlöser unter besonderer Hochachtung und Wertschätzung abermals vor. Der zweite Abschnitt handelt vom Menschen in seiner Auseinandersetzung mit der Erlösung, die Gott ihm durch Jesus schenkt.
Mit dieser Vorgeschichte wird auch eine Einsicht in den Erlösungswillen Gottes geboten, wie er geschichtlich nach und nach Gestalt gewinnt. Er reicht hier zunächst von der Schöpfung bis zu dem Zeitpunkt, an welchem nahtlos zur Betrachtung der Offenbarung des Johannes übergeleitet werden kann. Somit bietet dieses Buch insgesamt eine durchgehende Schilderung der Erlösung, wie Gott sie schrittweise von der Schöpfung bis zur Schaffung eines Neuen Himmels und einer Neuen Erde realisieren will.
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[1] Ps.90,2; Hebr.1,8; Offb.4,10.[←]
[2] Offb.1,8; 4,8.[←]
[3] Luk.4,5+6; Joh.12,31; 14,30; 16,11.[←]
Wie bereits angesprochen, wandelt sich unser Bild Gottes aufgrund von Gottes Wirken im Verlauf der Zeit und damit in der Geschichte, die uns die Bibel darstellt. In diesem Zeit-Rahmen unterscheide ich drei aufeinanderfolgende Hauptabschnitte: Die Zeit vor dem Sündenfall des Menschen, die Zeit ab dem Fall bis zur Erlösungstat Jesu und jene, in der wir Menschen aufgrund der Erlösungstat Jesu wieder Zugang zu Gott haben. Dabei versuche ich neben weiteren Aspekten herauszuarbeiten, daß Gott im Kern immer als der dreieinige Gott zu erkennen ist.
Im ersten Zeitabschnitt steht zu Anfang die Schöpfung. Gott ist der Schöpfer. Und es möge hier keine Diskussion über die Diskrepanz zwischen dem biblischen Schöpfungsbericht und den Vorstellungen der heutigen Wissenschaft entstehen. Denn ungeachtet einer nicht zu übersehenden Differenz darf nicht verkannt werden, daß auch der Denkansatz der Evolution im Grunde nicht ohne Schöpfungsakte auskommt: Die Wesen, die sich theoretisch jeweils in der Zwischenentwicklung zu einer letztlich erkennbaren stabilen Form einer jeweils höheren Entwicklungsstufe befinden, sind nicht lebensfähig. Für die Übergänge zu den nächst höheren stabilen Formen von Lebewesen bedarf es auch hier einer außerhalb der materiellen Gegebenheiten stehenden Institution mit vorausplanenden, vorab gestaltenden und schöpferischen Fähigkeiten - eben Gott als Schöpfer.[1]
Neben seiner Aktivität im Materiellen schafft Gott auch Lebewesen im geistigen Bereich. Letztere kommen zwar im Schöpfungsbericht nicht vor, sind aber im weiteren Verfolg des biblischen Berichtes zu finden.[2] Ich erwähne sie bereits hier, weil es zwei unterschiedliche Arten unter seinen immateriellen Geschöpfen gibt: jene, die in jeder Hinsicht unter Gottes Leitung stehen[3] und jene, die zu eigenen Entscheidungen fähig sind, und einen mehr oder minder großen Bereich dafür erhalten.[4] Unter Letzteren gibt es solche, welche die ihnen gesetzten Grenzen überschreiten und sich somit gegen Gott empören.[5] Zu ihnen gehört Satan und auch der Mensch im materiellen Bereich. Jedoch hat Gott in seiner Schöpfung genügend Raum für diese Vorkommnisse gelassen, und duldet sie zunächst, um Anarchie und Risse zu vermeiden.[6] Allerdings ist 'Zeit' der 'siamesische Zwilling' dieses Abfalls, und die Zeit ist es, in der Gott die Überwindung dieser Störung seiner widerspruchslosen Herrschaft in der ihm eigenen Weisheit zustande bringt.
Zu seiner Erscheinung kann die 'Mehrzahl' etwas aussagen, in welcher sich Gott bei seinem Wirken und Sprechen zeigt.[7] Das könnte u.a. mit aller Berechtigung als 'Pluralis Majestatis' gedeutet werden, insbesondere wenn wir den Blick auf die Dreieinigkeit ausblenden, wie sie im Neuen Testament offenbar wird. Wir können aber auch eine andere Sicht gewinnen. Denn mit der chinesischen Bilderschrift besteht eine gewichtige außerbiblische Quelle, in der das Schriftsymbol für den Geist Gottes - und zwar für jenen, der brütend über dem Urmeer schwebt - unter anderem drei Münder aufweist.[8] So nehme ich mit diesen beiden Sachverhalten als Zeugnis die dreieinige Offenbarung Gottes auch für die Zeit vor dem Sündenfall des Menschen an.
Gott ist in diesem Zeitabschnitt der einzige. Es gibt keine Götter neben ihm.[9] Seine Exklusivität und Größe hindert ihn aber nicht, mit seiner Schöpfung zu kommunizieren und Gemeinschaft zu pflegen, wie es zumindest bei seinen höchst entwickelten Geschöpfen, den Menschen, hier wie auch später biblisch festzustellen ist.[10] Er bleibt dabei der unbeeinflußbare Regent, der die Abläufe in seiner Schöpfung bestimmt und das Verhalten seiner Geschöpfe vorgibt.[11]
Dieser Zeitabschnitt beginnt mit dem Sündenfall des Menschen.[12] Dabei erweist sich Gott eindeutig als der Hüter seiner Regentschaft, indem er den souverän gewordenen Menschen aus seinem Friedensreich ausgliedert.[13] Aufgrund der Affinität zu Satan wird der Mensch umgehend in den Verwaltungsbereich Satans einbezogen,[14] über dessen Möglichkeiten und zeitliche Begrenzung wir noch ausführlich sprechen werden. Der Wechsel des Menschen in den Bereich Satans ändert jedoch nichts an der Verantwortung und Fürsorge Gottes für ihn. Er verhindert immer wieder, daß der Mensch für den Zugang Gottes taub wird. Die Sintflut und die Sprachverwirrung sind Beispiele dafür.[15] Schließlich sucht er Abram, den späteren Abraham, aus allen Menschen aus, um auf ihm das Volk Israel zu gründen.[16] Dieses wird nach manchen Erziehungsmaßnahmen Gottes der Schoß für unseren Erlöser Jesus Christus. Alle diese Maßnahmen Gottes gehören zu seinem Bestreben, die widerspruchsfreie Herrschaft zurückzugewinnen.[17]
Auch während dieser Zeit ist Gott nur in Ansätzen als der dreieinige Gott zu erkennen,[18] wie er sich uns letztendlich im Neuen Testament zeigt. Wir können Gott Vater in dem Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs erkennen, der die Umstände, vornehmlich die von Israel, lenkt,[19] und sich auch dem Menschen unter bestimmten Voraussetzungen persönlich offenbart.[20] Den Heiligen Geist erkennen wir im Geist Gottes, der Gottes Arm und Kraft bei der Lenkung der Geschicke auf der Erde und im Himmel ist.[21] Der vorgeburtliche Jesus scheint mir hingegen lediglich an entscheidenden Wegpunkten der Geschichte Israels aufzutreten: z.B. im Dornbusch vor Mose[22] und als Führer der himmlischen Heerscharen gegenüber Josua vor Jericho.[23] Auch die Auseinandersetzung mit Jakob wird m.E. vom vorgeburtlichen Jesus geführt.[24]
Das Wesen Gottes offenbart sich in dieser Zeit in der Hauptsache als am Gesetz orientiert, woraus ein striktes Ursache-Wirkung Verhalten entsteht. Davon gibt es jedoch Ausnahmen im Rahmen der Wunder, die er im Interesse und zur Förderung der ihm Zugehörigen geschehen läßt.[25] Bei manchen Vorgängen leuchtet jedoch bereits die Barmherzigkeit Gottes auf: der Engel Gottes bewahrt im Himmel den Hohepriester Josua vor den vom Standpunkt des Gesetzes nicht unberechtigten Anklagen Satans;[26] trotz aller Beschwerden über Israel verheißt Gott den Israeliten, daß er gnadenvoll ihre 'steinernen' Herzen gegen 'fleischerne' austauschen will.[27]
Nach der vorausgegangenen Fürsorge erweist Gott in dieser Zeit die Fülle seiner Liebe zum Menschen und seiner Schöpfung: In Jesus überwindet er die Gebundenheit der Menschen an ihre Selbstherrlichkeit, indem Gott sich durch Jesu Tod mit seiner gefallenen Schöpfung versöhnt[28] und durch den Heiligen Geist wieder Gemeinschaft mit ihm schenkt.[29] Die gesamte Schöpfung wartet auf das volle Offenbarwerden dieser Gemeinschaft zwischen Gott und Mensch, deren Frieden sich dann auch auf sie ausweitet.[30] Damit ist ein Prozeß angedeutet, der mit Jesu Erlösungstat und der Ausgießung des Heiligen Geistes beginnt und sich in der Zunahme der Hingabe des Menschen an Gott im Heiligen Geist bis zur Vollendung fortsetzt. Schlußendlich verliert Satan durch diese Entwicklung seinen Platz im Himmel und muß auf die Erde ausweichen.[31] Gott gewinnt damit seine widerspruchsfreie Regentschaft im Himmel zurück.[32] Sein Gegenspieler kann jedoch noch beschränkt auf der Erde weiterwirken, bis er seine Unfähigkeit zu einer zukunftsfähigen eigenständigen Herrschaft endgültig offenbart und isoliert wird. Danach schafft Gott einen Neuen Himmel und eine Neue Erde.[33]
Mit dem Wirken Jesu auf der Erde und der Offenbarung des Evangeliums wird nun Gott in seiner Dreieinigkeit klar offenbar. Jede ihrer drei Personen: Gott Vater, Sohn Jesus und der Heilige Geist sind aufgrund ihres Auftretens und ihrer Aufgaben als unterschiedliche Persönlichkeiten in der Schrift anzutreffen.[34] Zudem berichtet uns die Bibel von ihrer Verbundenheit und ihrem gemeinsamen Willen.[35] Sie sagt uns jedoch nichts über die Art ihrer Interaktion. Wenn Johannes jedoch in seinem Brief schreibt, daß Gott Liebe ist,[36] so handeln die drei göttlichen Personen untereinander in völliger Gleichwertigkeit und Offenheit, in ständigem Dienst und dauernder Hingabe aneinander, mit liebevoller Zuvorkommenheit, in ständiger gegenseitiger Präsenz und im Austausch, sowie mit tiefer gegenseitiger Anteilnahme und Verbundenheit im selben Willen. Zusammengefaßt heißt das, unser dreieiniger Gott ist sowohl durch drei selbständig auftretende Personen, wie auch durch drei Personen in intensivem gemeinschaftlichen Austausch und genauso gut in einer gegenseitigen Durchdringung dieser drei Personen im selben Willen offenbar. Zudem ist unser dreieiniger Gott aber auch der Eine. Wir sprechen ihn in dieser Sicht als Gott an und sehen ihn in dieser Auffassung als den, in welchem alle göttlichen Eigenschaften und Seinsweisen zusammengefaßt sind. Er ist der Hort der Gottesliebe mit allen ihren Auswirkungen und Bezügen, ihr Garant und ihre Quelle für seine gesamte Schöpfung. So sie für Gott offen ist, hat sie daran Teil und lebt in ihr.
Die Schwierigkeit, als Mensch Verständnis für die wahre Eigenart Gottes zu gewinnen, liegt in unserer Zeitlichkeit begründet. Es wird uns somit nie in einheitlicher Sicht zugänglich sein, daß unser Gott als drei Personen in Selbständigkeit, in tiefer kommunikativer Verbundenheit und in einem vollständigen ineinander Aufgehen wie auch als der Eine zugleich existiert und agiert. Der Mensch als zeitliches Wesen kann sich diese Zustände nur nacheinander vorstellen. Einblick in die Gleichzeitigkeit von Gottes unterschiedlichen Wirklichkeiten können wir nur als biblische Wahrheit und als Erfahrung gewinnen, d.h. wahrnehmen, denn unterschiedliche Menschen können zur selben Zeit an verschiedenen Orten unterschiedliche Offenbarungen des dreieinigen Gottes hinsichtlich Person und Aktivität erleben. So verstößt diese Darstellung nicht gegen des erste Gebot. Sie ist so einseitig und unvollständig, daß sie keinesfalls als Bild Gottes angesehen werden darf. Sie soll lediglich helfen zu verstehen, inwiefern der Mensch nach dem Bilde Gottes geschaffen ist und dem Geist Gottes als irdenes Gefäß zur Wohnung dienen kann[37] - was ich aber erst weiter unten behandele.
So ist Gott zunächst immer der Eine, der Schöpfer, der souveräne Herrscher, der Garant der Ewigkeit. In ihm konzentriert sich unsere Anbetung, unser Lobpreis und unsere Hingabe. Die Schöpfung spricht ihm alle Heiligkeit, Macht und Ehre zu. Alle Weisheit, alle Kraft und aller Reichtum sind bei ihm zu finden.[38] Somit stehen auch alle seine Eigenschaften im Superlativ: der Höchste, der Allmächtige, der Herrlichste, der Schönste, der Ewige, aber auch der Schrecklichste, nämlich für seine Widersacher. Denn er ist auch der Erfolgreichste, und alle, die sich gegen ihn empören, weist er unweigerlich aus seinem Reich in eine Isolierung, in deren Gottesferne völlige Lieblosigkeit und ein 'Schutzlos-einander-ausgeliefert-sein' herrschen. Ich verfolge diesen Aspekt hier nicht weiter, weil ich ihn gegen Ende der Auslegung im Zusammenhang mit dem Feuersee eingehend behandele.
Hier möchte ich zunächst weiter von der Gottesliebe sprechen, für die Gott Hort und Ausgang ist. Wir müssen ein Verhalten und Handeln von ihm erwarten, das ausschließlich von Liebe bestimmt ist. Im Rahmen der Bibel wird aber auch von Rache und vom Zorn Gottes bzw. des Lammes gesprochen.[39] Die Antwort zu den sich dabei aufwerfenden Fragen liegt darin, daß sich diese Eigenschaften zwar als Möglichkeiten seiner Schöpfung erweisen aber nicht zu seinem Wesen gehören. Sie offenbaren sich wie auch Zeit als Folgen oder Gegenpole zu den verschiedenen Erscheinungen des Abfalls und der Selbstherrlichkeit gegenüber Gott. Wird der Abfall bzw. die Selbstherrlichkeit überwunden, so tritt unzweifelhaft allein die Liebe Gottes hervor.
Auch im Rahmen des Abfalls bleibt Gott der Liebende, und die Mittel seiner Regentschaft sind Angebot und Bitte. Macht und Einflußnahme auf der Basis von Gewalt oder Manipulation gehören keinesfalls zu Gottes Intentionen und Vorgehen sondern sind gegebenenfalls Projektionen des Menschen auf seine Person. Daß die damit verbundenen Vorstellungen außerhalb der Wahrheit liegen, offenbart sich spätestens am Ausbleiben der erwarteten Umstände. Die nachfolgende Frustreaktion drückt sich in etwa mit den Worten aus: 'Wenn es Gott gäbe, hätte er doch dies oder jenes tun oder verhindern müssen.' Gott greift aber nicht mit Machtmitteln in Verhältnisse oder Abläufe ein. Er enthält sich, auf diese Weise eine Person oder Gruppe zu bestimmten Handlungen oder Unterlassungen zu bewegen, weil sich damit Zwang verbindet, welcher mit seinem Wesen als Liebender unvereinbar ist.
Das Gesetz Gottes, das Mose mitgeteilt wird und zum Teil in den Zehn Geboten auch für uns Neutestamentler gewichtig ist, gewinnt seine Wirksamkeit ebenfalls nicht aus Machtausübungen Gottes sondern aus seiner Bedeutung: Seine Anwendung und Auswirkung in der Gesellschaft hilft den Menschen, in Wohlergehen und Sinnfälligkeit zu überleben. Deshalb verleihen die Menschen dem Gesetz Macht, die sie aus der Anwendung von Repressalien bei Fehlverhalten oder Verweigerung dem Gesetz gegenüber gewinnen. Dieses Vorgehen liegt jedoch nicht im Wirkungsbereich Gottes und seiner Liebe.
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[1] Leisenberg, (1) u. (2) a.a.O. Vorträge[←]
[2] Hes.28,15.17; Kol.1,16.[←]
[3] Hebr.1,13+14.[←]
[4] Dan.10,7-13.20+21.[←]
[5] Jud.1,6.[←]
[6] vergl. 2.Mo.23,29.[←]
[7] 1.Mo.1,26; 3,22.[←]
[8] Cang/Nelson, a.a.O. S. 49-51[←]
[9] Jes.44,6.[←]
[10] 1.Mo.2,19; 17,1; 18,1ff; 2.Mo.3,1ff[←]
[11] Jes.6,3.[←]
[12] 1.Mo.3,1ff[←]
[13] 1.Mo.3,22-24.[←]
[14] 1.Mo.3,5.[←]
[15] 1.Mo.6,17ff; 11,5ff[←]
[16] 1.Mo.12,7; 13,14-17.[←]
[17] Offb.11,15-17.[←]
[18] 1.Mo.18.1+2.[←]
[19] 2.Mo.6,3; 5.Mo.30,20.[←]
[20] 2.Mo.33,18-23.[←]
[21] 4.Mo.11,25+26; Ri.6,34; 14,5+6; Sach.4,6.[←]
[22] 2.Mo.3,2ff[←]
[23] Jos.5,13ff[←]
[24] 1.Mo.32,23ff[←]
[25] 2.Mo.14,13ff[←]
[26] Sach.3,1ff[←]
[27] Hes.11,19.[←]