Gott spielt in meinem Leben keine Rolle - er ist der Regisseur - Maria Luise Prean-Bruni - E-Book

Gott spielt in meinem Leben keine Rolle - er ist der Regisseur E-Book

Maria Luise Prean-Bruni

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Beschreibung

Maria Luise Prean-Bruni ist durch ihre Tätigkeit als Referentin einem großen Publikum bekannt. Ihre Tonträger haben sich hunderttausendfach verkauft. Vor einigen Jahren hat sie ein Missions- und Kinderhilfswerk in Uganda gegründet, welches sich beeindruckend entwickelt. Nun schreibt sie die Autobiographie ihres bewegten Lebens. Sie erzählt von spannenden und wegweisenden Ereignissen und den verschiedenen Berufen, in denen sie tätig war. Wie Puzzleteile fügen sich in der Rückschau ihre Erlebnisse aneinander und lassen langsam das große Bild sichtbar werden: Gottes Wirken in ihrem Leben. Inkl. 16-seitigem farbigem Bildteil und vielen s/w-Bildern.

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SCM R.Brockhaus ist ein Imprint der SCM Verlagsgruppe, die zur StiftungChristliche Medien gehört, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für dieFörderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme undMusik einsetzt.

ISBN 978-3-417-21944-9 (E-Book)ISBN 978-3-417-26864-5 (lieferbare Buchausgabe)

Datenkonvertierung E-Book:Satz & Medien Wieser, Stolberg

© der deutschen Ausgabe 2019SCM Verlagsgruppe GmbH · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 HolzgerlingenInternet: www.scm-haenssler.de · E-Mail: [email protected]. 1-12 und 18: gemeinsam mit Constanze Nolting verfasstKap. 13-17: gemeinsam mit Silke Gabrisch verfasst

Die Bibelzitate wurden, wenn nicht anders angegeben,folgender Übersetzung entnommen:Lutherbibel, revidierter Text 1984, durchgesehene Ausgabe in neuerRechtschreibung, © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, StuttgartWeiter wurden verwendet:NLB: Neues Leben. Die Bibel, © der deutschen Ausgabe 2002 und2006 SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.ELB: Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.GNB: Gute Nachricht Bibel, revidierte Fassung, durchgesehene Ausgabe in neuerRechtschreibung, © 2000 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart.

Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im SchönbuchTitelbild: Rahel Taeubert / StuttgartSatz: Satz & Medien Wieser, Stolberg

Inhalt

Über die Autorin

Vorwort von Maria Luise Prean-Bruni

Vorwort von Walter und Irene Heidenreich

Vorwort von Geri und Lilo Keller

Vorwort von Andreas Keller

1 Kindheit voll Glaube und Vertrauen

2 Prägende Jugendzeit

3 Der Wendepunkt

4 Der Weg in die USA

5 Ein großes Haus

6 Erst zehn, dann hundert Prozent

7 Herbert

8 Reiseerlebnisse

9 Abschied von Herbert

10 Häuser des Lebens und Gebets

11 Anfang in Afrika

12 Richard, Angel und Patrick

13 Mukono, unser »Land of Hope«

14 Kikondo und der Gebetsberg

15 Neue Projekte mit der First Lady

16 Zwischen den Welten: Uganda, Österreich und Deutschland

17 Abschied von Richard

18 Gott erweitert mein Gebiet – immer weiter

Schluss

Bildteil

Bildnachweis

Leseempfehlungen

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Über die Autorin

Unglaublich, diese Frau, unfassbar, dieses Leben. Es ist ein mächtiges Zeugnis dafür, was Gott mit einem Menschen tun kann, der sich ihm ganz zur Verfügung stellt.

Das kleine Mädchen, das sich selbst im Bombenkeller noch um seine geliebte Puppe sorgt, wird Jahrzehnte später zu einer Mutter für Tausende afrikanische Kinder. Nach bewegten Auslandsjahren in den USA heiratet sie mit knapp 50 Jahren, doch ihr Mann Herbert verstirbt schon bald. Statt sich vom Schmerz bestimmen zu lassen, entscheidet sie sich für das Leben und gründet ein Missionswerk – und das zu einem Zeitpunkt, an dem andere in Rente gehen.

Unzählige Wunder sind in ihrem Leben und dem vieler anderer geschehen. Das Werk in Uganda wächst und auch ihre Familie hat sich beständig vergrößert. Selbst im tiefen Tal erlebt sie die spürbare Gegenwart Gottes und sein Wirken. Sie ist sich sicher: Es ist noch lange nicht Schluss! Denn Gott interessiert unser Alter herzlich wenig …

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Vorwort von Maria Luise Prean-Bruni

Wenn der liebe Gott mir in meiner Jugend offenbart hätte, was er mit mir vorhat, hätte ich mich wahrscheinlich zu den Ureinwohnern nach Australien geflüchtet. Ich war ein sehr schüchternes Kind, das sich fast für die Luft, die es atmete, entschuldigt hat.

Es war wohl früh in meinem Leben eine Frage sehr präsent: »Wozu hat Gott mich auf diese Welt gebracht? Was hat er sich dabei gedacht? Was sind seine Pläne mit mir?« Ich wollte nie sterben, bevor ich nicht wusste, wozu ich auf der Welt war.

Aber dass Gott so große Pläne mit einem sehr schüchternen Mädchen haben würde, hätte ich mir nie vorstellen können. Eines kann ich jedem Leser dieses Buches garantieren: »Gott hört auf deine Gebete und beantwortet sie zu seiner Zeit! Deine Worte haben Macht!«

Mit Anfang zwanzig habe ich gebetet: »Lieber Gott, du kannst mit mir machen, was du willst, wie du willst, wann und wo du willst. Du kannst mich auch auf null reduzieren. Aber bitte verherrliche deinen Namen durch mein Leben, setze mich zum Segen für die Menschen, und schenke mir die Fülle deiner Freude.« All das hat Gott in den bisher 80 Jahren meines Lebens gemacht.

Auch habe ich vor vielen Jahren gebetet: »Herr Jesus Christus, ab heute gebe ich dir die Kontrolle über mein Leben!« Einige Wochen danach weinte ich und beklagte mich bei Gott, dass ich die Kontrolle verlieren würde. Da hörte ich seine leise, aber bestimmte Antwort: »Wenn ich die Kontrolle in deinem Leben bekommen soll, dann musst du sie abgeben.«

Gott verändert dauernd meine Lehrer und Klassenzimmer, aber seine Botschaft ist immer dieselbe: »Vertraue mir!« Wir sind alle in der Universität des Heiligen Geistes. Da gibt es nur Einzelunterricht. Man kann auch nicht durchfallen, sondern nur wiederholen. Und leider wiederholen wir zu oft, weil wir die Lektionen nicht erkennen, die Gott uns in unser Herz schreiben möchte. Im Englischen gibt es da ein wunderbares Wortspiel. »Not what we experience, but how we respond to what we experience, makes us either bitter or better. The only letter that has to change is the letter ›I‹!« Also nicht das, was wir erleben, sondern wie wir darauf reagieren, macht uns entweder bitter oder besser, und der einzige Buchstabe, der sich ändern muss (im Englischen) ist der Buchstabe I, und das bedeutet ich!

Ganz besonders möchte ich erwähnen, dass ich das beste Team in Europa und in Afrika habe. Meine Mitarbeiter wissen alle, dass sie nicht mir, sondern dem allmächtigen und allgegenwärtigen und allwissenden Gott dienen, und den kann man nicht besch…eiden behandeln!

Wir sind jetzt mit allen Mitarbeitern, inklusive den Bauarbeitern, weit über 700 Menschen, davon sind nur ganz wenige Europäer. Es ist unser entschiedenes Ziel, hier in Uganda ein afrikanisches Werk aufzubauen, und wir sind auf klarem Kurs! Wir konnten bereits über 13 000 armen Kindern und Waisen eine Schulausbildung ermöglichen. Viele davon sind fertig mit ihrem Studium oder ihrer Berufsausbildung als Handwerker.

Wir erleben Gnade pur und das bedeutet: unverdiente Liebe und die Fähigkeit, vieles zu tun, was man nie gelernt hat! Wenn wir aus der Gnade Gottes leben, kommen wir aus dem Staunen über seine Liebe, Führung, Schutz, Versorgung, Kraft, Weisheit, Schönheit, Offenbarung und Wahrheit nicht heraus.

Einige meiner liebsten Schriftstellen, die mich schon viele Jahre begleiten und mir in Fleisch und Blut übergegangen sind, lauten:

Ich aber bin gekommen, um ihnen das Leben in ganzer Fülle zu schenken (Johannes 10,10; NLB).

Demut und Ehrfurcht vor dem Herrn führen zu Reichtum, Ehre und Leben (Sprüche 22,4; NLB).

Freu dich am Herrn, und er wird dir geben, was dein Herz wünscht. Überlass dem Herrn die Führung deines Lebens und vertraue auf ihn, er wird es richtig machen (Psalm 37,4-5; NLB).

Bleibt in mir, und ich werde in euch bleiben. Denn eine Rebe kann keine Frucht tragen, wenn sie vom Weinstock abgetrennt wird, und auch ihr könnt nicht, wenn ihr von mir getrennt seid, Frucht hervorbringen (Johannes 15,4; NLB).

Wenn ihr mit mir verbunden bleibt und meine Worte in euch bleiben, könnt ihr bitten, um was ihr wollt, und es wird euch gewährt werden! (Johannes 15,7; NLB).

Ich aber bin mit Christus gekreuzigt, sodass ich jetzt nicht mehr unter dem Gesetz stehe, sondern für Gott lebe. Ich lebe, aber nicht mehr ich selbst, sondern Christus lebt in mir (Galater 2,19-20; NLB).

Segen soll über den kommen, der seine ganze Hoffnung auf den Herrn setzt und ihm vollkommen vertraut. Dieser Mann ist wie ein Baum, der am Ufer gepflanzt ist. Seine Wurzeln sind tief im Bachbett verankert: Selbst in glühender Hitze und monatelanger Trockenheit bleiben seine Blätter grün. Jahr für Jahr trägt er reichlich Frucht (Jeremia 17,7-8; NLB).

Vertraue von ganzem Herzen auf den Herrn und verlass dich nicht auf deinen Verstand. Denke an ihn, was immer du tust, dann wird er dir den richtigen Weg zeigen (Sprüche 3,5-6; NLB).

Mit allerliebsten Segens- und Dankesgrüßen für alle Menschen, die uns schon seit Jahren begleiten mit ihren Gebeten, ihrem Einsatz, ihren Spenden und Gaben, mit ihrem Wohlwollen und ihrer Freundschaft, ihrem Vertrauen und ihrer Treue. Möge der Herr allen, die uns bisher so treu zur Seite gestanden sind, hundertfache Vergeltung schenken und alle ihre Bedürfnisse befriedigen gemäß seines Reichtums in Herrlichkeit.

Shalom!

Maria L. Prean mit Familie und Team

Neuigkeiten von Maria Prean und den Missionswerken findet man im Internet unter:https://www.missionswerk.co.at/http://www.visionforafrica-intl.org

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Vorwort von Walter und Irene Heidenreich

Maria Prean … Wenn wir über sie und ihr Leben nachdenken, kommen uns viele kostbare, geistlich prägende und auch sehr lustige Begebenheiten in den Sinn. Wir könnten ein Buch über sie schreiben, aber das hat sie ja selbst schon getan. Uns verbindet seit Jahrzehnten eine herzliche Freundschaft, die über Kontinente reicht. Für uns ist es ein Geschenk, mit dieser dynamischen, fröhlichen, geistlich scharfen sowie mutigen Frau Gottes verbunden zu sein. Seit Jahrzehnten sind wir »on a mission for God« in Europa und den Nationen unterwegs … und ab und zu kreuzen sich unsere Wege.

Maria ist ein wunderbarer Mensch. Bei ihrem Namen kommen uns sofort ein paar prägnante Attribute in den Sinn: ihr kompromissloser Glaube, ein ungeteiltes Herz und das prompte Handeln auf das Reden des Heiligen Geistes. Sie lässt keine Gelegenheit aus, Jesus bekannt und den Vater im Himmel großzumachen. Sie ist beweglich in der Hand des Heiligen Geistes und scheut keine noch so große Herausforderung. Sie predigt das ganze Evangelium in der ihr eigenen Tiroler und kompromisslosen Art – ohne »Wenn« und »Aber« oder irgendwelche Schnörkel.

»Was er euch sagt, das tut!« – das ist ihr ausgemachter Lifestyle, und man könnte meinen, dass dies eine Weisung von Maria an Maria ist … und die Auswirkungen sind gewaltig: Tausende sind durch sie und das Missionswerk »Leben in Jesus Christus« sowie das Seminarzentrum in Hoch-Imst gesegnet worden, Unzählige in den Nationen, für die sie ein Kanal der Liebe Gottes ist. Und sie ist die »Mama« für Tausende von Waisenkindern in Uganda, die sie nicht nur versorgt, sondern die sie in ein Leben mit Bestimmung führt.

Maria, dein Leben ist eine Quelle der Freude und Ermutigung! Und du bist ein Schatz für Generationen – die gegenwärtige und die kommenden. Wir freuen uns, dass du dein Leben aufgeschrieben hast. Möge dieses Buch eine Inspiration für viele sein!

Walter & Irene Heidenreich,FCJG Lüdenscheid und HELP International

Irene und Walter Heidenreich

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Vorwort von Geri und Lilo Keller

»Endlich!«, möchte man sagen. Nun liegt das ergänzte Lebensbild von Maria Luise Prean-Bruni vor. Der Schmetterling fliegt, nachdem wir den langen Weg zur Verpuppung und Freisetzung in Uganda miterleben durften. Und wie er fliegt, unser schöner Schmetterling! Wenn Gott uns für treu befunden hat, öffnen sich Türen und neue Horizonte wie von selbst. Dann ist's nicht mehr unser Rennen und Laufen, dann ist es Jesus und seine Wunder wirkende Herrlichkeit in uns, die den Himmel auf die Erde bringen.

Die erste Ausgabe dieses Buches schloss mit den kleinen Anfängen in Uganda: Das süße kleine Baby, genannt Angel, mit den großen Augen, welches Maria von dessen Urgroßmutter in die Arme gelegt wurde, steht nun stellvertretend für Tausende schwarzer Kinder, Jugendlicher und Hilfsbedürftiger, denen Maria Mutter werden durfte. Inzwischen ist Angel bereits ein in sich ruhender, strahlender Teenager, der Mama Maria auf ihren Reisen begleitet und unterstützt. So wie Marias eigene Familie wuchs, so wächst das ganze Werk in atemberaubendem Tempo. Da wird der sogenannte große Missionsbefehl Wirklichkeit: Machet Völker zu Jüngern! Deshalb heißt es auch mit achtzig Jahren: Don't stop! Noch ist nicht die Zeit, kürzer zu treten. Jesus selber steht auf dem stürmischen Wasser des menschlich Unmöglichen. Solange unsere Augen auf den seinen ruhen, geht's weiter, von Herrlichkeit zu Herrlichkeit – zu seiner Ehre!

Geri und Lilo Keller, Stiftung Schleife

Geri Lilo Keller

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Vorwort von Andreas Keller

»Mach dir nur keine Sorgen!«, rief mir Maria Prean vom Flur meiner Eltern ins Esszimmer zu. Damals, es muss 1992 gewesen sein, befand ich mich zwischen Stuhl und Bank, die Schulzeit und Berufsausbildung lagen hinter mir, vor mir 1 000 Wege und Möglichkeiten, im Reich Gottes aktiv zu werden. Maria setzte hinzu: »Folge einfach Jesus nach und du wirst dich automatisch in deiner Berufung wiederfinden.« Mit diesem prophetischen Wort ließ sie mich nachdenklich am Esstisch zurück. Seit über 25 Jahren ist es mir ein Anker auf meinen Reisen und Diensten auf fünf verschiedenen Kontinenten. Gottes Berufungen haben mich immer wieder gefunden, auch wenn ich dachte, dass ich sie an den vielen Wegkreuzungen jeweils suchte.

Hinter dem Charme und dem Humor der Tirolerin liegt die feste Entschlossenheit, »ein Himmelslicht in der Welt zu sein« und in allen Umständen »am Lebenswort festzuhalten« (nach Philipper 2,15-16). Das wirkt nicht nur attraktiv, sondern ist jene magnetische Anziehungskraft, die Menschen aus allen Hintergründen und sozialen Schichten übernatürlich zu Jesus bringt.

Liebe Maria, wir sind Zeuge davon, dass dein Leben und die Geschichten, die in diesem Buch wiedergegeben werden, inspirieren und neuen Mut für die Herausforderungen des Alltags geben, weil wir darin »die Kraft seiner Auferstehung« sehen. Man mag aber erahnen, dass diese Kraft »in der Gemeinschaft seiner Leiden« begründet ist, die dir dein Herr Jesus hat zumuten können (nach Philipper 3,10).

Darum: Danke, Maria, für dein Durchhalten und für dein ganzes Ja zum Evangelium Jesu Christi, uns zum Vorbild. Und »Happy Birthday« zu deinen acht Jahrzehnten. Von meinem Vater weiß ich, dass in diesem Alter nochmals entscheidende Pflöcke mit Ewigkeitswert eingeschlagen werden.

Andreas Keller, Stiftung Schleife, Winterthur

Andreas Keller

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Ich wurde 1939 in einer katholischen Familie geboren.

Bereits mit fünf Jahren beschäftigte mich die Frage, wozu ich auf der Welt war und was der Sinn des Lebens ist.

Manche Erlebnisse meiner ersten Lebensjahre sind mir unvergesslich geblieben und haben mich tief geprägt.

1 Kindheit voll Glaube und Vertrauen

Wackelnde Wände und festes Vertrauen

Im Jahr 1944, ich war fünf Jahre alt, spielte ich mit meiner Puppe Lisbeth. Sie hatte wunderschöne lange Haare und ein hübsches Porzellangesicht. Gerade legte ich Lisbeth in ihr Schachtelbett und ermahnte sie, nun ihren Mittagsschlaf zu halten. Meine Mutter stand neben mir und bügelte. Der Duft der frischen Wäsche zog durch die Küche, und ich genoss die heimelige Wärme, die sich vom Ofen her ausbreitete. Mein Brüderchen Kurti war zwei Jahre alt und schlief nebenan. Plötzlich drang der durchdringende Lärm der heulenden Fliegeralarm-Sirenen durch die Luft. Ich erschrak zutiefst, mein Herz begann, wie wild zu klopfen, und ich fasste ängstlich nach Mamas Bein: »Mama, gehen wir jetzt in den Luftschutzkeller?«, bat ich. Aber Mutter holte ein neues Wäschestück aus dem Korb und blieb ganz ruhig. Wir hatten in Innsbruck schon viele Angriffe gehabt, und oft waren wir verängstigt in den Keller gelaufen, obwohl die Flugzeuge nur laut über unsere Köpfe hinwegdröhnten, aber keine Bomben ausklinkten. Mutter hasste es, bei solchen Blindalarmen untätig im Keller zu sitzen, deshalb sagte sie heute: »Wir gehen erst, wenn wir die Bomben selbst fallen hören.«

Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, da zerbarsten auch schon alle unsere Fensterscheiben vom Druck der fallenden Bomben. Sie riss das Kabel des Bügeleisens aus der Steckdose, packte meinen Bruder, der in seiner Decke eingewickelt tief schlief, auf die eine Seite und mich auf die andere Seite. So rannten wir mit vielen anderen Menschen in den Luftschutzkeller.

Eng an meine Mutter gepresst hörte ich das Pfeifen der Bomben und die vielen Detonationen, die immer näher kamen. Vor Angst konnte ich kaum atmen, der Weg bis zum Keller schien heute unendlich weit zu sein. Durch die Haustür strömten aufgeregt schreiende Menschen, wir wurden beiseitegeschubst und erreichten endlich den Rettung versprechenden Keller.

Endlich stand ich wieder auf meinen eigenen Füßen und klammerte mich nun verängstigt an Mamas Beine. Die vielen hysterischen Erwachsenen in diesem kleinen Raum machten mir fast noch mehr Angst als die laut krachenden Bomben und die bebende Erde unter meinen Füßen.

Ich wollte nicht mehr in die verzweifelten Gesichter sehen, deshalb schaute ich das Regal an, auf dem die Bewohner des Hauses die Sachen, die ihnen heilig waren, aufgestellt hatten. Da waren Kreuze und verschiedene Statuen. Meine Mutter drückte mich und meinen Bruder eng an sich, denn sie wollte mit uns zusammen sterben, wenn es so weit kommen sollte, und uns nicht als Waisenkinder zurücklassen.

Ich spürte, wie sie uns ganz energisch in eine Ecke hineinschob und mit entschiedener Stimme sagte: »Hört auf zu schreien, lasst uns beten!« Sie begann: »Vater unser, der du bist im Himmel …« Langsam kamen die Menschen zu uns in die Ecke und sprachen mit: »Geheiligt werde dein Name.« Immer dichter drängten sich all die Verängstigten um uns und nun beteten alle: »Dein Reich komme, dein Wille geschehe.« Ich versuchte, alle Worte mitzubeten, die ich schon behalten hatte, aber schließlich wusste ich nicht mehr weiter. So stand ich eng bei meiner Mutter, umgeben von Menschen, die innerhalb einer Minute ihre untätige Opferhaltung verlassen hatten und zu Betern geworden waren. Nun schaute ich in Gesichter, die immer noch ängstlich waren, aber doch einen Halt gefunden hatten und sich in all dem Chaos an ihren Glauben erinnerten, der ihnen Zuversicht und Hoffnung gab. »Wie im Himmel, so auf Erden.« Die Stimme meiner Mutter erbat sicher und fest den Schutz des unsichtbaren Gottes für uns, und ich merkte, wie auch ich ruhiger wurde. Leise betete ich: »Bitte, lieber Gott, pass auf meine Puppe Lissy auf!«

Auf einmal spürten wir, wie die Erde zitterte, und plötzlich ließ ein sehr starkes Beben unsere Knie erzittern. Eine Bombe war unmittelbar vor unser Kellerfenster in unseren Vorgarten gefallen. Der riesige Eisenschutz im Fenster wurde wie im Zeitlupentempo in unseren Raum geschleudert. Mit tosendem Scheppern fiel er direkt vor unsere Füße. Keiner von uns wurde verletzt, weil wir alle in dieser Ecke mit meiner Mutter beteten. Die starke Hand Gottes hatte uns bewahrt.

Ich weiß noch, wie wir nach dem Angriff ehrfurchtsvoll schweigend über die Trümmer und das Eisengitter wieder nach oben stiegen. Das Haus war stehen geblieben, aber viele Dinge lagen im Weg, und alle Fensterscheiben waren zerbrochen. Ich hatte nur einen Gedanken: »Wie wird es Lissy gehen?« Meine Puppe lag friedlich schlafend in ihrem Karton-Bettchen und ich drückte sie glücklich an mein Herz. Von diesem Tag an hatte ich keinen Zweifel mehr, dass Gott Gebete erhört!

Wie gut, dass meine entschlossene Mutter damals nicht mit Hysterie reagierte, sondern mit Glauben und Vertrauen in einen großen Gott!

Warmes Herz und kalte Füße

Wenige Monate später verbrachte ich die Weihnachtstage 1944 mit meiner Mutter und meinem Bruder Kurt in einem Bauernhaus im Bregenzer Wald.

Es war sehr kalt, und meine Mutter, die als Stadtkind das Feuermachen nicht gewohnt war, hatte oft Schwierigkeiten, die Stube warm zu halten. Zudem fürchtete sie sich vor den zahlreichen Mäusen, die es gab, und so zogen wir es vor, jeden Morgen erst spät aufzustehen. Wir kuschelten uns gemütlich in die dicken Federbetten, und meine Mutter erzählte uns Geschichten, oft bis 11 Uhr vormittags. Jeden Tag beteten wir für unseren Papa, der im Krieg war. In den Tagen nach Heiligabend wurden unsere Gebete besonders inbrünstig. Obwohl der Weihnachtsbaum bereits geschmückt war, blieb das Wohnzimmer noch fest verschlossen, denn Mutter befand: »Wir werden erst feiern, wenn Papa kommt!« So warteten wir Tag für Tag und hielten ungeduldig durch die kleinen zugefrorenen Fensterscheiben Ausschau nach dem erhofften Heimkehrer. Endlos lang verstrichen die Tage, bis sich endlich, am Dreikönigstag, vier Männer mühsam einen Weg durch den Tiefschnee zu unserem Haus bahnten. Aufgeregt rief ich meine Mutter ans Fenster, die sich nach einem kurzen Blick hinaus sofort einen Schal umlegte und Mantel und Stiefel anzog. Froh eilte sie den Männern entgegen und führte sie in unsere warme Stube. Mein Vater und seine drei Begleiter waren so durchgefroren und erschöpft, dass sie zunächst kaum sprechen konnten.

Mein Vater und ich, 1942

Wir Kinder drückten uns still in eine Ecke und schauten mit großen Augen zu, wie sich die vier ihre Schuhe von den Füßen zogen. Sie ächzten und stöhnten so sehr dabei, dass ich ganz ängstlich wurde. Als schließlich die Schuhe neben ihnen standen, sahen wir, was ihnen so große Schmerzen bereitet hatte: Die Fußsohlen waren in den Schuhen festgefroren und große Hautstücke klebten noch immer in den Stiefeln. Ich konnte kaum glauben, dass mein Papa eine solche Kälte ertragen hatte, um uns zu Weihnachten zu sehen. Seine Füße waren ihm ganz egal, wenn er nur mit uns feiern konnte!

Jetzt tat es mir nicht mehr leid, dass wir so lange auf unseren Weihnachtsabend hatten warten müssen. Gott hatte unseren Vater durch Schnee und Eis zu uns zurückgebracht – das allein zählte!

Meine Mutter pflegte die Männer einige Tage lang und versorgte ihre Wunden, sodass auch die drei Freunde meines Vaters heil nach Hause gehen konnten.

Schwarze Hand und weißes Händchen

Im Frühjahr 1945 marschierten die Alliierten in dem kleinen Dorf im Bregenzer Wald ein. Eine Armee von Soldaten teilte sich auf die Bauernhöfe auf. Auch bei uns quartierten sich einige Männer ein. Ich versteckte mich hinter dem langen Rock meiner Mutter, die der Befreiung teils erleichtert, teils beunruhigt entgegensah. Niemand wusste genau, was jetzt geschehen würde. Als ich vorsichtig am Rockbund meiner Mutter vorbeilinste, traute ich meinen Augen kaum: Da kamen unter anderem einige Männer mit ganz schwarzer Haut auf uns zu! Wie erstarrt blieb ich stehen, ich konnte meinen Blick nicht mehr abwenden. Das ganze Gesicht, die Hände – alles war dunkelbraun und bei einem Mann sogar scheinbar ganz schwarz! Wie sehr leuchteten dagegen die Augen und die weißen Zähne aus dem großen Gesicht! Meine Mutter schien das nicht zu beeindrucken. Sie öffnete weit die Haustür und lud die Männer zu uns ein.

Geschwind hatte sie Geschirr und Essen auf den Tisch gestellt: Feinsten Holundersaft, frisch gebackenes Brot und köstliche selbst gemachte Marmelade. Hungrig griffen die Männer zu, während ich mich hinter dem Herd versteckt hielt und mit klopfendem Herzen auf einen günstigen Moment wartete. Dieses Geheimnis der beeindruckend dunklen Haut musste ich näher erforschen. Ich schlich mich von hinten an einen dieser schwarzen Männer heran und versuchte, mit meinem Zeigefinger etwas von der »Farbe« auf seiner Hand abzukratzen. »What are you doing?«, rief er verblüfft, aber dann verstand er schnell und lachte herzlich über meine ungewöhnliche Annäherung. Mit einem Schwung hob er mich hoch und ich landete auf seinem großen Schoß. Nun konnte ich sein dunkles Gesicht mit den freundlich lachenden Augen und dem strahlenden Mund aus nächster Nähe betrachten. Hin- und hergerissen zwischen Angst und Faszination blieb ich still sitzen, bis er Fotos von seinen Kindern herausholte und in der fremden, lauten Sprache zu erzählen begann. Ich verstand, dass dieser Mann auch ein Papa war und dass seine Kinder weit weg auf ihn warteten. Ihre Gesichter waren tatsächlich ebenso schwarz wie seines, und seine Frau umarmte die Kinder auf dem Foto genauso liebevoll, wie uns unsere Mama immer in die Arme schloss.

Lange noch saß ich still auf seinem Schoß und betrachtete all die Fotos, die die Männer nun aus ihren Taschen hervorkramten. Am liebsten jedoch schaute ich auf mein kleines weißes Händchen, das auf der großen schwarzen Hand lag, während die Männer erzählten und lachten.

Wie unglaublich, dass es in der Welt da draußen so verschiedene Menschen gab!

Tiefer Glaube und hoher Anspruch

Im selben Jahr zogen wir wieder nach Innsbruck und ich konnte endlich zur Schule gehen. Am wichtigsten waren mir aber die Nachmittage in der katholischen Kirchengemeinde, wo ich mit vielen anderen Kindern auf die Erstkommunion vorbereitet wurde. Der Priester, der uns von Jesus erzählte, lebte mit einer solchen Ausstrahlung die Liebe Jesu und erzählte die Geschichten der Bibel mit so viel Glauben und Gottvertrauen, dass ich die Stunden kaum abwarten konnte, bis ich wieder zur Kirche gehen durfte.

An seinem Vorbild habe ich gesehen, dass es eine wunderbare Sache sein muss, sein ganzes Leben Jesus zu übergeben. Der Priester erklärte uns, dass wir zu Jesus sagen könnten: »Komm du von jetzt an in mein Leben und übernimm du die Leitung! Ich will tun, was du von mir willst, denn du kennst mich und hast den besten Plan für mein Leben. Ich vertraue dir, Jesus, und gebe dir mein Leben!«

Ein ähnliches Gebet sprach ich dann auch, tief bewegt von der Gegenwart Gottes, bei meiner Erstkommunion. Ich spürte, dass Jesus selbst da war und war ganz ergriffen von seiner so fühlbaren Existenz, dass ich mich den restlichen Tag in mein Zimmer einschloss und nicht herauskam.

Meine Mutter hatte Gäste zu meinem Festtag eingeladen, alle wollten mich sehen, mit mir Kuchen essen und mir kleine Geschenke geben. Aber mir war nur wichtig, dass ich nun ein Kind Gottes geworden war, und ich verbrachte den ganzen Tag allein im Gebet. Meine Familie schüttelte den Kopf über so viel Frömmigkeit, aber für mich war es der schönste Tag meiner Kindheit.

Ein Jahr später, im Januar, befand ich mich wie so häufig auf dem Weg zur Kirche. Ich wickelte meinen Schal enger um den Hals und stapfte eilig durch den Schnee. Der Weg war lang und anstrengend für eine kleine Siebenjährige, und wieder einmal hatte meine Mutter mich kopfschüttelnd gefragt, ob ich den Marsch bei diesem Wetter in der Dunkelheit denn wirklich antreten wolle. »Ich bin fast acht«, hatte ich geantwortet, »und nach der Messe werde ich auf Kurti aufpassen.« Sie hatte geseufzt und mich ziehen lassen. Seltsam, dass sie nicht verstand, wie wichtig die Messen an den Freitagen für mich waren. Wenn ich es schaffen würde, neun Monate lang jeden ersten Freitag des Monats zur Messe mit Beichte und Kommunion zu gehen, dann würde Gott mir sicher alle meine Schuld vergeben, und ich würde gleich nach meinem Tod im Himmel ankommen. Das hatte uns der Priester versprochen, und ich würde es schaffen, ganz sicher.

Immer noch gab es nichts Wichtigeres und Schöneres für mich, als in der Kirche zu sein, bei Gott selbst. Dort, im Tabernakel, war er gegenwärtig, und jedes Mal war es ein neues Erlebnis für mich, eine Stunde in seiner Nähe zu verbringen.

Der Schnee wurde tiefer, und ich musste die Füße nun ganz hochheben, um voranzukommen. Es war kalt und meine Zehen konnte ich schon fast nicht mehr spüren. Aber was war das gegen das große Opfer, das Jesus Christus für mich am Kreuz vollbracht hatte? Als uns der Priester im letzten Jahr davon erzählte, musste ich weinen, denn ich war ja schuld daran, dass Jesus sterben musste. Ich machte so viel verkehrt, war selbstsüchtig und ungehorsam, aber Jesus hatte es trotzdem vergeben und mit seinem Blut dafür bezahlt. Nachdem ich das verstanden hatte, beschloss ich gleichzeitig, alles wiedergutzumachen und von jetzt an ein besserer Mensch zu sein. Ich würde fleißig in der Schule lernen, ich würde die Verantwortung für meine jüngeren Geschwister übernehmen, ich würde die Messen nicht versäumen und Gott nicht wieder so enttäuschen. Mit jedem Schritt in der Kälte verankerte ich diesen Entschluss tiefer in meinem Herzen. »Ich will gut sein. Ich will besser sein.« Der Schnee knirschte und endlich kam das einladende Kerzenlicht der Kirche in Sicht. Hastig betrat ich den Raum, benetzte meine Finger mit dem Weihwasser und schlug das Zeichen des Kreuzes an Brust und Stirn. Im Gang machte ich einen tiefen Knicks zum Tabernakel hin und merkte erleichtert, dass die Heilige Messe noch nicht begonnen hatte. Mit einem Nicken begrüßte ich den Priester und die Messdiener, die noch mit den Vorbereitungen beschäftigt waren. Dann schlüpfte ich in die Bank und kniete nieder. »Heiliger, allmächtiger Gott«, betete ich, »habe Dank, dass ich hier sein darf und du mir deinen Schutz auf dem Wege gewährt hast. Ich komme zu dir und bitte dich um Vergebung, dass ich in der letzten Woche wieder gefehlt habe. Ich will öfter an dich denken und mit dir reden, ich will gut auf meine Geschwister aufpassen und nicht mehr jammern und Mama enttäuschen. Bitte hilf mir, ein guter Mensch zu werden. Ich will auch alles tun, was du sagst und deine Gebote halten. Amen.« Ich musste mein Gebet schnell abbrechen, denn die Messe begann. Glücklich setzte ich mich und genoss wie jede Woche die wunderbare Liturgie, die lateinischen Worte, die ich ebenso wenig verstand wie manche der deutschen Worte, wenn das Evangelium gelesen wurde. Aber das war nicht wichtig. Immer wieder schaute ich bewegt zum Tabernakel und dachte: »Da ist er. Gott ist hier und ich darf auch da sein. In seiner Nähe.«

In den folgenden Wochen und Monaten ging ich weiterhin regelmäßig zu den Gottesdiensten und kam auch nachmittags, wann immer ich Zeit hatte, um in der Kirche zu beten. Ich schaffte es tatsächlich, die ersten neun Freitagsmessen nicht zu versäumen.

Eine besondere Gebetserhörung hatte ich wenig später, als mein kleiner Bruder Kurti mit ungefähr sechs Jahren einen Blinddarmdurchbruch hatte. Die Ärzte gaben meinen Eltern wenig Hoffnung für ein Überleben. Da ich meinen Bruder sehr liebte, ging ich auf die Knie und flehte Jesus an, Kurti zu heilen. Bald empfand ich eine tiefe Gewissheit in meinem Herzen, dass er geheilt werden würde. Ich bin zu meinen Eltern gelaufen und habe sie ermutigt, nicht zu weinen, denn Jesus würde sich um Kurti kümmern. Sie dachten, ich könne mich mit der Realität nicht abfinden und trösteten mich. Aber mein Bruder wurde geheilt und ist heute Arzt. Und dafür preise ich Gott von ganzem Herzen.

Meine Schwestern Rosemarie und Margot wurden 1945 und 1948 geboren. Ich wurde als Älteste oft in die Pflicht genommen und passte auf die kleinen Geschwister auf. Meine Mutter übertrug mir immer mehr Verantwortung und stellte hohe Erwartungen an mich. Sie traute mir scheinbar alles zu und spornte mich zu immer besseren Leistungen an. Einmal sagte sie sogar: »Wenn du es willst, Maria Luise, dann kannst du auch ein Buch auf Chinesisch lesen!«

Ich aber war nie richtig zufrieden mit mir. Wenn ich in den Spiegel sah, blickten mich die glanzlosen Augen eines unscheinbaren kleinen Mädchens an, und selbst als ich älter wurde, schien sich daran nichts zu ändern. Außerdem wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich irgendwie zu früh geboren worden war. Manchmal fing ich Bemerkungen meiner Eltern auf, die mich glauben ließen, ich sei unerwartet gekommen und auch »nur« ein Mädchen geworden. So strengte ich mich immer mehr an, um ihnen zu gefallen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]

Meine Volksschuljahre verliefen ohne besondere Ereignisse.

Es waren die Nachkriegsjahre und die Erwachsenen waren stark mit dem Wiederaufbau beschäftigt.

Es gab wenig Zeit für gemeinsame Spiele, denn die Arbeit stand an erster Stelle.

2 Prägende Jugendzeit

Die wichtigsten Worte

Es war ein sonniger Vormittag im Frühling 1953. Meine Freundin Grete und ich standen während der großen Pause in den ersten Sonnenstrahlen auf dem Schulhof. Grete plauderte fröhlich von all den wichtigen Ereignissen in ihrem Leben, doch ich stand still daneben und konnte nichts sagen. Je fröhlicher sie wurde, umso deutlicher erschien mir die Sinnlosigkeit meines Lebens. Ja, ich war eine gute Schülerin, die brav das tat, was man von ihr erwartete. Zuhause trug ich oft die Verantwortung für meine drei kleinen Geschwister und meine Mutter konnte sich stets auf mich verlassen. In letzter Zeit fragte ich mich aber immer öfter, wozu das alles gut sein sollte. Wozu war ich auf dieser Welt – nur, um zu funktionieren? War das etwa schon alles: brav sein, gute Noten, ein angesehener Beruf? So nickte ich nur traurig, während Grete von ihren Plänen für den nächsten Sommer erzählte.

Plötzlich stand unsere Direktorin, Frau Grienberger, neben uns. »Maria Luise, hier gebe ich dir dein Poesiealbum zurück«, sagte sie freundlich und drückte mir das kleine Büchlein mit dem schwarzen Ledereinband in die Hand. »Einen schönen Tag noch!«, grüßte sie uns dann und ging wieder zurück ins Schulhaus.

Nun wurde ich ganz aufgeregt, wie immer, wenn ich mein Album zurückbekam. Was hatte sie wohl geschrieben? Auch Grete hatte ihren Redeschwall gestoppt und beobachtete mich interessiert. Neugierig schlug ich das Büchlein auf und fand schnell ihren Eintrag: »Maria Luise: Gott hat dir viele Gaben und Talente gegeben. Setze sie ein und du wirst viele andere und dich selbst glücklich machen. Deine Direktorin Frau Grienberger.«

Mein Herzschlag setzte für eine Sekunde aus. Fassungslos starrte ich auf die in gestochener Handschrift verfassten Zeilen. Vergessen waren alle Traurigkeit und Zweifel am Sinn meines Lebens. »Viele Gaben und Talente, viele Gaben und Talente …«, immer wieder kreisten diese Worte durch meinen Kopf. Die Leiterin unserer großen Schule, eine Frau mit Verstand, die so viele Mädchen kannte, hatte mir geschrieben, dass Gott mir viele Gaben und Talente gegeben hatte. Dann war mein Leben ja doch nicht sinnlos! Sie musste es doch wissen – sie war ja schließlich die Direktorin.