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Grenzgänger – Ein Liebesdrama über Liebe, Verlust und den Mut zur Wahrheit Esmeralda lebt zwischen zwei Welten. Als Tochter spanischer Einwanderer wächst sie in einer fränkischen Kleinstadt auf, geprägt von der Wärme ihrer Familie. Mit sechzehn verliebt sie sich in Robert, den sensiblen, klugen Jungen aus ihrer Klasse, der ihr Herz im Sturm erobert. Ihre Liebe ist jung, voller Hoffnung und Sehnsucht – doch das Leben stellt sie auf eine harte Probe. Ein brutaler Überfall reißt Esmeralda aus ihrer Unbeschwertheit, lässt sie an sich und der Welt zweifeln. Während sie mit den Folgen des Traumas kämpft, spürt sie, dass auch Robert ein Geheimnis verbirgt. Als sie erfährt, dass seine Gefühle nicht nur ihr, sondern auch Männern gelten, zerbricht ihre Welt ein zweites Mal. Die Konfrontation mit Roberts Bisexualität stürzt sie in einen Strudel aus Schmerz, Wut und Unsicherheit. Als ein unerwartetes Erbe die Familie nach Spanien zurückruft, nutzt Esmeralda die Gelegenheit zur Flucht – vor der Vergangenheit, vor Robert, vor sich selbst. Ohne Abschied verlässt sie Deutschland, lässt ihre große Liebe zurück. Robert bleibt gebrochen zurück, unfähig, Esmeralda zu vergessen. Jahre vergehen, in denen beide versuchen, ihr Leben neu zu ordnen. Doch die Schatten der Vergangenheit holen sie immer wieder ein. Während Esmeralda in Spanien um ihre Identität und ihr Glück ringt, wächst in ihr ein weiteres Geheimnis: Sie ist schwanger von Robert. Doch der Kontakt ist abgebrochen, und beide leben in dem Glauben, der andere habe sie für immer verloren. Robert sucht verzweifelt nach Esmeralda, reist als Fernfahrer quer durch Europa, immer in der Hoffnung, ein Zeichen von ihr zu finden. Seine Sehnsucht nach ihr lässt ihn nicht los. Esmeralda hingegen kämpft mit ihrer inneren Zerrissenheit, der Verantwortung als junge Mutter und der Frage, ob sie je wieder lieben kann. Erst als ein Zufall und der beharrliche Ruf nach der verlorenen Liebe sie wieder zusammenführen, stehen sie vor der Entscheidung: Können sie sich und ihrer Liebe eine zweite Chance geben? Haben sie den Mut, sich der Wahrheit zu stellen – und den Schmerz der Vergangenheit zu überwinden? Doch das Schicksal fordert sie erneut heraus. Eifersucht, gesellschaftliche Vorurteile und die Angst vor dem eigenen Anderssein bedrohen ihr Glück. Esmeralda muss lernen, sich selbst zu akzeptieren, ihre Wut zu besiegen und für ihre Liebe zu kämpfen. Robert steht vor der Wahl, seine Vergangenheit zu offenbaren und für seine Familie einzustehen – oder erneut alles zu verlieren. Grenzgänger ist ein zutiefst menschlicher Roman über Liebe in all ihren Facetten, über Identität, Familie und die Kraft, sich selbst und anderen zu vergeben. Ein Drama, das Herz und Verstand berührt – und zeigt, dass wahre Liebe keine Grenzen kennt. Wer den Mut hat, sich der Wahrheit zu stellen, kann selbst aus den tiefsten Wunden neues Glück schöpfen.
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Seitenzahl: 377
Veröffentlichungsjahr: 2025
Sandy Nell
Grenzgänger
Ein Liebesdrama
über Liebe, Verlust
und den Mut zur Wahrheit
Impressum
© 2025 Sandy Nell
Website: https://sandy-nell.de
Verlagslabel: Norbert Sandmann, https://norbert-sandmann.deDruck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Sandy Nell, Von-Steinau-Straße 8, D-97502 Euerbach, Germany .Kontaktadresse nach EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected] Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
ISBNSoftcover978-3-384-66741-0
Hardcover978-3-384-66742-7
E-Book978-3-384-66743-4
Alle in dem Roman genannten Personen und Orte sind fiktiv und gelten daher als frei erfunden. Eventuelle Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Inhalt
Titel
Impressum
Inhalt
Bücher von Sandy Nell
Prolog
Gastland
Das Versprechen
Sabine
Suse
Neubeginn
Eifersucht
Die nächsten Tage
Amoklauf
Begrüßung
Sturmfreies Wochenende
Boche
Eine Welt bricht entzwei
Umzug
Behandlung
Freundinnen
Geständnis
Schwiegermama
Ein Jahr ist vergangen
Überraschung
Babyglück
Überfälliger Brief
Briefkontakt
Der Geistesblitz
Schicksalstag
Frauenversteher
Albacete
Große Fahrt
Goldstücke
Gestohlene Kinder
Vorsorge
Schicksalsschlag
Epilog
Weitere Bücher von Sandy Nell
Kontakt zum Autor
Bücher von Sandy Nell sind eine Reise in die Welt der Emotionen
Sandy Nell ist ein Autor, der sich vordergründig durch seine tiefgründigen und psychologisch intensiven Romane einen Namen gemacht hat. Seine Werke zeichnen sich durch eine fesselnde Mischung aus Spannung, emotionaler Tiefe und einer eindringlichen Auseinandersetzung mit den Tiefen der menschlichen Psyche aus. Nell hat sich in der literarischen Welt einen Platz erobert, indem er Themen behandelt, die viele Menschen bewegen und herausfordern, sich mit ihrer eigenen inneren Welt auseinanderzusetzen
Prolog
Ein Roman über verlorene Liebe und neue Hoffnung, über Mut, Identität und die Frage, wie weit man für die Menschen geht, die man liebt. Einfühlsam, dramatisch und zutiefst menschlich – dieser Roman berührt Herz und Verstand.
Diese Erzählung verbindet auf eindrucksvolle Weise die Themen Liebe in ihren vielfältigen Formen, Identität, Trauma und Neubeginn. Sie zeigt die Herausforderungen junger Menschen in einem komplexen sozialen Umfeld und betont die Bedeutung von Vertrauen, Freundschaft und Mut zur Wahrheit, sowie die Kraft familiären Zusammenhalts trotz gesellschaftlicher und persönlicher Widrigkeiten.
Während der späten 1980er Jahre verliebt sich Esmeralda, die 16-jährige Tochter spanischer Einwanderer, in den smarten, gleichaltrigen Robert.
Ein brutaler Überfall bringt Esmeraldas Leben aus dem Gleichgewicht und stellt eine Belastung für die Beziehung zu ihrem Freund dar.
Robert hütet stattdessen ein Geheimnis in seinem Inneren, das seiner Sexualität. Esmeraldas große Liebe zu ihm bricht dramatisch auseinander, als sie mit aller Härte mit Roberts Neigung zu Männern, seiner Bi-Sexualität konfrontiert wird.
Zur gleichen Zeit stirbt in der Heimat ihrer Eltern der Großonkel Ernesto. Bei der Testamentseröffnung fallen Esmeralda und ihre Eltern aus allen Wolken, als sie erfahren, dass sie die alleinigen Erben, einer millionenschweren Hinderlassenschaft sind. Doch gibt es einen Pferdefuß: Sie müssen ihren Lebensmittelpunkt nach Spanien verlegen, dem alten Zuhause ihrer Eltern. Diese Bedingung kommt für Esmeralda zur richtigen Zeit, sie muss nun Robert nicht mehr sehen, der sie so sehr enttäuscht hatte. Sie siedelt wortlos und ohne vorherige Benachrichtigung gemeinsam mit ihren Eltern nach Spanien über.
Robert ist der Verzweiflung nahe, selbst nach Jahren kann er den Verlust nicht überwinden. Vergebens sucht er seine Esmeralda in ihrer alten Heimat Spanien.
Esmeralda hütet ebenfalls ein Geheimnis, das sie absichtlich vor ihrem Ex versteckt. Werden die beiden wieder zueinanderfinden? Kann ihre Liebe sie über alle Hindernisse hinweg, wieder zueinanderführen?
Suse, Roberts Ex-Freundin, verliebt sich unsterblich in Michaela, eine charismatische Anwältin. Die beiden wissen, dass sie zueinander gehören. Sie wünschen sich nichts sehnlicher als ein gemeinsames Kind, was in den frühen 1990er Jahren gesellschaftlich und rechtlich kein leichtes Unterfangen ist.
Michaela hat eine Idee. Robert, Suses Seelenverwandter soll den beiden Frauen den Wunsch erfüllen
Wird er auf ihren Herzenswunsch eingehen, ist er bereit, ihnen ein Kind zu schenken, ihnen ihren größten Wunsch wahr werden zu lassen?
Die Erzählung ist von tiefgreifenden Emotionen durchdrungen. Verlust, Sehnsucht und unkonventionelle Familienbande, Liebe und Hoffnung, verletzte Gefühle, Wut und Trauer, Vertrauen und Hingabe, Selbstfindung und die Suche nach Sinnhaftigkeit zeichnen diesen Roman aus.
Gastland
Elenora verlor im Kindesalter ihre Eltern, sie kamen bei einem schweren Verkehrsunfall ums Leben. Ihr Onkel Ernesto, ein mürrischer Zeitgenosse mit dem Herzen am rechten Fleck, nahm die Kleine, das Waisenkind bei sich auf. Ernesto, ein eingefleischter Junggeselle (Frauen hielten es nie lange mit ihm aus), versorgte die kleine Elenora vorbildlich. Er vergötterte seine Nichte, ihr fehlte es an nichts, weder an materiellen Dingen noch an der nötigen Liebe. Ernesto und Elenora hatten ihr bescheidenes Einkommen mit einem kleinen Hotel. Das, was es regelmäßig abwarf, genügte beiden zum Leben. Wenn das Hotel keine großen finanziellen Sprünge zuließ, so bot der Onkel seinem kleinen Sonnenschein eine glückliche Kindheit. Er verstand es, ihr die wichtigen Dinge des Lebens zu vermitteln. Noch heute denkt Elenora mit Freude im Herzen an diese für sie prägende Zeit. Es ist so schade, dass Onkel Ernesto meinen Wunsch, meine Sehnsucht, meine Liebe zu Pablo so missfällt. In seinen Augen war von Anbeginn an ihre große Liebe Pablo nur der Dahergelaufene, womit er nicht nur ihm, sondern auch seiner Nichte Unrecht tat. Ja, auch Pablo litt unter der Abneigung Ernestos. Dessen Zorn führte dazu, dass er seine Nichte samt Liebhaber davonjagte und mit ihr brach. Es war der Grund dafür, dass sich sein Pflegekind von ihm mehr und mehr distanzierte.
Siemens, der größte Arbeitgeber in der Region rund um Bad Neustadt, suchte verzweifelt nach Arbeitskräften. Davon erfuhren Elenora und ihr Mann Pablo durch einen Artikel in der Zeitung LA PROVINCIA Castellón.
Elenora und ihr Pablo entschieden sich daraufhin im Jahr 1971, als Gastarbeiter nach Alemania überzusiedeln.
Die nötigen Papiere, um als Gastarbeiter arbeiten zu dürfen, waren schnell besorgt und genehmigt.
Es verschlug sie nach Bad Neustadt a. d. Saale, es war im wahrsten Sinne des Wortes das Ende der Welt, unweit der Zonengrenze, der Grenze, an der es kein Weiterkommen gab. Der ›Eiserne Vorhang‹, der Ost und West in zwei militärische und politische Blöcke trennte. Manche behaupteten, es würden sich hier Fuchs und Hase gute Nacht sagen.
Kaum im fernen Alemania eingetroffen, blieb Elenoras Zyklus aus. Neben der überschwänglichen Freude, welche die Nachricht bei beiden auslöste, waren es die Sorgen, wie es wirtschaftlich weitergehen sollte. Als Fremde, die der Sprache des Gastlandes nicht mächtig waren, hatten sie es besonders schwer. Zudem konnte die Mama nach der Geburt nicht arbeiten gehen. Wer hätte das Baby versorgen sollen? Auf Verwandte, wie es bei vielen Familien üblich war, konnten die werdenden Eltern nicht bauen, Kinderkrippen gab es nicht. Erst mit drei Jahren wurden die Kleinen in den Kindergärten aufgenommen.
Acht Monate später war es so weit: Die langersehnte Geburt ihres ersten Kindes stand knapp bevor. Pablo wäre so gerne während der Geburt bei seiner Frau geblieben. Die Zeit war für derlei Sonderwünsche noch lange nicht reif. Er musste draußen vor dem Kreißsaal auf einem der bereitstehenden, unbequemen Stühle sitzend, warten. Welch ein erhabenes Gefühl, das Neugeborene, seine Tochter im Arm zu halten, einfach unbeschreiblich. Als Elenora ihren Pablo mit seiner Tochter auf dem Arm sah, wusste sie: Er wird ein guter Papito sein, er wird sein Kind lieben, er wird für sie immer da sein. Sie wusste, sie hatte mit Pablo die richtige Entscheidung getroffen.
Sie ließen ihr Kind auf den Namen Esmeralda taufen, der für Smaragd stand, das war sie im wahrsten Sinne für die überglücklichen Eltern.
Es folgte eine finanziell schwierige Zeit, da nur noch ein Verdienst zur Verfügung stand. Mit nur einem Einkommen war die Gründung einer Familie schwierig. Für Esmeraldas Eltern war es eine Selbstverständlichkeit, ihre Tochter zweisprachig zu erziehen. Neben der deutschen Sprache ist es ihnen gleichwohl wichtig, ihrer Tochter die Sprache ihrer Eltern zu vermitteln, was sich als späterer Vorteil herausstellen sollte.
Elenora, von jeher eine begnadete Köchin, und Pablo bekamen ein Angebot, welches die Wende in ihr Leben bringen sollte. In der Bad Neustädter Innenstadt stand ein Lokal zum Pachten ausgeschrieben. »Wäre das nicht etwas für uns?«, begann Elenora das Gespräch mit ihrem Mann.
»Nun ja, das hätte einige Vorteile, unser gemeinsames Einkommen würde sich erhöhen und eine größere Wohnung bekommen wir obendrein über dem Restaurant dazu. Wir würden unsere eigenen Chefs sein. Pablo zeigte sich begeistert über den Vorschlag seiner Frau. Er kündigte den ungeliebten Job bei Siemens und sie wagten den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Lokal lief gut, Elenoras spanische Küche wurde im großen Umkreis als Geheimtipp gehandelt. Sie hatten gute Jahre.
Esmeralda, ihre inzwischen 16-jährige Tochter, besucht das Gymnasium in Neuscht, wie Bad Neustadt im Volksmund liebevoll genannt wird. Sie befinden sich in der Mitte der 1980er-Jahre, die wirtschaftliche Lage in der Region verschlechtert sich, die ansässigen Industriebetriebe sind gezwungen, ihre Arbeitskräfte auszudünnen, Entlassungen sind unumgänglich. An dem Wirtsehepaar geht diese Zeit nicht spurlos vorüber.
Die Umsätze ihres Restaurants sinken, der Gewinn schrumpft in einem bedrohlichen Maß, sie kämpfen ums wirtschaftliche Überleben. Schweren Herzens, nach einem Jahr des verzweifelten Kampfes, entschließen sie sich, ihr geliebtes Speiselokal aufzugeben. Ein rettendes Jobangebot erhalten beide vom Automobilzulieferer Sachs in Schweinfurt, der dank des boomenden Exports von Autos von einem Auftragseinbruch nicht betroffen ist. Da die von ihnen bewohnte Wohnung zur Gaststätte gehört, ist die Familie Sanchez gezwungen, sich eine neue Bleibe zu suchen. Was bietet sich da besser an als ein Umzug nach Schweinfurt? Esmeralda trifft es dabei am härtesten, muss sie sich doch von liebgewonnenen Freundinnen und Freunden für immer verabschieden. Wenn man sich auch ewige Freundschaft schwört und man sich wieder treffen wolle, so ist die Realität doch eine andere. Ganz nach dem Motto, ›Aus den Augen, aus dem Sinn‹ verlieren sich die alten Freundschaften. »Du wirst neue Freunde finden«, ist sich Elenora sicher.
Das Versprechen
Die beiden Freunde befinden sich in der Pubertät, sie entdecken ihre Sexualität, sie entwickeln sich vom Kind zum Mann. Robert und Karl sind enge Freunde, sie verstehen sich bestens. Es ist an einem Samstag im Frühjahr, die Luft nach dem langen Winter ist mild, die Temperaturen steigen fast täglich an. Die Natur erwacht, die verschiedenen Düfte durchströmen die Luft. Sie hatten ihre Satteltaschen mit reichlich Proviant befüllt. Ihre Mütter hatten wieder mal vorgesorgt, schließlich sollte es ihren Jungs an nichts fehlen. Es gab unter anderem Salamibrote. Roberts Mutti hatte für die beiden vier hart gekochte Eier mitgegeben. In Karls Tasche steckten für jeden eine Banane und Tomaten, die Magda, Karls Mutter, ebenfalls eingepackt hatte. An Pfeffer- und Salzstreuer dachte sie ebenfalls. Zu trinken hatten die beiden Kräutertee und stilles Wasser eingepackt. Der Tour in die Natur steht nichts mehr im Wege. Gut gelaunt strampeln die Freunde in Richtung Steigerwald los. In Schweinfurt ging es hinüber über die Maxbrücke und den Main, weiter nach Sennfeld über Gochsheim und nach Weyer weiter in Richtung Donnersdorf. Beide genießen den warmen Wind, der ihnen entgegenkommt. Den Duft von Flieder atmen beide genüsslich ein, sie nehmen die verschiedensten Düfte der erwachenden Natur in sich auf. Auf Höhe eines Rapsfeldes biegen sie in einen schmalen Feldweg ein, um ihren Durst zu löschen. Ihre Bananen verspeisen beide im Gras sitzend. »Was für ein herrlicher Tag heute«, meint Karl, an seinen Freund gerichtet, und zupft eine der duftenden Blüten des Rapses ab, hält sie Robert hin, damit er daran riechen kann. Beide ziehen den Duft gleichzeitig tief in ihre Nasen. Sie blödeln ungeniert herum, haben Spaß. Dabei kommen sie sich sehr nahe. Für Robert vollkommen überraschend fragt ihn sein Freund in einem sanften Ton, der Robert an Karl bisher noch nie aufgefallen war. Er druckst etwas herum. Karl ist sich bewusst, dass gleich ihre Freundschaft auf dem Spiel stehen wird. Er tut es einfach, er fragt seinen besten Freund: »Du Robert, wie groß ist deiner, hast du auch schon Haare?« Robert sieht Karl überrascht an. Er ist etwas überrumpelt und weiß nicht, wie er die Frage seines Freundes einordnen soll. Etwas irritiert, aber zugleich auch mit einem gewissen Stolz, antwortet er: »Ja, Haare habe ich, und gewachsen ist er auch schon.« Während dieses Bekenntnis über seine Lippen kommt, sehen beide tief in die Augen des anderen. Nun ist es wieder Karl, der die Initiative übernimmt und mutiger wird, indem er seinen Kameraden fragt: »Darf ich mal sehen?«
»Nur wenn du mir deinen auch zeigst«, kontert Robert. Beide nicken sich tonlos zu, sehen sich noch mal um, dass wirklich keiner in der Nähe ist, sie weder sehen noch hören kann. Sie gehen gemeinsam ein Stück in das Rapsfeld hinein, und dann passiert es: Sie öffnen ihre kurzen Hosen, ziehen sie samt Unterhose etwas herunter. Beide stehen nun da mit ihren Erektionen und betrachten die Männlichkeit des anderen. Robert ist es, der geschwind seine Hose wieder hochzieht, den Knopf und Reißverschluss verschließt und rasch aus dem Feld heraustritt. Karl, etwas verwirrt und irritiert, zieht sich hektisch wieder an und folgt seinem Freund. Ist er das denn überhaupt noch …? Es ist genau das, wovor er den größten Bammel hatte, dass sein Freund ihn ablehnen würde, dass ihre Freundschaft zu Ende sein könnte. Karl könnte sich selbst ohrfeigen, hätte ich nur nicht gefragt, schwirren seine Gedanken in seinem Kopf umher. Draußen neben dem Acker steht Robert und nimmt einen großen Schluck Wasser zu sich. Karl sieht voller Scham auf den Boden und beginnt mit den Worten: »Du Robert, ich wollte das nicht, bist du jetzt böse auf mich?« Er legt seine Hand versöhnlich auf Roberts Schulter und beginnt erneut, aber leise und voller Demut, mit den Worten, »Sind wir noch Freunde? Bitte, ich mache das auch nie wieder, bitte, bitte Robert, lass uns weiterhin Freunde sein.«
Der blickt ihm mit seinem gütigen Gesichtsausdruck tief in die Augen. »Ja, sicher sind wir noch Freunde, es war doch nichts.« Etwas nachdenklicher setzt er noch an: »Ich benötige jetzt ein wenig Zeit, muss das alles erst einmal einordnen.« Beide setzen ihre Fahrt fort. Sie hängen jeder für sich ihren Gedanken nach. Karl macht sich weiterhin die größten Selbstvorwürfe und würde die letzte Rast ungeschehen machen, wenn er nur könnte. Robert tritt Meter für Meter stoisch in die Pedale, für die Schönheiten der erblühenden Natur hat er jetzt keinen Sinn, die Landschaft zieht an ihm vorüber, seine Gedanken sind bei Karl und seinem mächtigen Glied. Nachdem beide für eine halbe Stunde schweigend abwechselnd nebeneinander und hintereinander hergefahren waren, fragt Robert für Karl vollkommen unerwartet: »Wollen wir uns dort drüben stärken, unsere belegten Brote genießen, eine Pause einlegen?«
»Ja, ja, sehr gerne.«
Sie fahren die zweihundert Meter, um rechts in den Feldweg einzubiegen. Nach weiteren dreihundert Metern gelangten die beiden zu einer Obstwiese, welche von drei Seiten mit dichten Büschen und Hecken eingesäumt wurde. Sie schoben ihre Räder bis ans hintere Ende der Wiese, dort, wo die Hecken den besten Sichtschutz boten. Nachdem sie ihre Decke ausgebreitet und die restliche Brotzeit angerichtet haben, lassen es sich die beiden Freunde gut gehen. Karl ist sichtlich glücklich, dass alles offensichtlich wieder in Ordnung scheint, dass ihm sein Freund nicht mehr böse ist. Während sie Brote und Obst genießen, meint Robert zu Karl: »Was soll’s, es war doch nichts Schlimmes, wir haben einander die Schwänze gezeigt, na und.« Während Karl zustimmend nickt, meint Robert weiter: »Wenn ich ehrlich sein soll, der Anblick deines Jonnys hat mich erregt, was meinst du, wollen wir uns treiben lassen?«
Karl kann sein Glück kaum fassen und rutscht sogleich rüber zu Robert. Beide beginnen sich selbst zu entgleiten. Sie ziehen ihre Hosen herunter, beide sehen die Erregung des anderen, zum Schluss noch die Shirts und Sandalen. Sie betrachten ihre splitterfasernackten Körper. Karl zittert leicht. Es ist die Erwartung auf das, was gleich passieren wird, die seine innere Spannung ins Unermessliche steigen lässt. Er kniet sich neben seinen Gespielen und drückt dem einen Kuss auf dessen Lippen auf, Roberts Hände beginnen ihr Eigenleben, sie erforschen Karls Körper. Beide sind jetzt nicht mehr zu halten. Gegenseitig verwöhnen sie sich so, wie es sich viele Männer ein Leben lang, meist erfolglos erhoffen. Was für ein Erlebnis! Ein bis dahin unbekanntes Gefühl von Lust und Erotik erfasst sie, wohlgemerkt eine äußerst angenehme und hocherotische Erfahrung. Beide haben sich zwischendurch so positioniert, dass sie jeweils auf der Seite liegen. Mit ihren Händen streicheln sie einander zärtlich, was dem Ganzen noch einmal eine besondere Note verleiht. Karl bemerkt das Zittern, das Roberts Körper erfasst, als er kurz davor ist, seinen Verstand zu verlieren. Er weiß, jetzt ist es gleich so weit, gleich wird sein Freund explodieren. Kaum dass Robert seinen bis dato schönsten Höhepunkt erlebt, darf Karl ebenfalls eine wunderbare Erlösung genießen. Beide sind in dem Moment glücklich und zufrieden. Nachdem sie sich angezogen haben, bleiben sie noch eine Weile nebeneinander liegen, ihren Händen allerdings lassen sie erneut freien Lauf.
»Wie geht es dir?«, will Karl wissen.
Robert verdreht die Augen, grinst ihn an, um ihm zu beteuern: »Es war herrlich, und bei dir?«
»Ja, es war wunderbar. »Robert, versprich mir bitte eines: dass das hier unser Geheimnis bleibt.«
Robert wird das Versprechen halten.
Karl besucht inzwischen eine andere Schule, sie sehen sich nicht mehr täglich, ihrer Freundschaft tut dies keinen Abbruch. Noch immer fühlen sie sich verbunden, sind dicke Freunde, die sich aufeinander verlassen können. Karl weiß mit seinen inzwischen sechzehn Jahren, dass er nicht auf Mädchen steht, es sind die Jungs, zu denen es ihn zieht. Karls Eltern bemerkten, dass ihr Sohn immer mal wieder Jungs nachblickte. Eines Abends, sie sitzen beim obligatorischen gemeinsamen Abendessen, als Karls Vater wie beiläufig meint, »Du Karl, falls du auf Jungs stehst, ist das für uns in Ordnung«. Karl blickt entgeistert von seinem Papa zur Mama: »Ihr wisst es?« Worauf seine Mutter mit verständnisvoller Stimme antwortet, »Uns ist aufgefallen, dass du immer mal Jungs nachblickst«. Sie nehmen anschließend beide ihren Sohn in die Arme und drücken ihn lange.
Karl hat mit seinem besten Freund Robert über seine Neigung gesprochen. Der würde ihn niemals verraten oder, noch schlimmer, ihn missachten und verstoßen. Für Robert ist es das Normalste auf der Welt, dass sich zwei Menschen lieben, und wenn beide Männer sind, na und, was sollte es? Schon die alten Griechen trieben es miteinander, unabhängig vom Geschlecht. Die Eltern, stammend aus der 68er-Generation, die einen lockeren Bezug zu Sexualität hat, hatten ihn dahingehend erzogen. Für ihn zählt nur eins: Egal welche Konstellation, Hauptsache sie werden glücklich miteinander. Das Einzige, was bereits damals im zarten Alter von sechzehn Jahren für ihn zählte, war der Charakter, der einen Menschen ausmacht. Die größte Angst, die Karl umtreibt, ist, dass seine Homosexualität auffliegen könnte. Sie würden ihn in der Schule mobben. Diese Ängste trieben auch Robert um. Auch er würde als Schwuler abgestempelt werden, wenn herauskäme, dass er mit einem Jungen Sex hatte. Dass ihn beide Geschlechter sexuell anziehen, er bisexuell veranlagt ist, weiß er spätestens, seit ihm bewusstwurde, dass ihn Mädchen mehr interessierten, aber gleichzeitig die Vorstellung reizte, mit einem Jungen ausschweifenden Sex zu haben. Immer wieder tauchen die Bilder mit Karl auf, als sie sich intensiv und hemmungslos hingaben. Er hatte die Abenteuer zu keinem Zeitpunkt bereut. Er hat, wie Karl, gleichermaßen Ängste, dass es aus einem Grund bekannt würde, dass er es mit seinem besten Freund getrieben hatte.
Die Freunde haben es sich in Karls Jugendzimmer bei guter Musik gemütlich gemacht. Es liegt eine von den neuartigen DVDs im Player. Auf den Live-Rhythmen der Rockballade ›Sandman von America‹ aus dem Jahr 1971, ließ es sich herrlich tanzen, beide lassen ihre Seelen baumeln. Was der Auslöser war, der sie dazu bewegte, sich zu berühren, konnte später keiner sagen, es geschah einfach. So wie vor einem Jahr, als sie beide im Alter von fünfzehn Jahren hemmungslosen Sex miteinander hatten. Karl hätte liebend gerne seinen Freund zum dauerhaften Liebhaber an seiner Seite gehabt, doch er machte sich keine Illusionen. Er weiß, dass sich Robert weit mehr zu Mädchen hingezogen fühlt. Vereinzelt, in unregelmäßigen Abständen, gaben sich die Freunde gegenseitig hin. Robert genoss die Zweisamkeit mit seinem Freund, es fühlte sich richtig an, doch wusste er anderseits, dass es nicht das war, was er für sich suchte. Er hatte bereits im Alter von sechzehn Jahren klare Vorstellungen von seinem weiteren Weg. Er wollte mit einer Frau eine Familie gründen, Kinder zeugen, sie mit der Frau seiner Träume erziehen. Gleichwohl wusste er bereits damals, dass die Option einer Adoption für ihn in Ordnung wäre. Er könnte sich ebenfalls eine spätere Beziehung zu einer Frau vorstellen, die ein oder auch mehrere Kinder mit in die Beziehung brächte.
Robert ist den meisten Gleichaltrigen um Jahre voraus.
Sabine
Sabines aufreizende Art, ihre Direktheit und ihr Drang nach Aufmerksamkeit bringen ihr nicht nur Sympathien ein. Im Gegenteil, oftmals bemerkt sie nicht, wie sich einige über sie lustig machen, Jungs sie nicht nur sexuell ausnutzen, sich von ihr aushalten lassen, um anschließend von ihr abzulassen. Da gibt es einen Jungen in ihrer Klasse, den will, nein, den muss sie haben. Es ist Robert, der nicht auf sie steht, der ihren Annäherungsversuchen bisher widerstand. Nein, nicht nur das, er empfindet ihre Art, wie sie sich darstellt, als abstoßend. Mit ihr würde er nicht einmal in der größten Not etwas beginnen, nein, sie ist absolut nicht sein Fall, da ist er sich sicher. Sabine hat schon seit jeher Probleme mit Zurückweisungen, die bringen sie in Verzweiflung und Rage und teils in unbändige Wut. Ist sie erst einmal im Bereich der Wut angelangt, folgen Gemeinheiten bis zu ungebremsten Reaktionen, sie wird jedes Mal unberechenbar.
Etwas Zweifelhaftes beherrscht Sabine hervorragend: ihr Talent, den Jungs in ihrer Umgebung die Köpfe zu verdrehen, sie um den Verstand zu bringen. Es gefällt ihr, im Mittelpunkt zu stehen. Dass sie sich dabei zum Gespött vieler macht, registriert sie nicht. Es kann sein, dass es ihr schlicht egal ist. Wer kann schon in den Kopf eines anderen blicken? Es ist diese bedauerliche Art der Suche nach Zuneigung, die ihr Leben zu bestimmen scheint.
Sabine interessiert sich zurzeit nur für einen Jungen, für Robert. Das Interesse an ihrem Klassenkameraden ist beinahe manisch. Robert dagegen zeigt keinerlei Interesse an ihr, dieser extrovertierten, eingebildeten Schnepfe, wie er sie in seinen Gedanken meist tituliert. Aussprechen würde er dies niemals, dies ließ seine Erziehung nicht zu. Je weniger er auf ihre Avancen reagiert, umso heftiger und unverblümter werden die Versuche, ihn für sich zu gewinnen. Robert nimmt sie zur Seite und will ihr vermitteln, dass er kein Interesse an ihr habe, was Sabine nicht gelten lässt. Im Gegenteil, ganz dem Motto ›Was ich nicht bekommen kann, begehre ich umso mehr‹.
Nur der Durchgang zwischen ihren Tischen trennt beide voneinander. Liebend gerne würde sie auf den freien Platz neben ihm wechseln, doch so offensichtlich will sie es den anderen in der Klasse nicht zeigen. Dort, direkt neben ihm, hätte sie ihn noch eindeutiger berühren können, ihn verrückt nach ihr werden lassen. Kein sehnlicherer Wunsch, als ihn zum Freund, zu ihrem intimen Freund zu haben, dieser Gedanke kreist beinahe bei Tag und Nacht durch ihren Kopf. Gerade in der Nacht, wenn sie wach in ihrem Bett liegt und an Robert, ihren Robby denkt, lässt Sabine ihrer Fantasie freien Lauf. Was soll ich nur anstellen, wie kann ich ihn für mich gewinnen? Solche und ähnliche Gedanken kreisen permanent in ihrem Kopf umher. Sie kann machen was sie will: Mal zwinkerte sie ihm mehr als eindeutig zu, mal lud sie ihn zum Eis ein, ein andermal beschenkte sie den Boy ihrer Begierde mit Aufmerksamkeiten und kleinen Geschenken. Auf ihre teils versteckten, teils offenkundigen Berührungen reagiert Robert kaum bis gar nicht, was Sabine in die Verzweiflung treibt. Sein Nein akzeptiert sie nicht, sie überhört es.
Bereits als Kind hatte sie schnell herausgefunden, wie man seinen Willen durchsetzt. Ihre Eltern hatten kaum Zeit für sie, und deshalb und weil sie ihr Geschrei nicht ertragen konnten, hatten sie zu oft und zu schnell nachgegeben. Verdammt noch mal, das kann doch nicht angehen, dass er so überhaupt nicht reagiert, njet, rien ne va plus, nichts geht mehr. Zwischenzeitlich kommt ihr der Gedanke: Vielleicht ist er schwul? Er reagiert nicht auf ihre Annäherungsversuche. Jedes andere Mädchen würde aufgeben, nicht Sabine. Ohne jegliche Form von Scham setzt sie ihren Körper ein, darauf wird er anspringen, ist sie sich sicher.
Es ist Abend, Robert sitzt wie jeden Tag mit seinen Eltern beim Abendessen. Es ist wie gewohnt die tägliche Konversation, die Zeit am Tag, an der sich die Familie austauscht, sie sich mitteilt und einander zuhört. Robert empfand diese Minuten als angenehm, führten die drei ihre wichtigsten Gespräche miteinander und schmiedeten ihre Pläne zusammen. »Robert«, fragt seine Mama, »Was ist los mit dir, du bist heute so in dich gekehrt?« Robert hatte seit jeher ein beschütztes, herzliches Verhältnis zu seinen Eltern. Es gab beinahe kein Thema, das er nicht mit ihnen besprechen konnte, sie nahmen seine Ängste und Sorgen ernst, standen mit Rat und Tat zur Seite und das Wichtigste: Sie hatten großes Vertrauen in seine Fähigkeiten. Sie sind eine besondere Gemeinschaft, er und seine Eltern.
»Ja, da gibt es wirklich ein Problem. Papa, hast du nachher Zeit für mich? Ich müsste da etwas mit dir besprechen.«
»Ja klar Robert, für dich habe ich immer Zeit, das weißt du ja.«
»Danke, Papa.«
Regina, seine Mama, nickt gütlich und schickt die beiden nach dem Essen in sein Zimmer. »Geht ihr beiden nur mal, ich mache so lange die Küche fertig.«
Robert erzählt von Sabine, dass sie etwas von ihm will, er allerdings keine Gefühle für sie hegt, im Gegenteil, er mag sie nicht. Er berichtet von ihren Versuchen, ihn für sich zu gewinnen, und er weiß nicht, ob er ihr im entscheidenden Moment widerstehen könne. Sein Vater zeigt volles Verständnis für die Nöte seines Sohnes, »Wenn es zwischen Euch beiden tatsächlich zum Intimverkehr kommt, dann solltest du dich vor ihr in Acht nehmen. Wenn ihr erst einmal Geschlechtsverkehr hattet, also ich meine, wenn ihr richtigen Sex hattet, intim wart, dann wird sie dich nicht mehr so mir nichts, dir nichts von der Angel lassen. Sie wird dich als ihren Besitz betrachten, und das wünschen weder ich noch Mama dir.«
Am nächsten Abend, nach dem gemeinsamen Essen, steckt ihm der Papa unauffällig eine Packung Kondome zu. »Du weißt, wie man sie benutzt?«, fragte er etwas leiser den 16-Jährigen.
Der nickt ihm mit einem Lächeln zu, mit fester und überzeugender Stimmlage an seinen Vater gerichtet: »Danke Papa, ich werde sie allerdings nicht benötigen.«
»Behalte sie trotzdem, du weißt ja, für alle Fälle«, und streckt dabei seinen Daumen nach oben. Mama blickt fragend von einem zum anderen. Mit einem wissenden und zugleich schelmischen Lächeln meint sie: »Wovon redet ihr?«
Eine Strategie muss her. Sabine schmiedet einen Plan, der funktionieren würde. Sie ist sich sicher, der Plan wird aufgehen. Sie sieht sich bereits an seiner Seite, voller Stolz wird sie sich bei ihm unterhaken, die neidischen Blicke der anderen Mädchen genießen. Er würde sie lieben, sie würde ihn begehren und ihm dabei jeden Wunsch erfüllen. Sabine sieht sich an seiner Seite gemeinsame Wege gehen.
Sabine verkörpert nicht den Typ Frau, dem Robert gerne hinterherblickt, von dem er abends in seinem Bett träumt. Es sind die dunklen, langhaarigen Mädchen, die seine Aufmerksamkeit erregen. Frauen mit Tiefgang und einem herzlichen Lächeln faszinieren ihn. Mit Witz und Charme, ja, das sind seine Favoritinnen, mit denen er sich nicht nur Freundschaft und Liebe vorstellt. Mit denen er sich die Gründung einer Familie vorstellen kann. Wenn auch ungewöhnlich in seinem Alter, denkt Robert weit über seinen Tellerrand hinaus. Er sieht klar und deutlich, wie sein Leben aussehen sollte. Mädchen, wie es Sabine ist, zogen kaum seine Aufmerksamkeit auf sich. Sie wirkt auf ihn oberflächlich, ihr übertriebenes Make-up, das sie zu tragen pflegt, wirkt auf ihn mehr abstoßend als einladend. Kurzum, sie ist nicht sein Fall. Ihre narzisstischen Wesenszüge nimmt er als gegeben hin. Er, der eher nachdenkliche, der zuverlässige Typ, der die Zweisamkeit liebt, der sich nach einer Freundin sehnt, die wie er, Nähe und Herzenswärme sucht. Ein Mädchen, das mit ihm durch dick und dünn geht, eine Freundin, mit der er lachen und weinen kann. Das alles verkörpert Sabine nicht. Ihre schrille Art wirkt zeitweise ablehnend auf ihn. Sicherlich akzeptiert er sie, nimmt sie, wie sie ist, und führt gelegentlich Gespräche mit ihr. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr Buhlen um seine Aufmerksamkeit entgeht seinen Mitschülern nicht, seine Strategie des Aussitzens führt nicht zum Erfolg, im Gegenteil. Er steht vor einem Zwiespalt: Er kann sich nicht vorstellen, mit ihr, die so gänzlich nicht sein Fall zu sein scheint, eine Liaison einzugehen. Was hätte er mit ihr unternehmen können, worüber hätten sie sich austauschen können? Ihre Verbindung würde nichts weiter sein als eine sexuelle. Andererseits will sie ihn, zudem geizt sie nicht mit ihren Reizen. Sie hätten Sex miteinander, richtigen Sex, das hatte sie ihm auf ihre direkte Art versprochen. Bereits mehrfach berührte sie ihn an seinen intimsten Stellen. Nicht immer gelang es ihm, seine Erregung zu verbergen. Sie bot ihm an: »Ich verwöhne dich nach Strich und Faden, du kannst dich entspannt zurücklegen, den Rest erledige ich.« Dabei beschrieb sie ihm genau ihre Vorgehensweise. »Hattest du schon mal richtigen Sex? Den wirst du mit mir bekommen«, versucht sie ihn zu ködern. Sex mit einer Frau, sie nackt zu sehen, sich von ihr an seinen intimsten Stellen berühren zu lassen, in sie einzudringen – diese Vorstellung hat es in sich. Für einen Pubertierenden, dessen Hormonhaushalt weit von jeglicher Ausgeglichenheit entfernt ist, ließ sein Denken in eine einseitige Richtung tendieren. Ihre Annäherungsversuche und die Eindeutigkeit ihrer Angebote machen es ihm nicht leicht, die richtige Entscheidung zu treffen. Genau betrachtet sind sie beide zu gegensätzlich.
Sabine und Robert hatten zufälligerweise am Anfang des Schuljahres den Leistungskurs Mathematik gewählt. Der Unterricht findet immer Mittwochnachmittag statt. Beide haben denselben Schulweg nach Hause, doch Robert möchte partout nicht mit ihr zusammenlaufen. Andererseits: Der Gedanke an Geschlechtsverkehr lässt bei ihm, dem Jungen im hormonellen Ausnahmezustand, den Verstand aussetzen. Meist fängt er sich rechtzeitig. Für ihn fühlt es sich in seiner Brust an, als seien zwei Seelen am Kämpfen. Zum einen der Robert, der diese Sabine ablehnt und dann noch ein anderer, der zu ihm spricht, los oder willst du ein Schwächling sein, lass dich auf sie ein, mit ihr bekommst du den langersehnten Geschlechtsverkehr. Sie wird mit dir bumsen, was ist schon dabei?
Der Robert der Sabine ablehnt, bekommt die Oberhand. Er verlässt so rasch wie möglich das Schulgebäude, um nicht mit ihr laufen zu müssen. Pustekuchen, Sabine holt ihn rasch ein, läuft nun in der Parkanlage neben ihm, das Spiel beginnt aufs Neue. Sabine will ihn heute, nein, jetzt haben, du entkommst mir nicht, und danach gehörst du mir. Du wirst keine andere mehr haben wollen, nur mich, mich alleine. An einer Wegbiegung im Park, kaum einsehbar, bleibt sie stehen, sieht ihm tief in die Augen. Dabei drückt sie ihn mit dem Rücken sanft an eine Hecke.
Obwohl es Robert unangenehm ist, will er sie nicht vor den Kopf stoßen, was Sabine als Einverständnis wertet. Noch ein rascher Blick in die Umgebung, niemand scheint in der Nähe zu sein, keiner wird sie beobachten, der richtige Zeitpunkt, der richtige Ort. Sabine drückt ihren, für eine 16-Jährige, üppigen Busen an seine Brust und reibt ihn ein wenig auf Höhe seiner eigenen Nippel, die augenblicklich darauf reagieren: Sie stehen fest und steif und drücken sich deutlich durch sein Shirt ab. Ihre Hand gleitet hinunter an seinen Schritt, sie spürt seine Erregung in ihrem Handteller. Ein paar zusätzliche Handbewegungen verstärken seine Erektion nochmals. Robert kann sein Aufstöhnen nicht vor ihr verbergen. »Na, gefällt dir das, du kannst noch viel mehr von mir bekommen. »Wollen wir?« Es ist genau die Situation, die bei den meisten Pubertierenden den Widerstand bricht. Mit einem Nicken und einem »Ja …, gerne« zeigt er ihr seine Zustimmung. Er hat alle Bedenken beiseite gewischt, jeglichen Widerstand aufgegeben, die Bedenken seines Papas ignoriert. Seine Lenden haben über den Verstand gesiegt. Beide küssen sich zum ersten Mal.
Mit gedämpfter Stimme haucht sie ihm ins Ohr: »Meine Eltern sind nicht zu Hause, wollen wir zu mir gehen?« Ihre Worte sind keine Frage, es ist die Aufforderung, ihr zu folgen, Intimitäten auszutauschen. Robert kann noch so klar denken, dass er versteht, dass jeglicher Widerstand zwecklos sei, er ihr folgen müsse, dass sie das weitere Handeln übernehmen wird. Sein Widerstand bricht in diesem Moment, keine Chance, ihr zu entkommen. Er sieht sich mit ihr, wie sie Zärtlichkeiten austauschen, sich streicheln, um ihn in die Welt der Liebe einzuführen. Sein Verstand hat jegliche Art von Gegenwehr eingestellt, er ist der Gefangene seiner Hormone, befindet sich in Sabines Händen. Vor der elterlichen Villa droben im Villenviertel gleich neben dem Leopoldina-Krankenhaus, dort, wo die Schweinfurter Prominenz sich ihr ›Stell dich ein‹ gibt, dort, wo die gehobenere Gesellschaftsschicht zu Hause ist, stehen sie nun vor einer der zahlreichen Villen. Sabine öffnet die schwere Eichentür, Robert zeigt sich beeindruckt. Mit einem »Wow« zeigt er ihr seine Bewunderung. Was ihm unmittelbar durch seine Hirnwindungen gleitet, ist die Frage, welchen Preis sie für all den vermeintlichen Reichtum zahle. War es fehlende Elternliebe und Nestwärme? War das der Grund für ihre Extravaganz, ihre permanente Suche nach Anerkennung? War der Pomp, der sie umgab, die Ursache für ihre Ungeduld und die Meinung, man könne sich mit Geld alles kaufen, sogar Liebe und Zuneigung? Robert versteht nun, warum Sabine ist, wie sie ist.
Ohne sich aufhalten zu lassen, zieht sie ihre Eroberung in Form ihres Klassenkameraden an der Hand hoch in ihr Zimmer.
Trotz aller Vorsätze, sich nicht von Sabine um den Finger wickeln zu lassen, schafft sie es mit ihrer Hartnäckigkeit und ihren Verführungskünsten, ihn in ihr Bett zu bekommen.
Poster, Figuren und allerlei Accessoiresvon Lillifee erinnern mehr an ein Kleinmädchenzimmer einer Grundschülerin als an das einer pubertierenden Teenagerin. Ohne Umschweife reißt sie ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, die Kleider vom Leib. Sie ist nicht mehr zu stoppen. Sie tut dies mit einer Raffinesse, welche für eine 16-Jährige ungewöhnlich schien. Nun steht Robert nackt vor ihr, sie genießt den Anblick seiner Erektion in vollen Zügen. Wie lange musste ich mich in Geduld üben, jetzt endlich habe ich dich und gebe dich nie mehr her, freut sie sich gedanklich.
Ihre Rechte umschließt auf direktem Weg, prüfend seinen Penis. Ein anerkennendes »Oh, du bist richtig gut gebaut.« Der anschließende Kuss auf seine Spitze leitet die nachfolgende Stunde ein. Roberts Versuche seinerseits, Sabine zu entkleiden, scheitern an seinen, vor Nervosität zitternden Händen. Die Erotik, die in der Luft liegt, lässt alle Bedenken weichen. Erst als beide nackt voreinander stehen, beide höchst erregt und begierig auf ihr Gegenüber sind, schiebt Robert Sabine leicht von sich, um sie in kompletter Größe, splitterfasernackt, zu bestaunen. Sabines Körper wirkt auf ihn.
Robert steht auf, zieht Sabine mit nach oben. Sie ist das erste Mädchen, das er vollkommen unbekleidet sieht. Abgesehen von den Pornoheftchen, die unter den Schülern kursierten, war seine Mama die einzige Frau, die er bis dahin nackt gesehen hatte. Seine Eltern sind unkompliziert, sie stammen aus der 68er-Generation, für die Nacktheit und Sexualität das Natürlichste der Welt sind. Beides ist nichts, über das man reden muss, man tut es einfach.
Sie drückt ihren Lover mit leichtem Druck zurück auf das Bett, das mit einem rosafarbenen Mädchenbezug mit Motiven eines Einhorns bespannt ist. Blitzschnell setzt sie sich nackt neben ihn, dabei strahlen beide um die Wette. Wenn auch aus unterschiedlichen Intentionen. Für ihn ist es das Wissen: Gleich werde ich zum ersten Mal richtigen Sex mit einer Frau haben. Wobei sie einerseits den Körper einer reifen Frau vorweisen kann und sexuell reif ist. Auf der anderen Seite ist da das kleine bockige Mädchen, das noch immer mit Lillifee und Einhörnern ins Bett geht.
Bei ihr ist es die Erkenntnis, ihren Willen durchgesetzt zu haben. Es ist eine gänzlich andere Hausnummer, eine andere Situation. Besonderes Augenmerk legt er auf ihre Brüste. Dieser Anblick, diese Ästhetik faszinieren ihn. Wie Magie wirken sie auf ihn. Er kommt nicht ohnehin, sie mit seinen zittrigen Händen zärtlich zu streicheln, ihre Formen mit seinen flachen Handtellern sanft abzutasten. Bei jeder Änderung ihrer Position richten sich ihre Wonnehügel neu aus, sie nehmen neue Formen an, ihr Äußeres variiert leicht – das ist genau das, was ihn so sehr an der weiblichen Brust fasziniert.
Bis hierher kann Robert so manche Erfahrung vorweisen. Kam es in der Vergangenheit bereits vereinzelt zum Petting, zum Austausch von Zärtlichkeiten mit dem anderen Geschlecht. Bei ausschließlich allen Mädchen faszinierten ihn die Wonnehügel. Voller Hingabe berührt er ihre Haut. Zentimeter für Zentimeter streichelt er ihre Brüste intensiv und zärtlich. Sabine zeigt sich anfangs etwas irritiert, kannte sie einen so zärtlichen Umgang mit ihrem Busen bisher nicht. Sie genießt es in vollen Zügen.
Die anderen Jungs, mit denen sie bisher Intimitäten austauschte, kneteten und zwickten sie grob und plump. Einer biss ihr sogar in ihre Brustwarzen.
Und jetzt liegt dieser, ihr Robert bei ihr und verwöhnt sie an ihrem sensiblen Busen. Es erregt sie, wie er gefühlvoll ihre Nippel mit den Zähnen sachte stimuliert und mit seinen Lippen reizt. Niemals hätte sie erahnt, wie zärtlicher Sex sie beinahe um den Verstand bringt. »Wow, Robert, was machst du mit mir?« Sie zeigt ihm ihre Begeisterung. Robert ist fixiert auf weibliche Brüste, sie haben etwas Magisches an sich. Ob klein oder groß, fest oder etwas weicher, ob mit großen Vorhöfen oder kleinen, knabenhaften Wonnehügeln – sie faszinieren ihn alle gleichermaßen.
Es folgt, was folgen muss. Sabine drückt ihn sanft mit dem Rücken auf ihr Bett, Robert weiß nicht, wie ihm geschieht. Unverhohlen setzt sie sich auf seinen Schoß, langt hinüber zu ihrem Nachttisch, öffnet die Schublade und holt ein Präservativ hervor. Gekonnt, als hätte sie es bereits unzählige Male vorher getan, öffnet sie die Verpackung und streift es ihm über, um sein steifes Glied sogleich mit der Hand in sich einzuführen. Ohne Widerstand gleitet sein Bolzen bis zum Anschlag in sie ein. Einen kurzen Moment stockt Robert: Müsste da nicht ein Widerstand sein? Ah, sie ist keine Jungfrau mehr, das wird ihm bewusst. Er weiß nicht, wie ihm geschieht, jetzt ist es doch passiert, wovor ihn sein Vater versuchte zu warnen, vor dem er Bammel hatte, jetzt bin ich doch mit ihr intim, hoffentlich hat Papa unrecht mit dem was er befürchtet. Das Unausweichliche passiert, er verliert beinahe die Beherrschung, doch etwas stimmt nicht, Robert ist irritiert. Der Druck ist beinahe unerträglich hoch, er kommt nicht zum Höhepunkt. Sein Atem rast, das Herz scheint sich zu überschlagen, doch der erlösende Orgasmus bleibt aus. Nach einer wohlverdienten, knappen Erholungsphase ziehen sie sich anschließend wieder an. Sabine strahlt wie eine Lotto-Millionärin, die eben von ihrem Gewinn erfährt. Dass ihr Gegenüber weder kam noch einen Erguss hatte, registriert sie nicht, zu sehr ist sie mit sich selbst beschäftigt. Dass sie selbst keinen Höhepunkt erreichte, stört sie nicht im Geringsten, den würde sie spätestens heute Abend bekommen. Was zählt, ist, dass er mit ihr geschlafen hat. Sie hatte erneut ihren Willen bekommen, erreicht, was sie wollte. Bereits als kleines Mädchen hatte sie herausgefunden, wie sie mit ihren Eltern umgehen musste, um ihren Willen durchzusetzen. Endlich habe ich ihn geknackt, jetzt gehört er mir und wehe, wenn sich eine andere an ihn ranmacht … Sie ist am Ziel angelangt, die Wochen des Anbaggernsgehören der Vergangenheit an, sie ist selig. Fortan wird sie es sein, die bestimmt, wie, was und wann Robert etwas tut oder sein lässt. Sie hatte ihn fortan dort, wo sie ihn schon länger haben wollte. Vergessen war ihr Frust darüber, dass es bei ihm länger dauerte als von ihren Eltern gewohnt, bis sie bekam, wonach ihr war. Sie hat ihn unter ihre Kontrolle gebracht. Robert fühlt sich bereits nach dem ersten Mal mit ihr unwohl. Die Erkenntnis, dass Papa mit seiner Befürchtung Recht behalten sollte, spürte er bereits einen Tag später.
Der nächste Morgen: Sabine springt freudig auf Robert zu, sie winkt ihm bereits von weitem, läuft ihm entgegen. Sabine nimmt Roberts Kopf zwischen ihre Handflächen, zieht ihn zu sich und beginnt vor allen Schülern und einigen Lehrkräften ungeniert, ihn zu küssen. Wie bereits so oft in der Vergangenheit bietet sie auch jetzt allen Anwesenden eine perfekte Inszenierung. Selbst in diesem Moment, das war einer seiner Schwachpunkte, nimmt er unangebrachte Rücksicht auf sie. Er will sie vor den Anwesenden nicht bloßstellen, indem er sich gegen die Zudringlichkeiten zur Wehr setzt. Die Situation ist ihm megapeinlich. Beide sind im Klassenzimmer angelangt. Musste Sabine es hier erneut allen zeigen, dass er fortan ihr Freund ist, sie ein Paar sind. Voller Stolz zeigt sie, dass sie jetzt mit ihm, ihrem Robert zusammen ist. Ihre eigene Wahrnehmung lässt keinerlei Zweifel aufkommen. Robert fühlt sich wie eine Trophäe, wie ein Pokal, der allen präsentiert wird. Es ist nicht nach seinem Geschmack, er war doch seit jeher der Typ Mensch, der auf solche Präsentationen nicht angewiesen ist, der sein Licht eher unter den Scheffel stellt. Während der ersten Pause grinsten ihn einige Mädels aus seiner Klasse an. Es schien, als machten sie sich über ihn lustig, ganz nach dem Motto: Auf die bist du hereingefallen. Andere hingegen sehen ihn mitleidig an, als wollten sie sagen: Du Ärmster, jetzt hat sie dich am Haken.
Susanne, ein etwas sinnlicher typ Mädchen mit roter Kurzhaarfrisur, schlank und zierlich zugleich, sie hatte etwas Burschikoses an sich, nimmt ihn auf die Seite und redet ihm ins Gewissen: »Du Robert, hattet ihr tatsächlich richtigen Geschlechtsverkehr miteinander?«
Robert nickt leicht, die Verlegenheit steht ihm ins Gesicht geschrieben. »Ja, hatten wir.«
»Wenn das mal kein Fehler war, Sabine wird dich nicht mehr von der Leine lassen, die macht dich fertig wenn du nicht parierst. Glaub es mir, du wärst nicht der Erste.«
»Und was soll ich jetzt machen?«, fragt er kleinlaut zurück.
»Wenn ich das wüsste, würde ich dir helfen«, antwortete Susanne mit einem von Mitleid getragenen Blick.
»Danke dir Susanne, das ist lieb von dir.«
Der Unterricht lief bereits einige Stunden, ohne dass sich Robert auf den Stoff hätte konzentrieren können. Zu nachhaltig war der Sex, das Spiel mit Sabine zu abstoßend, ihre Auftritte, ihr Bedrängen am Morgen gewesen. Er steht auf, begibt sich zur Toilette, steht am Pissoir, als das Öffnen der Tür zu vernehmen ist. Die Person steht im Vorraum, Robert hört ein Rascheln und anschließende Schritte.
Es ist Sabine, die im Vorraum steht und Büstenhalter sowie ihren Slip in der Handtasche verschwinden lässt. Robert erschrickt, als er sie um die Ecke kommen sieht, wie sie zielstrebig, grinsend auf ihn zukommt. Um ein Haar wäre ein Malheur passiert, hätte er neben das Becken gepinkelt. Sie will ihrem Robert etwas Gutes tun, ihn noch fester an sich binden, dazu ist ihr jedes Mittel recht. Mit gierigen Augen und einem süffisanten Lächeln sieht sie dem jetzt Wehrlosen zu, wie er sich erleichtert. Ihre Hand greift nach seiner Männlichkeit, er ist immer noch dabei, seine Blase zu entleeren, während sie übernimmt. Roberts »Nein, bitte nicht« ignoriert sie, dass es ihm nicht gefallen, es ihm unangenehm sein könnte, diesen Gedanken lässt Sabine nicht zu. Kaum dass er fertig ist, schüttelt sie ihn gekonnt ab, zieht ihn an seiner Männlichkeit in eine Kabine, verriegelt die Tür und macht sich an seinem ›Besten Stück‹ zu schaffen. Mit ihren Lippen bringt sie ihn in Erregung, um ihm mit ihrer Hand den Rest zu geben. Damit nicht genug: Während sie ihn befriedigt, zieht sie ihr Shirt hoch und drückt seine Hand auf ihren nackten Busen. Seine andere Hand schiebt sie unter ihren Rock an ihre nackte Mumu. Sie fühlt sich warm und zugleich feucht an, ein erneuter neuer, bisher unbekannter Sinneseindruck. Sabine geht ihm an die Wäsche und befriedigt ihn gekonnt, gerade so, als hätte sie noch nie etwas anderes getan. Dieses Mal gelingt es Sabine, ihren Robby zum Abspritzen zu bringen. Er erlebt dabei einen kaum wahrnehmbaren Höhepunkt, einen schwachen Orgasmus. Für ihn läuft das alles auf einer rein mechanischen Ebene ab. Dass anschließend sein Ejakulat an der Kabinenwand herabläuft, stört Sabine nicht im Geringsten, im Gegenteil, wohlwollend, mit einer gewissen Portion Stolz, sieht sie lächelnd die Spur ihres Tuns auf den Fliesen nach unten gleiten. Dass sie dabei erneut nicht zum Höhepunkt kommt, stört sie wiederum wenig. Es sind in ihren Augen die kleinen Opfer, die man auf sich nehmen muss, um das große Ziel zu erreichen, das hatte ihre Mutter ihr gelehrt. Sie hat wieder einmal ihren Kopf durchgesetzt, erneut erreicht, was sie wollte. Sie hat ihn noch fester an sich gebunden, so dachte sie zumindest.
