Gut essen - Jürgen Dollase - E-Book

Gut essen E-Book

Jürgen Dollase

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Beschreibung

In diesem Aufsatz zum Kursbuch 172 wird nach einer Lösung für die übermäßige Ernährung mit Fast-Food gesucht. "Da schmeckt dann plötzlich eine wunderbar reife Erdbeere 'nicht genug nach Erdbeere'." Jürgen Dollase bietet hierzu einen Ansatz, der die (Wieder-)Entdeckung einer wahren Geschmackswahrnehmung fordert.

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Seitenzahl: 22

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Jürgen Dollase

Gut essen

Ein Aufruf zur kulinarischen Selbstbeschränkung

Das Problem

Im kulinarischen Bereich scheint gutes Leben nur noch möglich zu sein, wenn man all die bösen Fakten und immer neuen Hiobsbotschaften so schnell wie möglich verdrängt.

Das gelingt ja auch vielen Menschen, wobei man durchaus den Verdacht haben kann, dass der ein oder andere Zusammenhang nicht vollständig überblickt wird. Wer ein wenig empfindsamer reagiert, hegt ein massives Misstrauen in alle Richtungen – also längst nicht mehr nur gegen Fast Food und industrielle Lebensmittelerzeugung, sondern auch hinsichtlich Bio und ökologischen Heilsversprechungen. Ein Blick auf die Vielzahl der Dinge, die heute verunsichern, stören, das Leben versauern oder einfach nur fatalistisches Kopfschütteln verursachen, ist ernüchternd. Ein Lebensmittelskandal folgt dem anderen, und es scheint sicher, dass das auch in Zukunft so weitergehen wird. Es gibt Bauern ohne jeden Respekt für das Leben der Tiere und ohne Interesse daran, wenigstens eine moderate Balance zwischen kommerziellen Interessen und moralischen Kategorien herzustellen. Die größten von ihnen praktizieren eine Massentierhaltung, die so pervers ist, dass man wieder beginnt, dem Menschen auch in den angeblich zivilisierten Nationen grundsätzlich alles zuzutrauen. Diese Täter wiederum schieben – ungeachtet ihres florierenden Gewerbes – die Schuld auf Verbraucher, die nicht bereit seien, adäquate Preise für besser produzierte tierische Produkte zu zahlen. Man sieht sich um und stellt fest, dass die Billigkäufer mitten aus der Gesellschaft stammen, also auch aus denjenigen Schichten, in denen man auf Qualität achtet und gehobene Ansprüche demonstriert. »Aldi 100« nannten Spaßvögel schon vor Jahren den Audi 100, weil sich so viele Fahrzeuge dieser Marke auf den entsprechenden Parkplätzen fanden. Selbst von Anti-Fleisch-Kampagnen mögen viele Leute nichts mehr hören, weil gerade im kulinarischen Bereich das Geschäftsmodell »Empörung« mit unter Umständen Millionen verkaufter Büchern so Erfolg versprechend ist. Da wächst schnell das Misstrauen gegen die wahren Motive. McDonald’s und die großen Fleischfabrikanten können sich jedenfalls beruhigt zurücklehnen: Lasst sie ruhig ihre Sau durchs Dorf treiben, das legt sich, das hat keinerlei Substanz, die uns gefährlich werden kann. Wir warten einen Moment, gestalten unsere Kampagnen etwas grünlicher und machen ansonsten weiter wie bisher. Die Fast-Food-Umsätze steigen kontinuierlich, weil diese Art des Konsums immer noch von der Mitte der Gesellschaft gestützt wird. Wenn die SPD »Currywurst ist SPD« als Slogan benutzt, findet das nach wie vor Zustimmung, obwohl diese Formulierung von solcher Dummheit zeugt, dass es schon schmerzt.