Gutabara - Michael Hirtzy - E-Book
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Michael Hirtzy

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Beschreibung

Mitte des 23. Jahrhunderts hat sich die Menschheit über die Grenzen der Erde hinaus entwickelt. Viele Planeten und Monde des Sonnensystems sind besiedelt, wenn auch oft nur von kleinen Bergbaukolonien oder Industrieanlagen. Bis weit hinein in die Oortsche Wolke sind Außenposten bereits vorgedrungen. Selbst der interstellare Raum bleibt nicht unberührt. Auch wenn die überlichtschnelle Raumfahrt ein Wunschtraum bleibt, dem die unumstößlichen physikalischen Gesetze entgegenstehen. Davon lassen sich jene Mutigen nicht abschrecken, die sich aufmachen, um neue Sonnensysteme zu erobern. Mithilfe von Generationsschiffen versuchen sie die schier unvorstellbaren Abgründe zwischen den Welten zu überbrücken. Während diese Abenteurer Jahrzehnte im Tiefschlaf verbringen, um ihr ersehntes Ziel zu erreichen, sorgen die Crews tausender Schiffe dafür, dass sich das Leben im irdischen Sonnensystem weiterbewegt. Unter ihnen die Crew der Gutabara, die im Jahr 2254 ihren Dienst in den äußersten Regionen der menschlichen Einflusssphäre versieht.

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GUTABARA
VorTeks Band 1
Michael Hirtzy

IN DIESEM BAND:

Mitte des 23. Jahrhunderts hat sich die Menschheit über die Grenzen der Erde hinaus entwickelt. Viele Planeten und Monde des Sonnensystems sind besiedelt, wenn auch oft nur von kleinen Bergbaukolonien oder Industrieanlagen. Bis weit hinein in die Oortsche Wolke sind Außenposten bereits vorgedrungen.

Selbst der interstellare Raum bleibt nicht unberührt. Auch wenn die überlichtschnelle Raumfahrt ein Wunschtraum bleibt, dem die unumstößlichen physikalischen Gesetze entgegenstehen. Davon lassen sich jene Mutigen nicht abschrecken, die sich aufmachen, um neue Sonnensysteme zu erobern. Mithilfe von Generationsschiffen versuchen sie die schier unvorstellbaren Abgründe zwischen den Welten zu überbrücken.

Während diese Abenteurer Jahrzehnte im Tiefschlaf verbringen, um ihr ersehntes Ziel zu erreichen, sorgen die Crews tausender Schiffe dafür, dass sich das Leben im irdischen Sonnensystem weiterbewegt. Unter ihnen die Crew der Gutabara die im Jahr 2254 ihren Dienst in den äußersten Regionen der menschlichen Einflusssphäre versieht.

MICHAEL HIRTZY

GUTABARA

© 2023 Michael Hirtzy

c/o Autorenservice Gorischek / Am Rinnergrund 14/5 / 8101 Gratkorn / Österreich

1. Auflage 2023

Covergestaltung und Buchsatz: Catherine Strefford | www.catherine-strefford.de

Titelillustration: Arndt Drechsler / arndtdrechsler.com

Innenillustrationen: Francois / LMX Illustration / https://fr.fiverr.com/share/YW8yRd

Serienlogo: Catherine Strefford | www.catherine-strefford.de

LizardCreek Logo: Isabel Kutscherer

Lektorat & Korrektorat: Melanie Vogltanz / lektoratvogltanz.com

Veröffentlicht über tolino media

Alle in diesem Roman vorkommenden Personen, Ereignisse und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen oder Ereignissen sind rein zufällig.

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

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Zum Abschluss wünsche ich Ihnen gute Unterhaltung und spannende Lesestunden mit meinem Buch.

Ihr,

Michael Hirtzy

Content Notes

Content Notes zu diesem Buch (Information über mögliche, für manche Leser*innen unangenehme bzw. triggernde Inhalte) finden Sie am Ende des Buches.

KAPITEL 1

KMS Varjokuu

Die Varjokuu zog ihre einsame Bahn in der Dunkelheit. In der absoluten Leere, die sich vom äußeren Rand des Kuipergürtels bis zur Grenze der Oortschen Wolke zog, glich der Gigant einem Tropfen Wasser in den Weiten des irdischen Meeres. Klein und unbedeutend im Vergleich zu dem gewaltigen, tödlichen Nichts.

Mit abgeschaltetem Antrieb driftete der neunhundert Meter lange Stealthzerstörer, begleitet von zwei Korvetten derselben Bauart, im All. Im Inneren des leblos wirkenden Monsters warteten über eintausend bestens ausgebildete Soldaten auf ihren Einsatz, der Großteil von ihnen im Kryoschlaf. Überwacht wurden sie von einer Rumpfmannschaft: achtzig Offiziere, Spezialisten und Marines, die nur darauf harrten, den Einsatzbefehl zu erhalten, von dem ihr Kommandant hoffte, ihn nie zu bekommen.

Colonel Vardan Riebhus las den täglichen Statusbericht, der sich von den zweiundneunzig vorangegangenen nicht unterschied. Seine Crew funktionierte wie eine bestens geölte Maschine. Solange der Befehl, der einzige Grund, warum sie sich hier draußen mitten im Nichts befanden, nicht kam, würde sich an diesem Bericht in den kommenden siebenundachtzig Tagen nichts Erwähnenswertes verändern. Anschließend würde Vardan die Wachablöse mit Colonel Durenko durchführen und sich selbst für sechs Monate in den Kryoschlaf begeben. Bis seine nächste Wachschicht begann. Vier Mal lag dieser Wechsel bereits hinter ihnen. Wie oft er noch vor ihnen lag, wagte Vardan nicht abzuschätzen.

Er wusste um die Bedeutung ihrer Mission und hoffte inständig, dass die Inaktivität in einer kommenden Tiefschlafphase beendet würde. Die Kommandostruktur ließ keine Zweifel offen. Kam der Einsatzbefehl, führte jener der beiden das Kommando der Varjokuu, der zu diesem Zeitpunkt die Wache führte.

Als hätten bösartige Dämonen seine Gedanken belauscht, ertönte in diesem Moment ein penetranter, durch Mark und Bein gehender Signalton von der linken Tischkante. Vardans Blick zuckte zu dem in der Tischplatte versenkten Terminal. Er hatte es seit dem Verlassen des Raumdocks noch nie aktiv erlebt. Gut erinnerte er sich an den Rat von Admiral Trejav, auch keinen Versuch zu unternehmen, es in irgendeiner Weise zu benutzen oder gar zu manipulieren.

»Lassen Sie es in Ruhe«, hatte der neunundsiebzigjährige Admiral ihm geraten. »Am besten, Sie tun so, als wäre es nicht da. Damit ersparen Sie sich und allen anderen viel Ärger.«

Die Zeit der Ruhe schien vorbei.

Ohne auf seine Reaktion zu warten, begann das Projektionsfeld sich aufzubauen. Im Hintergrund vernahm Vardan das leise, charakteristische Zischen der Türverriegelung.

»Was zum Teufel?«, fauchte er und hieb auf das Comterminal vor sich. Klatschend traf seine Handfläche auf das glatte Sensorfeld. Seinen Versuch quittierte es mit dem ablehnenden Brummen einer Fehlermeldung. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, bevor er die Hand hob, um sie nochmals auf das Sensorfeld zu knallen. Wieder ertönte die Fehlermeldung.

»Will mich hier wer verarschen?«, knurrte er und hob das Handgelenk mit dem Comarmband. Der Zeigefinger der anderen Hand berührte das Flexdisplay, welches aufleuchtete und ihm eine völlig unerhörte Meldung zeigte.

#KEINE VERBINDUNG#

Vardans Fäuste krachten auf die Tischplatte. Simultan erschien im Projektionsfeld das Bild einer Frau, die er seit Jahren nicht gesehen hatte. Damit zerstörte sie seine Hoffnung, sie nie wieder zu Gesicht zu bekommen. Sein Gedärm krampfte sich zusammen. Die Fäuste geballt, lagen seine bebenden Arme auf der glattpolierten Tischplatte.

»Syuzanna«, presste er hervor. »Was verschafft mir die zweifelhafte Ehre?«

Die Frau, deren Alter er bis heute nicht einschätzen konnte, blieb trotz seiner Begrüßung ungerührt. Ihre stahlblauen, kalten Augen fixierten ihn wie der Laser eines Scharfschützen sein Ziel. »Es freut mich auch, dich wiederzusehen, Vardan.«

Ihre Antwort kam unverzüglich. An sich unmöglich, wenn sie sich nicht in unmittelbarer Nähe zur Varjokuu befand. Kaum hatte Vardan den Gedanken zu Ende gedacht, stockte ihm der Atem. Oder nutzte sie einen Zwischenraumkanal? Es sollte ihn nicht wundern. Wenn jemand Zugriff auf diese Möglichkeit hatte, dann sie. Die Blockade aller seiner Bürosysteme verhinderte, dass er dieser Frage nachgehen konnte. Aber er wusste, dass sie zu allen Mitteln griff, um ihre Ziele zu erreichen.

Vardan kämpfte darum, Haltung zu bewahren. Ihre Worte wirkten unaufrichtig. Echte Freude traute er dieser Frau gar nicht zu. Dieses Konzept kannte sie sicherlich nur aus Datenbankeinträgen. Was er über sie wusste, reichte, damit sein Verstand ihn anbrüllte, vorsichtig zu sein. Nur hielt er diesen Augenblick nicht für den richtigen, um auf ihn zu hören.

»Ein Gefühl, das nicht auf Gegenseitigkeit beruht«, stellte er trocken fest. »Hast du mich in meinem Bereitschaftsraum eingesperrt?«

Ihre Lippen verzogen sich zur Andeutung eines Lächelns. Dabei erinnerte sie ihn an eine Hyäne, die kurz davor stand, ihre Beute zu zerfleischen. »Die Sicherheitsprotokolle, die für ein ruhiges, ungestörtes Gespräch sorgen, wurden von mir ausgelöst. Mit dieser Vermutung liegst du richtig. Doch verkennst du die Situation. Du befindest dich nicht in deinem Bereitschaftsraum. Die Varjokuu und alles, was sich in ihr befindet, gehören mir. Das solltest du inzwischen verstanden haben.«

»Die Varjokuu ist ein Flottenschiff und nicht dein Privateigentum!«, fuhr er sie an. Vardan konnte seinen Zorn nur schwer im Zaum halten.

»Es betrübt mich, dass du die Wahrheit nicht akzeptieren willst. Einem erfahrenen Offizier hätte ich mehr zugetraut. Sollte ich dich falsch eingeschätzt haben?« Ihre Augen funkelten wie Sterne, die in einer Supernova vergingen.

Sie spielte mit ihm, wollte testen, wie lange sie ihn reizen konnte, bis er explodierte. Das stand für Vardan außer Frage. Die Genugtuung würde er ihr nicht geben. Er holte tief Luft und zwang sich gedanklich zur Ruhe. Seine Finger streckten sich, bevor er die Hände ineinander verschränkt vor sich ablegte. Sie wollte spielen? Das konnte sie haben.

»Ich vermute, du hast keine Zeit zu verschwenden und meldest dich nicht nur, um dich nach meinem Wohlbefinden zu erkundigen?«

Äußerlich blieb Syuzanna ruhig, doch Vardan hoffte, sie mit seiner Frage innerlich zum Kochen zu bringen.

»Natürlich nicht«, antwortete sie. »Dafür sind wir beide zu beschäftigt.«

Der Seitenhieb auf die Situation der Varjokuu traf ins Schwarze. Seit ihrem Dienstantritt vor einundzwanzig Monaten dümpelten sie hier, am Arsch des Universums, vor sich hin und warteten darauf, in den Einsatz gehen zu können. Syuzanna setzte alles daran, ihn aus der Reserve zu locken.

Vardan durchschaute ihren Plan. »Komm zur Sache, oder ich breche die Verbindung ab.«

Ihr höhnisches Lachen traf ihn wie ein Peitschenhieb. »Versuch es doch. Glaubst du, über dieses Terminal Kontrolle zu besitzen? Sollte mir danach sein, kontrolliere ich das gesamte Schiff, von dem du glaubst, es zu befehligen.« Sie schien am Ende ihrer Geduld angekommen zu sein, denn sie wischte seinen Versuch einer Erwiderung mit einer energischen Handbewegung zur Seite. »Lassen wir das Geplänkel. Es langweilt mich und ich habe, im Unterschied zu dir, wahrlich andere Aufgaben, die meine Aufmerksamkeit erfordern.«

Vardan biss sich auf die Lippen, um ihr nicht laut seine Meinung kundzutun. Ob sie es nicht bemerkte oder es sie einfach nicht interessierte, vermochte er nicht zu sagen.

Syuzanna sprach nahtlos weiter: »Du kennst die Mission, für die du und deine Crew dort draußen stationiert seid. Sie ist hiermit aktiv. Die Kursdaten wurden bereits in euer NavHub geladen. Enttäusche mich nicht.«

Bevor er reagieren konnte, erlosch die Projektion. Im selben Augenblick ertönte das Pfeifen der Türentriegelung und die Akustikfelder brüllten ihm den ohrenbetäubenden Ton der dritten Alarmstufe entgegen. Die Varjokuu ging in den Verschlusszustand.

»Verdammt noch mal!«, brüllte Vardan.

In diesem Moment erreichte ihn über sein Comarmband der Ruf seines Ersten Offiziers.

»Was gibt es?«, fragte Vardan.

»Colonel Riebhus. Unser Leitsystem wird angegriffen«, meldete sich Major Brasken in der für ihn gewohnten Ruhe. »Ich melde die Störung unseres NavHubs und des ComSys. Wir erhalten Kursdaten. Wir können die Übertragung nicht blockieren. Die Navigationskonsole ist gesperrt. Die Daten werden ohne unser Zutun aktualisiert. Ich habe bereits Gegenmaßnahmen eingeleitet.«

Der Mann wusste, was er von ihm erwartete. Trotzdem musste Vardan ihn enttäuschen. »Sofort abbrechen!«, befahl er.

»Sir?«, fragte der Adjutant, den er offenbar am falschen Fuß erwischte.

»Ich befehle einen sofortigen Abbruch der Gegenmaßnahmen«, bestätigte Vardan. »Es handelt sich um keinen Angriff. Ich wurde vom Flottenkommando auf die Übertragung vorbereitet. Zurück auf Alarmstufe eins.«

Brasken legte eine zwei Sekunden lange Pause ein, vermutlich um zu überlegen, ob er nochmals nachfragen sollte. Die Antwort lautete wie erwartet: »Verstanden, Sir. Gegenmaßnahmen werden eingestellt. Alarmstufe eins wird eingeleitet. Weitere Befehle?«

Der Mann wusste, wann er besser auf Fragen verzichtete. Ganz im Gegensatz zu Vardan, der sich verfluchte, dieses Kommando übernommen zu haben. »Lagebesprechung in dreißig Minuten in Raum eins. Teilnahme für alle Führungsoffiziere der Wachschicht.«

Mehr gab es nicht zu sagen. Vardan brauchte die Zeit, um sich darüber klar zu werden, wie er seiner Crew erklären sollte, dass sie aufbrachen, um ihre Kameraden zu töten.

KAPITEL 2

SNR Gutabara

Gleißendes Licht brannte sich durch ihre Augenlider wie ein Flammenspeer, der in ihren Verstand vordringen wollte.

Ihre Muskeln zitterten unkontrollierbar, gebeutelt von der unaufhaltsamen Kälte, die sich aus ihrem Innersten den Weg bahnte. Ihre Augen fest verschlossen, rang sie um jeden Atemzug. Val fühlte, wie die zähflüssige Masse, die ihren Körper wie ein schützender Kokon einhüllte, langsam von ihrer Haut floss.

Luft, computergesteuert angenehm temperiert wie ein Frühlingswind, traf auf ihre Haut. Es half nicht. Ihre überreizten Nervenenden brüllten, als fahre jemand mit weißglühenden Eisenstücken über sie. Sie biss sich auf die Lippen, um ihren Schmerz nicht laut gellend herauszuschreien. Ihre Finger zu Fäusten geballt, bis sich die kurzgeschnittenen Nägel tief in die Haut ihrer Handfläche gruben, hämmerte sie zwei Mal wild gegen den weichen Untergrund, auf dem sie lag.

Wie aus weiter Ferne hörte sie einen hustenden Mann. Ein Räuspern, dann ein Schlucken, gefolgt von unkontrolliertem Würgen. Hoffentlich hatte er sich rechtzeitig aufrichten können. Die Reste des Fluids kurz nach dem Erwachen über sich selbst zu erbrechen, zählte zum Unangenehmsten, das die interstellare Raumfahrt mit sich brachte. Niemand wollte das erleben und Val kannte auch keinen, der es irgendjemand anderem wünschte.

Sie stemmte sich hoch und drehte sich zur Seite. Wie jedes Mal kam der Hustenreiz binnen weniger Sekunden. Ihre Augen fest vor dem grellen Licht verschlossen, spuckte sie die ekelerregend bittere Flüssigkeit aus. Laut klatschend landete der klebrige Fluidklumpen auf der Seitenwand der Tiefschlafliege.

»Scheiße!«, zischte Val, nachdem sie endlich wieder frei atmen konnte. »Daran werde ich mich nie gewöhnen.«

Aus der Liege zu ihrer Rechten drang ungebremst das Husten, Stöhnen und Würgen von Ryo Vayes. Warum quälte ihn der Aufwachvorgang so heftig?

Die Frage brannte Val auf der Zunge, aber sie musste im selben Moment gegen den plötzlich über sie kommenden Würgereiz ankämpfen. Ryo arbeitete seit über zwanzig Wachjahren im Tiefenraum. Sein Körper musste die Aufwachphasen längst gewohnt sein. Angenehmer wurde es dadurch nicht, wie sie am eigenen Körper immer wieder erlebte.

Val vernahm, wie der Navigator sich schwallartig erbrach. Sie selbst konnte die Übelkeit nur mit Mühe unterdrücken. Das geschah ihr zum ersten Mal seit Jahren. Das Abhusten fiel ihr so schwer wie zuletzt bei den ersten Trainingsflügen in der Akademie.

Hastig beugte sie sie sich über den Rand der Liege, um den nächsten Schwall der Mischung aus Fluid, Galle und Speichel auf den Boden zu würgen. Langsam ging es ihr besser, obwohl sie sich wie gerädert fühlte.

»O Mann, so mies habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt«, sagte sie.

»Frag mich mal«, presste der Navigator und Kommunikationsoffizier zwischen zwei Würgelauten hervor. Val kannte ihn, seit sie an Bord der Gutabara diente. In diesen zweiunddreißig Jahren hatten sie den Großteil ihrer wachen Zeit miteinander verbracht. Wie mit dem Rest der fünfköpfigen Brückencrew.

Ein weiterer Klumpen aus klebrigem Fluid bahnte sich den Weg aus Ryos Lunge. Keuchend spuckte er ihn aus, bevor er sich endlich aufrichtete. Seine dank der Gelrückstände am gesamten Körper wie poliert glänzende Glatze schob sich in Vals Sichtfeld. Dünne Bartstoppel bedeckten seine sonst glatte Haut. Anstatt des sonst üblichen, wachen Blickes sah Val tiefe, dunkle Ringe unter seinen Augen. Seine braune Haut wirkte fahl, fast gräulich, was nicht alleine vom Zusammenspiel seiner Hautfarbe mit dem grünlichen Ton der Kryoflüssigkeit herrühren konnte.

---ENDE DER LESEPROBE---