Haaland - Luca Caioli - E-Book

Haaland E-Book

Luca Caioli

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Beschreibung

Ein Norweger auf dem Weg nach ganz oben: Alles über Haalands Tore und Rekorde Kompromisslose Dynamik, eiskalter Instinkt und eine gnadenlose Treffsicherheit: Seit er Fußball spielt, bricht Erling Braut Haaland alle Rekorde: Er sorgte für den schnellsten "Fünferpack" in der Geschichte der Champions League – und gleich in seiner ersten Saison knackte er den Torrekord in der Premier League. Dieses Fußball-Buch erzählt von der Kindheit des Stürmers in einer kleinen Gemeinde südlich von Stavanger sowie seinen Stationen bei Molde FK, RB Salzburg, Borussia Dortmund und Manchester City bis hin zur norwegischen Nationalmannschaft. Der italienische Sportjournalist und Autor Luca Caioli dokumentiert zusammen mit dem französischen Autor Cyril Collot den Beginn einer steilen Fußballkarriere, die noch lange nicht zu Ende ist! Mit vielen Hintergrundinformationen und Fotos gewährt das Buch besondere Einblicke ins Leben des Fußballspielers. - Wie alles begann: Erling Haalands Familie, seine Kindheit & erste Fußballerfolge - Vereine des Stürmers: Molde FK, RB Salzburg, BVB & Manchester City - Haalands Tore: Rekorde in der Champions League und in der englischen Premier League, DFB-Pokalsieger 2021 & mehr - Das perfekte Fußballgeschenk für alle Haaland-Fans Die Erling-Haaland-Biografie: Ein Spieler, der Fußballgeschichte schreibt! Mit seiner Schnelligkeit, seiner Kraft und seiner Treffsicherheit lehrt Erling Braut Haaland jeden gegnerischen Verteidiger nicht nur das Fürchten, sondern stellt einen Fußballrekord nach dem anderen auf. Beim BVB erzielte der Angreifer in 89 Spielen 86 Tore in Bundesliga und Champions League, mit Manchester City vaporisierte er zahlreiche Premier-League-Rekorde, außerdem hat er den schnellsten "Fünferpack" in der Geschichte der Champions League geschossen. Und mit 22 Jahren wurde er der jüngste Fußballspieler, der mindestens 30 Tore in der Champions League erzielte – und das innerhalb von nur 25 Matches! In "Erling Haaland – Urgewalt" sind all seine herausragenden Fußball-Momente zum Nachlesen gesammelt!

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Luca Caioli / Cyril Collot

HAALAND

Urgewalt

Aus dem Französischenvon Robert Paulig

VERLAG DIE WERKSTATT

Fotonachweis

Cover: Imago Images/Sportimage

Seite 1 (oben): [email protected], (unten): Mauritius Images/Alamy Stock Photos/Allstar Picture Library; S. 2 (oben): Imago Images/Digitalsport, (unten): YouTube/FlowKingz; S. 3 (oben): Imago Images/Bildbyran, (unten): Imago Images/Bildbyran; S. 4 (oben): Instagram@gabriellehaaland, (unten): Picture Alliance/Johann Groder/EXPA/picturedesk.com; S. 5 (oben): Picture Alliance/Fotostand, (unten): Witters; S. 6 (oben): Picture Alliance/dpa, (unten): Picture Alliance/M.i.S.-Sportpressefoto; S. 7 Picture Alliance/Joachim Bywaletz; S. 8 (oben): Getty Images/Alexandre Simoes/Borussia Dortmund, (unten): Groothuis/Witters/Pool via TEAM2sportphoto; S. 9 Picture Alliance/Neundorf/Kirchner-Media; S. 10 Picture Alliance/DeFodi Images; S. 11 (oben): Picture Alliance/Zumapress.com, (unten): Imago Images/Sports Press Photo; S. 12 Picture Alliance/Associated Press; S. 13 (oben): Getty Images/Tom Flathers/Manchester City FC, (unten): Getty Images/Alex Livesey; S. 14: Mauritius Images/Alamy Stock Photos/Mark Pain; S. 15 Imago Images/Offside Sports Photography; S. 16 Picture Alliance/empics

1. Auflage 2023

© Hachette Livre, Département Marabout, 2021

Textes © Luca Caioli und Cyril Collot, 2021

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe:Verlag Die Werkstatt GmbH, Bielefeld

Folgende Ausgaben dieses Werkes sind verfügbar:

ISBN 978-3-7307-0664-0 (Print)

ISBN 978-3-7307-0670-1 (Epub)

Übersetzung: Robert Paulig

Lektorat: Stephanie Jaeschke, Andrea Clages

Gesamtherstellung: Die Werkstatt Medien-Produktion GmbH, Göttingen Datenkonvertierung E-Book: Bookwire - Gesellschaft zum Vertrieb digitaler Medien mbH

Alle Rechte vorbehalten! Ohne ausdrückliche Erlaubnis des Verlages darf das Werk weder komplett noch teilweise vervielfältigt oder an Dritte weitergegeben werden.

www.werkstatt-verlag.de

Inhalt

1 Sohn eines gewissen …

2 Mini-Citizen

3 [΄bʁỳːnə]

4 Jahrgang 99

5 Das kleine Genie

6 Featuring Lyng

7 Der Appetit kommt beim Essen

8 „Manchild“

9 Eine gute Wahl

10 Der Wächter und sein Henker

11 Die Eroberung Europas

12 Drei Tore zum Auftakt beim BVB

13 Zen-Pose

14 Golden Boy

15 Wachablösung

16 Die Tormaschine

17 Die neue Saison

18 Danke

19 Das Triple

Karrierebilanz

Danksagung

Die Autoren

Kapitel 1

Sohn eines gewissen …

Sommer 1994. Norwegen ist außer Rand und Band: „Norge! Norge!“, rufen die Fans in Oslo, Bergen, Stavanger oder Trondheim, den größten Städten des Landes. Die kleine Nation mit ihren 5,4 Millionen Einwohnern ist in ein rot-blaues Farbenmeer getaucht. Die Nationalmannschaft ist wieder da! Zum ersten Mal seit über 50 Jahren haben sich Norwegens Männer für eine WM-Endrunde qualifiziert. Zuvor gelang ihnen dieses Kunststück einzig und allein 1938 – zwei Jahre bevor das Königreich von Deutschland überfallen wurde und sich dem Joch der Nazis1 beugen musste. An der Endrunde 1938 in Frankreich nahmen seinerzeit nur 15 Mannschaften2 teil. Im Achtelfinale trafen die Wikinger auf den späteren Weltmeister Italien, das Spieler wie Silvio Piola und Giuseppe Meazza in seinen Reihen hatte. Die Norweger hatten mit einem 1:2 nach Verlängerung knapp das Nachsehen, und das Abenteuer der Mannen um Nils Kristian Eriksen fand ein jähes Ende.

Sechsundfünfzig Jahre später tritt eine neue Generation an, um Norwegen wieder auf die Fußball-Landkarte zu setzen. Denn die Nation stand im Schatten der beiden anderen skandinavischen Auswahlmannschaften: So krönte sich Dänemark 1992 zum Fußball-Europameister, während sich Schweden schon seit einem halben Jahrhundert in der Fußballlandschaft etabliert hat, allen voran durch die Goldmedaille bei den Olympischen Sommerspielen 1948 und den Vizeweltmeistertitel zehn Jahre später gegen Brasilien um O Rei Pelé.

Die Nachfolger der norwegischen WM-Pioniere von 1938 lassen mit einer fast makellosen Bilanz aufhorchen, die sie zwischen November 1992 und September 1993 durch die WM-Qualifikation trägt.

Der „starke Haufen“ fährt sieben Siege und zwei Remis ein und unterliegt allein im letzten Qualifikationsspiel gegen die Türkei. Die Løvene3, wie die norwegische Fußballnationalmannschaft genannt wird, sichern sich in ihrer Qualifikationsgruppe Platz eins – vor den Niederlanden und vor England, das als Dritter den WM-Zug verpasst. Dank dieser herausragenden Ergebnisse findet sich Norwegen im Oktober 1993 hinter Brasilien sogar auf Rang zwei der neu eingeführten FIFA-Weltrangliste wieder4.

Die norwegische Auswahl erntet die Früchte, die durch den Wechsel zahlreicher Nationalspieler ins Ausland gesät wurden. Die meisten von ihnen haben ihre Heimat in jungen Jahren verlassen, um in den größeren und zahlungskräftigeren Ligen Europas Karriere zu machen. Einige von ihnen spielen in der Bundesliga, darunter Abwehrspieler Rune Bratseth (Werder Bremen). Andere zogen in die Niederlande oder nach Belgien, wie zum Beispiel Erik Mykland (FC Utrecht) oder Kjetil Rekdal (Lierse SK). Doch den Großteil der Truppe verschlägt es in die englische Premier League: Torhüter Erik Thorstvedt hütet seit 1989 das Gehäuse von Tottenham Hotspur, Verteidiger Henning Berg trägt das Trikot der Blackburn Rovers und wechselt dann zu Manchester United, Lars Bohinen läuft für Nottingham Forest auf, Jostein Flo für Sheffield United, Innenverteidiger Erland Johnsen steht beim FC Chelsea unter Vertrag und Mittelfeldspieler Gunnar Halle wechselt 1996 zu Leeds United. Der jüngste Neuzugang im Team ist ebenfalls dem Lockruf der Insel gefolgt: Alf-Inge Rasdal Haaland5, ein großer, drahtiger Blondschopf, im November 1972 geboren, hat gerade seinen Ausbildungsverein Bryne FK6 verlassen, um sich Nottingham Forest anzuschließen. Der Transfer mit einer Ablösesumme in Höhe von 350.000 Pfund Sterling (etwa 400.000 Euro) zieht sich jedoch in die Länge. Der bereits für Oktober 1992 angekündigte Wechsel geht erst im Dezember 1993 über die Bühne, da es Unstimmigkeiten bei den Geschäftstätigkeiten des norwegischen Spielerberaters Rune Hauge7 gab. Der 1,86 Meter große defensive Mittelfeldspieler wird direkt im Anschluss erstmals für die A-Nationalmannschaft nominiert. Am 19. Januar 1994 absolviert er sein erstes von insgesamt 34 Länderspielen bei einem tristen 0:0 gegen Costa Rica. Anfang Juni wird er ins Aufgebot für die Weltmeisterschaft in den Vereinigten Staaten berufen.

Mit seiner Vielseitigkeit passt Alf-Inge Haaland perfekt ins 3-5-2-System von Coach Egil Olsen, mit dem er in WM-Gruppe E die drei Kontrahenten Italien, Mexiko und Irland ärgern möchte. Am 19. Juni 1994 steht der „junge Neuling“ im RFK Stadium von Washington D.C. beim 1:0-Erfolg über Mexiko 90 Minuten lang als rechter Läufer auf dem Platz. Auch vier Tage später beim Aufeinandertreffen mit Italien im Giants Stadium von New York schafft er es in die Startelf. Über eine Stunde lang hält Norwegens Nummer 18 gemeinsam mit seinen Teamkollegen den Angriffen der Squadra Azzurra stand. Doch Mitte der zweiten Halbzeit wird Dino Baggio bei einer Freistoßflanke von links nicht eng genug gedeckt, sodass er Italien mit einem fulminanten Kopfball unter die Latte in Führung bringt. Norwegen kassiert damit sein einziges Gegentor und seine einzige Niederlage bei dem Turnier, das die Mannschaft mit einem 0:0 gegen Irland abschließt. Nach zwei gelben Karten in den ersten beiden Spielen bleibt der Neuzugang von Nottingham Forest im dritten Gruppenspiel dann ohne Einsatz. Danach sollte er nie wieder bei einer Weltmeisterschaft spielen. Die Løvene scheiden infolge eines äußerst unwahrscheinlichen Szenarios aus: Alle vier Mannschaften haben am Ende der Gruppenphase die gleiche Anzahl an Punkten und die gleiche Tordifferenz. Letztlich sichern sich Mexiko, Irland und Italien ihren Platz im Achtelfinale nur aufgrund der mehr erzielten Tore.

Bei seiner Feuertaufe zeigte Alf-Inge Haaland ansprechende Leistungen, auch wenn er dem Spiel seiner Mannschaft, das eher körperbetont war und dem „Kick and Rush“ englischer Prägung ähnelte, keinen besonderen Stempel aufdrücken konnte. Fortan wird der ehemalige Akteur von Bryne FK seine Karriere im roten Dress von Nottingham Forest fortsetzen, das in der Saison 1994/95 wieder in die Premier League zurückgekehrt ist. „Alfie“, wie der Mittelfeldspieler von den Anhängern des Klubs bereits genannt wird, hat sich in Compton Acres und damit in einem der schönsten Bezirke der Stadt nicht weit vom City Ground entfernt niedergelassen. Dort wohnt er mit seiner Lebensgefährtin Gry Marita Braut, einer ehemaligen norwegischen Siebenkämpferin, die in ihrer sportlichen Laufbahn zwischen 1981 und 1991 mehrere nationale Titel geholt hat, in einem prachtvollen Einfamilienhaus. Das Paar erwartet sein erstes Kind: Astor wird nach dem Großvater väterlicherseits benannt, der einst ebenfalls Spieler bei Bryne FK war. Auch die Familie von Gry Marita ist mit sportlichen Meriten gesegnet: Ihre Mutter Inger Aase Høyland Braut war eine gute Leichtathletin, die in den 1960er-Jahren einige Erfolge feierte. Ihr Onkel Gabriel Høyland ist bis heute eine lebende Legende bei Bryne FK.

Im Jahr 1997 bekommt Familie Braut Haaland weiteren Zuwachs: Am 9. Januar stößt ein kleines Mädchen ihre ersten Schreie in der Geburtsklinik von Nottingham aus. Zu Ehren ihres bekannten Großonkels wird sie Gabrielle genannt. In jenem Jahr heißt es für die Familie aber auch Koffer packen. Nach drei Spielzeiten bei Forest, in denen Alfie Haaland mit seinem Team das Viertelfinale des UEFA-Pokals erreichte, aber auch in die Division One abstieg, zieht er mit seiner Familie etwas weiter nach Norden und geht zu Leeds United.

Seine erste Saison beim Klub von der Elland Road sollte seine erfolgreichste in England werden: Die Nummer 4 der Peacocks8 markiert in 32 Premier-League-Begegnungen für die Mannschaft von Coach George Graham sieben Treffer. Die meisten davon erzielt er per Kopf, wenngleich er auch mit gut getimten Schüssen erfolgreich ist. In der Saison 1997/98 nimmt er mit Norwegen einen weiteren erfolgreichen Anlauf, um sich für die WM-Endrunde zu qualifizieren. Doch in der Auswahl, in der mit Tore André Flo (FC Chelsea) und Ole Gunnar Solskjær (Manchester United) zwei junge Offensivtalente auf sich aufmerksam machen, tritt Alfie mehr und mehr in den Hintergrund. Zunächst verliert er seinen Stammplatz in der Nationalelf, ehe sein Name im Juni 1998 ganz von der Liste der 22 Akteure gestrichen wird, die ihr Land bei der Weltmeisterschaft in Frankreich vertreten dürfen. Aus der Ferne erlebt er mit, wie seine Teamkollegen im letzten Gruppenspiel am 23. Juni in Marseille Brasilien mit 2:1 bezwingen und damit den größten Erfolg im norwegischen Fußball feiern9. Und wie schon 60 Jahre zuvor im gleichen Land geht das WM-Märchen der Løvene auch diesmal im Achtelfinale zu Ende, als einmal mehr Italien mit 1:0 die Oberhand behält. Durch die zwei aufeinanderfolgenden WM-Teilnahmen und die historische Leistung gegen den amtierenden Weltmeister erlebt der Fußball in Norwegen einen neuen Aufschwung. Diesmal sollte der Generationswechsel besser gelingen …

Die Helden von 1994 und 1998 reichen den Staffelstab höchstpersönlich weiter: Im Jahr 1999 wird der 97-malige Nationalkeeper Erik Thorstvedt stolzer Papa von Kristian, der später im Mittelfeld von KRC Genk und Sassuolo aktiv sein wird. Im gleichen Jahr freut sich Lars Bohinen über die Geburt seines Sohnes Emil, der einmal in der Zentrale von ZSKA Moskau und US Salernitana die Fäden ziehen soll. Tore André Flo wird Vater von Johan, der später im Angriff von Sogndal IL an der Seite eines gewissen Noah Solskjær, dem ältesten Sohn von Manchester Uniteds Super-Joker, spielen wird. Und im Jahr 2000 blicken auch Alf-Inge Haaland und Gry Marita Braut der Geburt ihres dritten Kindes entgegen. Wie schon bei den älteren beiden Geschwistern wird die frohe Botschaft per Anzeige in der norwegischen Lokalzeitung Jaerbladet verkündet. Die von beiden Elternteilen unterzeichnete Nachricht ist im Telegrammstil gehalten: „Leeds, England. 21. Juli 2000. Astor und Gabrielle haben einen kleinen Bruder … Erling Braut Haaland.“

1 Deutschland fiel am 9. April 1940 in Norwegen ein.

2 Das kurz vor Turnierbeginn an Deutschland angeschlossene Österreich zog seine Mannschaft zurück.

3 Auf Deutsch: „Die Löwen“.

4 Die Weltrangliste der Männer wurde 1992 eingeführt und im August 1993 erstmals von der Fédération Internationale de Football Association (FIFA) veröffentlicht, um die Stärke der international aktiven Nationalmannschaften zu bestimmen und zu vergleichen.

5 Erling Haaland hat seinen Namen „europäisiert“, während sein Vater die norwegische Schreibweise „Håland“ bevorzugt. Der Name wird [hòːlɑn] ausgesprochen. Aus Gründen der Einheitlichkeit wird in diesem Werk durchgängig die „europäische“ Schreibweise des Namens verwendet. Bei allen anderen Namen wurde die norwegische Schreibweise beibehalten.

6 Aussprache: [ˈbʁỳːnə].

7 Rune Hauge, der insbesondere Ole Gunnar Solskjær, Steffen Iversen und Eirik Bakke vertreten hat, wurde 1995 von der UEFA aufgrund undurchsichtiger Absprachen mit Arsenal-Manager George Graham gesperrt. Die Sperre wurde anschließend auf zwei Jahre reduziert.

8 Der Spitzname von Leeds United lautet übersetzt „Die Pfauen“.

9 Späte Treffer von Tore André Flo und Kjetil Rekdal per Elfmeter sorgen für den 2:1-Sieg.

Kapitel 2

Mini-Citizen

Er ist ein echter Dreikäsehoch und hat vor wenigen Monaten seine erste Geburtstagskerze ausgeblasen. Seine Beine und Hände sind noch deutlich von Babyspeck gezeichnet, sein Gesicht ist rundlich, die Wangen prall, und auf dem Kopf, der dem eines Küken ähnelt, lassen sich die ersten blonden Strähnen erahnen. Erling ist in guten Händen. Sein großer Bruder hat sich hingekniet, damit auf dem Foto alles stimmig ist. Der 6-jährige Astor umschließt Erling liebevoll mit seinen schützenden Armen und achtet tunlichst darauf, dass er das Gleichgewicht behält. Der Älteste hat einen offenen Blick und ein breites Lächeln, das die erste Zahnlücke erkennen lässt. Nur der Jüngste interessiert sich scheinbar überhaupt nicht für die Kamera. Sein Interesse gilt vielmehr dem kleinen weißen Ball zu seinen Füßen. In dieser Aufmachung sieht es danach aus, als würde er jeden Moment gegen die Kugel treten: Erling ist in eine komplette Fußballausstattung gekleidet. Neben tadellos geschnürten schwarzen Fußballschuhen trägt er knielange dunkle Socken, weiße Shorts mit der Inschrift „MCFC“ sowie ein himmelblaues Trikot mit marineblauem Kragen, auf dem das Wappen von Manchester City zu erkennen ist. Astor ist in ähnlicher Montur gekleidet, nur dass seine Ausrüstung aus der Vorsaison 2000/01 stammt.

Zu jener Zeit ist ihr Vater zu den Citizens gewechselt, um mit 28 Jahren für seinen dritten Klub in England zu spielen. Alf-Inge Haaland war an der Elland Road immer seltener gefragt. In Leeds fand er sich zunehmend auf der Ersatzbank wieder und wurde meist nur sporadisch in der Schlussphase eingewechselt. Nun bot sich die Chance, seine Karriere wieder in Schwung zu bringen, nachdem er für Norwegens EM-Aufgebot für die EURO 2000 nicht berücksichtigt wurde. Am Ende einigt er sich mit Man City und unterzeichnet am 12. Juni 2000 einen Fünfjahresvertrag über 2,5 Millionen Pfund (etwa drei Millionen Euro). Manchester liegt nur etwas mehr als 50 Kilometer und eine Autostunde südwestlich von Leeds, sodass der Vereinswechsel wenige Wochen vor der Geburt von Erling keine größeren Auswirkungen auf das Familienleben mit sich bringen sollte. Aus sportlicher Sicht musste sich Alf-Inge Haaland allerdings etwas umstellen. Spielte er mit Leeds United in der höchsten englischen Spielklasse meist oben mit10, war Manchester City seinerzeit bei Weitem noch nicht die erfolgreiche Mannschaft der 2010er- und 2020er-Jahre.

Im August 2000 kehrt der Verein nach einem Durchmarsch von der Division Two über die Division One in die Premier League zurück. Im Kampf um den Klassenerhalt zählt Trainer Joe Royle auf seinen norwegischen Neuzugang. Mit seiner Erfahrung und Vielseitigkeit soll Haaland eine Führungsrolle in der Mannschaft einnehmen. Bei City erhält er die Trikotnummer 15 und absolviert 35 Spiele im Mittelfeld, in denen er drei Tore und eine Vorlage beisteuert. Am Ende ist er einer der wenigen Lichtblicke in einer Spielzeit, die mit 20 Niederlagen in 38 Spielen zu Ende geht. Dennoch lässt die Mannschaft mit einigen guten Ergebnissen aufhorchen, darunter einem 2:1-Auswärtserfolg in Leeds in der Frühphase der Saison oder dem 1:1 gegen Manchester United. Jenes Remis am 35. Spieltag der Premier League im Old Trafford, Heimstätte des Lokalrivalen und späteren Meisters, sollte für Familie Braut Haaland jedoch einen Wendepunkt markieren.

An jenem 21. April 2001 sind auch Marita Braut und ihre drei Kinder bei der Rückrundenpartie im Stadion anwesend, um in den Farben von City dem Derby beizuwohnen11. Der norwegische Altinternationale wird im Mittelfeld mit Tony Grant und Jeff Whitley spielen. Seine Aufgabe: den Offensivdrang seines Nationalmannschaftskollegen Ole Gunnar Solskjær zu unterbinden und das Star-Mittelfeld von United mit Paul Scholes, David Beckham und Roy Keane nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Im Laufe der Partie wird der Norweger seinem Ruf als „Terrier“ gerecht: Auch wenn seine Mannschaft sich in den Niederungen der Tabelle befindet und der Abstieg bereits so gut wie besiegelt ist, kämpft er um jeden Ball und bleibt seinen Gegenspielern immer auf den Fersen. City hat gerade den Ausgleich zum 1:1 durch Steve Howey erzielt, als es passiert …

Es läuft die 86. Spielminute, als Uniteds Kapitän Roy Keane von der Außenbahn nach innen zieht, sich den Ball aber etwas zu weit vorlegt. Alfie Haaland steht in der eigenen Hälfte dort, wo ein Balleroberer stehen muss, und schlägt die Kugel ins Seitenaus. Doch der irische Nationalspieler steigt während Haalands Befreiungsschlag mit gestrecktem Bein auf das rechte Knie des Norwegers und rammt seinen Fuß mit der Sohle voraus in den Gegner. Haaland wirbelt daraufhin durch die Luft und knallt kopfüber auf den Rasen des Old Trafford, wo er schmerzgekrümmt liegen bleibt. Allen im Stadion – Fans wie Spielern – stockt ob der Brutalität des Einsteigens der Atem. Der Unparteiische David Elleray schickt den Übeltäter direkt mit Rot in die Kabine. Roy Keane nimmt reglos seine Kapitänsbinde ab, geht aber noch einmal zu dem von Ärzteteam und Mitspielern umringten Opfer und beugt sich hinab, um Alfie heftig zu beleidigen.

Von daher besteht kein Zweifel, dass der Angriff vorsätzlich erfolgte und aus Rache geschah. Im Herbst 2002 machte sich Keane in seiner Autobiografie, die er zusammen mit Eamon Dunphy12 verfasste, sogar über die Aktion lustig: „Es gibt Dinge in meinem Leben, die ich bereue. Diese Aktion gehört nicht dazu. Ich hatte lange genug darauf gewartet. Ich habe ihn verdammt hart erwischt. Der Ball war da … Nimm das, du Schwein. Selbst in der Kabine hatte ich keine Gewissensbisse. Meine Einstellung war: Scheiß auf ihn. Alles rächt sich irgendwann. Er hat bekommen, was er verdient …“

Die Fehde zwischen den beiden nahm ihren Anfang dreieinhalb Jahre zuvor, als Alf-Inge Haaland noch für Leeds United aktiv war. Im September 1997 schenkten sich die beiden Akteure nichts. Zehn Minuten vor Abpfiff kamen beide nach einem aussichtslosen Tackling des Iren zu Fall. Haaland war schnell wieder auf den Beinen und gab Keane zu verstehen, er solle nicht simulieren. Dummerweise täuschte Roy Keane keine Verletzung vor, sondern hatte sich bei der Aktion tatsächlich das Kreuzband gerissen und fiel dadurch für den Rest der Saison aus.

An jenem 21. April 2001 war nun Alfie Haaland an der Reihe … Zwar konnte er nach dem Foul die Partie fortsetzen und kam danach in zwei weiteren Spielen – darunter im Freundschaftsspiel gegen Bulgarien letztmalig im Dress der norwegischen Nationalmannschaft – zum Einsatz. Doch ihn plagen immer wieder Schmerzen, sodass er jeweils frühzeitig vom Feld muss. Alf-Inge Haaland, der bereits Probleme im linken Knie hat, wird sich von dieser Verletzung am rechten Bein nie wieder vollständig erholen. Zwischen Dezember 2001 und Januar 2002 bestreitet er noch vier Spiele für die Citizens, in denen er jeweils kurz vor Abpfiff eingewechselt wird. Jedes Mal spielt er mit Schmerzen. Der norwegische Mittelfeldspieler unterzieht sich drei Operationen und konsultiert sogar einen renommierten Kniespezialisten in den USA. Doch auch der letzte Versuch scheitert. Am 23. August 2003 einigt er sich mit dem Klubmanagement darauf, seinen noch zwei Jahre laufenden Vertrag bei Manchester City aufzulösen. Per Pressemitteilung gibt er daraufhin das Ende seiner Profikarriere bekannt: „Ich hatte eine großartige Zeit als Fußballer, die ich um nichts in der Welt eintauschen würde. Ich hatte zehn gute Jahre und blieb von Verletzungen verschont. Ich betrachte es als Glück, dass ich die Möglichkeit zu einer solchen Karriere hatte.“

Anschließend verabschiedet sich Haaland-Senior aus dem Profifußball und legt auch die Fehde mit Roy Keane endgültig zu den Akten. Von einer Klage gegen den Kapitän von Manchester United, die einige Zeit im Raum stand, wird er absehen. Gleichwohl wurde der „Bad Boy“ der Red Devils vom englischen Fußballverband zweimal bestraft: Zum einen wurde er wegen des Fouls an Haaland für drei Partien gesperrt und musste eine Geldstrafe in Höhe von 5.000 Pfund (etwa 5.800 Euro) zahlen. Zum anderen erhielt er nach dem Geständnis in seiner ersten Autobiografie nachträglich weitere 150.000 Pfund Geldstrafe (etwa 175.000 Euro) und wurde für fünf weitere Spiele aus dem Verkehr gezogen13.

Nach dem Karriereende von Alf-Inge Haaland ist es für die Familie an der Zeit, ihre Zelte in England abzubrechen. Es geht zurück in den Südwesten Norwegens, um in der Nähe der Verwandtschaft in Bryne ein neues Leben zu beginnen. Pro forma hat Alfie acht Jahre später noch einen letzten Auftritt im Fußball: In der Saison 2011/12 bestreitet er eine Handvoll Spiele für den norwegischen Drittligisten Rosseland BK, einem Verein aus Bryne. Im Mai 2012 feiert er sogar ein besonderes „Jubiläum“, als sein Klub in der ersten Runde des norwegischen Pokals auf seinen Stammverein Bryne FK trifft, das Derby allerdings mit 1:4 verliert.

Von da an ist der Fußball für ihn zweitrangig. Schon einige Jahre zuvor hat er sich ein zweites Standbein als Immobilienmakler aufgebaut. Und bei Familie Braut Haaland hat sich der Jüngste bereits aufgemacht, in die Fußstapfen des Papas zu treten. Erling hat sein Minitrikot von Manchester City, aus dem er längst herausgewachsen ist, sorgfältig in den Schrank gelegt und stattdessen so wie einst sein Vater das Jersey von Bryne FK übergestreift.

10 Leeds United beendet die Saison 1997/98 auf dem fünften Platz, wird 1998/99 Vierter und landet 1999/2000 auf dem dritten Rang.

11 Im ersten Derby der Saison am 18. November 2000 behält United mit 1:0 die Oberhand.

12 Keane, The Autobiography, Penguin, 2002.

13 In seiner zusammen mit Roddy Doyle verfassten zweiten Autobiografie mit dem Titel The Second Half (W&N, 2014) geht Roy Keane noch einmal auf seine Aussagen von damals ein: „Er ging mir auf die Nerven. Ich wollte ihn umhauen und sagen: Nimm das, du Arschloch! Aber ich wollte ihn nicht verletzen. Zwischen dem Match in Leeds und dem besagten Tackling habe ich drei- oder viermal gegen Haaland gespielt. Wenn ich wirklich so ein rachsüchtiger Spinner gewesen wäre, warum hätte ich dann jahrelang auf eine Gelegenheit gewartet, ihn zu verletzen?“

Kapitel 3

[΄bʁỳːnə]

Um den Namen der Stadt Bryne richtig auszusprechen, braucht es ein wenig Geschick. Dafür muss man das „r“ gekonnt rollen und dazu die Zunge an den oberen Zähnen vibrieren lassen. Das „y“ wird weich ausgesprochen und ähnelt einem „ü“, das zu einem „i“ verläuft. Daneben wird der Vokal ziemlich lang gezogen. Zum Abschluss wird das „e“ am Ende hervorgehoben. So kommt man der richtigen Aussprache zumindest ziemlich nahe und findet auch im nördlichsten Land Europas den Weg nach „BRRRÜ-INE14“.

Die Gemeinde mit ihren 12.000 Einwohnern liegt etwa 430 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Oslo und rund 30 Minuten von Stavanger entfernt, die ihres Zeichens Verwaltungssitz der Provinz Rogaland und viertgrößte Stadt Norwegens ist. Hier wächst Erling Braut Haaland auf. Der Familienname des künftigen Lokalhelden leitet sich aus der örtlichen Toponymie ab: „Braut“ bezeichnet einen ländlichen Weiler, wo im Sommer der Geruch von Dünger in der Luft liegt, und „Haaland“ steht für ein Industriegebiet, in dem viereckige Gebäude ohne Charme aneinandergereiht sind.

Die Kleinstadt gehört zur Kommune Time und wurde Ende des 19. Jahrhunderts im Landesinneren errichtet, rund um den Bahnhof Thime Stasjon an der Eisenbahnstrecke zwischen Egersund und Stavanger. Die Nordsee und die in der Region typische flache Sandküste sind nur einen Steinwurf entfernt. Die Siedlung grenzt an das Südufer des Sees Frøylandsvatnet und ist von dichten Wäldern und weitläufigen Kulturflächen umgeben. Das Leben in der Region war lange Zeit von der Landwirtschaft geprägt – hier wurden Pflüge, Mähmaschinen und Erntemaschinen hergestellt. In dieser ländlichen Gegend sollen sich auch heute noch die meisten Traktoren ganz Norwegens tummeln. Ungeachtet dessen hat sich der Landstrich über mehrere Jahrzehnte hinweg zu dem am dichtesten besiedelten Gebiet von Jæren15 sowie zu einem regionalen Handels- und Bildungszentrum entwickelt.

Erst kurz bevor Familie Braut Haaland 2005 in ihre alte Heimat zurückkehrt, wurde Bryne der Stadtstatus16 zugesprochen. „Es ist ein ruhiges Plätzchen Erde mit ländlichem Charakter und viel Natur, an dem es sich gut leben lässt“, sagt Alf-Ingve Berntsen, der seit 1997 in Bryne lebt und die Karriere des norwegischen Wunderkinds maßgeblich fördern sollte. „In den vergangenen 30 Jahren hat unsere Region durch die Öl- und Gasindustrie in Stavanger einen Aufschwung erlebt. Doch in letzter Zeit wird der Blick wieder vermehrt auf eine ökologischere Wirtschaft gerichtet“, so Berntsen am Telefon.

Touristen machen in Bryne nur selten Station. Stattdessen fühlen sie sich von spektakuläreren Orten im Land der tausend Fjorde angezogen, die sich als weite Täler durch zerklüftete Berglandschaften ziehen und von atemberaubenden, aus Gletschern gespeisten Wasserfällen durchdrungen sind. So zieht es Reisende eher zur Felskanzel Preikestolen mit ihrer spektakulären Aussicht, zur legendären Passstraße Trollstiggen, die sich auf über 100 Kilometern durch die atemberaubende Landschaft schlängelt, zur Mitternachtssonne auf die Lofoten oder zur Inselgruppe Vesterålen, wo sich unzählige Vögel und Wale beobachten lassen.

Bryne hat demgegenüber nichts Außergewöhnliches zu bieten. Doch es ist eine sichere, freundliche und dynamische Stadt, in der es sich gut leben lässt. Neben einer Einkaufsstraße gibt es drei Shopping-Center. Darüber hinaus locken der Fritz-Røed-Skulpturenpark, das Garborg-Museum, das Kultur- und Veranstaltungszentrum „Bryne Mølle“ oder das jährliche Rockfestival Ranglerock. Für die Jugendlichen gibt es auch einige Angebote. Sie können ihre Freizeit in der Stadt oder Natur verbringen oder sich in einem der zahlreichen Sportvereine betätigen. Der Karate-Klub zählt zu den besten des Landes. Der Leichtathletikverein hat einige Champions wie Gry Marita Braut hervorgebracht. Auch Mannschaftssportarten sind gut vertreten. Während sich Gabrielle in Richtung Basketball orientiert, probieren sich ihre beiden Brüder Astor und Erling zunächst in mehreren Sportarten aus, ehe sie sich wie ihr Papa ausschließlich auf den Fußball konzentrieren, der in Norwegen zusammen mit Skilanglauf, Biathlon und mit etwas Abstand Eishockey zu den beliebtesten Sportarten zählt.

Für das runde Leder gibt es in Bryne gleich drei Anlaufstellen: Kåsen IL im Norden der Gemeinde, Rosseland BK im Osten und den bekanntesten Verein Bryne Fotballklubb im Westen, der heute in der 1. Divisjon und damit in der zweithöchsten Spielklasse des Landes agiert. Der Verein wurde 1926 als Bryne IL gegründet und 1991 in Bryne FK umbenannt. Zwischen 1976 und 1988 sowie 2000 und 2003 spielte der Klub in der höchsten norwegischen Liga. Die Mannschaft qualifizierte sich 1981 für den UEFA-Pokal und gewann sechs Jahre später den norwegischen Cup. Im Jahr 2001 stand Bryne FK erneut im Pokalfinale. Zu den bekanntesten Spielern zählen Nationalstürmer Johannes Vold, der zwischen 1961 und 1970 in 264 Begegnungen 274 Tore für den Klub erzielte. Dazu kommt Erlings Großonkel mütterlicherseits, Gabriel Braut Høyland, der mit 596 Einsätzen Rekordspieler des Vereins ist und zwischen 1970 und 1986 170 Treffer markierte. Astor Haaland, Erlings Großvater väterlicherseits, trug ebenfalls das weiß-rote Trikot, genauso wie Papa Alf-Inge, der 68-mal für Bryne FK auflief, ehe er 1994 zu Nottingham Forest wechselte.