Inhaltsverzeichnis
Warnung
Kluge Sprüche
Dr. Sebastian Freud, der etwas and’re Therapeut
Was ist ein Malediktologe? Wer ist Dr. Sebastian Freud?
Lieber Schimpfwort-Aspirant!
Die Sebastian Freud’sche Analyse
Warum schimpft der Mensch?
Wir Deutschen, ein Volk von Anal- und Fäkalsprachlern
Schimpfen ist der »Stuhlgang der Seele«
Kleine sadistische Fettsäcke oder: Das Nach-der-Schule-Trauma
Wie schimpft man/frau?
Kain oder Abel, wer ist schuld an allem?
Die Nobel-Insultianer Politiker, Fußball-, Pop- und Filmstars, Autofahrer
Zwischenrufe und Kommentare aus dem Bundestag seit 1949
Aus dem parlamentarischen Schimpfwortschatz
Franz Josef Strauß, das »bayrische Rumpelstilzchen«
»Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein Arschloch!«
Fußballwahn: Der rasende Rudi
Die »Krönung« der WM 2006: Das Materazzidane-Foul
Eine »gekreuzigte« Madonna lädt den Papst ein
Klaus Kinski, »der Irre vom Dienst«
Stefan Raab: Vom Messerwetzer zum Medientäter
Harald Schmidt und die hohe Kunst des Humors
Faule Ausreden
Vorsicht, Zeichen und Gesten!
Die Daumen-hoch-Geste
Das Victory-Zeichen
Die Hörner-Geste
Der Fingerring
Die Faust-in-die-Hand-Geste
Der Stinkefinger
Die Feige
Hitliste der teuersten Beschimpfungen
Lexikon der Schimpfwörter von A – Z – von Aa-Gesicht bis Zystenziege
Warnung!
Vorsicht, diskriminierend!
Hinweis:
Wüste Sprüche und Flüche
Andere Länder, andere Flüche
Insult-Abkürzungen
Flotte Insult-Sprüche
Glossar malediktologischer Begriffe
Copyright
Warnung
Die gesammelten Wörter und Sprüche sowie Ratschläge in diesem Buch sind von Autor und Verlag nach bestem Wissen und Gewissen sorgfältig erwogen und geprüft. Doch Autor und Verlag übernehmen keinerlei Haftung für etwaige Prügel, gesundheitliche Schäden oder gerichtliche Folgen, die sich aus dem Gebrauch bzw. Missbrauch der in diesem Buch aufgeführten Beschimpfungen ergeben.
Kluge Sprüche
Bist du wütend, fange an zu fluchen. Mark Twain
Lieber noch will ich Lärm und Donner und Wetterflüche, als diese bedächtige zweifelnde Katzenruhe – und wer nicht segnen kann, der soll fluchen lernen. Friedrich Nietzsche
Besser einander beschimpfen, als aufeinander zu schießen. Winston Churchill
Beleidigungen gleichen falschen Münzen. Wir können nicht verhindern, dass sie uns angeboten werden, aber wir brauchen sie nicht zu nehmen. Charles H. Spurgeon
Wer es zulässt, dass man ihn beleidigt, verdient es. Pierre Corneille
Alles muss raus! Dr. Sebastian Freud
Dr. Sebastian Freud, der etwas and’re Therapeut
Was ist ein Malediktologe? Wer ist Dr. Sebastian Freud?
Dr. humor. maledikt. Sebastian Freud ist Therapeut und Professor der Malediktologie, der Wissenschaft von den Schimpfwörtern und Flüchen. Für das vorliegende Handbuch hat er aus seiner großen Wortschatztruhe über 5000 Ausdrücke zusammengestellt, mit fachlichen Erklärungen und witzigen Kommentaren versehen. Mit diesem Werk führt er Sie unter anderem in die tiefsten fäkalen, analen und anderen Schichten und Schluchten Ihrer Seele und hilft Ihnen, diese zu entleeren. Ein Prozess mit ungeahnten heiltherapeutischen Wirkungen! Denn Schimpfen und Fluchen ist gesund, es ist der »Stuhlgang der Seele«. Aber lassen wir den Experten selbst zu Schimpfwort kommen:
Lieber Schimpfwort-Aspirant!
Immer wieder werde ich gefragt: Wie kamen Sie zu solch einem ungewöhnlichen Beruf wie dem eines Malediktologen? Alles nahm seinen Anfang in meinem Geburtsort Pimpfing a. d. Pimpf, einem oberbayrischen 100-Seelen-Dorf bestehend aus 99 % Katholiken. Ich war ein sehr neugieriges, frühreifes Bürschlein, das ständig allerlei Ideen und Streiche im Kopf hatte. Eines Tages fiel mir zum ersten Mal ein Fremdwörterbuch in die Hände. Obwohl ich kaum welche verstand, kritzelte ich einige Wörter ab und versuchte, Sätze daraus zu bilden. Natürlich ergaben die keinen Sinn. Wenn ich daran denke, hallt mir das Gelächter meiner Eltern und Geschwister in den Ohren, als sie meine ersten literarischen Kunstwerke lasen. Am meisten interessierten mich natürlich ganz spezielle Wörter und Unwörter, die wir nie in den Mund nehmen durften, denn »wer schimpft und flucht, der kommt in die Höll’«!, hieß es. Und so nahmen sie mir meine geliebte Lektüre einfach weg. »Ihr ☞ Banausen (dieses Wort hatte ich mittlerweile schon gelernt!), wartet nur, euch werd ich’s zeigen!«, rief ich verärgert. Ich nahm mir allen Ernstes vor, einmal »Schimpfwortprofessor« zu werden, und dann würde ich sie irgendwann allesamt niederschimpfen …
Meine Erziehung war gnadenlos katholisch. Damit ich auf andere Gedanken kommen sollte, steckten mich meine Eltern in ein ebenso gnadenloses Klosterinternat. Ich höre noch meinen Vater beim Abschied sagen: »Waschdl,’z Internadt hodd no koam gschadt!« Meine Mutter Eusebia träumte von einem Priestersohn. Aber Pfeifendeckel. Die uns Internatsjünglingen »wärmstens zugeneigten« Padres, wir nannten sie übrigens ☞ »Kuttenbrunzer«, schürten meinen Argwohn gegenüber dem Klerus. Während der zehnjährigen Schulzeit trieben unter uns die wildesten Ausdrucksammlungen ihre Blüten. Jeder Pater erhielt seinen geheimen Schimpfnamen: Der Turnvater beispielsweise hieß ☞ »Warmduscher«, der Musikpater wurde »Homophonos« genannt, des Lateinpaters Name war »Latin Lover«, und der Griechischvater hieß »Agios Lesbos«. Irgendwann mal hatten die Kuttenbrunzer das spitz gekriegt, heiliger Strohsack, da war was los! Es kam zu einer regelrechten Razzia. Jeder von uns musste seine gesammelten Schimpfwerke abliefern; dabei kamen auch manche Sex-Heftchen bzw. Wichsvorlagen zum Vorschein. Auweia, von den folterartigen Strafen im Klosterkeller abgesehen …
So kämpfte ich mich durch die Internatszeit und studierte nach dem Abitur Germanistik und Psychologie mit Nebenzweig Malediktologie. Meine Doktorarbeit schrieb ich über das Fluchverhalten oberbayrischer Pfaffen und Mönche. Das Studium der Wörter und Unwörter war für mich nicht nur zu einer Leidenschaft, sondern auch zu einer echten Selbsttherapie geworden. So ist dieses Buch im wahrsten Sinne des Wortes ein eigenes Coming-out und ein erfüllter Traum obendrein.
Die Sebastian Freud’sche Analyse
Warum schimpft der Mensch?
Keine Angst, ich werde Ihnen hier keine seitenlangen hochschimpfwissenschaftlichen Theorien um die Ohren hauen. Es wird höchstens etwas ernster werden, wenn ich Sie nun zu knapp Wesentlichem und Wissenswertem über das Schimpfen einlade. Dann entlasse ich Sie wieder zu einer amüsanten Stöberei ins Lexikon der Schimpfwörter im hinteren Teil des Buches.
Warum schimpfen wir eigentlich? Psychologisch gesehen ist schimpfen die Folge einer dreigliedrigen Kette von Ursachen:
1. Frust – 2. Affekt – 3. Aggression
Am Anfang steht der Frust. Irgendetwas wird Ihnen zum Ärgernis: Das Auto springt nicht an, der Hausschlüssel fällt in den Gulli, Ihre Frau hat Ihren Lieblingswollpulli auf 60 Grad gewaschen (jetzt kann ihn Ihr kleiner Sohn tragen), Sie haben eine PIN vergessen, Sie verpassen einen wichtigen Zug, das Geschäft Ihres Lebens geht Ihnen durch die Lappen und und und … Genannte Beispiele führen zu einem starken körperlichen und seelischen Erregungszustand, dem Affekt: Sie bekommen plötzlich keine Luft mehr, werden leichenblass, der Blutdruck steigt, die ☞ Birne wird rot wie eine Tomate, Ihnen wird schwindlig oder gar schwarz vor Augen. In diesen Zuständen empfinden Sie Unangenehmes: Angst, Hass, Rache, Wut, Zorn und andere Dinge steigen in Ihnen hoch. Das alles ereignet sich im Stammhirn, dem älteren Teil unseres Gehirns, von wo aus die Affekte, Instinkte und Triebe gesteuert werden. Dieses untersteht jedoch nur zum Teil unserem Willen bzw. unserer Kontrolle. Hier lauert »das Tier in uns«. Doch wenn es nicht durch die darüber liegende jüngere Großhirnrinde gezügelt wird, welche höher entwickelt und zivilisiert ist, lassen wir im wahrsten Sinne des Wortes »die ☞ Sau raus«. Im Affekt kann ein enormer Druck wie bei einem Dampfkessel entstehen. Dieser explodiert, wenn der Dampf nicht abgelassen wird. Und wir werden körperlich und seelisch krank, wenn wir uns nicht auf irgendeine Weise abreagieren und entladen können. Als dritte Stufe folgt die Aggression. Aus der heraus entsteht dann mehr oder weniger das Schimpfen. Glücklicherweise sind laut Untersuchung im Schnitt etwa 90 % aggressiver Verhaltensweisen nur verbaler Natur, obwohl auch diese physische Aggressionen provozieren bzw. auslösen können.
Wir Deutschen, ein Volk von Anal- und Fäkalsprachlern
Was kann man nun als Schimpfwort bezeichnen? Im Prinzip ist jedes Wort, welches mit aggressiver, negativer Energie geladen ist, ein Schimpfwort, nicht nur wenn es eine beleidigende Bedeutung hat. Sprechen Sie doch mal das Wort »Liebling« in zwei Varianten aus: Einmal denken Sie dabei an die wunderbarsten, himmlischsten Eigenschaften Ihres Partners, ein andermal an die miesesten, teuflischsten … und flugs wird das schöne Wort zu einem Schimpfwort. Da sind wir schon bei der praktischen Seite: Wenn man Vergleiche mit anderen Ländern anstellt, sind wir Deutschen, was repräsentativ die Allem voran rangieren in unserem Vokabular immer noch Wörter wie »Scheiße« und »Arschloch«. Wir sind ein Volk von Anal- und Fäkalsprachlern. Vor allem in christlich geprägten Gesellschaften sind diese Ausdrücke sehr verbreitet. Unterdrückerische und sexualfeindliche Erziehung, wie in meinem Fall von »gnadenlos katholischer Prägung«, sind der Nährboden. Seien Sie ehrlich, meistens kommt Ihnen doch auch nur »Scheiße«, »Kacke«, »Du Arsch« usw. über die Lippen, oder? Vorliegendes Buch wird Ihnen helfen, mehr Fantasie, Farbe und Flair in Ihren Schimpfwortschatz zu bringen.
Schimpfen ist der »Stuhlgang der Seele«
Lange Zeit war es ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, ebenso wurde es von der Wissenschaft bislang so gut wie ignoriert. Doch die Sitten- und Kulturforschung hat festgestellt, dass schimpfen und fluchen fundamentale menschliche Erlebnis- und Verhaltensweisen sind, um unser psychophysiologisches Gleichgewicht zu bewahren. »Deckel drauf« ist out! Schimpfen ist gesund! Aber Vorsicht, wie alles im Leben hat auch das Schimpfen sein Maß und seine Grenzen.
Schimpfen
ist ein Ventil für psychischen Überdruck.
ist eine Selbstschutzfunktion, sie verhindert mögliche handgreifliche Aktionen.
beugt permanentem Stress vor und stellt unser inneres Gleichgewicht wieder her.
baut innere Spannungen ab, löst körperliche Staus und Aggressionen und alte Verkrustungen.
aktiviert Ihre Magensäfte, Sie riskieren also keine Magengeschwüre.
belebt Ihr Gemüt, fördert Ihren Sinn für Humor.
öffnet Türen zu Ihrem Unterbewusstsein.
ist allgemein gut für die Gesundheit.
Kleine sadistische Fettsäcke oder: Das Nach-der-Schule-Trauma
Manchmal um die Mittagszeit kann man sie beobachten, an Bushaltestellen inmitten lärmender Schüler: meist gedrungene, überfettete, fiese kleine Sadistlinge. In der einen Hand einen Lolli oder Dickmann’s, an der anderen Hand einen dürren, bleichblassen, wimmernden, sich krümmenden Mitschüler. Sie verdrehen Arme, treten in Bäuche und Säcke, tauchen Köpfe in Wasserlachen, schmeißen Schulranzen auf die Straßen und geilen sich tierisch an alldem auf.
Bilder aus meiner eigenen Schulzeit ziehen an meinen Augen vorbei. Einer von dieser Sorte war Wolfi Krackhardt. Allein der Name schon flößte mir Furcht ein. Wolfi war ein fetter, ständig schwitzender, röchelnder Stiernackentyp. Er war krankhaft sadistisch, und wohl keiner aus der Klasse kam jemals ungeschoren davon. Irgendwann war ich wieder an der Reihe. Doch dieses Mal drehte ich den Spieß um. Ehe der Dicke mit seinen Spielchen loslegen konnte, griff ich blitzschnell nach dem allergrößten Stein und drohte ihm, seinen Fettschädel damit zu zerschmettern. Ich hätte es nie fertig gebracht, und auch das Schimpfen bewahrte mich davor, den Stein tatsächlich zu werfen. Ich brüllte wie betäubt und blind vor Wut, so laut, dass es halb Augsburg hören konnte: »Hau ab, du Fettsack, du stinkender Fettsack, oder ich …«
Und da kam die Erlösung: Wolfi trollte sich wie ein getretener Hund, mit einem leisen Fluch auf den Lippen, von dannen. Endlich hatte ich auch den Mut, meinen Eltern und dem Klassenlehrer davon zu erzählen. Und von dieser Zeit an war Schluss mit der elenden Folter, Gott sei Dank!
Wie schimpft man/frau?
Ködern Sie das Tier in Ihnen mit einem Schimpfwort (über das Stammhirn) und lassen Sie Ihren Reiter (über die Großhirnrinde) die Kontrolle ausüben, die Zügel führen (die Art und Weise des Umgangs damit).
Es gibt noch andere, ungefährlichere Möglichkeiten und Gelegenheiten, sich verbal abzureagieren, außer jemandem direkt ein fieses Schimpfwort an den Kopf zu werfen, z. B.: während sportlicher Betätigungen, beim Autofahren, vor der Waschmaschine, an einem Boxsack, an einem Kissen usw. Versuchen Sie’s mal!
Wählen Sie bevorzugt Wörter mit Zischlauten. Sehr wirkungsvoll sind Verschlusslaute. Das sind Laute, bei denen der nach außen drängende Luftstrom im Mundraum oder im Hintergaumen gestoppt wird: p, t, k, b, d, g. Auch helle Vokale (Depp, Idiot, Dreck usw.) eignen sich gut.
Entwickeln Sie Fantasie! Erfinden Sie neue Wörter wie z. B. »Scha…ka…puff!!!« Üben und praktizieren Sie vor dem Spiegel. Gestikulieren Sie dabei und ziehen Sie Grimassen.
Fluchen Sie am besten in Ihrer Heimatsprache bzw. noch besser in Ihrem Dialekt. Denn dabei sind Ihre Emotionen am wirkungsvollsten.
Vorsicht! Wahren Sie einen gewissen Anstand und vermeiden Sie es, die Gefühle anderer Menschen zu verletzen. Laut, leise, lächelnd, verärgert, humorvoll, ernst, flüsternd, schreiend … Es gibt so viele Nuancen des Schimpfens und Fluchens. Und genau davon hängt letztlich die Reaktion unseres Gegenübers ab.
Bedenken Sie: Nach § 185 des Strafgesetzbuches (StGB) ist eine Beleidigung »der Angriff auf die Ehre eines anderen durch die Bekundung der Missachtung oder Verachtung (Ehrverletzung)«. Laut Gesetzestext wird die Beleidigung unter Strafe gestellt. Die Strafandrohung lautet: »Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe und, wenn die Beleidigung mittels einer Tätlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.« Jaja, ich weiß, das ist alles gut gesagt. Wenn’s einen dann überkommt, sieht alles wieder anders aus.
Studieren Sie die Hitliste der teuersten Beschimpfungen bzw. Beleidigungen (siehe S. 45), damit Sie wissen, was Sie da möglicherweise erwartet … (oder vielleicht wollen Sie sich ja mal eine Beleidigung leisten).
Kain oder Abel, wer ist schuld an allem?
Schon seit Urzeiten schimpfen die Menschen. Es gibt kein Land auf dieser Erde, in dem nicht auf irgendeine Art und Weise geschimpft wird, von der Antarktis bis Zypern, von Amharisch bis Zulu. Schimpfen wurde uns in die Wiege gelegt, und schon in den ersten Wochen schimpft der kleine ☞ Windelterrorist, wenn er seine Milch nicht kriegt oder die Hosen voll hat.
Warum hat Kain Abel getötet? Wer hat wen beschimpft? Konnten sie überhaupt schimpfen? Wir wissen kaum etwas darüber. Nur dass Kain die Nerven verlor und Abel sein Leben. Eines ist jedoch sicher: Hätte Kain damals das »Handbuch der Beschimpfungen« gehabt, wäre ihm das vielleicht nicht passiert. Da er ein Ackerbauer war und Kains Ziegen ihm die Saat wegfraßen, hätte er ja zu seinem Bruder, der Viehhirte war, z. B. sagen können: »Halt mir deine schmutzigen ☞ Zicken vom Acker.« Oder als er sauer war, dass der liebe Gott nicht auf sein Opfer schaute: »Du hast vielleicht ein größeres Rauchopfer, aber dafür ist mein ☞ Brennstab größer als deiner …« Schimpfen und fluchen macht vor keiner Tradition und Religion Halt. Unter den Psalmen im Alten Testament finden sich sogar sogenannte »Fluchpsalmen« (z. B. Psalm 109), die auch zum Zwecke des Schadenszaubers eingesetzt wurden. In manchen orientalischen Ländern werden verwünschende »Duas« (eigentlich Bittgebete) praktiziert, die Unheil über jemanden bringen sollen. Solche religiösen Praktiken sind der schwarzen Magie zuzuordnen. Die Ägypter meißelten verwünschende Hieroglyphen in Stein. Aus der griechischen Antike kennen wir ein wechselseitiges Beschimpfen, das Zweikämpfen vorausging (so z. B. bei den Helden in der »Ilias« des Dichters Homer). Auch die Römer waren wahre Meister im 1Insultieren. Ein ganzer Dichtungszweig, die 1»Satiren«, lebte davon. Eine der ältesten deutschen »Schimpfquellen« bildet das Lex Salica, ein Gesetzbuch der salischen Franken (um 510 n. Chr.), in dem die Verwendung gewisser Schimpfwörter wie ☞ Scheißkerl oder ☞ Lüstling unter Strafe gestellt wurde. Martin Luther war bekannt für seine
1Schimpftiraden. Er verwendete in seinen Schriften ca. 40 verschiedene Varianten des Wortes ☞ Teufel. Gern bediente er sich auch fäkalsprachlicher Ausdrücke:
»Aus einem verzagten Arsch kommt kein fröhlicher Furz.«
oder
»Wenn ich hier einen Furz lasse, riecht man das in Rom.«
Durch die gesamte deutsche Literatur, vom Hildebrandslied bis Handke, ziehen sich die Schimpfspuren: Goethe haben wir einen der beliebtesten Insultsprüche zu verdanken, das Götzvon-Berlichingen-Zitat: »Er aber, sag’s ihm, er kann mich im Arsche lecken!« Aus der Feder des Autors Peter Handke stammt die »Publikumsbeschimpfung«, die er 1965 als Theaterstück für vier Sprecher schrieb. Und wer heute Schimpfkultur live und in Farbe erleben will, braucht nur den Affenkasten (Fernseher) anzuwerfen, schon wird ihm Exzessives ohne Ende geboten von ☞ Stinkefingerlingen, ☞ Medientätern, ☞ Politclowns und anderen Nobel- ☞ 1Insultianern. Viel Spaß mit deren nun folgenden »Ergüssen«!
Die Nobel-Insultianer Politiker, Fußball-, Pop- und Filmstars, Autofahrer
Zwischenrufe und Kommentare aus dem Bundestag seit 1949
Ob schwarz, ob rot, ob gelb, ob grün, Politiker schimpfen und fluchen kühn … Hier einige Highlights deutschparlamentarischer Schimpfkultur:
»Schmalspurpolitiker«(Joschka Fischer, Die Grünen, 2005 zu Guido Westerwelle, FDP)
»Mini-Goebbels«(Dietmar Kansy, CDU, 1983 über Otto Schily, SPD)
»Das ist ein Stinktier.«(Hermann Otto Solms, FDP, 1989 über Norbert Gansel, SPD)
»Edelkurtisane zwischen zwei Monarchen«(Franz Josef Strauß, CSU, 1977 über Hans-Dietrich Genscher, FDP)
»Sie verwechseln wohl den Bundestag mit der Oktoberwiesn, Sie Flaschenkopf!«(Herbert Wehner, SPD, zu Erich Riedl, CSU)
»Pappkamerad, … Schleimer wäre richtiger«(Herbert Wehner, SPD, über Rainer Barzel, CDU)
»Sie sind eine Übelkrähe.«(Herbert Wehner, SPD, 1970 zu Jürgen Wohlrabe, CDU)