Handbuch Zeichnen -  - E-Book

Handbuch Zeichnen E-Book

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Beschreibung

Umfassend und leicht verständlich! Dieses Handbuch bietet allen, die das Zeichnen lernen wollen oder ihre Zeichenkenntnisse auffrischen möchten, einen umfassenden Überblick und das nötige Grundlagenwissen. Anhand leicht nachvollziehbarer Beispiele und vieler Schritt für Schritt Anleitungen werden sowohl die Basics, wie Proportionen und Perspektive, als auch verschiedene Zeichentechniken wie Tusche und Kohle leicht nachvollziehbar dargestellt und erläutert. Und das Beste: Alle wichtigen Motivgruppen, wie Stillleben, Landschaften, Architektur, Tier- und Porträtzeichnungen, sind in diesem Band enthalten und ausführlich erklärt. Schritt für Schritt kann der Leser so ganz einfach zu eigenen interessanten Zeichnungen gelangt - und der Spaß am Zeichnen ist garantiert!

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Handbuch Zeichnen

Grundlagen · Techniken · Motive

Handbuch Zeichnen

Grundlagen · Techniken · Motive

Textnachweis:

Petra Bammes (S. 148–149, 157),Dieter Brembs (S. 34–35, 50–51), Anja Dahl (S. 82, 84–85, 112–129), Dieter Goebel-Berggold (S. 20–21, 36–43, 47 unten, 52–61, 64–72, 75–77), Manfred Hönig (S. 10–11, 73, 86, 150–156),Renate Klein (S. 132–145), Nina Klose (S. 18–19, 28–29, 74), Andrei Krioukov (S. 44–47 oben, 48–49),Karl-Heinz Morscheck (S. 12–14 oben, 22–25, 29 unten, 83, 91, 104–105),Dietlinde und Jürgen Sand (S. 14–15, 18 oben, 25 unten, 26–27, 30–31, 80–81, 87–90, 94–103, 106–109)

Bildnachweis und Zeichnungen:

© akg-images (S. 10–11), Petra Bammes (S. 148–149, 151 unten, 157), Dieter Brembs (S. 34–35, 50–51),Anja Dahl (S. 13, 82, 84–85, 112–129), Dieter Goebel-Berggold (S. 20–21, 36–43, 47 unten, 52–61, 64–72, 75–77),Manfred Hönig (S. 22, 73, 86, 149 oben, 150–156), Renate Klein (S. 132–145), Nina Klose (S. 21 unten, 29, 74),Andrei Krioukov (S. 24–25, 28, 44–47 oben, 48–49), Karl-Heinz Morscheck (S. 12, 83, 90, 104–105),Dietlinde und Jürgen Sand (S. 6–7, 14–16, 23, 26–27, 30–31, 80–81, 87–89, 91, 94–103, 106–109), Frank Schuppelius (S. 19)

Produktmanagement und Lektorat: Laura Lesum

Layout und Litho: Michael Feuerer

Druck und Bindung: Neografia, Slowakei

ISBN: 978-3-86230-292-5

Art.-Nr. 30292

© 2015 Christophorus Verlag GmbH & Co. KG, Freiburg

Alle Rechte vorbehalten

Das Werk und seine Vorlagen sind urheberrechtlich geschützt, jede Verwertung oder gewerbliche Nutzung der Vorlagen und Abbildungen ist verboten und nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages gestattet. Dies gilt insbesondere für die Nutzung, Vervielfältigung und Speicherung in elektronischen Systemen und auf Datenträgern. Es ist deshalb nicht erlaubt, Abbildungen und Bildvorlagen dieses Buches zu scannen, in elektronischen Systemen oder auf Datenträgern zu speichern oder innerhalb dieser zu manipulieren.

Die Ratschläge in diesem Buch sind von den Autoren und dem Verlag sorgfältig erwogen und geprüft, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung der Autoren bzw. des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Besuchen Sie uns auf unserer Website: www.christophorus-verlag.de

Inhaltsverzeichnis

EINFÜHRUNG

Die Geschichte des Zeichnens

Zeichnen als Schule des Sehens

Grundelemente des Zeichnens

Die verschiedenen Arten einer Zeichnung

Bevor es richtig losgeht!

MATERIALIEN

Papiere

Der Bleistift

Zeichenkohle und Kreiden

Rötel und Sepia

Tinte und Tusche

Filzstifte oder Fasermaler

Pinsel und Pinselzubehör

Farbstifte

Nützliche Utensilien

GRUNDLAGEN

Das Wesen der Linie

Die Grundformen

Schraffuren

Tonwerte

Licht und Schatten

Oberflächenstrukturen

Komposition

Perspektive

STILLLEBEN

Grundsätzliches

Einfache Formen

Zylinder

Interessante Oberflächen

Blumen

LANDSCHAFT

Allgemeine Tipps für den Anfang

Bäume

Landschaftsansichten

See und Meer

ARCHITEKTUR

Die Grundlagen der Perspektive

Die Tiefe des Raumes

Stadtansichten

Wann ist eine Zeichnung fertig?

TIERE

Hunde

Katzen

Pferde

Vögel

PORTRÄT

Die Darstellung des Kopfes

Die Augen

Die Nase

Der Mund

Die Ohren

Frauen- und Männerköpfe

Kinder

AKT

Die Grundregeln der menschlichen Proportionen

Kopf und Extremitäten

Körperstudien

Über dieses Buch

„Zeichnen ist die Kunst, Striche spazieren zu führen“ – das wusste schon der Maler und Grafiker Paul Klee. Dieses Buch möchte Sie ermutigen, einfach mit dem Stift los zu spazieren und die eigene Kreativität zu entdecken. Denn das Zeichnen ist die Grundlage aller weiterführenden Künste.

Für jeden, der kreativ sein möchte, ist es sehr hilfreich, sich mit dem Zeichnen zu beschäftigen. Egal, ob Sie das Zeichnen erst erlernen oder Ihre Zeichenkenntnisse auffrischen möchten, dieses Buch bietet Ihnen einen umfassenden Überblick. Schritt für Schritt werden wichtige zeichnerische Grundlagen erläutert und verschiedene Zeichentechniken vorgestellt. Einfache Übungsbeispiele zu allen wichtigen Motivgruppen helfen Ihnen, Ihre Fähigkeiten zu erproben und Sicherheit beim Zeichnen zu gewinnen. Möchten Sie also Stillleben zeichnen, Tiere skizzieren oder Landschaftsimpressionen auf das Papier bannen? In den entsprechenden Kapiteln finden Sie viele nützliche Tipps und Anleitungen, die Sie nachzeichnen oder nach eigenem Belieben abwandeln können.

Greifen Sie einfach zum Stift und legen Sie los, denn Kreativität und Zeichenspaß benötigen kein Talent, sondern nur ein wenig Übung und Geduld. So kann jeder zeichnen lernen und mit wachsendem Können macht es immer mehr Spaß!

Ob in einem Café, auf dem Marktplatz oder Zuhause – zeichnen können Sie überall und jederzeit. Wenn Sie Stift und Papier immer bei sich haben, halten Sie das Gesehene einfach in einer Skizze fest!

EINFÜHRUNG

Bevor es an konkrete Motive geht, erfahren Sie hier Wissenswertes über das Zeichnen, die Grundelemente und verschiedene Arten einer Zeichnung. Ebenso wichtig ist, sich die Absicht einer Zeichnung bewusst zu machen und den Blick zu schulen. Denn wer die Welt mit aufmerksamen Augen beobachtet und betrachtet, hat schon einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu einer interessanten Zeichnung getan.

Die Geschichte des Zeichnens

Heute finden sich historische Zeichnungen häufiger in Grafikarchiven als in Ausstellungen, da sie mit wenig lichtbeständigen Tusche- und Temperafarben gezeichnet wurden und daher sehr empfindlich sind. Trotzdem ist es interessant, die Geschichte der Zeichnung zu beleuchten.

In der Vergangenheit war die Zeichnung für die meisten Maler und Bildhauer kein eigenständiges Darstellungsmittel, sondern ein Medium, um Notizen festzuhalten und Bildideen in Entwürfen auszuprobieren. Selbstverständlich gab es vor allem im Rahmen der Buchillustration auch Spezialisten, die in erster Linie zeichneten und kolorierten. Sie sind aber selten als individuelle Künstlerpersönlichkeiten überliefert. Erst mit Albrecht Dürer wird die Zeichnung um 1500 zu einem eigenständigen Medium, bekannt ist beispielsweise seine Darstellung der betenden Hände. Diese Entwicklung steht u. a. im Zusammenhang mit der Druckgrafik, denn jedem Druck liegt die Zeichnung, beispielsweise mit einer Kaltnadel, zugrunde. Die zeichnerischen Elemente, wie Linie und Schraffur, bleiben in den Drucken sichtbar. Somit sind sie eher Zeichnung als Gemälde, selbst wenn sie farbig gestaltet wurden.

Die Studien dienten der Schulung der Beobachtungsfähigkeit und des proportionalen Sehens. Die klassische Ausbildung bei einem Meister und seit Mitte des 16. Jahrhunderts an den Akademien begann mit jahrelangem Zeichnen, bevor man das erste Mal auf Leinwänden arbeitete. Man studierte die klassischen Kunstwerke der Antike in Italien sowie die großen internationalen Meister der eigenen Zeit.

„Erasmus von Rotterdam“. Zeichnung, 1520. Albrecht Dürer (1471–1528). Kohle, 373 x 271 mm.

Viele historische Zeichnungen werden heute oft als eigenständige Werke betrachtet, beispielsweise von Rembrandt, allerdings dienten sie in der Regel als Skizzenblätter oder Entwurfzeichnungen für Gemälde. Die Skizzenblätter wurden genutzt, um interessante Physiognomien oder Details, wie Hand- oder Kleiderstudien, für eine spätere Verwendung im Bild festzuhalten. Sie stellen ein Archiv dar, auf das im Bedarfsfall zurückgegriffen werden konnte, um ohne das Modell an einem Gemälde zu arbeiten.

Die Aufwertung der Zeichnung als ein legitimes und ausschließlich künstlerisches Medium ist das Ergebnis der letzten Jahrhunderte und geht einher mit einer Auflösung der einheitlichen Fläche der realistischen Malerei in einen immer strichbetonteren Gestus in der Malerei. Hier sei an Henri de Toulouse-Lautrec erinnert, der ein in erster Linie zeichnender Maler war. Er zeigt, welche Möglichkeiten sich aus einer Beherrschung der Zeichentechnik ergeben: Nur wer den Strich sicher beherrscht, kann ihn in einem Bild prägnant und interessant einsetzen.

Gerade bei Künstlern, die in ihren Bildern einen deutlichen Strichduktus einsetzen, wird deutlich, wie bedeutend die Beherrschung der Zeichnung ist. Sie zwingt zum Erfassen des Wesentlichen und führt so zu einer prägnanten Darstellung. Bei historischen Werken, beispielsweise aus der Zeit des Barocks, mag das oft hinter der glatten Malerei nicht augenscheinlich sein, achten Sie allerdings einmal auf die Faltenwürfe: Ein geschlängelter und geformter Strich mit dem Pinsel, und die Struktur entsteht – das ist Zeichnung!

„Ganymed in den Fängen des Adlers“. (Studie zum Gemälde in der Gemäldegalerie Dresden) um 1635. Harmensz van Rijn Rembrandt (1606–1669). Feder und Pinsel, 18,3 x 16 cm.

Die Ausbildung zeichnerischer Fähigkeit an den Akademien verfiel seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr, sie galt aufgrund einer zunehmenden Orientierung zur Abstraktion und Konzeptkunst als überholt und nicht mehr nützlich. Man erschwerte sich damit die schnelle, prägnante und auf Wesentliches reduzierte Ausformulierung bildnerischer Ideen, die in den aufwändigeren Gemälden umgesetzt werden können. Mit Bleistift und Radiergummi ist es einfacher, Kompositionen und Entwürfe für ein Bild auszuprobieren und sich so Klarheit für das weitere Vorgehen mit Farbe zu schaffen. Für diese Verwendung finden sich in der klassischen Malerei zahlreiche Beispiele in den erhaltenen Skizzen und Studienblättern, die Bildkompositionen und verschiedene Variationen des späteren Gemäldes vorwegnehmen. Diese konzeptionelle Vorarbeit steht natürlich im Widerspruch mit dem modernen Gedanken, dass nur im spontanen Ausdruck die „echte“ künstlerische Arbeit steckt, und für den eher fließend spontanen Prozess abstrakter oder tachistischer Bilder scheint die Zeichnung so keine Rolle zu spielen. Trotzdem kann man auch hier mit zeichnerischen Skizzen eine Richtung der späteren Ausführung ausprobieren und planen.

„Die Reisende von Kabine 54“. Farblithografie (zweiter Zustand), 1895. Henri de Toulouse-Lautrec (1864–1901). 61 x 44,7 cm.

Zeichnen als Schule des Sehens

Wenn wir eine Zeichnung betrachten, insbesondere eine künstlerisch gut gelungene, bewundern wir neben dem besonderen Ausdruck meist die außergewöhnliche Handfertigkeit, die dieses Werk auszeichnet. Vergleiche zwischen dargestelltem und realem Objekt werden schnell hergestellt. So bestimmt zunächst das Maß der Ähnlichkeit die Bewertung. Abweichungen davon gelten für gewöhnlich als „künstlerische Freiheit“. Dass Abstraktionen häufig erst das Wesentliche eines Objekts oder bestimmte Aspekte betonen, erkennt eher der genauere Blick. Der Betrachter eines Bildes muss also hier genauer hinsehen, um zu erkennen, um was es sich handelt. Erst dann erschließt sich das Dargestellte, findet die Botschaft eine aufmerksame Annahme.

Eine häufige Auseinandersetzung mit Werken der Bildenden Kunst schult das Auge entsprechend; es sieht einfach auf Anhieb viel mehr als der „normale Blick“. So ist das genaue Hinsehen für den Betrachter Voraussetzung für mehr Erkenntnis, für einen wirklichen Gewinn.

Wenn dies schon für den Betrachter gilt, um wie viel mehr muss es dann für denjenigen gelten, der dieses Bild gemalt oder gezeichnet hat? Was immer auch der Bildgegenstand sein mag, Stillleben, Landschaft, Mensch oder Tier, er lässt sich nicht darstellen ohne eine eingehende Beschäftigung mit ihm. Das gilt sowohl für die Arbeit vor dem Objekt als auch für die Darstellung aus dem, was wir Fantasie nennen. Das, was wir darstellen wollen, verlangt also eine große Aufmerksamkeit. Wir müssen es uns genauer ansehen, als wir es mit dem Alltagsblick gewohnt sind. Wie wenig der alltägliche Blick aufzunehmen vermag, erstaunt immer wieder. Jeden Tag bewegen wir uns in unserer Umgebung ganz selbstverständlich und haben auch keine Zweifel daran, dass wir sie sehen. Wie viele Bäume haben wir schon im Verlauf unseres Lebens gesehen? Wie viele Menschen? Das Vorhaben aber, sie bildlich darzustellen – und sei es in einer einfachen Zeichnung – führt oftmals zu eigenartigen und ernüchternden Ergebnissen. Die Zeichnung oder ihr Versuch verlangen also, dass man sich recht genau mit dem Objekt befasst, das gezeichnet werden soll. Es wird auf eine bestimmte Art, mit offenem Sinn, angesehen und neu erkannt. So bedeutet Zeichnen lernen immer auch ein Sehen lernen. Dabei handelt es sich aber nicht um einen Nebeneffekt, sondern um wirklichen Gewinn und um die eigentliche Voraussetzung. Ein gelungenes ästhetisches Bildergebnis ist sicherlich befriedigend und eine schöne Sache. Was aber bedeutet es, die Welt nach und nach mit aufmerksameren Augen zu betrachten?

Für eine gute Zeichnung stellt sich nicht vorrangig die Frage nach einem perfekten Material. Auch lässt sich das Handwerkliche mit fleißiger Übung allmählich erlernen. Viel wichtiger aber ist der genaue Blick, der uns die Informationen liefert, die sich tief genug einprägen, um unser visuelles Gedächtnis zu einem unerschöpflichen Reservoir anwachsen zu lassen.

Beim Zeichnen vergewissern wir uns des Objekts, wir begreifen es auf eine bestimmte Weise und kommen zu einer Erkenntnis darüber. Bei diesem Prozess wirken Hand und Auge zusammen. So bedeutet Zeichnen immer auch eine Schule des Sehens.

Flüchtige Skizzen helfen bei der Verwirklichung einer Bildidee.

Grundelemente des Zeichnens

Nach dieser Anregung zum bewussten Wahrnehmen und genauem Sehen kommen wir nun auf die Grundelemente des Zeichnens zu sprechen. Mit was haben wir es bei der Zeichnung zu tun? Woraus besteht eine Zeichnung? Die Antwort ist einfach: Punkt und Linie sind ihre grafischen Grundelemente. Das klingt zwar bescheiden, aber sie eröffnen die ganze Bandbreite von der einfachsten Skizze bis zur hochkomplexen Zeichnung, die hohe künstlerische Fähigkeiten verlangt. Für beide Enden der Skala gibt es eine Reihe vorzüglicher Beispiele. Grundlage aller dieser Werke sind Punkt und Linie, auch wenn sie im Endresultat oft nicht mehr isoliert erkennbar sein mögen. Jede Zeichnung beginnt mit ihnen. Dabei lassen sich der Punkt zur Fläche und die Linie in unendliche Variationen erweitern (vgl. dazu ab S. 36).

Die verschiedenen Arten einer Zeichnung

Zeichnungen können sehr unterschiedlich beschaffen sein. Damit ist nicht die Ausführung oder Qualität gemeint, sondern die Absicht, in der eine Zeichnung angefertigt wird. Damit wird ausgedrückt, wie wir die dargestellten Dinge sehen und was wir an ihnen für bemerkenswert halten.

Machen Sie sich vor dem Zeichnen die verschiedenen Arten einer Zeichnung bewusst und fragen Sie sich, mit welcher Absicht Sie eine Zeichnung anlegen möchten. Die gewählte Sichtweise ist die Grundlage Ihrer Zeichnung und bestimmt Charakter und Funktion jeder Ausführung. Folgende grundlegende Arten unterscheiden sich:

Die Skizze

Sie steht für sich allein oder bereitet eine größere und kompliziertere Arbeit vor. So können z. B. Probleme der Komposition in einer oder mehreren Skizzen behandelt und gelöst werden. Skizzieren schärft den Blick für das Wesentliche ungemein und übt die Hand zusätzlich. Für den, der zeichnerisch weiterkommen möchte, ist häufiges Skizzieren unerlässlich.

Die Entwurfzeichnung

Sie kann skizzierend sein, kümmert sich aber genauer um das, was Bildaussage sein soll. So kann die Skizze die erste und manchmal noch unklare Darstellung einer Idee sein. Der Entwurf aber wird konkret.

Die Vorzeichnung

Sie ist meist das Resultat skizzierender Vorarbeit und legt mit einfachen, aber treffenden Umrisslinien die Komposition einer größeren Arbeit fest. Auf dem Mal- oder Zeichengrund wird sie möglichst sparsam aufgetragen.

Üben Sie das genaue Hinsehen in Ihrer alltäglichen Umgebung.

Die Studie

Eine Studie befasst sich mit dem Bildobjekt sehr genau. So kann z. B. ein Baumstück zeichnerisch möglichst präzise erfasst werden. Die Studie ist ein wichtiger Schritt Dinge zu verstehen, um sie besser ins Bild setzen zu können. Der genaue Blick wird hier vorausgesetzt und geschult.

Die Nachzeichnung

Sie wurde früher im akademischen Studium oft geübt und diente manchmal der Übermittlung. Ihre eigentliche Aufgabe aber bestand darin, dem Werk eines Meisters „auf die Schliche zu kommen“, um von ihm zu lernen. So gesehen können Nachzeichnungen sehr nützlich sein.

Die Illustration

Sie hält sich häufig an literarische Vorlagen. Grundsätzlich können aber jede Gegebenheit und jedes Geschehnis illustriert werden. Sie werden auf diese Weise ins Bild gesetzt. Die Illustration kann versuchen, möglichst objektiv zu sein, hat aber meist einen interpretierenden Charakter. Der Blick des Illustrators fließt unweigerlich in die Darstellung ein. Eine gute Illustration bleibt eine interessante und lehrreiche Aufgabe.

Die Sachzeichnung

Dies ist wirklich ein weites Feld. Sachzeichnungen gibt es für alle möglichen Dinge. Wir finden sie in den Wissenschaften, in der Technik und nicht zuletzt in den Gebrauchsanleitungen des Alltags. Interpretation oder künstlerische Ambitionen haben hier keinen Raum. Es geht darum, einen Sachverhalt möglichst nüchtern und anschaulich darzustellen und zu erklären. Hier gibt es allerdings recht große Qualitätsunterschiede. Eine gute Sachzeichnung ist nicht einfach zu erstellen.

Die autonome künstlerische Zeichnung

Sie ist frei von irgendwelchen zielgerichteten Funktionen, gleich welcher Art. Sie bemüht sich um einen bestimmten Ausdruck, um einen bestimmten Aspekt, kann aber auch scheinbar absichtslos daherkommen. Sie steht auf jeden Fall für sich und will entsprechend als Werk betrachtet und angenommen werden. Eine Skizze kann schon so beschaffen sein, dass eine weitere Ausführung nicht mehr zwangsläufig notwendig ist. Diese Skizze ist bereits das Bild. Ähnliches gilt auch für die Studie. Daneben gibt es durch und durch gearbeitete Zeichnungen, die gleichwertig neben den besten Gemälden stehen. Die Zeichnung stellt auch eine ganz eigene Kunstform dar.

Bevor es richtig losgeht!

Machen Sie sich zunächst durch einige Aufwärmübungen mit dem Zeichnen vertraut. Zeichnen Sie, wann immer sich die Gelegenheit ergibt und probieren Sie nach Lust und Laune verschiedene Zeichenutensilien (siehe dazu auch ab S. 20) aus.

Gewöhnen Sie sich dabei eine „lockere“ Stifthaltung an, indem Sie nur einen Teil des Handballens, besser noch nur den kleinen Finger, als Stütze auf das Papier aufsetzen. So werden Ihre Linien und Striche locker und flüssig. Durch die geringe Auflagefläche der Hand wird auch die Gefahr des Verwischens der Zeichnung verringert.

Beherzigen Sie außerdem folgende Hinweise:

Arbeiten Sie munter auf Ihrem Block, Papierbogen oder Ihrem Skizzenbuch. Lassen Sie sich nicht von dem weißen, gebundenen Papier entmutigen. Gegebenenfalls verkleckern Sie die Seite absichtlich, um sich den Start zu erleichtern. Sie dürfen „Fehler“ machen. Setzen Sie sich nicht unnötig unter Erfolgsdruck.

Reißen Sie keine Blätter aus Ihrem Buch! Sie nehmen sich damit selbst jede Kontrollmöglichkeit. Ihr Skizzenbuch bietet die beste Möglichkeit, Ihre eigene Entwicklung zu dokumentieren und Ihre Fortschritte selbst zu erkennen.

Zögern Sie nicht, sich einer Zeichengruppe anzuschließen oder einen Kurs zu besuchen. Die Arbeit mit und unter Gleichgesinnten bringt Sie durch neue Erfahrungen immer in Ihrer persönlichen Entwicklung ein Stück weiter. Erfahrungsgemäß ist man in der Gruppe viel mutiger, Neues auszuprobieren, zum Beispiel sich hinaus zu wagen und vor Ort im Freien zu arbeiten.

Üben Sie, wann immer sich die Gelegenheit ergibt. Eine sichere Linien- und Strichführung ist die Voraussetzung für lockere und spontane Skizzen.

ÜBUNG

Erforschen Sie Details und Oberflächen in Ihrer Umgebung, indem Sie ein Blatt mit kleinen rechteckigen oder quadratischen Kästchen (ca. 3–4 cm Seitenlänge) anlegen und hier ganz verschiedene Strukturen einzeichnen. Dies ist eine hilfreiche Übung, die Sie immer wieder machen sollten.

Einige Beispiele für Strukturübungen: Mauerwerk, Pflaster, Ziegeldach, Architekturdetails, Pflanzenstudien (Blätter, Zweige, Bäume) usw.

MATERIALIEN

Zum Zeichnen und Skizzieren eignen sich viele Materialien. Auf den folgenden Seiten gewinnen Sie einen Überblick über diverse Zeichenwerkzeuge, Papiere und Zubehör. Probieren Sie Stifte und Materialien aus, um das für Sie geeignetste Material zu finden. Je nach Sujet und persönlichem Geschmack hat jeder andere Vorlieben bei der Wahl von Stiften und Untergründen. Da aber in den meisten Fällen nur wenige Utensilien nötig sind, können Sie Ihre Zeichenausrüstung auch im Alltag problemlos mit sich führen, um spontan Erlebnisse, Details und Situationen zu zeichnen und skizzieren.

Papiere

Das Zeichenpapier ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg Ihrer Arbeit und den Spaß am Zeichnen. Zeichenpapiere sind als lose Blätter, als Skizzenblock mit abreißbaren Einzelblättern oder als gebundenes Skizzenbuch erhältlich.

Je schwerer ein Papier ist, desto undurchsichtiger, teurer und stabiler ist es. Verwenden Sie Papiere mit einem Gewicht von 200 g/m2 und mehr. Papiere unter 120 g/m2