hani xeit - Walter Vogt - E-Book

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Walter Vogt

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Beschreibung

Walter Vogt (1927-1988) war mit zahlreichen Romanen, Theaterstucken und Hörspielen massgebend für die Literatur aus der deutschsprachigen Schweiz zwischen 1960 und 1990. Sein grosses Schaffen wurde in den 90er-Jahren mit einer zehnbändigen Werkausgabe im Verlag Nagel & Kimche gewurdigt. Bisher wenig bekannt war, dass er zwischen 1963 und 1980 auch mit der Mundart experimentiert hat. Mit der Initiierung einer Gruppenlesung am 22. Mai 1967 im Theater am Zytglogge in Bern hat er den Begriff "modern mundart" geprägt, der bis heute die kritische Mundartliteratur der späten 60er-Jahre kennzeichnet. "hani xeit" lädt mit bisher weitgehend unpublizierten Mundarttexten zur Wiederentdeckung Vogts ein. Der Spoken-Script-Band versammelt seine ersten berndeutschen Lyrik- und Prosaversuche aus dem Nachlass, die "modern mundart"-Texte, den dramatischen Dialog "Tinnkwisizioon" und die Radiokolumnen "zeitraster" und "Zum neuen Tag". Vogt selber (in einem Brief an eine Studentin) und sein Herausgeber Fredi Lerch in einem Nachwort reflektieren seinen Umgang mit der Mundart als literarischer Kunstsprache.

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Walter 

Vogt

hani

xeit

 

edition spoken script 25

1. Auflage, 2018

© Der gesunde Menschenversand, Luzern

Alle Rechte vorbehalten

eISBN: 978-3-03853-067-1

Herausgeber: Fredi Lerch

Herausgeber Edition: Matthias Burki, Ursina Greuel, Daniel Rothenbühler

Korrektorat: Matthias Burki, Christoph Vollgraff

Gestaltung: hofmann.to

Druck: Pustet, Regensburg

Verlag und Herausgeber danken für die grosszügige finanzielle und ideele Unterstützung: Elisabeth Vogt, Christoph Geiser Stiftung, Schweizerisches Literaturarchiv (Corinna Jäger-Trees), KulturStadtBern, SWISSLOS / Kultur Kanton Bern, Burgergemeinde Bern, Genossenschaft Buch 2000, Gemeinde Muri

éducation permanente (S. 21) aus: Walter Vogt, Die roten Tiere von Tsavo. Erzählungen und Gedichte.

© 1994 Nagel & Kimche in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München

Das leere Grab (S. 187) aus: Kurt Marti, Namenszug mit Mond.

© 1996 Nagel & Kimche in der Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München

www.menschenversand.ch

Zu diesem Buch

Frühe Lyrik

Image

hütt si de ggiele …

ä sunneschtraal …

i ha zum änni gseit …

mängisch es Chuefüdle …

Eis Meersöili isch blind

Rächne

werumm …

I & II

éducation permanente

l’infiniment …

BIOZID

Frühe Prosa

Der Ephebefrässer

Miner Schiinwärfer suechen es Huus

Dä fägt – dä chlemmt

Züridütsch: D’Chatz

schtuurms züüg

modern mundart

Rede modern mundart

füüf bäärndütschi thägxte

nüün gedichcht

Das Unservater

dr ibiganzschtuurmumpferloorebluus

zeitraster

8, 20. September 1970

9, 11. Oktober 1970

10, 1. November 1970

11, 22. November 1970

12, 13. Dezember 1970

Tinnkwisizioon

Hörspiel

Zum neuen Tag

1. Serie, 25. bis 30. April 1977

2. Serie, 8. bis 13. August 1977

3. Serie, 21. bis 26. November 1977

4. Serie, 6. bis 11. März 1978

5. Serie, 10. bis 15. Juli 1978

6. Serie, 4. bis 9. Dezember 1978

7. Serie, 30. April bis 5. Mai 1979

Brief an eine Studentin

Jede geschriebene Sprache ist eine Kunstsprache

Nachwort

«Im Dialekt gibt man sich preis»

Anhang

Editorischer Bericht

Anmerkungen

Zu diesem Buch

1961 beginnt der Schriftsteller Walter Vogt (1927 – 1988) literarisch zu schreiben. 1965 erscheint mit dem Geschichtenband «Husten» sein erstes Buch. 1966 sorgt die satirische Erzählung «Wüthrich» – das «Selbstgespräch eines sterbenden Arztes» – für grosse Beachtung und einen Skandal in Ärztekreisen. Seither gilt Vogt als einer der wichtigen nonkonformistischen Autoren, die damals in den Fussstapfen von Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch die Deutschschweizerische Literatur zu prägen beginnen.

Vogts Schaffenskraft ist enorm. In den 23 Jahren, die ihm ab 1965 bleiben, veröffentlicht er mehr als zwanzig Bücher mit Geschichten, Erzählungen, Romanen und Essays, dazu kommen mehr als ein Dutzend dramatische Arbeiten für Theater, Radio und Fernsehen. Zwischen 1991 und 1997 hat der Verlag Nagel & Kimche diese Werkgruppen in nicht weniger als zehn Bänden repräsentativ dokumentiert. Weitgehend unberücksichtigt geblieben sind darin allerdings Vogts Mundarttexte. Auch deshalb ist bisher wenig bekannt, dass er seit den frühen 1960er-Jahren immer wieder auch mit der Umgangssprache als literarischer Sprache experimentiert hat.

2015 / 16 hat Fredi Lerch im Auftrag der Christoph Geiser-Stiftung im Schweizerischen Literaturarchiv (SLA) in Bern Vogts umfangreichen Nachlass archiviert und katalogisiert. Unterdessen ist die Arbeit abgeschlossen und der Katalog online einsehbar.1

Im Rahmen dieser Arbeit ist auch Walter Vogts Mundart-werk zusammengetragen worden: Für den 22. Mai 1967 hat er im Theater am Zytglogge in Bern eine Gruppenlesung initiiert, an der ausschliesslich literarische Texte in Mundart gelesen worden sind. Neben Vogt traten an jenem Abend Peter Bichsel, Ernst Eggimann, Sergius Golowin, Peter Lehner, Kurt Marti und Gertrud Wilker auf. Der Abend stand unter dem von Vogt gesetzten Titel «modern mundart» – jener Wendung, mit der bis heute die kritische Mundartliteratur der späten 1960er-Jahre in Abgrenzung zur berndeutschen Literatur aus dem bluemete Trögli bezeichnet wird.

Im vorliegenden Band finden sich Vogts erste berndeutsche Lyrik- und Prosaversuche ab 1963, seine Beiträge für den «modern mundart»-Abend, der dramatische Dialog «Tinnkwisizioon» und die Radiokolumnen aus den 1970er-Jahren für die Sendegefässe «zeitraster» und später «Zum neuen Tag».2

Abschliessend skizziert Vogt in einem Brief aus dem Jahr 1986 an eine Studentin sein berndeutsches Werk und sein Verhältnis zur Umgangssprache als literarischer Kunstsprache (vgl. dazu auch das Nachwort).

Frühe Lyrik

ab 1963

Image

dr Vati pfiifft dr ganz Tag Blues

dr Vati choufft grossi Bilder

wo vilech schpääter meh wärt si als itz

u wo üüs allne gfalle

dr Vati dichtet

dr Vati schätzelet mit em Mueti

dr Vati isch hunderttuusigmal gschider als dr Riva

dr Vati kennt alli Tier

är röngget Bibere vom Tierpark

si wette wüsse, weles zMännli isch

(die hei schints e Chnoche im Schnäbi)

dr Vati hett Pfögu am liebschte

dr Vati bruucht zÄsse

dr Vati isch wahnsinnig feiss –

 

hütt si de ggiele vo dr ganze klass

mit irne schtiiffe gigle

uf mir obe gsii

äs hett no gfägt –

dr fredu hett nid welle

dä löu isch auwää schwuul –

zletscht no dr leischt

dää cheib sött me ja vrchlage …

 

ä sunneschtraal uf früschem schnee

lang niemeh gsee –

dr chare schlöideret i jeder kurve

amne junge tschingg heisi dr scheiche amputiert –

s geit alls no lang.

 

i ha zum änni gseit i ha di gärn

siner schöne schwäre züpfe

hei zitteret vor fröid –

nüün mönet schpeeter

scho dr bänz –

 

mängisch es Chuefüdle

mängisch e Schatz

beides het unter dim

Rosschwanz Platz –

Schpätzli – Schpatz

chliini Chatz

fräche Fratz

Matz

.

Eis Meersöili isch blind

Eis Meersöili het gloub nume-n-eis Oug.

Es anders Meersöili het gloub gar kes Oug.

Nume-n-e herti Chrugle-n-unter-em Fäll.

Di meiste Meersöili hei zwöi Ouge

n-u kener herte Stelle-n-unterem Fäll.

Isch das es zoologisches oder es

mathematisches Problem – meineter

das klinisch oder existentiell?

Rächne

Hütt rächne mer bis eis. Guet uufpasse.

Eis isch eis.

Iis isch iis.

Eis isch iis und

Iis isch eis.

So. Jetz nämer ds Heft füre u schribe

n-alli uuf:

Einmal ist keinmal.

Mit chliine Buechstabe, zämeghänkt.

Wär fertig isch, cha hei.

Die andere chöme-n-i ds Späckchämmerli.

 

werumm

macht eim

es kabutts Dräiörgeli

eigetlech

z’gränne – ?

I

mängisch isch öppis

no schnäu

es Gedicht –

II

mängisch isch de öppis

no glii

es Gedicht –

éducation permanente

we üser frouue

die zit und energie

wo si derfür bruuche

ihrer manne z’erzieh

derfür würde verwände

ihri söhn z’erzieh

de müesste-n-üsi töchtere

nümm soviel zit und energie aawände

zum ihrer manne z’erzieh

 

l’infiniment petit

l’infiniment grand

l’infiniment compliqué

u z’änfinimã witt wägg